8

Seengen, 2010

Beißender Rauch füllte ihre Lungen. Anouk hustete und schnappte verzweifelt nach Luft. Von irgendwoher hörte sie lautes Rufen. Sie blinzelte, aber etwas Weißes versperrte ihr die Sicht. Ihr Kopf fühlte sich wie ein riesiger Ballon an und pochte rhythmisch. Der Sicherheitsgurt schnitt in ihren Brustkorb und ließ sie kaum atmen. Sie griff sich an die Stirn und fasste in etwas Warmes. Als sie ihre Hand daraufhin zurückzog, war sie voller Blut. Anouk fing an zu schreien.

»Anouk? Anouk, hörst du mich?«

Eine Hand streifte ihre Wange. Sie schlug danach und stöhnte. Als sie die Augen öffnete, sah sie überall Kreise, in denen sich schwarze Löcher befanden.

»Geht’s dir gut?«

Sie wandte den Kopf und blickte in Max’ besorgte Miene. Anouk blinzelte. Die Kreise wurden schärfer und entpuppten sich als die Gesichter der Schauspieler, die auf sie herunterblickten.

»Max?«

»Gott sei Dank!« Er stieß die Luft aus. »Du hast mir … uns allen einen schönen Schreck eingejagt.«

Anouk setzte sich auf, und der Ring um sie herum weitete sich. Die Dorfbewohner schauten sie merkwürdig an. Sie versuchte zu lächeln.

»Was ist denn passiert?«, fragte sie und strich sich die Bluse glatt.

»Keine Ahnung«, sagte Max und hielt sie am Arm fest, als sie aufstand und dabei schwankte. »Du bist ohnmächtig geworden, hast um dich geschlagen und laut geschrien. Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen.« Er verzog den Mund. »Toller Arzt, was?«

Die Umstehenden kicherten und stießen sich mit den Ellbogen an.

»Ohnmächtig?«, echote Anouk. »Aber wieso?«

Max zuckte die Achseln. »Nick sagte gerade seinen ersten Satz auf, da bist du einfach umgekippt.«

Sie schaute verwirrt zu Nick hinüber. Er war der männliche Part des Liebespaares und hob nun entschuldigend die Hände.

»Tut mir leid, Anouk. Aber bei meinem Talent fallen die Damen eben reihenweise in Ohnmacht.«

Die Schauspieler fingen schallend an zu lachen und steckten Anouk damit an. Doch plötzlich gefror das Lächeln in ihrem Gesicht und wich dem Schock der Erkenntnis.

»Die Verse!«, keuchte sie und packte Max am Arm. »Es waren dieselben Verse!«

Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«

»Geht’s denn jetzt weiter?« Die Bibliothekarin warf Anouk einen giftigen Blick zu. »Ich habe schließlich auch noch etwas anderes zu tun.«

Zustimmendes Gemurmel erhob sich, und Max wand sich aus Anouks Griff. Sie wollte ihn zurückhalten, doch er schüttelte den Kopf.

»Fangt schon mal mit der Szene an, in der sich Nick und Peter duellieren und Anouk nicht auf der Bühne ist«, wandte er sich an die Schauspieler. »Ich bringe sie währenddessen für einen Moment hinaus an die frische Luft.«

Die Dorfbewohner nickten und stellten sich wieder in Position. Nur Frau Häusermann starrte Anouk böse an und ließ ein deutliches Schnauben vernehmen.

Anouk schürzte die Lippen. Was war denn mit der los? Als sie die Gedichtbände bei ihr bestellt hatte, war sie doch noch überfreundlich und recht sympathisch gewesen.

»Ich brauche aber später deinen Rat, Max, wegen meiner Szene«, wandte sie sich nun an den Arzt. »Ich bin mit meinem Ausdruck noch nicht ganz zufrieden.«

»Ja, klar, Brigitte. Ich komme gleich wieder.«

Er schenkte der Frau ein hinreißendes Lächeln, worauf diese beschwichtigt nickte und Anouk ein Licht aufging. Allem Anschein nach kam sie der Bibliothekarin ins Gehege.

