Kapitel 5
Männer und Frauen sind, über den körperlichen
Aspekt hinaus, nicht von Natur aus als Gefährten füreinander
geschaffen. Wir finden grundsätzlich nicht an denselben
Veranstaltungen Vergnügen, noch finden wir dieselben Dinge lustig
oder interessant. Und unser Alltag birgt ein Missverhältnis, das es
manchmal schwer macht, den anderen zu verstehen. Nur wenige Männer
denken groß über ihre Garderobe nach, und wenn, so nur mit
flüchtiger Aufmerksamkeit. Die wenigsten Frauen wollen über Pferde
und Jagdhunde reden. Doch diese Unterschiede können Euch zum
Vorteil gereichen. Lobt und erwidert jedes Zugeständnis, das er
Euch macht, wenn er Euch seine Zeit und sein Geld widmet. Und seht
zu, wie seine Großzügigkeit wächst.
Aus dem Kapitel »Wie man Zurückhaltung in Eifer
verwandelt«
Der fragliche Umschlag lag in dem Stapel
Korrespondenz und trug kein Siegel und keinen Absender. Coltons
Sekretär, ein dünner, junger Mann mit unscheinbaren Gesichtszügen
und einem ruhigen Auftreten, wirkte verwirrt, als er ihn
weiterreichte. Mills räusperte sich. »Ich … ähm … glaube, er kommt
von Ihrer Gnaden.«
Colton nahm das dargebotene Stück Pergament
entgegen. »Von meiner Frau?«
»Ja, Sir.«
»Warum zum Teufel sollte sie mir eine Nachricht
schreiben?« Seine Frage war lächerlich. Woher sollte sein Sekretär
wissen, was Brianna dachte? Colton verstand sie ja selbst meist
nicht.
»Es scheint eine Einladung zu sein, Euer
Gnaden.«
»Das sehe ich.« Colton überflog ein zweites Mal
das Schriftstück. »Dennoch ein interessantes Vorgehen, jemanden in
sein eigenes Haus einzuladen. Es ist sogar noch interessanter, da
die Duchess es versäumt hat, mir von ihren Plänen zu erzählen.
Warum um alles in der Welt veranstaltet sie eine Hausparty?«
»Vielleicht eine Überraschung, Sir?« Mills
ordnete einen Stapel Papiere mit der ihm eigenen Effizienz und
wirkte dabei zurückhaltender als sonst.
Colton blickte ihn von der Seite an und bemerkte
trocken: »Das glaube ich auch. Es ist eine Überraschung, aber
deshalb verstehe ich immer noch nicht, warum sie mir nicht ein Wort
davon gesagt hat.«
»Euer Geburtstag, Euer Gnaden.«
»Mein Geburtstag?«
»Am Fünften. Ihr werdet neunundzwanzig.«
»Ich kenne mein eigenes Alter«, erwiderte Colton
schroff. Er fühlte sich ein wenig töricht. In der Tat war es
nächste Woche bereits so weit. Es wäre ihm bestimmt nicht in den
Sinn gekommen, dass seine liebevolle, junge Frau so etwas tun
könnte, wie eine Party zu Ehren seines Geburtstages auszurichten.
Er konnte sich nicht entscheiden, ob ihn ihre Geste rührte oder
eher verärgerte. Vermutlich beides. Auch wenn ihm ihre
Aufmerksamkeit gefiel, war er doch viel zu beschäftigt, um alles
stehen und liegen zu lassen und aufs Land zu fahren, um fünf Tage
lang in einem Haus voll Gäste zu faulenzen.
Brianna hatte ein unglaubliches Talent, einfache
Sachen kompliziert zu machen.
Er seufzte und legte die Einladung beiseite.
Briannas Parfüm haftete daran und verströmte leise einen betörenden
Duft. »Da sie zweifellos auch andere Einladungen zu diesem Ereignis
verschickt
hat, habe ich vermutlich keine Wahl und muss daran teilnehmen.
