Würfel, Schlagringe und Gitarre

 

I

 

New Jersey steht, wie Sie wissen, zum Teil unter Wasser und zum Teil unter ständiger Aufsicht der Behörden. Hier und da jedoch liegt ein Flecken grünes Land, gesprenkelt mit altmodischen Landhäusern aus Holz, die große schattige Veranden haben und eine rote Schaukel im Garten. Und auf der größten und schattigsten Veranda gibt es vielleicht sogar noch eine Hängematte aus den Hängemattentagen, die sich sacht im hochviktorianischen Wind regt.

Wenn Touristen an solchen Sehenswürdigkeiten des letzten Jahrhunderts vorbeikommen, halten sie ihren Wagen an, schauen eine Weile und sagen dann: »Dieses Haus da mag zwar hauptsächlich aus Fluren bestehen und tausend Ratten und nur ein Badezimmer haben, aber es verströmt so eine gewisse Atmosphäre…«

Der Tourist bleibt nicht lange. Er fährt weiter zu seiner elisabethanischen Villa aus Presspappe oder seinem frühnormannischen Fleischmarkt oder seinem mittelalterlichen italienischen Taubenschlag – denn wir schreiben das zwanzigste Jahrhundert, und viktorianische Häuser sind so unzeitgemäß wie die Werke von Mrs. Humphry Ward. Er kann die Hängematte von der Straße aus nicht sehen – doch manchmal liegt ein Mädchen darin. An diesem Nachmittag lag dort eins. Es schlief und merkte anscheinend nichts von dem ästhetischen Grauen, das es umgab, zum Beispiel der steinernen Diana-Statue, die unter dem Sonnenlicht auf dem Rasen dümmlich grinste.

Die ganze Szenerie hatte etwas ungeheuer Gelbes an sich – da war zum Beispiel besagtes Sonnenlicht, das gelb war, und die Hängematte hatte einen besonders scheußlichen Gelbton, wie er für Hängematten typisch ist, und das gelbblonde Haar des Mädchens breitete sich darüber wie zum boshaften Vergleich.

Sie schlief mit geschlossenen Lippen und hinter dem Kopf verschränkten Händen, wie es sich für junge Mädchen zu schlafen geziemt. Ihre Brust hob und senkte sich leicht, nicht heftiger, als die Fransen der Hängematte hin und her schwangen.

Ihr Name, Amanthis, war so altmodisch wie das Haus, in dem sie wohnte. Leider muss ich sagen, dass ihre Verbindung mit dem hochviktorianischen Zeitalter an diesem Punkt jäh endet.

Wenn dies nun ein Kinofilm wäre (was es, wie ich natürlich hoffe, eines Tages sein wird), würde ich so viele tausend Meter Film von ihr aufnehmen, wie ich nur dürfte – ich würde mit der Kamera nah herangehen und den blonden Flaum in ihrem Nacken zeigen, dort, wo das Haar ansetzt, und den warmen Farbton ihrer Wangen und Arme, denn ich stelle mir gerne vor, dass sie schläft, wie Sie selbst in jungen Jahren geschlafen haben mögen. Dann würde ich einen Mann namens Israel Glucose dafür engagieren, irgendeine idiotische Überleitung zu verfassen, und so zu einer anderen Szene wechseln, die sich irgendwo, an keiner besonderen Stelle, weiter unten an der Straße abspielt.

In einem fahrenden Automobil saß ein Südstaaten-Gentleman in Begleitung seines Leibdieners. Er befand sich, in gewisser Weise, auf dem Weg nach New York, wurde jedoch durch den Umstand, dass die obere und die untere Hälfte seines Fahrzeugs sich nicht mehr exakt aufeinanderfügten, ein wenig aufgehalten. Ja, von Zeit zu Zeit stiegen die beiden Insassen aus und schoben die Karosserie Kante auf Kante wieder auf das Chassis, bevor sie, in unfreiwilligem Gleichtakt mit dem Motor leise vibrierend, ihre Fahrt fortsetzten. Sah man davon ab, dass das Auto hinten keine Tür hatte, mochte es zu Beginn des mechanischen Zeitalters gebaut worden sein. Es war mit dem Schlamm von acht Staaten bedeckt, hatte vorne einen riesenhaften, funktionsuntüchtigen Tachometer und hinten einen schmutzigen Wimpel, der die Aufschrift TARLETON, GA. trug. In grauer Vorzeit hatte jemand begonnen, die Haube gelb zu streichen, war jedoch leider nach nur halb getaner Arbeit zu anderen Aufgaben gerufen worden.

Als der Gentleman und sein Leibdiener an jenem Haus vorbeifuhren, wo Amanthis so hübsch in der Hängematte schlief, passierte es – die Karosserie fiel vom Wagen. Meine einzige Entschuldigung dafür, dies so plötzlich zu berichten, ist, dass es eben sehr plötzlich geschah. Als der Lärm sich gelegt, der Staub sich verzogen hatte, stiegen Herr und Diener aus und inspizierten die beiden Hälften.

»Nu’ schau dir das an«, sagte der Gentleman verdrossen, »diesmal ist das verflixte Ding ganz entzweigegangen.«

»Es is kaputt«, stimmte der Leibdiener ihm zu.

»Hugo«, sagte der Gentleman nach einiger Überlegung, »wir müssen uns Hammer und Nägel besorgen und es festnageln.«

Sie schauten zu dem viktorianischen Haus hoch. Ringsherum erstreckten sich nicht ganz ebenmäßige Felder bis an einen nicht ganz ebenmäßigen, unbesiedelten Horizont. Sie hatten keine Wahl, also öffnete der schwarze Hugo das Tor und folgte seinem Herrn den Kiesweg hinauf, wobei er der roten Schaukel und der steinernen Diana-Statue mit ihrem starren, sturmgezeichneten Gesicht nicht mehr als den blasierten Blick des Vielgereisten schenkte.

Just als sie die Veranda erreichten, erwachte Amanthis, setzte sich ruckartig auf und musterte sie von Kopf bis Fuß.

Der Gentleman war jung, vielleicht vierundzwanzig, und sein Name war Jim Powell. Er trug einen engsitzenden, staubigen Anzug von der Stange, dessen Jackett anscheinend zuzutrauen war, dass es jeden Augenblick die Flucht ergreifen würde, denn es wurde mit einer Reihe von sechs grotesk großen Knöpfen am Körper festgehalten.

Auch an den Ärmeln befanden sich überzählige Knöpfe, so dass Amanthis der Versuchung nicht widerstehen konnte, nachzuschauen, ob weitere Knöpfe auch die Seite des Hosenbeins zierten. An seinem grünen Hut flatterte eine Feder irgendeines armen Vogels im warmen Wind. Jim Powell verbeugte sich höflich, während er sich mit dem Hut den Staub von den Knien wischte. Gleichzeitig lächelte er, indem er die blassblauen Augen halb schloss und weiße, schön symmetrische Zähne entblößte.

