17:

 

Das Telefon in Mark und Kathys Zimmer klingelte früh am Morgen. Kathy stöhnte und lehnte sich über Mark, um den Hörer abzunehmen. Die Stimme am anderen Ende war leise. Sie kannte sie – und ihr Klang ließ Kathy sofort hellwach werden. Sie senkte den Hörer und schüttelte Mark wach.

„Telefon für dich“, sagte sie.

„Hallo, Mark. Wie geht es Ihnen?“ Es war Reginald Astair. „Keine Panik, die Leitung ist sauber – dafür habe ich gesorgt.“

„Woher rufen Sie gerade an?“

„Das kann ich Ihnen nicht sagen.“

„Was können Sie mir dann sagen?“

„Dass ich bald da bin. Ich werde das Ganze beobachten und abwarten. Seien Sie bereit. Ich kann nicht sagen, wann oder wo es sein wird, doch irgendwann bin ich da und werde Sie alle befreien. Dann können wir zu unserem ursprünglichen Plan zurückkehren. Haben Sie mich verstanden?“

„Ja.“ Mark sprach wie ferngesteuert.

„Gut.“

Als es klickte und wieder das Freizeichen ertönte, berichtete Mark Kathy was Reginald gesagt hatte.

„Sollen wir es dem Professor sagen?“, fragte sie.

„Vielleicht… aber noch nicht sofort“, sagte Mark. „Nicht, wenn er nicht selbst auch einen Anruf bekommen hat. Ich denke, für den Augenblick ist es besser, wenn wir uns bedeckt halten.“

„Darin haben wir ja langsam Übung.“

„Und in etwas anderem auch.“

„Oh ja?“, sagte sie, während sie sich auf den Rücken rollte und auf die Spitze ihres kleinen Fingers biss. „Und das wäre?“

Mark schob diverse Laken beiseite, um ihr die Antwort persönlich zu geben.

* * *

Am darauffolgenden Morgen kamen sie nach dem Frühstück in Mr. Mizrahis Zimmer zu einem Meeting zusammen, bei dem er ihnen erklärte, was sie an diesem Tag zu tun hatten. Offensichtlich sollte es ein aufregender Tag werden.

„Ich habe den Rest des Teams, das wir brauchen werden, versammelt“, sagte er. „Luc kennen Sie ja schon, doch etwas aus einem Schweizer Banktresor zu stehlen ist nicht leicht. Heute werden wir einen kleinen Ausflug nach Montreux machen, um etwas Wichtiges abzuholen.“

„Und das wäre?“, fragte Mark.

„Unsere Uniformen.“

* * *

Gabriel hatte ein neues Fortbewegungsmittel für sie beschafft. Nachdem das Auto am Vortag gestohlen worden war, hatte er offensichtlich keine Zeit verschwendet. Zwei schnittige schwarze Ducatis warteten draußen vor dem Hotel auf sie. Der Professor sollte in Mr. Mizrahis Sozius mitfahren und Kathy bei Mark.

Mark nahm dem Parkdienst den Helm ab und setzte ihn auf. Er schob das Sonnenvisier hoch und sah zu, wie Kathy auf das Motorrad kletterte. Sie hatte ihren Helm bereits aufgesetzt.

„Kommst du?“, fragte sie. Sie ließ den Motor an und machte damit klar, dass sie fahren würde.

Mark sprang auf.

„Halt dich fest“, sagte sie, und er schlang seine Arme um ihre schlanke Taille bevor sie losfuhren.

Wahrscheinlich kann kein Land besser mit dem Motorrad bereist werden, als die Schweiz. Sie fuhren über Bergpässe und auf kurvenreichen Straßen, wo die kühle Bergluft über ihre Helme und Schultern hinwegströmte. Irgendwann – weit vor Gabriel und dem Professor – hielt Kathy an einer besonders schönen Stelle.

Sie fuhr an den Randstreifen und nahm den Helm ab. Die Wipfel der Bäume wiegten sich im Wind, und unter ihnen glitzerte der Lac Léman in der Sonne. Ein Vogel zog am Himmel seine Bahnen und stieß plötzlich herab, um eine Beute zu ergreifen, die sie nicht sehen konnten.

Kathy drehte sich zu Mark um und zog ihm den Helm vom Kopf. Er lächelte sie an.

„Ist das nicht schön?“, fragte sie.

„Ja“, antwortete er, doch er beachtete die Umgebung nicht, sondern sah ihr direkt in die Augen.

Kathy legte ihre Hände auf Marks Wangen und küsste ihn innig. Der Augenblick war viel zu schnell vorbei, denn sie mussten weiter. Sie warfen noch einen Blick auf die Berge und den See, bevor sie die Helme wieder aufsetzten und den Augenblick der Ruhe und die Idylle hinter sich ließen.

 

Die Jagd nach dem Heiligen Gral
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