25. Ein tiefes Rot

»Fütterungszeit!«

»Hallo, Adalbert«, sagte Adam, ohne den Blick von Leas erschüttertem Gesicht zu nehmen.

»Hör zu, mein Freund«, kommandierte Adalbert lautstark herum, der soeben mit Megan den Vorsprung betreten hatte. Der Kollektor nahm bereits wieder seinen Platz im Regiestuhl ein. »Wenn wir den Aufzug runterlassen, wirst du dich von ihm fernhalten. Am besten bleibst du genau da stehen, wo du gerade bist. Das ist sogar ganz in deinem eigenen Interesse. Denn soweit ich weiß, spielst du gern noch ein wenig mit deiner Beute, ehe du ihr den Garaus machst. Falls du also irgendwelche unangemessenen Bewegungen vernehmen lässt, wird Randolf einfach das Seil vom Aufzug kappen, und es gibt Zermatschtes zum Abendbrot.«

Adam beugte sich leicht vor, während seine Hand Leas Nacken und die andere ihren Oberarm umfasste. Für einen kurzen Moment streiften seine Lippen die ihren, eine sanfte, flüchtige Berührung - so schön und herzzerreißend zugleich, dass ihr brennend heiße Tränen in die Augen stiegen. Es war eine Verabschiedung. Sie wollte ihn bitten, zu bleiben und sie zu halten, anstatt dorthin zu gehen, wohin sie ihm nicht folgen konnte. Sie wollte nach ihm greifen, ihn festhalten. Doch als er sich abwendete, blieb sie nur leise weinend und mit pochendem Herzen sitzen. Mit dem Handrücken berührte sie die verwaisten Lippen, während in ihrem Inneren ein Sturm ausbrach, der alles mit sich zu reißen drohte.

»Weißt du, Adalbert, ich habe ein wenig nachgedacht. Der Kollektor und du, ihr seid schon ein seltsames Pärchen ...« Adam schlug einen Plauderton an, während er gemächlich auf den Vorsprung zuschlenderte, von dem Megan gerade mithilfe des Aufzugs heruntergelassen wurde. »Wie lange treibt ihr beiden schon gemeinsam euer Unwesen? Nun, wenn man zwei und zwei zusammenzählt, kommt man jedenfalls unausweichlich zu der Frage, in was für einer Zelle Etienne Carriere untergebracht ist. Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich neugierig. Hast du nicht Lust, mir ein wenig davon zu erzählen, Adalbert?«

Adalbert schnaufte so laut auf, dass es durch die Höhle hallte. »Von Etienne Carriere schwimmen nicht mehr als ein paar Knochenfragmente in Salzsäure umher, wie du nur allzu gut weiß. Immer noch ein schlechtes Gewissen deswegen?«

»Wenn du es sagst. Aber es überrascht mich, dass dein neuer Herr dich in seinen Diensten behalten hat, nachdem du deinen alten Herrn auf so originelle Weise entsorgt hast.«

»An deiner Stelle würde ich die Klappe nicht zu weit aufreißen. Dass du nicht die geringste Ahnung davon hast, wie man angemessen mit seinen Dienern umspringt, hast du in Megans Fall ja eindrucksvoll bewiesen.«

Falls Adalberts höhnische Worte ihn trafen, so ließ er es sich nicht anmerken. Bis auf Armlänge blieb er vor Megan stehen, die sich um Haltung bemühte. Als sie hörte, wie hinter ihr der Aufzug wieder hochgezogen wurde, konnte Megan ein Beben ihrer schmalen Schultern nicht unterdrücken. Die Hände waren vor dem Körper mit Plastikschnüren zusammengebunden und wie zum Gebet gefaltet. Ihr Gesicht war kreidebleich, und die eingefallenen Züge verrieten, wie viel Kraft sie die letzten Wochen gekostet hatten. Sie sah sich in der Höhle um, aber in Wirklichkeit scheute sie nur davor zurück, Adams Blick zu erwidern.

»Bin gerade dabei, diesen Fehler zu korrigieren«, sagte Adam leise.

Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, grub er seine Finger zwischen die Fesseln und Megans Handgelenke. Bevor sie protestieren konnte, zerriss er die Schnüre, die ihr dabei tief ins Fleisch schnitten. In ihr blasses Gesicht schlich sich eine grüne Note, während sie versuchte, die Hände um die blutenden Wunden zu legen. Doch die Manschetten ihrer hellen Seidenbluse verfärbten sich schon und zeichneten eine rote Spur in den Stoff.

Wie in Trance stand Lea da und beobachtete durch eine undurchdringliche Wand aus Raum und Zeit, wie Adam sich zu Megan hinunterbeugte und sie mit sanfter Stimme fragte: »Welche Art der Hinrichtung ist dir lieber: ausbluten oder verwandeln?«

Mit einem Ruck hob Megan den Kopf an, und bevor Lea sich versah, trafen sich ihre Blicke. Megan verzog das Gesicht, als sehe sie sich mit einem widerlichen Insekt konfrontiert. Unwillkürlich flammte in Lea der vertraute Drang auf, dieser Frau eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Doch Megan wandte sich bereits wieder Adam zu.

»Du bist so ein elender Idiot«, sagte Megan voller Verachtung. »Du hast alles zerstört mit deiner einfältigen Verliebtheit. Dabei hättest du dir alles nehmen können: Lea, Akinora und den Kollektor.Wenn du dich an deinen ursprünglichen Plan gehalten hättest, würden wir jetzt direkt an Pis Seite sitzen. Hast du überhaupt eine Ahnung, welche Möglichkeiten uns das geboten hätte? Stattdessen hast du alles vermasselt. Wegen dieser Frau. Und nun hockstdu hier in einer Höhle und spielst den Vollstrecker für diesenAbschaum.«

Adam lächelte kalt. »So wie ich das sehe, hocken wir beide gemeinsam in dieser Höhle fest. Vielleicht werde ich noch dafür zahlen müssen, dass ich dir den Rücken zugewandt habe, anstatt dir den Hals umzudrehen, weil du Lea so fahrlässig betreut hast. Obwohl ich mittlerweile vermute, dass sich dahinter reines Kalkül verbarg. Aber du wirst deine Rechnung jetzt begleichen, Megan. Also wähle, ehe ich die Geduld verliere.«

»Glaubst du etwa, dieser verwesende Hurensohn wird dir irgendeinen Deal anbieten, damit du hier wieder rauskommst? Vergiss es! Der lässt euch beide hier schmoren bis zum Jüngsten Tag. Die Höhlen und Kerker hier unten sind voll mit interessanten Objekten wie dir. Was glaubst du wohl, was passieren wird, wenn der Kollektor sich scheibchenweise in mürbes Fleisch auflöst? Ich verrate es dir: Der Jüngste Tag steht hier unten quasi schon vor der Tür. Der Kollektor hat vor lauter Gier immer mehr Höhlen erschlossen. Jetzt steht dieses ganze verfluchte Höhlenlabyrinth kurz vor dem Einsturz! Deshalb sitzt du doch auch in einem so vorsintflutlichen Loch fest.«

Adam lächelte die aufgelöste Frau mit einer dämonischen Arroganz an. »In deiner Situation ist es sinnlos, über Leas und meine Zukunft zu spekulieren. Denn im Gegensatz zu dir haben wir eine.«

Sekunden später wurde ihm zum Verhängnis, dass er nicht damit gerechnet hatte, die Sklavin Megan könnte sich zur Wehr setzen. Sie war doch immer so ein braves Mädchen gewesen -warum sollte sich das auf dem Weg zu Schafott ändern?

Megan legte Adam zärtlich eine Hand auf den Unterarm, auf die er einen Moment zu lang voller Irritation blickte. Ohne zu zögern, nutzte sie dies aus, indem sie den anderen angewinkeltenArm hochriss undAdam den Ellbogen ins Gesicht rammte, ehe der reagieren konnte. Das Geräusch der berstenden Knorpel drang bis zu Lea und sorgte dafür, dass ihr Magen rebellierte. Der Schlag war von solcher Wucht, dass Adams Kopfsamt Oberkörper zur Seite gerissen wurde.

