28
In der Bibliothek
Beatrix Lennox hatte einen Entschluss gefasst. Sie hatte nun genug Zeit mit Nachdenken über Stephen Fairfax-Lacy vergeudet, ja, sie hatte ihm schlicht zu viel Bedeutung in ihrem Leben eingeräumt. Es war Zeit, die Initiative zu ergreifen.
Sie brauchte den ganzen Nachmittag, um sich für die Verführung Stephens anzukleiden. Das Ergebnis fiel dementsprechend reizvoll aus. Jeder Zoll ihres Körpers war herrlich parfümiert, auf Hochglanz poliert, gelockt oder bemalt. Sie trug weder ein Korsett noch ein ausgestopftes Mieder, sondern hatte ein Kleid ausgesucht, das ihre Reize mit geradezu heidnischem Überschwang der Welt präsentierte. Es war ein Kleid aus französischer Seide von blaugrüner Farbe, das ihr flammend rotes Haar besonders gut zur Geltung brachte. Der Ausschnitt war gewagt und mit Schleifen in einem dunkleren Farbton garniert.
Auf der Tafel lagen nur wenige Gedecke, wie nicht anders zu erwarten war. Esme würde wahrscheinlich in den nächsten Tagen oder Wochen nicht zum Dinner erscheinen. Bea schenkte Stephen während des ganzen Mahls fast keine Aufmerksamkeit, sodass er heftig mit Helene flirten konnte, während der Earl of Godwin boshaft zuschaute. Sie hegte nicht den Wunsch, zu offensichtlich mit Helene in Wettbewerb zu treten. Immerhin hatte diese ihr erst am Vorabend überschwänglich für die Hilfe gedankt. Wenn Bea ihr jetzt Stephen vor den Augen wegschnappte, würde sie entsetzt sein.
Als Bea nach dem Dinner in den Salon schlenderte, saßen Stephen und die Gräfin bereits am Klavier und bearbeiteten die Tasten. Stephens Augen verengten sich beim Anblick ihres Kleides. Wenn er auch ihre Angewohnheit des Schminkens verurteilte – ihr Kleid gefiel ihm. Jedem Mann hätte es gefallen.
»Du siehst hinreißend aus!«, rief Arabella und streckte Bea beide Hände entgegen. »Auf meine Bea kann ich mich doch immer verlassen, damit wir nicht in ländlichen Trübsinn verfallen. Am Ende würden wir uns gar nicht mehr zum Dinner umziehen!«
Bea erschauerte leicht. Sie fand es unvorstellbar, den ganzen Tag ein und dasselbe Kleid zu tragen.
»Bea«, rief Helene hinter dem Klavier, »würde es Ihnen etwas ausmachen, noch einmal meinen Walzer zu tanzen? Ich würde ihn Rees gern zeigen.«
Ausgezeichnet.
Bea drehte sich nur ein wenig zur Seite … und da war er auch schon. Er sah sie verlangend an, und sie genoss ihren weiblichen Triumph. Warum sollte sie nicht um ihn werben, wenn sie das wollte, und zwar auf die Art, die sie am besten beherrschte? Die Männer setzten ohnehin zu oft ihren Willen durch. Sie sank in einen tiefen Knicks und reichte Stephen ihre Hand. Er verneigte sich und drückte einen Kuss darauf. Dann musterte er ihren Arm. Bea schaute ebenfalls hin. An ihrem Arm war kein Makel festzustellen. »Geht es Ihnen auch gut?«, erkundigte sie sich.
»Mir ist plötzlich eingefallen, dass ich einmal mit einer jungen Dame tanzte, deren Namen ich hier nicht nennen will«, sagte er. »Und nach dem Tanz war mein Anzug voller Puderspuren.«
Bea zog eine Braue hoch. »Ich bin von Natur aus so weiß.«
Ihre Blicke begegneten sich für einen Moment, wobei ihr Lächeln ihm sagte, dass ihr übriger Körper ebenso weiß sei und ganz gewiss frei von jeglichen Puderspuren.
