16. KAPITEL
Jedrek Janow hatte sich hinter einem großen Ahornbaum versteckt, der auf dem Grundstück von Romatech stand. Er hatte Yuri angewiesen, eine Meile entfernt vom Eingangstor zu parken. Dann hatten sie sich auf das Grundstück teleportiert und sich in Vampirgeschwindigkeit durch die Wälder auf das Hauptgebäude zubewegt.
»Sieht aus, als wäre der ganze Parkplatz voller Überwachungskameras", flüsterte Yuri. Er hockte sich neben Nadia hinter einen schneebedeckten Busch. »Und die Wachen kommen alle Viertelstunde durch diesen Wald. Wir können nicht lange bleiben.«
»Müssen wir auch nicht.« Jedrek betrachtete die Wagen, die auf dem Parkplatz standen. Es waren mehr Vampire hier, als er erwartet hatte. »Sind das alles Workaholics, oder halten die eine Orgie ab?«
»Sie beschäftigen einen sterblichen Priester, der jeden Sonntag mit ihnen eine Messe abhält", sagte Yuri.
»Und das hast du vergessen, mir zu berichten?«, presste Jedrek zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus.
»Wir dachten, die hätten damit aufgehört", verteidigte Yuri sich. »Haben sie auch für eine Weile. Letzten August haben wir ihre Kapelle hochgejagt.«
Dann gingen die lieben kleinen flaschesaugenden Idioten also wieder in die Kirche. Es war wirklich zum Kotzen mit denen. »Ich hoffe, sie beten um ihre Erlösung. Das können sie gebrauchen.« Er blickte auf Yuris langen Seesack. »Mach die Panzerfaust fertig.«
»Ja, Meister.« Yuri öffnete die Tasche und nahm die Waffe heraus. Er belud sie mit einer Granate.
»Ich habe gehört, nach der Messe feiern die Vampire immer noch eine Party", flüsterte Nadia den beiden leise zu. »Da gibt es gratis Chocolood.«
»Und woher weißt du das?«, fragte Jedrek betont sanft.
Sie betrachtete ihn misstrauisch. »Ich bin nie hingegangen. Das waren einige der anderen Mädchen aus dem Zirkel. Die waren neugierig.«
»Blöde Kühe", grollte Jedrek. »Sag mir, Nadia, hast du je gesehen, wie ein Vampir zu Tode verbrennt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Antworte.«
»Nein, Meister. Das habe ich nicht.«
»Dann habe ich eine besondere Überraschung für dich. Du darfst mir im Laufe der Nacht noch deine Dankbarkeit zeigen.«
Sie zog ihre Knie fest an ihre Brust. »Ja, Meister.«
Er lächelte. Langsam wurde sie gefügig.
Yuri hievte die Granatenschleuder auf seine Schulter. »Bereit.«
»Gut. Wir warten, bis sie zu ihren Autos zurückgehen, und jagen dann ein paar von denen in die Luft", erklärte Jedrek. »Und wenn die Überlebenden dann wie verängstigte kleine Mäuse herumrennen, suchen wir uns MacPhie oder Draganesti und besorgen uns die Informationen, die wir brauchen.« Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Romatech, als die Vordertüren sich öffneten.
Eine einzelne Gestalt kam herausgerannt.
»Jackpot", flüsterte Jedrek. Es war Roman Draganesti. Er rannte auf dem Parkplatz herum und sah sich wie wild nach etwas um. »Der Trottel ist nicht einmal bewaffnet. Auf ihn.«
Yuri legte die Panzerfaust ab und zog eine lange silberne Kette aus seinem Seesack. Er wickelte deren Enden um seine in feste Handschuhe gehüllten Hände.
In dem Augenblick sausten zwei mit Schwertern bewaffnete Highlander aus der Eingangstür und hielten direkt auf Draganesti zu.
Yuri zögerte.
