21

Seengen, 2010

Möchtest du Wein?«

Anouk nickte, worauf Max beim Kellner eine Flasche Œil de Perdrix bestellte. Der gekühlte Rosé schmeckte nach wilden Beeren und Sommer. Sie prosteten sich zu und widmeten sich anschließend dem köstlichen Feldsalat. Die Terrasse des Hotels Schönau war an diesem Sonntagabend bis auf den letzten Platz besetzt. Aber sie hatten einen der besten Tische ergattert und saßen nur wenige Meter vom See entfernt, auf dem gerade ein Blesshuhn schwamm, abtauchte und an einer anderen Stelle wieder an die Wasseroberfläche kam. Die Aktion des Vogels schlug kaum Wellen. Der Hallwilersee schmückte sich mit einer spiegelglatten Fläche, die nur vom Kursschiff in halbstündlichem Takt aufgebrochen wurde.

Anouk verging fast vor Ungeduld. Alles drängte sie danach, Max endlich von ihren neuesten Entdeckungen zu erzählen. Doch jedes Mal, wenn sie ansetzte, um mit ihrem Bericht zu beginnen, brachte die Bedienung irgendetwas an ihren Tisch. Als sie schon beim Hauptgang angelangt waren, hielt sie es nicht länger aus.

»Bernhardine von Hallwyl«, platzte sie heraus. Max hob erstaunt den Blick. »Das ist der Name der Dame auf dem Porträt. Ich habe ihn herausgefunden. Sie ist die zweite Ehefrau dieses Johannes von Hallwyl, des damaligen Schlossherrn. Ein alter Knacker! Und nicht gerade ein Adonis, wenn man dem Bild in der Ahnengalerie Glauben schenken kann.« Sie holte tief Luft und strahlte Max an.

»Donnerwetter«, entfuhr es ihm, »wie hast du das denn herausgefunden?«

Anouk lächelte geschmeichelt und erzählte ihm, während ihr Fisch kalt wurde, von dem Gedicht, das ihr aus der Geisterwelt sozusagen in die Feder diktiert worden war. Und von Juliens Stammbaum für die Familie Morlot und den Folgerungen, die sie daraus gezogen hatte. Dass Valerie und Viola das kleine Mädchen ebenfalls gesehen hatten, verschwieg sie ihm, weil ihr das eine zu intime Nachricht für einen so öffentlichen Ort zu sein schien.

Max schüttelte immer wieder den Kopf. »Du bist unglaublich!«, sagte er mit ehrlicher Bewunderung in der Stimme.

Anouk lächelte und neigte den Kopf. »Danke, man tut, was man kann.« Sie hob ihr Glas. »Trinken wir auf Bernhardine!«

Er nickte. »Wo immer sie liegt«, fügte er hinzu.

Anouk hatte erwartet, dass er ihr noch hundert weitere Fragen stellen und genauso aufgekratzt sein würde wie sie. Doch er blieb seltsam ruhig, stocherte in seinem Essen herum und blickte ab und zu mit leerem Gesichtsausdruck auf den See hinaus, auf dem sich langsam die Dämmerung niederließ.

»Ist was?«, fragte sie.

Max seufzte und legte seine Gabel neben den Teller. Er strich sich durch die Haare, und Anouk fröstelte plötzlich. So sahen Männer aus, wenn sie einer Frau etwas Unangenehmes mitzuteilen hatten. Ihr Mund wurde schlagartig trocken, und sie griff hastig nach ihrem Weinglas.

Max räusperte sich. »Es fällt mir etwas schwer, darüber zu sprechen«, begann er, und Anouk schluckte. Also doch! »Aber irgendwann musst du es ja erfahren«, fuhr er fort.

Anouks griff erneut nach ihrem Glas. Es war leer, ebenso wie die Flasche.

»Willst du mit mir Schluss machen?«, stieß sie hervor und versuchte, dabei zu lächeln, obwohl ihr jämmerlich zumute war. Angreifen, bevor der Gegner Wunden schlägt! Sie wagte es nicht, Max dabei anzublicken, sondern faltete akribisch ihre Stoffserviette zu einem gleichschenkligen Dreieck zusammen. Als er nicht antwortete, hob sie dennoch den Kopf. »Also?«

Ihre Stimme zitterte leicht. So viel zu ihrem schauspielerischen Talent.

»Nein, ich nicht, aber du vielleicht.«

Er griff ebenfalls zu seinem Glas und betrachtete es nachdenklich.

»Wieso sollte ich das denn wollen?« Sie schüttelte verwirrt und gleichzeitig erleichtert den Kopf.

»Nun ja«, druckste er herum, »es ist wegen Rufli.«

Anouk krauste die Stirn. Wovon zum Teufel sprach Max da?

