Kapitel 9
Wie definiert man Leidenschaft? Ist es eine
körperliche Freude, ein ruhiger Moment, die Dankbarkeit für etwas
Schönes? Eine sexuelle Begegnung kann alles drei sein, wenn sie
richtig vorbereitet wird.
Aus dem Kapitel »Das Danach ist genauso wichtig
wie das Davor«
Der Abend ist doch ziemlich gut gelaufen, dachte
Brianna und zog die Nadeln aus ihrem Haar. Sie war erschöpft, doch
für den Rest der Landpartie voll guter Hoffnung. Es hatte diesen
unglücklichen Augenblick gegeben, als einem der Lakaien ein ganzes
Tablett mit saurem Fisch auf den teuren Teppich gefallen war.
Dennoch musste sie bei der Erinnerung daran lächeln, als sie die
Haarnadeln in die kleine Kristallschale legte.
Der arme, junge Mann war wie erstarrt gewesen,
weil er in Gegenwart seines Arbeitgebers so ungeschickt war. Aber
Colton hatte nur einem der anderen Lakaien gewunken, dass er dem
jungen Mann half, alles so gut wie möglich zu beseitigen. Dann
setzte er seine Unterhaltung mit Lord Emerson fort, als wäre nichts
passiert. Höchstwahrscheinlich würde man den Teppich austauschen
müssen, aber es war offensichtlich, dass Colton solche Dinge in
seinem Leben kaum wahrnahm und einfach für einen neuen Teppich
bezahlen würde.
Das war etwas, das sie so sehr an ihm liebte. Er
nahm seine Verantwortung sehr ernst, und das betraf auch sein
Personal. Obwohl sie bezweifelte, dass es ihm auffiel, behandelte
ihn der Haushalt doch mit einer Mischung aus Bewunderung und
Ehrfurcht. Er war nicht einer von diesen hochmütigen Aristokraten,
die sich über jeden anderen aufschwangen, obgleich er das bestimmt
tun konnte, wenn er wollte. In gewisser Weise war er unerreichbar,
aber das lag nur an seiner reservierten Natur. Es war keine
bewusste Entscheidung, dass er sich so zurückhielt. Er dankte den
Dienern gewohnheitsmäßig ebenso höflich, als spräche er mit seinen
adeligen Freunden.
Sie warf einen Blick auf die Uhr auf dem
Kaminsims. Es war spät geworden. Den ganzen Tag über waren Gäste
angekommen, dann hatte es nachmittags die Teegesellschaft gegeben,
der sich ein vorzügliches Dinner anschloss, vor dem Lord Knightly
die Gruppe noch mit einer Darstellung verschiedener Passagen aus
Hamlet erfreut hatte. Jeder schien die Zeit
zu genießen. Sogar Colton.
Ob er heute Nacht zu ihr kam?
Vielleicht war er zu müde. Schließlich war er
früh aufgestanden und hatte Stunden in seinem Arbeitszimmer
verbracht, ehe sich die Familie zum Mittagessen versammelte, und
…
Die Tür öffnete sich.
In einem dunkelblauen Seidenmorgenrock betrat
ihr Mann ihr Schlafzimmer. Die wenigen Kerzen, die sie hatte
entzünden lassen, verbreiteten nur wenig Licht in dem großen Raum.
Darum beobachtete Brianna, wie sein Blick zum leeren Bett glitt und
erst dann zum Frisiertisch, wo sie im Halbdunkel saß. Sie drehte
sich zu ihm um und lächelte. Sie hoffte, ihm fiel nicht auf, wie
die Haarbürste in ihrer Hand plötzlich zitterte.
Allein seine Gegenwart hatte diese Wirkung auf
sie. War so beeindruckend, dass sie zitterte. »Ich habe gerade
überlegt, ob ich Euch vielleicht noch heute Abend sehe, Euer
Gnaden.«
»Ob du mich siehst?« Seine Brauen hoben sich.
»Ich vermute, so kann man es wohl auch ausdrücken.« Er kam zu ihr
herüber und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Ich habe eher
gehofft, du würdest dir wünschen, mich in deinem Schlafzimmer zu
sehen, Madam.«
»Immer«, antwortete Brianna ergriffen.
Sein seltenes Lächeln erhellte sein Gesicht. »Es
ist schmeichelhaft, so sehr willkommen zu sein.«
»Ich würde es dir nie verwehren.« Sie hatte das
Gefühl, ihr Lächeln, mit dem sie seines erwiderte, geriet etwas
zittrig.
