14

Seengen, 2010

Heiliger Strohsack, Kind, was ist denn mit dir passiert?« Valerie Morlot schlug die Hände über dem Kopf zusammen, und als sie Max erblickte, der hinter Anouk die Eingangsstufen hinaufhinkte, stieß sie sogar einen Schrei aus. »Und der Herr Doktor auch? Hattet ihr einen Unfall?«

»So etwas in der Art«, erwiderte Anouk. »Wir sind aber, abgesehen von unseren äußeren Blessuren, okay. Ist noch etwas vom Abendessen übrig?«

Valeries Augen wurden groß. »Ihr solltet besser einen Arzt … oh!« Sie errötete, und Anouk verbiss sich ein Lachen. »Also essen. Ja, es sind noch Würstchen in der Pfanne.«

Herr van der Hulst saß am Küchentisch. Bei ihrem Anblick fiel ihm der Kartoffelsalat von der Gabel. Er starrte sie mit offenem Mund an, bis ihm bewusst wurde, dass dies unhöflich war, und er ihn langsam wieder schloss.

»Mon dieu!«, stieß er hervor und rutschte mit seinem Stuhl zur Seite, um Anouk und Max am Tisch Platz zu machen.

»Ist das …?«, fragte Max. Sein verschrammtes Gesicht begann, sich langsam zu verfärben. Morgen würde seine Haut in den schönsten Regenbogenfarben schillern.

»Der Künstler, ja«, bestätigte Anouk. »Er malt Tati in einem roten …« Sie brach ab und starrte ihn entgeistert an. »Das Kleid!«, stieß sie hervor und erhob sich so abrupt, dass ihr Stuhl umkippte und auf den Fliesenboden schlug. Im Wohnzimmer stand die Staffelei des Belgiers, darauf das angefangene Porträt. Ein feines Tuch schützte das Ölgemälde vor Staub und neugierigen Blicken. Anouk fühlte ein Kribbeln im Nacken, als sie ihre Hand nach dem Gewebe ausstreckte.

»Stopp!«

Sie wirbelte herum. Hinter ihr stand der Belgier, die Serviette noch um den Hals gebunden.

»Pas toucher! Nicht berühren!« Er funkelte sie böse an und stellte sich schützend vor das Gemälde.

»Aber ich …«

»Non!«

Anouk schüttelte verständnislos den Kopf. Herrgott, sie wollte doch nur sehen, ob es das gleiche Kleid war.

»Aber …«

»Non!«

»Was geht denn hier vor?«

Tati Valerie und der hinkende Max waren ihnen ins Wohnzimmer gefolgt. Max kaute an einem Stück Brot, ihre Großtante blickte abwechselnd vom einen zum anderen. Sie sah aus, als würde sie ein Tennismatch verfolgen.

»Sag deinem Untermieter bitte, dass ich mir das Bild anschauen möchte«, wandte sich Anouk an sie.

Ihre Großtante nickte, redete leise auf den Belgier ein, der mit finsterem Gesicht ihren Worten lauschte. Anouk verdrehte die Augen. Künstler!

Endlich trat er vor sein Gemälde, raffte vorsichtig das Tuch mit beiden Händen und zog es anschließend mit einer einzigen Bewegung vom Rahmen.

Anouk schnappte nach Luft, und Max riss die Augen auf.


Eine Motte kreiste mit sirrenden Flügeln um die Glühbirne. Anouk saß auf der Veranda und betrachtete den Mond, der unnatürlich groß am Himmel stand, als hätte er sich mit Luft aufgepumpt. Max drehte ein Weinglas zwischen den Fingern und hatte den Kopf gesenkt. Schon seit einer Weile hing jeder seinen Gedanken nach, nachdem sie zuvor lange erregt über das rote Kleid auf dem gefundenen Bild diskutiert hatten, das sich als nahezu identisch mit dem auf dem Gemälde des Belgiers erwiesen hatte. Zumindest seitdem dieser Tati Valeries Wunsch entsprochen und die gelbe Farbe ihres Kostüms in ein sattes Rot verwandelt hatte. Max hatte von einem Zufall gesprochen, Anouk von automatischem Malen unter Hypnose und danach noch von einer Fernsehdokumentation erzählt, in der über eine Pinselführung durch Geisterhand berichtet worden war. Ihrer beider Spekulationen waren immer abstruser geworden, bis sich Valerie darüber beschwert hatte, dass sie nicht einschlafen könne, wenn sie so einen Radau veranstalteten.

