Kapitel 20:

Könige & Ängste

 


»Elysa …« Calypso sah sie erstaunt an. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du schon hier bist.«

»Die Dienerin hatte es eilig, mich hierher zu bringen«, sagte sie schnell und spürte sogleich, wie ihre Wangen ein weiteres Mal zu glühen begannen. Calypso schloss die Tür. Sein Gesicht hatte den üblichen verschlossenen Ausdruck angenommen, seine Augen ruhten kühl auf ihr. Sofort spürte Elysa wieder Unsicherheit.

Er räusperte sich. »Nun, das nimmt diesem Ort natürlich ein wenig die Überraschung.«

»Nein, gar nicht«, beeilte sie sich zu sagen. »Es ist wunderschön.«

Seine Miene blieb ausdruckslos, als er nickte. Schweigend trat er an eines der Fenster und blickte hinunter auf die Dächer der Stadt. Die Zeit, in der sie einfach nur so dastanden, zog sich in die Länge und verstärkte Elysas Aufregung.

»Du fragst dich sicherlich, warum ich dich nach gestern wiedersehen wollte«, sagte Calypso schließlich. Er schaute sie noch immer nicht an, während er unverhohlen eben die Frage stellte, die ihr nicht mehr aus dem Kopf ging.

»Ja.«

Calypso nickte gedankenverloren. Allgemein wirkte er sehr in sich gekehrt. »Das, was du angesprochen hast, ist natürlich nicht ohne Grund ein Tabuthema. Es gibt schließlich sogar Gesetze, die es verbieten …« Er verstummte. Elysa meinte, einen leichten Schweißfilm auf seiner Stirn zu erkennen. Er räusperte sich. »Doch das spielt keine Rolle.«

Calypso drehte sich so plötzlich zu ihr um, dass Elysa zurückzuckte. »Irgendetwas stimmt mit dir nicht.« Es klang nach einer nüchternen Feststellung, weniger nach einem Vorwurf. »Und damit meine ich nicht deine verquere Einstellung dazu, ob du an diesen Ort gehörst oder nicht. Da ist etwas anderes …« Seine Kiefermuskulatur trat markant hervor. Elysa schluckte trocken. Irgendwie fühlte sie sich ertappt und wusste nicht einmal, warum. Calypsos Augen erforschten ihr Gesicht. Er war ihr so nah, dass sie deutlich die dunklen Ringe unter seinen Augen erkannte.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie vorsichtig.

Calypso sah sie überrascht an und dann verzerrte sich sein Gesicht, als hätte er Schmerzen. »Alles bestens.«

Elysa verstand selbst nicht, was sie dazu trieb, aber sie streckte ihre Hand aus, zögerte jedoch in letzter Sekunde und zog sie zurück. Ihre Fingerspitzen kribbelten. Dieses Mal war es jedoch auch Calypso, der zurückwich. Er brachte eilig Abstand zwischen sich und Elysa. Zum ersten Mal wirkte seine Abweisung wie Selbstschutz.

»Es lässt mir keine Ruhe … du lässt mir keine Ruhe.« Calypso presste die Lippen aufeinander. »Eigentlich hatte ich gestern überlegt, dich ins Exil zu schicken.«

Elysas Herz setzte mehrere Schläge aus.

»Aber das konnte ich nicht. Nicht ohne zu wissen, warum du anders bist als die übrigen Bienen.« Calypso musterte Elysa eingehend. Eine Reihe ungewohnter Gefühle jagte durch ihren Körper. Was war los mit ihr? Es fühlte sich an wie nahende Panik, aber dennoch blieb das lähmende Gefühl aus. Dabei zitterten ihre Finger, sie fühlte sich, als würde sie unter Strom stehen.

»Deswegen habe ich eine Entscheidung getroffen.« Wieder machte Calypso eine Pause. »Ich möchte, dass du in den nächsten Tagen zu mir ziehst.«

Elysa schluckte. Sie erinnerte sich an das, was Darian gesagt hatte. Angst kämpfte mit einer gewissen Euphorie. »Ja?«

Calypsos Miene war angespannt. Täuschte sie sich oder war er ein wenig blasser geworden? Etwas stimmte nicht. Er sah eindeutig aus, als leide er unter Schmerzen.

»Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass ich dich als Erste Biene auswähle … du …« Er brach ab und keuchte unterdrückt. Calypso krümmte sich leicht zusammen und schloss die Augen.

