10

Seengen, 2010

Als Anouk die Wohnungstür aufschloss, hörte sie, wie ein Wagen startete und mit kreischenden Reifen vom Trottengässli in die Hauptstraße einbog. Sie blickte über die Schulter, sah aber nur noch einen silberfarbenen Haarschopf in einem dunklen, davonfahrenden Wagen. Anouk schüttelte missbilligend den Kopf. Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Durch die Tür, die einen Spalt offen stand, erkannte sie ihre Großtante und den Maler. Die beiden saßen nebeneinander auf dem Sofa und starrten gebannt auf die Mattscheibe, die ihre Gesichter in ein bläuliches Licht tauchte.

Anouk ging in ihr Zimmer hinauf, zog die Kleider aus und stellte sich unter die Dusche. Während das heiße Wasser auf ihren Körper prasselte, lehnte sie die Stirn an die kühlen Fliesen und ließ den Tag Revue passieren.

Mysteriöse Dinge passierten in diesem Dorf. Aber sie selbst hatte bisher nie an Übersinnliches geglaubt. Wenn im Fernsehen irgendwelche Mystery-Serien gelaufen waren, hatte sie sich immer das Lachen verbeißen müssen. Denn stets kam in ihnen eine hübsche Frau vor, die des Nachts in einem Flatterhemdchen ängstlich auf den Dachboden stieg, um unheimlichen Geräuschen auf den Grund zu gehen. Und jetzt? Hielt sie es jetzt tatsächlich für möglich, dass Julia …? Aber diese Bilder konnten unmöglich von ihrer toten Freundin stammen. Das ergab alles keinen Sinn! Es war beunruhigend, was hier passierte, und Anouk hatte keine logische Erklärung dafür. Merkwürdig war außerdem auch, dass sie zwar bei jedem dieser Vorkommnisse fast zu Tode erschrocken war, aber komischerweise nie wirklich Angst gehabt hatte. Sie spülte sich das Shampoo aus den Locken, wickelte sich ein Handtuch um den Kopf und warf sich nackt aufs Bett, das ächzend protestierte. Mit der Hand hangelte sie nach der Packung Zigaretten auf ihrem Nachttisch und steckte sich eine an. Es musste eine andere Erklärung für all diese Dinge geben. Nichts geschah grundlos.

»Ach, Süße«, murmelte sie und dachte an Julia, »ich vermisse dich. Du mit deinem hellen Köpfchen hättest mir des Rätsels Lösung schon längst präsentiert.« Energisch drückte sie die halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus. »Okay«, sagte sie dann und schwang die Beine aus dem Bett, »gehen wir also analytisch an die Sache heran!«

Das hatte schon ihr Mathelehrer auf dem Gymnasium immer zu ihr gesagt. Anouk musste bei der Erinnerung daran grinsen. Sie kramte in ihrer Reisetasche, zog ein Spiralheft hervor, in das sie früher ihre Termine notiert hatte, und griff nach einem Kugelschreiber. Sie zeichnete zwei Spalten auf das karierte Papier und schrieb oben links »Ereignisse« und rechts davon »Fragen/Interpretation«.


 
 Ereignisse
 
 Fragen/Interpretation
  
Ruf nach Désirée beim Schloss  
  
Frauenname/Wer?  
  
Verse (Tati, Schülerin)  
  
S. H. Zäunemann/   18. Jh./tot
  
Fallende Frau beim Schloss mit rotem Kleid und roten Locken  
  
Wer?  
  
Kleines Mädchen im Nachthemd und roten Locken  
  
Wer?  
  
Theaterstück  
  
Huldrich Erismann/   18. Jh.
  
Krähe auf Friedhof, beim Grab  
  
tollwütig?  
  
Computer, selbständige Bilderabfolge  
  
Störung? Botschaft? Von wem?  

Sie starrte einen Moment auf die Aufstellung und strich dann die Zeile mit dem kleinen Mädchen wieder durch. Das war zwar eine ungewöhnliche Begegnung gewesen, aber eine erklärliche. Anouk kaute gedankenverloren am Kugelschreiber. Etwas viele Fragezeichen! Sie blätterte die Seite um und notierte nun alle Worte auf, die sie von den Gedichten noch im Kopf behalten hatte, gefolgt von den Versen aus dem Theaterstück:

~ verdammen
~ nicht richten
~ frommes Weib
~ Liebe
~ Ruhe
~ kühle Erde
~ alter, krummer Mann
~ Eltern werben
~ Ehestand
~ bitter
~ Liebste, du warst in deinem Geist gewiss, mich nicht auf ewig zu verlieren. Gott wird daher im Paradies uns wieder wissen zuzuführen.