»Guten Abend«, sagte er in der nicht mehr gebräuchlichen Mundart Georgias. »Meinem Automobil ist da unten beim Tor ein Malheur passiert. Und da frage ich mich nun, ob’s wohl zu viel verlangt wäre, wenn ich Sie für eine kleine Weile um den Gebrauch eines Hammers und um einige Nägel ersuchen würde.«

Amanthis lachte. Eine Weile lang lachte sie haltlos. Mr. Jim Powell lachte höflich und dankbar mit. Allein sein Leibdiener, der tief in der farbigen Adoleszenz steckte, wahrte einen würdevollen Ernst.

»Ich mache mich vielleicht besser erst mal bekannt«, sagte der Besucher. »Mein Name ist Powell. Ich wohne in Tarleton, Georgia. Der Nigger hier ist mein Bursche Hugo.«

»Ihr Sohn!« Das Mädchen schaute wild fasziniert vom einen zum anderen.

»Nein, er ist mein Leibdiener, so würden Sie wohl sagen. Bei uns im Süden nennt man einen Nigger einen Burschen.«

Bei dieser Anspielung auf die feineren Gebräuche seiner Heimat legte der Bursche Hugo die Hände auf den Rücken und blickte finster und hochmütig über den Rasen.

»Ja, Ma’m«, murmelte er, »ich bin ein Leibdiener.«

»Wohin wollen Sie denn mit Ihrem Automobil?«, erkundigte sich Amanthis.

»Nach Norden, über den Sommer.«

»Wohin genau?«

Der Tourist machte eine lässige Handbewegung, als habe er die Adirondacks, die Thousand Islands oder Newport im Visier – doch er sagte: »Wir wollen nach New York.«

»Waren Sie schon mal dort?«

»Noch nie. Aber ich war etliche Male in Atlanta. Und auf der Fahrt hierher sind wir durch alle möglichen Städte gekommen. Menschenskind!«

Er pfiff, um zum Ausdruck zu bringen, wie überaus spektakulär seine jüngsten Reisen gewesen waren.

»Hören Sie«, sagte Amanthis mit Bestimmtheit, »Sie sollten etwas essen. Tragen Sie Ihrem – Ihrem Leibdiener auf, er soll ums Haus gehen und den Koch bitten, uns ein paar Sandwiches und Limonade bringen zu lassen. Oder vielleicht trinken Sie keine Limonade – das tun ja heute nur noch wenige.«

Mr. Powell schickte Hugo umgehend auf die bezeichnete Mission, indem er mit dem Finger einen Kreis beschrieb. Dann setzte er sich vorsichtig auf einen Schaukelstuhl und begann sich formell mit den Federn seines Huts zu fächeln.

»Sie sind wirklich mächtig nett«, sagte er zu ihr. »Und für den Fall, dass ich was Stärkeres als Limonade brauche, habe ich eine Flasche guten alten Whiskey unten im Wagen. Den habe ich mitgenommen, weil ich nicht sicher war, ob ich den Whiskey von hier oben trinken könnte.«

»Wissen Sie was?«, sagte sie. »Mein Name ist ebenfalls Powell. Amanthis Powell.«

»Ach, ist das denn die Möglichkeit?« Er lachte verzückt. »Vielleicht sind wir ja blutsverwandt. Ich komme aus ’ner mächtig feinen Familie«, fuhr er fort. »Arm, aber fein. Allerdings liefen die Geschäfte recht gut letztes Jahr, also dachte ich mir, ich fahre über den Sommer mal rauf in den Norden.«

In diesem Moment erschien Hugo wieder auf den Verandastufen und ließ sich vernehmen.

»Da is ’ne weiße Lady hinten und fragt, ob ich wohl auch was essen wollen würd. Was sag ich ihr denn da?«

»Du sagst ihr, ja, Ma’m, gern, wenn sie so freundlich sein will«, wies sein Herr ihn an. Und als Hugo wieder gegangen war, verriet er Amanthis: »Der Junge hat keinen Funken Verstand. Er will rein gar nichts tun, wenn ich’s ihm nicht erst erlaubt habe. Ich habe ihn aufgezogen«, fügte er nicht ohne Stolz hinzu.

Als die Sandwiches kamen, stand Mr. Powell auf. Er war nicht an weiße Bedienstete gewöhnt und erwartete offensichtlich, dass sie einander vorgestellt würden.

»Sind Sie eine verheiratete Lady?«, fragte er Amanthis, als der Diener gegangen war.

»Nein«, antwortete sie und setzte aus der sicheren Warte der Achtzehnjährigen hinzu: »Ich bin eine alte Jungfer.«

Erneut lachte er höflich. »Sie meinen, Sie sind ein junges Mädchen, das in der Gesellschaft verkehrt.«

Sie schüttelte den Kopf. Mr. Powell nahm mit schüchterner Begeisterung wahr, wie außerordentlich blond ihr gelbblondes Haar war.

»Sieht dieses alte Haus etwa so aus?«, sagte sie vergnügt. »Nein, Sie haben hier ein Mädchen vom Land vor sich. Meine Verehrer sind Farmer – oder auch vielversprechende junge Barbiere aus dem Nachbardorf, an deren Jackenärmeln noch die Haare eines Kunden haften.«

»Ihr Vater sollte Sie nicht mit einem Landbarbier ausgehen lassen«, sagte der Tourist missbilligend. Er überlegte. »Sie sollten in der Gesellschaft verkehren.«

Er begann rhythmisch mit dem Fuß auf den Boden zu klopfen, und nach einer Weile bemerkte Amanthis, dass sie unwillkürlich das Gleiche tat.

»Hören Sie auf!«, befahl sie. »Verleiten Sie mich nicht dazu.«

Er schaute auf seinen Fuß hinab. »Verzeihen Sie«, sagte er ergeben. »Ich weiß auch nicht – das ist so eine Angewohnheit von mir.«

Diese angeregte Unterhaltung wurde von Hugo unterbrochen, der mit einem Hammer und einer Handvoll Nägel auf den Stufen erschien.

Mr. Powell erhob sich widerstrebend und schaute auf die Uhr. »Verflixt, wir müssen weiter«, sagte er und runzelte heftig die Stirn. »Also. Würden Sie denn gerne in der New Yorker Gesellschaft verkehren und auf all diese Bälle gehen, wo man mit Goldstücken um sich wirft?«

Sie sah ihn an und nickte lächelnd. Dann schaffte sie es auf irgendeine Art, aus der Hängematte zu kommen, und sie gingen Seite an Seite zur Straße.

»Ich halte die Augen für Sie offen und gebe Ihnen Bescheid«, insistierte er. »Ein hübsches Mädchen wie Sie sollte in guten Kreisen verkehren. Womöglich sind wir blutsverwandt, nicht wahr, und wir Powells müssen zusammenhalten.«

»Was werden Sie in New York tun?«

Sie waren jetzt fast beim Tor angelangt, und der Tourist zeigte auf die zwei beklagenswerten Teile seines Automobils.

»Taxi fahren. Hiermit. Nur dass es inzwischen andauernd entzweibricht.«

»Sie werden mit diesem Ding in New York herumfahren?«

Jim schaute sie zweifelnd an. Ein hübsches Mädchen wie sie sollte unter allen Umständen die Angewohnheit ablegen, sich beim allergeringsten Anlass vor Lachen zu schütteln.

