Kapitel 17

 

Seine Mutter erwartete ihn in der Vorhalle. Die Hände in die runden Hüften gestemmt, stand sie da. Der hellgrüne Veloursbademantel reichte kaum aus, ihren kugelrunden Körper zu bedecken.

»Wann hatte sie nur diese merkwürdige Statur angenommen?«, fragte sich Gregorio und machte sich auf eine ihrer schneidenden Moralpredigten gefasst. Sie holte tief Luft und Gregorio zog instinktiv den Kopf ein, so wie er es schon als kleiner Junge getan hatte. Heute überragte er sie um gut zwei Köpfe. Dennoch fühlte er sich klein und ungeliebt in ihrer Gegenwart. Ebenso wie sein Vater, ging er dieser Frau schon seit langer Zeit lieber aus dem Weg. Sie hatte ihre Leidenschaft in der Führung des Hotels gefunden. Ansonsten war sie eine kalte Frau. Gregorio wusste, dass sein Vater fand, dass eine Frau mit ihren Vorzügen zwar nicht sein Bett wärmte, aber dafür die Hotelkette florieren ließ, was seine Geldbörse wiederum so weit füllte, dass er sich an jedem anderen Ort der Welt wärmen konnte. Gregorio teilte diese Einstellung nicht, hatte seinem Vater jedoch nie widersprochen.

 

Schon keifte seine Mutter: »Ma dove sei stato? Wo hast du dich wieder herumgetrieben, du Nichtsnutz? Wozu glaubst du wohl, habe ich dich all die Jahre groß gezogen? Damit du dich bis spät in die Nacht mit den Dienstmädchen, die ich bezahle, vergnügst?«

Gregorio kochte vor Wut, doch auch Schmerz und Enttäuschung spürte er. Weder hatte sie ihn groß gezogen - das war die Aufgabe einer Nanni gewesen -, noch vergnügte er sich mit den Bediensteten. Immer wieder wurde es ihm angedichtet. Dabei waren sie diejenigen, die sich ihm ständig an den Hals warfen, versuchten, ihn mit Sex zu manipulieren. Ja, er hatte sich der einen oder anderen bedient. Er war ein junger Mann und er war ungebunden gewesen. Aber diesmal war es anders. Es fühlte sich anders an. Und war nicht er selbst es gewesen, der angefangen hatte, Rebecca den Hof zu machen?

Nur war seine Mutter die Letzte, mit der er über seine Liebe zu der Deutschen sprechen wollte. Lieber schwieg er auch diesmal und versuchte, die Beleidigungen an sich abperlen zu lassen.

 

Irgendwann trat sein müde wirkender Vater aus dem Schlafzimmer und brachte seine Frau mit einer forschen Geste zum Schweigen. Schnaubend und mit hochrotem Kopf zog sie sich zurück. Lorenzo Savera sah seinen Sohn an.

»War es ein schöner Tag?«, fragte er.

Gregorio nickte.

»Va bene! Schön!«, sagt der Vater. »Sieh nur zu, dass du pünktlich ablegst, um neue Blumen zu besorgen.«

Damit drehte auch er sich um und folgte seiner Frau.

Dank der euphorischen Gefühle, die Gregorio seit neuestem verspürte, kam er mit wenig Schlaf aus. Nur fünf Stunden nach der Strafpredigt machte er sich auf zum Blumenmarkt. Er hatte darüber nachgedacht, Rebecca zu wecken, aber dann doch beschlossen, sie ausschlafen zu lassen und später auszuführen. Sie hatte wahrlich keinen leichten Job zu erledigen. So war es nur gerecht, wenn er sie an ihren freien Tagen ausschlafen ließ.

 

Gegen Mittag war seine Arbeit erledigt. Es hatte ihm nur halb so viel Freude gemacht wie am Montag zuvor, als Rebecca ihn begleitet hatte, die Blumen auszuwählen. Extra für sie war ein Strauß mit roten Rosen dabei. Emilia kochte, als sie sah, wie er den Strauß persönlich an sich nahm und an ihr vorbei ins Innere des Palazzo ging.

 

Rebecca saß mit noch feuchten Haaren, nur mit einem rosafarbenen Pareo bekleidet, auf ihrer Lieblingsbank im Innenhof und war in ein Buch vertieft. Als sie Gregorio hinter dem Strauß roter Rosen erblickte, erstrahlte ihr Gesicht. Nicht einmal ein Blinder hätte übersehen, wie verliebt sie in ihn war. Diese Gewissheit erfüllte Gregorio sowohl mit Stolz als auch mit Wärme. Ein schönes Gefühl, das er bisher so nicht gekannt hatte. Sicher, wenn seine Schwester Mariella ihn besuchte, und besonders, wenn ihre Tochter Stella ihn stürmisch umarmte, dann überkam ihn ein Gefühl warmer Zuneigung. Aber dieses Gefühl heute war anders: tiefer und anhaltender.

 

 

Strahlend nahm Rebecca die herrlich duftenden Blüten entgegen und vergrub ihre Nase darin.

»Paradiesisch!«, seufzte sie. Dann legte sie den Strauß vorsichtig auf der Bank ab, schlang ihre Arme um Gregorios Nacken und zog seinen Kopf so weit zu sich hinab, dass sie endlich seine warmen, weichen Lippen berühren konnte. Sie fühlte, wie sein Mund sich zu einem Lächeln verzog. Dann jedoch erwiderte er ihren Kuss und drang vorsichtig mit der Zunge zwischen ihre Lippen.

