Kapitel 15
Ich weiß, es ist ein Klischee, aber bekehrte
Lebemänner geben großartige Ehemänner ab. Warum? Zunächst haben sie
sich bereits gründlich die Hörner abgestoßen. Der zweite Grund? Sie
wissen, wie man eine Frau zwischen den Laken befriedigt. Denkt
darüber nach. Schließlich ist das der Grund, warum sie einst
berüchtigte Lebemänner waren.
Aus dem Kapitel »Wenn Ihr es wisst, wisst
Ihr’s«
Wenn der Mut sie nicht verließ, wäre das ein
Wunder. Brianna rückte ihr Negligé zurecht, das sie extra für
diesen Abend hatte anfertigen lassen. Sie versuchte, den Schwarm
Schmetterlinge zu bekämpfen, der in ihrem Bauch Hof hielt.
Das Nachthemd sollte
provokant sein, erinnerte sie sich. Er war ihr Ehemann; es war ihm
gestattet, sie in jedem Aufzug zu sehen, und er hatte sie bereits
bei anderen Gelegenheiten in der Vergangenheit mit weniger am Leib
gesehen.
Aber es war mehr als bloß gewagt. Offensichtlich
war es dafür geschaffen, zu verführen.
Der Ausschnitt sank zwischen ihre Brüste. Im
Vergleich dazu wirkte das Kleid, das sie in der Oper getragen
hatte, geradezu züchtig. Ihre Arme waren nackt, und der Rock war an
beiden Seiten bis zu den Hüften geschlitzt. Der Rückenausschnitt
ging so weit nach unten, dass man ihren Hintern sehen konnte, wenn
sie eine falsche Bewegung machte.
Das war ein guter Anfang für einen Abend, von
dem sie hoffte, dass er ihnen lange in Erinnerung blieb.
Praktisch nackt zu sein,
so schrieb Lady Rothburg, könne noch
verführerischer sein als pure Nacktheit. Verhüllt Euch mit zarten
Stoffen, lasst ihn einen Blick aufs Paradies erhaschen, und dann
reizt ihn so lange, bis er die Kontrolle verliert.
Denkt wie eine Kurtisane.
Vielleicht konnte sie das, doch sie benötigte
die Hilfe der berüchtigten Verführerin. Es wäre Brianna nie in den
Sinn gekommen, Coltons Faszination weiter zu befeuern, indem sie
immer wieder Neues ausprobierte. Er genoss ihr Liebesspiel so, wie
es war – und es hatte sich seit ihrem wenig glücklichen Anfang
recht gut entwickelt. Wenn sie auf ihre Hochzeitsnacht
zurückblickte, erkannte sie jetzt erst, wie wenig ihre Mutter ihr
tatsächlich
über den Liebesakt erklärt hatte. Ein ironisches Lächeln umspielte
ihren Mund, als sie sich an dieses »Gespräch« unter Frauen
erinnerte.
Colton hatte sein Bestes getan, um sie in der
Hochzeitsnacht zu entspannen. Er hatte auch das Licht gedämpft, ehe
er sich entkleidete. Das machte die Sache aber nur noch schlimmer,
weil sie ihn dann nicht sehen konnte. Und als sie dann die heiße,
erigierte Länge seiner Erregung spürte, die sich gegen sie presste,
war sie beinahe in Panik geraten. Doch sie war sehr in ihren Mann
verliebt, und sie hatte ihm gefallen wollen. Und sobald der
stechende Schmerz seines ersten Eindringens vorbei war, stellte sie
fest, dass es ihr gefiel, ihn auf ihrem Körper und in sich zu
spüren.
Und jetzt freute sie sich geradezu darauf.
Sie war nicht länger die verängstigte junge
Braut, sondern sie würde diese Geburtstagsfeier zu etwas Verruchtem
machen, das vollkommen anders war als alles, was sie bisher getan
hatten.
