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Claude, Remy und Maan hatten erfolgreich das Vorgebirge hinter sich gelassen und waren am Fuß der Berge angekommen. Sie verschwendeten keine Zeit und gingen schwungvoll weiter. Da sie die Berge gerade erst erreicht haben, verspürten sie nicht denselben Drang wie die anderen, einen Drang, der nicht in ihnen selbst entsprang, sondern von einer unbeschreiblichen, nicht greifbaren Macht.

Sie machten keine Pause um zu essen oder zu trinken, sondern aßen und tranken im Gehen. Sie wussten nicht genau, was sie so schnell vorantrieb, doch alle wussten, dass es nötig war. Wenn sie nicht den Drang verspürt hätten, so schnell voranzukommen, hätten sie vielleicht bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Vielleicht hätten sie sich dann Zeit gehabt zu bemerken, dass der Weg vor ihnen seltsam aussah – als wäre ein Mann, vor Erschöpfung halluzinierend, dort entlanggetorkelt und hätte sich den Kopf an einem Felsen gestoßen.

Sie hätten bemerkt, dass über ihnen keine Vögel mehr flogen, und dass es hier vollkommen windstill war. Auch die über den Weg huschenden Eidechsen, an die sie sich so gewöhnt hatten, und denen Claude zum Zeitvertreib Namen gegeben hatte, waren verschwunden. Sein Liebling war eine mit einem orangefarbenen Fleck auf dem Kopf gewesen, die er Karottenkopf genannt hatte.

Vielleicht hätten sie sogar früh genug die Blutstropfen am Boden und den verschmierten Handabdruck am Felsen bemerkt, um etwas unternehmen zu können und dem kranken Mann hinter dem Felsen auszuweichen, der gerade das Sturmgewehr entsicherte, das er einem toten nordzypriotischen Soldaten abgenommen hatte.

„Hast du dich eigentlich jemals gefragt“, begann Remy und biss dabei herzhaft in einen Müesliriegel aus seinem Rucksack, „wie eine Suche ablaufen könnte, wenn akademische Kreise sie ernst nähmen? Wenn uns dieselbe Finanzierung zur Verfügung stünde, die Richardson und seine Idioten hatten, um die Mayas zu studieren?“

„Ha“, sagte Claude und beobachtete, wie die Eidechse mit dem markanten Kinn, die er Jay Leno genannt hatte, über seine Füße huschte. „Wir müssten sicher nicht klammheimlich irgendwo rumschleichen. Es wäre viel wissenschaftlicher, wie an der Uni oder wie in Mark und Kathys Jobs. Doch so wie das hier stellen sich die meisten Leute die Tätigkeit von Archäologen vor – ohne dabei an all den langweiligen Papierkrieg und das Eingeschleime bei fremden Regierungen zu denken, um überhaupt eine Genehmigung zu bekommen, um mit einer Ausgrabung beginnen zu dürfen.“

„Danke, Hollywood“, kicherte Remy und Claude lachte mit ihm. Die heitere Konversation war ein Teil ihres Problems. Sie waren unachtsam geworden wie schon lange nicht mehr. Bei Maan hätte man vielleicht damit rechnen können; er war jung und gehörte noch nicht lange zur Gruppe dazu. Ihm hätte man verzeihen können, dass er nicht verstand, wie gefährlich es war, unachtsam zu sein. Doch es sind zwangsläufig immer die Unschuldigen, die den Preis zahlen müssen.

„Aber Jäger des verlorenen Schatzes ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme“, sagte Maan. „Ich habe den Film bestimmt schon ein Dutzend Mal mit Akilah gesehen. Wir haben ein Kino in Tsakistra, in dem sie immer alte Filme spielen. Akilahs Vater sagt, dass sie sie gestohlen oder auf dem Schwarzmarkt besorgt haben, aber mir ist das egal. Das waren die besten Sonntage meines Lebens.“

„Aber du bist ein cleverer Junge“, sagte Remy. „Darum dürftest du wissen, dass Harrison Ford kein Archäologe ist und der Film unseren Beruf auch nicht sonderlich wahrheitsgemäß darstellt.“

„Ja“, sagte Claude. „Informationen aus Kinofilmen taugen generell nicht viel.“

Maan lachte über die beiden älteren Männer und erinnerte sich an diese Sonntage mit Akilah, an denen er im dunklen, klimatisierten Kino ihre Hand gehalten hatte und nie bereut hatte, dass er sein ganzes Taschengeld ausgegeben hatte, nur, um sich von der Magie des Kinos in eine andere Welt tragen zu lassen. Das konnte ihm niemand nehmen. Maan hatte das Glück, dass seine letzten Gedanken auf dieser Welt seinen schönsten Erinnerungen galten – das blieb nur ganz wenigen Menschen vorbehalten.

„Ihr beiden klingt steinalt“, sagte er und drehte sich um, um die beiden Archäologen anzusehen, deren plötzlich entsetzte Mienen verrieten, dass etwas nicht stimmte.

Sie sahen ihn nicht an. Sie blickten über seine Schulter, als Gabriel Mizrahi hinter dem Felsen hervorkam, die Waffe direkt auf Maan gerichtet.

 

Die Jagd nach dem Heiligen Gral
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