Kapitel 24
Sie wählten den Strand, der sich »Stella Polare« nannte. Stella war ganz verzückt, als sie hörte, dass der Strand ihren Namen trug. Bisher war sie nur am Strand von Fiumino gewesen, berichtete sie. Tatsächlich war es noch recht leer um diese Zeit. Gregorio besorgte ihnen einen freien Sonnenschirm mit drei Liegen, wobei Stella lieber im Sand, und später am Wasser spielte. Immer abwechselnd gaben sie Stellas Bitten nach, schon wieder mit einem von ihnen ins Wasser zu dürfen. Während Gregorio mit ihr die wildesten Dinge - zum Beispiel den Mädchenweitwurf - veranstaltete, versuchte Rebecca, ihr vorsichtig das Schwimmen beizubringen. Zur Mittagszeit gingen sie an die Strandbar, bestellten sich kühle Getränke und aßen jeder ein belegtes Panino dazu. Endlich konnten sie Stella dazu bewegen, sich auf ihrer Liege zusammenzurollen und einen kleinen Mittagschlaf abzuhalten. Gregorio platzierte seine Liege direkt neben Rebeccas, hielt ihre Hand und strich sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken. Bevor sie sich schließlich wieder auf den Nachhauseweg machten, bauten sie gemeinsam mit Stella eine kleine Burg am Wasser. Schon in der Stadtbahn schlief die kleine Stellina in Gregorios Armen ein. Ein Lächeln umspielte ihren kleinen Mund.
Wie eine kleine Familie mussten sie auf die anderen Fahrgäste wirken. Eine sehr glückliche, kleine Familie, wenn man den freundlich gestimmten Gesichtsausdrücken der Mitfahrenden Glauben schenken durfte. »Er würde einen wunderbaren Vater abgeben«, dachte Rebecca, legte zuerst eine Hand auf sein Bein und lehnte schließlich ihren Kopf an seine noch freie Schulter. Er roch nach Mann und Meer und Sonne. Für kein Geld der Welt hätte sie diesen Moment eintauschen mögen.
Gregorio hatte seinen »Urlaub« um eine Woche verlängert. Trotzdem blieben ihnen nur noch acht gemeinsame Tage.
Verbrachten sie die Vormittage häufig mit Stella am Strand, führte Gregorio sie nachmittags durch das historische Rom. Er hätte einen perfekten Reiseführer abgegeben, wenn er nicht schon ein Millionärssohn mit Familienbetrieb gewesen wäre. Inzwischen hatte Gregorio die Zeichnung von Rebecca auf dem großen Bett sowie den Bocca della Verità von Signore Bertollini ebenfalls rahmen lassen, sodass die Suite langsam ihre persönliche Note annahm.
Er führte sie in eine der teuersten Boutiquen der Hauptstadt, nur um ihr ein passendes Abendkleid auszusuchen, das sie an ihrem letzten gemeinsamen Abend tragen sollte. Es war rot, endete eine Handbreit über dem Knie und bestand aus einem unglaublich weich fließenden Material, das ihren Körper perfekt zur Geltung brachte. Dazu schenkt er ihr flache, schwarze Stiefel, deren Schaft aus feinstem, butterweichen Leder bis zu ihrem Knie reichte.
Am Abend steckte Gregorio seiner Liebsten eigenhändig das Haar auf. Nur einige widerspenstige Locken ringelten sich hier und da hervor. Rebecca war nie eitel gewesen, aber heute Abend konnte sie sich an ihrem eigenen Spiegelbild nicht sattsehen. Wieder zeichnete Gregorio sie: wie sie vor dem großen Standspiegel stand und sich betrachtete. Wieder entstand ein wunderschönes Bild. Gregorio hatte einen Blick für schöne Motive und verewigte diese nur mit seinen Stiften auf dem Papier.