Vor der Turnhalle hatte sich eine Schar Jugendlicher zusammengefunden. Die Teenager hörten Musik über ihre Handys, ein paar rauchten verstohlen und einer ließ diskret eine Flasche Bier verschwinden, als Max und Anouk auftauchten. Max warf ihnen einen tadelnden Blick zu, unterließ jedoch jeden Kommentar und zog Anouk mit sich über die Straße. Er öffnete ein schmiedeeisernes Tor, das auf den Friedhof führte, und drückte sie, dort angekommen, sanft auf eine Bank. In der Luft hing der Duft von geschnittener Thuja und verwelkten Blumen.

»So«, sagte er, »und jetzt rede bitte mal Klartext! Von welchen Versen hast du gesprochen? Und weshalb hast du so geschrien?«

Seine Stimme klang rauh, als hätte er Halsschmerzen. Er räusperte sich.

»Ich habe den Unfall nochmals nacherlebt«, sagte sie und schaute zum Kirchturm hoch. Eine Krähe hockte auf einem Mauervorsprung und beäugte die Eindringlinge mit ihren glänzenden Knopfaugen. Sie stieß einen krächzenden Schrei aus und flatterte mit den Flügeln.

»Das Auto ist nach dem Aufprall auf dem Dach gelandet«, wandte sich Anouk an Max. »Ich konnte den Sicherheitsgurt nicht lösen. Sie haben mich zuerst rausgeholt. Julia aber … sie … es fing an zu brennen. Ich …«

Anouk zitterte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie schluckte.

»Schon gut.« Max legte seinen Arm um ihre Schultern und hielt sie fest.

»Es war meine Schuld!«

»Das war es nicht.« Er strich ihr übers Haar. »Unfälle passieren eben. Du …«

»Was weißt du schon?«, schrie sie ihn an und riss sich von ihm los. »Ich hätte fahren sollen! Es war mein Auto! Aber ich war zu betrunken. Julia war meine beste Freundin. Sie hat mich immer auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, wenn ich abzuheben drohte. Sie war das einzige Kind ihrer Eltern. Wie soll ich ihnen je wieder in die Augen sehen können? Wie mit dieser Schuld weiterleben? Ich …« Sie schüttelte Max’ Hand ab, als er nach ihr greifen wollte, und sprang auf. »Und zu allem Übel bin ich jetzt auch noch meschugge. Vollkommen durchgeknallt wie meine verrückte Großtante! Man kann uns gleich beide in die Geschlossene einweisen.«

Der Ausbruch verebbte so schnell, wie er gekommen war. Anouk stieß die Luft aus, setzte sich wieder hin und strich sich müde die Haare aus dem Gesicht.

»Nick hat genau dieselben Zeilen aufgesagt, die gestern meine Großtante deklamiert hat«, fuhr sie fort. »Das kann doch kein Zufall sein, oder?«

Max hob die Augenbrauen. »Genau dieselben Worte?«

Anouk nickte. Sie erinnerte sich an ihr Skript und zog es aus der Hosentasche.

»Hier!«

Er las die Zeilen und schnalzte mit der Zunge. »Schon komisch, ja.« Er drehte das Heft um. »Kennt deine Großtante diesen Dichter denn?«

Anouk warf einen Blick auf den Namen des Verfassers: Huldrich Erismann.

»Keine Ahnung, ich glaube nicht.« Plötzlich riss sie die Augen auf. »Moment mal!«

Anouk stand auf und lief zur Sporthalle hinüber. Nach ein paar Minuten kam sie schwer atmend zurück, ihre Handtasche unter dem Arm.

»Ich habe da was.« Sie griff in ihren Beutel und holte die Poesiebüchlein heraus. »Diese zwei Lyrikbände habe ich in der Annahme erworben, dass es mir weiterhilft, wenn ich weiß, wer die Verse geschrieben hat, die ich ständig höre. Frag mich nicht wieso, es ist bloß so ein Gefühl. Der Schulcomputer der Dorfbibliothek hat in diesem Zusammenhang zwei Namen gefunden. Beides Dichterinnen aus dem achtzehnten Jahrhundert. Wenn also die Zeilen von einer dieser Frauen stammen, muss sie Huldrich Erismann bei einer abgeschrieben haben. Aber wieso? Und weshalb verfolgen sie mich ständig?«

Max warf Anouk einen eigentümlichen Blick zu und langte nach den Büchern.