»Gibt es etwa ein Problem?«, fragte Jedrek trocken. Er erkannte die Schotten, es waren Connor Buchanan und Ian MacPhie.
»Das ist Buchanan", sagte Yuri. »Das ist der, der Sashenka umgebracht hat.«
»Dann solltest du doch wild darauf sein, dich an ihm zu rächen.«
Yuri zog langsam sein Schwert. »Die sind aber in der Überzahl.«
Jedrek verdrehte seine Augen. Er war von Feiglingen umgeben. Er zog sein eigenes Schwert. »Beschäftige du Buchanan. Ich schnappe mir MacPhie und teleportiere mich mit ihm fort.«
In dem Augenblick blieb Draganesti stehen und neigte seinen Kopf in Richtung von Romatech. Er rannte wieder hinein, und seine zwei Krieger folgten. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss.
»Du Idiot", zischte Jedrek Yuri an. »Deine Feigheit hat uns die Chance versaut.«
Eingeschüchtert ließ Yuri seinen Kopf hängen.
Nadia zitterte. »Es ist kalt. Können wir jetzt wieder nach Hause gehen?«
»Ich weiß immer noch nicht, wieso Ian MacPhie älter geworden ist", murmelte Jedrek.
»Warum müssen wir das wissen?«, fragte Nadia. »Niemand will älter werden.«
Jedrek legte eine Hand um ihren Hals und drückte zu. »Wagst du es, mich infrage zu stellen?«
»Ich habe mich geirrt. Vergebt mir, Meister.«
Jedrek ließ sie los. Viel wichtiger war es, herauszufinden, wie Draganesti es geschafft hatte, am helllichten Tag in ihr Hauptquartier in Brooklyn einzudringen. Irgendwie schien MacPhies plötzliches Altern damit zu tun zu haben. Er wollte Antworten. Heute Nacht.
Nach einigen Minuten fuhr ein einzelner Wagen auf den Parkplatz. Ein junger Mann stieg aus dem schwarzen Lexus. Jedrek erkannte ihn von den Fotos, die er betrachtet hatte. Das war Gregori Holstein, Vizepräsident bei Romatech und ein guter Freund von Roman Draganesti.
»Der kennt alle ihre Geheimnisse.« Jedrek drehte sich zu Nadia um. »Rede mit ihm. Lenk ihn ab, damit Yuri ihn sich schnappen kann.«
»Ja, Meister.« Sie schlich sich zum Parkplatz.
Gregori zog eine volle schwarze Mülltüte aus dem Kofferraum seines Wagens. Er sang leise vor sich hin, immer wieder zwei Worte, staying alive, staying alive. Am Leben bleiben. Wie passend.
»Teleportier ihn hierher", befahl Jedrek. »Ich möchte etwas Zeit mit ihm verbringen.«
»Ja, Meister.« Yuri schlich sich in geduckter Haltung auf den Parkplatz.
»Entschuldigen Sie.« Nadia ging auf Gregori zu.
Er drehte sich zu ihr um. »Miss, was machen Sie hier?«
»Ist hier die Party mit dem Gratisessen?«
»Ja.« Gregori betrachtete sie eingehend. »Geht es Ihnen gut, Miss?«
»Ich bin nur... so hungrig.« Nadia stolperte zur Seite.
Augenblicklich ließ Gregori den Müllsack fallen und fing sie auf. Yuri sauste hinter ihn, um ihn zu packen, und eine Sekunde später tauchten sie beide neben Jedrek wieder auf.
»Was zum...« Gregori verzog das Gesicht, als Jedrek ihm die Silberkette um den nackten Hals legte. Gregoris Haut zischte, wo das Silber sie verbrannte.
»Das Silber verhindert, dass du dich gleich wieder teleportierst.« Jedrek gab die Enden der Kette an Yuri weiter. »Ich habe einige Fragen.«
»Fahr zur Hölle", knurrte Gregori.
