Kapitel 8
Der größte Konflikt zwischen Männern und Frauen rührt nicht daher, dass wir miteinander spielen, sondern eher daher, dass wir mit unterschiedlichen Regeln spielen. Wir Frauen haben die einen, die Männer andere Regeln.
Aus dem Kapitel »Das Warum und das Woher«
 
Erst als Brianna sich auf ihn stürzte, merkte Robert, wie angespannt sie war. Er war gerade in die große Haupthalle getreten, als er sich inmitten einer Horde Diener wiederfand, die massive Vasen mit Blumenarrangements aus dem Wintergarten hereinschleppten. Eine schmale Hand umschloss mit überraschender Kraft seinen Unterarm.
»Ich brauche deine Hilfe.« Seine Schwägerin zerrte ihn geradezu in Richtung der Feuerstelle, die mit italienischem Marmor eingefasst war. In der Nähe standen einige Samtsessel. »Die Gäste kommen bald an, und in weniger als einer Stunde wird der Tee serviert.Was hältst du davon, wenn die Rosen hier stehen?«
Ein hübscher Strauß blutroter Rosen setzte neben dem weißen Marmor einen dramatischen Akzent. Darum sagte er ehrlich: »Ich finde, sie sehen hübsch aus.«
Prüfend blickten ihn ihre blauen Augen an, und er entdeckte tatsächlich einen kleinen, gelben Schmutzfleck auf ihrer Wange. »Bist du sicher?«
Er zog sein Taschentuch hervor und wischte die Substanz fort, die verdächtig nach Blütenpollen aussah. »Ich bin absolut sicher.«
Die Röte in ihren Wangen und das nervöse Klammern ihrer Hand erinnerten ihn wieder daran, dass sie gerade erst zwanzig geworden war. Auch wenn sie zumeist einen bemerkenswert selbstbewussten Eindruck machte, war sie noch nicht an ihre neue Stellung als Duchess of Rolthven gewöhnt. Ihre Erfahrungswerte mit Aufgaben dieser Art waren begrenzt. »Mrs. Finnegan, unsere Hausdame«, sagte er so taktvoll wie möglich, »dient unserer Familie inzwischen seit dreißig Jahren, und sie würde genau wissen, wo man die Rosen platziert, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen. Sie hat schon oft Hauspartys organisiert. Meine Mutter hätte sie uns schamlos weggenommen und nach Italien entführt, wenn es ihr gelungen wäre, sie zum Mitgehen zu überreden. Ich glaube, Finnie wäre hoch erfreut, wenn du ihr einige dieser Entscheidungen übertragen würdest.«
Brianna erwiderte darauf mit reizender Ernsthaftigkeit: »Ich will so sehr, dass alles perfekt ist. Ich habe Colton diese Sache ja geradezu aufgedrängt, und wenn es ein gesellschaftliches Desaster wird, werde ich nicht nur seine Zeit verschwendet, sondern ihn auch in Verlegenheit gebracht haben.«
Für einen kurzen Moment, als Robert in ihr hübsches Gesicht hinabschaute und den Ernst in ihren Augen sah, beneidete er seinen Bruder um seine Frau. Nicht um Brianna im Besonderen, obwohl sie auf jede nur erdenkliche Weise schön war und er ihren Witz und ihren Verstand hoch schätzte, sondern eher um die Vorstellung, dass diese Frau all die Mühsal auf sich genommen hatte, um diese Party zu planen. Sein älterer Bruder würde die Rosen nicht einmal bemerken, geschweige denn sehen, wie gezielt sie platziert waren. Aber vor allem wünschte sie, Colton glücklich zu machen.
Was für eine Vorstellung. Robert war mehr als gut mit Frauen vertraut, die von ihm wünschten, dass er sie glücklich machte. Sie sehnten sich nach der Lust, die er ihnen im Bett schenken konnte, aber auch nach dem Ansehen, das es mit sich brachte, mit dem jüngeren Bruder eines Dukes herumzutändeln. Nicht zu vergessen die teuren Geschenke und wertvollen Schmuckstücke, die sie geradezu erwarteten.
Dachten sie denn jemals auch an ihn? Nicht an den Lord Robert Northfield mit seinem großen Erbe und den ausgezeichneten Verbindungen. Nicht daran, ob sie ihn hübsch fanden und er ein geübter Liebhaber war. Sondern dachten sie je über sein Leben, seine Gedanken und Erwartungen nach?
Er hatte das ungute Gefühl, dass es den Frauen, die er ins Bett mitnahm, nie in den Sinn kam, darüber nachzudenken, ob er glücklich war. Es war natürlich auch sein Fehler, erkannte er, als er einfach dastand und Brianna anstarrte. Er atmete den Duft der Treibhausblumen ein, der die Luft erfüllte. Er wählte bewusst Gefährtinnen, die nichts außer einer sexuellen Liaison ohne emotionale Bindung wünschten. Er verführte eine bestimmte Sorte Frauen, und sie genossen seine Aufmerksamkeit sehr.