»Rätselhaft, in der Tat«, meinte er und betrachtete die schmalen Bände. »Aber du hast recht. Vielleicht bringt es wirklich Licht ins Dunkel, wenn wir den ursprünglichen Verfasser herausfinden. Es muss ja schließlich einen Grund dafür geben, dass du genau diese Verse hörst.«

Anouk nickte, und die nächsten zehn Minuten verglichen sie Nicks Text mit den Gedichten des ersten Lyrikbandes, konnten aber keinerlei Übereinstimmung finden. Ein Pfiff ertönte. Max’ und Anouks Köpfe schossen gleichzeitig in die Höhe. Vor der Turnhalle stand die Bibliothekarin und fuchtelte mit den Armen.

»Ich muss zurück«, sagte Max und erhob sich. »Schließlich bin ich der Regisseur.« Er setzte ein schiefes Lächeln auf. »Willst du noch eine Weile hierbleiben oder wieder mit mir hineingehen?«

Anouk schüttelte den Kopf. »Ich sehe noch den zweiten Band durch und komme dann nach.«

Er nickte und eilte davon. Anouk sah ihm hinterher. Er war so verschieden von den Männern, mit denen sie sich bislang getroffen hatte. Obwohl sie in den einen oder anderen verliebt gewesen war, hatte es bis auf Max noch keiner geschafft, sie in solch ein Wechselbad der Gefühle zu stürzen. Entweder brachte er sie auf die Palme, zum Lachen oder zum Träumen. Sie erschrak. Verliebtsein? Träume? Nein! Sie war nicht verliebt. Sie durfte sich nicht verlieben! Max war ausschließlich ein flüchtiger Bekannter, ein guter Freund. Das fehlte gerade noch, dass sie in Seengen ihr Herz verlor. Sie lachte leise. Das wäre ja fast wie in einem schlechten Heimatroman. Wie lautete der Spruch noch? Wer stärker liebt, ist immer der Schwächere. Und sie wollte weder schwach sein noch lieben. Denn Liebe verging oder wurde einem entrissen. Und sie hatte wahrlich Besseres zu tun, als ein zerbrochenes Herz zu kitten. Ob es das seine oder das ihre war, war dabei zweitrangig. Anouk schüttelte den Kopf und vertiefte sich erneut in die Gedichte.


»Du kannst uns doch nicht einfach so hängenlassen«, beschwerte sich Brigitte empört, »gerade bei der Liebesszene!«

Max hielt ihr die Tür zur Sporthalle auf. Sie hatte recht, doch Anouks Wohlergehen lag ihm im Moment mehr am Herzen als irgendwelche szenischen Feinheiten.

»Schon gut, Brigitte, jetzt bin ich ja wieder da«, versuchte er, sie zu beschwichtigen, doch die Bibliothekarin biss sich wütend auf die Lippen und rauschte davon.

Max seufzte. Er musste so bald wie möglich mit Brigitte über ihr gegenseitiges Verhältnis und seine Gefühle für sie reden – seine fehlenden Gefühle. Hoffentlich würde sie deswegen nicht anfangen zu weinen. Frauentränen gegenüber war Max hilfloser als ein neugeborenes Kätzchen einem Raubvogel.

Max stutzte plötzlich. Was, wenn Brigitte nach diesem Gespräch ihre Hauptrolle hinschmiss? Das traute er ihr durchaus zu. Ihm wurde ganz flau im Magen. Das konnte er unmöglich zulassen, weshalb er auch beschloss, das klärende Gespräch so lange wie möglich hinauszuschieben. Dass er sich dabei wie ein mieser Feigling verhielt, nahm er zwangsläufig in Kauf.

Die Schauspieler formierten sich erneut, Max gab dem Beleuchter ein Zeichen, und Nick begann abermals, seinen Text zu rezitieren. Max hörte nur mit halbem Ohr hin. Wieso war es ihm eigentlich so wichtig, Anouk bei ihren Recherchen zu helfen? Konnte es sein, dass er sich dadurch so etwas wie eine nachträgliche Absolution versprach, weil er seiner Mutter einst, als sie ihm von ähnlichen Erlebnissen erzählt hatte, nicht geglaubt hatte? Oder war der Grund dafür lediglich seine Verliebtheit und der daraus resultierende Wunsch, seiner Angebeteten so oft und so nahe wie möglich zu sein? Vermutlich gingen beide Aspekte Hand in Hand.