Er betrachtete sie schweigend, seine Miene im
flackernden, gedämpften Licht undurchdringlich. Dann fragte er
ruhig: »Weil du mich willst? Oder weil du das Gefühl hast, es sei
deine Pflicht, mir zu erlauben, meine ehelichen Rechte
einzufordern?«
Dass er über diese Frage überhaupt nachdachte,
war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Pflicht war
eines von Coltons
liebsten Worten, und es war kein Geheimnis, dass er sich seinen
Verpflichtungen sehr verbunden fühlte. Brianna stand auf und legte
eine Hand gegen seine Brust. Sie spürte unter ihrer Handfläche den
starken Schlag seines Herzens durch den Seidenstoff des
Morgenrocks. »Bezweifelst du denn, dass ich dich will?« Sie hob
eine Braue. »Ich glaube, ich bin diejenige, die sich gelegentlich
provokant kleidet, um deine Aufmerksamkeit zu fesseln.«
»Ich erinnere mich.« Seine Antwort war mehr ein
Knurren. »Unglücklicherweise weiß das auch jeder andere Mann, der
dich an jenem Abend in der Oper gesehen hat. Es war nicht nur meine
Aufmerksamkeit, die du so gefesselt hast.«
»Bist du etwa eifersüchtig?«
»Ich weiß nicht. Es fällt mir schwer, meine Zeit
damit zu verschwenden, meine Gefühle zu definieren, wenn du in
meiner unmittelbaren Nähe bist. Vernünftige Gedanken und meine
wunderschöne Frau scheinen nicht in denselben Sphären zu
existieren.« Ohne Vorwarnung hob er sie in seine Arme. »Können wir
uns diese analytische Diskussion für später aufheben? Jetzt würde
ich gern einer eher körperlichen Kommunikation nachgehen.«
Brianna lachte bloß, als er durch den Raum
marschierte und sie auf das Bett legte. Seine Hände glitten prompt
zu dem Knoten des Gürtels, mit dem sein Morgenrock verschlossen
war. Er war bereits herrlich erregt, erkannte sie, als er das
Kleidungsstück abstreifte. Seine Erektion ragte geschwollen auf,
und die Spitze seines Glieds fing mit dem Lusttropfen, der auf ihr
glänzte, das Licht ein.
Ganz bewusst hielt sie seinem Blick stand, als
sie das Band aufzog, mit dem das Mieder ihres Nachthemds
verschlossen war.
Sie biss sich auf die Unterlippe und schob absichtlich langsam den
Stoff beiseite, um ihre Brüste zu offenbaren. Sie fühlten sich
straff an und verlangten nach ihm, und diese gewisse Wärme, von der
sie wusste, dass sie Zeichen ihrer wachsenden Erregung war,
breitete sich bereits wieder zwischen ihren Beinen aus. »Ich bin
schon sehr gespannt darauf, mit dir zu kommunizieren«, flüsterte sie. Ihre Lider fühlten
sich schwer an, und sie blickte durch den Fächer ihrer gesenkten
Wimpern zu ihm auf.
»Dann sind wir uns ja einig.« Colton kam mit
einer einzigen, fließenden Bewegung zu ihr und schob sich auf sie.
Sein Mund strich einmal über ihren, dann reizte er die Kuhle
unterhalb ihrer Kehle, liebkoste ihren Hals und knabberte an ihr.
Als sie sich ihm unter der köstlichen Gefangenschaft seines Körpers
entgegenhob, verwöhnte er sie mit noch heftigeren Küssen. Ihre
harten Nippel rieben sich an seiner muskulösen Brust. Sein Atem
kitzelte die empfindliche Stelle direkt unter ihrem Ohr, und sie
stöhnte.
Ja, etwas veränderte sich im Spiel ihrer Kräfte,
dachte sie verschwommen, während er sie aus ihrem Nachthemd
schälte. Sein Mund folgte seinen Händen, ergötzte sich an ihren
Brüsten und saugte heftig an ihren Nippeln. Dann strichen seine
Lippen über die angespannten Muskeln ihres Unterleibs, ehe sie ihr
Schamhaar streiften. Er würde schon wieder diese herrliche Sache
mit seinem Mund machen, wurde Brianna bewusst. Seine Hände drückten
beharrlich ihre Schenkel auseinander.
Diese skandalöse, herrliche Sache.
Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und krallten
sich ins Bettlaken. Sie öffnete sich ihm mehr als nur willig, denn
sie wollte sich ganz diesen stürmischen Empfindungen hingeben, in
dieser schamlosen, wilden Erfahrung schwelgen. Lange Finger
öffneten
ihr Geschlecht und ließen sie vor Erregung und Verletzlichkeit
gleichermaßen zittern. Irgendwie war der Anblick seines Kopfs, wie
er sich zwischen ihre Schenkel schob, das Erotischste und
Beglückendste, was sie je gesehen hatte.