Heute Nacht würde sie ihn aufs Sündigste
verführen, würde ihn betören, und wenn Lady Rothburgs Buch recht
behielt, würde sie eine verborgene, männliche Fantasie befriedigen,
die die meisten Männer angeblich leugneten. Brianna plante, diesen
Abend zum denkwürdigsten ihrer bisherigen Ehe zu machen.
Es hatte schon vor ihr Frauen gegeben, das
wusste sie. Als sie Colton das erste Mal begegnete und den ersten,
schicksalhaften Walzer mit ihm tanzte, bei dem sie sich Hals über
Kopf in das warme Glühen der Liebe stürzte, hatte sie keinen
Gedanken an seine Vergangenheit verschwendet. Jetzt aber, da sie
etwas älter und definitiv erfahrener war, wusste sie, dass er kaum
unschuldig gewesen war, als sie sich vermählten. Er war nicht wie
Robert, aber er war auch kein Heiliger.
Gut. Sie wollte keinen Heiligen. Sie wollte
einen Mann, der vor Verlangen verrückt nach ihr war.
Er sollte verrückt vor Liebe sein, wenn es nach
ihr ginge. Aber Colton war kein Mann, der über seine Gefühle
redete. Darum würde sie sich damit abfinden, dass er ihr seine
Liebe zeigte, bis er bereit war, diese tieferen Gefühle in Worte zu
kleiden.
Vielleicht würde er es nie sagen. Diese
entmutigende Möglichkeit bestand, aber wenn sie wusste, dass er
diese Liebe für sie empfand, wäre das
vielleicht genug.
Brianna fuhr noch einmal mit der Bürste durch
ihr langes, offenes Haar. Sie glättete die zarte Seide, die ihre
Hüften umspielte, und blickte sich ein letztes Mal prüfend um.
Kerzen waren entzündet, und in der Luft lag ein Hauch Parfüm. Eine
Flasche Champagner stand nebst zwei Gläsern neben dem Bett, und die
Decken waren einladend zurückgeschlagen, sodass man die
cremefarbenen Laken sah. Es war perfekt.
Jetzt fehlte nur noch ihr Ehemann.
Sie ging zu der Tür, die ihre Schlafzimmer
trennte, und lauschte, ob sein Leibdiener bereits für die Nacht
entlassen war. Da sie keine Stimmen hörte, öffnete sie die Tür
einen Spalt und spähte vorsichtig hindurch, um nicht in
Verlegenheit gebracht zu werden, falls sie sich irrte.
Und hielt den Atem an. Colton war nur noch mit
einer Hose bekleidet. Sein Oberkörper war nackt. Er wandte ihr den
Rücken zu, und sie sah die Bewegungen seiner harten Muskeln, als er
sich bückte, um seinen Morgenrock zu nehmen, der ordentlich
gefaltet auf dem Bett lag.
Der Zeitpunkt war perfekt gewählt. Er zog sich
gerade aus, und sie wollte ihn nackt. Brianna schlüpfte in das
Zimmer und ging auf ihn zu. »Begibst du dich zur Ruhe,
Liebling?«
Er wirbelte herum. Seine Augenbrauen hoben sich
überrascht, als er ihren Aufzug bemerkte. Er stand wie erstarrt vor
ihr.
Brianna lächelte. Sie hoffte, ihre Nervosität
wäre nicht zu offensichtlich. »Darf ich dir vorschlagen, mit in
meine Gemächer zu kommen?«
Einen Moment lang schien er sprachlos zu sein.
Dann ließ er seinen Blick erneut über ihren höchst schamlos
gekleideten Körper gleiten und bemerkte: »Nicht, dass mir
missfällt, was ich sehe. Aber was wäre gewesen, wenn mein
Leibdiener noch hier gewesen wäre, Brianna?«
»Ich habe gelauscht.« Sie zeigte auf die Tür und
überließ es Colton, ob er sie schelten wollte. Er starrte sie
jedoch mit einem vielversprechenden Hunger an, der in seinen Augen
aufblitzte.