»Was ist mit Rufli?«, fragte sie, winkte den Kellner heran und zeigte auf die leere Flasche Rosé. »Bist du etwa mit ihm verwandt?« Sie lachte und schüttelte ihre Locken. »Das wäre der Clou!« Doch als Max keine Miene verzog, blieb ihr das Lachen im Halse stecken. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?«, fragte sie entsetzt. »Sag mir, dass das nicht wahr ist!«

»Mütterlicherseits«, erwiderte er und biss sich auf die Lippen. »Ich habe meine Großmutter heute Nachmittag angerufen, weil mir der Name Walter Rufli irgendwie bekannt vorkam. Ich wusste, dass sie einmal über ihn gesprochen hat. Er war ihr Cousin. Und Herbert Rufli ist es demzufolge – natürlich – immer noch.«

Anouk starrte ihn entgeistert an. Max ein Rufli? Sofort musste sie daran denken, was der Kurator vor Jahren seinem Bruder an den Kopf geworfen hatte: Du beschmutzt die Familienehre! O Gott, wenn sich jetzt irgendwelche Blutsbande in Max zu Wort meldeten, würde das ihre junge Beziehung auf eine harte Bewährungsprobe stellen. Vielleicht sogar ihr Ende bedeuten. Ihr wurde ganz flau im Magen.

»Du sagst ja gar nichts.« Max blickte sie erwartungsvoll an. »Kleiner Schreck in der Abendstunde, was?« Er lachte, doch es klang bemüht.

»Ich?«, begann Anouk. »Die Frage ist eher, was du dazu sagst. Die Ruflis haben ja schließlich eine Aversion gegen meine Familie! Also müsste ich mich eher bei dir erkundigen, was du davon hältst.«

»Du traust mir wirklich zu, dass ich mich von so einem Schwachsinn beeinflussen lasse?«

»Tust du’s?«, fragte Anouk lauernd.

Max’ Augen verengten sich. »Ich dachte, du würdest mich besser kennen.«

»Tja, dann hast du dich dahin gehend eben getäuscht«, erwiderte sie.

»Scheint so«, sagte er resigniert.

Anouk biss sich auf die Lippen. Alles lief irgendwie schief. Sie wollte sich doch gar nicht mit Max streiten, sondern viel lieber Bernhardines Identitätsfindung mit ihm feiern. Wie waren sie bloß in diese angespannte Situation geraten? Nahm sie denn tatsächlich an, dass er wegen seiner Verwandtschaft mit Rufli die Beziehung zu ihr beenden würde? Nicht wirklich. Max hatte ihr mehr als einmal bewiesen, wie viel sie ihm bedeutete. Woher kam dann aber diese plötzliche Angst, dass er es trotzdem tun könnte? Hatte sie der Tod ihrer besten Freundin denn so sehr in ihren Grundfesten erschüttert, dass sie allein schon der Gedanke an einen weiteren Verlust zutiefst verunsicherte?

Anouk wollte sich gerade für ihre unbotmäßige Reaktion bei Max entschuldigen, als dieser aufstand und zum Kellner hinüberging, der an einem Stehpult Tabletts zusammenstellte. Er sprach leise auf den Mann ein und zückte dann seine Kreditkarte. Er würde doch nicht …? Aber es sah genau danach aus! Er trat wieder an ihren Tisch und griff nach seinem Pullover.

»Die Rechnung ist beglichen«, erklärte er mit eisiger Stimme. Dann warf er sich das Kleidungsstück über die Schulter. »Und ich bin sicher, die Flasche Rosé wirst du auch ohne meine Hilfe schaffen. Schönen Abend noch, Frau Morlot!«


Max knallte die Wagentür zu, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr dann mit quietschenden Reifen davon. Er war wütend und drehte das Autoradio auf volle Lautstärke. Was war nur aus seinem geordneten Leben geworden? Seit er Anouk kannte, glich es mehr einer Achterbahn als einem steten Fluss. Und das nicht nur, was die Gefühlsebene betraf. Als würde seine neue Bekannte das Unglück regelrecht anziehen wie ein Magnet eine Handvoll Nägel, stand er, Max, dabei meist mitten in der Schusslinie. Und als wäre das nicht schon genug, stieß sie ihn auch immer wieder vor den Kopf, als wäre er ein dummer, kleiner Junge, den man problemlos herbeirufen und wieder wegschicken konnte, wie es einem gerade beliebte. Was bildete sie sich eigentlich ein? Es hatte ihn große Überwindung gekostet, ihr seine Verwandtschaft mit Rufli zu beichten, aber anstatt Verständnis für seine missliche Lage aufzubringen, hatte sie ihn angegriffen. Als ob er etwas für seine Verwandtschaft mit dem Kurator könnte! Damit nicht genug, hatte sie sogar darauf angespielt, dass er sie nun – wie Rufli – ebenfalls in Sippenhaft nehmen könnte.

In einem gewagten Überholmanöver zog Max an einem Trecker vorbei und sah im Rückspiegel, dass der Fahrer ihm einen Vogel zeigte.