»Ja, Ma’m«, sagte er würdevoll.

Amanthis schaute zu, wie sie die obere Hälfte des Wagens auf die untere setzten und sie gründlich festnagelten. Dann übernahm Mr. Powell das Steuer, und sein Leibdiener stieg neben ihm ein.

»Ich bin Ihnen für Ihre Gastfreundschaft wirklich sehr zu Dank verpflichtet. Richten Sie Ihrem Vater verbindliche Grüße aus.«

»Gerne«, versicherte sie ihm. »Kommen Sie mal wieder zu Besuch, wenn es Ihnen nichts ausmacht, mit Barbieren im selben Raum zu sein.«

Er wischte diese unangenehme Vorstellung mit einer knappen Handbewegung beiseite. »Ihre Gesellschaft wäre mir stets eine Freude.« Er ließ den Wagen an, wie um die Verwegenheit seiner Abschiedsrede zu übertönen. »Sie sind das hübscheste Mädchen, das ich hier oben im Norden gesehen habe – mit Abstand.«

Und unter Ächzen und Klappern setzte Mr. Powell aus Georgia mit seinem Wagen, seinem Leibdiener, seinen Plänen und seiner ganz persönlichen Staubwolke den Weg nach Norden, wo er den Sommer über bleiben wollte, fort.

II

 

Sie dachte, sie würde ihn nie wieder zu Gesicht bekommen. Sie lag in ihrer Hängematte, schlank und wunderhübsch, öffnete das linke Auge einen Spalt, um den Juni kommen zu sehen, schloss es wieder und zog sich zufrieden in ihre Träume zurück.

Doch eines Tages, als die Hochsommerreben sich an den wackligen Seiten der roten Schaukel auf dem Rasen emporgerankt hatten, kam Mr. Jim Powell aus Tarleton, Georgia, wieder in ihr Leben hereinvibriert. Sie saßen wie damals zusammen auf der breiten Veranda.

»Ich habe einen famosen Plan«, sagte er.

»Sind Sie denn mit Ihrem Taxi gefahren, wie Sie gesagt hatten?«

»Ja, Ma’m, aber das Geschäft lief doch arg schlecht. Ich habe vor all den Hotels und Theatern gestanden und gewartet, aber niemand ist auch nur eingestiegen.«

»Niemand?«

»Na ja, an einem Abend sind ein paar betrunkene Kerle bei mir eingestiegen, bloß als ich gerade losfahren wollte, brach mein Automobil entzwei. Und an einem anderen Abend regnete es, und es waren keine anderen Taxis da, also ist eine Dame eingestiegen, weil sie einen langen Weg hatte, wie sie sagte. Doch dann hat sie mich anhalten lassen, bevor wir angekommen waren, und ist ausgestiegen. Sie wirkte irgendwie verärgert und ist im Regen davonmarschiert. Mächtig stolze Leute gibt’s da oben in New York.«

»Und nun fahren Sie nach Hause?«, fragte Amantha mitfühlend.

»Nein, Ma’m. Ich habe eine Idee.« Seine blauen Augen verengten sich. »Ist dieser Barbier hier gewesen – mit Haaren an den Ärmeln?«

»Nein. Er ist – fort.«

»Gut, dann würde ich gern meinen Wagen eine Zeitlang hier bei Ihnen lassen, wenn das in Ordnung ist. Er hat nicht die richtige Farbe für ein Taxi. Dafür, dass Sie drauf aufpassen, können Sie gerne so viel damit spazieren fahren, wie Sie möchten. Solange Sie einen Hammer und Nägel dabeihaben, kann Ihnen nicht viel passieren…«

»Ich kümmere mich um den Wagen«, unterbrach Amanthis ihn, »aber wohin fahren Sie

»Nach Southampton. Das ist so ungefähr der vornehmste Ort, den es hier in der Gegend gibt, und da fahre ich hin.«

Sie richtete sich voller Erstaunen auf. »Was wollen Sie denn da machen?«

»Passen Sie auf.« Er beugte sich verschwörerisch zu ihr vor. »War’s Ihnen ernst, als Sie sagten, Sie würden gerne in der New Yorker Gesellschaft verkehren?«

»Todernst.«

»Mehr brauche ich nicht zu wissen«, sagte er geheimnisvoll. »Warten Sie einfach ein paar Wochen hier auf der Veranda – und schlafen Sie. Und wenn irgendwelche Barbiere mit Haaren an den Ärmeln zu Ihnen kommen, sagen Sie ihnen, Sie seien zu müde, um sie zu empfangen.«

»Und dann?«

»Dann werden Sie von mir hören«, fuhr er entschieden fort. »Sie reden von der Gesellschaft! In weniger als einem Monat bringe ich Sie in mehr Gesellschaft, als Sie je gesehen haben.«

Weiter wollte er nichts verraten. Er gebärdete sich, als würde sie bald über einem wahren Vergnügungspool hängen und immer wieder kräftig hineingetaucht werden: »Ist es Ihnen vergnüglich genug, Ma’m? Soll ich noch ein bisschen mehr Aufregung einlaufen lassen, Ma’m?«

»Nun«, antwortete Amanthis träge, »es gibt wenige Dinge, für die ich auf den Luxus verzichten würde, den ganzen Juli und August zu verschlafen – aber wenn Sie mir einen Brief schreiben, werde ich – werde ich nach Southampton eilen.«

Drei Tage später klingelte ein junger Mann mit einer gelben Feder am Hut an der Tür der gewaltigen, beeindruckenden Madison Harlan Villa in Southampton. Er fragte den Butler, ob irgendjemand im Alter zwischen sechzehn und zwanzig hier wohne. Er bekam zur Antwort, dass Miss Genevieve Harlan und Mr. Ronald Harlan dieser Beschreibung entsprächen, worauf er eine äußerst sonderbare Karte zückte und in der bezaubernden Mundart Georgias darum bat, man möge sie ihnen vorlegen.

Die Folge war eine fast einstündige vertrauliche Unterredung mit Mr. Ronald Harlan (Student an der Hillkiss School) und Miss Genevieve Harlan (auf Southamptons Bällen durchaus nicht ohne Ruf). Als er ging, verfügte er über eine kurze Notiz in Miss Harlans Handschrift, die er zusammen mit seiner sonderbaren Karte beim nächsten großen Anwesen präsentierte. Zufällig war es das der Clifton Garneaus. Wie durch Zauberei wurde ihm hier eine ebensolche Audienz gewährt.

Er machte weiter – es war ein heißer Tag, und Männer, die es sich eigentlich nicht erlauben konnten, trugen auf offener Straße ihre Jacketts über dem Arm, doch Jim, der aus dem südlichsten Georgia stammte, sah beim letzten Haus noch so frisch und kühl aus wie beim ersten. Er machte an diesem Tag zehn Besuche. Wäre ihm jemand auf seinem Weg gefolgt, hätte er ihn womöglich für einen begabten Schwarzhändler gehalten.