»Er hat eine telepathische Nachricht geschickt", warnte Nadia sie, als sie wieder zu ihnen in den Wald kam.
»Ich habe sie gehört.« Jedrek packte Gregoris Kopf und tauchte mit einem schnellen und gnadenlosen gedanklichen Angriff in ihn ein. Es war ein Trick, den er sich mit den Jahrhunderten angeeignet hatte. Ehe er diese Technik perfektionieren konnte, waren einige Gehirne draufgegangen.
Gregori erstarrte. Er versuchte, sich gegen den Eindringling zu wehren, aber er war noch ein junger Vampir und damit leichte Beute für Jedrek. Er blätterte durch Gregoris Erinnerungen wie durch ein Notizbuch, bis er die gefunden hatte, die er wollte.
Ein kleiner Vampir in einem weißen Laborkittel redete mit Draganesti. » Die Ergebnisse sind in Ordnung, Sir. Für jeden Tag, den Sie die Wachdroge nehmen, werden Sie ein Jahr älter. Ich muss Ihnen empfehlen, sofort damit aufzuhören. »
»Deshalb die grauen Haare?«, fragte Gregori.
»Silber", korrigierte ihn eine blonde Frau. »Roman, ich finde, Laszlo hat recht. Ich will nicht, dass du die Droge weiter nimmst. »
»Aber du brauchst tagsüber Hilfe mit dem Baby", widersprach Roman.
»Meister", zischte Yuri, »sie kommen!«
Jedrek bemerkte die Wachen, die sich auf dem Parkplatz zu schaffen machten. Er ließ Gregori los, und der Vampir fiel nach vorn, nur von der Silberkette um seinen Hals gehalten. »Schieb ihn zurück auf den Parkplatz.«
Yuri löste die Kette mit einem Ruck und gab Gregori einen Stoß in Richtung Parkplatz. Der verletzte Vampir stolperte auf die geparkten Wagen zu und wurde sofort von den Wachen entdeckt.
Jetzt musste alles schnell gehen. Jedrek griff nach der Panzerfaust und hob sie auf seine Schulter. Er wählte das Auto, das Gregori und den Vampirwachen am nächsten war. Er lächelte, als er den Abzug betätigte.
Toni saß mit Howard Barr im Sicherheitsbüro und grübelte schweigend über Ians dickköpfiges Verhalten nach, als Howard aufsprang.
»Mist!« Er betätigte den Alarm und rannte dann zu den Waffen. Er stopfte eine Pistole in seinen Gürtel.
»Was ist passiert?« Toni warf einen raschen Blick auf die Monitore, aber ohne ihre Kontaktlinsen konnte sie nicht gut sehen.
»Jemand hat Gregori vom Parkplatz entführt!« Howard preschte mit Schwertern und Pistolen aus der Tür.
»Du liebe Güte.« Toni warf sich ihre Jacke über und stopfte eine Elektroschockpistole und ein paar Pflöcke in ihre Taschen. Sie raste den Korridor hinab.
Die Vampire hatten sich bereits Waffen von Howard genommen und waren nach draußen gerannt. Shanna stand im Foyer und versuchte, einen zappelnden Constantine festzuhalten und ihn und Radinka gleichzeitig zu beruhigen.
»Ist mir egal, was die gesagt haben, ich muss da raus!« Radinka rannte zur Eingangstür.
Toni überholte sie. »Bleib hinter mir.« Sie riss die Tür auf und rannte hinaus.
Wumm! Eine Explosion riss ein Auto auseinander. Metallteile und Glas flogen in alle Richtungen, während Flammen und Rauch sich in den Nachthimmel erhoben.
Toni blieb schockiert stehen. Hinter ihr schrie Radinka auf. Constantine fing an zu weinen.