Was gingen ihn Anouks Stimmen und Erscheinungen denn überhaupt an? Sie war weder seine Patientin noch seine offizielle Freundin. Sollte sie sich doch ohne ihn um den weiteren Verbleib des Bildes kümmern und nach der wahren Geschichte dieser Bernhardine forschen. Er hatte wahrlich Besseres zu tun, als irgendwelchen Damen in roten Kleidern nachzujagen, die schon längst das Zeitliche gesegnet hatten. Und dass er endlich ein klärendes Gespräch mit Brigitte geführt hatte, hatte er Anouk nicht einmal mehr mitteilen können. Die hatte, im Gegensatz zu Anouk, weitaus vernünftiger reagiert, als er vermutet hatte, was ihn insgeheim erstaunte. Aber wer verstand schon die Frauen! Doch Max wusste insgeheim, dass sich seine plötzliche Wut nicht ausschließlich gegen Anouk richtete, sondern auch gegen sich selbst. Seine starken Gefühle ihr gegenüber machten ihm Angst, weil er sie nicht kontrollieren konnte. Sie überrollten ihn einfach und ließen ihn wie eine Puppe agieren. Und das gefiel ihm überhaupt nicht. Denn Kontrolle war schließlich das Wichtigste im Leben. Sie hatte ihm geholfen, sein Leben neu zu ordnen, als seine Eltern gestorben waren, und er wollte sich unter keinen Umständen jemals wieder so verloren fühlen wie damals. Was das wiederum bedeutete, lag auf der Hand: Er musste sich von Anouk fernhalten.

»Verdammt!«, stieß Max hervor.


»Ich bringe den Kerl um!«

Anouk stöckelte auf ihren hohen Absätzen den Uferweg entlang und verscheuchte einen Schwarm Mücken, der es auf ihre nackten Schultern abgesehen hatte.

»Der soll mir ja nicht mehr unter die Augen kommen!« Sie bückte sich, um einen Stein aus ihren Riemchensandaletten zu entfernen. »Mich einfach so mitten im Lokal sitzenzulassen«, sie schnaubte, »wundert mich gar nicht, dass der mit dem Kurator verwandt ist!«

Ein älteres Ehepaar kreuzte ihren Weg und warf ihr beunruhigte Blicke zu.

»Ja, schauen Sie nur«, wetterte Anouk weiter. »So sieht jemand aus, den man … Ach, vergessen Sie’s!«

Das Pärchen beeilte sich, an ihr vorbeizukommen, um dann in sicherer Entfernung die Köpfe zusammenzustecken.

Anouk hatte nach der ersten Verblüffung über Max’ plötzlichen Abgang in ihrem nachträglichen Ärger tatsächlich noch die ganze Flasche Rosé geleert und fühlte sich nun dementsprechend. Gut, sie hatte ihn mit ihrer Reaktion auf sein Geständnis verletzt! Das war ihr ja auch sofort bewusst geworden. Aber er hatte im Gegenzug auch nicht gerade sehr erwachsen reagiert. Anstatt die Sachlage auszudiskutieren, war er einfach beleidigt abgerauscht. War das eine Eigenschaft von ihm, die sie bis jetzt noch nicht kennengelernt hatte? Ging er Problemen einfach aus dem Weg, anstatt sich ihnen zu stellen? Wenn ja, war das zumindest eine Seite an ihm, die ihr nicht besonders gut gefiel.

Auf einem gelben Wegweiser las sie, dass es noch drei Kilometer bis nach Seengen waren. Und das in High Heels! Zu dumm, dass sie gerade heute Abend ihre Handtasche gewechselt und Geldbörse wie auch Handy in der anderen zurückgelassen hatte. Aber sie hatte ja nicht ahnen können, dass sie sich mit Max streiten und er sie deshalb nicht nach Hause bringen würde.

Rechter Hand erhob sich ein Findling, vor dem sich eine hölzerne Bank befand. Es war schon fast dunkel und der Weg nur noch als hellgraues Band zu erkennen. Anouk ließ sich auf die Bank fallen, öffnete ihre Handtasche und kramte ihre Zigaretten hervor. Langsam beruhigte sie sich wieder. Das leise Plätschern der ans Ufer schlagenden Wellen und das Gezirpe der Grillen wirkten einschläfernd.

Hatte sie überreagiert? Vermutlich. Wie immer, wenn ihr etwas naheging. Sie hatte Angst gehabt, Max zu verlieren, und mit ihrer übersteigerten Reaktion nun wohl genau das erreicht, was sie zu verhindern versucht hatte. Aber er war ohne sie sowieso besser dran. Keine Erscheinungen, keine Krähenattacken und keine Rätsel mehr. Er könnte sich mit der Bibliothekarin zusammentun, mit ihr Kinder großziehen und ein grundsolides Leben führen. Während sie bis ans Ende ihrer Tage allein bleiben würde – wie Tati Valerie. Eine alte Jungfer, die mit Ameisen redete und gestrandete Maler adoptierte. Es tat richtig gut, sich in selbstmitleidigen Betrachtungen zu ergehen, auch wenn ihr langsam kalt dabei wurde. Sie drückte die Zigarette aus und rieb sich die bloßen Arme. Es war an der Zeit, sich wieder auf den Weg zu machen.