Er hielt noch immer seinen Morgenrock in der
Hand und fragte mit einem leichten Krächzen in der Stimme: »Hast
du?«
»Ich habe auf dich gewartet.« Sie wies auf ihr
Nachtkleid – wenn man den Fetzen Spitze überhaupt als Kleid
bezeichnen konnte. »Heute ist schließlich dein Geburtstag.«
»Das stimmt«, murmelte er. »Gibt es eine
Verbindung zwischen den beiden Sachen? Meinem Geburtstag und deinem
›Warten‹? Wenn dieses Kostüm einer Sirene Teil meines Geschenks
ist, würde ich es mit Freuden annehmen.«
»Ich will dich lieben.«
Wie sie erwartet hatte, verstand er die
Bedeutung ihrer Worte falsch. Er überwand die Distanz zwischen
ihnen mit drei langen Schritten. »Es wäre mir ein Vergnügen, dir zu
Diensten zu sein.«
Ihre Hand legte sich auf seine Brust, als er sie
packen wollte. »Nein, Colton. Ich wünsche, dir zu Diensten zu sein. Das ist mein
Geburtstagsgeschenk. Du brauchst nichts weiter zu tun, außer
dich zurückzulehnen und zu genießen. Ich
werde dich heute Nacht lieben, nicht
umgekehrt.«
»Brianna …«
»Es ist unhöflich, Euer Gnaden«, unterbrach sie
ihn neckisch, »ein Geschenk so flegelhaft abzulehnen.«
»Als könnte ich diesem Geschenk widerstehen«,
sagte er und erwiderte ihren Blick. »Also gut. Da wir heute wohl
nach deinen Regeln spielen: Was erwartest du von mir?«
Sie zeigte auf die Tür. »Geh in mein Gemach,
zieh die Hose aus und leg dich aufs Bett. Du darfst deinen
Morgenrock hier lassen, denn du wirst ihn nicht brauchen.«
»Ach, tatsächlich?« Ein wenig schwang der
wichtigtuerische Duke in seiner Stimme mit. Er war es gewohnt,
Befehle zu erteilen, nicht, ihnen zu gehorchen.
»Tatsächlich«, erwiderte Brianna und hielt
seinem erhitzten Blick stand.
Solange der fragliche Mann ein Mindestmaß an
Intelligenz und Selbstbewusstsein hat, wird es ihn faszinieren,
wenn die Frau im Schlafzimmer die Führung übernimmt. Oh, er wird
nicht wollen, dass es immer so ist, denn die Männer haben das
Bedürfnis zu herrschen, besonders beim sexuellen Akt. Aber vertraut
mir. Hin und wieder wird er den Tausch Eurer Rollen sehr aufregend
finden.
Er ging zu der Tür und blickte zu ihr zurück. In
seinem Blick lag etwas Unergründliches. Dann betrat er ihr
Schlafzimmer.
Brianna atmete tief durch, ehe sie ihm
folgte.
Sie sah zu, während er bedächtig seine Hose
öffnete und sie über seine schmalen Hüften nach unten schob, wobei
er ihr seine Erektion offenbarte. Dann legte er sich auf ihr Bett
und blickte sie erwartungsvoll an. Eine kastanienbraune Augenbraue
hob sich herausfordernd, und sein Schwanz ragte einladend in die
Höhe.
Ich kann das wirklich
tun, machte Brianna sich Mut, während sie seine unverhohlene
Erregung betrachtete. Wirklich, sie hatte es doch schon fast
geschafft – wenn er mitspielte -, zumindest dann, wenn er so
mitspielte wie sonst auch.
Aber was würde er tun, wenn sie ihn
fesselte?
