Kapitel 13:

Scham & Schein

 


Das Frühstück verlief weitestgehend schweigsam. Lediglich leises Wispern und verhaltenes Tuscheln erklangen. Noch immer war Lucie nicht zurückgekehrt, was nun auch bei den übrigen Mädchen Besorgnis auslöste. Elysa vermutete allerdings, dass sie sich mehr darum sorgten, selbst plötzlich zu verschwinden, als um Lucie. Elysa hatte in dieser Nacht zwar Schlaf gefunden, aber als sie allein in dem großen Bett erwacht war, fürchtete sie doch, dass Lucie etwas geschehen sein könnte. Was, wenn Calypso sie ins Exil geschickt hatte?

»Das ist so albern«, sagte Zidora laut und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. »Ihr solltet eher froh sein, dass wir jetzt eine weniger sind, als so schlecht gelaunt durch die Gegend zu starren.«

»Bist du bescheuert?!« Elysa sprang auf. Als die Mädchen sie nun fragend anblickten, errötete sie. Es war einfach aus ihr herausgebrochen.

Zidora hob die Brauen. »Sieh an, es spricht!« Sie grinste. »Bist du jetzt etwa traurig, weil du deine Bettgefährtin verloren hast?« Sie spitzte die Lippen, aus ihren Augen sprach pure Häme.

Elysas Körper spannte sich bis in den letzten Winkel. »Pass auf, du …«

Die mächtigen Flügeltüren quietschten protestierend. Neugierig blickten die Bienen hinüber. Es dauerte einen Moment, bis jemand durch den entstandenen Spalt trat.

»Verfluchte Scheiße«, stieß Carol hervor.

Die Mädchen schnappten beinahe einheitlich nach Luft. Selbst Zidora schien zu perplex für einen Kommentar. Das Zufallen der Tür hatte etwas Endgültiges.

Lucies Augen waren blutunterlaufen, ihre Nase rot und geschwollen. Doch das war nicht der einzige Grund, warum alle ihr Augenmerk auf sie richteten. Es war vielmehr ihre glänzende Kopfhaut. Blank. Kein einziges Haar befand sich mehr darauf. Komplett abrasiert. Die langen, hellblonden Haare waren fort. Einen Moment starrte Lucie sie an, reckte das Kinn hervor. Ihre Unterlippe zitterte. Keiner rührte sich, niemand sagte etwas. Und dann rannte Lucie los, verschwand in dem Gang zu den Schlafzimmern. Das betroffene Schweigen schnürte Elysa die Kehle zu. Die Mädchen tauschten verunsicherte Blicke. Als das Flüstern einsetzte, drehte Elysa dem Tisch den Rücken zu und folgte ihrer Freundin.

 

Lucie weinen zu sehen, war ein seltsames Bild. Es passte nicht zu dem vorlauten Mädchen. Sie saß zusammengesunken auf dem gemeinsamen Bett und schluchzte leise. Vorsichtig schloss Elysa die Tür hinter sich.

»Lucie«, flüsterte sie.

Keine Reaktion. Langsam ging Elysa zu ihr und setzte sich neben sie auf die Kante. Die aufwallende Panik verbannte sie tief in ihr Innerstes.

»Sie haben alles abrasiert«, schniefte Lucie. Elysa atmete ein, streckte die Hand aus. Ihre Finger kribbelten, als sie ihre Freundin an der Schulter berührte, alles in ihr schrie danach, die Bewegung rückgängig zu machen. Elysa biss sich auf die Zunge.

Lucie hob den Blick, in ihren Augen schwammen Tränen. »Sie haben … nicht alles auf einmal … abgeschnitten … sind immer wiedergekommen.« Ihre Worte wurden von Schluchzern durchbrochen. Elysas Finger brannten. So lange hatte sie bisher ausschließlich zu ihrer Mutter Körperkontakt gehalten. Als der Schwindel sie zu überwältigen drohte, zog sie die Hand zurück. In solchen Momenten hasste sie ihre Ängste.

»Lucie, das tut mir so leid …«, wisperte sie.

»Ich … wollte … doch … nicht …« Die folgenden Worte verloren sich in einem Weinkrampf.

»Elysa!«

Sie hob den Blick. Tania stand in der offenen Tür, musterte sie mit der üblichen wütenden Grimasse.