Bitte schauen Sie in meinen Kalender und verschieben Sie die
Termine, soweit möglich. Ich glaube, ich sollte in diesem Zeitraum
bei Lord Liverpool vorstellig werden, und man versetzt nicht den
Premierminister, es sei denn, er ist damit einverstanden. Wenn dem
so ist, werden Sie mich aufs Land begleiten, und wir können einige
Arbeit erledigen, während wir in Rolthven sind. Und jetzt suche ich
lieber meine Frau und versuche herauszufinden, ob sie noch mehr
plant, von dem ich noch nichts weiß.«
»Ja, Euer Gnaden.« Mills bewegte sich mit seiner
gewohnten, unauffälligen Effizienz, während Colton aufstand und
sein Arbeitszimmer verließ. In der Eingangshalle traf er den
Butler, der ihn darüber informierte, dass die Duchess tatsächlich
zu Hause und gerade heimgekehrt sei.
Als er die elegant geschwungene Haupttreppe zum
Obergeschoss hinaufging, wo die Gemächer lagen, überlegte Colton,
wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Bestimmter Protest,
beispielsweise. Obwohl er nicht undankbar erscheinen wollte, wenn
sie schon ihm zu Ehren eine Feierlichkeit ausrichtete, musste sie
verstehen, dass sie sich nicht einfach über seinen Terminplan
hinwegsetzen konnte. Er zögerte, ehe er an die Tür ihres
Schlafzimmers klopfte. Doch dann erinnerte er sich daran, dass sie
seine Frau war. Dies war sein Haus. Er öffnete die Tür.
Ihre Zofe blickte auf. Sein plötzliches und
unerwartetes Eindringen in das Schlafzimmer ihrer Herrin am
helllichten Tag überraschte sie. Gerade schüttelte sie eines der
lächerlich dünnen Unterhemden aus, die Brianna neuerdings
favorisierte. Die zarte Spitze bauschte sich wie eine Wolke, als
sie tief vor ihm knickste. »Euer Gnaden.«
Ein leises Plätschern hinter dem Paravent auf
dem Podium am anderen Ende des Raums verriet ihm, wo Brianna war.
Sie summte leise, während sie badete. Eine überraschend
wohlklingende Melodie. Er wusste nicht, dass seine schöne Braut
singen konnte.
Sie saß in der Badewanne, also war sie
nackt.
Diese unumstößliche Tatsache hielt ihn einen
Augenblick lang ab, näher zu treten. Denn auch wenn er gekommen
war, um mit ihr zu reden, hatte er nicht erwartet, sie nackt
vorzufinden. Es war wohl das Beste, sich wieder zu entfernen, riet
ihm die Stimme der Vernunft in seinem Kopf. Sie konnten beim
Abendessen über die Party reden. Er konnte sie auch vorher schon um
ihre Gesellschaft bitten und ihr bei einem Glas Sherry seine
Bedenken zu diesem Thema offenbaren.
Ein weiteres leises Plätschern.
Das Geräusch war überraschend erotisch.
Merkwürdig. Vor dem heutigen Tag hatte er nie über das Baden als
verführerischen Zeitvertreib nachgedacht.
Colton blickte Briannas Zofe an. »Entschuldigen
Sie uns. Sie wird später nach Ihnen klingeln, wenn sie Sie
braucht.«
»Ja, Euer Gnaden.« Die junge Frau legte das
Unterhemd rasch über den Stuhl vor dem Toilettentisch und verließ
den Raum. Die Schlafzimmertür fiel leise hinter ihr ins
Schloss.
»Colton?«, fragte Brianna hinter dem Paravent.
Offenbar hatte sie seine Stimme gehört.
Es ist vier Uhr am Nachmittag, ermahnte er sich.
Außerdem war er über das verblüffende Verhalten seiner Frau
verärgert.
Seinen ungezogenen Penis kümmerte das nicht.
Colton hatte Brianna noch gar nicht gesehen und spürte bereits, wie
seine Erektion anschwoll. Der Duft von Lavendelseife erinnerte ihn
an ihren zarten Geruch. Die verlockende Vorstellung von nackten
Schultern, die sich an die Kante der Badewanne lehnten, rief eine
so starke körperliche Reaktion hervor, dass er es kaum glauben
konnte.
Vier Uhr am Nachmittag war ein guter Zeitpunkt,
um die eigene Frau zu lieben.