»Es muss einfach eine Erklärung dafür geben«, brach Anouk das Schweigen nun in trotzigem Ton, stand auf und lehnte sich mit verschränkten Armen ans Geländer. Die Motte hatte ihre Bemühungen, in die Glühbirne zu gelangen, aufgegeben. An ihrer Stelle prallte jetzt ein pudriger Nachtfalter rhythmisch gegen den Lampenschirm.

»Die würde ich nur zu gerne wissen.« Max’ Stimme klang müde.

Anouk hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. Wenn sie ihn nicht um Hilfe gebeten hätte, würde er jetzt friedlich in seinem Bett liegen. Unverletzt, vielleicht in den Armen einer liebenden Frau. Sie runzelte die Stirn. Hatte sie sich bisher überhaupt schon einmal die Frage gestellt, ob er eine Beziehung hatte? Nein, natürlich nicht. Das war so typisch für sie! Sie platzte einfach in das Leben ihrer Mitmenschen hinein und vereinnahmte sie mit ihren Befindlichkeiten, ohne Rücksicht auf deren eigene Sorgen und Nöte zu nehmen. Julia hatte sie sogar den Tod gebracht. Und wenn sie heute nicht so instinktiv gehandelt hätte, wäre Max vermutlich auch gestorben. Sie fröstelte. Sie war ein Todesengel. Azrael. Eine Apokalypse in Stöckelschuhen und Gardemaß!

»Ein Königreich für deine Gedanken.«

Anouk fuhr herum. Max stand hinter ihr und lächelte. Seine linke Backe war geschwollen, als hätte er sich einen Zahn ziehen lassen.

»Hast du eine Freundin?«

Er krauste verblüfft die Stirn. »Nicht, dass ich wüsste.« Er fasste in Anouks Mähne und drehte eine Locke um seinen Zeigefinger. »Ich dachte eigentlich, dass du diesen Posten innehast.«

Ihr Herz machte einen Satz, doch sie entzog sich seiner Berührung.

»Ich meine es ernst, Max. Bin ich in eine bereits bestehende Beziehung hineingeplatzt, von der ich nichts weiß, aber wissen müsste?«

Max strich sich über den Nacken und verzog das Gesicht, als ob ihm diese Bewegung Schmerzen verursachen würde.

»Nun ja«, er schob mit dem Fuß ein herabgefallenes Blatt von der Veranda, »ich war ein paar Mal mit Brigitte aus.«

Anouk hob die Augenbrauen. Sie hatte also recht gehabt und die tödlichen Blicke der Bibliothekarin, die diese ihr mehrfach zugeworfen hatte, richtig interpretiert.

»Aber das war alles ganz harmlos«, fuhr er fort, »ich … sie … wir sind nur Freunde. Aber warum fragst du das?«

Anouks Blick wurde leer. Sie griff sich an die Kehle. »Offenbarung des Johannes, Kapitel 6: ›Und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach.‹«

Max schaute sie entgeistert an. »Donnerwetter, das hätte ich dir nicht zugetraut.«

»Was?«

»Dass du aus der Bibel rezitieren kannst!«

»Wer rezitiert denn hier aus der Bibel?«

»Na, du.«

Anouk lachte schallend. »Ja, klar. Ich und Bibelverse? Du musst dir den Kopf wirklich stärker angeschlagen haben, als ich dachte.«

Sie drehte sich um, setzte sich auf die Bank und schlang die Arme um die angewinkelten Knie. Max folgte ihr und ließ sich vorsichtig an ihrer Seite nieder.

»Wenn ich es doch sage. Gerade eben hast du aus dem Buch Johannes deklamiert.«

Anouk tippte sich an die Stirn. »Willst du damit etwa andeuten, dass ich jetzt auch schon wie Tati Valerie irgendwelche Dinge schwatze, von denen ich danach nichts mehr weiß? Netter Scherz, ich kann nur nicht darüber lachen.«

Sie warf die Haare zurück. Max biss sich auf die Lippen, und

Anouk starrte ihn entsetzt an. Er hatte keinen Scherz gemacht, sondern es völlig ernst gemeint. Aber sie hatte doch gar nichts gesagt! Und wenn doch, dann sicher keine Bibelverse.