»Ja?«

»Deine Untersuchung wartet nicht.«

Elysa nickte, presste die Zähne fest aufeinander. Lucies Schultern zuckten, aber sie blieb ganz still. Den Blick hatte sie starr auf ihre Bettdecke gerichtet. Als Elysa sich erhob, setzte Tania hinzu: »Und danach machst du dich fertig. Calypso erwartet dich zum gemeinsamen Mittagessen.«

 

Jeder Schritt auf den hohen Schuhen schmerzte. Immer wieder knickte Elysa weg, was ihr einen spöttischen Seitenblick von Zidora einbrachte. Ausgerechnet mit ihr war sie geladen. Elysa konnte noch immer kaum glauben, dass das knappe Outfit von letzter Nacht ihr tatsächlich schon dieses Essen eingebracht hatte. Und das, nachdem sie gerade ihr Frühstück beendet hatte. Sie würde sie kaum einen Bissen herunterbekommen.

»Ihr setzt euch und wartet hier, verstanden?«, sagte Tania barsch und deutete in den Raum, vor dessen geöffneten Türen sie jetzt standen. Eine goldene Tafel, umringt von dazu passenden Stühlen; mehr enthielt das Zimmer nicht. Elysas Atem stockte, als sie einen der Diener erkannte. Ihr Herz geriet ins Stolpern. Darian.

»Hier bitte, Biene Elysa.« Er lächelte breit und deutete auf zwei Plätze jeweils an der langen Seite der Tafel. Zidora nahm ihr gegenüber Platz. Krampfhaft versuchte Elysa sich nichts anmerken zu lassen, als Darian ihr den Stuhl zurechtschob. Zidora hatte ein süffisantes Lächeln auf den Lippen. Sie wirkte ruhig und gelassen.

»Der König wird sich gleich zu euch gesellen«, vernahm sie Darians Stimme. Dann wurde hinter ihr eine Tür geschlossen. Die beiden Frauen waren allein.

»Bilde dir ja nichts ein.«

Elysa musterte Zidora fragend. »Was?«

Kleine Blitze schossen aus den Augen ihres Gegenübers. »Es hat rein gar nichts zu bedeuten, dass du heute hier bist.«

»Nicht?«

Zidoras Lippen kräuselten sich. »Calypso hat sich längst entschieden. Du bist lediglich zu seiner Belustigung hier.«

Elysa runzelte die Stirn und schwieg. Sie hatte sich niemals von den Zickereien anderer Mädchen beeindrucken lassen. Dafür war sie schon immer zu … anders gewesen. Im selben Moment öffnete sich die Tür und Calypso erschien. Wie auch beim letzten Mal war er lässig gekleidet, auch wenn er jetzt statt des T-Shirts ein weißes Hemd trug. Er lächelte kühl. Wieder lag in seinen Augen dieser forschende Ausdruck, der bis unter die Stoffe ihres Outfits vorzudringen schien. Er rieb sich die Hände, eine Geste, die in Anbetracht der Situation Abscheu weckte.

Als Erstes trat er neben Zidora, streckte ihr seinen Handrücken entgegen. Die junge Frau beugte sich vor und hauchte einen zarten Kuss auf die Hand des Königs. Elysas Kehle zog sich zusammen. Das schien jede Grenze in ihrem Inneren zu sprengen.

»Es freut mich, dich wiederzusehen, Zidora.«

»Mich auch, Calypso.« Sie zwinkerte mehrmals, warf ihm einen eindringlichen Blick zu. Elysas Magen schmerzte, als Calypso von der Rothaarigen abließ und zu ihr kam. Auch ihr hielt er seine Hand hin. Elysas Magen rebellierte.

Kein Ausweg.

Sie beugte sich nach vorn. Ein Würgen kroch ihren Hals hinauf und ließ sich gerade noch ersticken. Ihre Lippen berührten seine Hand kaum, so hastig zuckte sie wieder zurück. Schweiß lief ihr den Rücken hinab.

»Es ist nett, dich kennenzulernen, Elysa.«

»Danke für die Einladung«, brachte sie hervor. Ihre Worte klangen gebrochen, doch sie spiegelten nicht ansatzweise das Gefühlschaos wider, das in ihrem Inneren tobte. Sie lächelte, so weit es die lähmende Angst zuließ.

Calypso nahm an der kurzen Seite der Tafel Platz, unmittelbar neben den Frauen. Zidoras Blicke ruhten jetzt ausschließlich auf dem König. Es wirkte fast so, als würde sie ihn mit ihren Augen ausziehen. Die Luft knisterte zwischen den beiden und Elysa kam sich überflüssig vor.

»Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Nacht?«, fragte Calypso, schaute dabei unentwegt Zidora an. Das Lächeln war wie weggewischt. Der Ernst, den auch Elysa von ihrer ersten Begegnung kannte, zeichnete sein Gesicht. Kalt. Irgendwie beängstigend.

»Ich habe nur von dir geträumt«, zwitscherte Zidora, die die Veränderung in seiner Mimik nicht zu bemerken schien.

Elysa runzelte die Stirn. Es kostete sie alle Mühe, keine Grimasse zu schneiden.

»So soll es sein«, sagte er, griff nach seinem Glas und nahm einen Schluck von der gelbgoldenen Flüssigkeit; Ambrosia.

»Ich hatte Sehnsucht nach dir«, fügte sie mit einem weiteren Augenaufschlag hinzu.

Calypso wirkte unbeeindruckt, nickte, als hätte er mit nichts anderem gerechnet. »Da warst du offensichtlich nicht die Einzige«, sagte er und richtete den Blick vielsagend auf Elysa. Deren Kehle schnürte sich zu. Sie errötete. Das bedeutete, dass er sie gesehen hatte und dies auch der Grund war, warum sie sich hier befand.

»Wie verlief dein Spiel mit dem König aus Wabe 13?«, fragte Zidora schnell.

Calypsos Lippen formten ein schmales Lächeln. »Kaum der Rede wert.«

»Ich wusste, dass du gewinnst.« Das Lachen klang gekünstelt. Insgesamt empfand Elysa die Unterhaltung als ein gut einstudiertes Schauspiel.

»Ich selbst hatte auch nichts anderes erwartet«, entgegnete er nüchtern, fast gelangweilt. Die Tür wurde aufgestoßen und das Essen serviert. Darian beugte sich weit zu Elysa herunter, als er den Suppenteller vor ihr abstellte. »Sprich.«

Es war nur ein Wort, aber es hätte nicht eindringlicher sein können. Elysa sammelte sich, atmete tief durch.

»Von welchem Spiel redet ihr?«, fragte sie. Zidora und Calypso blickten sie überrascht an.

»Bee«, antwortete Calypso knapp.

»Was?«

Zidora kicherte, während sich Calypsos Stirn in tiefe Falten legte. »Du willst mir erzählen, dass du das Kartenspiel Bee nicht kennst? Man spielt es in ganz Beehive.«

»Calypso ist ein wahrer Meister darin, niemand kann ihn schlagen«, sagte Zidora und strahlte ihn von der Seite an. Calypso überging ihren Einwand, schien ihre Blicke nicht einmal zu bemerken. Seine Augen ruhten jetzt ausschließlich auf Elysa. Interessiert und auch ein wenig so, als würde er an ihrem Verstand zweifeln.

»Nein, ich kenne das Spiel nicht«, sagte Elysa wahrheitsgemäß.

Calypsos Mundwinkel zuckten. »Tatsächlich?«

Zidora war die Erste, die zu lachen begann, doch auch Calypso stimmte ein. Seine Augen blieben jedoch ernst. Elysa starrte mit glühenden Wangen in ihren Suppenteller.

»Du bist das merkwürdigste Mädchen, das ich jemals getroffen habe«, sagte Calypso, als er sich wieder beruhigt hatte.

»Das habe ich mir auch schon häufiger gedacht«, entgegnete Zidora kichernd, doch Calypso beachtete sie abermals nicht.

»Normal ist ja auch langweilig«, gab Elysa zurück. Tapfer schaffte sie es, zumindest kurz dem bohrenden Blick von Calypso standzuhalten. Verlegen starrte sie auf ihre Serviette.

»In der Tat.« Calypso griff nach seinem Löffel. »Aber widerspenstig ist lästig.«

Elysa schluckte. Ihre Finger zitterten, als sie ebenfalls zu essen begann. Die Suppe schmeckte nach nichts, was wohl daran lag, dass Elysa vor Aufregung kaum klar denken konnte. Calypso hatte eine derart abweisende Ausstrahlung, dass man sich in seiner Nähe einfach unwohl fühlen musste. Sie verstand nicht, wie die anderen Mädchen dafür blind sein konnten.

»Es schmeckt köstlich«, sagte Zidora mit einem Hauch mehr Anerkennung, als nötig gewesen wäre. Schließlich war es ja nicht Calypso, der das Mahl zubereitet hatte.