Er ging herüber und trat um den Paravent.
Ihre umwerfenden, dunkelblauen Augen blickten zu
ihm auf, als er die zwei Stufen hinaufstieg und am Badewannenrand
verharrte. Brianna hatte ihr goldblondes Haar in einem zwanglosen
Knoten am Hinterkopf zusammengefasst. Einzelne Strähnen hatten sich
aus der Frisur gelöst und umschmeichelten ihren schlanken Hals. Die
obere Hälfte ihrer Brüste war vollständig entblößt. Ihre üppigen
Kurven schimmerten feucht, und ihre glatten Wangen waren von der
Hitze des Wassers lieblich gerötet. Sie errötete noch mehr, während
er das, was er von ihr sehen konnte, einer ausgiebigen Musterung
unterzog. »Ich habe deine Einladung bekommen.«
In seinen Worten schwang eine gewisse
Doppeldeutigkeit mit, dachte er. Sein lasziver Blick heftete sich
auf das sanft erhobene Fleisch, das oberhalb des Wassers zu sehen
war.
»Ja?« In ihrer Antwort lag etwas Zögerndes. Ihre
Stimme war nur ein Hauch.
Himmel, sogar ihre Knie, die knapp aus dem
seifigen Wasser ragten, waren bezaubernd.
Wenn ein Mann schon von einem Kniegelenk
angezogen wurde, steckte er wirklich in Schwierigkeiten.
»Ja«, erwiderte er heiser.
»Bist du wütend?«
Er war nach oben gekommen, um ihr zu sagen, sie
könne
nicht davon ausgehen, dass er wie selbstverständlich an den von
ihr organisierten Feierlichkeiten teilnahm. Aber jetzt, als er auf
ihr hübsches Gesicht herunterschaute, stellte er fest, dass er
nicht annähernd so verärgert war wie vorhin.Was er fühlte, hatte
nichts mehr mit Ärger zu tun, sondern eher mit beginnender
Leidenschaft. »Ich bin nicht sicher. Ich würde sagen, wütend ist
nicht das richtige Wort. Gibt es einen bestimmten Grund, warum du
entschieden hast, diese Angelegenheit nicht zuerst mit mir zu
besprechen?«
»Dann wäre es wohl kaum eine Überraschung,
oder?«
»Vermutlich nicht«, stimmte er zu. Er war sich
nicht sicher, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.
Ihr strahlendes Lächeln ließ Blut, von dem er
nicht wusste, dass es noch in seinen Adern pulste, in seinen
Unterleib schießen. »Ich bin so froh, dass du mir nicht böse bist.
Ich war mir nicht sicher, ob dir die Idee gefällt.«
Sie gefiel ihm in der Tat nicht besonders, aber
es war unmöglich, sich auf etwas anderes als den verführerischen
Anblick seiner atemberaubenden Frau in der Badewanne zu
konzentrieren. Jemand anderen als sich selbst zu baden, gehörte
nicht ins Reich seiner Erfahrungen, aber er war durchaus geneigt,
es zu versuchen. Er schlüpfte aus seinem Jackett und zog die
Krawatte aus. Briannas Augen weiteten sich. Nach kurzem Nachdenken
legte er die Manschettenknöpfe ab und rollte die Ärmel hoch. Die
Seife lag in einer kleinen Porzellanschale, die auf dem
Badewannenrand ruhte. Als er die Seife nahm, erregte ihn sogar das
nasse, glitschige Gefühl in seiner Hand. »Gestattet mir, Euch beim
Bad zu helfen, Madam.«
Brianna keuchte leise auf, als seine seifigen
Hände über ihre herrlichen Brüste glitten. Sie fühlten sich im
warmen Wasser
einfach perfekt an: voll, fest, das nachgiebige Fleisch wie Satin,
das er liebkoste und verwöhnte. Colton nahm sich Zeit, wog die
Brüste abwechselnd in den Händen, hob sie an, als wollte er die
Reife überprüfen. Als ihre Nippel sich hart in seine Handflächen
drückten, lächelte er unwillkürlich.