Langsam bewegte sie sich vorwärts. Ein merkwürdiges, hallendes Geräusch summte in ihren Ohren, dass die Schreie und Rufe wie von weit her erscheinen ließ, und sie wusste, sie sollte sich schneller bewegen, aber ihr Körper machte nicht mit. Bisher brannte nur ein Auto, doch durch die ganzen in Reihe geparkten Wagen konnte es jederzeit zu weiteren Explosionen kommen. Die Hitze des Feuers leckte an ihrem Gesicht. Der Rauch lichtete sich, und sie sah reglose Körper auf dem Asphalt liegen.
Irgendetwas in ihr zerplatzte, und auf einmal konnte sie rennen. »Ian!« Sie raste vorwärts, unter ihren Stiefeln knirschte zerbrochenes Glas. Wo war er?
»Gregori!« Radinka rannte zu ihrem Sohn und brach neben ihm zusammen. Er legte eine blutige Hand an ihr Gesicht.
Keuchend und hustend, weil ihr Rauch in die Lungen drang, arbeitete Toni sich vor. Ihre Augen brannten, während sie verzweifelt nach einem grün-rot karierten Kilt suchte. »Ian!«
Da war er. Er kam auf die Knie und stand dann langsam auf. An seinen Beinen lief Blut hinab.
»Ian!« Sie rannte zu ihm und schrie bei seinem Anblick auf. Sein Gesicht war aufgeplatzt und blutete.
Sie packte seine Schultern. »Oh, Ian. Dein Gesicht.« In seiner Haut steckten lauter kleine Glassplitter.
»Vorsichtig, du schneidest dich sonst", flüsterte er. »Geh wieder rein. Hier draußen ist es gefährlich.«
»Ist mir egal.« Sie zupfte eine Glasscherbe von seinem Pullover.
»Es tut mir leid, dass ich so grob zu dir war", sagte er. »Ich will mich gar nicht mit jemand anderem verabreden.«
»Das ist gut.« Ihr stiegen Tränen in die Augen. »Ich fürchte, ich werde langsam ziemlich... selbstsüchtig, was dich angeht.«
Sein Lächeln sah durch das ganze Blut auf seinem Gesicht etwas gruselig aus. »Kannst du helfen, die Verwundeten wieder ins Haus zu bringen?«
Sie sah sich um und bemerkte, dass die meisten Vampire wieder aufgestanden waren und nach ihren Waffen griffen.
Ian krümmte sich kaum merklich, als er sich vorbeugte und nach seinem Schwert langte. »Ich muss das Gelände überprüfen. Sie könnten immer noch hier sein.«
»Du kannst doch so nicht mehr kämpfen.«
»Das sind nur Fleischwunden.« Er legte seine Finger um den Griff seines Schwertes. »Dougal, Phineas, kommt mit mir!«
Die drei blutüberströmten Krieger eilten in die Wälder.
Connor hob Gregori hoch und ging mit ihm zurück zu Romatech, Radinka im Laufschritt neben ihnen her. Roman half Howard Barr dabei, sich aufzurichten.
»Ich kann gehen.« Howard humpelte mit einer tiefen Wunde in seinem Bein zur Eingangstür.
Shanna rannte sofort zu Roman, Constantine immer noch in ihren Armen. Bis auf ein paar Kratzer schien es ihrem Mann gut zu gehen.
»Geht schnell wieder rein", warnte Roman sie, »es könnte noch weitere Explosionen geben.«
In der Ferne heulten Sirenen.
Toni fragte sich, wie sie die Sache der Polizei erklären wollten. Sie sah sich auf dem Parkplatz um. Sie konnten schlecht Schwerter oder Holzpflöcke herumliegen lassen. Auf dem Boden neben einem schwarzen Lexus entdeckte sie einen schwarzen Müllbeutel.
Sie spähte hinein. Videospiele? Hatte Gregori die zur Arbeit mitgebracht? Sie waren alle brandneu und original verpackt.
»Das nehme ich.« Dougal nahm ihr den Beutel weg und sauste zur Vordertür.