Und dann die Lust! Oh Gott, diese großartige
Verzückung, als seine Zunge begann, sie zu reizen und sie an genau
der richtigen Stelle zu stimulieren …
Es dauerte schockierend kurz, bis sie wieder
nach Luft schnappte und von alles überwältigender Ekstase erfasst
zitterte. Ihr Höhepunkt war so heftig und intensiv, dass sie ihre
Finger in seinem Haar vergrub und unkontrolliert zuckte. Sie wollte
ihn zugleich wegstoßen und noch näher an sich ziehen. Wollte ihm
sagen, er solle aufhören – wenn sie denn sprechen könnte -, und
doch verlangen, dass er mit dieser erotischen Qual
weitermachte.
Es war der absolute Himmel. Und als Colton sich
wieder nach oben schob und in ihren noch immer bebenden Körper
eindrang, passierte es erneut. Sie wollte gegen dieses Übermaß an
Empfindungen aufbegehren. Es war zu viel, zu schnell, zu
überwältigend. Er begann, sich mit langen, harten Stößen in ihr zu
bewegen, und irgendwie gelang es ihr, sich so weit zu erholen, dass
sie darauf antworten konnte. Dennoch klammerte sie sich wie eine
Ertrinkende an seine breiten Schultern. Das war vielleicht eine
durchaus passende Beschreibung.
Sie ertrank in der Leidenschaft.
Sie ertrank im Wellengang der Gefühle.
Sie ertrank in seiner Liebe.
Warum nur war Colton immer, wenn er seine schöne
Frau liebte, überzeugt, dass es leidenschaftlicher und lustvoller
als beim letzten Mal war?
Dieses Mal bildete da keine Ausnahme.
Seine brennende Erleichterung, die sich mit
ihrem dritten Höhepunkt vermischte, war so tierisch, so primitiv
und markerschütternd, dass er fast vergaß zu atmen. Sein Hals bog
sich nach hinten, und jede Sehne zeichnete sich deutlich unter der
Haut ab. Sein Körper wurde von der Kraft des Höhepunkts
davongeschwemmt. Als ihre inneren Muskeln sich um ihn schlossen und
ihn umklammert hielten, verschlang sein wilder Orgasmus seinen
Körper. Vielleicht sogar seine Seele.
Oh, verflucht, dachte er, als er langsam wieder
zur Besinnung kam. Brianna muss irgendwie über eine geheimnisvolle
Kraft verfügen. Er war ein erfahrener Mann. Frauen hatten sich ihm
an den Hals geworfen, seit er alt genug war, um zu verstehen, wie
das Zusammenspiel zwischen Mann und Frau funktionierte. Und obwohl
er immer wählerisch vorgegangen war und Diskretion für ihn an
oberster Stelle stand, hatte er durchaus das Gefühl, in sexuellen
Dingen sehr versiert zu sein.
Mit Brianna war das anders.
Völlig anders.
Selbst in ihrer Hochzeitsnacht, als sie
schüchtern und nervös gewesen war, gelang es ihm, ihrem ungeübten
Körper eine Reaktion zu entlocken. Ihre unerwartete Sinnlichkeit
war für seine Ehe ein Segen, und da er ein Mann mit gesundem
sexuellem Appetit war, war er dankbar, dass seine Frau die
Aufmerksamkeiten genoss, die er ihr im Bett zukommen ließ.
Aber da war noch mehr. Es war schwer, sich das
einzugestehen, aber langsam setzte sich bei ihm die Erkenntnis
durch. Sexuelles Verlangen war eine ganz natürliche Sache im Leben.
Die meisten Männer würden eine Frau wie Brianna sehr attraktiv
finden …
Und dieser beunruhigende Gedanke ließ ihn die
Stirn runzeln und die Brauen bedrohlich zusammenziehen. Gott sei
Dank konnte sie es nicht sehen, weil ihr Gesicht noch immer in der
Pracht ihrer Haare vergraben war. Es war ihm völlig egal, was die
meisten Männer unter Umständen wollten. Sie war sein.
Nur sein.
»Hmmmm.« Ihre schlanken Finger tänzelten über
sein Rückgrat nach unten.
Colton gab ein zustimmendes Grunzen von sich,
das nicht sonderlich elegant klang und als Antwort auf ihre
unausgesprochene Gefühlsbezeugung genügen mochte. Er wälzte sich
von ihr herunter, um sie nicht zu erdrücken, und zog sie in seine
Arme. Der Geruch von Sex vermischte sich mit ihrem feinen Parfüm.