Aber war ihm das genug? Keine der Frauen sah ihn so an, wie Brianna zu seinem Bruder aufblickte.
Auch Colton sah seine Frau in unbeobachteten Momenten, wenn er sich nicht gerade in seinem Arbeitszimmer verbarrikadierte, um Lieferverträge und Briefe an die Verwalter seiner An- wesen zu verfassen, mit einer gewissen Weichheit im Blick an, von der Robert vermutete, dass sein älterer Bruder nicht einmal wusste, dass sie da war.
Es war schon erstaunlich, dass er im Alter von sechsundzwanzig Jahren und mit seinem Erfahrungsschatz im Umgang mit Frauen noch nie anders als mit Spott über die Möglichkeit nachgedacht hatte, sich zu verlieben.
»Du bist auf jede erdenkliche Weise ein Gewinn für ihn, und das meine ich nicht nur in Bezug auf seinen Titel.« Robert tätschelte ihre Hand, die noch immer seinen Arm umklammert hielt. Die Heiserkeit in seiner Stimme erfüllte ihn mit Unglauben. Er war doch sonst nie sentimental … zumindest hatte er das bisher von sich gedacht. »Ich werde für dich nach Mrs. Finnegan suchen, ja? Dann werde ich mich am besten erfrischen und umziehen. Ich bin den ganzen Tag ausgeritten.«
»Ich danke dir.« Brianna gab ihn frei und lächelte reumütig. »Ich wäre ihr wirklich dankbar, wenn sie mir helfen könnte.«
»Es war mir ein Vergnügen, Madame de la Duchesse.« Er verbeugte sich mit übertriebener Höflichkeit, die sie zum Lachen brachte, und machte sich dann auf die Suche nach der überaus tüchtigen Finnie (wie er sie gern nannte, seit er alt genug war, um zu reden), erklärte ihr, dass Coltons junge Frau etwas Führung bräuchte, und ging nach oben, um sich umzukleiden.
Die ganze Zeit war er sich jedoch bewusst, dass er einen Moment tief greifender Erleuchtung erfahren hatte.
Als er vor dem Spiegel seine Krawatte richtete, blickte ihm ein grimmiger Robert entgegen. Das war für ihn sehr ungewöhnlich, denn zumeist zeigte er eine recht sorglose Miene.
Ein Klopfen an seiner Tür ließ ihn herumfahren. Barsch fragte er: »Ja?«
Damien öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer und kam herein. »Ich habe gedacht, wir sollten vielleicht lieber gemeinsam hinuntergehen und eine vereinigte Front der Junggesellen präsentieren.«
Robert zwang ein breites Grinsen auf sein Gesicht, um die für ihn so ungewöhnliche, nachdenkliche Stimmung zu vertreiben. »Hast du einen Plan, wie wir das hier überleben können?«
»Ich bin Militärberater.« Sein Bruder zuckte mit den Schultern. »Wenn du mich fragst, klingt allein das nach einer klugen Strategie, wenngleich ich zugeben muss, dass ich eher daran gewöhnt bin, die Bewegungen der französischen Streitkräfte zu beurteilen, und nicht die junger Damen und ihrer dahinter stehenden Motivation.«
»Vielleicht schmeicheln wir uns ja mit unserer Angst nur selbst«, bemerkte Robert ironisch. »Gut möglich, dass keine der jungen Frauen, die Brianna eingeladen hat, an einem von uns interessiert ist.«
Damien wirkte resigniert. »Ich habe mich ja seit einer ganzen Weile nicht mehr in diesen gesellschaftlichen Kreisen bewegt, aber ich fürchte, da bist du allzu optimistisch. Wir sind Northfields, Robert – wir könnten die flegelhaftesten Kerle in ganz England sein, und man würde uns dennoch für geeignete Junggesellen halten.«
Robert dachte dasselbe. »Vermutlich hast du recht«, gab er nach. »Aber wenigstens ist Miss Marston bezaubernd.« Obwohl es unklug war, an sie allzu viele Gedanken zu verschwenden, fügte er im Stillen hinzu. »Und sehr schön.«
Und wo zum Teufel kam nun diese Bemerkung her? Ihn befremdete der Gedanke, die junge Dame schon bald wiederzusehen, zumal er ständig in seinem Hinterkopf kreiste.
Die Augenbrauen seines Bruders schossen in die Höhe. »Miss Marston? Doch nicht etwa die Tochter von Sir Benedict Marston?«
»Doch.« Robert hatte Damien noch nichts von seiner Meinungsverschiedenheit mit besagtem Mann erzählt.