Sie überraschte ihn immer wieder aufs Neue, und
das war nicht immer schlecht. Das Nachthemd zum Beispiel – oder wie
um alles in der Welt man dieses luftige Machwerk nannte, das kaum
mehr tat, als ihre herrlichen Brüste zu präsentieren und die Länge
ihrer Beine zu betonen. Ein Kleidungsstück, das eine Dirne tragen
würde. Doch mit ihrem goldenen Haar, das sich über ihren Rücken
ergoss, und der blassen, perfekten Haut schaffte sie es, geradezu
engelhaft auszusehen.
Rein.
Wie in purem Rausch.
Er war nicht Robert, der heute Abend den Wein
heruntergestürzt hatte, als hätte er ein finanzielles Interesse am
Wohlergehen der französischen Weinberge. Aber er war so weit aus
dem Gleichgewicht geraten, dass er sich fragte, ob er träumte.
Briannas Erschöpfung der letzten Zeit hatte ihn misstrauisch werden
lassen, und er hatte sich gefragt, ob sie nicht über Gebühr
strapaziert wurde, wenn sie lange wach blieb. Er hatte sich
geschworen, sie heute Abend nicht aufzusuchen.
Stattdessen war sie zu ihm gekommen.
»Schließ die Augen.«
Der sinnliche Befehl ließ ihn auflachen. Sein
Lachen entsprang tief in seiner Brust, während er beobachtete, wie
sie den Raum durchquerte und auf ihn zu kam. Ihre Hüften wiegten
sich verführerisch.
»Wenn Ihr wünscht, dass ich meine Augen
schließe, Madam, hättet Ihr nicht dieses besondere Kleidungsstück
anziehen dürfen«, sagte er und bewunderte das sanfte Wiegen ihrer
Brüste, die sich mit jedem Schritt bewegten.
»Kannst du es mir verdenken?« Etwas Atemloses
lag in ihrer Stimme, und ihre mitternachtsblauen Augen hielten
seinem Blick mit einem neugierigen Leuchten stand.
Ich würde dir die Welt schenken.
Er sagte es nicht laut, und allein der Gedanke
war für ihn überraschend. In seinen Augen hatte Brianna eine neue
Persönlichkeit angenommen. Sie war nicht bloß eine sehr schöne,
junge Frau, die seine Lust erregte und sein Bett zierte. In den
letzten fünf Tagen hatte er beobachtet, wie sie mit seiner
Großmutter verkehrte, seine Brüder verzauberte, die großzügige
Gastgeberin für ihre Gäste spielte und mit ihren Freunden lachte.
Vor allem aber war sie seine Frau.
Nicht bloß die Duchess of Rolthven. Nein, nicht
bloß das.
Sondern seine Frau. Er
hatte das überaus seltsame Gefühl, dass er, wenn er in einer
Fischerhütte an der Küste von Wales lebte und sich seinen
Lebensunterhalt auf dem Meer verdiente, dennoch mit ihr an seiner
Seite glücklich wäre.
Das Verwirrendste an der ganzen Angelegenheit
war wohl, wie sehr ihm bewusst geworden war, dass er noch nie zuvor
einen Gedanken an das Glück verschwendet hatte. Dieses Gefühl war
einfach etwas, von dem er bisher immer geglaubt hätte, es gehörte
zu ihm. Er war privilegiert. Trug einen Titel. War wohlhabend.
Mächtig. Infolgedessen … glücklich.
Wenn er aber länger darüber nachdachte, war es
nicht so einfach. Er kannte zu viele seines Stands, die ein
bedeutungsloses Leben führten. Sie verschwendeten ihr Vermögen,
tranken exzessiv,
tauschten bösartigen Klatsch aus und vermieden eines der
fundamentalsten Dinge, die die Existenz auf diesem Planeten
wertvoll machten.
Die Liebe.
Es war das erste Mal, dass er einen Gedanken
daran verschwendete, und da seine Frau ihm so nahe – und so nackt –
war, fiel es ihm schwer, sich darauf zu konzentrieren. »Dir
verdenken?«
»Schließ einfach die Augen«, wiederholte sie.