Dann begann der Walzer. Helene hatte sein rasendes Tempo ein wenig gedrosselt. Dennoch war dieser neumodische Tanz schwindelerregend. Bea zitterte vor Aufregung. Da sie sich nun zu einem Entschluss durchgerungen hatte, konnte sie nicht mehr verstehen, warum sie vierzehn Tage lang davor zurückgeschreckt war. Einen Mann zu umgarnen war für sie wie Atmen. Warum hatte sie das nicht schon früher erkannt? Sie lächelte Stephen an und ließ nur einen Hauch des Verlangens erkennen, das ihren Körper durchpulste. Nur eine Andeutung.
Doch er reagierte in keiner Weise, was sie ein wenig enttäuschend fand. Er wirbelte sie lediglich in weiten Kreisen durch den Rosensalon. Seine Hand an ihrer Taille löste heftiges Verlangen aus. Sie schmiegte sich an ihn. Er jedoch schien sie von sich fortzuschieben. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie kaum noch die Musik vernahm.
»Hast du dich schon den anbetenden Heerscharen in der Kinderstube zugesellt?«, fragte Stephen.
Und welchen Sinn sollte das haben? Bea hätte ihn am liebsten angeschrien. Frauen wie sie bekamen keine Kinder! Sie hatten Männer … keine Kinder. Sie jedenfalls wollte kein Kind. William machte auf sie den Eindruck eines fetten Butterklümpchens. Wenn sie ihn ansah, begann er zu weinen, und das machte sie nervös. »Ich bin nicht der mütterliche Typ«, erwiderte sie.
Stephen wirbelte sie im Kreis herum. »Ich scheine auch keine väterliche Seite zu haben«, gestand er, sobald sie wieder ruhiger auf der Stelle tanzten. »Helene dagegen ist ganz verrückt nach dem Kleinen.«
Bea wollte nicht über Helene reden. Sie musste tun, was sie sich vorgenommen hatte. »Mr Fairfax-Lacy«, begann sie – dann verließ sie der Mut.
Er neigte seinen Kopf, seinen dunklen, wunderschönen Kopf zu ihr herab. »Ja?«
»Würden Sie mit mir in die Bibliothek kommen? Ich möchte mit Ihnen über ein Gedicht sprechen.«
Sein Blick verriet nichts. Aber er musste doch wissen, wie sie es meinte! Immerhin hatte er ihr aufgetragen, um ihn zu werben. Bea brachte ein Lächeln zustande, doch es war wohl kaum das Lächeln weiblichen Triumphes. So wartete sie einfach auf seine Antwort, während ihr das Herz bis zum Hals schlug.
»Ich würde Ihnen wirklich gern das ganze Gedicht vorlesen«, gestand sie schließlich.
Er zog lediglich fragend eine Augenbraue hoch. Er wirkte so viel älter und erfahrener als sie. Vielleicht spürte er nicht dasselbe verzehrende Verlangen. »Das Gedicht von Barnfield«, erläuterte sie.
»Aha.«
Als der Tanz beendet war, wünschte Bea allen eine gute Nacht und verließ den Rosensalon. Sie vergewisserte sich nicht, ob er ihr folgte. Denn wenn er nicht kam, würde sie weinen und dann so tun, als wäre nichts geschehen. Und daraufhin würde sie nach London fahren und sich bei Freunden verbergen.
Aber er folgte ihr.
Stephen war gefesselt von ihren wiegenden Hüften, die wie ein Versprechen wirkten. »Hast du diesen Gang geübt?«, fragte er, als er die Lampe mit einer brennenden Kerze vom Kaminsims anzündete. Seltsamerweise war er ein wenig enttäuscht. Sie hatte ihn zu einer Verführung eingeladen, statt ihn zu umwerben. Was hatte er denn erwartet? Sie war eben so, wie ihr Aussehen versprach: allzeit verfügbar.
Stephen drehte sich zu Bea um. Sie lächelte, lag hingegossen auf dem Sofa wie eine Dirne. »Was glauben Sie?«
»Ich glaube, dass du verdammt noch mal zu viel Übung hast«, erwiderte er brüsk.
