19
Du musst um ihn werben
Zwei Tage dauerte es – zwei ganze lange Tage –, bis Esme sich so weit beruhigt hatte, dass sie nicht mehr ständig an den Marquis denken musste. Er war fort. Diese Episode war beendet. Sicher, seine Mutter weilte noch im Hause, zankte sich mit Arabella herum und warf Esme gelegentlich eine Kränkung an den Kopf, doch ihre Anwesenheit zählte nicht. Sebastian war fort, so wie auch Miles fort war, wie alle Männer sie stets verlassen hatten. Esme beschloss, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Für immer. Dennoch lag sie jeden Morgen wach und grübelte. Es ist gut, dass Sebastian nach Frankreich gegangen ist, redete sie sich ein, denn fast hätte ich ihm seine Liebesbeteuerungen geglaubt. Schön dumm bin ich! Er hat mich nicht genug geliebt, um mir zu widersprechen, als ich ihn fortschickte, sondern ist einfach gegangen. Glaubt vermutlich, ich würde ihn voll Sehnsucht erwarten, wenn er von seiner Vergnügungsreise zu den französischen Weinbergen heimkehrt.
Warum sollte Esme um diesen Mann weinen? Eine heftige, hilfreiche Wut begann die leeren Räume ihres Herzens zu füllen. Es war seine Schuld, dass sie gezwungen war, seine Mutter als Gast in ihrem Hause aufzunehmen. Es war seine Schuld, dass sie ein monströs großes Kind im Leibe trug (auch wenn das unlogisch war). Und schließlich war es seine Schuld, dass sie ohne Ehemann dastand und sich in der peinlichen Lage befand, nicht zu wissen, wer der Vater ihres Kindes war.
Im Grunde war Sebastian der alleinige Verantwortliche für ihre peinliche Lage, und es war bedauerlich, dass er nicht mehr da war, damit sie ihm tüchtig die Meinung sagen konnte. Selbst wenn Sebastian in diesem Augenblick in meinem Schlafzimmer stünde, sagte sich Esme, dann würde ich ihm lediglich mitteilen, dass sein Versuch, sich für immer in meine Haut und mein Gedächtnis einzubrennen, vollkommen fehlgeschlagen ist. Dass dieser Versuch mir nur Rückenschmerzen eingebracht hat sowie den Wunsch, ihn nie mehr zu sehen. Sie biss die Zähne zusammen, um einen neuerlichen Tränenstrom zu unterdrücken.
Erinnerte er sich jedoch ebenso gut wie sie an jene Nacht, dann würde er ihr das nicht abnehmen. Was sollte sie tun? Vielleicht vor seinen Augen wie verrückt flirten? Oder noch einen Schritt weitergehen? Hielt er sie etwa für eine leichtfertige Frauensperson, die ihm erlaubte, ganz nach Belieben in ihrem Schlafzimmer ein und aus zu gehen? Eine Heirat wäre die Lösung. Und zwar musste sie sich verheiraten, bevor er aus Frankreich zurückkehrte und glaubte, das Spiel dort wieder aufzunehmen zu können, wo er es unterbrochen hatte.
Vielleicht würde sie Fairfax-Lacy heiraten. Tante Arabella war ja so freundlich gewesen, ihn zu diesem Zweck mitzubringen. Helene sah nicht wie Fairfax-Lacys Geliebte aus … Esme hatte in ihrem Leben genug heimliche Liebespaare gesehen, um die Anzeichen beurteilen zu können. Folglich gab es keinen – überhaupt keinen – Hinderungsgrund, diesen sehr passenden Mann zu heiraten. Mama wäre höchst zufrieden. Esme nahm mit Recht an, dass Fanny sie erst dann wieder empfangen würde, wenn sie einen respektablen Mann heiratete. Sebastian gehörte ganz sicher nicht in diese Kategorie. Aber ihn wollte sie ja ohnehin nicht heiraten!