»Wir hatten zuletzt hin und wieder korrespondiert.« Damiens Gesicht nahm einen leeren Ausdruck an, wie es immer geschah, wenn er über seine Aufgabe redete. »Liverpool und der Kriegsminister schenken ihm ihr Ohr. Merkwürdig, als Brianna es gestern Abend erwähnte, habe ich nicht sogleich die richtigen Schlüsse gezogen.«
»Sie ist recht gut mit Rebecca befreundet.«
»Rebecca, ja? Du bist schon so vertraut mit der jungen Dame, dass du sie beim Vornamen nennst?«
Robert dachte an einen Garten im Mondlicht, an das Streicheln seiner Lippen, die den Mundwinkel eines weichen, rosigen Munds berührten. »Nein. Es ist eine Freiheit, die ich mir in ihrer Gegenwart nicht herausnehmen würde.Wir kennen uns kaum.«
Bis auf die nachgiebige Fülle ihrer Brüste, die sich in seiner Erinnerung gegen seine Brust drängten, und bis auf den herrlichen, berückenden Duft, der ihrem Haar entströmte …
»Nun, ich könnte ihre Gegenwart ertragen, wenn mir dadurch die Möglichkeit gegeben wird, mit ihrem Vater zu reden. Wellington kann jede Hilfe brauchen, die er in Horse Guards bekommen kann, und Marston hat viel Einfluss. Ich bin froh zu hören, dass sie wenigstens einigermaßen hübsch ist, denn so kann ich den Anschein erwecken, ernstlich an ihr interessiert zu sein.«
Einigermaßen? Ärger flammte in Robert auf. Es war unerklärlich, weil Damien, der immer so vernünftig und geradezu gemäßigt war, selten jemanden verärgerte. Er antwortete kühl: »Sie ist wirklich sehr apart, und es geht das Gerücht, dass ihr Vater viele Angebote potenzieller Verehrer abgelehnt hat. Sobald du sie kennengelernt hast, wirst du verstehen, warum. Sie ist nicht eines dieser milchgesichtigen Mädchen, die ständig albern kichern und stolz drauf sind, dass sie nichts als Flausen im Kopf haben.«
Damien schien angesichts dieser Eröffnung seine Haltung zu ändern. »Das sind willkommene Neuigkeiten. Diese Party könnte doch nicht ganz so ermüdend sein, wie ich erst dachte.«
»Du willst also ein Interesse an ihr vortäuschen, um das Gehör ihres Vaters zu finden?«
»Das klingt bei dir so anrüchig.« Sein Bruder schien von seinem verärgerten Tonfall verwirrt. »Ich meinte doch nur, dass ich vermute, sie wird die meiste Zeit mit ihren Eltern verbringen, und wenn ich um Marstons Aufmerksamkeit buhle, wird es auch erforderlich sein, mich mit ihr zu beschäftigen.«
Das klang logisch. Warum es Robert überhaupt etwas ausmachte, war ihm schleierhaft.
Eine kurze, unverbindliche Unterhaltung und ein rasches Entwischen in die Büsche, um ihr zu helfen, einem langweiligen Einfaltspinsel wie Lord Watts zu entkommen, war wohl kaum mehr als eine flüchtige Bekanntschaft.
»Dann geh schon und wirb um sie.« Er hob die Schultern in einer bewusst lässigen Geste.
»Ich habe nicht gesagt, ich wolle um sie …«
»Damien, tu einfach, was du tun willst.«
War er tatsächlich gerade seinem älteren Bruder heftig ins Wort gefallen? Verdammt, diese kurze Begegnung mit Brianna vorhin hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen.
Er ging zur Tür. »Tut mir leid, aber ich hasse solche Veranstaltungen. Sie machen mich nervös. Lass uns nach unten gehen und noch einen Brandy kippen, ehe das hier beginnt. Bist du dabei?«
 
Wenn die letzte Stunde auch nur ansatzweise so war wie der Rest dieser Hausparty, dann könnte Rebecca von Glück sagen, wenn sie die kommenden fünf Tage überstand, ohne den Verstand zu verlieren.
Sie hatte sich auf die Kante eines bestickten Sofas niedergelassen und balancierte die Teetasse mit unsicherer Hand. Wenn sie die zarte Porzellantasse an den Mund hob, war sie sicher,Tee über ihren Schoß zu verschütten, darum tat sie lieber so, als wäre sie nicht durstig.
Kurz gesagt: Sie täuschte vor, Tee zu trinken, und das war etwas, das eine respektable Engländerin nie tun sollte. Aber sie war es müde, sich den Regeln des Anstands zu unterwerfen. Diese Regeln waren es nämlich, die sie hier festhielten. Sie musste Damien Northfield lauschen, der zwar fast so gut aussehend wie sein jüngerer Bruder war, aber dem es völlig an der Verwegenheit und dem verruchten Lächeln mangelte, das Robert auszeichnete. Damien war in eine Unterhaltung mit ihrem Vater über den Krieg auf der spanischen Halbinsel vertieft. Auf der anderen Seite des Raums plauderte Robert mit Loretta Newman, einer Witwe, die so attraktiv wie jung war.
