Literatur
Neulich war ich leichtfertig genug, in einem Literatencafé eine kleine Stärkung zu mir zu nehmen. Nicht etwa, weil ich ein kleines Stündchen in der erhebenden Atmosphäre der Literatur verweilen wollte, sondern eher deshalb, weil mir der Sinn nach einem Kaffee und einem Nußhörnchen stand.
Am Nebentisch saßen zwei stadtbekannte Literaturagenten, deren lebhafte Konversation ich, ohne dies zu beabsichtigen, mit höchstem Interesse verfolgte.
»Na«, sagte der eine, »was hast du anzubieten?«
»Ich habe drei tolle Norman Mailer.«
»Spannend?«
»Keine Ahnung. Ich lese keine Bücher. Eines dürfte eine Liebesgeschichte sein, die beiden anderen gehören eher zur Protestliteratur.«
»Was verlangst du?«
»60000 pro Stück.«
»Zu teuer. Für das Geld bekomme ich 400 Seiten Solschenizyn. Was tut sich bei Bellow?«
»Bellow führe ich nicht. Aber ich kann dir jede Menge Sagan besorgen, wenn du mir dafür Sex beschaffst.«
»Kein Problem. Ich habe 600 Seiten Hartporno, illustriert mit Gebrauchsanweisung.«
»Hast du irgendwas von Erica Jong auf Lager?«
»Ja, den letzten Schlager. Knapp 280 Seiten Schweinereien.«
»Wie heißt das Zeugs?«
»Egal. Auf dem Umschlag leckt eine nackte Puppe eine Banane. Kostet dich 81500.«
»Warum soviel?«
»Der Bananenpreis ist gestiegen. Aber wenn dir das zu teuer ist, kannst du einen neuen Updike für zirka 20000 haben. Übrigens, Philip Roth oder Proust stehen im Augenblick auf 100000 pro Zentner. Hast du etwas in Science fiction?«
»Soviel du willst. Raumfahrt mit Zeitmaschine einschließlich 80 Farbfotos, 15000 pro Kilogramm.«
»In Ordnung. Ich nehme ein viertel Kilo. Und was ist jetzt mit Mailer. Willst du ihn?«
»Nur die halbe Liebesgeschichte. Das genügt mir im Augenblick. Dazu vielleicht noch 100 Gramm
Hemingway oder Xaviera Hollander.« »Geht in Ordnung. Schick einen Lastwagen.«