21

Martinez griff nach dem Baseballschläger, der stets griffbereit unter seinem Bett lag.

Er hatte die Tür gerade erreicht, als sie sich langsam öffnete.

Er hob den Schläger hoch über den Kopf ...

Jessica kam barfuß ins Zimmer geschlichen.

»Mein Gott, Jessica!« Martinez legte den Schläger auf den Fußboden und knipste das Licht an. »Ich hätte dir beinahe den Schädel eingeschlagen.«

Sie trug außerdem einen Büstenhalter und ein dazu passendes Höschen im schwärzesten Schwarz und dem rötesten Scharlachrot, das man sich vorstellen konnte. Martinez hatte sie noch nie so gesehen, aber sie sah aus wie der Himmel persönlich, serviert auf einem Tablett.

»Ich wollte dich überraschen«, hauchte sie und war ganz außer Atem, weil seine Reaktion sie schockierte.

»Überraschungen sind eine Sache«, erwiderte er, »ein verdammter Herzinfarkt eine andere.«

»Tut mir leid«, sagte sie kleinlaut. »Daran hätte ich denken müssen.«

»Schon in Ordnung.« Er legte die Arme um sie und genoss es, wie es sich anfühlte, ihren Körper an seinen zu drücken. »Ich bin fast schon darüber hinweg.«

»Du hast mir einen Schlüssel gegeben, erinnerst du dich?«

»Klar«, meinte Martinez. »Aber du hast ihn bisher noch nie benutzt.«

»Bist du mir jetzt böse?«

Plötzlich konnte er ihre innere Anspannung spüren. Er wusste nicht, wie er es wiedergutmachen sollte, ihr die Überraschung verdorben zu haben, und so tat er, was seine männliche Intuition ihm eingab, und küsste sie, umfasste mit seinen Händen ihre Brüste und löste seine Lippen schließlich von ihren. »Merkst du, wie böse ich dir bin?«

»Ich hatte das hier schon vor einiger Zeit für dich gekauft.« Jessica zupfte an ihrem winzigen Höschen. »Aber ich habe mich bisher nie danach gefühlt, es anzuziehen ... bis heute Nacht. Ich dachte, es wäre perfekt, um den Anlass zu feiern.«

»Da hast du richtig gedacht.« Er zog sie zum Bett. »Was ist denn aus deiner Idee geworden, allein ins Bett zu gehen und über unsere Zukunft nachzudenken?«

»Ich habe es versucht.« Sie sank neben ihm auf die Matratze. »Aber ich habe mich lausig dabei gefühlt.«

»Das freut mich«, erwiderte Martinez.

Nachdem sie sich geliebt hatten, kletterte Martinez aus dem Bett, um das Licht auszuschalten, aber sie konnten beide nicht schlafen.

»Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir uns ein bisschen unterhalten?«, fragte Jessica.

»Im Gegenteil«, antwortete Martinez. »Ich wollte dich sowieso fragen, wie du das Ganze handhaben möchtest. Ist es dir recht, wenn wir es den Leuten erzählen?«

»Ich glaub schon«, meinte Jessica. »Es ist nur so ... ich weiß, dass wir in verschiedenen Abteilungen tätig sind, aber was, wenn die Verwaltung nicht will, dass Verlobte im gleichen Gebäude arbeiten?«

»Ach, da wird es schon keine Probleme geben«, erwiderte Martinez. »Ich wollte es sowieso erst nur Sam erzählen.«

Sie überlegte eine Weile. »Okay«, sagte sie dann. »Der ist ein anständiger Kerl.«

»Er ist der Beste«, verbesserte Martinez. »Er wird es dann auch Grace sagen wollen, aber sie werden es nicht überall weitererzählen, wenn wir sie darum bitten.«

»Dann ist das wohl in Ordnung.« Sie lächelte in der Dunkelheit. »Es wird dich glücklich machen, es Sam zu erzählen, nicht wahr?«

»Er ist mein Freund«, antwortete Martinez. »Sie werden sich beide sehr für uns freuen.«

»Dann erzähl es ihnen.«

»Wem wirst du es erzählen? Deiner Mom und deinem Dad?«

»Ich weiß nicht«, erwiderte Jessica. »Wenn ich es ihnen sage, werden sie herfliegen wollen, und Mom geht es in letzter Zeit nicht besonders.«

»Davon hast du mir noch gar nichts erzählt«, sagte Martinez besorgt.

»Du warst sehr beschäftigt.«

»Ich bin nie zu beschäftigt, um mir anzuhören, was dir Sorgen macht.«

»Sie hat so eine Frauensache, weißt du. Zu reisen wäre im Moment ein bisschen viel für sie.«

»Dann solltest du besser warten, bis wir nach Cleveland fliegen können.«

»Es würde dir nichts ausmachen?«, fragte Jessica.

»Machst du Witze?«, erwiderte Martinez. »Ich kann es kaum erwarten, deine Eltern kennenzulernen.« Er zögerte. »Obwohl sie dann vielleicht denken, dass du was Besseres finden könntest als mich.«

»Das werden sie niemals denken, denn es stimmt nicht«, erklärte Jessica. »Außerdem würde es meine Meinung sowieso nicht ändern.«

Martinez legte sich etwas anders hin, entfernte sich dabei allerdings von Jessica, und so drehte er sich wieder zurück.

»Ich hatte mir überlegt, dir einen Ring zu kaufen«, sagte er. »Aber wenn du den Leuten beim Revier nichts erzählen willst ...«

»Du kannst mir trotzdem einen Ring kaufen, Al. Ich würde ihn dann vielleicht nur nicht zur Arbeit tragen.«

»Das ist gut«, sagte er.

»Dann ist es also wirklich wahr?«, fragte Jessica leise.

»So wahr wie das hier.« Martinez küsste sie wieder, zuerst ihre weiche Stirn, dann ihre Lippen. »Spürst du das?«

Sie stieß raunende, bejahende Laute aus.

»Jedes Mal, wenn deinem Köpfchen ein Zweifel kommt«, sagte er, »schließt du deine traumschönen Augen und erinnerst dich, wie sich das hier anfühlt.«

»Es fühlt sich wunderbar an«, hauchte Jessica.

»Wie du«, sagte er.