»Und leg die Arme über deinen Kopf.«
In diesem Moment wäre er für sie über glühende
Kohlen geschritten. »Ich sehe wenig Sinn in deiner Bitte, aber ich
werde gehorchen.«
Colton senkte die Lider und hob die Arme über
den Kopf, sodass die Hände auf dem reich verzierten Kopfteil des
Betts ruhten. Sein Glied drückte sich hart gegen seinen flachen
Bauch und pulsierte im Rhythmus seines Herzschlags.
Brianna gesellte sich zu ihm aufs Bett. Er
konnte spüren, wie die Matratze unter ihrem Gewicht nachgab, und
ihr betörender Duft, der ihn erreichte, ließ seine Muskeln zucken.
Als sie sich über ihn beugte und ihr seidiges Haar seine nackte
Brust streifte, stöhnte er. »Beweg dich nicht«, befahl sie.
Es kostete ihn einige Beherrschung, sie nicht
einfach in seine Arme zu schließen und sie auf den Rücken zu
drehen, sodass er ihren herrlichen Körper in Besitz nehmen konnte.
Aber er war neugierig. Im nächsten Moment spürte er, wie etwas sich
um sein Handgelenk legte, und dann stellte er ungläubig fest, dass
sie seinen Arm ans Bett gefesselt hatte. Er riss die Augen auf.
»Brianna, was zum Teufel tust du da?«
»Ich mache dich hilflos, damit du mir keinen
Widerstand leisten kannst.« Sie kniete neben ihm und zog den Knoten
fest.
Schlanke Finger packten sein anderes Handgelenk und zwangen es
wieder nach oben. »Obwohl ich glaube, dass du dich befreien
könntest, wenn du das wirklich willst. Es ist also eher
symbolischer Natur.«
Das war verrückt – genau, verrückt war es! Noch
nie hatte eine Frau versucht, ihn ans Bett zu fesseln. »Ich wage es
kaum zu fragen, aber wofür steht es?«, murmelte Colton.
»Vertrauen.« Sie schlang die Seidenfessel
doppelt um seine Hand, dann band sie sie an den Bettpfosten über
seinem Kopf. Ihre Brauen waren konzentriert gerunzelt. »Fühlst du
dich wohl?«
Seine Schultern wurden in die Kissen gedrückt,
und abgesehen davon, dass er sich ein bisschen lächerlich vorkam,
weil er an die Bettpfosten gefesselt, nackt und erregt war, ging es
ihm gut. Er nickte grimmig. »Kannst du mir bitte erklären, warum
das Thema Vertrauen dir in den Sinn gekommen ist?«
Ihre feinen Brauen hoben sich. Sie sank zurück
und betrachtete prüfend ihr Werk. »Ich
vertraue dir ja. Das brauche ich nicht explizit zu erwähnen. Du
bist viel größer und stärker als ich, und wenn dir der Sinn danach
stünde, könntest du mit mir machen, was dir gefällt, und es wäre
mir nicht möglich, dich davon abzuhalten.«
»Ich würde dich nie gegen deinen Willen zu etwas
zwingen«, protestierte er und zerrte probeweise an den Fesseln. Sie
waren locker genug, sodass er seine Arme ein wenig bewegen konnte,
aber er wollte auf keinen Fall die Knoten anziehen, sodass sie zu
einem unlösbaren Gewirr wurden. Er versuchte, sich zu
entspannen.
»Ich weiß.« Brianna blickte auf ihn nieder und
lächelte strahlend. »Ich vertraue dir, dass du mir Lust schenken
willst und
nicht nur auf deinen Vorteil bedacht bist. Und darum geht es hier.