Anschließend schrieb sie noch die Bilder auf, die auf Max’ Computerbildschirm aufgetaucht waren.

~ Anouk, 2 x
~ Schloss Hallwyl, 2 x
~ Krähe
~ Grabstein
~ Kornblumen
~ Seenger Kirche
~ Sidonia Zäunemann
~ Ölgemälde mit Liebespaar
~ Engel
~ Hauptstadt
~ Teufel

Beim Memoryspielen war Anouk früher immer unschlagbar gewesen. Vermutlich hatte sie deshalb auch keines der Bilder vergessen. Sie blätterte von der ersten auf die zweite Seite des Spiralblocks. Es gab durchaus Parallelen. Die Krähe zum Beispiel, die kam sowohl bei den Ereignissen als auch bei den Bildern vor. Oder Sidonia Zäunemann. Die Dichterin befand sich sogar in allen drei Aufstellungen. Genau wie das Schloss. Dort hatten sich zwei Ereignisse abgespielt, und das Ölgemälde war zweimal auf Max’ Computer erschienen.

»Denk nach!«, murmelte sie. »Es muss einen roten Faden geben. Schließlich warst du im Deutschunterricht mal die Beste im Interpretieren.«

Sie stand auf und ging im Zimmer umher. Das Denken war ihr schon immer leichter gefallen, wenn sie sich bewegte.

»Weib, Ehemann, Liebespaar, werben, Grabstein, Tod. Geht es um Liebe und Tod?«, murmelte sie vor sich hin und dachte an das eng umschlungene Paar auf dem Ölgemälde.

»Die Zäunemann spielt eine Rolle. Ob als Protagonistin oder Nebenfigur, ist noch ungewiss. Liebe … zu einem alten, krummen Mann? Unwahrscheinlich. Vermutlich eher eine unglückliche Liebe zu einem fremden Mann, die im Tod endet und deren Protagonisten erst im Paradies wieder zusammenfinden werden. Das würde auch die Verse aus dem Theaterstück erklären. Sehr romantisch!«

Anouk blätterte durch den Spiralblock, hielt einen Moment inne und ging weiter auf und ab. »Rote Locken – wie meine – rotes Kleid. Das Schloss. Irgendetwas muss mit dem Schloss sein. Vielleicht hat dort mal eine rothaarige Frau gelebt. In einem roten Kleid. Womöglich auch ein kleines Mädchen. Der kleine Engel sozusagen. Aber wer ist der Teufel? Der alte Mann? Und was hat Bern damit zu tun? Und die Krähe? Und was ist mit den Kornblumen? Haben einige Blumen nicht auch eine bestimmte Bedeutung?«

»Geht’s dir gut, Liebes?«

Valerie streckte den Kopf zur Tür herein und wandte schnell den Blick ab, als sie bemerkte, dass Anouk nackt war.

»Herrgott, Tati!«, fuhr Anouk herum. »Jetzt hast du mich beinahe zu Tode erschreckt.«

»Tut mir leid, Schätzchen, aber wir hörten Schritte, und auf mein Klopfen hin hast du nicht reagiert. Lernst du für deine Rolle?«

Anouk wollte schon den Kopf schütteln, besann sich dann aber eines Besseren und nickte. »Ja, genau. Ich bin am Üben.«

»Fein, fein«, sagte Valerie lächelnd. »Freut mich, wenn du etwas gefunden hast, das dir Spaß macht.«

»Sag mal, Tati, weißt du zufällig, welche Bedeutung den Kornblumen zugeschrieben wird?«

Ihre Großtante runzelte die Stirn. »Ich glaube, Hoffnung«, sagte sie dann, »warum?«

»Nur so«, erwiderte Anouk und machte sich eine Notiz in ihrem Block.

Valerie blinzelte verwirrt und zuckte dann leicht mit den Achseln. »Kommst du noch herunter … wenn du dich angekleidet hast?«

»Ich glaube nicht, Tati. Ich bin müde und werde wohl früh ins Bett gehen.«

»Verstehe. Bis morgen also.« Ihre Großtante hatte die Tür schon fast geschlossen, als sie plötzlich innehielt. »Ach, bevor ich es vergesse. Herbert hat angerufen und nach dir gefragt.«

Anouk hob erstaunt die Augenbrauen. »Dein Objekt der Begierde? Was wollte er denn?«

Ihre Großtante kniff die Lippen zusammen. »Also bitte, Anouk. Herr Rufli ist nur ein Freund. Und er hat mir nicht gesagt, was er wollte«, beantwortete sie die Frage in einem Ton, der Anouk vermuten ließ, dass es sie gekränkt hatte, nicht über den Grund seines Anrufes informiert worden zu sein.