»Aber...« Toni zuckte zusammen, als Ian auf einmal neben ihr auftauchte. »Was soll der Sack voll Spielzeug?«
»So eine Weihnachtswichtel-Geschichte.« Ian führte sie zur Eingangstür. »Die Wälder sind sauber, aber wir haben herausgefunden, wo sie sich versteckt haben.«
»Ja, Alter.« Phineas kam im Laufschritt auf sie zu. »Diese verdammten Feiglinge haben sich teleportiert.«
Als sie das Blut in Phineas Gesicht sah, drehte sich ihr der Magen um. »Ihr zwei braucht medizinische Versorgung.«
»Roman und Laszlo können uns zusammenflicken.« Ian schien sehr zuversichtlich zu sein.
Sie betraten das Foyer und schlössen sich allen anderen auf dem Weg in ein Wartezimmer an. Toni spähte einen Korridor hinab und entdeckte dort Dougal mit dem Sack voller Videospiele. Er öffnete eine sonst verschlossene Tür gegenüber dem Spielzimmer.
»Komm.« Ian schob sie in das Wartezimmer.
Father Andrew betete dort mit Radinka. Die anderen saßen schweigend da, als hätte die volle Kraft des Schocks sie schließlich doch überwältigt.
Connor ging unruhig auf und ab, und Constantine folgte ihm und machte Connors Gang nach. Als der kleine Junge Toni entdeckte, rannte er mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Sie hob ihn hoch und umarmte ihn.
»Roman und Shanna sind mit Gregori im Behandlungszimmer", erklärte Connor ihnen. »Ihn hat es am schlimmsten getroffen.«
»Kommt er wieder in Ordnung?« Toni merkte, dass Constantine die Augen geschlossen hatte und dabei war, langsam an ihrer Schulter einzuschlafen.
»Er hat einige schwerwiegende Schnittwunden und Verbrennungen", sagte Connor, »aber wenn er es bis Sonnenaufgang schafft, kann er während seines Todesschlafes vollständig heilen.«
Die Tür des Behandlungszimmers öffnete sich, und Roman und Shanna kamen heraus.
»Gregori kommt durch", verkündete Roman, und alle seufzten erleichtert auf.
Radinka trat eilig zu ihnen. »Kann ich ihn sehen?«
Roman nickte. »Er ist bei Bewusstsein. Laszlo verabreicht ihm eine Bluttransfusion.«
Nachdem Radinka ins Behandlungszimmer gegangen war, trat Roman zu Connor und Ian und senkte seine Stimme. »Schlechte Nachrichten. Gregori hat berichtet, einer der Malcontents hat ihn einer vulkanischen Gedankenverschmelzung unterzogen, was auch immer das sein soll, und jetzt wissen die von der Wachdroge.«
»Dann wissen sie auch, dass du sie erfunden hast", sagte Connor. »Ich will, dass du und deine Familie euch noch heute Nacht in ein Versteck begebt.«
Roman runzelte die Stirn. »Na gut. Aber ich möchte mich erst noch um die Verwundeten kümmern und mit der Polizei reden.«
»Howard kann mit der Polizei reden. Wir verschwinden hier, so schnell es geht", befahl Connor. Er drehte sich zu Ian. »Du übernimmst hier das Kommando.«
»Aber was ist mit dem Weihnachtsball?«, fragte Shanna.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er Shanna an. »Der ist nicht wichtig.«
»Natürlich ist er das", widersprach Shanna. »Alle werden kommen. Wir müssen ihn abhalten, Roman.«
»Ich mache mir mehr Sorgen um eure Sicherheit...«
»Wir kommen klar", unterbrach Shanna ihn. »Angus und Emma kommen her. Und Jean-Luc, Zoltan, Giacomo - alle werden hier sein. Viel sicherer kann es nicht werden.«
Roman und Connor sahen sich an. »Das Argument ist nicht schlecht. Wir werden eine kleine Armee hier haben.«
»Und ich weigere mich, mir Weihnachten von den Malcontents verderben zu lassen", wendete Shanna noch ein, »wenn wir absagen, sieht es so aus, als hätten wir Angst vor denen.«
Connor zögerte. »Sie könnten immer noch versuchen, sich bei der Party einzuschleichen. Und sie würden Roman wahrscheinlich gefangen nehmen, weil er weiß, wie man diese verdammte Droge herstellt.«
»Es ist ein Kostümfest", sagte Shanna. »Sie dürften Probleme bekommen, ihn zu erkennen.« Ihre Miene leuchtete auf. »Ich weiß! Wir haben doch hundert Weihnachtsmannkostüme. Alle Männer können das gleiche Kostüm tragen. Das wird die total verwirren.«
Grinsend und voller Anerkennung nickte Roman. »Mir gefällt diese Idee richtig gut.«
Hundert Weihnachtsmannkostüme? Toni wunderte sich. Warum hatte ein Haufen Vampire überhaupt Weihnachtsmannkostüme? Hatte das irgendetwas mit dem zu tun, was Ian als Weihnachtswichtel-Geschichte bezeichnet hatte?
