18. Kapitel

 

Ziellos fuhr Tess in ihrem Auto durch die Gegend. Die Begegnung mit den Millers hatte sie mehr aufgewühlt, als sie sich das vorher hätte vorstellen können. Sie war auf Kälte, vielleicht sogar auf eine gewisse Feindseligkeit vorbereitet gewesen, als sie den Laden betreten hatte. Doch der extreme Gefühlsausbruch von Wendy Miller war für sie immer noch unfassbar. Er hatte sie getroffen wie ein Fausthieb ins Gesicht. Was war aus der ruhigen, immer freundlichen Frau geworden, die Tess und den anderen Kindern immer Brausebonbons und Schokoriegel zugesteckt hatte, wenn sie in den Laden gekommen waren?

Unwillkürlich schüttelte Tess den Kopf. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, wie sehr Joannas Eltern sich durch den Tod ihrer Tochter verändert hatten. Aber was hatte sie erwartet? Dass sie einfach weiterleben würden, als wäre nichts gewesen? Es war ja klar, dass ein solcher Schicksalsschlag ihnen quasi den Boden unter den Füßen wegziehen musste, zumal Joanna ihr einziges Kind gewesen war und ihr Mörder immer noch frei herumlief.

Aber so sehr Tess auch versuchte, Erklärungen und Entschuldigungen für das Verhalten der Millers zu finden, konnte sie trotzdem das Gefühl nicht abschütteln, ungerecht behandelt worden zu sein. Natürlich verstand sie Joannas Eltern, aber wer hatte eigentlich Verständnis für sie? Der Mord hatte schließlich auch ihr Leben für immer verändert. Immer noch kamen nachts die Bilder von der blutüberströmten Leiche in ihren Träumen vor. Die leeren blauen Augen würden sie wahrscheinlich ihr Leben lang verfolgen. Und immer noch überfielen sie plötzlich völlig unerklärbare Angstzustände, wenn sie gar nicht damit rechnete.

Sie fuhr an den rechten Straßenrand, hielt an und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Hemmungslos schluchzte sie auf. Sie hatte eigentlich nur noch einen Wunsch: Shadow Lake mit all seinen Erinnerungen und damit ihre gesamte Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie wollte einfach in ihr ruhiges, geregeltes Leben in San Francisco zurückkehren.

Sie dachte an die kleine Boutique, die sie sich dort aufgebaut hatte. Da sie niemanden hatte, der ihr für längere Zeit aushelfen konnte, hatte sie das Geschäft für einige Tage schließen müssen. Je länger sie also in Oregon blieb, umso mehr musste sie von ihren Ersparnissen zehren. Wenn sie Ellens Haus nicht schnell verkaufen konnte, würde es finanziell bald ziemlich eng für sie werden. Auch das war ein Grund, ihren Aufenthalt in Shadow Lake so kurz wie möglich zu halten.

Einen Moment lang überlegte Tess, zum Haus ihrer Tante zu fahren, alle ihre Sachen in den Wagen zu packen und direkt zurück nach Kalifornien aufzubrechen. Der Gedanke erschien ihr äußerst verlockend. Trotzdem entschied sie sich dagegen. Sie war nach Shadow Lake gekommen, um die schrecklichen Erinnerungen zu verarbeiten. Und dafür musste sie sich ihren Ängsten stellen.

Sie presste entschlossen die Lippen aufeinander. Es wurde Zeit, endlich damit anzufangen.

Tess startete den Motor ihres Wagens und fuhr los. Um zu ihrem Ziel zu gelangen, musste sie noch einmal quer durch den Ort fahren.

Es war bereits Abend geworden und die Menschen kehrten von ihrer Arbeit zurück nach Hause oder erledigten noch ein paar Einkäufe. Daher begegneten ihr mehrere Fahrzeuge. Sie achtete aber gar nicht darauf, ob sie jemanden kannte, sondern konzentrierte sich nur auf ihren Weg.