»Okay«, sagte Anouk. »Danke fürs Ausrichten.«

Valerie nickte und schloss die Tür.

Was konnte der Kurator nur von ihr wollen? Egal, wenn es um etwas Wichtiges ginge, würde er sich wieder melden.

Sie versuchte, ihre Überlegungen erneut aufzunehmen, konnte sich jedoch nicht mehr konzentrieren. Nachdem sie mehrmals gegähnt hatte, legte sie den Block auf den Nachttisch, schlüpfte unter die Bettdecke und knipste das Licht aus.

Roter Faden … Rot … genau! Die Farbe schien der Schlüssel zu allem zu sein.

Ein rhythmisches Klopfen drang in Anouks Träume. Sie öffnete die Augen und schaute auf den Wecker. Schon neun Uhr morgens vorbei. Langsam entwickelte sie sich zu einem regelrechten Faultier. Aber irgendetwas schien anders zu sein als sonst. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. Das Zimmer lag immer noch im Halbdunkel. Und jetzt erklärte sich auch das monotone Klopfen. Draußen ging ein gewaltiger Wolkenbruch nieder; ab und zu ertönte dumpfes Donnergrollen. Anouk kuschelte sich wieder in die warme Decke. Sie versuchte, noch ein wenig zu schlafen, doch ihre Gedanken kreisten um den gestrigen Tag und fuhren Karussell in ihrem Kopf. Nach ein paar vergeblichen Versuchen, sich Morpheus erneut in die Arme zu werfen, schwang sie schließlich die Beine aus dem Bett und stand auf.

Sie zog die Gardinen beiseite und stieß enttäuscht die Luft aus. Der Herbst ließ grüßen! Tiefe Regenwolken hockten über dem See und gebaren Regenschleier. Die Hortensien waren zerzaust wie nach einem Hurrikan. Ein weißer Blütenteppich lag auf dem Rasen, und die Zweige beugten sich traurig über ihren beraubten Schmuck. Anouks Magen knurrte, weshalb sie sich sofort auf den Weg in die Küche machte. Dort sah es aus, als hätte der Blitz eingeschlagen. Der Küchentisch war mit alten Zeitungen abgedeckt, auf denen Farbkübel standen. Zwischen diesen lagen wiederum Tuben und Pinsel in allen Größen und alte, farbverschmierte Lumpen. Aus dem Wohnzimmer hörte sie das Kichern ihrer Großtante und eine männliche Bassstimme. Im Hintergrund lief Debussy. La Mer, wenn sich Anouk nicht täuschte.

»Ach, Monsieur van der Hulst«, hörte sie Tati Valerie sagen, »Sie sind ein veritabler Charmeur! Wenn Sie mir nicht allzu viele Falten ins Gesicht pinseln, bin ich schon glücklich. Ich möchte das Bild ja nicht unbedingt ›Schildkröte in rotem Taft‹ nennen.«

Die Antwort des Malers konnte Anouk nicht verstehen, aber ihre Großtante kicherte wieder. Also war das Findelkind noch immer anwesend und tat seine Pflicht. Anouk schaute sich alarmiert um. Alles noch an seinem Platz? Gut, Tati hatte also keinen Dieb aufgegabelt. Dass es sich allerdings um einen richtigen Künstler handelte, bezweifelte Anouk.

»Morgen!«, sagte sie und steckte den Kopf ins Wohnzimmer. Ihre Großtante saß auf einem Küchenstuhl zwischen Sofa und Fenster. Sie hatte sich in ihr gelbes Baiserkleid gestürzt und die Perücke aufgesetzt. Der Raum war hell erleuchtet. Um Valerie herum standen vier verschiedene Lampen, was ihrem Teint nicht gerade schmeichelte. Anouk konnte den Spruch mit der Schildkröte jetzt durchaus nachvollziehen. Ihrer Großtante gegenüber stand der Belgier. Er trug einen zerschlissenen Kittel, der vermutlich einmal weiß gewesen war. In der einen Hand hielt er eine Palette, in der anderen einen Pinsel. Ein weiterer steckte quer in seinem Mund, was sein Genuschel erklärte. Über seiner Schulter hing ein Fetzen Stoff, an dem er den Pinsel in seiner Hand säuberte.