Plötzliche Stille riss ihn aus seinen Gedanken, und als er den Kopf hob, starrten ihn Nick und Brigitte fragend an. Die Szene war vorbei, und er hatte nichts davon mitbekommen.

Max räusperte sich. »Super!«, rief er etwas zu laut und drückte sinnlos ein paar Knöpfe auf dem Schaltbrett, um seine Verlegenheit zu kaschieren. »Fein gemacht, ihr beiden. Und jetzt üben wir mal den zweiten Akt!«


Im Schatten der mannshohen Koniferen war es angenehm kühl. Die tief stehende Sonne erleuchtete den gelb-weißen Kirchturm wie eine übergroße Kerze. Anouk rieb sich den verspannten Nacken und blickte auf. Eine ältere Frau mit einer Gießkanne ging die Reihen entlang, besprengte ein Grab und nickte ihr lächelnd zu.

Die geistlichen Gedichte dieser Zäunemann waren sterbenslangweilig. Anouk unterdrückte ein Gähnen, klappte den Gedichtband zu und sah zur Sporthalle hinüber. Ob sie zurückgehen sollte? Aber der Sommerabend war einfach zu schön, um ihn in einer muffigen Halle zu verbringen. Sie stand auf und schlenderte über den Kiesweg auf die Kirche zu. Über der Eingangstür, an der weiß verputzten Wand, befand sich eine aufgemalte Sonnenuhr, über der sich ein altmodischer Schriftzug wölbte: »Meine Zeit steht in deinen Händen« und darunter prangte noch ein weiterer Spruch: »Gib Gott die Ehre«.

Anouk hatte mit Religion nichts am Hut, obwohl sie ein kleines, silbernes Kreuz um den Hals trug, das ihr Tati Valerie zur Konfirmation geschenkt hatte, doch die Stille rings um sie herum war überaus wohltuend. Wie ein warmes Bad nach einem anstrengenden Shooting. Ob sie in die Kirche hineingehen sollte, um ein Gebet zu sprechen? Doch sie wollte nicht heucheln … und überhaupt kannte sie gar kein Gebet.

Anouk schlenderte durch die Grabreihen und studierte die Namen der Verstorbenen. In einem höher gelegenen Teil des Friedhofs standen kleinere Grabsteine und schlichte Holzkreuze. Sicher der Kinderfriedhof. Anouk fröstelte. Wie tragisch, sein Kind zu verlieren! Sie dachte an Julias Mutter, die beim Begräbnis ihrer einzigen Tochter zusammengebrochen war. Und Anouk war schuld an diesem Schmerz. Sie hatte Julia auf dem Gewissen, obwohl ihr alle ständig das Gegenteil beteuerten. Wie Max gerade vorher. Sie schluckte den Kloß hinunter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte, und ging weiter. An einer Backsteinmauer befand sich eine verwitterte Marmorplatte. Anouk trat näher und versuchte, die eingravierten Worte zu entziffern:


HIER RUHT IN GOTT:

FRAU VIKTORIA GRÄFIN VON HALLWYL, GEBORENE GRÄFIN VON STACKELBERG,

GEB. DEN 15. JANUAR 1691, GEST. DEN 4. JANUAR 1711

UND UNSER GELIEBTER SOHN

GEORG DIETRICH GRAF VON HALLWYL

4. JANUAR 1711

ICH BIN DIE AUFERSTEHUNG UND DAS LEBEN. WER AN MICH GLAUBT, DER WIRD LEBEN, OB ER GLEICH STÜRBE. UND WER DA LEBET UND GLAUBET AN MICH, DER WIRD NIMMERMEHR STERBEN.

JOH. XI.25.26


Daneben befand sich noch eine weitere Marmorplatte, auf der zwei Engel zu erkennen waren. Die Schrift war aber so verwittert, dass Anouk sie trotz allen Bemühens nicht entziffern konnte. Ein zusätzlich daneben angebrachtes Messingschild lieferte jedoch die Information, dass es sich bei den beiden Gedenkplatten um die von Viktoria von Hallwyl und die ihrer vier Kinder handelte.

Anouk erinnerte sich, auf ihrem Spaziergang zum Schloss am dortigen Friedhof vorbeigekommen zu sein. Sie hatte aber die zerfallenen Gräber und Grabsteine nicht weiter beachtet.