Irgendetwas an seiner überraschenden Frage nach den jugendlichen Mitgliedern der Familie führte dazu, dass hartgesottene Butler ihre Kritikfähigkeit einbüßten. Jedes Mal, wenn er ein Haus verließ, hätte ein genauer Beobachter bezeugt, dass ihm faszinierte Blicke zur Tür folgten und erregte Stimmen etwas von einem baldigen Treffen flüsterten.

Am zweiten Tag sprach er bei zwölf Häusern vor. Er hätte seine Runde eine Woche lang fortsetzen können und nie denselben Butler zweimal gesehen – doch ihn reizten nur die palastartigen, imposanten Häuser.

Am dritten Tag tat er etwas, was man schon vielen Leuten geraten hat und was nur wenige getan haben – er mietete einen Saal. Genau eine Woche später schickte Mr. James Powell ein Telegramm an Amanthis Powell, in dem stand, wenn sie noch immer an den Vergnügungen der besseren Gesellschaft interessiert sei, solle sie den nächstmöglichen Zug nach Southampton nehmen. Er selbst werde sie am Bahnhof erwarten.

Jim war inzwischen kein Müßiggänger mehr, und als sie nicht zu dem Zeitpunkt eintraf, den sie in ihrem Telegramm genannt hatte, wurde er unruhig. Er nahm an, sie würde mit einem späteren Zug kommen, und machte gerade kehrt, um sich wieder seinem Vorhaben zu widmen, als sie den Bahnhof von der Straßenseite her betrat.

»Na, wie sind Sie denn…?«

»Nun«, sagte Amanthis, »ich bin schon heute Vormittag eingetroffen und wollte Ihnen keine Umstände machen, also habe ich mir eine anständige Pension an der Ocean Road gesucht.«

Sie wirkte anders als die indolente Amanthis in der Verandahängematte, dachte er. Sie trug ein taubeneiblaues Kostüm und einen verwegenen jugendlichen Hut mit geschwungener Feder – ihre Aufmachung war derjenigen der jungen Damen zwischen sechzehn und zwanzig, denen neuerdings seine ganze Aufmerksamkeit galt, nicht unähnlich. Ja, sie würde sich sehr gut machen.

Er komplimentierte sie unter tiefen Verbeugungen in ein Taxi und setzte sich neben sie.

»Wäre es nicht an der Zeit, dass Sie mir von Ihrem Plan erzählen?«, schlug sie vor.

»Na ja, es hat mit den jungen Mädchen zu tun, die in der hiesigen Gesellschaft verkehren.« Er wedelte lässig mit der Hand. »Ich kenne sie alle.«

»Wo sind sie denn?«

»Im Augenblick bei Hugo. Sie erinnern sich – das ist mein Leibdiener.«

»Bei Hugo!« Sie riss die Augen auf. »Warum? Was hat das alles zu bedeuten?«

»Nun, ich habe – ich habe eine Art Schule, so würden Sie’s wohl nennen.«

»Eine Schule?«

»Es ist eine Art Akademie. Und ich bin der Direktor davon. Ich habe sie erfunden.«

Er zog eine Karte aus seiner Brieftasche, mit so viel Schwung, dass es aussah, als schüttele er ein Thermometer. »Hier.«

Sie nahm die Karte. In großen Buchstaben stand dort:

JAMES POWELL; J. M.
WÜRFEL, SCHLAGRINGE UND GITARRE

Verblüfft starrte sie darauf.

»Würfel, Schlagringe und Gitarre?«, wiederholte sie ehrfürchtig.

»Ja, Ma’m.«

»Was bedeutet das? Was – verkaufen Sie diese Dinge?«

»Nein, Ma’m, ich lehre sie. Es ist ein Beruf.«

»Würfel, Schlagringe und Gitarre? Und was heißt J. M.?«

»Das steht für Jazz-Meister.«

»Aber was ist das? Worum geht es dabei?«

»Also, das ist so. Eines Abends, in New York, kam ich mit einem jungen Mann ins Gespräch, der ordentlich was intus hatte. Er war einer von meinen Fahrgästen. Und er hatte ein junges Mädchen aus den besseren Kreisen irgendwohin ausgeführt und sie dann verloren.«

»Sie verloren

»Ja, Ma’m. Er hatte sie wohl vergessen. Und nun machte er sich ziemliche Sorgen. Na, und da hab ich mir gedacht, diese jungen Mädchen von heute – diese Mädchen, die in der Gesellschaft verkehren –, die führen doch irgendwie ein gefährliches Leben, und mein Studiengang gibt ihnen ein Mittel an die Hand, sich für diese Gefahren zu wappnen.«

»Sie bringen ihnen bei, Schlagringe zu benutzen?«

»Ja, Ma’m, wenn’s nötig ist. Schauen Sie, da führt einer ein Mädchen aus und geht mit ihm in irgendein Café, wo es nichts zu suchen hat. Tja, und dann trinkt er einen über den Durst und schläft ein, und ein anderer Kerl kommt zu ihr und sagt: ›Hallo, süße kleine Mama‹, oder was immer die Weiberhelden hier oben so sagen. Was macht sie dann? Schreien kann sie nicht, weil heutzutage keine richtige Dame mehr schreit – nein. Sie greift einfach in ihre Tasche und schiebt ihre Finger in ein Paar Powell’s Selbstverteidigungsschlagringe, Debütantinnengröße, führt aus, was ich den Gesellschaftshaken genannt habe, und – peng! – schon ist der famose Kerl auf dem Weg in den Keller.«

»Und – wofür – wofür ist die Gitarre?«, flüsterte Amanthis ehrfürchtig. »Müssen sie die auch jemandem über den Kopf ziehen?«

»Nein, Ma’m!«, rief Jim voller Entsetzen. »Nein, Ma’m. In meinem Kurs lernt keine Dame, die Gitarre gegen jemanden zu erheben. Ich bringe ihnen bei, wie man drauf spielt. Ach, was rede ich – Sie müssen sie mal spielen hören! Nach zwei Unterrichtsstunden bei mir würden Sie meinen, ein paar von denen wären Farbige!«

»Und die Würfel?«

»Würfel? Ich bin mit einem Würfel verwandt. Mein Großvater war einer. Ich bringe den Leuten bei, wie man die Würfel tanzen lässt. Ich schütze Portemonnaie wie Person.«

»Sind Sie – haben Sie denn Schüler?«

»Ma’m, alle richtig netten, reichen Leute der Stadt kommen zu mir. Was ich Ihnen erzählt habe, ist noch nicht alles. Ich unterrichte die verschiedensten Sachen. Ich bringe ihnen den Boodlin’ Bend bei – und den Mississippi Sunrise. Ein Mädchen ist mal zu mir gekommen und hat gesagt, dass sie lernen will, mit den Fingern zu schnippen. Ich meine, richtig zu schnippen – wie man das eben macht. Sie hätte das schon als kleines Mädchen nicht gekonnt. Ich habe ihr zwei Stunden gegeben, und – peng! – Ihr Daddy sagt, er zieht bald aus.«

»Wann findet das alles statt?«, fragte Amanthis ganz matt und erschüttert.