Natürlich müssen die Frauen, die ihn interessieren, blond und klein sein und all die anderen Attribute aufweisen, die im Moment so en vogue sind und einem Gentleman gefallen, dachte Rebecca verärgert. Sie beobachtete, wie Robert sich eine Winzigkeit zu sehr nach vorne beugte, um noch schicklich zu sein. Er flüsterte seiner Begleitung etwas ins Ohr. Mrs. Newman lachte und ließ ihre Wimpern aufs Reizendste flattern, dass Rebecca am liebsten die Zähne gefletscht hätte. Worüber sie redeten, konnte sie nicht sagen, aber sie standen seit fünfzehn Minuten in einer heimeligen Ecke, und …
»Miss Marston?«
Verärgert riss sie ihren Blick von Robert los. Damien Northfield blickte sie mit perfekter Gelassenheit an. Er saß direkt neben ihr. Sie stammelte: »Ich... es tut mir leid. Habt Ihr etwas gesagt?«
Lieber Gott im Himmel, hoffentlich hat er mich nicht dabei ertappt, wie ich seinen Bruder angestarrt habe. In seinen Augen lag eine Schärfe, die seine überragende Intelligenz verriet.
»Ich habe mich nur gefragt«, sagte er mit gewähltem, höflichem Ernst, »wie es Euch dieses Jahr in London gefällt?«
Wenigstens war das keine schwierige Frage. »Etwa so sehr wie letztes Jahr«, antwortete sie ehrlich. Er hatte hübsche Augen, bemerkte sie, aber sie waren dunkler und glichen eher einem azurblauen Himmel. Seine klar geschnittenen Northfield-Gesichtszüge wiesen weder Roberts leicht sündig angehauchten Charme noch Coltons Reserviertheit auf, sondern hatten etwas ganz Besonderes, Eigenes. Etwas Wachsames und Ruhiges.
Ein ritterliches Lächeln umspielte Lord Damiens Lippen. »Ich verstehe.«
Ihr Vater runzelte die Stirn über ihre mehrdeutige Antwort. Sie vermied es, sich zu rechtfertigen, sondern konzentrierte sich lieber auf Roberts älteren Bruder. Bestimmt konnte sie das besser. »Ich meinte damit, dass wie immer ein ziemlicher Trubel herrscht.«
Offensichtlich konnte sie es nicht viel besser.
Lord Damien schien das nichts auszumachen. Er sagte freundlich: »Ich empfinde es auch so. Selbst ohne den Krieg fürchte ich, dass ich etwas zu eigenbrötlerisch bin, um einen Großteil meiner Zeit in London zu verbringen. Robert ist da das völlige Gegenteil.« Er blickte in die Richtung, in der sein Bruder noch immer mit der begehrenswerten Mrs. Newman zusammenstand und mit ihr flirtete.
»Er scheint sich sehr sicher in der Gesellschaft zu bewegen.« Es war eine triviale Bemerkung, und Rebecca wünschte sich inständig, sie könnte einfach ihren Tee trinken, damit ihre Hände beschäftigt waren. Aber sie hatte wirklich Sorge, sie könnte sich mit ihren zitternden Fingern in Verlegenheit bringen.
»Er hat erwähnt, dass Ihr mit ihm bekannt seid.«
Mit dieser Bemerkung hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. Wie viel hatte er wohl erwähnt? Ihren Zusammenstoß in der Tür? Die Flucht durch die Gärten? Diesen Beinahe-Kuss, an den sie unablässig denken musste? Sie hoffte, dass Robert seinem Bruder nicht alle Details der Geschichte offenbart hatte, und sie betete darum, dass Damien, wenn es so war, sich nicht dazu hinreißen ließ, sie in Gegenwart ihres Vaters zu wiederholen. Aber bestimmt besaß er als Attaché von Lord Wellington ein Mindestmaß an Takt.
Alles wäre also in Ordnung gewesen, wenn sie nicht errötet wäre. Zu ihrem Entsetzen spürte sie das Blut warm in ihre Wangen steigen. »Wir wurden einander vorgestellt«, sagte sie etwas zu hastig. Sie wagte nicht, zu ihrem Vater hinüberzublicken.
»Ja, das habe ich mir gedacht. Soweit ich es verstanden habe, seid Ihr eine gute Freundin meiner Schwägerin.« Lord Damiens Miene war ausdruckslos.
Er verfügte tatsächlich über Taktgefühl. Er ließ es ganz natürlich klingen, dass sie mit einem der berüchtigtsten Lebemänner bekannt war, noch dazu einem, den ihr Vater verabscheute. »Brianna und ich sind schon fast unser ganzes Leben lang befreundet. Unsere Familien haben aneinandergrenzende Besitzungen, und wir lernten uns als Kinder kennen.«
»Ich bin mit ihr noch nicht besonders gut bekannt, aber sie scheint eine wunderbare Frau zu sein.«
»Das ist sie.« Wenigstens das konnte Rebecca aus voller Überzeugung bestätigen.