»Oh, hallo Liebes«, sagte Valerie und drehte sich zu ihr um, was dem Belgier ein Knurren entlockte. Ihre Großtante verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen. »Ich darf mich leider nicht bewegen. In der Küche steht frischer Kaffee, und im Kühlschrank sind noch Eier. Du kommst sicher ohne mich zurecht.«

Anouk schmunzelte und trat neben die Staffelei. Viel war noch nicht zu sehen. Valeries Konturen, eine Landschaft im Hintergrund, etwas Himmel. An der gefurchten Stirn des Malers merkte sie, dass er es offenbar nicht schätzte, wenn ihm jemand beim Malen über die Schulter blickte. Sie hob entschuldigend die Hände und ging in die Küche.

»Und bitte viel Grün und Blau, Monsieur van der Hulst, damit es richtig natürlich aussieht. Ich hasse gestellte Bilder, wissen Sie.«

Anouk lauschte auf die Antwort des Belgiers, verstand aber wieder kein Wort und schüttelte den Kopf. Hauptsache, ihre Großtante konnte mit ihm kommunizieren.

Sie setzte sich an den Küchentisch, schob die diversen Utensilien darauf zur Seite und griff nach der Morgenpost. Als sie die Zeitung aufschlug, fiel ihr ein Flugblatt entgegen und zu Boden. Sie hob es auf und betrachtete den farbigen Flyer, auf dem ihr Theaterstück angepriesen wurde, mit der Bitte, sich rechtzeitig um eine Platzreservierung zu kümmern. Das Schloss Hallwyl prangte auf der Vorderseite. Jemand hatte das Foto auf alt getrimmt, so dass es aussah, als wäre es in den Anfängen der Fotografie entstanden. Darunter waren der Verfasser des Stückes, dieser Huldrich Erismann, inklusive seines Lebenslaufs, und die Namen der Schauspieler angegeben. Anouk grinste, als sie ihren eigenen entdeckte. War ihre Magd-Rolle eventuell der Beginn einer neuen Karriere?

Sie drehte das Flugblatt um. Aha, die Bibliothekarin fungierte also als Anlaufstelle für den Ticketverkauf, und unter deren Adresse war noch ein kleiner Lageplan der Örtlichkeiten eingezeichnet. Anouk legte das Blatt neben ihre Tasse Kaffee. Sie wollte es aufbewahren. Vielleicht würde sie es später ihren Eltern zeigen. Oder ihren Kindern. Anouk schüttelte den Kopf. Wie kam denn ausgerechnet sie auf so einen Gedanken?

Aus dem Wohnzimmer drang lautes Lachen. Anouk lehnte sich zurück und stieß dabei ihre Tasse um. Der Kaffee ergoss sich über das Flugblatt, lief über die Zeitung und tropfte auf den Fußboden.

»Mist!«, rief sie und lief zur Spüle, um einen Lappen zu holen. Als sie wieder an den Tisch trat, riss sie überrascht die Augen auf. Der Kaffee hatte nur einen Teil des Handzettels getränkt. Einige Stellen waren trocken geblieben und ließen vereinzelte Worte nun wie weiße Inseln hervortreten und sich vom Rest des kaffeegetränkten Textes abheben.


Das Porträt

Ein Drama in drei Akten von Huldrich Erismann

Huldrich Erismann lebte von 1736–1764. Über seine Jugend ist nicht viel bekannt. Angeblich war er ein Waisenkind. Er studierte Theologie in Bern und war später als Pastor in Seengen bis zu seinem Tod tätig. Er befasste sich mit der Heilkunst und pflegte Arme und Kranke. Er liebte die Poesie und schrieb neben seiner Arbeit Gedichte und Theaterstücke. Leider wurden viele seiner Werke bei einem Brand, bei dem der Dichter den Tod fand, ein Raub der Flammen. Sein Grab befindet sich auf dem Schlossfriedhof der Familie von Hallwyl, zu der er zeit seines Lebens ein inniges Verhältnis pflegte. 1996 wurde eine Gedenktafel bei der Kirche Seengen angebracht, auf der er als junger Mann zu sehen ist.

  
Schauspieler:  
  
Eleanor   von Hallwyl
  
Brigitte Häusermann  
  
Josef von Hallwyl  
  
Peter Wäber  
  
Eusebius von Hallwyl  
  
Hans-Rudolf Gnägi  
  
Jan van Teckel  
  
Nick Hächler  
  
Elisabeth  
  
Evi Leibundgut  
  
Berta  
  
  Anouk Morlot
  
Joggeli  
  
  Gerold Humbel
    
  
Regisseur  
  
Max Sandmeier  
  
Bild  
  
©   Bernhard Rossinet

Anouk starrte gebannt auf den nassen Fetzen, der sich immer mehr mit der braunen Brühe vollsog. Dann stürzte sie zum Telefontischchen, schnappte sich Stift und Papier und lief zurück. Hastig notierte sie die Wörter, die weiß geblieben waren.


