Kapitel 8:

Pläne & Kämpfe

 


Der Tumult drang aus dem unteren Teil des Palastes zu ihnen herauf. Tania blieb stehen, lehnte sich über die goldene Brüstung und sah hinab auf das Geschehen. Einige Dienerinnen hatten sich kreischend in den Haaren und bildeten ein zeterndes Knäuel. Weitere Bedienstete versuchten erfolglos, sie auseinanderzubringen.

»Was ist das für ein Irrenhaus heute?«, knurrte Tania. »Warte hier. Wenn du dich nur einen Zentimeter wegbewegst, lernst du mich richtig kennen.« Sie lief eilig die Treppe hinunter. Elysa atmete tief durch. Müdigkeit drückte auf ihre Augen und die Eindrücke der letzten Stunden zerrten an ihren Nerven.

»Elysa.«

Sie fuhr herum. Darian lehnte grinsend an einer der Säulen. Er war in die goldene Uniform der wenigen männlichen Diener gekleidet; ein ärmelloses Top und eine Hose, die bis knapp über die Knie reichte. Er war barfuß.

»Du …« Elysa ballte die Hände zu Fäusten.

Darian lachte auf. »Ja, ich. Schön ruhig bleiben.«

»Du bist daran schuld, dass ich überhaupt noch hier bin«, zischte Elysa.

»Ich?« Darian hob eine Augenbraue. »Wer sich derart dämlich anstellt, muss sich nicht wundern, wenn er erwischt wird. Jeder Depp hätte dich wieder eingefangen.«

Elysa schnaubte. Hastig blickte sie hinunter zu Tania, die nun verzweifelt versuchte, die kreischenden Weiber voneinander zu trennen.

»Mach dir um die keine Sorgen, sie wird eine Weile beschäftigt sein. Ich muss mit dir reden.«

Elysa schaute ihn erstaunt an. »Ach?«

»Mensch, bist du immer so schwer von Begriff?«

Sie antwortete nicht, funkelte ihn nur wütend an.

Darian lachte. »Du willst deine Mutter wiedersehen, richtig?«

»Was weißt du über …?«

»Eigentlich alles. Ich mache dir jetzt ein einmaliges Angebot. Und ich möchte, dass du mir gut zuhörst. Bekommst du das hin?«

Sie nickte bloß, starrte ihn an. Irgendetwas in seinem Blick ließ sie den Ernst der Situation erkennen.

»Gut. Ich kenne Leute, wichtige Leute. Sie wollen dir helfen und werden deine Mutter in Sicherheit bringen. Doch sie machen das nicht einfach so, du musst etwas dafür tun.«

»Was?« Elysa war fassungslos.

»Die Menschen, für die ich arbeite, brauchen Informationen über König Calypso. Du musst sie ihnen beschaffen.«

Elysa blickte sich verunsichert um.

»Keine Sorge. Hier hört uns keiner und Kameras gibt es nur im Bienenstock.«

»Warum … ich?«

»Weil kaum jemand so nah wie du an ihn herankommt. Du sollst Dinge für uns in Erfahrung bringen. Im Gegenzug retten wir deine Mutter und sie bekommt gesundheitliche Versorgung. Wenn deine Aufgabe erfüllt ist, holen wir dich hier raus.«

»Warum keine der übrigen Bienen?«

»Weil du anders bist als der Rest.«

»Ich … versteh das alles nicht.«

Darian schnaubte, blickte sich hastig um. Von unten her erklangen noch immer die Kampfgeräusche der Frauen. »So viel Zeit haben wir nicht und deine Mutter auch nicht. Also, was sagst du?«

»Ja.« Es war ein innerer Reflex, keine gut durchdachte Entscheidung. »Wie kommst du überhaupt hierher? Du warst doch Hausmeister?«

»Wie ich gesagt habe; die Leute, die ich kenne, haben Einfluss. Fügungen spielen für uns keine Rolle.« Er grinste. »Ich werde mich mit dir in Verbindung setzen, um dir alles Weitere mitzuteilen.«

Er trat neben sie an die Brüstung, hob kurz die rechte Hand. Ein Zeichen, und tatsächlich verstummten die Schreie der Frauen. Sie ließen voneinander ab. Nur noch Tanias harsche Anweisungen hallten durch den Palast. Sie war außer sich.

»Woher weiß ich, dass du mir die Wahrheit sagst?«, flüsterte Elysa.

Darian griff in den Bund seiner Hose, förderte etwas zutage und hielt es ihr hin. Es war ein Foto ihrer Mutter. Sie saß in ihrem Rollstuhl, die Atemmaske vor dem Mund. Neben ihr stand Darian, er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt und grinste kess in die Kamera. Elysas Herzschlag beschleunigte sich. Hastig verstaute Darian das Foto wieder in seiner Kleidung.

»Das war, kurz nachdem sie dich mitgenommen haben. Deine Mutter ist bei uns in Sicherheit. Wenn du uns hilfst.« Er sah sie nicht an, sondern blickte hinunter zu Tania, die den Dienerinnen gerade eine lautstarke Strafpredigt hielt.

»Drohst du mir?« Elysas Stimme zitterte.

»Ich würde es eher sanftes Überreden nennen.«

»König Calypso kann mich nicht leiden, ich denke nicht, dass ich in nächster Zeit besonders nah an ihn herankomme.«

Als Darian sie ansah, war das breite Grinsen in sein Gesicht zurückgekehrt. Er stieß sich von der Balustrade ab, ging langsam rückwärts. »Dann wirst du ihn wohl umstimmen müssen.« Darian zwinkerte ihr zu, und noch bevor sie etwas erwidern konnte, lief er los.

»Diese verdammten Weiber!«

Elysa fuhr herum. Tanias Haare waren leicht durcheinander, ihre Miene grimmig. »Komm.«

Katharina Groth - Beehive Band 1 - Calypsos Herz
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