Sofort setzte Megan nach und trat ihm mit voller Wucht in die Kniekehle. Ein rascher, aber äußerst effektiver Zug. Während Adam zu Boden ging, versuchte Megan, ihm einen weiteren Treffer mit dem Ellbogen in den Nacken mitzugeben, streifte ihn aber nur knapp, was ein Glück für seine Nackenwirbel war - so wurden sie lediglich angeknackst. Stöhnend schlug Adam der Länge nach hin.

Lea schluckte. Dieser kleine Nahkampf zeigte, dass Megan viele Übungsstunden im Kampfsport absolviert hatte. Nun war sie erleichtert, niemals dem dringenden Bedürfnis, diese Frau zu ohrfeigen, nachgegeben zu haben. Vermutlich hätte allein der Versuch sie ein gebrochenes Handgelenk gekostet.

Megan verschwendete indes keine Sekunde damit, Adam dabei zuzuschauen, wie er sich vor Schmerzen aufbäumte. Stattdessen hielt sie zielstrebig auf Lea zu, die fast zu spät begriff, was die Frau vorhatte.

»O nein«, flüsterte Lea und versuchte, ihrem erstarrten Körper eine Reaktion abzutrotzen. Aber ihre Beine waren wie mit dem steinernen Boden verschmolzen. Qualvoll hob sie einen Arm, als könnte sie die heranstürmende Megan damit abwehren, doch die sah nicht sonderlich beeindruckt aus. Schon brauchte sie nur noch den Arm auszustrecken, als der Absatz ihres Pumps wegbrach. Megan knickte um und fluchte ungeahnt niveaulos, als sie um ihr Gleichgewicht rang.

Wäre die Situation nicht so bedrohlich gewesen, hätte Lea sich gewiss zu einem Kommentar über zehn Zentimeter hohe Absätze in einem Höhlenlabyrinth hinreißen lassen. Ein rascher Blick zeigte ihr jedoch, dass Adam das verletzte Knie noch nicht belasten konnte.Trotzdem verharrte sie an Ort und Stelle, als wolle sie Megan fairerweise die Möglichkeit gewähren, ihren Patzer wiedergutzumachen. Dabei kreisten ihre Gedanken panisch um die Frage, was sie gegen diese Frau ausrichten konnte. Wie war das noch mal? Was macht man in so einem Fall? Sie hatte nicht die geringste Ahnung, deshalb hatte sie den Selbstverteidigungskurs ja auch geschmissen: Sie war ein Buchmensch und keine Kämpferin.

Plötzlich riss Adams kehlige Stimme sie aus der Starre: »Beweg endlich deinen Hintern, Lea!«

Als wäre ein Hebel umgelegt worden, drehte Lea sich um die eigene Achse und setzte zum Sprint auf die zerklüftete Felsenlandschaft an. Dennoch gelang es Megan im letzten Moment, ihre Ferse zu umfassen. Lea stürzte und spürte, wie sich Steinkanten in Hände und Knie bohrten und ihr die Haut aufschlitzten. Sie lag flach auf dem Bauch und über die Schulter hinweg durchbohrte sie Megan mit einem feindseligen Blick. Dann konzentrierte sie sich auf die Hand, die sie zu Fall gebracht hatte und nun ausgestreckt auf dem Boden lag. Kurz davor, erneut zuzugreifen ...

Lea hob das Bein an und ließ ihre Schuhspitze auf die Finger niedersausen.Während sie sich hochstemmte, gellte Megans überraschter Aufschrei in ihren Ohren. Der wilde Teil in Lea, der für Stolz und Rache zuständig war, wollte sich auf die am Boden liegende Frau draufsetzen und ihr die Tracht Prügel ihres Lebens verabreichen. Allerdings verspürte sie wenig Interesse, ihr Glück herauszufordern.

