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17. Februar
»Mein Gott«, entfuhr es Frank Ressler.
Evelyn wusste sofort, dass es Frank war, der da sprach. Dabei klang er ungewohnt, weil seine Stimme sonst so volltönend war, und weil er niemals nuschelte wie viele andere. Aber jetzt klang seine Stimme wie ein Lallen. Beinahe so, als wäre er betrunken. Und genauso fühlte sich Evelyn. Betrunken und benommen.
Vielleicht wurde es Zeit, dass sie die Augen öffnete und richtig aufwachte, weil Frank ja offensichtlich krank war und sie brauchte. Und überhaupt - da stimmte etwas nicht mit ihrem Bett. Es erinnerte Evelyn an die Zeit, als jemand ihr geraten hatte, sie solle ein Brett unter ihre Matratze legen, weil Franks Kreuz Ärger machte. Als sie sich dann zum ersten Mal aufs Bett legte, hatte sie laut aufgeschrien. Ein zweites Mal hatte es nie gegeben, denn sie hatte das Brett wieder herausgenommen, und Franks Kreuz war auch so wieder besser geworden.
»Mein Gott«, entfuhr es Frank noch einmal. »Hör auf mit der Meingotterei«, sagte Evelyn. Nur dass auch ihre Stimme sich merkwürdig anhörte.
Mach die Augen auf, sagte sie sich, doch ihre Lider fühlten sich zu schwer an. Dann aber gelang es ihr.
Und schlagartig überkam sie Furcht, erfasste sie mit der Wucht eines herabstürzenden Felsblocks.
»Mein Gott«, flüsterte sie.
Die »Meingotterei« war offenbar ansteckend.