Tess fuhr zum Parkplatz am See und stellte ihren Wagen ab. Schon beim Aussteigen fröstelte sie. Das war die Stelle, wo am Abend von Joannas Tod Jareds Honda abgestellt gewesen war. Von hier aus waren sie zu ihrem verhängnisvollen Picknick aufgebrochen. Und hier hatten auch die Streifenwagen gestanden, als man sie nach dem Entdecken von Joannas Leiche versorgt und befragt hatte. Unwillkürlich meinte sie, wieder die grell aufblitzenden blauen und roten Lichter zu sehen. Die Erinnerung daran reichte aus, um eine Welle von Panik in ihr aufsteigen zu lassen. Seit diesem Abend war sie nicht mehr hier gewesen.

Sie schluckte, atmete ein paar Mal tief durch und zwang sich zur Ruhe. Als sich ihr Herzschlag langsam wieder normalisierte, machte sie sich auf den Weg zur Landzunge.

Der schmale Weg führte durch eine Baumgruppe zum Seeufer. Als zum ersten Mal das Wasser des Sees in Sicht kam, blieb Tess stehen und gönnte sich einen Moment Zeit, den Anblick in sich aufzunehmen. Der Shadow Lake trägt seinen Namen wirklich zu Recht, dachte sie. Selbst bei klarem Himmel und strahlendem Sonnenschein schienen immer dunkle Schatten auf der Wasseroberfläche zu liegen, und die tieferen Schichten schimmerten in einem unergründlichen Blaugrün.

Früher hatte sie die sich ständig verändernde Farbe des Sees geliebt. Doch inzwischen waren die schrecklichen Erinnerungen untrennbar damit verbunden und hatten alle schönen Momente aus ihrer Kindheit, die sie am Shadow Lake verbracht hatte, in den Hintergrund gedrängt. Niedergeschlagen fragte sich Tess, ob sie jemals unbefangen an einem See stehen und die Landschaft genießen konnte, ohne dass sie sofort wieder die Bilder von Joanna vor sich sah. Sie fröstelte. Wahrscheinlich nicht, dachte sie. Momentan mied sie es, auch nur in die Nähe eines Sees zu gehen. Selbst um die Gewässer im Golden Gate Park in San Francisco, den täglich Hunderte von Touristen und Einheimischen bevölkerten, machte sie einen großen Bogen.

Tess versuchte die dunklen Gedanken abzuschütteln, aber es gelang ihr nicht ganz. Eine seltsame Mischung aus Angst und Hilflosigkeit blieb, als sie den Weg zur Landzunge fortsetzte.

Während sie weiterging, fiel ihr die Stille auf, die rund um den See herrschte. Außer Vogelgezwitscher und dem leisen Rauschen des Windes in den Blättern war nichts zu hören. Weder Motorenlärm noch Stimmen oder Musik störten die Ruhe.

Tess fragte sich, warum ihr das früher nie aufgefallen war. Hatte sie es einfach als selbstverständlich angesehen? Wahrscheinlich war das so, dachte sie. Erst seit sie in der Großstadt wohnte und arbeitete, wo immer die verschiedensten Geräusche zu hören waren, kam ihr die Stille ungewöhnlich vor.

Plötzlich stutzte sie. Ein Stück hinter ihr hatte ein Zweig geknackt. Sie drehte sich um und suchte die Gegend mit den Augen ab. Doch sie konnte niemanden entdecken. Schlagartig fühlte sie sich an den Abend vor sieben Jahren zurückversetzt. Da hatte sie auch verdächtige Geräusche gehört, aber niemanden gesehen.

Unsinn, das war bestimmt nur ein Vogel oder eine Maus, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Langsam wurde sie wirklich paranoid. Sie atmete tief aus und lief weiter. Aber trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass jemand ihr folgte.