»Es ist Zeit fürs Bett«, versuchte sie, das Thema zu wechseln, und stand auf. Max’ Behauptung jagte ihr Angst ein. Bis jetzt hatte sie die Dinge noch einigermaßen unter Kontrolle gehabt, auch wenn sie das meiste von dem, was ihr widerfuhr, nicht begriff. Aber wenn sie – wie Tati – nun auch noch anfing, unverständliches Zeug zu reden, könnte sie sich gleich in die Psychiatrische einweisen lassen.

»Wir wollten doch noch im Internet ein wenig über den Kurator recherchieren«, wandte Max ein.

Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin todmüde, und Rufli läuft uns nicht davon. Morgen ist auch noch ein Tag.«

Max nickte und erhob sich ächzend. »Na dann.«

Er stand einen Moment unschlüssig neben ihr, als hätte er noch etwas auf dem Herzen, drehte sich dann aber wortlos um und ging langsam die Stufen hinab zu seinem Wagen.

Anouk blickte ihm nach. Sie hätte ihn gerne umarmt, geküsst oder am liebsten gleich dabehalten. Ja, sie war in ihn verliebt! Aber sie brachte den Menschen kein Glück. Da war es vielleicht doch besser, wenn sie sich nicht noch mehr auf Max einließ. Für ihn auf alle Fälle.


Aus Frau Bolligers Wohnzimmer fiel ein schmaler Streifen Licht in den Flur. Max versuchte, so leise wie möglich durch den Korridor zu humpeln. Er hatte jetzt wahrlich keine Lust darauf, seiner Vermieterin zu begegnen und ihr sein lädiertes Aussehen erklären zu müssen. In seiner Wohnung angekommen, öffnete er die Tür zum Balkon und trat hinaus. Der Mond warf ein silbernes Band auf den See. Max lehnte sich an die noch warme Hausmauer und schloss für eine Minute die Augen. Sie hatten verdammtes Glück gehabt! Eine Sekunde später, und der Laster hätte sie beide zermalmt. Max fröstelte, ging wieder hinein und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er presste die kalte Flasche an seine Wange und stöhnte. Obwohl er nur allzu gern bei Anouk geblieben wäre und enttäuscht gewesen war, als sie ihn weggeschickt hatte, konnte er sie andererseits auch gut verstehen. Die Ereignisse der letzten Tage hatten sie beunruhigt und aus dem Gleichgewicht gebracht, so dass sie im Moment vermutlich all ihre Kraft benötigte, um wieder mit sich ins Reine zu kommen. Auch aus diesem Grund wäre er viel lieber geblieben, hätte sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles gut werden und er immer für sie da sein würde. Hinter Max’ Stirn begann es unvermittelt heftig zu pochen, und er griff nach seiner Arzttasche.

»Tabletten nie mit Alkohol«, deklamierte er, würgte zwei Aspirin mit einem großen Schluck Bier hinunter und humpelte dann in sein Schlafzimmer. Anouk hatte recht, morgen war auch noch ein Tag.


»Ich gehe jetzt.« Ihre Großtante stand am Fuß der Treppe und wühlte in ihrer Handtasche. »Monsieur van der Hulst begleitet mich zum Friseur. Ich konnte ihn dazu überreden, sich ebenfalls die Haare schneiden zu lassen. Wir werden gegen Mittag zurück sein.«

Anouk trat aus dem Bad und linste übers Treppengeländer. Sie trug nur ein Pyjamaoberteil und wollte sich dem Belgier nicht halb nackt zeigen.

»Alles klar. Viel Spaß!«, rief sie und hörte kurz darauf, wie die Haustür ins Schloss fiel.

Es war Samstag. Statt des morgendlichen Verkehrslärms, der während der Woche schon in aller Früh einsetzte, waren zwitschernde Vogelstimmen zu hören. Anouk stöhnte. Ihre gesamte linke Körperhälfte befand sich in Aufruhr. Sie ging ins Bad zurück, tupfte Wundsalbe auf die zahlreichen Abschürfungen und versuchte, in ihre Shorts zu schlüpfen. Heute Abend würde eine weitere Theaterprobe stattfinden. Und zwar in voller Montur im Schlosshof. Sie dachte an das Bild, das in Max’ Praxis stand, und an die Frau, die darauf abgebildet war. Anouk hatte plötzlich das dringliche, wenn auch absurd erscheinende Gefühl, dass die Dargestellte auf sie wartete. Es war, als wäre sie der Dame etwas schuldig und dürfte keine Zeit verlieren, ihre Verpflichtung ihr gegenüber nachzukommen.