Zu ihrer Erleichterung wandte er sich wieder ihrem Vater zu und stellte ihm eine Frage über die kommende Parlamentssitzung. Und wieder war sie ganz sich selbst und ihrer Tasse Tee überlassen, der inzwischen nur noch lauwarm war. Es war eine Qual, nicht zu Robert hinüberzusehen, aber sie wagte kaum mehr als einen Blick zu ihm und der hübschen Witwe, zumindest für eine kleine Weile.
Zu ihrer Bestürzung waren die beiden fort, als sie das nächste Mal einen kurzen Blick riskierte. Beide waren verschwunden.
Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Magengrube aus.
Es war eine Sache, einer hoffnungslosen Leidenschaft für einen berüchtigten Lebemann nachzuhängen. Etwas vollkommen anderes war es aber, Zeugin seiner Indiskretionen werden zu müssen. Oh, sie hatte schon oft mit ansehen müssen, wie er in überfüllten Ballsälen tanzte, plauderte und lächelte, aber da waren immer viele Leute anwesend, und sie hatte nie beobachtet, wie er mit einer seiner Verehrerinnen, die sich ihm andienten, verschwand. Wenn ein Mann und eine Frau auf einer Hausparty gemeinsam verschwanden... nun, sie las die Klatschspalten der Zeitungen und war erfahren genug, um zu wissen, was dann geschah.
Waren sie nach oben gegangen, wo die Schlafzimmer lagen?
Es war gut möglich.
Das tat weh, obwohl sie kein Recht hatte, deshalb bestürzt zu sein oder sich betrogen zu fühlen. Dennoch... sie fühlte sich betrogen.
Mit einem leisen Klappern stellte sie die Tasse auf die Untertasse. Nur mit großer Beherrschung gelang es ihr, den Tee beiseitezustellen und nichts zu verschütten. Wenn sie nicht schnell aus diesem Raum verschwand, würde sie vielleicht laut schreien. Als sie aufstand, erhoben sich natürlich auch ihr Vater und Lord Damien höflich. Rebecca murmelte: »Entschuldigt mich. Es ist draußen so schön, und die Gärten des Anwesens locken mich. Brianna hat mir schon so oft davon erzählt, dass ich es mit eigenen Augen sehen will.«
Damiens Brauen hoben sich eine Winzigkeit, und zu ihrem Entsetzen bot er ihr seinen Arm. »Bitte erlaubt mir, Euch herumzuführen.«
Nein! Er sieht ihm so ähnlich … das dichte, kastanienbraune Haar, dazu sein markantes Profil …
Sie wollte allein sein und sich wieder in den Griff bekommen. Aber wenn sie Damiens angebotene Begleitung ablehnte, würde das ihren Vater sehr verärgern. Außerdem wäre es unhöflich. Darum legte sie widerstrebend die Finger auf seinen Ärmel und zwang sich, ihn anzulächeln. »Das wäre sehr freundlich.«
Seite an Seite verließen sie den Raum durch die Fenstertüren, die zum Garten weit offen standen und die spätnachmittägliche Luft hereinströmen ließen. Damien führte sie über die große Terrasse, die sich im weiten Bogen erstreckte, hinab zur Rückseite des Hauses. Hier breiteten sich die förmlichen Gartenanlagen aus. Mindestens fünfzehn Morgen, informierte er sie auf seine zurückhaltende Art, während sie gemütlich dahinspazierten. Wenn sie tatsächlich an den Blumen und den gestutzten Büschen interessiert gewesen wäre, hätte sie sich seiner Begleitung glücklich geschätzt. Aber nicht jetzt, da sie zudem ständig daran denken musste, dass ihre Mutter Erwartungen hegte, sie könne Lord Damien als potenziellen Heiratskandidaten in Betracht ziehen.
Das war eine sehr unbequeme Lage, in die sie sich manövriert hatte.
Er wählte einen Weg, und sie ging neben ihm, in der Hoffnung, gefasst zu wirken, damit er nicht glaubte, sie sei eine komplette Idiotin, die nicht einen Hauch Eleganz hatte. Nur darum murmelte sie höflich: »Genießt Ihr es, für eine Zeit lang Euren Pflichten in Spanien entflohen zu sein, Mylord?«
Er blickte sie nachdenklich an, und ein leises Lächeln verzog seine Lippen. »Ich wäre ein Dummkopf, wenn ich behaupten würde, dass es nicht so ist, nicht wahr? Wer würde schon diesen wunderbaren Ort, die Gelegenheit, meine Familie und Freunde zu treffen, sowie etwas Zeit der Entspannung gegen die Härten des Kriegs eintauschen wollen?«
Rebecca war nicht sicher, was sie darauf antworten sollte. Wenn sie sich nicht täuschte, schwang in seiner Stimme etwas leicht Bissiges mit, aber sie kannte ihn nicht gut genug, um das zu beurteilen.