Um Punkt 20 Uhr stand die schwarze Limousine vor dem Hotel und brachte das hübsche Paar zu einem von von wohlhabenden Römern geschätzten Restaurant. Gregorio hatte ein Menü für sie beide zusammenstellen lassen, das Rebecca das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Jeder einzelne Gang war ein Stückchen Italien, zu dem Gregorio sie über Herkunft und Geschichte aufklärte. Dazu hatte er einen schweren roten Wein gewählt, der so gut schmeckte, dass Rebecca später, als Gregorio ihr beim Aufstehen den Stuhl hielt, bereute, nicht enthaltsamer gewesen zu sein.
Doch auch den Wein hatte Gregorio mit Bedacht gewählt. So sorgte dieser dafür, dass Rebecca ihren letzten Abend frei von Sorgen und Hemmungen genießen konnte. Er wollte nicht, dass sie die letzte Nacht weinend wach lag. Er wollte, dass sie erschöpft, glücklich und vollkommen losgelöst in seinen Armen schlafen würde. Während er sich darüber Gedanken machte, wie sein Leben ohne sie weitergehen sollte. Aber wie er litt, das sollte sie nicht merken. Nicht heute Nacht.
Rebecca kicherte, als Gregorio ihr galant den Arm reichte. Es war ihr peinlich, denn es war bereits das zweite Mal, dass sie in Gregorios Gegenwart betrunken war. Außerdem packte der Alkohol ihren Kopf in Watte, sodass sie keinen rechten Gedanken fassen konnte. Zudem wirkte Gregorio jetzt noch attraktiver. Überdeutlich sah sie seinen sinnlichen Mund und dann grinste er auch noch so unverschämt mit seinen ebenmäßigen, weißen Zähnen. Sie leckte sich unwillkürlich die Lippen, wollte ihn unbedingt küssen.
Doch Gregorio passte auf, führte sie aus dem Lokal und zog sie mit sich in eine dunkle Ecke. Dann erst gab er ihrem Wunsch nach und ließ sich auf einen Kuss ein, der ihm schier den Atem raubte. Überdeutlich sah er, wie sich ihre Brüste durch das Kleid abzeichneten. War es nicht das, was er gewollt hatte? Unter Einsatz all seiner guten Erziehung machte er sich von ihr los und führte sie zu der Limousine, die noch immer vor dem Restaurant auf sie wartete.
Der Fahrer lächelte, als er das verliebte Paar erblickte, hielt ihnen die Tür auf und ließ auf einen Wink Gregorios die Trennwand im Inneren des Fahrzeuges hochfahren.
Kaum saßen sie im Fond des Wagens, begann Rebecca erneut, über ihn herzufallen. Beim Küssen öffnete sie seine Hose und nahm ihn in ihre Hand. Er schob Rebecca das Kleid über die Hüften und ertastete ihren winzigen Slip. Kurz darauf legte sie ihr Bein über Gregorio und schob sich auf ihn. Er wusste nicht, ob die Limousine schon losgefahren war, noch fuhr oder bereits angekommen war, als sie ihn immer tiefer in ihrem heißen Schoß aufnahm. Und als sie begann, mit ihren Hüften auf ihm zu kreisen, vergaß er endgültig den Rest der Welt um sich herum.
Nur kurz genossen sie beide die Erlösung. Vor dem Hotel stiegen sie aus. Da Rebecca nicht von ihm ablassen wollte, nahm er sie kurzerhand auf die Arme und beeilte sich, sie in ihre Suite zu tragen. Er legte sie auf dem Sofa ab. Das Kleid war hochgeruscht. Entblößt und nur mit den Stiefeln an den Beinen, konnte Gregorio sich nur schwer beherrschen, nicht wieder zum Zeichenblock zu greifen. Jedoch war er sich nicht sicher, ob Rebecca dieses Handeln am nächsten Tag noch gutgeheißen hätte. So scham- und hemmungslos wie heute Nacht, hatte er sie noch nie erlebt. Ja, er hatte noch nicht einmal davon zu träumen gewagt.