Connor nickte langsam. »Das ist verrückt genug, dass es vielleicht funktionieren kann. Aber wir bleiben heute Nacht trotzdem nicht hier. Wir kommen erst zum Ball am Dienstag wieder.«
»Einverstanden.« Roman war schon auf halbem Weg zurück ins Behandlungszimmer, als Dougal ins Wartezimmer spähte.
»Roman, die Polizei ist da.«
»Howard kümmert sich darum", sagte Connor. »Wo ist er?«
»Laszlo war dabei, ihm sein Bein zu verbinden.« Roman spähte ins Behandlungszimmer. »Howard, bist du so weit? Die Polizei ist da.«
»Ich kümmere mich drum.« Howard humpelte durchs Wartezimmer auf den Flur zu Dougal.
Romans Blick wanderte über alle Vampire im Wartezimmer. »Phineas, du als Nächster.« Er ging ins Behandlungszimmer, und Phineas folgte ihm.
»Komm, Connor. Ich sehe mir deine Schnittwunden an.« Shanna führte den Schotten ebenfalls ins Behandlungszimmer.
»Du bist Zahnarzt, kein echter Arzt", murrte Connor.
»Ich kann Zähne ziehen, also kann ich auch die Glasscherben aus deinem Gesicht holen.« Sie schob ihn hinein und blickte über ihre Schulter. »Du bist danach dran, Ian.«
»Das wird keinen Spaß machen.« Connor blickte mitleidig zu Ian.
Radinka kam lächelnd aus dem Behandlungszimmer. »Gregori kommt wieder in Ordnung. Lass mich den Kleinen nehmen und ins Bett bringen.« Sie nahm ihr den schlafenden Constantine aus den Armen und verließ das Zimmer.
»Du solltest auch etwas Schlaf aufholen", meinte Ian zu Toni. »Du hattest einen harten Tag.«
»So schlimm war es nicht.« Ihr Blick wanderte zu seinen Lippen. Zwischen dem furchtbaren Krankenhausbesuch und der schrecklichen Explosion auf dem Parkplatz hatte es diesen herrlichen Kuss gegeben.
Hoffentlich wusste Ian, was sie meinte, weil sie sich nicht traute, es in einem Raum voller Vampire mit Supergehör zu erwähnen.
Er trat näher zu ihr. »Bereust du es nicht? Den ersten hast du einen Fehler genannt.«
»Ich war verwirrt. Ich bin immer noch verwirrt.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich von all dem halten soll. Und ich muss immer noch mit dir reden. Es ist wirklich wichtig.«
»Bist du bereit, deine Geheimnisse zu verraten?«
»Nachdem deine Wunden versorgt sind.«
»Mir geht es gut.« Er sah sich im Raum um. »Nicht hier. Komm mit.«
Er führte sie aus dem Zimmer.