Als sich Anouk von der Bank erhob, fiel ihr Blick auf den Findling, in den eine Metalltafel eingelassen war. Sie beugte sich vor und kniff die Augen zusammen, um die darin eingravierte Schrift besser lesen zu können.


ZUM GEDENKEN AN GRAF JOHANNES VON HALLWYL,

(1689 – 1746)

DER AN DIESER STELLE DEN TOD FAND.


ICH BIN BEI EUCH ALLE TAGE BIS AN DER WELT ENDE.

MATTH. 28,20


Unter der Schrift war ein Mann auf einem Pferd abgebildet. Die Gravur von Reiter und Pferd ließ, was die Proportionen der Darstellung betraf, jedoch stark zu wünschen übrig. Der Gaul war, im Gegensatz zu dem dicklichen Männchen, riesig. Und der Bibelspruch klang für sie eher wie eine Drohung. Bernhardines Mann war also hier im See ums Leben gekommen? Komisch, dachte Anouk, ich stolpere alle naselang über Personen und die Geschichte dieses Grafengeschlechts. Doch für heute war sie entschieden zu beschwipst, um sich noch eingehender mit dieser Art von Zufällen zu befassen. Die Zinnengängerin war also auch noch Witwe gewesen. Arme Frau!

»Das Leben kann manchmal ganz schön beschissen sein. Nicht wahr, Schwester?«

Sie seufzte, zog ihre Stöckelschuhe aus und machte sich auf den Heimweg.


Am Montagmorgen erwachte Anouk mit einem furchtbaren Kater. Ihre Zunge fühlte sich an, als ob eine Fußballmannschaft auf ihr trainiert hätte. Hinter ihrer Stirn hämmerte es, ihre Füße waren voller Blasen, und als sie in den Spiegel sah, blickte ihr ein Gespenst daraus entgegen. Das Abschminken hatte sie gestern komplett vergessen. Sie wusch sich das Gesicht mit viel kaltem Wasser, rubbelte sich die verschmierte Wimperntusche von der Haut und legte sich nochmals hin. Sie war schon wieder am Einschlafen, als es an der Tür klopfte und ihre Großtante den Kopf durch die Tür hereinstreckte.

»Entschuldige, Liebes, ich wollte dich nicht wecken, aber unten steht der Postbote mit einem Einschreiben.«

Valerie blickte sich suchend im Zimmer um.

»Er ist nicht hier«, murmelte Anouk, für den Fall, dass ihre Großtante nach Max Ausschau hielt, und fragte dann etwas lauter: »Kannst du nicht für mich unterschreiben?«

»Nein, Schatz, das geht nicht. So sind nun mal die Postvorschriften.«

Anouk seufzte, warf die Decke zurück und rappelte sich auf. »Kann man denn nie seine Ruhe haben?«, raunzte sie ärgerlich und schlurfte zur Tür.

Der Postbote riss die Augen auf, als er sie erblickte. »Frau Anouk Morlot?«, fragte er, und als sie nickte, zückte er einen Kugelschreiber und reichte ihr einen Vordruck auf einem Klemmbrett. Sie kritzelte ihren Namen auf die gepunktete Linie des Formulars, nahm den Brief entgegen und knallte die Haustür zu. Danach warf sie den gelben Umschlag ungeöffnet neben das Telefon und schlurfte in ihr Zimmer zurück. Ein Kontrollblick auf ihr Handy, das weder einen Telefonanruf noch eine erhaltene Kurzmitteilung anzeigte, verbesserte ihre Laune nicht. Anouk warf sich aufs Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Max konnte sie mal kreuzweise! Scheinbar nur wenige Minuten später wurde sie erneut durch ein Klopfen aus ihren wirren Träumen gerissen.

»Was ist denn jetzt schon wieder?«, rief sie ärgerlich. Hatten sich denn heute alle gegen sie verschworen?

