12
Isabella die Siebte war geschlechtsreif.
Was ihren Keeper glücklich machte.
Oder glücklich gemacht hätte, wäre Romeo der Fünfte nicht plötzlich so aggressiv geworden.
Er hatte die arme Isabella in den Nacken gebissen, als er sie das letzte Mal bestiegen hatte - so fest, dass sie laut aufkreischte.
Die Geräusche, die Ratten ausstießen, wenn sie Schmerzen hatten, waren entsetzlich. Sie schossen wie Pfeile durch den Schädel des Keepers, schienen noch Stunden später nachzuhallen und blieben noch lange in der Erinnerung haften.
Jetzt bestand kein Zweifel mehr. Romeo - dieser Romeo - musste bald verschwinden.
Erst einmal plante der Keeper, das Paar getrennt zu halten, Romeo mit einem Milligramm Diazepam ruhigzustellen, dann die Wunden des Weibchens zu versorgen, ein paar Notizen zu machen und sich zurückzuziehen.
Sie alle brauchten ein wenig Ruhe.
Er, Isabella und Romeo.
Es wurde zusehends schmerzlicher, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, Isabella zu verlieren - diese Isabella -, aber der Augenblick rückte unaufhaltsam näher. Der Zeitpunkt, an dem Isabella ihrer Nachfolgerin Platz machen musste, war bereits überschritten. Sie würde ersetzt werden müssen, vielleicht von einer ihrer eigenen Töchter.
Sobald der Nachwuchs von der Mutter entwöhnt war, musste der Keeper unnachgiebiger mit sich selbst werden. Er musste sein Herz verhärten wie der Pharao in der Bibel.
Macht hatte immer ihren Preis.