Wie ein Krebs, dem es nicht gelang, seine Beine zu sortieren, krabbelte sie auf die Felsbrocken zu und zog sich am erstbesten hinauf. Sie glaubte, das Tapsen nackter Füße auf Stein hinter sich zu hören. Doch sie verschwendete keine wertvolle Sekunde damit, zurückzublicken. Hektisch versuchte sie, Halt am Fels zu finden, aber ihre Hände glitten immer wieder ab: Der Stein war mit einer dünnen Schicht Wasser überzogen und dadurch so glatt wie gefrorenes Eis. Mit wachsender Panik tastete Lea im Halbdunkel nach einer Spalte und schrie vor Schmerz auf, als ein Fingernagel tief einriss. Denn auch wenn der Fels glitschig war, so war seine Oberfläche immer noch hart und porös. Schließlich fand sie einen Spalt, in den sie ihre Fingerspitzen zwängte und an dem sie sich, ihren überforderten Gelenken zum Trotz, hinaufzog. Ihr Fuß fand einen Widerstand, und ehe sie sich's versah, hatte sie einen Vorsprung erklommen. Keine Sekunde zu früh, wie Megans gegen das Gestein krachender Körper bewies.

Trotz ihrer Angst war Lea klar, dass sie nicht weiter unbeschadet über das sich auftürmende Geröllfeld entkommen konnte. Hinter ihr schickte Megan sich an, ihr nachzuklettern. Kurzerhand setzte sich Lea auf den Hintern und versuchte, mit dem Schuh Megans tastende Hände zu erwischen. Sie war aber zu langsam: Mit einem harten Griff packte Megan ihr Fußgelenk und zerrte daran. Als Lea beinahe über den abschüssigen Vorsprung gerutscht und direkt in Megans Armen gelandet wäre, schrie sie panisch auf. Wie von Sinnen strampelte sie sich frei, was Megan erneut ordinär fluchen ließ.

Blindlings ergriff Lea eine Handvoll Geröll und warf es nach Megan, ehe diese einen weiteren Aufstiegsversuch unternehmen konnte. Kurz spielte Lea mit dem Gedanken, nach Adam zu rufen. Nein, die Puste sparte sie sich lieber. Es durfte dieser Frau nicht gelingen, sie zu einer unmündigen Geisel zu deklassieren. Punkt.

Während sie noch all ihren Kampfeswillen zusammennahm, stemmte Megan sich pfeilschnell hoch und überrumpelte Lea, die sich gerade die Hände mit Steinen beladen - umdrehen wollte, um ihre Gegnerin mit einer weiteren Lawine zu attackieren. Plötzlich lag sie flach auf dem Rücken, und Megan saß auf ihr, die Knie auf ihre Unterarme gestützt. Megans Hände schössen vor und legten sich drohend um ihren Hals; die Daumen, mitten auf der Kehle, übten einen schmerzhaften Druck aus.

»Du wirst jetzt genau das tun, was ich dir sage, du unnützes Miststück. Wenn nicht, werde ich dir den Kehlkopf eindrücken.«

Lea starrte in Megans siegessicheres Gesicht. Dann tat sie etwas, das sie beim Anblick dieser Frau schon immer hatte tun wollen: Sie spuckte sie an. Nicht die feine englische Art, aber was scherte sie das, wenn sie wehrlos auf dem Rücken lag und gleich unaussprechlich gedemütigt werden würde? Da war es besser, sich wenigstens einmal mit tiefster Genugtuung gerächt zu haben.

Voller Verachtung riss Megan die Augen auf, während sie atemlos nach Worten suchte, die Lea klarmachen würden, welchen bodenlosen Platz sie im Megan-Ranking bekleidete. Lea nutzte die Chance, zog leicht ein Bein an, verlagerte das Gewicht auf den Fuß und stemmte mit einem Ruck ihre Hüfte in die Höhe. Gleichzeitig winkelte sie das andere Bein an und bohrte Megan das Knie in den Rücken.

Megan schnaufte empört und zuckte vor Schmerzen zusammen. Einige Strähnen lösten sich aus ihrem sorgfältig hochgesteckten Chignon, wodurch ihr Aussehen die Spur einer Wahnsinnigen annahm. Bedrückt stellte Lea fest, dass dieser Wahnsinn sich nun in Megans Augen schlich, die sie angewidert anfunkelten. In diesem Moment zerfiel die kühle Professionalität, mit der die Sklavin bislang jede Aufgabe gemeistert hatte. Anstatt sie zu erdrosseln, verpasste sie Lea einen Fausthieb, der zwischen Wange und Kieferknochen landete. Leas Kopf flog zur Seite. Der Schmerz, als ihre Gesichtshälfte mit dem Boden kollidierte, war allerdings stärker.