Ihr Lächeln verschwand und machte einem unsicheren Ausdruck Platz. Sie wirkte geradezu eingeschüchtert. »Du brauchst nicht wie ein kleines Mädchen dreinzuschauen, das keinen Bonbon bekommt«, sagte er. »Du kannst doch jeden Mann haben.«
»Aber im Augenblick will ich dich.« Bea war nicht umsonst bekannt dafür, gleich zur Sache zu kommen.
Ihr Haar schimmerte wie eine vor Fieber glühende Rose. Stephen hatte noch nie ein solches Verlangen verspürt. Und doch wehrte er sich mit jeder Faser des Anstands gegen dieses Verlangen. Bea war eine junge, ledige Frau. Solchen Verlockungen pflegte er nicht nachzugeben. Und plötzlich wurde Stephen bewusst, dass er noch nie zuvor verführt worden war. Immer war er es gewesen, der verführt hatte. Die Position des Verführten, das musste er zugeben, war sehr viel unangenehmer.
Bea nahm ein Büchlein mit ledernem Einband vom Tisch. »Soll ich mit dem Gedicht beginnen, das für so große Aufregung gesorgt hat?« Ihre seidige Stimme traf ihn zuinnerst.
Oh, gebe Gott, dass ich den Lohn verdiene.
Meine Lippe sei der Honig, und dein Mund die Biene.
Stephen vermochte sich nicht mehr zu beherrschen. Er trat hinter die Couch, wo er sich sogleich dabei ertappte, wie gebannt auf ihre Schultern zu starren. Bea schaute mit blitzenden Augen zu ihm auf, und nun merkte er, dass auch ihre Brüste ausgezeichnet zu erkennen waren. Sie waren von einem vollkommenen Weiß, das keinen Puder nötig hatte.
Dann sollst du saugen meinen Honig
und meine süße Blume,
Die nun so reif und voller Honigbeeren …
Stephen konnte unter dem zarten Gewebe ihres Mieders eben noch die Spitzen ihrer Brüste erkennen. Er ergab sich seinem Verlangen, streckte einen Arm aus und nahm eine ihrer Brüste in die Hand. Sie keuchte und verstummte abrupt.
Doch sie entzog sich ihm nicht, und sie wehrte sich auch nicht. Beinahe verdross ihn das. Was bin ich doch für ein Trottel, dachte er dann. Warum genieße ich nicht einfach, was mir angeboten wird?
Bea hatte eine vollkommene Brust. Irgendwie hatte er sie sich größer und voller vorgestellt. Doch sie war makellos und zart und lag wie ein bebendes Gewicht in seiner Hand.
»Voller Honigbeeren«, wiederholte er. Seine Stimme war rau. Wie von ferne streifte ihn der Gedanke, dass ihre anderen Liebhaber gewiss unbefangener gewesen waren …
»Dann würd’ ich dich in meine schöne Laube führen«, fuhr sie fort, und nun zitterte ihre Stimme. »Die voll von Trauben, Maulbeeren und Kirschen. Dann sollst du meine Wespe sein oder meine Biene, und ich würd’ sein dein Stock, und du meine Honigimme.«
Stephen streckte nun auch den anderen Arm aus und nahm ihre beiden Brüste in seine Hände. Sie stöhnte kehlig und ließ das Buch sinken, reckte ihm ihren Kopf entgegen. Er streifte mit den Lippen über ihre Wange. Sie duftete nach Limonen, ein süßer und sauberer, sehr englischer Duft. Ihr Ohr war klein und lag flach an ihrem Kopf an. Tatsächlich war das Ohr wie Bea selbst: vollkommen geformt, weich, wunderschön. Voller Verlangen biss er leicht hinein. Warum musste sie nur so … so schön und so leicht zu haben sein?
Ihre Hände wühlten in seinem Haar und zogen seinen Kopf zu sich herab. Die kurzen Atemstöße, die aus ihrem Munde drangen, kamen ihm allerdings nicht geübt vor. Er musste sich beherrschen, um nicht vor Lust zu stöhnen.
Ihre Brüste schienen in seinen Händen anzuschwellen, obwohl er sie ganz still gehalten hatte. »Bea.« Seine Stimme krächzte. Peinlich. Sie klang wie die Stimme eines alten Mannes.