Die arme Frau, dachte sie. Sie hatte drei Kinder beerdigt und war anscheinend bei der Geburt des vierten gestorben. Anouk fuhr mit dem Finger über die moosbewachsene Inschrift. Ihre Fingerspitzen kribbelten, als stünde der Stein unter Strom. Ein Krächzen ließ sie zusammenzucken. Über ihr flatterte eine Krähe im blassblauen Abendhimmel. Das Tier stieß laute Schreie aus, stürzte dann auf sie herunter und schlug seine Krallen in ihr Haar. Anouk versuchte, ihr Gesicht mit den Armen zu schützen und gleichzeitig die Krähe zu vertreiben. Dabei fiel ihr der Beutel zu Boden, und sein gesamter Inhalt verstreute sich über den Kies.

»Hau bloß ab, du Mistvieh!«, schrie sie und duckte sich. Anouk stolperte auf die Kirche zu, griff nach der Klinke und schlüpfte durch die Tür hinein. Schwer atmend lehnte sie sich an das kühle Mauerwerk und schüttelte ungläubig den Kopf. Hitchcock auf dem Dorf? Und sie hatte gedacht, das Landleben sei langweilig.

Schloss Hallwyl, 1746

»Lieben und geliebet werden, war das Erste auf der Erden.«

Cornelis hatte seinen Kopf auf Bernhardines nackten Bauch gelegt. Er sprach leise, doch sie erkannte die Verse sofort. Sie stammten aus einem Liebesgedicht von Sidonia Zäunemann.

Sein warmer Atem strich über Bernhardines Haut und ließ sie erschauern. Die Kerze war schon längst erloschen, aber durch das Bleiglasfenster, das die Enthauptung Johannes’ des Täufers darstellte, drang Mondlicht in das Gotteshaus. Es ließ die bare Haut der Liebenden bläulich schimmern. Bernhardines Rücken schmerzte. Die Kirchenbank war hart und unbequem. Der Maler hatte zwar seinen Umhang darauf gelegt, aber der rauhe Stoff kratzte und trug nur wenig zur Bequemlichkeit bei. Sie streckte sich und erbebte.

Cornelis hob den Kopf. »Ist dir kalt, mein Herz?«

»Fürchterlich.«

Er stützte sich auf die Unterarme und betrachtete sie. Ihr Oberkörper war noch immer nackt. Plötzlich schämte sie sich dessen und kreuzte die Arme über ihren Brüsten.

Cornelis lachte leise. »Etwas spät für Schamhaftigkeit«, neckte er sie und küsste ihren Bauch. Er ließ seine Zunge langsam um ihren Bauchnabel kreisen. Bernhardine kicherte. Sie griff in sein volles Haar und zog seinen Kopf so weit zu sich hinauf, bis sich sein Gesicht auf Augenhöhe mit dem ihren befand.

»Liebst du mich?«, fragte sie und versuchte, den Ausdruck in seinen Augen zu deuten.

»Liebt die Lerche die Morgenröte?«

Er presste seine Lippen auf die ihren, schob seine Hand unter ihre Röcke und massierte das weiche Fleisch ihrer Oberschenkel. Seine Finger wanderten höher, spielten mit der kleinen Knospe. Bernhardine stöhnte. Cornelis verlagerte sein Gewicht, zwängte ihre Beine auseinander und drang erneut in sie ein.

Als sie die Kapelle verließen, war der Himmel noch dunkel, und dicke Flocken wirbelten umher. Das Morgengeläut hatte noch nicht eingesetzt; es konnte also noch nicht fünf Uhr sein. In Kürze würden die Bediensteten aufstehen, um das Morgenmahl für die Knechte und Mägde zuzubereiten. Wie leichtsinnig von ihr, so lange mit Cornelis in der Kapelle geblieben zu sein.

Bernhardine äugte nach allen Seiten. Der Hof lag verlassen da. Sie zog die Kapuze ihres Mantels über die Haube und überquerte mit eiligen Schritten den Platz. Einen Moment hielt sie inne, als sie den schützenden Torbogen erreichte. Sie drehte sich um und sah, wie Cornelis zu den Pferdeställen rannte. Gott sei Dank, niemand hatte sie gesehen!