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»Ach, du meine Güte!« Valerie rauschte in die Küche, raffte, bevor Anouk reagieren konnte, die durchtränkten Zeitungen zusammen und warf das tropfende Knäuel in den Abfalleimer. »Entschuldige die Unordnung, Liebes!«, wandte sie sich an ihre Großnichte und wusch sich die Hände an der Spüle. »In Ermangelung eines Ateliers müssen wir uns leider mit der Küche und dem Wohnzimmer begnügen. Soll ich frischen Kaffee aufsetzen?«

Anouk starrte ihre Großtante entsetzt an. »Ich wollte … brauchte …«, stammelte sie.

»Was denn, Schätzchen?«

»Ach, nichts.« Anouk betrachtete die notierten Wörter auf dem Zettel. Ergaben sie einen Sinn, oder war es nur Zufall, dass sie sich nicht verfärbt hatten? »Ich werde mich mal anziehen und einen Spaziergang machen.«

»Bei dem Wetter?« Ihre Großtante blickte zweifelnd durchs Küchenfenster.

»Ja, warum denn nicht?«

»Nimm aber einen Regenschirm mit!«, rief Valerie ihr hinterher.


Das Café Studler wirkte von außen anheimelnd und freundlich. Anouk schüttelte den Schirm aus, trat ein und setzte sich an einen Tisch. Sie bestellte sich einen Latte macchiato und zwei Hörnchen. Der Regen prasselte mit stetem Gleichklang gegen das große Panoramafenster und lief in wahren Sturzbächen ab. Das Café war nur spärlich besucht. Eine Jugendliche, die mit kajalgeschwärzten Augen ins Leere starrte und an ihren Fingernägeln knabberte, zwei Mütter mit Kleinkindern auf den Knien und ein älterer Mann, der die Morgenzeitung las. Ein Umstand, der Anouk wieder an den Handzettel erinnerte. Sie zog ihren Spiralblock aus der Handtasche, schlug ihn auf und legte den Zettel mit den von ihr notierten Wörtern daneben.

Anouk winkte der Bedienung, die mit einem freundlichen Lächeln an ihren Tisch trat und vermutlich froh war, etwas zu tun zu haben.

»Hätten Sie bitte eine Schere für mich?«, fragte sie und bestellte sich einen weiteren Kaffee. Die junge Frau nickte und kehrte wenig später mit dem gewünschten Gegenstand zurück. In den nächsten Minuten war Anouk damit beschäftigt, jedes einzelne Wort auszuschneiden. Sie legte die Papierstreifen vor sich auf den Tisch und versuchte, sie in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Als würde ich einen Erpresserbrief verfassen!, ging es ihr durch den Kopf.


Bernhard junger Mann liebte Poesie drei Kranke Tod Schlossfriedhof Verhältnis Bern Porträt Gedenktafel Kirche Seengen kunst Gedichte von Hallwyl Anouk Morlot 17 4 6 Gerold ine

Das ergab überhaupt keinen Sinn. Sie ordnete die Wörter neu.


Anouk Morlot Verhältnis junger Mann Bernhard/Gerold von Hallwyl Bern kind Huldrich/Porträt Drama drei Tod/Kranke liebte kunst Poesie Gedichte/Grab ine Schlossfriedhof/Gedenktafel Kirche Seengen/17 4 6

Anouk runzelte die Stirn. Sie kannte weder einen Bernhard noch einen Gerold. Und was war mit den Zahlen? Ergaben sie ein Datum? Oder Koordinaten? Sie seufzte, blickte zu dem älteren Herrn hinüber, der sich seine Jacke anzog und aufstand.

»Entschuldigen Sie bitte. Dürfte ich eventuell das Flugblatt haben, das der Zeitung beigelegt ist?«

Der Mann hielt in der Bewegung inne, musterte sie kurz und hob die Schultern.

»Sicher«, sagte er und reichte ihr den Flyer. »Ich hab’s eh nicht so mit dem Theater.« Er lächelte entschuldigend und verabschiedete sich.

Anouk legte das Blatt neben die Papierschnipsel und vertiefte sich erneut in Huldrich Erismanns Lebenslauf. Die Zahlen passten zu der Zeit, in der er gelebt hatte. Siebzehnhundertsechsundvierzig. Sie rechnete kurz nach. Damals war der Dichter zehn Jahre alt gewesen. War in jenem Jahr etwas Außergewöhnliches passiert? Ob dieser Bernhard sein Vater war? Sein Bruder? Onkel? Oder dieser Gerold? Aber angeblich war Huldrich doch ein Waisenkind gewesen. Auf alle Fälle drehte sich alles um das Schloss. Und um den Tod. Irgendjemand war gestorben. Aber wer?