»Kann ich irgendetwas tun?« Sofort war sie bei ihm, zögerte jedoch abermals, ihn zu berühren. Sie stand gefährlich nahe an einer seelischen Klippe. Ein Schritt zu viel und …

Calypso richtete sich mit schmerzerfülltem Blick auf, seine Hände lagen stützend auf der Fensterbank vor ihm.

»Nein. Es geht mir gut.« Seine Stimme klang gepresst. Er atmete mehrmals tief durch und öffnete schließlich wieder die Augen. »Du wirst deine eigenen Räumlichkeiten zugewiesen bekommen und ich werde nichts von dir verlangen, was du nicht willst. Und dennoch werden die nächsten Tage darüber entscheiden, ob du bleibst oder gehst.« Er klang noch immer angestrengt und seine Gesichtshaut war erschreckend fahl.

»Ob ich … bleibe oder gehe?«

Calypso nickte ernst. »Stelle ich fest, dass ich mich in dir getäuscht habe und du nicht anders bist als der Rest des Bienenstocks, werde ich dich ins Exil schicken. Denn dann ist deine widerspenstige Art nicht länger für mich akzeptabel.«

»Ich …« Elysas Kehle schnürte sich zu. Sie blickte Calypso aus großen Augen an.

»Schau nicht so erschrocken. Ich musste eine Entscheidung treffen.« Er richtete sich zu voller Größe auf. »Ich will, dass du noch heute Abend deine Tasche zusammenpackst, du wirst vor dem Frühstück bei mir einziehen.«

»Und wie lange …?«, fragte Elysa mit zitternder Stimme.

»Das werden wir sehen.« Er ging einige Schritte rückwärts, als bräuchte er den Abstand zu ihr. Angespannt versuchte Elysa das Zittern aus ihrem Körper zu vertreiben. Es fühlte sich an, als würden ihre Knie jeden Moment unter ihr nachgeben.

»Mehr wollte ich dir nicht sagen. Entschuldige, wenn ich mich jetzt zurückziehe …« Er beendete den Satz nicht, sondern schien abermals gegen Schmerzen anzukämpfen. »Wir sehen uns morgen. Warte hier, ich lasse jemanden schicken, der dich zurückbringt.« Calypso öffnete die Tür und zögerte. »Es tut mir leid. Dieses Treffen war anders geplant. Ich hatte gehofft, dieser Ort …« Er brach ab und kniff die Augen kurz zusammen. Dann schüttelte er den Kopf, und noch bevor Elysa etwas erwidern konnte, war er durch die Tür getreten und hatte sie hinter sich zugezogen. Elysa blieb zurück mit einem Wirbel an Gefühlen.

 

 

»Wie war es?«, fragte Lucie, kaum dass Elysa aus dem Gemeinschaftsraum der Bienen in ihr Zimmer geflüchtet war. Die gehässigen Blicke der Mädchen hafteten schmerzlich an ihr. »Das ging ja ziemlich schnell.«

»Als wenn dich das wirklich interessieren würde«, murmelte Elysa und steuerte auf ihr Bett zu, ohne Lucie anzusehen. Frustriert ließ sie sich auf die Bettkante sinken.

»Biene Elysa? König Calypso lässt dir das hier bringen.« Eine der Dienerinnen hatte kurz geklopft und trug einen gelben Koffer mit goldenen Verzierungen in das Zimmer.

»Danke«, murmelte Elysa und errötete einmal mehr unter Lucies bohrenden Blicken. Die Dienerin nickte und legte das Gepäckstück geöffnet auf ihr Bett. Es war natürlich leer und in Anbetracht der Größe war Elysa sich nicht sicher, was sie alles dort hineinpacken sollte. Selbst wenn sie ihren kompletten Schrank leerte, würde sie den Koffer nicht einmal ansatzweise füllen.

»Dann stimmt es also?«, fragte Lucie, als die Dienerin den Raum verlassen hatte. Offenkundige Abneigung stand in ihrem Gesicht.

»Vermutlich nicht so, wie du denkst«, antwortete Elysa knapp. Sie konnte bloß noch daran denken, dass sie wahrscheinlich schon in wenigen Tagen verbannt würde. Denn von was genau sollte sie Calypso überzeugen? Davon dass sie sich lediglich durch ihre Ängste von den anderen Mädchen unterschied? Welchen Grund sollte sie ihm geben, sie hierzubehalten? Frustriert trat sie an ihren Schrank.