Die Schlafzimmertür knarrte beim Öffnen unnatürlich laut. Bernhardine wartete und horchte. Nichts. Vermutlich schliefen noch alle. Sie schlüpfte in ihr Gemach und begann, sich zu entkleiden. Das Zimmer war so kalt wie eine Eishöhle. Welches dumme Huhn hatte bloß das Fenster offen gelassen? Bernhardine schlotterte, während sie das einfache Gewand auszog. Es war zum Glück nicht schwierig aufzuknöpfen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie an Cornelis’ flinke Finger zurückdachte, die mit den Bändern und Verschlüssen keinerlei Mühe gehabt hatten. Als sie das Unterhemd über den Kopf zog, erschauerte sie und fasste sich an den Hals. Sie entzündete eine Kerze, trat vor den Spiegel und erschrak. Grundgütiger, ein feuerrotes Mal prangte an ihrer Kehle! Ihr wurde heiß und kalt. Wie sollte sie das nur verdecken? Alle ihre Kleider waren tief ausgeschnitten und zeigten eine Menge Haut, wie es in Frankreich Mode war.

Sie biss sich auf die Lippen. Zum Glück war es Winter! Im schlimmsten Fall könnte sie eine Erkältung vorschützen und einen Schal tragen, solange der Fleck zu sehen war. Bei diesem Gedanken fiel ihr Désirée ein. Bernhardine bekam ein schlechtes Gewissen. Ob sie noch, wie sie es Marie versprochen hatte, nach ihrer Tochter sehen sollte? Aber um diese Zeit schlief die Kleine bestimmt noch. Und Schlaf war schon immer die beste Medizin gewesen. Es wäre daher sicher besser, wenn sie erst vor dem Frühstück nach ihr sehen und ihr eine Geschichte vorlesen würde. Mit diesen Gedanken schlüpfte Bernhardine unter die Bettdecke, rieb ihre eiskalten Füße aneinander und lauschte dem Morgengeläut, das den neuen Tag ankündigte.


»Dédée ist verschwunden!«

Bernhardine schreckte aus dem Schlaf und rieb sich die Augen. Marie steckte den Kopf ins Zimmer. Ihre grauen Haare standen wild in alle Richtungen ab. Sie sah wie ein Huhn in der Mauser aus. Es war früher Morgen, die Konturen der Möbel noch unscharf. Bernhardine hatte das Gefühl, gerade erst eingenickt zu sein.

»Was sagst du da?«, murmelte sie schläfrig. »Was heißt verschwunden?«

Marie stürmte an ihr Bett und riss ihr die Decke fort.

»Weg! Fort! Nicht mehr da!«, schrie sie und fing kläglich an zu schluchzen. »Eben wollte ich nach dem Schätzchen sehen, um ihm ein Paar frische Essigsocken überzuziehen«, stammelte sie, »da gewahre ich, dass ihr Bettchen leer ist.«

»Gib mir die Decke wieder«, grummelte Bernhardine, »ich friere. Lass anfeuern!«

Sie rollte sich wie ein Embryo zusammen und legte sich einen Arm über die Augen. Sie war todmüde. Die Kleine war sicher irgendwo im Schloss. Womöglich in der Küche, um dem Koch etwas Süßes abzuschwatzen.

»Hörst du nicht? Deine Tochter ist verschwunden. Steh gefälligst auf und lass nach ihr suchen, du herzloses Ding!«

Bernhardine stand der Mund offen. Was fiel Marie ein, so mit ihr zu sprechen? Die Amme stand jetzt mit verschränkten Armen vor der Bettstatt und starrte grimmig auf ihren ehemaligen Schützling hinab. An Schlaf war nicht mehr zu denken, deshalb schwang Bernhardine seufzend die Beine aus dem Bett und hangelte nach ihren Pantoffeln.

»Ist ja gut, ich komme. Reich mir bitte den Morgenmantel!«, sagte sie, gähnte und stand auf. »Und wehe, wenn ich jetzt in Désirées Zimmer gehe und die Kleine dort mit honigverschmiertem Mündchen friedlich schlafend vorfinde. Dann …«

Sie ließ den Satz unvollendet. Marie sollte ruhig merken, dass sie mit ihrem respektlosen Gebaren zu weit gegangen war.