»Tja, also …«, Valerie lugte abermals durch den Türspalt. Vermutlich hielt sie es momentan für ratsamer, ihrer Großnichte mit gebührendem Abstand zu begegnen. »Es ist jetzt bereits Mittag, Liebes. Wenn du Hunger hast, im Kühlschrank steht ein Birchermüsli. Ich dachte, etwas Leichtes würde dir heute mehr zusagen. Ich fahre Herrn van der Hulst zum Bahnhof. Das Bild ist fertig, und er will unsere Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen. Ich mache anschließend noch einen Besuch bei einer Freundin und bin dann erst am späten Nachmittag zurück.«

»Fein«, murmelte Anouk, »sage deinem Maler auf Wiedersehen von mir, und hast du das Silber schon durchgezählt?«

Valerie verdrehte die Augen. »Also wirklich, Anouk. Du tust Herrn van der Hulst Unrecht. Ein Künstler stiehlt doch nicht!«

Anouk hatte keine Lust, ihre Großtante darüber aufzuklären, was Künstler so alles taten und was nicht, sondern wedelte nur stumm mit der Hand. Sie hörte, wie die Eingangstür ins Schloss fiel, und atmete auf. Endlich Ruhe! Nur dass sie jetzt leider hellwach war. Wieder schaute sie auf ihr Handy. Nichts. Sollte sie Max anrufen? Aber was war, wenn er nicht mit ihr sprechen wollte? Sie bekam einen dicken Kloß im Hals. Warum hatte sie sich nur in ihn verlieben müssen?

»Ich geh jetzt erst mal schwimmen!«, rief sie trotzig in den leeren Raum hinein. »Schließlich habe ich Urlaub.«

Und heute Abend ist Theaterprobe im Schloss, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Kopf. Was tust du dann?

Schloss Hallwyl, 1746

Die Totenglocke der Kapelle läutete Sturm. Marie erwachte darob und wusste sofort, dass ein Unglück geschehen war. Die Zwillinge! Die beiden kleinen Würmchen waren also gestorben. Sie musste auf der Stelle zu Bernhardine.

Ein schmaler, heller Streifen zeigte sich am Horizont. So lange wie an diesem Tag hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen. Schnell schlüpfte sie in ihren Rock, band sich die Schürze um und stülpte sich die Haube über die ungekämmten Haare. Das Wasser in der Waschschüssel war gefroren. Dann musste sie heute eben einmal auf die Morgentoilette verzichten. Auf den Korridoren war der Teufel los. Marie klopfte an Bernhardines Zimmertür und drückte, als keine Aufforderung zum Eintreten erfolgte, die Klinke hinunter. Die Tür war verschlossen. Wie das? Seit wann sperrte sich Dinchen denn ein?

»Bernhardine«, rief sie, »ist alles in Ordnung?«

Keine Antwort. Marie klopfte stärker, rüttelte am Knauf und drückte ihr Ohr an das Holz. Schwach hörte sie das Ticken der Uhr, ansonsten keinen Laut. War Bernhardine vielleicht im Kinderzimmer? Marie drehte sich um und eilte in den Kinderflügel. Als sie die Tür öffnete, blickte die junge Amme hoch.

»Es geht ne schlecht«, sagte sie. »Aber sie lebn noch. Nur habn se jetzt och noch de ganze Beinche voll.«

Marie furchte die Stirn. Wenn die Zwillinge noch lebten, für wen läutete dann die Totenglocke? Angst und eine schreckliche Vorahnung ergriffen Besitz von ihr, die sie jedoch nicht laut auszusprechen wagte.

»Für wen …«, hauchte sie, »läutet man die Glocke?« Sie griff Halt suchend nach der Türklinke.

Der Blick der Amme wurde leer. »Weiß nich«, erwiderte sie, »bimmelt aber schon ewich.«

Marie drehte sich auf dem Absatz um, stürzte zur Treppe und stolperte die Stufen hinunter. Auf halber Höhe kam ihr ein Diener entgegen. Sie packte ihn am Revers.

»Wer ist gestorben?«, schrie sie den Jungen an, der zuerst vor Schreck erbleichte und dann heftig errötete.

»Wisst Ihr es denn noch nicht? Die Herrschaften sind tot«, raunte er.

»Die Herrschaften?«, wiederholte Marie entsetzt. Sie schüttelte den Kopf. »Du meinst … alle beide?«

Der Diener nickte. »Der Herr ist im See abges… ertrunken. Und die Herrin …«, er brach ab, und ein Schauder lief durch seinen Körper, »hat sich umgebracht.«

Marie ließ den jungen Mann los, der sich beeilte, an ihr vorbei die Stufen hinaufzukommen. Ihre Beine knickten ein, und mit einem Schrei fiel sie auf die kalten Steintritte.

Bernhardine tot? Ihr Dinchen tot? Sie schlug die Hand vor den Mund und wiegte sich hin und her. Selbstmord? Nie im Leben! Bernhardine war zwar verzweifelt gewesen, doch so einen feigen Entschluss hätte sie niemals gefasst. Der Freitod war eine Todsünde. Jeder wusste, dass Selbstmörder in die Hölle kamen. Nein, nein! Sie schüttelte immer wieder den Kopf. Dinchen würde nicht selbst Hand an sich legen. Désirées Verlust hatte ihr außerdem gezeigt, wie sehr sie ihre Kinder liebte. Sie hätte die Zwillinge nicht einfach so zurückgelassen. Jetzt, wo sie an der Schwelle zum Tod standen. Da stimmte etwas nicht. Gerold! Natürlich. Marie riss die Augen auf. Der Teufel war zurückgekommen, um nach Désirée nun auch Bernhardine zu beseitigen.