»Ich genieße es«, fügte er knapp hinzu. »Auch wenn das manchmal dumm erscheint.«
Sie blinzelte. »Verstehe ich das richtig, dass Ihr lieber wieder zurück in Spanien wärt?«
»Ich finde Gefallen an meinen Pflichten«, gab er zu. »Es ist mir ein Vergnügen, mich mit anderen gegen Bonaparte und seine käuflichen Bestrebungen zu verbünden. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein. Aber auch wenn das vielleicht merkwürdig klingt, bin ich erpicht darauf, schon bald wieder in den Krieg zu ziehen.«
»Das ist bewundernswert.« Heimlich verschlang sie die Zeitungsberichte, die die Frage behandelten, ob es Europa gelang, sich vom unerbittlichen Griff des Imperators loszureißen. »Jeder, vom Duke of Wellington bis zum niedrigsten Soldaten, riskiert so viel für England und die Welt.«
»Für mich übt die Herausforderung einen gewissen Reiz aus.«
Er sprach die Wahrheit – das spürte Rebecca. Sie lächelte ihn an. Es war das erste, ehrliche Lächeln, das sie seit ihrer Ankunft in Rolthven jemandem schenkte. »Das glaube ich gern.«
»Ich liebe auch meine Familie, versteht mich nicht falsch.Aber ich bin nicht Colton, der von seinen Verpflichtungen und Besitzungen völlig vereinnahmt wird. Ebenso wenig bin ich wie Robbie, der diese positive Einstellung zum Leben hat. Ich will damit nicht behaupten, dass mein jüngster Bruder auch nur im Geringsten oberflächlich ist. Ich bin nicht sicher, ob es allgemein bekannt ist, aber er hat die Gabe, mit Zahlen jeder Art umzugehen, ob das nun finanzielle Investitionen sind oder das Kartenspiel. Greift ihn niemals beim Whist an, Miss Marston. Ich verspreche Euch, dass Ihr verlieren werdet.«
Warum redeten sie nur schon wieder über Robert?
Oder war sie bei diesem Thema einfach nur empfindlich? Es war doch für ihn eine ganz natürliche Sache, im Gespräch seinen Bruder zu erwähnen.
Rebecca murmelte: »Ich sollte mir Eure Warnung zu Herzen nehmen, falls ich versucht sein sollte, mit ihm in einen solchen Wettbewerb zu treten.«
»Er ist auch ein brillanter Cellist. Wusstet Ihr das?«
Warum glaubte er bloß, dass sie irgendetwas über einen Lebemann wie seinen Bruder wusste? »Wir sind kaum mehr als flüchtige Bekannte.«
»Ich habe mich nur gefragt«, sagte Damien auf seine ruhige, fast amüsierte Art, »ob Brianna es vielleicht erwähnt hat. Robbie geht damit natürlich nicht hausieren, weil die Musik nicht gerade ein männlicher Zeitvertreib ist. Aber er hat echtes Talent dafür. Ich glaube, auch das ist der Mathematiker in ihm. Er braucht sich bloß ein Musikstück anzusehen, und schon versteht er Takt und Maß, ohne darüber nachdenken zu müssen.«
Rebecca hatte das Gefühl, dass ihr Herzschlag aussetzte. Robert war ein Musiker? Sie schloss kurz die Augen. Es war nichts, nur ein leises Flattern, doch es geschah gegen ihren Willen.
Der Liebste ihrer Träume war eine verwandte Seele. Sie stellte sich seine langen, eleganten Finger vor, wie sie einen Cellobogen umschlossen – und dann stellte sie sich vor, wie diese Finger den Bogen über ihre Haut streichen ließen.
Sie konnte ihrem Repertoire also einen neuen Tagtraum hinzufügen. Wunderbar. Diese Hausparty würde ihr Untergang sein.
»Wie klug von ihm.« Das unzureichende Murmeln war jedenfalls nicht klug, darum lenkte sie das Gespräch von diesem Thema fort, ehe möglicherweise weitere beunruhigende Details über Robert Northfield offenbar wurden. »Was ist mit Euch, Mylord? Wo liegen Eure Begabungen?«
Sein Gesicht nahm einen rätselhaften Ausdruck an. »Ich weiß nicht, ob das eine Begabung ist, aber ich kann wie der Gegner denken. Ich bin sicher, vornehme junge Damen brauchen sich wegen solcher Angelegenheiten keine Sorgen zu machen, aber es hilft unserer Sache, weil wir die Franzosen so hin und wieder ärgern können.«
Lange Schatten fielen inzwischen auf den Weg, und das Knirschen ihrer Schritte auf dem Kies vermischte sich mit dem Zwitschern der Vögel in den hübsch gestutzten Bäumen. Dahinter erstreckten sich weite Rasenflächen, auf denen hohe Ulmen wuchsen. Rebecca atmete tief ein und ließ die Luft langsam entweichen. »Ich bin überzeugt, dies ist eine Begabung, die England braucht. Lasst Euch nicht von den vornehmen jungen Damen täuschen, Mylord. Auch sie sorgen sich um den Fortgang des Kriegs.«
»Ist das so?« Er blickte auf sie nieder, und sie meinte ein belustigtes Flackern in seinen Augen zu sehen, weil ihre Stimme so fest klang. »Ich verstehe, Ihr seid eine dieser Damen. Vergebt mir, da ich Euer Interesse an unserem Kampf gegen Bonaparte unterschätzt habe.«
»Da ist nichts, was ich vergeben müsste.« Sie verzog das Gesicht. »Meine Mutter findet mein Interesse an Politik undamenhaft.« Eine Untertreibung. Über den Krieg zu reden, wurde ungefähr ebenso wenig geschätzt wie das Eingeständnis, dass sie Musik komponierte.
