Calcium carbonicum
Calcium carbonicum wird aus der Austernschale hergestellt, und seine Herkunft sagt uns viel über die Psychologie des Konstitutionstyps. Die Auster gehört zu den weniger dynamischen Geschöpfen des Meeres. Sie zieht es vor, in ihrer schützenden Schale zu bleiben und sich zur Sicherheit an einen Felsen zu klammern. Im Inneren der Schale ist sie weich und amorph, und ihre Aktivitäten beschränken sich darauf, Nahrung aufzunehmen und zu verdauen.
Der Calcium-Mensch ist langsam, solide, bodenständig und arbeitsam. Während die mehr feurigen Typen wie Lachesis und Sulfur Aufregung und Ruhm suchen, bleibt Calcium gerne zu Hause und liegt vor dem Fernseher, vorzugsweise mit einem Partner zum Kuscheln und einem guten Vorrat an kalorienreichen Knabbereien. Jeder Konstitutionstyp drückt seine Sicherheitsbedürfnisse auf unterschiedliche Art aus. Lycopodium sucht Sicherheit in der Bestätigung durch andere. Für Aurum geht es um Reichtum und Prestige, während Pulsatilla nur wissen muß, daß sie geliebt wird. Für die Calcium-Frau bedeutet Sicherheit das Vertraute. Veränderungen empfindet sie als bedrohlich (ungefähr drei Viertel aller Calcium-Typen, die ich gesehen habe, sind weiblich) und vermeidet sie, indem sie einfach bleibt, wo sie ist. Deshalb kann die Calcium-Frau 20 Jahre lang denselben Job behalten, obwohl sie durchaus fähig wäre, sich größeren Herausforderungen zu stellen. Sie bleibt vielleicht ihr Leben lang in der Stadt, in der sie geboren wurde, wagt sich nur im Urlaub weiter weg (meist auf ausgetretenen Pfaden in beliebte, gut mit Speisen und Getränken versorgte Urlaubsgebiete) und ist immer froh, wieder nach Hause zu kommen.
Diese konservative Tendenz kann man in vielen Lebensbereichen von Calcium sehen. Vor allem Calcium-Kinder haben Bedenken, sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Sie zögern, bevor sie unbekannte Nahrungsmittel probieren, brauchen lange Zeit, um neue Freundschaften zu schließen (sind aber gesellig im Zusammensein mit alten Freunden), und wenn sie älter werden, sind sie auch zurückhaltend gegenüber anderen Lebensanschauungen und Standpunkten. Wie Arsenicum ist Calcium meist sehr besorgt um seine materielle Sicherheit. Infolgedessen haben beide Typen eine hypochondrische Tendenz und machen sich oft Sorgen um die Zukunft und darüber, wie es ihnen materiell ergehen mag (Kent: »Angst, daß etwas passieren könnte«). Es gibt in dieser Beziehung jedoch beträchtliche Unterschiede. Während Arsenicum versucht, seine Umgebung dadurch zu kontrollieren, daß er pedantisch genau und sparsam ist, vermeidet Calcium einfach jede Veränderung und ist innerhalb der Grenzen einer vertrauten Umgebung wesentlich besser in der Lage, sich zu entspannen und die Dinge nicht so eng zu sehen. Die Calcium-Frau sorgt sich vor allem um ihre Sicherheit, und wenn diese ausreichend gewährleistet ist, wird sie das Leben genießen, ohne das Bedürfnis nach besonderen Aufregungen, nach Reichtum oder Prestige zu haben.