»Dann iss und schweig«, erwiderte Calypso streng. Zidora sackte ein wenig in sich zusammen, entgegnete nichts. Elysas Beklemmung wuchs mit jeder Minute. Nur mit Mühe gelang es ihr, die Kürbissuppe herunterzuwürgen. Ihr war bereits jetzt so schlecht, als hätte sie schon alle drei Gänge hinter sich gebracht.

Calypso lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seine Miene wirkte kalt und undurchdringlich. Er nahm sein Glas in die Hand und schien die goldenen Verzierungen am Rand zu inspizieren.

»Mir ist langweilig.«

Er sagte es einfach so, als würde er nun damit rechnen, dass eines der Mädchen diesen Zustand ändern könnte. Und tatsächlich hibbelte Zidora nervös auf ihrem Stuhl auf und ab.

»Wünschst du etwas über mich zu erfahren?«, fragte sie mit einem breiten Lächeln. Er sah sie kurz an, schnitt eine Grimasse und schüttelte dann den Kopf. »Nein.«

Zidoras Grinsen erstarb.

»Aber über dich will ich etwas wissen.«

Es war mehr eine Forderung als eine Frage. Elysa spürte Zidoras stechende Blicke über den Tisch hinweg. »Was soll ich erzählen?«

»Wie kommt es, dass du das Spiel Bee nicht kennst? Lernt ihr das nicht in der Fügungseinrichtung?«

»Ich habe nicht die entsprechenden Kurse besucht.«

Calypsos Stirn legte sich wieder in Falten. »Das heißt, du hast eine mangelnde Ausbildung genossen.«

Elysa spürte Wut in sich aufsteigen. »Ich habe mich lediglich auf etwas anderes vorbereitet.«

»Dann widersprichst du mir also nicht? Du bist ungebildet, was deine Fügung angeht.«

»So würde ich das nicht sagen«, knurrte Elysa.

Die grellblauen Augen des jungen Königs ruhten kühl auf ihr. »Sondern?«

»Für mich war etwas anderes vorgesehen.«

Calypso lachte freudlos auf. »Soweit ich weiß, hat man auf seine Fügung keinen Einfluss.«

»Anhand des familiären Standes lässt sich …« Elysa unterbrach sich, als der nächste Gang serviert wurde. Sie rechnete fast damit, dass Darian ihr abermals etwas zuraunte, doch er warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu. Täuschte sie sich oder sah er wütend aus?

»Nur dumme Menschen vertrauen auf Mutmaßungen«, sagte Calypso, betrachtete eingehend das Stück Fleisch auf seinem Teller und griff nach dem Besteck.

»Ich dachte eigentlich nicht, dass …«, begann Elysa mit zitternder Stimme, doch Calypso unterbrach sie mit einer herrischen Geste.

»Am besten essen wir jetzt. Diese sinnlose Diskussion langweilt mich ebenfalls.«

Elysa riss sich zusammen, schluckte ihre Wut herunter.

»Noch etwas Ambrosia?«, fragte plötzlich jemand neben ihr. Darian. Einen Augenblick war Elysa irritiert, ihr Glas war etwa bis zur Hälfte gefüllt, doch sie nickte. Darian lächelte, wickelte die Serviette, die das Kondenswasser auffangen sollte, von der Flasche und füllte ihr Glas bis zum Rand auf. Elysa registrierte, dass das Tuch liegen blieb, als er den Raum verließ. Sie schielte in Richtung der gelben Stoffserviette. Und tatsächlich hatte jemand etwas darauf geschrieben. Konzentriert griff sie danach und legte sie auf ihren Schoß. Keiner der beiden anderen schenkte ihr Beachtung. Zidora stocherte finster dreinblickend in ihrem Essen und auch der König sah nicht auf.

Mach ihm Komplimente. Denk an deine Mutter.

Elysa schluckte hart. Dies war keine subtile Drohung, sondern recht eindeutig. Sie spürte, wie ihr Schweiß auf die Stirn trat. Jeder Bissen wurde zur Qual, ihr Magen krampfte. Dennoch gelang es ihr irgendwie, sich einen Großteil des Hauptganges einzuverleiben. Calypso sah zufrieden aus, als er seinen Teller von sich schob. Sofern man diesen Ausdruck in dem desinteressierten Gesicht herauslesen wollte. Angespannt kramte Elysa in ihrem Inneren nach den richtigen Worten. Wie sollte man solch einem Menschen Komplimente machen? Sie atmete tief durch.

