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Claude und Remy brachen gleichzeitig in Panik aus. Was war passiert? Sie waren so vorsichtig gewesen. Niemand hatte gesehen, wie sie in Lloyd Ricas Apartment gekommen waren, oder zumindest dachten sie das. Doch das waren Polizisten gewesen, die ins Labor gegangen waren. Das Labor, das in den vergangenen Tagen nur sie benutzt hatten. Sie waren inmitten der „Forschungsurlaubszeit“, in der die meisten Wissenschaftler des Campus’ Urlaub nahmen. Die Polizisten mussten also auf der Suche nach ihnen sein.

Sie schwenkten zurück in den Park und blieben in etwa dort stehen, wo Mark und Kathy vor nicht allzu langer Zeit auf ihrem Spaziergang Halt gemacht hatten – auf einer romantischen kleinen Holzbrücke.

„Kriegst du gerade die Krise? Ich für meinen Teil auf jeden Fall“, sagte Claude. „Sollen wir uns gleich stellen? Ich meine, dass wir ihn begraben haben, kann es auch nicht mehr schlimmer machen, oder? Das war nur Respekt gegenüber den Toten… Es ändert nichts an der Tatsache, dass es Notwehr war, oder? Oder?“

„Also“, sagte Remy. „Ich fürchte, das lässt es schlimmer aussehen. Es macht Notwehr weniger glaubwürdig, eher, als ob wir versucht haben, etwas zu verbergen. Ich glaube nicht, dass sie uns die Sache mit dem Respekt gegenüber den Toten abkaufen werden. Selbst du hast es ja erst nicht geglaubt.“

Remy dachte ein wenig klarer, da er nicht derjenige gewesen war, der den Abzug gedrückt hatte. Er war natürlich direkt involviert und sicher nicht aus dem Schneider, doch über ihm schwebte nicht das Damoklesschwert der Schuld, das über seinem Freund hing. Er legte seine Hände auf Claudes Schultern und schüttelte ihn sanft.

„Es wird schon alles gut werden. Wir müssen nur unseren Freunden sagen, dass wir das Experiment nicht zu Ende bringen konnten. Wir können ihnen ja erzählen, dass die Uni uns erwischt und aus dem Labor geworfen hat. Das ist eine vollkommen glaubhafte Erklärung.“

„Das ist es, oder?“, sagte Claude, und seine Atmung beruhigte sich ein wenig. „Und die Polizei kann unmöglich unsere Namen haben.“

„Natürlich nicht. Wir müssen jetzt nur ruhig bleiben und nach Zypern fliegen. Wir stoßen wieder zu den anderen und tun so, als wäre nichts von alledem je passiert. Denn es ist nicht passiert.“

* * *

Wieder in Remys Apartment angekommen, packten die beiden Männer eilig ihre Sachen. Den ersten Teil ihrer Reise wollten sie mit der Bahn zurücklegen, da sich beide vor den Sicherheitskontrollen am Flughafen fürchteten. Sie glaubten nicht wirklich, dass sie steckbrieflich gesucht wurden oder ihre Ausweise auf der schwarzen Liste standen, doch eine gewisse Paranoia hielt sie davon ab, zum Charles de Gaulle Airport zu fahren. Sie nickten einander zu, als sie die Wohnung verließen und gingen schweigend zum Bahnhof. Jeder von ihnen trug einen Rucksack. Sie schwiegen nicht aus Angst, sondern aus ruhiger Entschlossenheit. Sie würden nach Zypern kommen. In den letzten vierundzwanzig Stunden war überhaupt nichts passiert.

Auch wenn es noch sehr früh war, wimmelte es auf dem Bahnhof schon vor Menschen, und die beiden Männer konnten nicht anders, als ab und an einen argwöhnischen Blick über ihre Schultern zu werfen. Remy zog an den Trägern seines Rucksacks, als ein Mann, der seinem Vater ausgesprochen ähnlich sah, in den TGV einstieg. Das war nicht ihr Zug, und der Mann war auch nicht sein Vater. Das wusste er.

Claude tippte mit dem Fuß, als die Aufregung begann. Ein Mann rannte an der Bank vorbei, auf der sie saßen, und hatte eine Tasche an seine Brust gepresst. Er stieß die Leute weg, die ihm im Weg standen, und eine Frau schlug hart auf dem Boden auf. Der Kaffeebecher, den sie in der Hand gehalten hatte, rollte über den Boden, und Dampf stieg von der braunen Pfütze unter dem ausgestreckten Körper der Frau auf. Claude konnte nur zusehen, wie Remy aufsprang und losrannte. Was tat er da? War er verrückt geworden?

Ohne nachzudenken rannte Remy dem Dieb hinterher. Claude konnte es nicht fassen. Sie wollten versuchen, sich unauffällig zu verhalten, und plötzlich jagte sein Freund an einem überfüllten Bahnhof einem Kriminellen hinterher und zog damit eine Menge Aufmerksamkeit auf sich.

Als nächstes rannten zwei Polizisten an ihm vorbei. Es waren nicht die beiden Männer von letzter Nacht. Natürlich nicht. Er musste den Kopf schütteln, um diesen dummen Gedanken zu vertreiben. Das machte keinen Sinn. Sie sahen jung aus, wie die meisten Polizisten, die am Bahnhof stationiert waren. Es war nicht gerade eine Aufgabe, um die sich viele rissen. Sie keuchten dem Dieb und Remy hinterher.

Claude stand auf, um besser sehen zu können, setzte sich jedoch gleich wieder hin. Dann konnte er nicht anders, stand auf und rannte dem Dieb, Remy und den Polizisten hinterher. Er kam nur ein paar Stützpfeiler weit, bis er bemerkte, dass ihr Zug angekommen war. Er blieb abrupt stehen.

Die Passagiere drängten aus dem Zug heraus. Leute wie er stellten sich an, um einzusteigen. Wo war Remy? Aus Gewohnheit warf Claude einen Blick auf sein Handgelenk, auch wenn er seit Jahren schon keine Uhr mehr getragen hatte. Nervös sah er sich um. Eine unverständliche Ansage des Zugführers krächzte aus dem Lautsprecher. Claude tat, was er tun musste: er stieg in den Zug ein.

 

Die Jagd nach dem Heiligen Gral
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