»Dreimal die Woche. Und Sie kommen einfach als Schülerin dazu. Ich habe erzählt, dass Sie aus einer sehr vornehmen Familie in New Jersey stammen. Ich habe nicht gesagt, dass Ihr Daddy Richter ist – sondern dass er der Mann ist, der das Originalpatent für Würfelzucker besitzt.«

Sie hielt die Luft an.

»Jetzt brauchen Sie nur noch so zu tun«, fuhr er fort, »als hätten Sie noch nie einen Barbier gesehen.«

Sie waren inzwischen ganz im Süden des Ortes angelangt, und Amanthis sah eine Reihe von Wagen vor einem zweistöckigen Gebäude parken. Die Wagen waren allesamt flach, lang, schnittig und in leuchtenden Farben lackiert. Dann stieg sie bereits eine enge Treppe zum ersten Stock hinauf. Auf einer Tür, durch die Musik und Gelächter drang, stand:

JAMES POWELL; J. M.
WÜRFEL, SCHLAGRINGE UND GITARRE
Mo – Mi – Fr
15–17 Uhr

»Wenn Sie bitte hier entlang kommen würden…«, sagte der Direktor und drückte die Tür auf.

Amanthis fand sich in einem langen, hell erleuchteten Saal voller junger Mädchen und Männer ungefähr ihres Alters wieder. Was sie sah, kam ihr zunächst wie eine Art angeregter Nachmittagstee vor, doch nach einer Weile begann sie hier und da in all dem Treiben ein Motiv und ein Muster zu erkennen.

Die Schüler waren in Gruppen aufgeteilt, die entweder saßen, knieten oder standen, doch alle waren geradezu raubgierig auf das Thema konzentriert, mit dem sie sich beschäftigten. Aus einem Kreis von sechs jungen Damen, die sich um einige undefinierbare Gegenstände versammelt hatten, ertönte ein Medley aus Schreien und Rufen – klagend, bittend, bettelnd, flehend, mahnend, beschwörend und jammernd –, das die Oberstimme zu einem mysteriösen, klappernden Grundgeräusch bildete.

Daneben umringten vier junge Männer einen schwarzen Jugendlichen, der, wie sich zeigte, kein anderer als Mr. Powells einstiger Leibdiener war. Die jungen Männer brüllten Hugo anscheinend unzusammenhängende Sätze zu, die eine große Bandbreite an Gefühlen ausdrückten. Mal erhoben sich ihre Stimmen zu einer Art Geschrei, dann wieder sprachen sie leise und sanft, mit freundlichem Beiklang. Von Zeit zu Zeit antwortete Hugo ihnen mit beifälligen, korrigierenden oder missbilligenden Worten.

»Was tun sie da?«, flüsterte Amanthis Jim zu.

»Das ist ein Südstaatenakzent-Kurs. Viele junge Männer hier möchten den Südstaatenakzent erlernen – also unterrichten wir ihn – Georgia, Florida, Alabama, Ostküste, das alte Virginia. Einige wollen sogar reines Niggerenglisch lernen, für Gesangszwecke.«

Sie schlenderten zwischen den Gruppen umher. Ein paar Mädchen mit Schlagringen aus Metall pöbelten wüst auf zwei Boxsäcke ein, die mit dem anzüglich grinsenden, augenzwinkernden Gesicht eines »Weiberhelden« bemalt waren. Einige Männer und Frauen, vom monotonen Rhythmus eines Banjos angeführt, entlockten ihren Gitarren harmonische Silben; in einer Ecke tanzten Paare plattfüßig zu einer Schallplatte der Rastus Muldoons Savannah Band.

»Nun, Miss Powell, wenn Sie so weit sind, würde ich Sie bitten, Ihren Hut abzunehmen und sich da drüben in der Ecke zu Miss Genevieve Harlan am Boxsack zu gesellen.« Er erhob die Stimme. »Hugo«, rief er, »hier ist eine neue Schülerin. Statte sie mit einem Paar Powell’s Selbstverteidigungsschlagringen aus – Debütantinnengröße.«

III

 

Bedauerlicherweise habe ich Jim Powells berühmte Jazzschule weder je in Aktion gesehen, noch an den von ihm persönlich geführten Ausflügen in die Geheimnisse von Würfeln, Schlagringen und Gitarre teilgenommen. Ich kann daher nur die Einzelheiten weitergeben, welche mir einer seiner begeisterten Schüler später zugetragen hat. In all den Diskussionen, die im Nachhinein stattfanden, hat nie jemand geleugnet, dass die Schule ein gewaltiger Erfolg war, und kein Schüler hat es je bereut, ein Diplom von ihr entgegengenommen zu haben – den Bachelor of Jazz.

»Wenn ich’s unterm Deckel halten könnte«, vertraute Jim Amanthis an, »würde ich Rastus Muldoons Band aus Savannah herholen. Diese Band wollte ich schon immer mal leiten.«

Er machte Geld. Das Kursgeld war nicht übertrieben hoch – in der Regel waren seine Schüler nicht sonderlich gut bei Kasse –, doch er zog aus seiner Pension aus und nahm sich eine Suite im Casino Hotel, wo er sich von Hugo das Frühstück ans Bett bringen ließ.

Dafür zu sorgen, dass Amanthis zu einem Mitglied der jüngeren Gesellschaft Southamptons wurde, war einfacher, als er gedacht hatte. Innerhalb einer Woche kannten alle in der Schule sie beim Vornamen. Jim bekam sie weniger zu Gesicht, als ihm lieb war. Nicht dass sich ihr Verhalten ihm gegenüber änderte – sie ging oft mit ihm spazieren, sie war immer bereit, seinen Plänen zu lauschen –, doch nachdem die Schönen und Reichen sie in ihren Kreis aufgenommen hatten, schien sie an allen Abenden vergeben zu sein. Mehrmals war Jim bei ihr in der Pension aufgetaucht und hatte sie außer Atem angetroffen, als sei sie gerade erst hereingeeilt gekommen – vermutlich von irgendeiner Festivität, an der er keinen Teil hatte.

Und so merkte er, als der Sommer zur Neige ging, dass das i-Tüpfelchen auf dem Triumph seines Unternehmens fehlte. Trotz der Gastfreundschaft, die Amanthis erwiesen wurde, blieben ihm selbst die Türen Southamptons verschlossen. Mit welcher Höflichkeit, oder besser: Faszination seine Schüler ihm von drei bis fünf auch begegneten – danach lebten sie in einer anderen Welt.

Seine Position glich derjenigen eines Golftrainers, der seine Schüler auf dem Rasen zwar duzen oder ihnen gar Befehle erteilen darf, diese Privilegien jedoch bei Sonnenuntergang einbüßt. Er darf durchs Clubfenster schauen, aber nicht tanzen. Ebenso wenig war es Jim vergönnt zu sehen, wie seine Lehren in die Tat umgesetzt wurden. Er konnte den Klatsch und Tratsch am Morgen danach hören – das war alles.