»Wer traut schon Gefühlen?«, murmelte Anouk und schüttelte den Kopf.

Sie blickte auf ihr Handy, das weder einen eingegangenen Anruf noch eine Kurzmitteilung anzeigte. Dabei hatte sie so sehr auf eine Nachricht von Max gehofft. Doch nach den gestrigen Erlebnissen war sein Schweigen nur allzu verständlich. Wegen ihr wäre er beinahe umgekommen, und danach hatte sie ihn auch noch frühzeitig nach Hause geschickt und damit offensichtlich tief verletzt, obwohl sie im Grunde doch nichts anderes wollte, als von ihm geliebt zu werden. Aber hatte sie auch das Recht dazu? Konnte sie von ihm erwarten, dass er eine so kapriziöse, unberechenbare und völlig aus dem Tritt geratene Person wie sie liebte? Eine, die sich zudem schuldig gemacht und das Leben eines anderen Menschen auf dem Gewissen hatte? Anouk biss sich auf die Lippen. Vielleicht hatte sich Max in dieser Nacht die gleichen Fragen gestellt, war zum gleichen Ergebnis gekommen und rief deshalb nicht an.

»Ist eh besser so!«, seufzte Anouk kläglich und verließ das Haus.


In dem Computergeschäft, das kaum größer als ein doppeltüriger Schrank war, stand ein junger Mann hinter dem Tresen und malträtierte ein Mobiltelefon. Als Anouk eintrat, blickte er auf.

»Grüezi!«, krähte er und strahlte Anouk hingerissen an. Er knallte das Gerät in eine Schublade und zeigte eine Reihe schiefer Zähne.

»Ich brauche ein Laptop inklusive Internetzugang. Am besten sofort. Ist das möglich?«

In der nächsten Viertelstunde überschlug sich der Verkäufer förmlich dabei, ihr die Vorzüge dieses und jenes Notebooks darzulegen. Anouk entschloss sich schließlich für ein handliches Model mit Tragtasche; kaufte einen dieser ominösen kleinen Stecker, der es ihr ermöglichte, im Internet zu surfen, und befand sich knapp zwanzig Minuten später wieder auf dem Gehsteig.

»Möchten Sie sofort damit arbeiten?«

Anouk drehte sich um. Der Verkäufer war ihr gefolgt und stand nun mit geröteten Wangen im Türrahmen.

»Ja«, beantwortete Anouk seine Frage, »das hatte ich eigentlich vor.«

Der junge Mann trat näher und drückte ihr einen Akku in die Hand.

»Hier, ein Geschenk des Hauses. Der neue ist nämlich leer wie die Wüste Gobi.« Dann drehte er sich schnell um und verschwand wieder im Computergeschäft, ohne Anouk die Möglichkeit zu lassen, sich dafür bei ihm zu bedanken.

Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Das Dorfleben hatte also auch seine Vorzüge; in Zürich wäre ihr so etwas nicht passiert. Sie überquerte die Hauptstraße, mied die Bibliothek wie auch den Friedhof und setzte sich unter eine Pappel, die am Rand des Sportplatzes stand. Eine Jungenklasse übte mit mehr oder minder großem Enthusiasmus Weitsprung und warf ihr neugierige Blicke zu.

Anouk wechselte den leeren gegen den vollen Akku aus und rief ihre Mails ab. Die meisten kamen von ihrem Agenturbüro, das ihr mehrere Anfragen für Fotoshootings zur Kenntnis gab. Anouk leitete sie umgehend mit der Bitte wieder zurück, die Agentur möge sie höflich ablehnen und die Kunden auf später vertrösten. Sie wusste zwar, dass Models, die nicht sofort Gewehr bei Fuß standen, schnell weg vom Fenster waren. Doch im Moment lag ihr nichts am Modeln. Im Herbst würde sie dann weitersehen.

Über Kurator Rufli fand sie eine Fülle von Informationen im Internet. Er wurde allseits als der Experte bezeichnet, wenn es um Schloss Hallwyl und dessen Bewohner durch die Jahrhunderte ging. Es gab kaum einen Bericht über die Wasserburg, in dem er nicht als Quelle angegeben wurde. In einem Zeitungsbericht fand Anouk sogar den Hinweis, dass sich ein entfernter Nachkomme der Schlossherren mit dem Gedanken trug, Herrn Rufli den Titel eines Grafen zu verleihen – für seine anerkennenswerten Verdienste um die Geschichte seiner Vorfahren. Anouk verzog den Mund. Obwohl Adelstitel in der Schweiz während der französischen Invasion abgeschafft worden waren, konnte sie sich Rufli sehr gut in der Rolle eines Grafen vorstellen. Einen Titel mehr auf der Visitenkarte zu haben, war für manche Menschen, zu denen sie auch den Kurator zählte, ja ausgesprochen wichtig.