Wenn ich ohnmächtig werde, bekomme ich wenigstens nicht mit, wie sie Adam erpresst, dachte Lea noch überraschend rational, bevor sie für einige Sekunden tatsächlich das Bewusstsein verlor.Als das Gewicht von ihrer Brust verschwand, kam sie wieder zu sich.

Megan wurde in die Höhe gerissen.

Adam hatte sie wie einen ungezogenen Welpen im Nacken gepackt und auf die Füße gezerrt.

Lea atmete befreit auf und blickte in Adams blutbeschmiertes, maskenhaftes Gesicht. Nur die zu Schlitzen verengten Augen verrieten, dass hinter ihnen ein Orkan tobte, den er gleich freizulassen gedachte. Er hielt Megan im Genick gepackt, dann schleuderte er sie den Vorsprung hinunter.

Das verzerrte Aufstöhnen verriet, dass Megan wenig glücklich gelandet war. Adam kümmerte sich nicht darum, sondern hielt den Blick konzentriert auf Lea gerichtet, um zu überprüfen, ob Megan ihr kein ernsthaftes Leid zugefügt hatte. Lea versuchte, sich auf den Ellbogen nach oben zu stemmen, aber er setzte ihr einen bloßen Fuß auf die Brust und drückte sie sanft.

»Du bleibst hier«, sagte er gedämpft. »Genau hier.«

Dann wandte er sich ab und sprang den Felsen hinunter. Aus der Ferne konnte sie ein begeistertes Raunen hören, als befeuere das Publikum den Auftritt des Helden. Dass er so sehr auf seine Kosten kommen würde, damit hatte der Kollektor offensichtlich nicht gerechnet.

Während aus der Tiefe der Höhle ein Scharren und leises Wimmern zu hören war, rollte Lea sich wie ein Embryo zusammen und hielt sich die Hände über die Ohren. Was auch immer nun geschah, sie wollte es nicht wissen. Sie würde nicht eingreifen, sondern genau dort bleiben, wo sie war. Sie würde es ertragen.

In dem Augenblick, als Adam sich unterwarf und dem Herrscher des Tempels ein Blutopfer darbrachte, versiegte die seit Langem zerrende Unzufriedenheit des Dämons. Sein Wille, seine machtvollen Forderungen, mit denen er Adam ansonsten unablässig quälte, glichen plötzlich den sanften Berührungen eines Liebenden. Er umfing Adam vollständig, legte sich über seine Augen, als könne er so das Gewissen seines Knechtes reinwaschen. Und als Megans warmes Blut über Adams Hände floss und das geifernde Johlen des Kollektors erklang, nahm der Dämon das Geschenk willig an.

Während Megan starb, drang kein Geräusch zuAdam durch. Der Dämon beherrschte jeden einzelnen seiner Sinne, tauchte alles in ein tiefes Rot. Zärtlich flüsterte er Dinge in Adams Ohr, doch er gebrauchte keine Worte. Er sprach in Farben und Düften, und was immer er raunte, es brachte etwas in Adam zum Schwingen. Er hatte das Gefühl, endlich wieder aufgehoben, endlich wieder eins zu sein.

Jeglicher Widerstand war gebrochen, und Adam ließ sich in die tröstende Umarmung des Dämons sinken. Es war ein gefährlicher Handel, denn niemand konnte sagen, wann der Dämon ihn wieder aus seinem Schoß entlassen würde. Doch vorerst wollte Adam sich nur dem Vergessen hingeben und das Gefühl der Geborgenheit genießen. Seinen Preis würde der Dämon später einfordern, wenn Megans Leib schon längst erkaltet war. Dann war immer noch Zeit genug, erneut zu den Waffen zu greifen und sich dem Tyrannen entgegenzustellen.