Er räusperte sich verstohlen. »Bea, wir können das nicht tun.«
Ihre Lider senkten sich, und ihre Arme fielen herab. Er nahm seine Hände von ihren Brüsten – was, wenn jemand zufällig in diesem Augenblick die Bibliothek beträte? Er wartete einen Moment, doch sie hielt die Augen geschlossen.
»Bea?« Er richtete sich auf, so gut es ihm unter dem Druck in seinen Lenden möglich war.
»Du darfst jetzt gehen.«
»Wie bitte?«
»Und ich bleibe hier sitzen und rede mir ein, dass du kein steifer Puritaner bist«, sagte sie. »Ich rede mir ein, du hättest meine Einladung angenommen, denn hattest du sie nicht befohlen? Oder bist du dazu nicht Manns genug?«
»Das ist vulgär«, rügte er.
Sie schlug die Augen auf. »Mr Fairfax-Lacy, hören Sie gut zu.«
Sie schien auf eine Reaktion zu warten, deshalb nickte er.
»Ich kann noch viel vulgärer sein. Ich bin eine vulgäre Frau, Mr Fairfax-Lacy.« Nun blitzten ihre Augen, wenn auch ihre Stimme ruhig blieb. Sie kochte vor Zorn. Stephen wusste nicht genau, warum ihr Zorn ihm besser gefiel.
»Schauen Sie mich an, Mr Puritaner-Lacy!« Sie griff in ihr Mieder und zog es herunter, enthüllte zwei vollkommene Brüste, samtzart und weiß. »Ich bin eine vulgäre Frau«, wiederholte sie, jedes Wort sorgfältig betonend. »Ich bin die Sorte Frau, die sich in einer Bibliothek befummeln lässt …«
Er saß bereits neben ihr. »Nein, das bist du nicht.« Seine Stimme klang gebieterisch. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er ihr das Mieder wieder hochgezogen.
Bea kniff die Augen zusammen. »Wie kannst du es wagen, mir vorzuschreiben, was ich bin und was nicht?«
»Ich kenne dich«, erwiderte er gelassen, obwohl seine Hände zitterten. »Du bist keine vulgäre Frau, Bea.«
»Nun –«, setzte sie an, und wollte ihm anscheinend hundert Beispiele aufzählen, doch er verschloss ihr den Mund mit einem Kuss. Sie tranken einander, als sei es Manna vom Himmel, als seien Küsse das Brot des Lebens.
»Du bist noch schlimmer«, sagte er in ihren Mund. Er spürte ihre vollen Lippen, und er begehrte sie so sehr, so sehr. »Es muss doch furchtbar ermüdend sein, Tag und Nacht die vulgäre Frau zu spielen.«
Sie konnte ihm nicht antworten, weil er seine Lippen auf ihre presste. Und seine Hände hatten zu ihren Brüsten zurückgefunden, strichen durch die Seide des Mieders über sie. Bea schnappte nach Luft.
»Dies sind wohl deine Honigbeeren«, flüsterte er in ihr Ohr.
»Das ist ja vulgär«, gab sie lachend zurück.
Er zog ihr Mieder wieder herunter und fuhr mit der Zunge über die Spitzen. Bea erstarrte und umklammerte seine Schultern so hart, dass er blaue Flecke bekommen würde. Wieder und wieder tanzte seine Zunge über ihre Brust.
»Stephen«, flüsterte sie. Nun klang ihre Stimme nicht mehr geübt, sondern stockend und heiser.
Endlich schloss sich sein Mund über ihrer Brust. Sie bog sich ihm entgegen, am ganzen Leibe zitternd. Genugtuung erfüllte ihn. Sie mochte zwar mit anderen Männern geschlafen haben, aber er glaubte nicht, dass sie bei ihnen so erregt gewesen war.
Das war aber natürlich haargenau das, was jeder Mann immer glauben wollte.
»Ich will, dass du mir den Hof machst«, sagte er grimmig.
»Wo ist denn da der Unterschied?« Sie klang ehrlich verblüfft.