Sie wurde etwas schneller. Auf dieser Seite des Shadow Lake fiel das Gelände sehr steil zum Wasser hin ab. Der Weg, der den Shadow Lake umrundete, führte jetzt ein Stück vom Ufer weg und steil bergauf. Zwischen ihm und dem See lag eine kleine Baumgruppe unterhalb einer steilen Felswand. Um zur Landzunge zu gelangen, musste man den Weg verlassen und zwischen den Bäumen durchlaufen.

Obwohl Tess seit sieben Jahren nicht mehr hier gewesen war, hatte sie keine Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Sie wusste genau, welche Richtung sie einschlagen musste, um auf dem kürzesten Weg zu ihrem Ziel zu kommen. Allerdings waren die Sträucher beträchtlich gewachsen, und auch das Unterholz war wesentlich dichter als früher, sodass sie Mühe hatte, sich durchzukämpfen. Immer wieder blieb sie an langen Ranken und hervorstehenden Zweigen hängen. Sie stieß einen leisen Fluch aus, als sie mit dem Ärmel ihrer Jacke an einem dornigen Busch hängen blieb. Mit leisem Knirschen riss der Stoff ein Stück ein.

An einigen Stellen war überhaupt kein Durchkommen mehr möglich, sodass sie immer wieder kleine Umwege in Kauf nehmen musste.

Trotzdem ließ sie sich nicht beirren und ging entschlossen weiter. Sie wusste genau, wenn sie ihr Vorhaben, an die Landzunge zurückzukehren, jetzt nicht durchzog, würde sie es niemals tun.

Doch mit einem Mal blieb sie stehen. Irgendetwas stimmte nicht. Sie hatte wieder ein Geräusch gehört. Diesmal war es allerdings von oben gekommen, von der Steilkante direkt oberhalb der Felswand. Sie reckte den Hals, um besser sehen zu können. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte sie, weiter oben einen dunklen Schatten erkannt zu haben, aber sicher war sie sich nicht. Ihre Nerven waren inzwischen dermaßen angespannt, dass sie sich alles Mögliche einbilden konnte.

»Hallo? Ist da oben jemand?«, rief sie beunruhigt. Während sie auf eine Antwort lauschte, ertönte wieder ein Geräusch. Aber es war keine Stimme, sondern ein merkwürdiges Knirschen und Schaben. Tess runzelte sie Stirn. Sie versuchte zu verstehen, was oberhalb der Felswand vor sich ging. Doch sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Als sie es endlich begriff, war es schon zu spät.

Tess war wie gelähmt, als die Felsbrocken auf sie zustürzten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf das graue Gestein, war jedoch unfähig, sich zu bewegen. Sie öffnete den Mund, konnte aber nicht einmal schreien. Der Schreck drückte ihr die Kehle zu.

Plötzlich packten sie zwei Hände von hinten an der Jacke und rissen sie brutal zurück. Sie schrie auf, während sie das Gleichgewicht verlor, nach hinten kippte und unsanft auf dem Boden zwischen den Bäumen landete.

Sie schlug die Arme vor das Gesicht, um sich vor den umherfliegenden kleineren Steinen zu schützen, konnte aber nicht verhindern, dass sie Staub einatmete. Ein etwas größerer Felsbrocken traf sie schmerzhaft am linken Bein, kurz oberhalb des Knies. Sie stöhnte auf, wagte es aber nicht, die Arme vom Gesicht zu nehmen und nachzusehen, wie schwer er sie verletzt hatte.

Stattdessen blieb sie reglos liegen. Sie wartete ab, bis es wieder absolut ruhig war. Erst als der aufgewirbelte Staub sich langsam legte, traute sie sich, die Arme wegzuziehen und die Augen zu öffnen. Der eingeatmete Staub kratzte in ihrer Kehle und sie musste husten.

Dann starrte sie entsetzt auf die Stelle, an der sie Sekunden vorher gestanden hatte. Dort lag ein dicker Felsbrocken von fast einem Meter Durchmesser. Er war gegen den Stamm eines Baumes geprallt. Die Wucht des Steins hatte den Stamm in der Mitte gespalten.