Anouk atmete tief durch und lehnte sich zurück. Sie kam nicht weiter und starrte auf die Worte, als könnte sie diese durch bloße Gedankenkraft in die richtige Reihenfolge bringen. Warum war überhaupt ihr Name erschienen? Sie wusste, dass ein Teil ihrer Familie irgendwann aus dem Bistum Basel in den Aargau gezogen war. Nur wann? Vielleicht im achtzehnten Jahrhundert? Ein Frösteln lief ihr über den Rücken. Hatten die unerklärlichen Dinge etwas mit der Familie Morlot zu tun? Sollte sie Tati danach fragen? Oder besser gleich die Chroniken der Gemeinde durchforsten? Zum zweiten Mal seit ihrer Ankunft bereute Anouk, dass sie ihr Laptop nicht mitgenommen hatte. Zwar gab es einen öffentlichen Computer in der Dorfbibliothek, aber seit gestern verspürte sie nur noch wenig Lust, Frau Häusermann um etwas bitten zu müssen. Sie würde einfach Max nochmals bemühen.

Schloss Hallwyl, 1746

Das Tor zum Palas wurde aufgerissen. Johannes’ Wolfshunde und eine Wolke wirbelnder Schneeflocken stoben in die Vorhalle, dahinter schälte sich ihr Gatte aus dem Zwielicht des späten Nachmittages. Johannes klopfte den Schnee von seinem Hut, schüttelte sich und trat zum Kamin. Dabei mied er Bernhardines Blick, die seit Stunden vor dem Eingang zur Halle auf und ab gegangen war.

»Johannes?«, fragte sie hoffnungsvoll. Sie knetete unentwegt ihre Hände, blieb ansonsten aber völlig reglos vor ihm stehen. Er drehte sich um, hob kaum merklich die Schultern und schüttelte den Kopf. Sie biss sich in die Faust. Tränen liefen ihr über die Wangen. »Nicht eine Spur? Irgendjemand muss doch etwas gesehen haben. Wie kann ein Kind aus einem Wasserschloss verschwinden? Désirée hat doch keine Flügel!«

Sie lachte hysterisch. Der Laut brach sich an den Steinwänden der Vorhalle. Johannes schreckte zusammen und starrte in die Flammen. Von seinem Mantel tropfte Schmelzwasser. Hector schlich herbei und leckte die Pfütze auf. Mit einem ärgerlichen Fußtritt verscheuchte ihn sein Herr.

»Ich denke«, begann er stockend, »dass das Kind – im Fieberwahn – aufs Fensterbrett geklettert ist. Und dann …« Er brach ab und strich sich mit einer müden Geste über die Stirn. »Ihr wisst selbst, unter der Kammer fließt der eiskalte Aabach vorbei.«

Bernhardine griff sich an den Hals.

»Aber sie ist doch noch so klein. Wie sollte sie …?«

Johannes seufzte. »Der Meier hat den ganzen Wasserlauf bis zum Köhlerhaus absuchen lassen. Nichts. Weder im Mühlekanal noch im Abfluss. Keine Fußspuren, kein weißes Nachthemd, nicht das geringste Zeichen.«

Plötzlich wandte er sich zu ihr um und schlug den nassen Hut gegen seinen Oberschenkel. Seine Augen blitzten, er straffte die Schultern und trat drohend einen Schritt auf Bernhardine zu.

»Was seid Ihr nur für eine Mutter, Madame!« Er spuckte das Wort aus, als wäre es giftig. »Euer Kind ist krank, und Ihr schlummert zufrieden unter Euren weichen Daunen. Anstatt, wie es Eure heilige Mutterpflicht gewesen wäre, bei ihm zu wachen. Geht mir aus den Augen! Ihr, Ihr …«

Er beendete den Satz nicht, sondern drehte sich um und stürmte davon. Die Hunde folgten ihm.