Doch während der Golftrainer, da er Engländer ist, seinen Platz unterhalb der Herrschaften mit Stolz ausfüllt, lag Jim Powell – »aus einer mächtig feinen Familie – arm, aber fein« – viele Nächte lang wach in seinem Hotelbett, hörte die Musik aus dem Haus der Katzbys oder dem Beach Club durch sein Fenster hereinwehen, wälzte sich unruhig hin und her und sann über das nach, was geschehen war. In den ersten Tagen seines Erfolgs hatte er sich einen feinen Anzug gekauft, weil er dachte, er würde bald Gelegenheit haben, ihn zu tragen – doch das gute Stück lag noch immer unangetastet in der Schachtel, in der der Schneider es geliefert hatte. Vielleicht, dachte er, gab es ja tatsächlich ein Gefälle zwischen ihm und den anderen. Das bereitete ihm Sorgen.

Ende September kam der Ball bei den Harlans, der letzte und größte der Saison. Die Akademie würde am Tag davor schließen, denn der allgemeine Aufbruch der Schüler zu herkömmlicheren Schulen stand bevor. Jim war wie üblich nicht eingeladen. Dabei hatte er gehofft, dass es diesmal anders sein würde. Die beiden jungen Harlans, Ronald und Genevieve, waren nach seiner Ankunft in Southampton seine ersten Interessenten gewesen – und Genevieve schließlich war es auch, die eine so besondere Zuneigung zu Amanthis gefasst hatte. Auf ihrem Ball zu sein – dem prächtigsten von allen – hätte den Erfolg des zur Neige gehenden Sommers gekrönt und bestätigt.

Als seine Schüler sich für den Nachmittag versammelten, unterhielten sie sich lauthals über das mit Spannung erwartete Fest des kommenden Tages, und er war froh, als der Unterricht zu Ende war.

»Auf Wiedersehen«, sagte er zu ihnen. Er war in wehmütiger Stimmung, denn seine Idee war ausgespielt, und der Abschied fiel ihnen letztlich nicht schwer. Das Geräusch ihrer startenden Motoren draußen, das triumphierende Geknatter ihrer Auspuffe, die in die warme Septemberluft pufften, war ein frohlockendes Geräusch – ein Geräusch von Jugend und Hoffnungen, hoch wie die Sonne.

Dann waren sie fort; er blieb allein mit Hugo in dem Saal zurück. Er setzte sich hin und verbarg das Gesicht in den Händen. »Hugo«, sagte er heiser. »Sie wollen uns hier oben nicht.«

»Machen Sie sich bloß nichts daraus«, sagte eine Stimme.

Er blickte auf und sah Amanthis neben ihm stehen.

»Gehen Sie lieber mit den anderen«, riet er ihr.

»Warum?«

»Weil Sie jetzt in ihren Kreisen verkehren, während ich für diese Leute nichts Besseres bin als ein Diener. Sie verkehren in der Gesellschaft – dafür habe ich gesorgt. Gehen Sie, sonst laden sie Sie zu keinem ihrer Bälle mehr ein.«

»Das werden sie ohnehin nicht tun, Jim«, sagte sie sanft. »Zu dem Ball morgen Abend haben sie mich auch nicht eingeladen.«

Er blickte empört auf. »Im Ernst nicht?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Ich werde sie dazu zwingen!«, sagte er wütend. »Ich werde ihnen sagen, dass sie es tun müssen. Ich werde – ich werde…«

Sie trat mit glänzenden Augen zu ihm.

»Machen Sie sich doch nichts draus, Jim«, besänftigte sie ihn. »Machen Sie sich nichts draus. Diese Leute sind unwichtig. Wir feiern morgen Abend unsere eigene Party – nur Sie und ich.«

»Ich komme aus einer mächtig feinen Familie«, sagte er trotzig. »Arm, aber fein.«

Sie legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter. »Ich verstehe. Keiner von denen ist so nett wie Sie, Jim.«

Er stand auf, ging zum Fenster und blickte trübsinnig in den Spätnachmittag hinaus. »Es wäre wohl besser gewesen, ich hätte Sie in Ihrer Hängematte schlafen lassen.«

Sie lachte. »Ich bin so froh, dass Sie es nicht getan haben.«

Er wandte sich um und schaute ins Zimmer, und sein Gesicht war finster.

»Kehr aus und schließ ab, Hugo«, sagte er mit bebender Stimme. »Der Sommer ist vorbei, und wir fahren nach Haus.«

Es war früh Herbst geworden. Als Jim Powell am nächsten Morgen erwachte, war es kühl in seinem Zimmer, und die Tatsache, dass er im September den Atem vor seinem Mund sehen konnte, verdrängte für einen Moment alle Gedanken an den vorangegangenen Tag. Doch als ihm die Demütigung wieder einfiel, die den fröhlichen Glanz vom Sommer abgewaschen hatte, wurde sein Gesicht vor Kummer ganz lang. Es blieb ihm nichts weiter übrig, als dorthin zurückzukehren, wo man ihn kannte.

Nach dem Frühstück gewann er ein gut Teil seiner üblichen Unbeschwertheit wieder. Er war ein Kind des Südens – Grübeln war seinem Wesen fremd. Er konnte eine Kränkung nur soundso oft heraufbeschwören, dann löste sie sich im großen Leerraum der Vergangenheit auf.

Doch als er, dem Zwang der Gewohnheit folgend, zu seinem einstigen Institut schlenderte, hielt die Schwermut wieder Einzug in sein Herz. Hugo war dort, ein trauriges Gespenst, von tiefer, düsterer Melancholie erfasst.

Normalerweise genügten ein paar Worte von Jim, um ihn in stumme Begeisterung zu versetzen, doch an diesem Morgen gab es nichts zu sagen. Zwei Monate lang hatte Hugo ein Leben geführt, wie er es sich nie hätte träumen lassen. Er hatte seine Arbeit schlicht und einfach genossen, war jeden Tag vor Unterrichtsbeginn in die Schule gekommen und noch, lange nachdem Mr. Powells Schüler gegangen waren, dort geblieben.

Der Tag schleppte sich auf einen nicht allzu vielversprechenden Abend zu. Amanthis kam nicht, und Jim fragte sich traurig, ob sie sich wohl anders entschieden hatte und nicht mit ihm zu Abend essen würde. Vielleicht war es besser, wenn man sie nicht mit ihnen zusammen sah. Doch es würde sie ohnehin niemand sehen, dachte er trübselig – alle würden ja bei dem großen Ball in der Harlan-Villa sein.

Als die Dämmerung unerträgliche Schatten in den Saal warf, riegelte er zum letzten Mal ab, nahm das Schild JAMES POWELL; J. M. – WÜRFEL, SCHLAGRINGE UND GITARRE ab und ging in sein Hotel zurück. Er überflog seine krakeligen Buchhaltungsnotizen und sah, dass noch eine Monatsmiete für den Saal sowie ein paar Rechnungen für zerbrochene Fensterscheiben und neue, kaum benutzte Geräte zu bezahlen waren. Jim hatte großen Aufwand getrieben, und er begriff, dass er letzten Endes für diesen Sommer nichts würde vorzuweisen haben.