»Herr im Himmel«, flüsterte sie und faltete die Hände. »Wenn mein Dinchen wirklich tot sein sollte, dann sei milde in Deinem Urteil. Sie hat gefehlt, aber Du bist gütig. Du wirst ihr verzeihen und sie wieder mit ihrer Tochter zusammenführen.«

Maries Augen blieben trocken. Aber vielleicht hat man in seinem Leben auch nur eine begrenzte Anzahl Tränen zur Verfügung. Und die meinen habe ich bereits um Désirée vergossen, überlegte sie. Und noch während sie das dachte, füllten sich ihre Augen, und sie fing an zu schluchzen. Als ihr Klagen leiser wurde, trocknete sie sich mit dem Schürzenzipfel das Gesicht und zog sich am Geländer hoch. Und Johannes? War er gestern Nacht tatsächlich im Schnee umgekommen? Marie hatte schon seit Monaten bemerkt, dass der Schlossherr nicht mehr bei guter Gesundheit war. Oder hatte Gerold auch etwas mit dessen Tod zu tun?

Sie hatte plötzlich entsetzliche Angst. Was, wenn Gerolds Auge sich nun auf sie richtete? Sie würde diesem Teufel nichts entgegensetzen können. Sie war nur ein altes Weib ohne jede Bildung. Eine leichte Beute für einen hochwohlgeborenen Herrn. Am Ende würde man sie sogar noch der Hexerei anklagen, weil sie ab und zu etwas weißen Zauber veranstaltet hatte. Sie schluckte schwer. Was sollte sie bloß tun, jetzt, wo weder Bernhardine noch Johannes sie beschützen konnten? Sie war auf Gedeih und Verderb dem neuen Schlossherrn ausgeliefert. Doch halt, einen Freund hatte sie noch!

Marie sah zum Fenster hinaus. Der Morgen hatte die Nachtschatten bezwungen. Ein grauer Himmel spannte sich über dem Seetal und versprach neue Schneefälle. Doch noch waren die Wege gefroren und daher gut befahrbar. Auch wenn nicht mehr viel Zeit blieb.


Im Atelier war es dunkel und kalt. Es roch nach Farben und Harzöl. Mitten im Raum standen die Staffelei und das Porträt, das Bernhardine bei dem Holländer in Auftrag gegeben hatte. Es war mit einem weißen Tuch abgedeckt.

»Cornelis? Bist du hier?« Marie war, ohne dass es ihr bewusst war, zum vertrauten Du übergegangen.

Sie wagte kaum, ihre Stimme zu erheben, denn der Archivturm befand sich genau neben dem Palas, in dem Gerold Hof hielt und das Gesinde darüber instruierte, wie ihr neuer Herr sich das Leben auf dem Schloss vorstellte. Johannes hatte man noch immer nicht gefunden. Angeblich war er im See ertrunken, als er auf dem Weg zum Baldegger Kloster gewesen war, um den Arzt für die Zwillinge zu holen. Marie schauderte. Nur sein Gaul hatte sich retten können. Der hatte Glück gehabt! Ein paar Hufschläge weiter, und Johannes hätte ebenfalls das rettende Gestade erreicht. Aber Glück war in dieser Familie ein seltener Gast.

Über das, was mit der Herrin geschehen war, kursierten die wildesten Gerüchte. Die einen sagten, sie hätte sich aus Kummer über den Tod ihres Ehemanns von den Zinnen gestürzt. Lachhaft! Denn Bernhardine hatte Johannes nie gemocht. Wieso also sollte sie sich seinetwegen umbringen? Andere wiederum behaupteten, sie sei infolge der schrecklichen Todesfälle wirr im Kopf geworden und hätte versucht, wie ein Vogel zu fliegen. Dabei sei sie von der Begrenzungsmauer gestürzt und im Aabach ertrunken. Und dann gab es noch weiteres Geschwätz, das widerwärtigste überhaupt. Marie hatte zwei Mägde dabei belauscht, wie sie sich hinter vorgehaltener Hand darüber unterhalten hatten, dass Bernhardine eine Hexe gewesen sei. Die törichten Weiber hatten geflüstert, die Herrin sei auf einem Besen um die Schlosstürme herumgeflogen. Dreimal. Dabei hätte sie ihre Brüste und ihr Geschlecht entblößt und den Satan angerufen. Anschließend hätte sie mit dem Gehörnten Unzucht getrieben und sei danach mit ihm zusammen in die Hölle gefahren.

Marie hatte sich über dieses infame Geschwätz so erregt, dass sie beiden Mägden eine kräftige Backpfeife verabreicht hatte. Ihre Hand schmerzte noch immer.