»Ich muss sagen, ich bin wirklich überrascht … von dir«, brachte sie unsicher hervor, als Zidora gerade den Mund öffnen wollte.

»Tatsächlich?« Calypso hob eine Augenbraue. »Wieso?« Neugierde wallte in seinem Gesicht auf, er beugte sich leicht nach vorn. »Willst du das weiter ausführen?«

Elysa ließ sich Zeit, schob die letzte Kartoffel auf dem Teller hin und her, bis sie alle Soße aufgenommen hatte, und steckte sie sich in den Mund. Als sie wieder aufsah, spiegelte sich Ungeduld in Calypsos Miene.

»Nun, deine Redegewandtheit … Ich hatte mit anderem gerechnet.«

»Wirklich?« Er griff nach seinem Glas, nahm einen tiefen Schluck. »Wieso?«

»Wenn ich mich recht erinnere, war der letzte König … anders.« Die Worte klangen merkwürdig, insbesondere aus ihrem Mund. Niemals hatte sie jemandem Komplimente gemacht und jetzt gerade fühlte sich alles, was sie sagte, falsch an. Die Lippen von Calypso verzogen sich zu einem leichten Lächeln.

»Das mag sein. Er hat auf viele eher unwichtige Dinge Wert gelegt.«

»Das ist schade. Immerhin hat … das Verhalten … des herrschenden Königs … Einfluss auf die gesamte Wabe.« Sie errötete unter ihrem eigenen Gestammel. Calypso nahm einen weiteren Schluck und beobachtete sie interessiert über den Rand des Glases hinweg.

»Jetzt überrascht du mich.«

»Ja?« Elysas Herz pochte fest gegen ihren Brustkorb. War das gut oder schlecht?

»Also ich war überhaupt nicht überrascht, dass du so wundervoll bist«, sagte Zidora plötzlich. Sie wirkte dabei weit weniger verunsichert als Elysa. »Du bist …«

»Geh!« Calypsos Stimme war laut und herrisch. Er sah unentwegt Elysa an, doch diese war sich sicher, dass die Worte nicht ihr gegolten hatten.

»Was?!«, wimmerte Zidora, als auch sie begriff.

Langsam wandte sich Calypso zu ihr um. »Ich habe gesagt, du sollst verschwinden.« Er sagte es nebensächlich, als würde er ihr lediglich mitteilen, dass sie eine Wimper auf der Wange habe.

»Aber … das Dessert …«

»… wirst du nicht mehr mit uns gemeinsam einnehmen.« Er musterte sie aus scharfen Augen. »So wie ich das sehe, solltest du ohnehin lieber auf süße Speisen verzichten. Die legen sich schnell auf deine jetzt schon ausladenden Hüften.«

Zidora wurde blass und erhob sich zögernd. Der Blick, den sie Calypso zuwarf, war flehend. In seinem Gesicht regte sich nichts.

»Vielen Dank für das gemeinsame Essen«, presste sie hervor, stand auf und starrte ihn an. Statt einer Antwort griff Calypso nach seiner Serviette, wischte sich den Mund ab und warf sie auf den Tisch. Als Darian den Raum betrat, blickte Calypso ihn offen an.

»Ich und Elysa werden das Dessert auf der Terrasse einnehmen.«

Darian nickte ergeben. »Ausschließlich du und Biene Elysa?«

»Ja.« Calypso schob seinen Stuhl zurück und erhob sich.

Elysa hätte vor Erleichterung beinahe laut aufgelacht, stattdessen spürte sie nur ihren vor Aufregung rasenden Herzschlag. Anscheinend hatte sie trotz ihres Gestammels etwas richtig gemacht.

Zidoras Lippen entkam ein frustrierter Laut. Ohne ein weiteres Wort rauschte sie zur Tür, riss sie auf und verließ das Zimmer.

»Ein wenig melodramatisch«, knurrte Calypso und schüttelte den Kopf. »Kommst du?«

Elysa nickte, erhob sich ebenfalls und hoffte, dass ihre Knie dabei nicht nachgaben. Sie warf Darian nur einen flüchtigen Blick zu, aber der siegessichere Ausdruck entging ihr nicht.

Katharina Groth - Beehive Band 1 - Calypsos Herz
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