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Am frühen Donnerstagabend waren die Ratten allein, ihre Nahrung gänzlich verspeist.

Isabella die Siebte saß in ihrem Teil des Käfigs und war ruhig, aber Romeo, der von ihr getrennt gehalten wurde, war hungrig und wurde zunehmend erregter. Das Verlangen hatte ihn vor einiger Zeit in eines der Entlüftungslöcher des Käfigs getrieben, eine kleine Ritze am äußeren Rand, von der dem Keeper noch gar nicht aufgefallen war, dass es sie gab.

Das Nagen brachte zumindest ein wenig Befriedigung.

Freiheit war gleichbedeutend mit Nahrung.

Das junge Männchen war kein gezüchtetes Haustier, sondern eine gewöhnliche Dachratte, Rattus rattus, ein seidig glänzendes, schlankes Tier mit schiefergrauem Rücken und hellgrauem Bauch, das wie die meisten seiner Artgenossen glücklich war, wenn es in einer hohlen Wand kauern und an einer Isolierung, einem Draht oder einem Rohr knabbern konnte.

Wenn Isabella oder irgendein anderes Weibchen eben auf die Schnelle zu besteigen gewesen wäre, hätte Romeo der Fünfte es sich vielleicht noch einmal überlegt, ob er so mir nichts, dir nichts verschwinden sollte. Wahrscheinlich hätte er sie vorher noch besprungen, bevor er sich auf die Socken gemacht hätte.

Aber weder Isabella noch sonst ein Weibchen war verfügbar gewesen.

Also nagte er weiter.

Und dabei pinkelte er und ließ munter seine Köttelchen fallen.

Genau wie jede andere Dachratte, die wusste, was sie sich schuldig war.