»Ich bin …«, stieß Brianna atemlos mit halb
geschlossenen Augen hervor, »… durchaus in der Lage, mich selbst zu
waschen.«
»Du bist perfekt, so viel steht fest«, erwiderte
Colton. Sein Schwanz war so hart, dass er fürchtete, er könne aus
der Enge seiner Hose ausbrechen.
Um vier Uhr am Nachmittag.
Er wusch ihre schlanken Arme, ihren Nacken und
die fesselnde Glätte ihrer Schenkel. Als er die weiche Hitze
zwischen ihren Beinen fand, öffnete sie die Beine für ihn. Ihr
heftiger Atem wurde zu leisem Keuchen, als er seine Finger in ihre
erhitzte Enge schob. Ihr erstes Stöhnen weckte in ihm die Sehnsucht
nach dem zweiten, und er beugte sich vor, um sie zu küssen. Seine
Hand begann, rhythmisch ihr geschmeidiges, seidiges Fleisch zu
massieren.
Dies war nicht der Grund, warum er
heraufgekommen war, ermahnte er sich.
Aber eine hübsche Planänderung war es
allemal.
Ihre inneren Muskeln zogen sich um seine
eindringenden Finger zusammen. Er lächelte und küsste sie noch
inniger, noch gieriger.
Es war unglaublich verrucht, am helllichten Tage
so berührt zu werden. Aber Brianna stellte fest, dass sie nichts
dagegen hatte.
Absolut nicht.
Coltons Mund war warm und fordernd, seine Zunge
stieß tief in ihren Mund. Sie berührte zart sein Gesicht. Ihre
feuchten Finger fuhren sein schmales Kinn entlang. Sein Daumen
kreiste zärtlich zwischen ihren gespreizten Schenkeln.
Unwillkürlich erschauderte sie, und die Lust erfasste ihren Körper
und fuhr ihr bis in den Bauch.
»Herrlich«, murmelte er, den Mund nah an ihren
Lippen. »Aber ich kann es noch besser machen. Ich finde, du bist
jetzt sauber. Wollen wir ins Bett?«
Ohne ihre Antwort abzuwarten, schob er beide
Arme ins Wasser und hob sie aus der Wanne, ohne auf seine Kleidung
Rücksicht zu nehmen. Brianna rang nach Luft angesichts dieser
kühnen Geste, weil sie so unerwartet kam und nicht zu ihm passte.
»Colton! Du wirst ganz nass!«
»Ich habe nebenan einen ganzen Schrank voll
trockener Kleidung.«
Das stimmte, aber sie war dennoch überrascht,
weil er sich so ungestüm verhielt. Sie klammerte sich an seine
breiten Schultern, als er durch den Raum eilte und ihren
tropfnassen Körper auf ihrem Bett platzierte. Systematisch begann
er, sich zu entkleiden, den Blick dabei fest auf sie gerichtet.
Zuerst die Schuhe, die er sorglos und auf eine für Colton
untypische Weise beiseitetrat, dann wurde das feine Leinenhemd –
inzwischen völlig durchnässt – aufgeknöpft und aufs Geratewohl
heruntergezerrt. Dann schob er die Hose herunter und offenbarte ihr
seine zügellose Erektion.
Sie hatten sich noch nie bei Tageslicht geliebt.
Natürlich waren die Vorhänge offen, und das Sonnenlicht fiel auf
ihn und tauchte seinen Körper in Goldglanz, zeichnete die
geschmeidigen, harten Muskeln nach und ließ sein Haar funkeln.
Brianna
wusste, dass ihr Mann sie für schön hielt, denn das hatte er ihr
mit entwaffnender Ehrlichkeit erklärt. Der Beweis seines Verlangens
nach ihr war in diesem Augenblick sehr gut sichtbar. Aber sie fand
ihn auch schön, wenn auch ganz anders, eher im männlichen Sinne.
Sein schlanker, gestählter Körper, die fein gemeißelten
Gesichtszüge. Die Leute dachten meist, dass Robert der attraktivste
der drei Brüder war, wegen seines schelmenhaften Charmes. Aber
ihrer nicht ganz unvoreingenommenen Meinung nach war Colton
mindestens genauso attraktiv, wenn nicht sogar gutaussehender. Er
lächelte nicht so oft, das stimmte, und sie wünschte, dass sich das
änderte. Doch vom ersten Augenblick an, als sie ihn sah, hatte sie
es einfach gewusst.