Über die Frau im roten Kleid fand sie keine Hinweise im World Wide Web. Sie wusste aber im Grunde auch nicht, welche Schlagworte sie dafür hätte eingeben müssen. Die Familiengeschichte der Herren von Hallwyl erschien zwar auf verschiedenen Seiten, aber über ein weibliches, junges, rothaariges Mitglied der Familie fand sie keine Informationen. Für die Zeitspanne, für die sie sich interessierte, erhielt sie immer nur die gleichen Vermerke, die auch Rufli in Bezug auf den Stammbaum derer von Hallwyl angegeben hatte. Ob vielleicht diese Viktoria die Dame auf dem Gemälde war? Anouk googelte nach Bildern besagter Gräfin, doch das Netz lieferte kein einziges, verwies in einem Text allerdings auf ein Bild, das sich in der Ahnengalerie des Schlosses befand. Die heutige Probe! Ob sie die Möglichkeit nutzen sollte, um sich zwischendrin wegzustehlen und die Familienporträts anzusehen?

Als sich eine Krähe auf der Pappel neben Anouk niederließ und sie mit geöffnetem Schnabel beäugte, raffte sie ihre Sachen zusammen und lief über den Sportplatz. Sie hatte die Schnauze gestrichen voll von diesen üblen, fliegenden Gesellen. Die Weitspringer pfiffen ihr bewundernd hinterher. Anouk schmunzelte, drehte sich um und zwinkerte den Jungs kokett zu, was diese in übermütiges Indianergeheul ausbrechen ließ.

Zu Hause fand sie eine frisch geföhnte, dauerwellengelegte Großtante vor, die am Herd stand und leise summend in einem Kochtopf rührte. Die Küche duftete nach Tomaten, Basilikum und Hackfleisch. Anouk lief das Wasser im Mund zusammen.

»Gut siehst du aus, Tati!«, sagte sie und hauchte ihr einen Kuss auf die faltige Wange.

»Danke, Liebes. Reichst du mir bitte das Salz?«

»Gern, aber sag mal«, wandte sie sich an ihre Großtante und gab ihr den Salzstreuer: »Wie hast du den Kurator eigentlich kennengelernt?«

Valerie streute eine Prise Salz in die Soße, kostete sie und nickte zufrieden.

»Herbert? Lass mich überlegen. Wir kennen uns ja schon ewig. Ich glaube, es war bei einer Tanzveranstaltung hier in Seengen. Früher gab’s fürs Jungvolk ja nicht viele Anlässe, um sich zu vergnügen. Ja, ich bin mir fast sicher, wir trafen uns, als ich mit meiner Schwester – deiner Großmutter – zum Tanzen ging. Wieso willst du das wissen?«

Anouk lehnte sich an den Kühlschrank und verschränkte die Arme.

»Nur so«, sagte sie gedehnt, griff nach einem Bund Basilikum und schnupperte daran. »Und ihr habt euch immer gut verstanden?«

Über Valeries Gesicht huschte ein Schatten. Sie warf Anouk einen schnellen Blick zu, bevor sie sich wieder der blubbernden Soße widmete.

»Warum fragst du das?«

Anouk hob die Achseln. »Aus keinem bestimmten Grund. Ich kann mich erinnern, dass ich den Professor als Kind recht nett fand, aber als ich ihn gestern getroffen habe, benahm er sich … nun ja, etwas komisch.«

»Inwiefern?«

Valeries Stimme hatte einen scharfen Tonfall angenommen. Sie wirkte im Moment nicht mehr wie eine schrullige, ältere Dame, sondern eher wie ein lauernder Puma.

Anouk zögerte, gab sich dann einen Ruck und erzählte ihr von Ruflis unflätigem Gemurmel. Ihre Großtante hörte aufmerksam zu, runzelte die Stirn und seufzte. Sie legte die Soßenkelle auf einen Teller und drehte sich um.