Fairfax-Lacy besaß einen untadeligen Ruf. Außerdem sah er auf eine echt englische Art gut aus. Sebastians kantige Schönheit war seine Sache nicht. Nein, Fairfax-Lacy wäre der vollkommene Ehemann. Ihre Mutter würde ihn anbeten. Mr Fairfax-Lacy hätte sie niemals kurz vor ihrer Niederkunft im Stich gelassen!
Denn das war der springende Punkt: Sebastian schien gar nicht zu begreifen, wie viel Angst eine Frau vor der Geburt hatte. Er liebte sie nicht genug, um diese Angst mit ihr zu teilen. Esme weinte wieder eine Weile und stellte dann zornig fest, dass sie auch weinte, weil ihre Mutter nicht bei ihr war. Keiner kümmert sich um mich, dachte sie wütend, wobei sie praktischerweise Arabella und Helene vergaß.
Esme ging nicht zum Luncheon hinunter, sondern steigerte sich in eine kindische Verzweiflung hinein. Am Spätnachmittag hatte sie ihr Herz jedoch wieder im Griff. Natürlich würde sie nicht bei der Geburt sterben! Alles würde gut gehen. Es war nicht zu ändern, wenn Sebastian sie nicht so liebte, wie sie es sich wünschte. Besser war es, gar nicht mehr daran zu denken. Sie läutete und bat Jeannie, noch eine Gurkenmaske für ihre Augen zuzubereiten.
Als Esme am Abend endlich hinunterging, hatten sich ihre gesamte Wut und Trauer zu einer einzigen Frage verdichtet: War Stephen Fairfax-Lacy tatsächlich der passende Ehemann? Sie glaubte nicht, dass er ihren Bauch übersehen konnte, wie Sebastian es tat. In ihrem gegenwärtigen Zustand würde er sie kaum begehrenswert finden. Doch sie konnte immerhin feststellen, ob es sich lohnte, ein Leben lang mit ihm Dinner-Konversation zu machen.
Und so kam es, dass Stephen Fairfax-Lacy, der entgegen aller Hoffnung hoffte, eine gewisse Dame werde ihm Avancen machen, zu seiner großen Überraschung feststellen musste, dass seine Gastgeberin offenkundig denselben Entschluss gefasst hatte. Und eine Lady Rawlings war sogar im neunten Schwangerschaftsmonat eine beeindruckende Verehrerin.
Selbstredend saß sie am Kopf der Tafel, doch sie nötigte ihn, zu ihrer Rechten Platz zu nehmen. Und kaum saß Stephen, da beugte sich Lady Rawlings zu ihm hinüber und schlug einen vertraulichen Ton an. In ihren Augen lockte ein laszives Lächeln, das jeden Mann unter siebzig sofort an ihr Schlafzimmer denken ließ. Doch erst als Lady Beatrix Lennox ihm gegenüber an der Tafel Platz nahm, begann Stephen sich zu amüsieren. Als Bea sich setzte, zeigte ihm Esme – so solle er sie doch bitte anreden – gerade die komplizierte Bemalung auf der Rückseite ihres Fächers. Bea wirkte leicht verstimmt. Sogleich rückte Stephen näher an Esme heran und beugte seinen Kopf über den Fächer.
Schließlich war er ein alter Hase in der Kunst des Wählerfangs.
»Das sind doch Romeo und Julia, nicht wahr?«, sagte er zu Esme, während er die Darstellungen auf ihrem Fächer begutachtete.
