8:

 

Der Morgen kam schnell und gnadenlos, und noch vor Sonnenaufgang klopfte es an ihre Zimmertür. Mark rappelte sich hoch und fand den Professor auf dem Flur.

„Darf ich?“, fragte er. Mark trat beiseite und ließe seinen alten Lehrmeister eintreten, während Kathy müde aufblickte und die Laken bis an ihr Kinn hochzog.

„Entschuldigt bitte die Störung“, sagte Dr. LeTrec. „Ich wollte nur kurz mit dir reden. Macht es dir etwas aus, wenn wir ins Bad gehen?“

„Wie bitte?“

„Komm einfach mit.“

Der Professor ging ins Bad und drehte nicht nur den Wasserhahn am Waschbecken auf, sondern stellte auch die Dusche an. Er schloss die Tür und begann zu flüstern.

„Ich habe gestern Abend etwas in meinem Zimmer gefunden.“

„Paranoia etwa?“

„Mein Zimmer ist verwanzt. Ich wollte die Rezeption anrufen, um mir ein Extrahandtuch bringen zu lassen, und als ich versehentlich den Hörer habe fallen lassen, habe ich sie gefunden. Wir werden abgehört – und wer weiß, vielleicht sind auch irgendwo noch Kameras angebracht.“

Mark ließ seine Worte einen Augenblick lang auf sich wirken, und er musste zugeben, dass der Dampf der Dusche ihm dabei half, aufzuwachen und klarer zu denken.

„Reginalds Männer passen auf uns auf“, sagte er. „Ich bin mir sicher, dass uns nichts passieren wird.“

„Was ist, wenn sie nicht nur auf uns aufpassen?“, fragte LeTrec.

Mark wollte sein ungutes Gefühl in Bezug auf Reginalds Männer nicht zugeben, oder seine Ängste, die ganze Operation betreffend – doch es konnte nicht zu abwegig sein, wenn der Professor sich ähnliche Gedanken machte.

„Vielleicht will er einfach nur seine Investition schützen. Er stellt hier eine riesige Menge Geld zur Verfügung. Sie haben doch nicht etwa vor, einen Rückzieher zu machen, oder?“

„Also… nein, ich, ähm… brauche das Geld ziemlich dringend, doch ich fühle mich nicht wohl bei der ganzen Sache. Ich wollte es dir nur sagen. Wirst du Kathy auf den neusten Stand bringen?“

„Ich nehme an, Sie meinen Ms. Copperfield? Ja, definitiv, Professor. Vergessen Sie unsere neuen Identitäten nicht.“

„Sie haben Recht, Herr Hellmann. Sie haben Recht.“

Mark lächelte den Professor an, und als dieser nach dem Türknauf griff, legte er ihm die Hand auf den Arm.

„Wird schon alles gut werden“, sagte er.

Bevor er den Raum wieder verließ, erwiderte der Professor sein Lächeln, wenn auch schwach. Kathy saß bereits angezogen auf dem Bettrand, als Mark zu ihr zurückkam.

„Was war das denn?“, fragte sie.

„Das erzähle ich dir in der Dusche.“

* * *

Reginald Astair war beim Frühstück bester Laune. Als sie in die Lobby kamen, wo das Frühstück serviert wurde, wartete er bereits auf sie. Mark bemerkte, dass die Stimmung, die er ausstrahlte, im krassen Gegensatz zu der aller anderen stand.

„Ich habe ein großartiges Gefühl was den heutigen Tag angeht“, sagte Reginald. „Wir werden Geschichte machen, und alles wird mit diesem historischen Spaziergang anfangen.“

Der Professor rührte stumm in seinem Müesli. Mark und Kathy versuchten so enthusiastisch auszusehen, wie möglich. Nach dem Frühstück machten sie sich auf den Weg zur Burg Antonia, der ersten Etappe der schmerzlichen Strecke.

Burg war ein passender Name für Herodes‘ militärische Anlage. Es war ein riesiges Gebäude, wo Jesus Christus der Überlieferung nach von Pontius Pilatus zum Tode verurteilt worden war. An vier Ecken erhoben sich massive Türme gen Himmel und warfen lange Schatten auf die sandige Straße, auf der sich die vier Reisenden näherten. In der Ostwand erhoben sich die Bögen des Löwentors vor ihnen und markierten den Beginn ihrer Reise. Die Leoparden, die die gigantische Öffnung in der Festungsmauer bewachten, starrten bedrohlich auf sie herab und schienen alle zu beeindrucken – ausgenommen ihrer ausdruckslosen Bodyguards.

 

 

Die Jagd nach dem Heiligen Gral
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