»Du siehst nicht sehr glücklich aus«, stellte Lucie nüchtern fest.

Elysa öffnete die Türen, griff nach ein paar Kleiderbügeln, auf denen die Kostüme hingen, und trug sie hinüber zu dem Koffer. Lieblos warf sie alles hinein. Neben der offenkundigen Angst machte sich nun noch etwas Weiteres in ihrem Inneren breit: Wut.

»Ich denke, dass ihr euch das alle viel einfacher vorstellt, als es ist«, knurrte Elysa.

»Ach? Klär mich auf.«

Statt einer Antwort schnaufte Elysa bloß und machte sich daran, einen weiteren Schwung der Kostüme in dem Gepäckstück zu versenken.

»Also?«

Zornerfüllt blickte Elysa ihre Mitbewohnerin an, die im Schneidersitz auf ihrem Bett saß und jede von Elysas Bewegungen beobachtete. »Sagen wir einfach, ihr müsst euch bald keine Sorgen mehr machen, dass ich die Erste Biene werden könnte.«

»Aha. Kannst du dich vielleicht auch klarer ausdrücken?«

Elysa stapfte zu der Kommode, riss eine der Schubladen auf und zerrte zwei Paar Schuhe hervor.

»Ich werde nicht Erste Biene, sondern auf die Probe gestellt. Gefalle ich dem König nicht, schickt er mich ins Exil.«

»Was?« Lucie blickte sie aus weit aufgerissenen Augen an.

»Du hast schon richtig gehört. Und machen wir uns nichts vor: Ich bezweifle, ihn davon überzeugen zu können, etwas Besonderes zu sein.« Es war das erste Mal, seit sie hier war, dass Elysa so offen sagte, was sie dachte.

»Da musst du dich täuschen. Bienen werden niemals …?« Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Der Boden stieß einen tiefen, grummelnden Laut aus. Elysa und Lucie starrten überrascht an die Decke, an der die Hängelampe bedrohlich wackelte. Das Vibrieren verstärkte sich und Lucie rutschte von ihrem Bett. Aus dem Gemeinschaftsraum erklangen Schreie. Die beiden Mädchen schauten sich einen Moment an und rannten dann zeitgleich in richtung Gemeinschaftsraum.

Die Gläser und Karaffen auf dem Esstisch begannen zu vibrieren, bewegten sich über die glatte Fläche. Elysa hatte Probleme, sich auf den Beinen zu halten. Die Bienen standen verteilt im Raum und schauten sich verängstigt um. Parallel zu dem Beben schwoll auch die Lautstärke an.

»Was …?«

Eines der Mädchen schrie auf, als eine Vase klirrend auf dem Boden landete und in Hunderte kleiner Teile zerbrach. Keinen Augenblick später folgten die danebenstehenden Porzellanstücke. Auch die Möbel gerieten nun in Bewegung. Aufgrund der palasteigenen Erdbebenabwehr waren sie nicht fest verankert, wie es in allen anderen Abschnitten der Wabe der Fall war. Elysa hatte fast vergessen, wie sich ein Erdbeben anfühlte, so sehr war sie inzwischen an den Luxus hier gewöhnt. Die Wände protestierten knirschend.

»Kommt in die Mitte des Raumes!«, rief Elysa den Mädchen zu und wusste dabei selbst nicht, ob das die richtige Entscheidung war. Im Fügungsabschnitt waren die Vibrationen des Bodens immer ein kalkulierbares Risiko gewesen. Das hier wirkte jedoch unkontrolliert und verstärkte sich mit jeder Sekunde. Die Mädchen stolperten und schwankten durch die Bewegungen des Untergrunds. Beton brach auf. Es klirrte, als das Glas der Fensterscheiben barst. Wieder erklangen die Schreie einiger Mädchen, gingen unter im Grollen des Bebens. Sie drängten sich eng aneinander, und zum ersten Mal war dies nicht der einzige Ursprung von Elysas nahender Panik. Schmutz rieselte von der Decke. Elysa blickte nach oben und sah einen großen Spalt, der über die gesamte Decke in Richtung der Außenwand führte.

»Scheiße«, zischte Lucie, deren Augen Elysas Blick gefolgt waren.