»Ganz recht. Hier sehen Sie« – eine ihrer Locken streifte seine Wange – »Romeo unter dem Balkon, wie er zu Julia hochschaut. Bea, möchten Sie es auch einmal sehen? Die Ausführung ist sehr elegant.«
Die Marquise Bonnington saß zu Stephens Rechter. »Meine Güte, was für eine Hennengesellschaft!«, rief sie aus. »Warum hat Arabella nicht für Ausgewogenheit zwischen Damen und Herren gesorgt, als sie die Einladungen verschickte?«
Esme blickte auf und verfiel sogleich in den desinteressierten Tonfall höflicher Konversation. »Das weiß ich auch nicht, Lady Bonnington. Ich glaube aber, dass der Earl of Godwin morgen eintreffen wird. Seine Anwesenheit wird für mehr Ausgewogenheit sorgen.«
»Hmf«, machte Lady Bonnington. »Je weniger über diesen Schurken gesprochen wird, desto besser. Was ist denn auf diesem Fächer zu sehen, den Sie so aufmerksam betrachten, Lady Beatrix?«
Bea schaute verwirrt auf. »Romeo und Julia«, murmelte sie. Etwas Seltsames geschah hier. Während sie vorgab, den Fächer zu mustern, schielte sie verstohlen über den Tisch. Esmes Schwangerschaftsbauch war hinter dem Tischtuch verborgen, und sie war eine der typischen Londoner Schönheiten … wobei es jedoch davon nur wenige gab, die Esme das Wasser reichen konnten. Und ganz offensichtlich hatte diese schöne Frau beschlossen, Stephen Fairfax-Lacy zu umgarnen. Ihren Stephen. Oder vielmehr hatte Esme beschlossen, dem Rat ihrer Tante zu folgen, und Stephen zu heiraten. Jeder Gedanke an Verführung musste ihr natürlich in ihrem derzeitigen Zustand fernliegen.
Nachdem Bea das Manöver durchschaut hatte, sank ihr der Mut. Esmes Haar war zu einem losen Knoten geschlungen, und ihre dichten, seidigen Locken umspielten Schultern und Wangen. Sie trug ein Kleid aus violetter französischer Seide, das tief ausgeschnitten war und sehr kurze Ärmel hatte. Wichtiger aber war ihre Ausstrahlung: Sie glühte förmlich vor Sinnlichkeit.
»Romeo und Julia, haben Sie gesagt?«, bellte Lady Bonnington.
»Die Balkonszene«, erläuterte Bea. Sie riss sich zusammen und reichte den Fächer weiter. Sie hatte gewiss nicht vor, um Stephen zu werben. Deshalb spielte es keine Rolle, wenn Esme sich dieses Ziel gesetzt hatte. »Ich habe diese Szene immer reichlich absurd gefunden.«
»Und warum?«, fragte Stephen.
Bea musterte ihn. Was war es nur, das alle Frauen in seiner Nähe dazu brachte, ihm schöne Augen zu machen. Zugegeben, er sah gut aus, aber sie hatte schon schönere Männer gesehen. Irgendwo. Stephen erwartete offenkundig eine Antwort, deshalb zuckte sie die Achseln. »Romeo schmachtet Julia an wie ein liebeskranker Halbwüchsiger.«
»Ihr Urteil klingt ein wenig streng. Immerhin ist er verliebt.«
»Er kennt Julia doch erst seit zwanzig Minuten! Aber Sie haben recht, er bildet sich ein, verliebt zu sein. Ich finde es übrigens recht merkwürdig, dass Julia ihn fragt, ob er sie heiraten will, und wenn ja, wo.«
Esme lächelte. »Was für eine außergewöhnliche Art der Betrachtung. Natürlich kenne ich Romeo und Julia, aber ich habe nirgendwo gelesen, dass Julia ihm einen Antrag macht.«
»Wenn deine Liebe, tugendsam gesinnt, Vermählung wünscht«, zitierte Bea, »so lass mich morgen wissen … Julia fragt ihn ganz unverblümt, ob er sie heiraten wird, obwohl er vorher nicht einen Ton davon gesagt hat.«
Esmes Augen richteten sich mit einem bedeutsamen Lächeln auf Stephen. Bea drehte sich fast der Magen um. Esme war so schön! Es war nicht zum Aushalten. Bea hätte sich die Wangen in allen Regenbogenfarben anmalen können, doch nie hätte sie die Sinnlichkeit erreicht, die Esme in einen einzigen Blick legen konnte.
»Ich habe einmal eine köstliche Parodie der Balkonszene gesehen«, tat Esme mit ihrer heiseren, sinnlichen Altstimme kund.
»Ach ja?« Stephen neigte sich zu ihr, und seine Augen blickten bewundernd.