»In diesem Augenblick werbe ich nicht um dich«, erklärte Stephen. »Ich verführe dich.« Er strich mit der Hand an ihrem Schenkel empor, fuhr über den glatten Seidenstrumpf und den kleinen Höcker ihres Strumpfhalters. »Du musst den Unterschied lernen, Bea.« Seine Stimme war heiser vor Verlangen. Seine Finger zitterten, als sie über die zarte Haut ihres Oberschenkels glitten, näher, näher …
Sie zog seinen Kopf an sich. »Küss mich!«, befahl sie mit einer bebenden Stimme, die ihn schwindelig machte.
Also küsste er sie, bemächtigte sich ihres Mundes, während seine Finger in ihre Hitze glitten, hinein und nach oben. Sie war prall und reif, und er musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um lediglich seine Finger dort verweilen zu lassen, wohin sein Körper strebte. Er wollte sie in den Wahnsinn treiben, wollte, dass sie unter seiner Hand erbebte, während er ihre leisen Schreie mit seinem Mund trank.
»Das ist Verführung«, flüsterte er heiser.
Er spürte das Fieber in ihr, wie die Spannung in ihr wuchs. Sie war so wunderschön, wie sie in seinen Armen zitterte, der Erfüllung näher und näher kam …
»Würdest du das für mich tun?«, fragte er.
Sie öffnete die Augen. Sie waren hinreißend, feucht, wunderschön … »Natürlich!«, keuchte sie. Sie streckte die Arme nach ihm aus. »Bitte …«
»Das ist Verführung.«
»Es ist wunderbar.«
Er zwang sich, seine Finger dort, in der schmelzenden Wärme, still zu halten. Und als sie sich regen wollte, bewegte er sie wieder. Sie keuchte und zuckte unter seiner Hand. Er hörte auf. Und drang wieder tief hinein.
»Stephen, nicht!«, rief sie.
»Nicht? Nicht?« Nun bewegte er die Hand rhythmisch. Und widmete sich wieder ihrem Mund, diesen schönen dunklen, geschwollenen Lippen, die nun von Küssen rot waren und nicht von Farbe.
Sie wand sich in seinen Armen, atmete keuchend, ein Schrei formte sich in ihr … er spürte es, spürte seinen antwortenden Ruf in der eigenen Brust, eine verzweifelte Sehnsucht …
Sie erzitterte am ganzen Leib und umklammerte seine Schultern so fest, dass er durch das Jackett ihre Fingernägel spüren konnte.
Und dann war sie vollkommen nachgiebig in seinen Armen, ein schmiegsamer, süßer Frauenkörper. »Das war eine Verführung, Bea«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Eine Weile herrschte Stille in der Bibliothek, dann sagte sie: »Ich glaube, das habe ich auch begriffen. An einem gewissen Punkt.« Das verhaltene Lachen in ihrer Stimme würde immer typisch für sie sein.
Sie löste sich keineswegs von ihm. Sie lag in seinen Armen, schmiegte sich an wie eine Taube. Entweder er ging jetzt, oder sein Vorsatz würde sich in nichts auflösen. Stephen hatte das Gefühl, als kämpfe er den härtesten Kampf seines Lebens, den Kampf um seine ganz private Flurbereinigung. Bea war es, die er einhegen, mit einem Zaun umgeben musste – die er behalten und heiraten musste.
Und er musste es ihr begreiflich machen.
»Ich will dich ganz«, raunte er in ihr Ohr.
Bea schlug ihre schläfrig aussehenden Augen auf und lächelte ihn an. Sein Blut strömte wie flüssiges Feuer. »Ich bin für alles empfänglich«, sagte sie sanft.
»Du weißt nicht, was ich will«, betonte er.
Sie blinzelte. »Kannst du es mir nicht beibringen?«
»Ich will, dass du mir den Hof machst, Bea. Ich will nicht verführt, nicht umworben werden.«
»Muss ich ein Wörterbuch zurate ziehen?«
»Ich hoffe nicht. Darf ich dich zu deinem Zimmer begleiten?«
Sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte: mit dem üppigen Haar, das über ihre Schultern fiel, und den rosig überhauchten Wangen. Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um sie an ihrer Schlafzimmertür zu verlassen. Aber es war kein Spiel mehr, sondern bitterer Ernst.