Die Erschütterungen wurden stärker, einige Mädchen stürzten. Es krachte laut, als die Außenwand direkt vor ihnen von einem mächtigen Riss entzweigeteilt wurde. Staub hing in der Luft, Schutt rieselte auf die Köpfe der Mädchen herab. Verzweifelt blickte sich Elysa um. Die Welt, die sie umgab, schien wortwörtlich auseinanderzubrechen. Wieder erklangen eindringliche Laute; eine Kombination aus Reißen, Brechen und Bersten. Jetzt klafften die Wände so weit auseinander, dass Tageslicht hindurchdrang. Einer der Deckenleuchter hinter ihnen landete lautstark auf dem Boden, zerbarst. Es war einer von denen, die direkt über dem Eingangsbereich hingen. Groß, mit umfangreicher Glaskunst, die immer so schöne Lichtspiele an die Wände geworfen hatte. Jetzt war er nicht mehr als ein Haufen Metall und Scherben.

»Elysa, wir müssen hier raus!«, rief Lucie, sie schien im Gegensatz zu den meisten Mädchen noch einigermaßen bei Sinnen zu sein. Elysa nickte hastig. Inzwischen hatten sie Probleme, die massiven Bewegungen des Bodens auszugleichen. Der Spalt vergrößerte sich schlagartig, weitete sich nun auch auf den Untergrund aus. Die Fliesen splitterten, der Beton darunter brach auf. Die Spitze des Risses deutete in Richtung der Bienen. Verzweifelt blickte Elysa sich nach dem Ausgang um. Die Bruchstücke des Kronleuchters lagen noch immer davor, ansonsten war der Weg frei.

»Wir müssen zur Tür!«, schrie sie und Lucie nickte.

Der Riss fraß sich weiter in ihre Richtung. Das Beben wollte nicht abebben, steigerte sich noch. Es wirkte beinahe wie ein Pulsieren, als würde sich das gesamte Gebäude, gleich einem Herzmuskel, immer wieder zusammenziehen.

»Los! Zum Ausgang!«, schrie Lucie. Ihre Stimme war lauter, durchdringend.

Stolpern.

Stürzen.

Taumeln.

Elysa wagte es nicht, sich umzusehen, als es abermals unheilvoll donnerte. »Passt auf die Scherben auf!«, schrie sie.

Zu spät. Einige der Mädchen stürzten, als sich das Glas durch ihre Fußsohlen bohrte. Blut verteilte sich auf dem Schutt. Eilig kam Elysa einer von ihnen zu Hilfe, sah, wie auch Zidora am Boden hockte und einer der anderen auf die Beine half.

»Wir müssen hier raus!«, rief Elysa, legte den Arm um das Mädchen und zog sie nach oben. Sie machte sich keine Gedanken über die Nähe, zerrte die weinende Biene weiter. »Wir haben es gleich«, murmelte sie, mehr an sich als an die junge Frau gewandt.

»Sie ist zu!«

Elysas Kehle wurde eng, als Lucies Schrei zu ihr durchdrang.

»Die verdammte Scheißtür ist zu!« Lucie musterte sie aus panikgeweiteten Augen. Das Weinen und die Schreie wurden wieder lauter, konkurrierten mit dem stetigen Grollen und dem Brechen des Gebäudes. Als Elysa sich umdrehte, hatte der Riss bereits die Hälfte des Raumes erreicht. Genau die Stelle, an der die Mädchen sich eben noch dicht aneinandergedrängt hatten.

»Elysa! Was machen wir jetzt?!« Panik zeichnete Lucies Stimme und passte zu dem Ausdruck von Entsetzen in ihrem Gesicht. Elysa wusste keine Antwort, konnte nur dabei zusehen, wie das heftige Beben den Bienenstock in zwei Teile sprengte. Wieder erlag eine der Lampen den Bewegungen der Decke. Das war nicht normal. Die Erdbeben dauerten niemals so lange an. Außerdem müsste der Palast doch vor den Erdbewegungen geschützt sein. Elysa kämpfte gegen die Steifheit ihrer Gelenke an und drängte sich zwischen den Mädchen hindurch zu Lucie. Sie fasste nach dem Türgriff, rüttelte daran, musste sich einfach selbst von der Tatsache überzeugen, dass sie eingesperrt waren. Ihre eigene Angst spiegelte sich in Lucies Gesicht wider. Was jetzt?, fragten ihre Augen. Doch Elysa wusste keine Antwort.