Er gehörte ihr. Und sie hatte nicht die Absicht,
ihn mit irgendeiner anderen Frau zu teilen.
Sie hatte Fortschritte
gemacht; der ruhige, reservierte Mann, den sie vor drei Monaten
geheiratet hatte, hätte sie nicht am helllichten Nachmittag aus
ihrer Badewanne geholt.
»Ich will dich«, sagte er. Diese Erklärung war
eigentlich unnötig, denn der körperliche Beweis ragte vor seinem
Unterleib auf.
»Da sind wir uns einig, Euer Gnaden«, flüsterte
sie und zog an dem Band, das ihr Haar zusammenhielt. Die Pracht
ergoss sich um ihre Schultern. »Ich will dich auch.«
Er stieg ins Bett und schob sich über sie, hielt
sie zwischen seinen starken Armen gefangen. Sein Mund suchte die
empfindliche Stelle, an der Hals und Schulter sich trafen. »Ich
habe keine Zeit dafür.«
Das war so ziemlich das Unromantischste, was ein
Mann in dieser Situation sagen konnte, aber aus Coltons Mund war es
ein großes Kompliment. Brianna fuhr mit beiden Händen über die
Muskeln seiner Schultern. Sie lachte atemlos. »Ich sollte dafür
sorgen, dass sich für dich jede Minute lohnt.«
»Hmmm.« Er leckte ihren Hals. Sein harter Penis
drückte gegen ihren Schenkel.
Die verhaltene Reaktion machte ihr keine Sorgen,
denn ihr unberechenbarer Körper wurde von Lust erfasst, und so sehr
sie ihrem attraktiven Mann gefallen und ihn betören wollte, so sehr
wallte auch ein überwältigendes Verlangen in ihr auf, ihn in sich
zu spüren. Als seine Hand ihre nackte Brust umfasste, hob sie sich
seiner Liebkosung schamlos und ungeniert entgegen. Ein leises
Stöhnen entrang sich ihr. Zwischen ihren Beinen pochte es. Sie
konnte spüren, dass sie nass war, und das lag nicht an dem Bad, das
sie gerade genommen hatte.
»So weich«, flüsterte Colton heiser. Er
liebkoste und knetete sie sanft.
Warte nicht länger. Wie
schamlos wäre es, wenn sie ihn bat, sie so schnell und wild zu
nehmen, wie er es bereits in der Kutsche und an jenem Abend getan
hatte, nachdem sie den Ratschlag aus Kapitel zwei angewandt
hatte?
Für einen Mann, der so konservativ war wie ihr
Ehemann, wäre es wahrscheinlich zu schamlos, entschied sie. Lust
erfüllte sie. Brianna biss sich auf die Lippe, als seine Hände
ihren Kör- per weiter erkundeten, sie bewegte sich leicht unter
ihm, hob ihre Hüften, um ihn ohne Worte aufzufordern. Ihr Herz
schlug heftig.
Colton verstand ihren subtilen Hinweis offenbar,
denn er schob seine Knie zwischen ihre Beine und drückte seinen
Mund sengend heiß auf ihren, als er mit seinem langen, harten Penis
in sie eindrang. Sie schrie vor Lust leise auf.
Obwohl sie fürchtete, es würde lange dauern, bis
sie einander
auch im Alltag gut genug kannten, hatten sie hier bereits ein
gewisses Einvernehmen erreicht, dachte sie. Seine langen, harten
Stöße sandten ein köstliches Gefühl durch ihren Körper. Coltons
Gesicht hatte sich mit zunehmender Leidenschaft verfinstert. Seine
azurblauen Augen funkelten im Licht der Nachmittagssonne, als er
seine Stöße beschleunigte, bis sie ihre Fingernägel in seine
Schultern grub.