»Komm mit bitte!«, sagte sie atemlos. »Ich habe den ganzen Vormittag davon geträumt, dass du mich liebst.«

 

Er spürte, wie ihr Herz vor Erwartung raste, fühlte, wie ihre Knospen sich aufgerichteten und sich durch den dünnen Stoff des Tuches drückten. Auch sie musste merken, wie er bei ihren Worten augenblicklich hart wurde. Wild und leidenschaftlich küsste er sie, bis sie kaum noch Luft bekam. »Komm endlich, sonst lasse ich das Tuch hier im Garten fallen«, drohte sie und er wurde bei dem Gedanken daran nur noch verrückter nach ihr.

Als es ihm endlich gelang, von Rebeccas köstlichem Mund abzulassen, griff er nach dem Rosenstrauß und hielt ihn sich vor die Beule, die sich mehr als deutlich durch seine Hose abzeichnete. Rebecca lachte erregt auf und leckte sich über die Lippen.

»Geh endlich auf dein Zimmer«, befahl er. Und sie drehte sich lachend um. Ganz weich schwang sie die Hüften unter dem dünnen Tuch hin und her, als sie vor ihm zum Zimmer ging. Sie wollte ihn wahnsinnig machen. So wahnsinnig, wie sie sich auch nach ihm sehnte.

 

Geistesgegenwärtig warf er die Rosen in das kleine Waschbecken und ließ ihnen Wasser ein. Dann hielt ihn nichts mehr. Er zog Rebecca in seine Arme und löste den Knoten des Pareo in ihrem Nacken. In einer fließenden Bewegung glitt der Stoff an ihrem für ihn vollkommenen Körper hinab und blieb auf dem Boden liegen. Wie Gott sie schuf, stand sie vor ihm, erwartete ihn.

Gregorio musste sich beherrschen, sich nicht einfach zu nehmen, was er begehrte. Seine männlichen Triebe drohten mit ihm durchzugehen bei dem Anblick, den sie ihm bot. Hastig zog er sein Shirt über den Kopf. Jede Faser seines Körpers war angespannt, sehnte sich nach sofortiger Erlösung. Während er noch überlegte, wo er anfangen sollte, kam Rebecca ihm zur Hilfe.

 

Sanft strich sie mit ihren Fingernägeln über seinen Rücken, sodass er eine Gänsehaut bekam. Quälend langsam strichen ihre Hände seine Hüften entlang, nach vorn zu seinem Bauch, dessen Muskeln sich augenblicklich anspannten, als er begriff, dass flinke Finger die Knöpfe seiner Hose aufspringen ließen. Er stöhnte auf, als Rebeccas rechte Hand nach dem Objekt ihrer Begierde griff, während die linke versuchte, ihm die Hose über die Hüften zu ziehen. Er half ihr und streifte die Hose mitsamt den Shorts ab.

Vollkommen nackt standen sie einander gegenüber. Die Luft zwischen ihnen knisterte förmlich, so stark war ihre Anziehung. Rebecca beugte sich vor und küsste ihn, während er zärtlich ihre Brüste in die Hände nahm und drückte. Eine Weile genossen es beide, gegenseitig ihre Körper zu erforschen. Dann ließ Rebecca von ihm ab, setzte sich auf die Bettkante und begann, mit den Händen seinen Penis zu liebkosen. Er schloss die Augen, seufzte und streichelte Rebeccas Haar. Und als hätte sie seine tiefsten Wünsche erraten, öffnete sie ihren Mund und ließ ihn ein.

 

Gregorio stöhnte auf. Seine Finger vergruben sich in Rebeccas Locken. Als seine Beine zu zittern begannen, merkte Rebecca, dass er seine Lust nicht mehr lange würde unter Kontrolle halten können.

Bis aufs Äußerste erregt stand er vor ihr.

»Leg dich hin!«, befahl sie ihm lächelnd. Und als der Italiener in seiner ganzen Pracht vor ihr lag, stieg sie über ihn, küsste ihn erneut und  setzte sich auf seinen Penis. Zentimeter für Zentimeter ließ sie ihn ihr Innerstes erobern. »Oh, mio dio! Mein Gott, ist das herrlich. Du bist meravigliosa, wundervoll!«

Gregorio hielt sie mal bei den Pobacken, mal streichelte er ihre intimste Stelle, dann wieder griff er nach ihren Brüsten, um deren Knospen zu liebkosen. Schwitzend und stöhnend liebten sie sich, als ob es kein Morgen gäbe. Als Rebecca schließlich spürte, wie Gregorio seinen Orgasmus nicht länger hinauszögern konnte, erfasste auch sie die süße Welle der Lust, die schließlich in einer köstlichen Explosion ihres Schoßes ihr Finale fand.

Eng umschlungen lagen sie beieinander und lauschten dem Nachhall ihrer verschwitzten Körper.

 

»Ich werde in deinen Armen verhungern«, sagte Gregorio schließlich.

»Ich dachte, in Italien könnte man von Luft und Liebe allein existieren«, scherzte sie. Er stützte sich auf einem Ellenbogen ab und sah sie an.

»Ich wollte dich eigentlich zum Essen ausführen«, sagte er. »Was hältst du davon, wenn ich dich zu einer großen Pizza Margherita mit viel Mozzarella und Basilico einlade, wir noch ein paar Kirchen und Museen ansehen und uns danach in meinem Bett so oft lieben, bis wir vor Erschöpfung einschlafen.«

Augenblicklich machte sich das süße Kribbeln in Rebeccas Schoß erneut breit. Am liebsten hätte sie gleich hier und jetzt mit Punkt drei seiner Aufzählung weitergemacht. Doch schon erhob er sich und reichte ihr die Hand.

»Komm, lass uns schnell aufbrechen, bevor ich es mir noch anders überlege.«