Tess schluckte schwer und bemerkte, dass ihre Knie weich wurden, obwohl sie immer noch am Boden lag. Sie wollte sich lieber nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie anstelle des Baumes den Felsbrocken abbekommen hätte.

Während sie in Gedanken die letzten Sekunden zu rekonstruieren versuchte, spürte sie plötzlich eine Bewegung unter sich. Verwirrt sah sie nach unten und entdeckte ein Bein, auf dem sie lag. Vor Schreck riss sie die Augen auf. Schnell rutschte sie ein Stück zur Seite und fuhr herum.

Dabei blickte sie direkt in zwei braune Augen, die sie forschend aus einem staubigen Gesicht musterten.

»Wer …? Was …?«, stammelte Tess. Momentan war sie nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste nur, dass sie den Mann, auf dem sie lag, noch nie vorher gesehen hatte.

»Das war ganz schön knapp«, bemerkte der Fremde trocken. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«

Tess sah ihn verwirrt an. Sie war immer noch völlig durcheinander. »Ich denke schon«, antwortete sie vorsichtig. Sie rieb die schmerzende Stelle oberhalb ihres linken Knies und verzog das Gesicht. »Ich habe einen Stein ans Bein gekriegt, aber es scheint nicht so schlimm zu sein.«

Ihr Gegenüber grinste. »Dann könnten Sie ja vielleicht von mir runtergehen«, schlug er vor.

»Äh …, ja …, natürlich«, stammelte Tess verlegen. Mühsam stand sie auf und rieb sich über das staubige Gesicht. »Bitte entschuldigen Sie, ich bin immer noch ein bisschen durcheinander.« Ihr Blick fiel wieder auf den großen Felsbrocken, der sie beinahe erschlagen hätte. Sie schluckte mühsam. »Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen bedanken. So wie es aussieht, haben Sie mir gerade das Leben gerettet.« Sie lächelte zaghaft und hielt dem Fremden ihre Hand hin. »Ich bin übrigens Tess, Tess Hennessey.«

Der Mann ergriff ihre ausgestreckte Hand. »Freut mich, Tess Hennessey. Mein Name ist Ryan MacIntyre.«

Fast unmerklich zuckte Tess bei dem Namen zusammen. Doch an der Reaktion ihres Lebensretters sah sie, dass er es bemerkt hatte. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie dennoch die Unwissende spielen sollte, entschied sich aber dagegen. In Anbetracht der Tatsache, dass er sie gerade gerettet und sich dabei selbst in Gefahr gebracht hatte, schien ihr das nicht fair zu sein. Also fragte sie ganz offen: »MacIntyre? Haben Sie etwas mit Susannah MacIntyre zu tun?«

Ryan nickte. »Sie war meine Schwester«, sagte er leise.

Bei der Trauer, die plötzlich in seiner Stimme lag, musste Tess schlucken. »Ich habe gehört, was mit ihr passiert ist. Es tut mir sehr leid.« Sie hoffte, dass es so ehrlich klang, wie es gemeint war.

»Danke.« Ryan nickte, dann sah er hinauf zur Felskante, von der der Steinschlag auf sie niedergestürzt war. »Wir haben wirklich großes Glück gehabt, dass nicht mehr passiert ist. Wenn ich mir die Brocken so ansehe, die da runtergekommen sind, war das ganz schön gefährlich.«

Auch Tess musterte die Felswand skeptisch. Sie war schon häufig darunter entlang gegangen. Dabei hatte sie natürlich die einzelnen Felsen gesehen, die unten verstreut lagen, aber sie hatte noch nie einen Steinschlag selbst miterlebt. Ihr saß der Schreck noch in den Gliedern und ihre Beine fühlten sich seltsam wackelig an.

»Seltsam, dass sich die Felsen so plötzlich gelöst haben«, meinte sie nachdenklich. Ich weiß, dass es bei starkem Regen gefährlich ist, sich an den steileren Uferabschnitten des Shadow Lake aufzuhalten. Aber es hat ja seit Tagen nicht geregnet. Normalerweise dürfte da absolut nichts passieren, jedenfalls habe ich noch nie davon gehört.« Den Schatten, den sie kurz vor dem Steinschlag gesehen zu haben meinte, erwähnte sie vorsichtshalber nicht. Ryan musste sie ja nicht gleich für paranoid halten.