Bernhardine starrte durch einen Tränenschleier auf die Stelle, an der ihr Gatte soeben noch gestanden hatte. Der Boden glänzte vor Nässe. Nebenan fiel eine Tür krachend ins Schloss. Bernhardines Brust schmerzte. Sie fing an zu röcheln. Tot? Ihre süße kleine Tochter tot? In den eisigen Fluten des stinkenden Baches ertrunken? Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Johannes irrte sich gewiss, und auch der Meier musste sich irren. Désirée hatte sich nur irgendwo in diesem vermaledeiten Schloss verlaufen. Sicher rief sie schon nach ihr und weinte sich vor lauter Angst die Augen aus. Da! War da nicht ein leises Wimmern zu hören? Bernhardine lauschte angestrengt. Doch sie vernahm nur das Knacken der Holzscheite im Kamin und das Heulen des Schneewindes. Aber sie würde Désirée finden. Sie war schließlich ihre Mutter. Und Cornelis würde ihr dabei helfen. Er verstand sich doch so gut mit der Kleinen. Auf sein Rufen würde sie antworten. Bernhardine drehte sich um, raffte ihr Kleid und rannte hinaus Richtung Westbau.

Der Schneesturm entriss ihr das Schultertuch, als sie die Pforte zur vorderen Burg öffnete. Die wirbelnden Eiskristalle fielen spitz wie Nadeln auf die Haut oberhalb ihres Dekolletés. Sie hielt sich schützend eine Hand vor die Augen. Durch das Schneegestöber hindurch konnte sie gerade noch die Schlosskapelle, die angrenzende Scheune und das Kornhaus auf der linken Seite erkennen. Die Pferdeställe und den Westbau, in dem Cornelis untergebracht war, vermochte sie hinter der weißen Wand nur zu erahnen.

Der Wind verfing sich in ihrem Kleid, blähte es auf und ließ es wie ein Segel flattern. Sie stemmte sich gegen den Sturm und stapfte auf Cornelis’ Unterkunft zu. Nässe drang durch ihre Schuhe und ruinierte den feinen Damast. Eine Windböe riss ihr die Haube vom Kopf. Sie wollte noch nach ihr greifen, fasste jedoch ins Leere, weil der Wind sie bereits in einem kreiselnden Tanz davongetragen hatte. Bernhardines rote Locken wirbelten wie züngelnde Schlangen um ihr Haupt und nahmen ihr die Sicht. Von fern vernahm sie das Läuten einer Glocke, ansonsten waren nur das Heulen des Windes und ihr eigenes Keuchen zu hören. Nach einer Ewigkeit erreichte sie endlich den Westbau. Sie rüttelte an der Tür, denn ihre Finger waren so starr, dass sie es nicht schaffte, die Klinke herunterzudrücken. Hinter den runden Butzenscheiben schimmerte gelbes Licht. Bernhardine hämmerte an das Fenster. Durch das Glas sah sie, wie sich eine dunkle Silhouette näherte. Gleich darauf wurde die Tür aufgerissen.

Cornelis starrte sie ungläubig an. Er trug nur ein langes Leinenhemd, das nachlässig geschnürt war und den Blick auf seine nackten Oberkörper freigab. Bernhardine unterdrückte das Verlangen, seine Brust zu berühren und ihre Wange an sie zu schmiegen.

»Du?«, sagte er nur und trat beiseite.

Sie stolperte ins Innere. Als sie sich nach ihm umdrehte, bemerkte sie, dass er aufmerksam nach links und rechts spähte, bevor er die Tür schloss.

Er hat Angst, ging es ihr durch den Kopf. Doch der Gedanke verflog so schnell, wie er aufgetaucht war, als sie sich in der Kammer umschaute.

Auf dem Tisch standen ein Krug Bier, eine kleine Schüssel Haferbrei, in der noch der Löffel steckte, und ein angebissenes Stück Brot. Dahinter, auf dem Bett, lag ein Reisesack, der halb gefüllt war, daneben Hut und Reitpeitsche. Die Staffelei war zusammengebunden, die Stiefel standen neben dem gezimmerten Holztisch parat.

Bernhardine wirbelte herum.

»Es scheint mir, als spielte Meister van Cleef mit dem Gedanken, seine Zelte hier abzubrechen«, stellte sie mit schneidender Stimme fest. »Hat Er in der Eile denn nicht etwas vergessen?«

Cornelis zog den Kopf ein. »Bernhardine«, begann er, schlüpfte dabei in seine Hose und stopfte sich hastig das Hemd in den Bund. »Wir müssen vernünftig sein, ich …«

»Vernünftig?«, unterbrach sie ihn und ging einen Schritt auf ihn zu. »Ausgerechnet du sagst mir, dass wir vernünftig sein sollen?« Sie lachte wild auf und strich sich mit einer fahrigen Geste die nassen Locken aus dem Gesicht. »Wer hat mir denn Liebesverse vorgesäuselt, so dass ich meine Tugend weggeworfen habe wie einen alten Stofffetzen?«

»Ich …«, stammelte Cornelis und hob hilflos die Hände.