Als er fertig war, holte er seinen neuen feinen Anzug aus der Schachtel und strich mit der Hand über den Satin des Revers und des Futters. Dieser Anzug immerhin gehörte ihm, und vielleicht würde ihn in Tarleton einmal jemand zu einer Party einladen, auf der er ihn tragen könnte.

»Ach, was soll’s!«, rief er höhnisch. »Es war ja bloß eine dumme, nichtsnutzige Akademie. Ein paar von den Jungs von der Autowerkstatt zu Hause würden die Leute hier allemal in die Tasche stecken.«

Er begann, in einem nicht uninspirierten Rhythmus Jeanne of Jelly-Bean Town zu pfeifen, warf sich in seinen ersten feinen Anzug und ging in die Stadt.

»Orchideen«, sagte er zu dem Verkäufer. Er betrachtete seinen Erwerb mit einigem Stolz. Er wusste, dass kein Mädchen auf dem Harlan-Ball etwas Schöneres tragen würde als diese exotischen Blüten, die sich träge an grüne Farne lehnten.

In einem sorgsam ausgewählten Taxi, das aussah wie ein Privatwagen, fuhr er zu Amanthis’ Pension. Sie kam in einem rosenfarbenen Abendkleid herunter, und die Orchideen verschmolzen darin wie Farben in einem Sonnenuntergang.

»Ich denke, wir gehen ins Casino Hotel«, schlug er vor, »es sei denn, Sie kennen ein anderes Lokal…«

Als sie an ihrem Tisch saßen und er auf den dunklen Ozean schaute, wich seine Stimmung einer wunschlosen Traurigkeit. Die Fenster waren wegen der Kälte geschlossen, doch das Orchester spielte All Alone und Tea for Two, und mit Amanthis’ jungem Liebreiz vor Augen hatte er eine Weile das Gefühl, an dem Leben um ihn herum auf romantische Weise teilzunehmen. Sie tanzten nicht, und er war froh darüber – es hätte ihn an jenen anderen, glanzvolleren und heller strahlenden Tanz erinnert, zu dem sie nicht gehen konnten.

Nach dem Abendessen nahmen sie ein Taxi, folgten eine Stunde lang den sandigen Straßen und sahen hier und da zwischen den Bäumen den sternenklaren Ozean schimmern.

»Ich möchte Ihnen danken«, sagte sie, »für alles, was Sie für mich getan haben, Jim.«

»Schon in Ordnung – die Powells müssen zusammenhalten.«

»Was haben Sie jetzt vor?«

»Ich breche morgen nach Tarleton auf.«

»Das tut mir leid«, sagte sie leise. »Fahren Sie mit dem Wagen?«

»Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Ich muss den Wagen mit nach Süden nehmen, denn wenn ich ihn verkaufe, kriege ich bestimmt nicht, was er wert ist. Was meinen Sie – es wird ihn doch niemand aus Ihrem Schuppen gestohlen haben?«, fragte er plötzlich beunruhigt.

Sie unterdrückte ein Lächeln. »Nein.«

»Es tut mir leid – es tut mir leid für Sie«, fuhr er heiser fort, »und – und ich wäre gern mal zu einem der Bälle hier gegangen. Sie hätten gestern nicht bei mir bleiben sollen. Vielleicht hat man Sie deshalb nicht eingeladen.«

»Kommen Sie, Jim«, schlug sie aufgeregt vor, »lassen Sie uns hingehen und uns vors Haus stellen und ihrer komischen Musik lauschen. Was kümmert es uns!«

»Sie werden herauskommen«, wandte er ein.

»Nein, dafür ist es zu kalt.«

Sie nannte dem Fahrer die Adresse, und ein paar Minuten später hielten sie vor der behäbigen Schönheit der Madison-Harlan-Villa, deren Fenster die Fröhlichkeit der Gäste in hellen Flecken auf den Rasen warfen. Von drinnen drang Gelächter an ihr Ohr und der klagende Windhauch von Jazzbläsern und hier und da das langsame, geheimnisvoll schleifende Geräusch tanzender Füße.

»Lassen Sie uns näher herangehen«, flüsterte Amanthis in tranceartiger Verzückung, »ich möchte besser hören können.«

Sie näherten sich dem Haus und hielten sich im Schatten der großen Bäume. Jim ging voll Ehrfurcht voran – plötzlich blieb er stehen und fasste Amanthis am Arm.

»Menschenskind!«, rief er in erregtem Flüsterton. »Wissen Sie, was das ist?«

»Ein Nachtwächter?« Amanthis blickte sich erschrocken um.

»Das ist Rastus Muldoons Band aus Savannah! Ich habe sie mal gehört, ich bin mir ganz sicher. Es ist Rastus Muldoons Band!«

Sie gingen noch näher heran, bis sie zuerst Pompadourfrisuren erkennen konnten, dann pomadig glänzende männliche Köpfe, dann Hochsteckfrisuren und schließlich sogar an schwarze Schlipse gepresste Bubiköpfe. Unter dem unablässigen Gelächter hörten sie Geplauder heraus. Zwei Gestalten erschienen auf der Terrasse, nahmen rasch einen Schluck aus dem Flachmann und gingen wieder hinein. Doch die Musik hatte Jim Powell verzaubert. Sein Blick war starr, und er bewegte die Füße wie ein Blinder.

Dicht hinter ein paar dunkle Büsche gedrängt, lauschten sie. Das Lied ging zu Ende. Vom Ozean blies eine Brise über Amanthis und ihn hinweg, und Jim zitterte ein wenig. Dann, in wehmütigem Flüsterton: »Diese Band wollte ich schon immer mal leiten. Nur ein einziges Mal.« Seine Stimme wurde matt. »Kommen Sie. Gehen wir. Ich gehöre wohl nicht hierher.«

Er bot ihr seinen Arm, doch anstatt ihn zu nehmen, trat sie plötzlich aus dem Gebüsch heraus und stellte sich ins helle Licht.

»Kommen Sie schon, Jim«, sagte sie zu seinem Schreck. »Lassen Sie uns hineingehen.«

»Was…?«

Sie packte ihn am Arm und zog ihn, der vor Entsetzen über ihre Kühnheit wie gelähmt war, beharrlich immer weiter in Richtung Eingangstür.

»Passen Sie auf!«, keuchte er. »Gleich kommt jemand aus dem Haus und entdeckt uns!«

»Nein, Jim«, sagte sie bestimmt. »Niemand kommt aus dem Haus – aber zwei Leute gehen hinein.«

»Warum?«, fragte er panisch. Er stand jetzt mitten im Licht der Lampen, die die Wagenauffahrt erleuchteten.

»Warum?«, wiederholte sie amüsiert. »Nun ja, weil dieser Ball zufällig für mich gegeben wird.«

Er dachte, sie sei verrückt geworden.

»Kommen Sie mit heim, ehe man uns sieht«, flehte er sie an.

Die großen Türen schwangen auf, und ein Gentleman trat auf die Veranda. Entsetzt erkannte Jim, dass es Mr. Madison Harlan war. Er machte Anstalten, sich loszureißen und davonzurennen. Doch der Mann kam die Treppe herunter und streckte Amanthis beide Hände entgegen.