»Warte einen Moment«, sagte er und sie lächelte ihm verführerisch zu.
»Es tut mir leid«, sagte sie dann. »Ich weiß auch nicht, was heute mit mir ist. Aber heute Abend finde ich dich noch unwiderstehlicher als sonst.« Sie kicherte wieder. »Ich wusste gar nicht, dass das möglich ist.« Dabei setzte sie sich gerade auf und wartete.
Während das Wasser in die große Wanne einlief, half Gregorio ihr, die Stiefel von den Füßen zu streifen. Dann setzte er sich neben sie. Klammer für Klammer löste er ihr Haar, bis es wieder weich ihren Körper umspielte. Er nahm eine Strähne und roch daran.
»Schenkst Du mir eine Locke?«, fragte er spontan.
»Nimm dir von mir, was du willst!«, antwortete sie und begann, seinen Nacken zu küssen und mit den Händen sein Hemd zu öffnen. Als es offen war, streichelte sie seine glatte Brust, zog die Linien seiner Muskeln nach, knabberte an seinen Brustwarzen und ließ so abermals das Blut in seine Lenden schießen.
»Du bist ja verrückt«, keuchte er. »So toll kann ich unmöglich sein, dass ich so viel Zuwendung verdiene«
Rebecca sah ihn an: »Warum nicht? Du bist der liebevollste Mann, der mir je begegnet ist.« Wieder küsste sie ihn. Ihre Lippen waren bereits rot und geschwollen, ihr Kinn von seinen Bartstoppeln gerötet.
»Naja«, raunte sie zwischen den Küssen. »Ich gebe zu, so vielen Männern bin ich bisher gar nicht begegnet.« Entschuldigend sah sie ihn an. »Ich habe eben gespürt, dass es sich lohnen würde zu warten. Es musste sich nur erst ergeben, dass ich nach Venedig komme, damit du mich auch finden kannst.«
»Du bist ebenfalls das Beste, was mir je passiert ist«, antwortete Gregorio.
Er war kurz davor, in Tränen auszubrechen, wenn er an übermorgen dachte. Daher drückte er sie von sich, sprang auf und sagte, dass er nach dem Wasser sehen müsse.
Er stellte den Hahn ab und den Whirlpool an. Aus dem Kühlschrank holte er noch eine Flasche Spumante, ließ den Korken knallen, füllte die Gläser und stellte sie an den Wannenrand. Dann befreite er sich endlich von der Kleidung. Sie konnte sehen, wie sehr er sie begehrte, als er zu ihr zurück kam, sie vom Sofa hochzog und ihr das rote Kleid von den Schultern streifte. Leicht wie eine Feder sank es zu Boden.
Er nahm Rebeccas Hand und führte sie zum Whirlpool, der einladend blubberte. Nachdem er ihr beim Einsteigen geholfen hatte, ließ er sich dann selbst in das angenehm temperierte Wasser gleiten. Sein Körper rutschte direkt neben ihren und wurde sogleich von allen Seiten von dem blubbernden Wasser massiert. Luft und Wasser schienen zu knistern von der leidenschaftlichen Energie, die von ihnen ausging.
Gregorio reichte ihr das Glas. »Cin cin!«, sagte er und prostete ihr zu.
»Auf uns! Auf eine Zukunft!«, sagte sie und leerte das Glas in einem Zug. Er tat es ihr nach. Dann nahm Rebecca ihm das Glas ab und stellte beide beiseite. Gregorio beobachtete sie: wie sie sich aufsetzte, über seine Beine strich, seinen Fuß massierte, an ihm lutschte, bis er fast wahnsinnig wurde. Wer hätte gedacht, dass die Zehen so empfindsam waren. Sie lächelte. Dann setzte sie sich auf. Leidenschaft und wildes Verlangen lagen in ihren Augen, als Rebecca sich erneut auf ihn schob und ihn in einer fließenden Bewegung in sich eindringen ließ.