Ihre Augen schlossen sich. Sein Duft umgab sie –
herb, sauber und männlich. Die Kraft seines Körpers war für sie ein
Aphrodisiakum, und die wachsende Erregung steuerte sie hilflos der
Erfüllung entgegen, bis sie schwindelerregende, glückselige Höhen
erreichte und Sekunden später in das Paradies abstürzte. Brianna
schrie auf, als sie den Höhepunkt erreichte, ein kurzes, heftiges
Geräusch, das sie kaum bemerkte. Colton stöhnte leise, sein großer
Körper versteifte sich. Das Pulsieren seiner Ejakulation war
unverkennbar, als er sich ein letztes Mal tief in ihren
erschaudernden Körper schob und seinen Samen in sie ergoss.
Als sie danach erschöpft verharrten,
protestierte Brianna nicht, weil er sich zur Seite rollte und ihren
Körper dabei weiterhin in den Armen hielt. Sie kuschelte sich an
ihn und spürte seine Atemzüge. Es erfüllte sie mit echter
Genugtuung.
»Ich glaube, ich habe beschlossen, dass es
überbewertet wird, sich selbst zu waschen«, flüsterte sie neckend,
sobald sie wieder genug Kraft zum Sprechen fand. »Ich werde dich ab
jetzt vielleicht häufiger um deine Hilfe bitten.«
»Ich bin Euch stets zu Diensten, Madam.« Colton
berührte ihre nackte Hüfte, ein leichtes Streicheln seiner Finger,
seine Stimme unbeschwert. Doch seine Miene war schwer zu
durchschauen. Er seufzte leise. »Obwohl ich gestehe, dass das, was
passiert
ist, überhaupt nicht meine Absicht war, als ich herkam, um mit dir
zu reden.«
Nackt in seinen Armen liegend, erkannte sie
ihren Vorteil und nutzte ihn. »Ach ja, die Einladung. Du hast
gesagt, es macht dir nichts aus.«
»Nein«, korrigierte er sie. Ein bisschen kam da
wieder der strenge Duke zum Vorschein. »Ich habe gesagt, ich bin
nicht wütend. Das ist ein feiner Unterschied. Mills scheint zu
glauben, du veranstaltest diese Party zu meinem Geburtstag.«
Sie hatte nicht erwartet, dass er Luftsprünge
machte, aber der Gedanke, ihn von seiner unendlichen,
pflichtbewussten Konzentration auf seine herzoglichen Aufgaben
loszureißen, barg für sie einen zu großen Reiz, um zu widerstehen.
Abgesehen von diesem kleinen Ausreißer – den sie als ermutigend
empfand – sah sie ihn fast nie tagsüber. Wann nahm er sich je die
Zeit, einfach mal zu entspannen? Hin und wieder ging er auf die
Jagd, hatte er ihr abwesend erklärt, als sie diese Frage eines
Abends beim Dinner stellte. Er hatte eine Loge in Newmarket, in der
er hin und wieder den Galopprennen beiwohnte. Zur körperlichen
Ertüchtigung focht er fast täglich und ritt jeden Morgen aus, ein
Termin, der in seinen Tagesablauf gepresst wurde.
Es war unwahrscheinlich, dass sie zu einer
dieser Aktivitäten hinzugebeten wurde. So zwang ihn die Hausparty
zumindest, einige Zeit mit ihr zu verbringen und nicht nur das Bett
mit ihr zu teilen. Mindestens jeden zweiten Abend aß er abends im
Club, oder sie hatten Gäste, und wenn sie nicht gemeinsam
ausgingen, waren sie doch immer von anderen Leuten umgeben. »Ich
habe sie geplant, um dir eine Freude zu machen«, erklärte sie. Aber
sie sagte nicht die ganze Wahrheit.
Colton schwieg einen Moment, bevor er ausatmete.
Sein
Atem strich über ihr Haar. »Ich weiß, du hast die besten
Absichten, aber in Zukunft muss ich darauf bestehen, dass du
zunächst mein Einverständnis einholst.«
Die Formulierung »darauf bestehen« schmeckte
bitter. Sie spielte ihre Trumpfkarte aus. »Deine Großmutter freut
sich sehr.«
Das war keine Lüge. Die Herzoginwitwe war von
der Idee einer Feier und einer Horde Gäste begeistert, nicht zu
vergessen die Vorstellung, dass alle drei Enkel sie gleichzeitig
besuchten. Brianna wusste, dass das sehr selten passierte. Damien
arbeitete für die Krone und war mehr unterwegs als zu Hause,
Roberts berüchtigte Interessen waren legendär und konnten
schwerlich verfolgt werden, wenn er sich auf dem Lande einigelte.