Ein Aufschrei ging durch die Mädchenschar, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Krach. Elysa und Lucie fuhren herum. Sahen, wie ein Stück der Wand herausbrach und in die Tiefe rutschte. Einfach so. Der hintere, rechte Teil, der an den gewaltigen Riss grenzte, war weg.

»Wir sollten uns gegen die Tür stemmen!«, rief Elysa gegen den Lärm an. Lucie nickte hastig und auch einige der Mädchen reagierten auf ihre Worte. Nacheinander warfen sie sich gegen die Tür. Nichts geschah.

»Das macht keinen Sinn!«, stieß Elysa frustiert hervor.

»Scheiße!« Lucies Stimme klang schrill. Elysa fuhr herum. Durch das Abbrechen des Wandstücks hatte sich der Riss noch weiter in ihre Richtung gegraben, teilte den Raum entzwei. Nur noch wenige Meter entfernt prangte jetzt ein etwa dreißig Zentimeter breiter Riss, der in Richtung Wand immer weiter auseinander klaffte. Noch immer bebte der Boden. Wann hörte das endlich auf? Niemals hatte Elysa etwas Derartiges erlebt. Im selben Moment stolperte sie rückwärts, ruderte mit den Armen, verlor das Gleichgewicht und landete hart auf dem Hinterteil. Die Tür war offen und sie rücklings hindurchgefallen, weil sie sich dagegen gelehnt hatte.

»Los, mitkommen!« Tania schrie gegen das Getöse an. Lucie half Elysa auf die Beine und zog sie mit sich. Keine Sekunde zu früh. Die Mädchen stürmten von Panik getrieben in die Richtung, in der Elysa eben noch am Boden gelegen hatte.

Der Palast vibrierte noch immer, während sie Tania durch die Flure folgten. Überall Risse, Schutt und Zerstörung. Sie kamen an einer massiven Metalltür an, als Tania zu ihnen herumfuhr. Sie sah eher wütend als ängstlich aus.

»Ihr müsst jetzt …«

Alle stockten, starrten sich fragend an. Das Erdbeben hatte nachgelassen. Vielmehr war es genauso plötzlich vorbei, wie es angefangen hatte. Der Staub hing noch immer dick in der Luft, ansonsten herrschte absolute Stille.

»Keiner von euch rührt sich«, heischte Tania, ließ die Mädchen vor der merkwürdigen Metalltür stehen und stapfte den Gang entlang davon. Feine Linien zogen sich über das Metall und ergaben ein merkwürdiges Muster, das Elysa wiedererkannte. Zahnräder, die ineinandergriffen. Genau wie auf der Holztür, die zum Turmzimmer führte.

»Wo ist sie hin?«, wimmerte Lauren. Sofort redeten die Bienen durcheinander, flüsterten und tuschelten. Ihre Gesichter waren schmutzig, die Füße teilweise blutig, die Knie aufgeschlagen. Lauren hatte eine Stirnwunde und weinte leise. Blut und Tränen liefen über ihr Gesicht. Lucie trat zu ihr und legte den Arm um sie. Leise und beruhigend begann sie auf die junge Frau einzureden. Auch Elysa spürte, wie das Adrenalin abebbte und ein leichtes Zittern einsetzte.

»Es ist vorbei!«, rief Tania. Sie kam den Flur entlang gerannt. »Kommt mit!«

Behäbig setzten sich die Mädchen in Bewegung und folgten Tania. Die meisten humpelten, viele weinten. Zu Elysas Verwunderung führte Tania sie nicht durch die Tür, vor der sie Halt gemacht hatten, sondern daran vorbei. Ihr Blick blieb jedoch noch einen Moment an der Aufschrift hängen.

Kontrollraum

Etwas, worauf sich Elysa nicht recht einen Reim machen konnte. Wieso hätte Tania sie ausgerechnet hierherführen sollen? Was lag dahinter? Sie kam nicht dazu, sich das Schild weiter anzuschauen, weil Tania sie unerbittlich durch die Gänge trieb. Vorbei an Schutt, Schmutz und der übrigen Zerstörung, die das Erdbeben dem Palast zugefügt hatte.

Katharina Groth - Beehive Band 1 - Calypsos Herz
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