»Na endlich!«, rief er. »Wo seid ihr denn um Himmels willen so lange geblieben? Cousine Amanthis…« Er küsste sie und wandte sich dann freundlich an Jim. »Und was Sie betrifft, Mr. Powell«, fuhr er fort, »– um Ihre Verspätung wiedergutzumachen, müssen Sie mir versprechen, wenigstens eine Nummer lang die Band zu leiten.«

IV

 

In New Jersey war es warm, abgesehen von jenem Teil, der unter Wasser stand, und das scherte nur die Fische. Alle Touristen, die ihre Autos durch die langen, grünen Meilen lenkten, hielten vor einem großzügigen alten Landhaus an und betrachteten die rote Schaukel auf dem Rasen und die große, schattige Veranda, seufzten und fuhren weiter – mit einem kleinen Schlenker, um einem pechschwarzen Leibdiener auszuweichen. Der Leibdiener machte sich mit einem Hammer und Nägeln an einer morschen alten Blechkiste zu schaffen, an deren Rückseite die stolze Aufschrift TARLETON, GA. prangte.

Ein Mädchen mit gelbblondem Haar und einem warmen Teint lag in der Hängematte und sah aus, als könnte sie jeden Moment einschlafen. Neben ihr saß ein Gentleman in einem äußerst engen Anzug. Sie waren am Tag zuvor gemeinsam aus dem eleganten Erholungsort Southampton zurückgekehrt.

»Als Sie zum ersten Mal hier aufgetaucht sind«, erklärte sie ihm gerade, »dachte ich, ich würde Sie nie wieder sehen, deshalb habe ich mir die Sache mit dem Barbier ausgedacht. In Wirklichkeit bin ich schon recht weit herumgekommen – mit oder ohne Schlagringe. Ich feiere in diesem Herbst mein Debüt.«

»Da war ich wohl ziemlich blauäugig«, meinte Jim.

»Und sehen Sie«, fuhr Amanthis fort und schaute ihn etwas ängstlich an, »meine Verwandten hatten mich nach Southampton eingeladen – und als Sie sagten, Sie führen dorthin, wollte ich sehen, was Sie vorhatten. Ich habe immer bei den Harlans geschlafen, mir aber ein Zimmer in der Pension genommen, damit Sie nichts merkten. Und mit dem richtigen Zug bin ich deshalb nicht gekommen, weil ich früher da sein und ein paar Leute vorwarnen musste – sie sollten alle so tun, als würden sie mich nicht kennen.«

Jim stand auf und nickte. »Ich und Hugo fahren dann wohl besser mal los. Wir müssen bis zum Abend in Baltimore sein.«

»Das ist ein weiter Weg.«

»Ich möchte heute Nacht im Süden schlafen«, sagte er.

Gemeinsam gingen sie den Pfad hinunter, an der dümmlich grinsenden Diana-Statue auf dem Rasen vorbei.

»Sehen Sie«, sagte Amanthis sanft, »hier oben braucht man genauso wenig reich zu sein, um – um herumzukommen, wie in Georgia –« Sie unterbrach sich. »Wollen Sie nicht nächstes Jahr wiederkommen und noch eine Akademie gründen?«

»O nein, Ma’m, nein. Dieser Mr. Harlan meinte, ich könnte ja mit der alten weitermachen, aber ich habe abgelehnt.«

»Sind Sie – haben Sie denn kein Geld damit verdient?«

»Nein, Ma’m«, antwortete er. »Mir bleibt von meinen eigenen Einkünften gerade noch genug, um nach Hause zu kommen. Zwischendurch war ich mal im Plus, aber ich habe ja auf großem Fuß gelebt, und dann waren da noch die Miete und die Gerätschaften und die Musiker.«

Er fand es nicht nötig zu erwähnen, dass Mr. Harlan ihm einen Scheck hatte geben wollen.

Sie waren bei seinem Automobil, als Hugo gerade den letzten Nagel einschlug. Jim öffnete ein Fach in der Tür und holte eine unbeschriftete Flasche heraus, die eine weißlich-gelbe Flüssigkeit enthielt.

»Ich wollte Ihnen ja eigentlich noch ein Geschenk besorgen«, sagte er verlegen, »aber mein Geld war weg, ehe ich’s wahrmachen konnte, also schicke ich Ihnen was aus Georgia. Das hier ist bloß ein persönliches Andenken. Es ziemt sich für Sie zwar nicht zu trinken, aber wenn Sie erst in die Gesellschaft eingeführt sind, wollen Sie ein paar von den jungen Männern vielleicht mal zeigen, wie guter alter Whiskey schmeckt.«

Sie nahm die Flasche. »Danke, Jim.«

»Schon in Ordnung.« Er wandte sich an Hugo. »Dann fahren wir wohl mal los. Gib der Lady den Hammer.«

»Ach, den Hammer können Sie behalten«, sagte Amanthis mit Tränen in den Augen. »Wollen Sie mir nicht versprechen, dass Sie wiederkommen?«

»Eines Tages – vielleicht.«

Er betrachtete einen Moment lang ihr gelbblondes Haar und ihre von Schlaf und Tränen verschleierten blauen Augen. Dann stieg er ins Auto, und als sein Fuß die Kupplung fand, veränderte sich sein ganzes Gebaren.

»Dann also adieu, M’am«, verkündete er mit eindrucksvoller Würde, »wir fahren über den Winter nach Süden.«

Er schwenkte seinen Strohhut, dass es aussah, als habe er Palm Beach, St. Augustine, Miami im Visier. Sein Leibdiener drehte an der Kurbel, sprang auf seinen Sitz und wurde sofort von der heftigen Vibration erfasst, in die das Automobil geriet.

»Über den Winter nach Süden«, wiederholte Jim und fügte leise hinzu: »Sie sind das hübscheste Mädchen, das ich je kennengelernt habe. Sie gehen jetzt wieder da rauf und legen sich in die Hängematte und schlafen – schla-afen –«

Es klang fast wie ein Wiegenlied, als er das sagte. Er verneigte sich vor ihr, formvollendet, tief – den ganzen Norden schloss seine gr0ßartige Verbeugung mit ein…

Dann fuhren sie in einer ziemlich grotesken Staubwolke die Straße hinunter. Kurz bevor sie die erste Biegung erreicht hatten, sah Amanthis sie abrupt stehenbleiben, aussteigen und den oberen Teil des Wagens auf den unteren schieben. Ohne sich umzublicken, nahmen sie ihre Plätze wieder ein. Dann die Biegung – und sie waren außer Sichtweite, und nur ein schwacher brauner Nebelschleier bezeugte, dass sie dagewesen waren.

Winterträume
titlepage.xhtml
jacket.xhtml
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_000.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_001.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_002.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_003.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_004.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_005.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_006.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_007.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_008.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_009.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_010.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_011.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_012.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_013.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_014.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_015.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_016.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_017.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_018.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_019.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_020.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_021.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_022.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_023.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_024.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_025.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_026.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_027.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_028.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_029.html
CR!5Z3PYKH69X441AAH93FBKC3K91VM_split_030.html