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Sam befürchtete, dass sie sich dem Ende der Fragestunde näherten.

Simone lehnte sich noch immer gegen die Gitterstäbe, aber Dooley hatte begonnen, ganz am Rand im Inneren des Käfigs auf und ab zu gehen. Noch war er nicht von spürbarer Ungeduld erfüllt, doch Sam wusste, dass es mit der Konversation bald zu Ende sein würde.

Er bezweifelte, dass den Eastermans oder den anderen Opfern diese »Privilegien« vor ihrem Tod gewährt worden waren, und er konnte nur hoffen, dass es bei ihnen schnell gegangen war, denn er hatte jetzt ein besseres Verständnis von dem Schrecken, den diese Menschen hatten erdulden müssen.

»Was waren das für Paare, die ihr ausgewählt habt?«, fragte er.

»Kunden«, antwortete Simone schlicht.

»Wie? Einfach nur glückliche Paare, die zu euch ins Café gekommen sind?« Es fiel Grace schwer, in dieser Frage nicht den Ekel mitschwingen zu lassen, den sie empfand, denn es war ihr beinahe unmöglich, diese wahllose, willkürliche Grausamkeit zu erfassen.

»So ungefähr«, erwiderte Dooley. »Das Aussuchen habe ich immer Simone überlassen.«

Plötzlich musste Sam an Jessica Kowalski denken und daran, was Martinez über sie gesagt hatte: dass sie Gefallen daran gefunden hatte, Kontrolle über ihre Ratten auszuüben.

Auch hier ging es um Kontrolle, bis hin zum letzten Detail. Dooley hatte das Sagen über Simone, versah sie mit seinem Segen und ließ sie ihre gemeinsame Beute aussuchen, und dann übte das Paar die ultimative Macht über die Opfer aus.

Jetzt sind wir dran.

»Es muss sich dabei um Kunden gehandelt haben, die immer nur dann kamen, wenn Cathy nicht gearbeitet hat«, warf Sam ein. »Nicht wahr?« Es konnte nicht anders gewesen sein; andernfalls hätte Cathy die Fotos der Opfer in den Medien gesehen und wäre die Erste gewesen, die eins und eins zusammengezählt hätte.

Und damit wäre die Gefahr dann nur noch größer geworden, in der sie unwissentlich ohnehin schon geschwebt hatte.

»Außer in unserem Fall«, sagte Grace.

Dooley nickte. »In eurem Fall war es anders.«

»So anders nun auch wieder nicht«, wandte Simone ein. »Wir haben von Cathy mehr über Grace und Sam gehört, das großartigste Ehepaar der Welt, als wir jemals über eines der anderen Paare gehört haben.«

»Und ich arbeitete an dem Fall«, sagte Sam.

»Klar«, erwiderte Dooley. »Was dich zu der Person machte, bei der die Wahrscheinlichkeit am größten war, dass du uns auf die Schliche kommen würdest, wenn dir genügend Zeit blieb.« Er zuckte mit den Achseln. »Nicht, dass du da großartig was geleistet hättest.«

»Aber Matt hat gesagt, dass damit klar war, dass ihr unser letztes Paar hier in Miami sein würdet«, sagte Simone.

»Wollt ihr weiterziehen?«, fragte Sam.

»Wir haben keine andere Wahl«, entgegnete Dooley. »Aber erst zieht ihr jetzt ein Örtchen weiter.«