»Vielleicht ist ja auch jemand da oben herumgeklettert und hat dabei die Lawine ausgelöst«, überlegte sie. Dann rieb sie die schmerzende Stelle, an der der Stein sie am Bein getroffen hatte. »Haben Sie eigentlich irgendetwas gesehen, bevor der Steinschlag runtergekommen ist? War da jemand?«

Etwas ratlos schüttelte Ryan den Kopf. »Einen Moment dachte ich, ich hätte einen Schatten oder so etwas gesehen, aber es ging alles so schnell. Beschwören könnte ich es nicht.«

Tess fuhr sich mit der Hand durch die Haare und nickte nachdenklich. Einen Moment kam ihr der Gedanke, dass sie sich tatsächlich schon jemanden zum Feind gemacht haben könnte, indem sie die Nachforschungen ihrer Tante fortführte. Aber das war natürlich kompletter Unsinn. Es wusste doch niemand davon.

Ryan sah sie skeptisch an. »Sie meinen, das war ein Anschlag? Haben Sie etwa Feinde in Shadow Lake?«, versuchte er zu scherzen.

Tess zögerte einen Moment, bevor sie antwortete: »Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht so sicher.« Dann musste sie aber doch über seinen verwirrten Gesichtsausdruck lachen. »Ich denke, es war einfach ein unglücklicher Zufall. Aber was ist eigentlich mit Ihnen? Haben Sie mich verfolgt oder warum sind Sie so plötzlich hinter mir aufgetaucht?«

Jetzt musste auch Ryan grinsen. »Das könnte man sagen. Verfolgt trifft es sogar ziemlich genau. Ich wollte zum Seeufer runter, aber da ich mich hier nicht auskenne, hatte ich keine Ahnung, wie ich durch dieses Dickicht durchkommen sollte. Da habe ich zufällig Sie gesehen. Und als Sie den Weg in Richtung Wasser verlassen haben, bin ich einfach hinter Ihnen hergelaufen.« Er lächelte entschuldigend. »Sie haben den Eindruck gemacht, als wüssten Sie genau, wo es langgeht.«

»Das stimmt. Ich bin hier aufgewachsen. Früher war das Seeufer praktisch mein zweites Zuhause«, erklärte Tess. »Ich war zwar schon eine Weile nicht mehr hier, aber die Wege zum Wasser finde ich immer noch auf Anhieb.«

Einen Augenblick ließ sie den Blick über das Wasser schweifen, dann blickte sie wieder zu ihm auf. »Was wollten Sie eigentlich am Seeufer?«, erkundigte sie sich.

Wieder lag ein Anflug von Trauer auf Ryans Gesicht. »Wissen Sie, ich wohne an der Ostküste, in Boston. Nach dem Tod meiner Schwester im letzten Jahr hatte ich nicht die Möglichkeit, selbst hierher zu kommen. Ich habe alles telefonisch geregelt. Susannah wurde damals in ihre Heimat überführt und dort bestattet. Aber jetzt habe ich ein paar Tage frei und hatte genug Zeit, noch einmal über alles nachzudenken. Deshalb wollte ich mir auch einmal die Stelle ansehen, an der man sie damals gefunden hat.« Er lächelte traurig. »Es klingt vielleicht merkwürdig, aber irgendwie brauche ich das, um endlich mit der Sache abzuschließen.«

Tess merkte, dass sie trotz der relativ warmen Frühlingsluft zu frösteln begann. Sie schüttelte den Kopf. »Das klingt überhaupt nicht merkwürdig. Ich verstehe das sehr gut«, meinte sie leise. »Kommen Sie, ich führe Sie hin.«

See der Schatten - Kriminalroman
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