Ich möchte dir Lust schenken.«
»Das tust du immer.«
Ihr reines, weibliches Lächeln verwandelte sich
zu etwas Anderem, Innigerem. Ein kleines Grübchen zeichnete sich in
ihrer Wange ab. »Ja. Aber diesmal möchte ich all die Arbeit
leisten. Klingt das nicht verlockend?«
Und wie. Ein Mann müsste aufhören zu atmen, um
das nicht zuzugeben. Sie saß neben ihm auf dem Bett. Nah genug,
dass er die Wärme ihres Körpers spüren konnte. Ihr unzüchtiges
Nachthemd offenbarte mehr, als es verbarg, und rosige Nippel ragten
unter der zarten Spitze hervor. Der goldene Flaum zwischen ihren
schlanken Schenkeln lockte ihn mit jeder ihrer Bewegungen. Ihr
Haar, so hell und glänzend, fiel über ihre nackten Schultern und
reichte fast bis zur Taille, und er sehnte sich danach, es zu
berühren und seine Finger in den seidigen Strähnen zu vergraben. Er
wollte sehen, wie es sich über das Bett ergoss, wenn er sie
nahm.
»Klingt es verlockend?« Ihre Finger wanderten zu
dem Band, das ihr Mieder zusammenhielt. Sie blickte ihn unter dem
Saum ihrer dichten Wimpern an. »Colton?«
Er hatte die Frage vergessen. Er war ziemlich
sicher, dass er auch das Atmen vergaß, denn sein Blick ruhte auf
ihrer Hand, die ihm im nächsten Moment das Paradies offenbaren
würde. »Ja«, antwortete er. Seine Stimme war nur ein Krächzen, weil
er sie so schmerzlich wollte. »Mach mit mir, was du willst.«
»Ich habe gehofft, dass du das sagen wirst.«
Seine Frau zog das Band auf, und das zarte Gewebe glitt an ihrem
Körper hinab, über die vollen, blassen Rundungen ihrer Brüste, bis
zu ihren Schenkeln. Sie bewegte sich leicht, um es vollständig
abzustreifen.
Vollkommen nackt erhob Brianna sich auf die Knie. Ihre Hand hob
sich und fuhr über seine Brust nach unten, vorbei an den straffen
Muskeln seines Unterleibs bis zu seinem steifen Schwanz. Er keuchte
und schloss die Augen, als sie ihn sanft umfasste und ihn zu
streicheln begann.
Auf und ab, von der Wurzel bis zur Spitze,
liebkoste sie ihn und drückte ihn an der Eichel sanft zusammen. Er
spürte, wie der einzelne Tropfen seiner Lust, der seine Penisspitze
bereits zierte, ihre Bemühungen erleichterte, und die feuchte
Bewegung ihrer Hand erhöhte nur den erotischen Genuss. Seine Hüften
hoben sich ihr krampfhaft entgegen, und er drückte das Kreuz durch.
Schweiß brach auf seiner Haut aus. Zwischen den Zähnen stieß Colton
hervor: »Du solltest lieber aufhören, sonst wird das hier ein sehr
kurzer Abend.«
»Dir gefällt das?« Ihre Finger umfassten ihn
fester. Nur ein bisschen. Fast ein bisschen zu fest, denn er war
kurz davor, jeden Moment zu explodieren.
»Ich mag es«, bestätigte er.
»Warum sollte ich dann aufhören?«
Er wusste keine Antwort darauf, zumal das Auf
und Ab ihrer Hand ihn bannte.
»Machst du das hier auch mal nur für
dich?«
Diese überaus persönliche Frage ließ ihn die
Augen aufreißen, was er sofort bereute. Der Anblick, wie sie ihn
mit der Hand zum Höhepunkt brachte, ließ ihn beinahe die Kontrolle
verlieren. Die Ejakulation war nur noch zwei Herzschläge entfernt.
»Was?«, knurrte er.
Sie schaute nachdenklich auf ihn hinab und fuhr
mit ihrer erotischen Qual fort. Die Bewegungen ihrer Hand schienen
der Mittelpunkt seiner Welt zu sein. »Ich habe mich noch nie
selbst berührt, aber ich weiß von anderen Frauen, dass sie es
tun.«
Woher zum Teufel wusste sie das?