»Ich werde dir etwas erzählen, was dir deine Großmutter – würde sie noch leben – vermutlich schon längst berichtet hätte. Vor allem, da du für eine geraume Zeit hierbleibst. Ich bin zwar dafür, alte Begebenheiten ruhen zu lassen, weil vorbei eben vorbei ist. Und manchmal macht man in seiner Jugend die abstrusesten Dinge, aber nachdem unser lieber Professor sich aktuell so benommen hat, solltest du die Geschichte erfahren. Du kannst dir danach selbst ein Urteil bilden, ob das, was meine Schwester und ich damals erlebt haben, ins Reich pubertärer Hirngespinste gehört oder aber, ob Herbert …«

»Madame Morlot, mais non, mais non! Alors comme ça, je ne peux pas travailler!«

Der Belgier stand, das Gesicht ein einziger Ausdruck der Entrüstung, im Türrahmen und fuchtelte mit den Armen.

»Himmel, Sie habe ich ja ganz vergessen! Aber warum können Sie auf diese Weise denn nicht arbeiten?«, rief Valerie schuldbewusst. »Er meint bestimmt die Sitzung fürs Porträt, Liebes«, wandte sie sich an Anouk. »Die habe ich vollkommen verschwitzt. Kannst du bitte die Soße für mich umrühren? Ich muss mich umziehen. In einer halben Stunde gibst du dann die Nudeln in den Topf.«

Sie drückte ihr den Rührlöffel in die Hand und lief aus der Küche.

»Aber, Tati … die Geschichte!«

Schloss Hallwyl, 1746

Der nächste Morgen brachte Bernhardine zwei Überraschungen. Die erste war Johannes, der am Esstisch saß und eine dicke Erbsensuppe löffelte, als wäre nichts gewesen. Die zweite, dass Gerold sich für alle unerwartet bereits in aller Frühe auf den Heimweg gemacht hatte. Trotz des anhaltenden Schneesturmes hatte ihr Schwager im Morgengrauen seinen Rappen satteln lassen und befand sich vermutlich schon wieder auf der Trostburg. Was für eine Erleichterung, diesem Teufel nicht mehr begegnen zu müssen! Bernhardine wollte sich gerade in ihr Boudoir zurückziehen, um etwas zu ruhen, als man sie in die Halle rief. Die Nachricht von Désirées Verschwinden hatte sich in Windeseile in der Umgebung verbreitet, und nun füllte ein steter Zustrom von Kondolenzbesuchern den Palas. Johannes glänzte mit Abwesenheit. Also musste sie die Aufwartenden empfangen, verköstigen und ihnen für ihr Mitgefühl und ihre tröstenden Worte danken. Am späten Nachmittag befahl sie jedoch dem Meier, keinen einzigen Besucher mehr einzulassen. Ein weiteres »Es ist ja gottlob nur das Mädchen« hätte sie vermutlich zu einem kaltblütigen Mord verleitet. Bernhardine hatte stechende Kopfschmerzen, und in ihrem Hals kratzte es, als wäre er mit einem Reibeisen aufgerauht worden. Sie hatte sich sicher bei den Zwillingen angesteckt, die immer stärker fieberten und sich nahezu stündlich erbrachen. Ein Umstand, der die Luft im Kinderzimmer dementsprechend übel riechen ließ.

Bernhardine beschloss, einen Spaziergang zu machen. Dass sie dieser dann in die Nähe des Westbaus führte, war nicht von ihr beabsichtigt gewesen. Aber da bei diesem Wetter keine Menschenseele im Schlosshof zu erblicken war, ergriff sie die Gelegenheit und klopfte kurzerhand an Cornelis’ Tür.

Der Holländer war höchst überrascht, als er sie erblickte. Er warf seinen Kittel eilig über die Staffelei und wischte sich die rot verschmierten Finger an einem Fetzen Stoff ab, der ihm über der Schulter hing.

»Wie geht es dir?«, fragte er und stellte die Borstenpinsel in ein Glas mit Terpentinöl.

»Gerold ist weg.« Bernhardine schälte sich aus ihrem Wollmantel und legte ihn über einen Stuhl.

»Worüber keiner unglücklich ist«, erwiderte der Maler und trat an den Tisch. Er goss sich ein Glas Bier ein und trank in tiefen Zügen. »Und dein Ehemann?«

Bernhardine schritt in der Kammer umher. Sie griff nach einem zerfledderten Buch, das auf dem Fenstersims lag, las den Titel und legte es wieder zurück.