»Schweig!« Bernhardine trat näher. Er überragte sie um Haupteslänge und war blass geworden. Sie starrte ihn an, und er senkte beschämt den Blick. »Es ist jetzt nicht die Zeit«, hob sie an, »um sich über das zu unterhalten, was gestern Nacht geschehen ist. Désirée ist verschwunden. Seit den frühen Morgenstunden wird nach ihr gesucht. Ohne Erfolg. Als hätte der Teufel persönlich das Kind geholt.«

Plötzlich war sie über alle Maßen erschöpft. Ihr Kopf fühlte sich an, als würde jemand Wasser darin kochen. Sie setzte sich aufs Bett, schlang beide Arme um ihren Oberkörper und schloss für einen Moment die Augen.

»Wie … verschwunden?«

Cornelis runzelte die Stirn, kniete sich vor Bernhardine hin und versuchte, ihre Hand zu ergreifen. Doch sie wandte sich ab.

»Désirée hat gefiebert«, sagte sie tonlos und rieb sich die Arme. »Marie wachte deshalb die ganze Nacht an ihrem Bett. Als sie irgendwann den Abort aufsuchen musste und danach noch in die Küche ging, um ein Stück Brot zu holen, muss die Kleine weggelaufen sein.« Bernhardine wiegte sich vor und zurück. »Vielleicht wollte sie zu mir. Zu ihrer Mama. Doch die machte sich zu dieser Zeit zur Hure eines Lakaien!«

Sie schluchzte. Ihre Schultern zitterten, und sie ließ den Kopf nach vorne fallen.

Cornelis zuckte bei ihren Worten zusammen, als hätte er einen Peitschenschlag erhalten.

»Liebes«, sagte er gepresst, setzte sich an ihre Seite und zog sie an sich. »So etwas darfst du nicht sagen. Du bist keine Hure. Wir lieben uns und …«

»Ach ja?«, schrie Bernhardine und wand sich aus seiner Umarmung. »Und Liebende schleichen sich bei Nacht und Nebel davon, nicht wahr?«

Sie hob die Hand und gab Cornelis eine schallende Ohrfeige. Der Maler riss entsetzt die Augen auf. Seine Wange rötete sich und zeigte deutlich Bernhardines Fingerabdrücke. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und starrte zu Boden.

»Du wirst bei diesem Wetter nicht weit kommen«, fuhr sie in höhnischem Ton fort. »Wo willst du hin? Johannes hat dich noch nicht bezahlt. Wovon willst du leben? Oder wartet bereits eine andere Dame auf dich, der du den Kopf mit deinen hübschen Worten und deinem treuherzigen Blick verdrehen willst?«

Ihre Augen wurden schmal. Am liebsten hätte sie ihn angespuckt, aber ihre gute Erziehung hielt sie zurück.

»Es ist dein gutes Recht, schlecht über mich zu denken«, sagte Cornelis leise und stand auf. »Ich bin nicht der mutige Held, den sich ein adliges Fräulein in ihren Träumen ausmalt. Oder der tapfere Prinz auf einem weißen Ross, der seine Holde aus den Klauen des Ungeheuers befreit. Ich bin nur ein Künstler.«

Er schaute bei diesen Worten auf seine Hände hinab, die voller Farbreste waren. Bernhardine schluckte. Sie wusste, dass er recht hatte. Es waren kindische Träume, von denen sie für einen kurzen Moment geglaubt hatte, dass sie wahr werden könnten. Aber niemand konnte seinem Schicksal entfliehen. Im Grunde hatte sie das immer gewusst. Doch die flüchtigen Stunden in der Kapelle hatten sie für die vergangenen Jahre und für die, die noch vor ihr lagen, entschädigt. Endlose Jahre, die sie in diesem düsteren Schloss an der Seite eines alten Mannes würde verbringen müssen, bis sie der Herr zu sich rief. Sie hatte kein Recht, dem Holländer die Schuld an ihrem Fehltritt zu geben. Sie war genauso schuldig wie er – möglicherweise sogar noch mehr.

Bernhardine stand auf und trat hinter Cornelis, der mit leerem Blick durch die Scheibe starrte. Sie schlang beide Arme um seinen Leib und presste ihr Gesicht an seinen Rücken. Die Hitze seiner Haut war durch das Leinenhemd hindurch zu spüren. Cornelis duftete nach Ölfarbe, Terpentinöl und Moschus. Die Erinnerung durchfuhr sie heiß. Für einen Moment schwankte sie, dann räusperte sie sich.

»Komm!«, sagte sie und wandte sich zur Tür. »Wir müssen Désirée suchen.«

Die Frau in Rot: Roman
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