Nichts mochte er mehr in diesem Augenblick. Ihr verschwitzter,
verführerisch kurvenreicher Körper ruhte müde an seinem, und die
Seide ihrer langen Haare floss über seine Brust.
»Heute war ein guter Tag, glaube ich«, murmelte
sie. »Hast du es genossen?«
Er hatte es gerade erst immens genossen, und
obwohl er nicht versessen darauf war, das Haus voller Gäste zu
haben, war er im Augenblick recht großzügig gestimmt. »Es war recht
angenehm. Wenigstens sind die Leute, die du eingeladen hast,
allesamt akzeptabel.«
»Oh, was für ein großes Lob.« Ihre Stimme klang
ironisch.
»Das ist es tatsächlich«, konterte er. »Ich
verabscheue gewöhnlich Versammlungen wie diese.«
»Als ich die Hausparty plante, habe ich
befürchtet, dass du es so empfindest.«
»Dann hattest du mit dieser Befürchtung recht.«
Er strich
eine goldblonde Locke von ihrer Schulter. Eine Liebkosung, die
nichts mit dem Höhepunkt zu tun hatte, den er vor Kurzem noch
erlebt hatte. »Du kennst mich so gut?«
»In- und auswendig, Euer Gnaden.«
Colton lachte. Das Lachen entschlüpfte ihm, ehe
er es überhaupt bemerkte. »Weißt du überhaupt«, murmelte er und
küsste ihr Kinn, »dass du für eine respektable Duchess sehr
unverschämt sein kannst?«
»Solange meine freimütige Art dich nicht
abschreckt, werde ich das nicht bestreiten.«
»Du? Brianna Northfield? Du willst nicht
streiten? Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
»Colton!«, protestierte sie lachend, aber er
liebte das Licht, das in ihren Augen aufglomm, und genoss den
zärtlichen Druck, mit dem sie ihn umarmte.
»Aber auch wenn du manchmal deinen erhabenen
Ehemann eher respektlos behandelst«, fuhr er fort, »gibt es nichts
an dir, das mich abschreckt.« Er knabberte an ihrem Mundwinkel. Ihn
erstaunte, dass sich in ihm schon wieder Erregung ausbreitete. Nach
einer so heftigen Entladung seiner Lust war es nur ein weiterer
Beleg für ihre verführerische Schönheit und Anziehungskraft.
»Ich hoffe, es wird immer so bleiben.«
Der leicht wehmütige Ton, der in ihrer Stimme
mitschwang, ließ ihn zögern. »Warum sollte es nicht so
bleiben?«
Er spürte, wie sie in seinen Armen mit den
Schultern zuckte. »Männer werden ihrer Frauen irgendwann müde.
Tatsächlich begehren nur wenige ihre Frauen zu Beginn der Ehe aus
tiefem Herzen.«
Er runzelte verärgert die Stirn. Sie hatte
absolut recht. »Ich
begehre dich. Vielleicht erinnerst du dich
an das, was gerade zwischen uns passiert ist.«
»Es wäre schwer, das zu vergessen.« Sie berührte
seine Wange. Nur ein federleichtes Streicheln mit den
Fingern.
Seine Frau umgab etwas Unschuldiges, das mit den
Reizen einer Kurtisane gepaart war, dachte er, während er seine
Hand über den üppigen Schwung ihrer Hüfte gleiten ließ. Das
goldblonde Haar und diese von langen Wimpern beschatteten,
mitternachtsblauen Augen, nicht zu vergessen ihr Mund, der so voll
und weich war. Einige der bei der Hausparty anwesenden Männer
hatten ihre Schönheit im Laufe des Nachmittags und des Abends
bewundert. Er hatte nicht viel darüber nachgedacht, weil er ihnen
in dieser Sache aus vollem Herzen zustimmte. Aber jetzt, da er mit
ihr über Treue redete, hatte er plötzlich eine andere
Meinung.
»Du gehörst zu mir.« Er stieß die Worte eine
Spur zu abgehackt hervor.
Briannas Reaktion war nur ein leichtes Neigen
ihres Kopfs. Sie schaute ihn nachdenklich an. »Wie bitte?«
Er zögerte. Er war nicht sicher, was seine
überhebliche Erklärung hervorgerufen hatte. Natürlich gehörte sie
zu ihm. Sie war seine Frau. Er hatte ihr seinen Namen gegeben, und
sie stand unter seinem Schutz. Das Problem war, dass das für
jemanden seines Stands nicht zählte. Es war nichts Ungewöhnliches,
dass die Frau, sobald sie ihrem Mann einen Erben geboren hatte,
sich anderswo Unterhaltung suchen konnte, wenn sie es wünschte.