»Ihr seid durch und durch eine Dame, Mylady«, sagte er galant.
»Ich danke Euch.«
Er wies nach vorne, wo ein kleiner Zierbau direkt neben einem schimmernden Teich stand. In der späten Nachmittagssonne wirkte es bezaubernd und friedlich. »Wollen wir dort entlang gehen? Es ist ein schöner Ort, um ein wenig dazusitzen, ohne dass ständig Teewagen um uns klappern und ein Dutzend andere Gespräche summen.«
»Wie Ihr wünscht.« Rebecca neigte den Kopf. Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich einfach nur sitzen wollte, aber sie konnte diese Einladung nicht ablehnen, ohne grob zu werden. Die flachen Stufen führten zu einem wahren Schatz von Sommerhaus, bemerkte sie. Das Innere barg kleine Sofas mit Plüschkissen in hellen Farben, und überall standen verstreut kleine Tische. Sogar ein Schrank für Getränke stand in einer Ecke, in dem Kristallgläser und Karaffen kunstvoll arrangiert waren. Rebecca wählte einen der Sessel, der ihr einen unverstellten Blick auf den Teich gewährte, und setzte sich. Verlegen glättete sie ihre Röcke. Damien Northfield lehnte eine Schulter gegen eine der griechischen Säulen und ließ einen sehr beunruhigenden Blick in ihre Richtung schweifen.
Dann fragte er zu ihrer völligen Überraschung: »Ist das besser? Ihr machtet auf mich vorhin einen recht elenden Eindruck.«
Dahin war ihre Hoffnung, dass er es nicht bemerkt hatte.
Sie öffnete den Mund, um es zu leugnen, aber er kam ihr mit einer weiteren einfühlsamen Bemerkung zuvor.
»Ich möchte nicht neugierig sein, das versichere ich Euch. Wenn Ihr beschließt, kein Wort zu sagen, betrachtet das Thema als erledigt.«
Es war verlockend, ihn anzulügen und ihn beim Wort zu nehmen, aber in diesem Augenblick fühlte sie sich ziemlich niedergeschlagen. Zwischen ihren Eltern, Roberts weithin bekannter Abneigung gegen unverheiratete junge Damen und jetzt auch noch der koketten Mrs. Newman, fühlte sie sich ausmanövriert. Die hübsche Witwe hatte sie jedenfalls nicht erwartet.Vielleicht brauchte sie doch Lady Rothburgs Buch. Sie hatte jedenfalls keinen Einfall mehr, wie sie vorgehen konnte. Oder sollte sie es überhaupt versuchen? Die unverhohlene Abneigung, die ihr Vater Robert entgegenbrachte, war ein echtes Hindernis. Rebecca schüttelte nur den Kopf. »Ich hatte gehofft, niemand habe bemerkt, dass ich der Unterhaltung nicht aufmerksam gelauscht habe. Bitte entschuldigt meine Zerstreutheit.«
»Alles um mich herum aufmerksam zu beobachten ist mir in den Jahren in Spanien zur zweiten Natur geworden.« Damien neigte leicht den Kopf, als betrachte er nachdenklich ihr Gesicht. »Robert hat Euch vorhin erwähnt.«
Er hatte sie also ertappt, wie sie seinen Bruder beobachtete. Vielleicht konnte sie sich noch immer aus der Affäre ziehen. Sie hoffte, die Gedanken seiner Feinde waren die einzigen, die er lesen konnte. Zum zweiten Mal überzog verräterische Hitze ihr Gesicht. Ein letzter Rest Stolz ließ sie trotz der Röte Verwirrung vortäuschen. »Redet Ihr etwa von Lord Robert?«
»Von eben diesem«, erwiderte er trocken. »Der Lord Robert, der mir erzählt hat, dass Ihr wunderschön und bezaubernd seid. Der Mann, den Ihr heimlich während der Teestunde beobachtet habt, ohne auch nur einen Tropfen aus Eurer Tasse zu trinken oder einen Happen Kuchen zu essen.«
Robert Northfield fand sie schön? Und bezaubernd? Sie war nicht sicher, welches der Komplimente ihr besser gefiel, aber für Männer zählte Ersteres vermutlich mehr. Sie hatte keine Ahnung, was sie darauf erwidern konnte.