Vom Hof drangen die üblichen morgendlichen Geräusche herauf: Karren rumpelten über die Steinbrücke, ein Hahn krähte, die Hunde bellten sich die Seele aus dem Leib, und die Wäscherin rief den Mägden Befehle zu. Johannes und Gerold würden vermutlich noch in den Federn liegen. Der Ältere, weil er gestern sturzbetrunken gewesen war, und der Jüngere, weil er die Angewohnheit hatte, die halbe Nacht lang in der Bibel zu lesen.

Bernhardine stockte der Atem. Himmel! Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass Gerolds Schlafzimmerfenster auf den Hof hinausging. Was, wenn er sie letzte Nacht beobachtet hatte? War ihr nächtliches Treiben der böse Traum, von dem er gesprochen hatte? Ihre Knie drohten einzuknicken. Sie musste sich an der Bettstatt festhalten, um nicht zu stürzen.

»Bernhardine?« Marie griff nach ihrem Arm. »Ist dir nicht gut?«

»Nein, es ist nichts. Nur ein leichter Schwindel«, presste sie hervor und scheuchte Marie mit einer Handbewegung beiseite. Sie versuchte, die aufkommende Angst zurückzudrängen, fühlte aber, wie sich diese durch ihre Eingeweide schlängelte. Mit einem Mal hatte sie einen bitteren Geschmack im Mund. Sie schluckte, durchquerte den Raum und öffnete die Tür zu den Kinderzimmern. Neben dem Fenster, auf einem gepolsterten Schemel, saß die junge Amme, die Marie im Dorf aufgetrieben hatte, und gab einem der Zwillinge die Brust. Bernhardines anderer Sohn lag in der Wiege und brabbelte zufrieden vor sich hin. Das Mädchen grüßte mit leiser Stimme, errötete und schlug die Augen nieder.

Bernhardine warf einen kurzen Blick auf die prallen Brüste der Kinderfrau, die wie riesige Kohlköpfe aussahen, und trat dann in Désirées Schlafgemach. Ein widerlicher Geruch von Krankheit und abgestandener Luft stieg ihr in die Nase. Das Bettchen ihrer Tochter war zerwühlt. Ihre Lieblingspuppe lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Holzboden. Man hatte den Kamin noch nicht angefeuert. Es war auch hier bitterkalt. An der Fensterscheibe wuchsen Eisblumen und tauchten das Zimmer in ein milchiges Licht.

»Hast du auf dem Abort nachgesehen?«, wandte sie sich an Marie und schlang den Morgenmantel enger um die Taille.

Die Amme nickte. »Ebenso im Spielzimmer, in der Wohnstube und in der Küche. Selbst im Stall, weil Dédée die Pferdchen doch so mag.« Marie wischte sich über die nassen Augen. »Nichts, keine Spur! Sie kann doch nirgends hin … hat ja nur ihr Nachthemdchen an und solches Fieber.«

Ihre Lippen zitterten.

»Nun beruhige dich doch«, sagte Bernhardine und versuchte, das Zähneklappern zu unterdrücken. »Vielleicht hat sie sich versteckt, sitzt irgendwo im Verborgenen und amüsiert sich köstlich darüber, dass die alte Marie so ein Gewese veranstaltet.«

Aber ihr Tonfall strafte ihre Aussage Lüge. Désirée war ein folgsames Kind und hatte noch nie etwas Ähnliches getan. »Désirée«, rief sie, »komm sofort her! Mama ist sehr ärgerlich, weil du so ungezogen bist!«

Im Nebenzimmer fingen die Zwillinge gleichzeitig an zu schreien. Der eine an der Brust der Amme, der andere in der Wiege. Wunderbar! Hinter Bernhardines Stirn fing es an zu pochen.

»Morbleu, was soll denn dieser Höllenlärm?«

In der Tür stand Johannes im Nachtgewand, die Schlafmütze noch auf dem Kopf. Seine Augen waren blutunterlaufen. Der Schlossherr gähnte mit offenem Mund und kratzte sich zwischen den Beinen. Bernhardine roch den Alkoholdunst in seinem Atem und wandte angeekelt den Kopf ab.

»Herr, Désirée ist verschwunden«, jammerte Marie und brach erneut in Tränen aus.

