Sechzehn
Es war enttäuschend gewesen. Sie hatte bei weitem nicht so lange durchgehalten wie diese Inge.
Dios! Zwei Tage lang hatte die ihm widerstanden und Befriedigung verschafft! Ein ums andere Mal war er nach nebenan gegangen und hatte sich über der Toilette einen runtergeholt. Auch, wenn sie ihm schließlich davongelaufen war — sie war ganz nach seinem Geschmack gewesen.
Die hier war viel zu schnell schnell hysterisch geworden. Im Auto schon, als er noch gar nicht richtig angefangen hatte. Sie nur ein bisschen mit dem Messer ritzte. Als sie die ersten Male aufschrie, hatte es ihn noch erregt. Es erregte ihn immer, wenn Frauen schrien. Aber er war kein Dummkopf. Er hinterließ niemals Spuren. Keine Fingerabdrücke, kein Sperma, nichts.
Erst als es vorbei war, war er mit dem Wagen ein Stück weitergefahren und hatte sich im Unterholz befriedigt. Nur einmal. Auch das war enttäuschend gewesen. Wenn sie richtig lange schrien, brachte er bestimmt zweimal einen hoch. Und die, die so waren wie die Erste, die ihm wirklichen Widerstand entgegensetzten, brachten ihn richtig in Fahrt.
Aber jetzt hatte er es nicht genießen können. Dafür war sie, wie gesagt, zu schnell hysterisch geworden. Sie hatte nur gewimmert und um ihr Leben gebettelt, sich gewunden wie ein Aal. Es gefiel ihm besser, wenn sie sich aufbäumten, sich wehrten gegen das Ende. Er hatte sein Messer gar nicht so oft benutzt, wie er eigentlich wollte, bevor sie endgültig zusammenbrach. Da bettelte sie nicht mehr um ihr Leben, sondern nur noch darum, dass es vorbei sein sollte, endlich vorbei. Schließlich tat er ihr den Gefallen und nahm die Pistole. Weil sie ihm auf die Nerven fiel mit ihrem Gewimmer. Weil sein Schwanz schmerzhaft in der Hose drückte, steil aufgerichtet verlangte, was ihm zustand.
Es war so einfach, so unkompliziert. Gehört hatte den Schuss mit Sicherheit niemand. Nicht hier. Es war eine brillante Idee gewesen, hierher zu fahren, an den Lieblingsplatz der anderen. Das würde der Polizei noch mehr Rätsel aufgeben. Nachher würde er sich noch ihre Wohnung anschauen. Schaden konnte es nichts.
Er war zufrieden mit sich, sehr zufrieden. Nicht so wie letzte Woche, als er im Krankenhaus anrief und die ihm sagten, seine „Schwester“ sei tot. Diese Inge hatte nicht sterben sollen. Das war sein klarer Auftrag gewesen. „Heiz ihr ein und besorg das Negativ“, hatte sein Onkel gesagt und ausdrücklich hinzugefügt, dass sie am Leben bleiben sollte. Darauf hatte der deutsche Freund seines Onkels bestanden.
Dumm gelaufen, dass diese Inge nun doch tot war. Aber nicht mehr zu ändern. Danach hatte sein Onkel ihn allerdings gewarnt: Unauffällig bleiben! Nichts, aber auch gar nichts mehr riskieren, was noch intensivere polizeiliche Ermittlungen zur Folge haben könnte.
Das galt bis heute Nachmittag. Bis diese blonde Tussi auftauchte und den Freund seines Onkels in Panik versetzte. Er hatte keine Ahnung, was da gelaufen war. Aber zwei Stunden später erhielt er eine eindeutige Anweisung. Keine Rede mehr von „unauffällig bleiben“.
Da wusste er, dass er die Scharte mit dieser Inge wieder auswetzen konnte. Und es durfte keine weiteren Betriebsunfälle mehr geben. Sonst würde er selbst bald im Nirwana landen. Sicher, sein Onkel liebte ihn, hatte ihn zu seinem Nachfolger bestimmt. Aber gerade deshalb durfte er sich keine Schnitzer erlauben. Die Fehler, die er als Neffe machte, wogen doppelt so schwer wie die der anderen.
Er war gespannt, wie es weitergehen würde. Schließlich waren sie der Lösung ihres eigentlichen Problems noch keinen Schritt näher gekommen. Und es gab so vieles, was unklar war. Sie wussten zum Beispiel nicht, ob Inge noch mit dem Mann reden konnte, der sie da im strömenden Regen aufgelesen hatte. Sie wussten nicht, wer der Mann war. Wie fand man einen Mann, von dem man nur das Gesicht und sein dunkles Auto gesehen hatte? Irgendeins! Nicht mal die Farbe hatte er erkennen können. Alles war möglich: von anthrazit über schwarzgrün bis nachtblau. Natürlich, wenn der Mann vor ihm stünde, würde er ihn wiedererkennen. Ein Gesicht, das er einmal gesehen hatte, vergaß er nicht mehr. Aber das half ihnen im Moment auch nicht weiter.
Eines war jedoch sicher: Wenn sie den Mann fänden, würde er ihn mundtot machen müssen. Vorsichtshalber.
Ein hässliches Lächeln zog über sein Gesicht, als er die Autobahnauffahrt erreichte. Auch den nächsten Auftrag würde er zur vollsten Zufriedenheit ausführen.
Es würde keine Fehler mehr geben.