Damien fuhr im Plauderton fort: »Ich vermute, es geht mich überhaupt nichts an, aber ich bekomme zunehmend den Eindruck, dass Ihr und mein Bruder zwar miteinander bekannt seid, aber Ihr gebt Euch beide zu viel Mühe, den Eindruck des Gegenteils zu erwecken. Ich muss zugeben, das hat mein Interesse erregt.«
Es stimmte, denn als Rebecca den Salon von ihrem Vater und ihrer Mutter flankiert betreten hatte, wurde sie von Brianna lebhaft ihrem Schwager vorgestellt, und Rebecca hatte etwas völlig Belangloses gemurmelt, dass sie glaubte, sie seien einander schon einmal begegnet. Wenn jemand aufmerksam zugesehen hätte, wäre ihm aufgefallen, dass es kaum überzeugend war. Robert hatte sich bestimmt über sie amüsiert. Sie konnte es in seinen Augen sehen, ehe er sich kurz über ihre Hand gebeugt hatte.
»Ich glaube nicht, dass ›bekannt‹ das richtige Wort ist. Wir wurden einander in der letzten Saison kurz vorgestellt, und dann sind wir uns vor Kurzem wieder begegnet. Das ist alles.«
»Ich würde Euch nur zu gern zustimmen, wenn Ihr nicht jedes Mal erröten würdet, wenn im Gespräch sein Name fällt.«
Jetzt konnte sie wohl nur noch darin Zuflucht suchen, dass sie sich über diese Unterstellung empörte, auch wenn seine Beobachtung leider zutraf. Ihre Röte vertiefte sich in diesem Augenblick bestimmt noch mehr. Rebecca straffte sich. »Ihr seid sehr direkt, Sir.«
»Manchmal bin ich das«, gab er zu. Er hob leicht die Brauen. »Ich bin aber auch hinterhältig. Je nachdem, was die Situation erfordert. Das solltet Ihr im Hinterkopf behalten.«
»Was um alles in der Welt wollt Ihr mir damit sagen?« Rebecca blickte ihn sichtlich verwirrt an.
»Das bedeutet, dass mein jüngerer Bruder, dessen Ruf sogar einen geübten Wüstling erröten lassen würde, endlich Interesse an einer jungen Dame im heiratsfähigen Alter zeigt, die dieses Interesse offenbar erwidert. Ich wäre ihm ein schlechter Bruder, wenn ich das nicht wenigstens amüsant fände. Und ich wäre auf gar keinen Fall ein guter Bruder, wenn ich nicht zumindest Vergnügen an seinem möglichen Niedergang finden würde.«
Männer waren wirklich die merkwürdigsten Kreaturen auf Gottes Erde, dachte sie irritiert. »Vielleicht bin ich ja begriffsstutziger, als mir bisher bewusst war, aber ich fürchte, ich kann Euren Ausführungen nicht besonders gut folgen, Lord Damien.«
»Was ich damit meine, ist, dass Ihr einen Alliierten habt, wenn Ihr Euch entschließt, Euren Gegner anzugreifen, Miss Marston.«
»Meinen Gegner?«
»Habt Ihr nicht davon gehört?«, fragte er mit unverhohlenem Amüsement. »Ausschweifende Junggesellen widerstehen doch dem Gedanken an die Ehe eher, oder nicht? Robert wird sich da als noch widerstandsfähiger als so manch anderer erweisen, will ich meinen. Er hat Geld, darum muss er nicht auf Eure Mitgift schielen. Er genießt eine grenzenlose Freiheit, die ihm sichtlich gefällt. Das wird also eine Herausforderung.«
»Es gibt kein ›das‹.« Rebeccas Hände verkrampften sich in ihrem Schoß und straften ihre Worte Lügen. »Ob Ihr nun, was das mögliche Interesse Eures Bruders betrifft, recht habt oder nicht, bleibt doch ein unüberwindliches Problem, und das ist die Abneigung meines Vaters Robert gegenüber. Ich weiß nicht, was genau geschehen ist, um diese Ablehnung zu begründen, denn er zeigt sie weder Euch noch dem Duke gegenüber. Es ist offensichtlich etwas Persönliches.«
»Robert und Euer Vater?« Damien richtete sich auf. Seine dunklen Brauen zogen sich zusammen. »Und Ihr habt keine Ahnung, warum das so ist?«
Hilflos schüttelte sie den Kopf. »Und außerdem, Mrs. Newman und Robert …«
»Das ist nichts«, bemerkte er, als sie nicht weitersprach. »Und was das andere Problem angeht, muss ich doch zugeben, wie spannend ich das finde. Lasst mich sehen, ob ich ein bisschen mehr herausfinden kann.Wissen ist das Geheimnis jeder erfolgreichen Mission.«