»Erfreut sich bester Gesundheit.« Unversehens wurde ihr elend. Der Raum schwankte und wurde immer kleiner; die Wände kamen auf sie zu, als hätten sie die Absicht, sie zu zerquetschen. Sie schwitzte auf einmal so stark, als hätte sie über Stunden zu nah am Kaminfeuer gesessen. Ihr Bauch zog sich schmerzhaft zusammen. »Mir ist gar nicht gut«, hauchte sie.

Das Frühstück rumorte gleich einer Horde Plünderer in ihrem Magen und suchte sich einen Weg nach draußen. Gerade noch rechtzeitig schlug sie sich die Hand vor den Mund. Cornelis öffnete geistesgegenwärtig die Tür zum Abort – keuchend übergab sich Bernhardine in das schmutzige Loch. Der unerträgliche Gestank ließ sie weiter würgen, bis sie nur noch Galle und Speichel erbrach. Der Maler hatte unterdessen ein feuchtes Tuch geholt und wischte ihr damit den Schweiß von der Stirn.

»Du solltest dich hinlegen!«, sagte er. »Im Gesindehaus sind schon mehrere Leute erkrankt. Man spricht von einer Influenza. Angeblich sind im Nachbardorf bereits Todesfälle zu beklagen.«

Bernhardine erschrak. Die Grippe war gefährlich. Vor allem für Kinder und alte Leute. Hatte sich Désirée etwa angesteckt und die Grippe danach an ihre ganze Umgebung weitergegeben? Aber die junge Amme wie auch Marie waren putzmunter, obwohl sie viel mehr Zeit mit den Sprösslingen verbrachten als sie.

»Es geht schon«, sagte sie und presste die Hand auf ihren Magen. »Ich muss zurück. Wenn man mich hier findet, dann …«

Sie brauchte nicht weiterzusprechen. Beide wussten, was ihnen blühte, sollte sie jemand zusammen in Cornelis’ Kammer überraschen. Sie griff nach ihrem Mantel und schlüpfte hinein. Als sie nach der Klinke langte, hielt sie der Holländer am Ärmel fest.

»Ich werde Désirée aus dem Gedächtnis malen.«

In Bernhardines Hals bildete sich ein dicker Kloß. Ihre Stimme versagte. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und trat ins Schneegestöber hinaus.


Eine Woche war seit Désirées Verschwinden vergangen. Der Alltag kehrte nur langsam wieder ins Schloss zurück. Die Bediensteten fingen an, die Räume mit Stechpalmen- und Mistelzweigen zu schmücken. In allen Zimmern duftete es nach Zimt, getrockneten Äpfeln und Tannenzweigen. Der dritte Advent nahte. An diesem Tag sollte für Désirée ein Abschiedsgottesdienst in der Seenger Kirche abgehalten werden, denn keiner glaubte mehr daran, dass die Kleine noch lebend gefunden werden würde. Auch Bernhardine verbat sich jede weitere Hoffnung. Obwohl sie ihre Tochter oft in ihren Träumen sah, wie sie in einer hellen Landschaft umherwanderte, das Gesichtchen ganz rot und vom Weinen geschwollen. Dazu barfuß, in ihrem weißen Nachthemd, ohne Haube, so dass ihre roten Locken die pausbäckigen Wangen umwirbelten, als bliese ein stürmischer Wind. Und wenngleich Bernhardine nach diesen Träumen weinend erwachte, fühlte sie sich unerklärlicherweise getröstet. Als ob sich ihre Kleine zwar weit weg, aber dennoch in Sicherheit befände. Sie konnte sich dieses Gefühl nicht erklären und versuchte einmal, mit Johannes darüber zu sprechen. Doch ihr Gatte winkte nur ungehalten ab. Selbst Marie, die doch sonst so gerne über Träume und deren Bedeutung palaverte, wollte von Bernhardines Schlafbildern nichts hören.

Cornelis sah Bernhardine nur noch selten. Er malte am Porträt weiter, obschon die Sitzungen nicht mehr stattfanden. Die Zwillinge kränkelten weiterhin und blieben keine Minute ruhig. Und so beschäftigte sich Bernhardine wieder mit den ihr verhassten Stickarbeiten, wenn sie nicht gerade in Sidonias Werken las, oder verbrachte ihre Tage damit, aus dem Fenster zu starren.