»Cornelis? Ich bin’s, die Marie.«

Ein Rascheln ließ sie zusammenzucken. Hinter einem Paravent trat der Holländer hervor. Er sah schrecklich aus. Die Haare wirr, halb bekleidet, seine Miene ein einziges Trümmerfeld.

»Es heißt, sie sei eine Hexe gewesen«, sagte er tonlos.

»Nie und nimmer!«, entgegnete Marie vehement. »So etwas darfst du nicht glauben. Das sind böswillige Lügen!« Marie sah argwöhnisch über ihre Schulter, nahm Cornelis’ Hand und zog ihn wieder hinter die spanische Wand. »Der neue Schlossherr verbreitet diese Gerüchte. Er will Bernhardines Ansehen in den Schmutz ziehen. Aber du hast sie doch gekannt und geliebt … du weißt, dass das nicht wahr ist.«

Der Maler starrte zu Boden. »Geliebt? Mehr als mein Leben. Aber sie wollte mich nicht.«

Marie schluckte. Was sollte sie darauf erwidern?

»Hör zu, Cornelis! Wir haben wenig Zeit. Gerold wird nicht lange fackeln, diejenigen, die Bernhardine nahegestanden haben, ebenfalls zu verleumden. In dieser Gegend herrscht immer noch tiefer Aberglaube. Wenn nur ein winziger Verdacht auf uns beide fällt, landen wir im Schandloch … oder am Galgen.«

Der Holländer schien ihr gar nicht zuzuhören. Er ließ den Kopf hängen und zerbröselte etwas zwischen seinen Fingern, das wie eine getrocknete Blume aussah.

Marie packte ihn am Arm. »Cornelis«, flüsterte sie eindringlich, »hör mich an, wir sind in Gefahr, beide! Wir müssen fliehen!«


Ihre Reisetruhe war zu unhandlich, daher zog Marie einen Leinenbeutel unter dem Bett hervor, stopfte warme Kleidung und ein paar Kräuter in ihn hinein und machte einen festen Knoten. Unter ihrer Matratze bewahrte sie ein paar Münzen auf, die sie gespart hatte. Die steckte sie in ihren Gürtel und griff nach ihrem wollenen Schultertuch. Danach warf sie noch einen letzten Blick in die kleine Kammer, die sie über drei Jahre bewohnt hatte, und betätigte vorsichtig den Riegel. Der Korridor war leer. Sie überlegte, noch einmal kurz nach den Zwillingen zu sehen, kam dann aber davon ab, weil es ihr zu gefährlich erschien. Jede Minute konnte Gerold sich ihrer erinnern. Und was dann sein würde, wollte sie sich lieber gar nicht erst vorstellen. Als die Kammertür schon fast ins Schloss gefallen war, hielt Marie noch einmal inne und schlüpfte abermals ins Zimmer. Sie huschte zu der Truhe, wühlte in ihr herum, bis sie das gesuchte Schmuckstück gefunden hatte, und verstaute es sorgfältig in ihrem Gürtel.

Sie war seit Jahren nicht mehr geritten und verzog das Gesicht bei dem Gedanken, ihre alten Knochen auf einen Pferderücken hieven zu müssen. Doch es gab nur einen Schlitten im Schloss, und der war zu groß, als dass sie damit unbemerkt durch die Dörfer hätten fahren können. Sie traute Cornelis auch nicht zu, das schwere Gefährt zu lenken. Er war ein Künstler. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. Wer hätte das gedacht, dass sie in ihrem Alter noch mit einem jungen Spund durchbrennen würde. Doch als ihr bewusst wurde, was sie alles zurücklassen musste, erstarrte ihr Lächeln. Sie würde Bernhardine weder die letzte Ehre erweisen können noch jemals wissen, was mit Désirée geschehen war. Bis ans Ende ihrer Tage müsste sie mit dem schrecklichen Gefühl leben, nicht zu wissen, was ihrem Liebling in den letzten Augenblicken seines Lebens wirklich zugestoßen war. Und für das Schicksal der Zwillinge konnte sie nur noch beten. Aber der Herrgott war sicher so gnädig, sie bald wieder mit ihren Liebsten zu vereinen. Dermaßen getröstet lief sie, so schnell sie ihre alten Beine trugen, durch den Palas und spähte auf den Schlosshof.

»Endlich«, zischte Cornelis, als Marie kurze Zeit später in den Stall stürzte, »ich habe schon geglaubt, sie hätten dich geschnappt.«

Er hatte in der Zwischenzeit seinen Rappen und eine ältere Stute gesattelt. Marie trat zu den Pferden, und der Maler verschränkte seine Hände zu einer Räuberleiter, so dass sie ihren Fuß von dort aus leichter über den Rücken der Stute schwingen konnte. Marie biss die Zähne zusammen. Ihr ganzer Körper schmerzte, aber sie durfte jetzt nicht schlappmachen.