Es war zu viel. Das Bild blitzte in seinem Kopf
auf: Brianna, nackt und erregt, wie sie sich selbst zum Höhepunkt
brachte. Er erreichte den Gipfel der Lust, verlor jegliche
Kontrolle und spürte, wie sein Samen heiß über seinen Bauch rann.
Sein Schwanz zuckte, während er sich ergoss, und ihre Hand bewegte
sich immer noch auf ihm, bis er völlig erschlafft zurücksank und
sich wieder in die Fesselung ergab.
Sie ließ ihn los, und als er endlich wieder
einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde ihm der merkwürdige
Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht bewusst. Sie streckte einen
Finger aus und fuhr über seinen heißen Samen auf seinem Bauch. »Ich
bin nicht sicher, ob ich wusste, dass es wirklich so funktioniert.
Ich meine, ich habe gespürt, wenn du das hier in mir machst, aber
es ist ein bisschen mehr, als ich gedacht hätte.«
Wie um alles in der Welt konnte sie so
unschuldig sein und zugleich mehr Sinnlichkeit an den Tag legen als
jede andere Frau, der er je begegnet war? »Ich mache es lieber in
dir«, sagte er. »Und das habe ich auch vor, wenn du mir ein, zwei
Minuten Zeit gibst.«
»Du vergisst etwas, Liebster.« Ihre Stimme war
ein leises, sinnliches Schnurren. »Ich weiß ganz genau, dass du,
nun, das hier mehr als einmal innerhalb kürzester Zeit machen
kannst. Hier, lass mich dich säubern, und dann schauen wir, was ich
für dich tun kann.«
Sie verwendete ihren Frisiermantel, um die
klebrige Flüssigkeit von seinem Unterleib zu wischen. Dann streckte
sie sich auf seinem auf dem Rücken liegenden Körper aus und küsste
ihn.
Sanfte, leichte Küsse, die von kleinen, süßen Zungenschlägen gegen
seine Lippen begleitet wurden. Ihr Körper bewegte sich auf seinem,
und sie schmiegte sich so geschickt an ihn, dass er in Rekordzeit
spürte, wie seine Erektion wieder anschwoll. Das Hexenwerk ging
weiter. Ihr geschmeidiger Körper bewegte sich, erregte ihn. Ihre
Arme schlossen sich um seinen Hals, während sie Haut an Haut in
einer so sinnlichen, so intimen Stellung beisammenlagen, dass es
ihn tief bewegte. Und das nicht nur wegen der zurückkehrenden Härte
seines Glieds. Brianna küsste seinen Hals, sein Kinn, seine
Ohrmuschel. Ihr Atem war warm und feucht, und ihre Brüste pressten
sich gegen seine Brust. Ihre Nippel waren spitz und hart, und er
sehnte sich danach, sie zu schmecken. Er wollte sie tief in den
Mund saugen, bis sie diese ganz besonderen, kleinen Geräusche von
sich gab, die er so sehr liebte.
Getreu ihrem Versprechen liebte sie ihn.
Als er bereit war, setzte sie sich mit
gespreizten Beinen auf seine Hüften und senkte sich auf seinen
pochenden Schaft. Ihre seidige Hitze nahm ihn langsam tief in sich
auf. Colton empfand zum ersten Mal in seinem Leben die besondere,
faszinierende Freude, das Gesicht einer Frau zu betrachten, während
er in ihr war. Und es war nicht nur das Gefühl, das der Akt selbst
in ihm auslöste. Brianna bewegte sich und rief wunderbare
Empfindungen in ihm hervor, während sie ihn ritt. Ihre Hände
umschlossen seine Schultern, und die vor Konzentration leicht
gerunzelte Stirn war ebenso erregend wie das gleichmäßige Auf und
Ab ihrer Brüste, während ihre Körper sich bewegten.