Und Colton war so gewissenhaft, dass er ihrer Meinung nach kaum
einen Ausgleich hatte.
»Ja?« Er klang leicht gereizt. »Warum habe ich
nur das Gefühl, ich werde manipuliert?«
»Colton«, sagte Brianna mit so viel Schärfe, wie
sie aufbringen konnte. »Ich glaube kaum, dass es darum geht,
jemandem Schwierigkeiten zu machen, wenn man seinen Geburtstag gern
feierlich begehen möchte. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich
dich nicht um Erlaubnis gefragt habe, weil ich dich damit
überraschen wollte. Es sollte eine schöne Überraschung sein.«
Warte, ermahnte sie
sich. Lady Rothburg hatte einen sehr unverschämten Vorschlag in dem
Kapitel formuliert, das sie gerade beendet hatte. Und auch wenn
Brianna jedes Mal, wenn sie daran dachte, rot wurde – sogar, wenn
sie allein war -, war sie durchaus bereit, es auszuprobieren, wenn
es ihm gefiel.
Ȇberraschungen haben in meinem Leben wirklich
keinen Platz, Brianna.«
»Es ist unser Leben,
wenn ich mich nicht irre, darum sollte ich auch etwas zu sagen
haben.« Sie berührte mit einer zarten Geste, die von Herzen kam,
seine Wange.
Und vielleicht, vielleicht spürte er es in
diesem Moment zum ersten Mal auch. Er wirkte verblüfft. Diese
bemerkenswert azurblauen Augen blickten sie an.
Vielleicht war es dumm, aber sie übte etwas
Druck auf ihn aus. »Soll ich nicht?«
Nein, hätten die meisten
englischen Männer darauf geantwortet. Aber andererseits hatte sie
einen bestimmten Mann geheiratet.
»Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich eine so
kämpferische Frau geheiratet habe.« Er rollte sie abrupt auf den
Rücken. Sein größerer Körper drückte sie in die Laken. Sein Mund
näherte sich ihrem Gesicht, bis er dicht an ihren Lippen flüsterte:
»Ich glaube, du suchst Streit mit mir. Irre ich mich, oder hast du
neuerdings die Angewohnheit, dich mit mir zu streiten?«
»Ich würde es keine Angewohnheit nennen.«
Brianna war plötzlich atemlos und bedurfte seiner Zärtlichkeit. Es
war, als hätten sie sich nicht gerade geliebt. Er wurde wieder
hart. Sie konnte den Druck seines langen Schafts an ihrem
Oberschenkel spüren.
»Hmmm, ich glaube, ich könnte meine Meinung
ändern.« Seine Umarmung wurde fester, seine Lippen drückten sich
auf ihre Schläfe. Dann atmete er enttäuscht aus. »Aber ich sollte
gehen. Es war eine sehr befriedigende Ablenkung, aber Mills wird
sich fragen, was zum Teufel mit mir passiert ist. Und ich habe noch
Dutzende …«
Brianna unterbrach ihn, indem sie sich auf ihre
Ellenbogen stützte und ihren Mund zu einem bewusst provozierenden
Kuss
auf seinen presste. Ihre Arme legten sich um seinen Hals. Sie
klammerte sich an ihn, als hätte sie wirklich die Macht, ihn daran
zu hindern, ihr Bett zu verlassen.
Und die hatte sie tatsächlich. Trotz seines
angeblich ausgefüllten Terminplans blieb er für eine weitere
überaus befriedigende Stunde, ehe er sich entschuldigte.
Ihr war ein Coup gelungen, dachte sie
euphorisch, als sie sich erneut in das inzwischen lauwarme Wasser
gleiten ließ, um sich zu waschen. Er hatte ihr nicht gesagt, dass
sie in ihrer Ehe nichts zu sagen hatte. Und wie er sie geküsst und
gestreichelt hatte …
Ja. Es ging gut voran.