»Danke«, flüsterte sie, und Cornelis nickte.

Er griff nach den Zügeln der Tiere und öffnete das Stalltor. Jetzt kam der gefährlichste Moment. Es gab nur einen Weg, den sie nehmen konnten: den über die Schlossbrücke. Wenn jemand am Torturm stünde oder beim Brückenpfeiler … Marie wollte sich nicht vorstellen, was dann mit ihnen geschehen würde. Es musste einfach gelingen!

Sie hatten Glück. Das Schlosstor stand offen, und weit und breit war niemand zu sehen. Cornelis schwang sich in den Sattel. Er warf ihr einen fragenden Blick zu, und Marie nickte. Sodann trieben sie die Pferde an und galoppierten durchs Tor hinaus. Sie wandten sich direkt nach Süden, da ihnen dies der sicherste Weg schien. Wenn Gerold sie suchen und verfolgen ließe, würde er sich gewiss zunächst Richtung Bern wenden, wo Dinchens Eltern lebten. Maries erster Gedanke hatte natürlich zuerst ihrem ehemaligen Dienstherrn Franz Ludwig von Diesbach gegolten. Aber nachdem sie Cornelis anvertraut hatte, dass Bernhardines Vater vermutlich eher dem neuen Schlossherrn als einer alten Amme Glauben schenken würde, hatte auch er den Kopf geschüttelt. Und deshalb hatten sie sich dazu entschlossen, alle Brücken hinter sich abzubrechen und nach Süden zu ziehen. Weit weg vom Herrschaftsgebiet derer von Hallwyl. Und auch weit weg von den Gräbern meiner beiden Schützlinge, dachte Marie. Ein dicker Kloß saß ihr im Hals und ließ sie keuchen. Der Holländer warf ihr einen alarmierten Blick zu, doch sie lächelte tapfer. Sie würde auch dies überstehen. Frauen waren stark.

Plötzlich riss Cornelis an den Zügeln und drängte Maries Stute zur Seite, bis diese zum Stehen kam. Marie wollte bereits protestieren, sah dann aber, wie der Maler einen Finger auf die Lippen legte und mit dem Kopf zur rechten Seite deutete. Ihr stockte der Atem. An die zehn Männer standen – mit Gerold von Hallwyl in ihrer Mitte – am Ufer des Aabachs. Drei Boote waren zu Wasser gelassen worden, in denen sich weitere Knechte befanden. Sie hielten lange Stangen in den Händen, mit denen sie im trüben Aabach herumstocherten.

Marie wollte sogleich vom Pferd steigen. Doch Cornelis stieß einen tiefen Kehllaut aus und schüttelte vehement den Kopf. Er strich mit einer Hand quer über seinen Hals. Marie nickte stumm. Natürlich, wie töricht von ihr. Zum Glück lag hoher Schnee, der das Geräusch klappernder Hufe dämpfte. Des Weiteren schrien die Helfer wild durcheinander, was Marie und Cornelis einen zusätzlichen Vorteil verschaffte. Vorsichtig, ganz vorsichtig, im Schritttempo, ritten sie an den Männern, die mit dem Rücken zu ihnen standen, vorbei. Keiner bemerkte sie. Doch plötzlich drehte sich einer der Suchenden, fast noch ein Kind, um und starrte die Reiter mit offenem Mund an. Marie erkannte ihn. Es war der Einarmige. Huldrich, der Krähenfänger und Gerolds Helfer. Sie erstarrte, konnte kaum noch atmen.

Der Bub runzelte die Stirn, kniff die Augen zusammen und blickte dann zu Bernhardines Schwager hoch, der den Männern in den Booten etwas zurief. Cornelis war totenbleich geworden. Ein Wort aus dem Mund des Jungen, und mit ihrer Flucht war es vorbei, noch ehe sie begonnen hatte. Bitte, lieber Gott, lass ihn nicht rufen!, betete Marie stumm.

Huldrich sah wieder zu ihnen herüber, schaute nochmals zu Gerold auf und hob seinen Arm.

Marie presste die Lippen zusammen, um nicht zu schreien. Vorbei! Sie werden uns umbringen! Doch anstatt den Hallwyler am Ärmel zu zupfen, winkte Huldrich ihnen zu, lächelte und drehte sich dann wieder um.

Marie und Cornelis sahen sich verblüfft an. Doch es blieb ihnen keine Zeit, sich zu wundern. Die Männer in den Booten machten Anstalten, zum Ufer zurückzukehren. Der Maler gab Maries Stute einen Klaps auf den Hintern und trieb seinen Rappen mit den Unterschenkeln an. Nach einem Sprung über einen zugefrorenen Wasserlauf verschwanden Marie und Cornelis im schneebedeckten Gehölz des Seeufers.

Die Frau in Rot: Roman
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