Da seine Arme noch immer über seinem Kopf
gefesselt waren, konnte er nichts für sie tun. Aber er brauchte
sich nicht um sie sorgen. Sie kam zuerst, öffnete ihren Mund aufs
Köstlichste, und
ihr geschmeidiger Körper spannte sich an, als ihre Muskeln ihn
umklammerten. Sie gab ein Geräusch von sich, das irgendetwas
zwischen Schrei und Keuchen war.
Sie so zu sehen, durchbrach alle Barrieren, und
sein machtloser Körper antwortete auf ihren Orgasmus. Seine Hüften
kamen ihr entgegen, sodass sein Samen tief in sie hineinschoss. Als
sie auf seiner Brust zusammenbrach, stieß er mühsam hervor: »Binde
mich los.«
»Wenn ich mich wieder bewegen kann, werde ich
das tun«, murmelte sie an seine feuchte Haut gepresst. »Das könnte
noch ein Jahrhundert oder so dauern.«
Er musste kichern. »Ich stelle mir gerade vor,
wie deine Zofe morgen hereinkommt und uns so findet. Ich bin nicht
sicher, wie ich es ihr erklären würde.«
»Ich werde versuchen, mich so weit zu erholen,
dass ich dich losbinden kann.« Brianna hob den Kopf und schenkte
ihm ein neckendes Lächeln, das sein Herz aussetzen ließ. »Obwohl
ich durchaus geneigt bin, dich als meinen Gefangenen zu
behalten.«
Er war schon jetzt allzu sehr von ihr gefangen.
»Das klingt recht angenehm«, brachte er mit heiserer Stimme
hervor.
Sie griff nach oben und löste den Knoten, der
sein rechtes Handgelenk gefesselt hatte. »Ich warne dich. Ich bin
mit deinem Geburtstagsgeschenk noch nicht fertig.«
Colton stöhnte theatralisch. »Ich bin nicht mehr
achtzehn. Gnade!«
»Es wird nicht noch mehr Stehvermögen von dir
verlangen, das verspreche ich dir.« Sie löste den Knoten um sein
anderes Handgelenk und kämpfte mit der Fessel.
Etwas am Klang ihrer Stimme und wie sie ihr
Gesicht von
ihm abwandte, ließ ihn zögern. »Ist das so?«, fragte er langsam.
»Du kannst dir kaum vorstellen, wie neugierig ich bin. Bisher war
es ein Abend der angenehmen Überraschungen.«
»Ich hoffe eher, dass Ihr das hier als angenehm
empfindet, Euer Gnaden.«
Wenn sie seinen Titel benutzte, war das
gewöhnlich ein Zeichen dafür, dass er in irgendwelchen
Schwierigkeiten steckte. Colton beäugte seine Frau und versuchte,
ihren Gesichtsausdruck zu lesen.
»Ich liebe dich.«
Er erstarrte.War paralysiert. Unfähig, sich zu
bewegen.
Sie flüsterte es erneut. »Ich liebe dich. Ich
wollte es dir schon immer sagen, aber es schien nie der richtige
Zeitpunkt zu sein. Ich habe gedacht, ich sollte es dir endlich
sagen.«
Ich liebe dich.
»Ich habe es seit der Sekunde gewusst, als wir
uns begegneten«, fuhr sie fort, als er sich nicht rührte, noch
etwas darauf erwiderte. »Und ich glaube wirklich, dass das stimmt.
Tatsächlich war es unter Umständen sogar schon passiert, ehe wir
einander offiziell vorgestellt wurden. Ich sah durch den Raum,
erblickte dich … und wusste es
einfach.«
Lieber Gott.
»Könntest du vielleicht irgendwas sagen?«
Brianna sah ihn mit diesen wunderschönen, dunkelblauen Augen an,
und ihr Mund zitterte leicht.
Nein, konnte er nicht. Er brachte buchstäblich
kein Wort hervor. Stattdessen umfing er sie mit seinen Armen und
nahm ihre Lippen mit einem überwältigenden, die Seele
erschütternden Kuss.