Wieso auch nicht?, dachte Bea. Wenn man die Auswahl der im Hause befindlichen Frauen bedachte – Helene, sie selbst und Esme – welcher Mann würde sich dann nicht für Esme entscheiden?
»Die Julia in der Parodie stürzt beinahe vom Balkon, so sehr sehnt sie sich nach Romeo«, erzählte Esme, während ihre Augen Bände sprachen. Bea erwog, Magenschmerzen vorzuschützen und die Tafel zu verlassen.
Die Marquise Bonnington hatte den bemalten Fächer einer gründlichen Besichtigung unterzogen und ließ ihn nun geräuschvoll zuschnappen. »Das klingt aber ganz und gar nicht nach Shakespeare.«
»Erzählen Sie uns doch noch mehr davon«, drängte Stephen.
Wenn er noch näher an sie heranrückt, kann er ihre Locken anknabbern, dachte Bea. Wie die Ziege.
»Ich erinnere mich nur noch an ein, zwei Stellen«, gestand Esme und schürzte ihre dunkelroten Lippen verführerisch. Bea versetzte es einen Stich.
»Romeo steht unter dem Balkon und brüllt zu Julia hinauf«, erzählte Esme. »Und sie fragt: Wer ist da?«
Stephen hatte heimlich einen Blick auf Bea geworfen. Sie wirkte … gequält. Vielleicht sogar … verwundet? Nein, das war ein zu starkes Wort. Mit voller Absicht erwiderte er Esmes glühende Blicke. »Und was antwortet Romeo?« Er machte seine Stimme tiefer, schnurrte geradezu.
Esme lächelte strahlend in die Tischrunde. »Ich hoffe, ich bringe damit niemanden in Verlegenheit.«
»Das wohl kaum«, meinte Lady Bonnington säuerlich. »Nach den überraschenden Enthüllungen des vergangenen Monats gibt es nicht viel, was mich noch schockieren könnte.«
»Die Szene spielt, wie Sie sich vielleicht erinnern, in aller Herrgottsfrühe. Julia sagt: Wer, Romeo? Oh, du bist wahrlich ein Hahn! Wer hätte gedacht, dass du so früh aus den Federn fällst?«, zitierte Esme mit vollkommener Unschuldsmiene und befriedigtem Gesichtsausdruck.
Einen Moment herrschte Stille, dann brach Stephen in schallendes Gelächter aus. »Ich möchte wetten, dass Romeo unverzüglich an der Weinranke emporgeklettert ist!«
»Nein, Julia erlaubt es nicht«, entgegnete Esme. Ihre Augen funkelten vor Vergnügen, und ihre schlanke Hand ruhte auf Stephens. »Die nächste Zeile, an die ich mich erinnere, lautet ungefähr so: Nein, meiner Treu, bleib unten, denn ihr Ritter seid gar so gefährlich, wenn ihr’s erst nach oben geschafft.«
Wieder musste Stephen lachen. Dann neigte er seinen Kopf und flüsterte Esme etwas zu, offensichtlich ein Kompliment, nur für ihre Ohren bestimmt. Vermutlich schlug er vor: Gehen wir doch nach oben. Bea kaute gewissenhaft und schluckte ihren Fleischbrocken herunter. Vielleicht würde Arabella erlauben, dass sie morgen nach London abreiste. Mit Eifersucht hatte das nichts zu tun, sie war nicht die Spur eifersüchtig. Es war nur so traurig, dass kein Mann Esme widerstehen konnte, und Stephen schon gar nicht. Immerhin hatte er ihr ja von seiner Hoffnung auf eine Vermählung erzählt.
In diesem Augenblick beugte sich Slope über Esmes Schulter und unterbrach ihr tête-à-tête mit Stephen. Bea starrte auf ihren Teller. Sie mochte Esme. Sie mochte sie wirklich.