»Was heißt verschwunden?«

Johannes trat ins Zimmer und blinzelte. Er schlurfte durch den Raum und setzte sich ächzend auf den Schemel. Die Amme rutschte erschrocken zur Seite. Ihre Gesichtsfarbe wechselte ins Purpurne, als der Schlossherr ungeniert auf ihre entblößten Brüste starrte.

»Das Püppchen wird sich an irgendeinem Ort verbergen«, sagte er und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, »Kinder tun das alle naselang.« Er gab sich keine Mühe, seine Erektion, die sich unter dem Nachthemd abzeichnete, zu verstecken.

»Ich habe Marie soeben dasselbe gesagt«, wandte sich Bernhardine an ihren Ehemann und raffte den Ausschnitt ihres Morgenmantels am Hals zusammen. Dabei versuchte sie, nicht auf den Schoß ihres Gatten zu blicken. »Ein Streich. Nicht der Rede wert und kein Grund, das ganze Schloss in Aufruhr zu versetzen.«

Marie weinte still vor sich hin und schüttelte den Kopf. »Dédée würde so etwas nicht tun. Niemals, sie …«

»Herrgott noch mal, Marie«, unterbrach Bernhardine ihr Gejammer, »dann geh halt hin und lass nach dem Kind suchen! Aber eins sage ich dir, wenn Désirée nächstens zur Tür hereinkommt, wirst du die Peitsche zu spüren bekommen!«

Marie erbleichte, und die junge Amme stieß einen spitzen Schrei ob dieser Androhung aus.

Bernhardine war selbst erschrocken über ihre harten Worte. Noch nie hatte sie einen der Dienstboten gezüchtigt. Und schon gar nicht Marie! Doch die vergangene Nacht und die Angst vor Entdeckung hatten sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht.

»Sehr wohl«, erwiderte Marie tonlos. Sie knickste, und ihre alten Knochen knackten dabei.

Augenblicklich tat Bernhardine ihre unverhältnismäßige Schelte leid. Was war bloß mit ihr los? Sie wandte sich an Marie, um ihr ein paar milde Worte mit auf den Weg zu geben, doch diese hatte das Zimmer bereits verlassen.

Bernhardine atmete tief durch. Sie spürte, dass Johannes sie beobachtete, deshalb trat sie zur Wiege und strich Burkhardt sanft übers Köpfchen. Seine Haut war heiß und trocken, die Wangen gerötet und der dunkelbraune Haarflaum schweißnass. Hatte er sich bei seiner Schwester angesteckt? Kaspar schien es jedoch gut zu gehen. Er war an der Brust der Amme eingeschlafen. Diese legte ihn in die Wiege und knöpfte ihre Bluse zu. Auch Johannes erhob sich und schlurfte zur Tür zurück.

»Gebt mir Bescheid, Madame, wenn ich Euch eine Reitgerte ausleihen soll«, nuschelte er und schnalzte mit der Zunge. Die Amme gluckste, verstummte aber sofort, als Bernhardine ihr einen eisigen Blick zuwarf. »Ansonsten gehe ich jetzt wieder zu Bett. Gehabt Euch wohl.«

Er drehte sich um und zwinkerte dem Mädchen zu, das daraufhin geschäftig Désirées Bettzeug aufschüttelte, um seine Verlegenheit zu kaschieren.

Bernhardine hätte vor Wut am liebsten etwas zerschlagen. Nicht genug, dass Johannes sie mit jedem weiblichen Wesen betrog, das ihm außerhalb des Schlosses über den Weg lief, trieb er es jetzt vermutlich auch noch mit dieser Milchkuh. Kein Wunder, wenn sich das Weibsbild Freiheiten gegenüber der Schlossherrin herausnahm. Sie hatte schon einen scharfen Verweis auf der Zunge, als ihr die vergangene Nacht einfiel. War sie denn besser als ihr hurender Ehemann? Obwohl sie Johannes nicht liebte, war sie ihm immer eine tadellose Ehefrau gewesen. Bis gestern!

Ohne ein weiteres Wort drehte sich Bernhardine auf dem Absatz um und stolperte davon. Beim Gehen fuhr sie sich mit den Fingerspitzen über die Lippen. Sie waren geschwollen. Ein aufkommender Kopfschmerz ließ sie aufstöhnen. Sie musste unbedingt zu Cornelis und ihn bitten, sie so schnell wie möglich aus dem Schloss wegzubringen.

Die Frau in Rot: Roman
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