Der dritte Advent war ein eisigkalter Tag. Der Schneesturm hatte sich über Nacht nach Osten verzogen und ließ eine weiße, erstarrte Landschaft zurück. Der innere Burggraben war zugefroren wie auch der größte Teil des Sees. Nur beim Abfluss des Aabachs waren dunkle, mit scharfen Kanten versehene Eislöcher auszumachen.

Huldrich stand beim Schlitten, als Bernhardine und Johannes aus dem Palas traten. Der magere, kleine Kerl hielt mit Mühe die Zügel der stämmigen Pferde fest, aus deren Nüstern Dampfwolken in den blassblauen Himmel stiegen. Er warf ihr einen eigenartigen Blick zu, als sie über den Hof schritt. Obwohl der Einarmige immer noch wie ein Bettler aussah, prangte ein Paar neue Holzschuhe an seinen Füßen.

Wie kann er sich solch teures Schuhwerk leisten?, dachte sich Bernhardine, aber Johannes enthob sie jeder weiteren Überlegung. Er saß bereits im Schlitten und schnalzte ärgerlich mit der Zunge, weil sie so trödelte. Cornelis saß ebenfalls schon im Sattel. Sein Pferd tänzelte nervös hinter dem Gefährt herum. Das Tier hatte lange Zeit im dunklen Stall ausharren müssen und war deshalb ganz begierig, sich endlich wieder regen zu können. Bernhardine beeilte sich, in den Schlitten zu kommen. Der Meier befestigte die Decken und Felle an den Sitzbänken, der Kutscher knallte mit der Peitsche, und der Zug setzte sich in Bewegung.

Bei ihrer Ankunft war die Kirche mit Menschen überfüllt; es roch nach feuchter Wolle, Körperausdünstungen und Weihrauch. Als die Kirchgänger die Trauernden erblickten, verstummte ihr halblautes Gemurmel, und zwischen den menschlichen Leibern öffnete sich eine Gasse, als zöge ein unsichtbarer Keilpflug eine Schneise durch die Kirche. Johannes schritt erhobenen Hauptes durch die Gemeinde, neigte den Kopf in Richtung des Bürgermeisters und setzte sich dann links vom Altar ins Gestühl der Herren von Hallwyl. Die mit dem Familienwappen verzierten Adelsstühle waren ausschließlich den Familienmitgliedern vorbehalten und durch zwei Stufen von den Langbänken des Mittelschiffes abgetrennt. Bernhardine wusste, dass Bestrebungen im Gange waren, die spätgotische Kirche, die eher einer Festung als einem Gotteshaus glich, abzureißen und eine neue – nach lutherischem Vorbild – bauen zu lassen. Mehrere Male waren der Bürgermeister und die Abgeordneten der lokalen Zünfte deswegen schon bei Johannes vorstellig geworden und hatten um Geld für den Neubau angefragt.

Sie ging, wie es sich geziemte, drei Schritte hinter ihrem Gemahl. Die Blicke der Einheimischen wanderten über ihre Gestalt, und Bernhardine unterdrückte das Verlangen, sich über den Mantel zu streichen. In vielen Augen sah sie Mitleid, in einigen jedoch auch so etwas wie Genugtuung. Und in anderen sogar unverhohlenes Ergötzen. Sie stolperte. Ein dicker Mann in einem grob gewebten Rock kam ihr zu Hilfe. Sie dankte ihm mit einem kurzen Nicken. Was hatte sie den Leuten hier bloß getan, dass man sich nicht einmal einer trauernden Mutter erbarmte? Bernhardine straffte die Schultern, atmete tief durch und blickte geradeaus auf den gekreuzigten Heiland am Ende der Basilika. Ihm war nichts Menschliches fremd. Sie hatte plötzlich das starke Bedürfnis, sich vor ihm in den Staub zu werfen und ihn um Vergebung ihrer Sünden zu bitten. Schon senkte sie das Knie, als dröhnendes Orgelspiel einsetzte und sie erschrocken zusammenzucken ließ. Sie starrte in Johannes’ fragende Augen, riss sich zusammen und setzte sich auf ihren Platz.

Die Kopfschmerzen waren unerträglich geworden, zudem taten ihr nun auch alle Glieder weh. Sie hoffte inbrünstig, dass der Pfarrer die Predigt nicht unnötig in die Länge ziehen würde. Nachdem die Gemeinde das Vaterunser gebetet hatte, war Bernhardine jedoch nicht länger in der Lage, ihre Augen offen zu halten. Ihr Kopf sackte zur Seite, und sie schlief ein.

Die Frau in Rot: Roman
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