»Mylady«, sagte Slope leise in Esmes Ohr. »Wir haben einen unerwarteten Gast.«
»Bitten Sie ihn herein«, erwiderte Esme ein wenig zerstreut. Sie hatte ganz vergessen, wie anregend Flirten war. Sie amüsierte sich prächtig. Eine volle halbe Stunde hatte sie nicht mehr an den elenden Sebastian gedacht. Arabella hatte recht: Stephen Fairfax-Lacy war charmant und geistreich. Außerdem sah er einigermaßen gut aus. Sie war schon fast entschlossen, ihn zu heiraten. Natürlich musste sie zuerst herausfinden, ob Helene ihn nicht für sich haben wollte.
Slope stellte fest, dass der unerwartete Gast ihm in den Speisesaal gefolgt war und dass seine Herrin ihn noch nicht bemerkt hatte. Er straffte sich und verkündete: »Der Marquis Bonnington.«
Esme fuhr auf. Und da war er.
Kein Gärtner hatte jemals einen solchen taubengrauen Anzug aus feinstem Tuch getragen und dazu eine sorgfältig geknüpfte blassblaue Krawatte. Nun war Sebastian wieder ganz der Marquis, von seinen elegant zerzausten Haaren bis zu den Spitzen seiner glänzend polierten Reitstiefel.
Am Tisch erhob sich Gemurmel. Der skandalbehaftete Marquis war vom Kontinent zurückgekehrt! Oder vielmehr – doch das wusste niemand – aus dem Garten.
Esme begegnete seinem Blick. Er musterte sie amüsiert, was ihren schwelenden Zorn zum Überkochen brachte. Zweifellos glaubte er, er könne ohne Umschweife wieder in ihr Schlafzimmer kommen. Ohne auch nur einen Gedanken an ihren Ruf, das Wohlergehen ihres Kindes oder ihre Zukunft zu verschwenden.
»Aha, Bonnington«, sagte seine Mutter. »Da bist du ja.« Es klang, als sei der Marquis nur eben mal beim Pferderennen gewesen.
Er jedoch wartete höflich auf die Begrüßung durch die Gastgeberin. Esme ballte die Hände zu Fäusten. Wie konnte er es wagen, nach Belieben in ihrem Haus ein und aus zu gehen – schamlos wie damals in Lady Troubridges Haus, als er in ihr Schlafgemach gekommen war!
»Lord Bonnington«, sagte sie und neigte leicht den Kopf. »Welch eine Freude, Sie nach so vielen Monaten wiederzusehen!« Sie legte eine Hand auf Stephen Fairfax-Lacys Schulter. Er hatte breite Schultern. Esme war beinahe sicher, dass er ein ebenso guter Liebhaber war wie Sebastian. Und bei Weitem nicht so anstrengend.
Fairfax-Lacy schaute auf. Esme schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Der Marquis ist just in dem Augenblick zu uns gestoßen, in dem ich eine wichtige Ankündigung zu machen gedenke. Darf ich Ihnen meinen Verlobten Mr Fairfax-Lacy vorstellen?«
Einen Augenblick herrschte Schweigen im Saal.
Dann machte Sebastian eine schwungvolle Verbeugung, in der verhaltener Zorn mitschwang. Seine Augen wirkten im Licht der Kerzen rabenschwarz, und Esme hatte das Gefühl, von ihnen versengt zu werden. »Dann scheine ich ja gerade rechtzeitig zur Feier des freudigen Ereignisses gekommen zu sein«, sagte er, und sein sardonischer Ton war für alle Anwesenden deutlich zu vernehmen.
Esme schluckte hart und verstärkte den Griff um die Schulter ihres frischgebackenen Verlobten. Sie hatte immer schon zu unüberlegten Einfällen geneigt, doch dieser war mit Abstand der gewagteste von allen.
»Was für eine wunderbare Überraschung!«, rief die Marquise Bonnington aus. Offenbar sah sie ihres Sohnes Freiheit in greifbare Nähe gerückt.
»Ja, in der Tat«, schloss Helene sich an, wobei sie Esme einen dunklen, aber beredten Blick zuwarf. Ich kann diesen Mann auch gebrauchen, weißt du noch?
Selbst die kleine Bea schien erschüttert zu sein, doch sie sagte keinen Ton. Und zu Esmes ungeheurer Erleichterung äußerte auch der brandneue Verlobte keinerlei Erstaunen.