Zumindest, solange sie dabei diskret vorging.
Nicht Brianna. Er würde das nicht zulassen. Die
Vorstellung, wie ein anderer Mann sie berührte … Nun, er machte
sich nicht die Mühe, die Untiefen der Reaktion auf diese Bilder
auszuloten.
Colton beschloss, sie lieber zu küssen, statt
sich zu erklären. Vielleicht war aber auch dieser Kuss seine Form
des Erklärungsversuchs, denn er verschlang gierig ihren Mund. Seine
Arme hielten sie fest an sich gedrückt, und sein Penis, der sich
wieder regte, drückte hart gegen ihre Hüfte. Dieses Mal drang er
langsam in sie ein, nachdem er sie auf den Rücken gedreht und sich
zwischen ihre Schenkel geschoben hatte. Er bewegte sich maßvoll und
kontrolliert, nicht so ungestüm und rasend. Er lauschte darauf, wie
sich ihr Atem beschleunigte, als er sie immer näher an die Schwelle
zum Orgasmus brachte. Die geschmeidige, samtige Wärme ihres Körpers
umschloss ihn, und jeder seiner Sinne war auf die Frau unter ihm
gerichtet: Sehen, Hören, Schmecken, Berühren. Der Duft ihrer
Erregung hing so schwer in der Luft, dass er trunken davon
wurde.
Nachdem sie gemeinsam gekommen waren, und
während ihre feuchten Körper danach zitternd beisammenlagen und sie
sich in einem Durcheinander aneinanderschmiegten, dass er nicht
wusste, wo der eine von ihnen aufhörte und der andere begann,
berührte sie sein Haar. »Darf ich dich um etwas bitten?«
Großzügig beschrieb nicht annähernd die
Stimmung, in der er sich nach diesem zweiten, so erschütternden
Höhepunkt befand. Colton lächelte träge, denn er konnte sich nicht
erinnern, wann er zuletzt so befriedigt gewesen war. »Natürlich.
Lass mich raten: Du möchtest ein Diamantencollier?«
»Ich mag eigentlich keinen Schmuck, das weißt du
doch. Ich trage ihn selten. Es sei denn, ich muss.«
Wusste er das wirklich? Wenn er jetzt darüber
nachdachte, wurde ihm mit leiser Bestürzung bewusst, dass es
stimmte. Er sah sie sehr selten mit teuren Juwelen angetan, wie es
so viele Damen
des ton gern taten, für die jedes
blinkende Geschmeide eine Trophäe war. Aber war er wirklich so
unaufmerksam?
Ja, flüsterte eine
zänkische Stimme in seinem Kopf. Du hast die
Neigung, dich von deinem eigenen Leben gänzlich einnehmen zu
lassen. Aber wie sie gerade ausgeführt hat, teilst du es jetzt mit
jemand anderem. Du solltest das vielleicht im Hinterkopf
behalten.
»Ich habe nur gescherzt«, sagte er und lehnte
sich in die Kissen. »Nicht, dass ich dir keinen Schmuck kaufen
würde, wenn du es wünschst. Aber die Familienschatulle der
Northfields ist bereits bis an den Rand mit jedem nur erdenklichen
Geschmeide gefüllt, und du weißt, dass es dir jederzeit zur
Verfügung steht.«
Neben ihm lächelte Brianna verschlafen. Das
zerknitterte Laken hatte sie bis zur Taille hinabgeschoben. Ihre
üppigen Brüste waren entblößt, und ihr schimmerndes Haar ergoss
sich über die Laken. »Das, worum ich dich bitte, ist viel
einfacher, als mich mit Diamanten zu beschenken. Und es kostet dich
nichts.«
Er sah, wie sich ihre Lider langsam senkten. Er
lächelte nachsichtig. »Also? Was wünschst du?«
»Bleib.«
»Wie bitte?«
Sie gab keine Antwort. Sie war eingeschlafen.
Nicht, dass es ihn überraschte, denn auch er war auf angenehme
Weise erschöpft. Außerdem war sie heute früh aufgestanden, um alles
für die Ankunft der Gäste vorzubereiten. Obwohl sie auf die Hilfe
der Lakaien, die Ratschläge seiner Großmutter und die Effizienz von
Mrs. Finnegan hatte zurückgreifen können, wusste er, dass Brianna
hart gearbeitet hatte, damit auf jedes Detail geachtet wurde, ehe
die erste Kutsche in die Auffahrt einfuhr.
Bleib. Was zum Teufel
sollte das denn heißen?