Einfachheit
Calcium ist ein unkomplizierter Mensch. Da er sich vorwiegend an der materiellen Wirklichkeit orientiert und es ihm primär um die Befriedigung seiner sinnlichen Gelüste und die gleichermaßen natürliche Freude am Familienleben geht, vermeidet er die Seelensuche stärker introvertierter Typen wie Natrium muriaticum und die intellektuellen Höhenflüge von Sulfur, Lycopodium und einigen Natrium-Typen. Calcium ist einfach, häuslich, bodenständig und pragmatisch. Seine Schlichtheit ist erfrischend, weil sie natürlich ist wie die von Phosphor (obwohl stiller und weniger brillant). Selbst die intelligentesten Vertreter/innen von Calcium sind unprätentiös und genießen die einfachen Freuden des Lebens wie Essen, Trinken, Spazierengehen und die körperliche Liebe. Calcium ist meist zufrieden, solange er in Sicherheit lebt, seine Freunde hat und die Freiheit, gelegentlich ein bißchen Luxus zu genießen, nicht indem er viel Geld ausgibt, sondern eher, indem er sich den einfachen Luxus gönnt wie ein heißes Bad im Winter oder ein Schwatz am Kamin bei einer Tasse Tee und Plätzchen. Ich habe eine Calcium-Freundin, die es schafft, sich trotz ihres bescheidenen Einkommens extrem gut zu kleiden und gut zu essen. Essen und Kleidung sind ihre beiden wichtigsten Quellen der Freude, und dafür gibt sie auch den größten Teil ihres Geldes aus.
Es ist vor allem seine körperliche Sinnlichkeit und seine Erdverbundenheit, die es Calcium ermöglicht, so schlicht zu bleiben. Calcium gehört zu den sinnlicheren Typen, die auf dieser körperlichen Ebene großes Vergnügen empfinden können, ohne daß sie nach einer höheren Entwicklung verlangen, die kultiviertere Typen wie Silicea und Arsenicum genießen. Die Calcium-Frau schwelgt oft allzusehr im Essen, weil sie es so genießt, und da sie sich von Natur aus nicht gerne bewegt, wird sie gewöhnlich bald übergewichtig. An diesem Punkt unterscheidet sie sich von ihren übergewichtigen Natrium-Schwestern (die man 20mal häufiger trifft als eine dicke Calcium-Frau), weil ihr die Gewichtsprobleme nicht viel ausmachen. Natrium hat die Tendenz, sich häßlich und nicht liebenswert zu fühlen, und diese Haltung wird durch Übergewicht nur gesteigert. Calcium fühlt sich dagegen mit ihren Speckrollen oft ganz wohl, weil sie sich ihrer Erscheinung meist nicht so bewußt ist, vor allem, wenn sie sich der Loyalität ihres Partners sicher sein kann.
Wie andere bodenständige, sinnlich orientierte Typen ist Calcium oft geschickt bei praktischen Tätigkeiten, und viele von ihnen sind auch künstlerisch begabt. Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß sie es riskieren, ihren Lebensunterhalt von einem so unsicheren Geschäft wie der Kunst zu bestreiten; sie betreiben ihre künstlerischen Aktivitäten lieber als Hobby.
Die pragmatische, ernsthafte Lebenseinstellung von Calcium ist nützlich bei der Arbeit. Während der nahe verwandte Sulfur bei der Arbeit oft gelangweilt oder faul ist (wenn der Job nicht gerade zu seinen Leidenschaften gehört), arbeitet Calcium im allgemeinen stetig und zuverlässig. Er mag zwar nicht der schnellste sein, aber wie eine Schildkröte gelangt er schließlich ans Ziel, meist ohne auf dem Weg dahin irgendeinen Fehler zu machen. Außerdem ist er bei der Arbeit meist leutselig und zufrieden (und wird im allgemeinen einen relativ geringen Lohn akzeptieren, solange ihm die Arbeit gefällt). Die Calcium-Frau ist mit Sicherheit kein Workaholic, obwohl sie manchmal Überstunden macht, um ihrem Chef zu helfen oder eine Kollegin zu vertreten. Was sie selbst betrifft, so würde sie lieber weniger arbeiten und ihre Freizeit genießen. Obwohl sie vielleicht auf ihre Arbeit stolz sein mag, bildet die Familie meist den Mittelpunkt ihres Lebens (und das gilt genauso für Calcium-Männer). Ein Wochenende zu Hause mit der Familie ist für Calcium in der Regel attraktiver als für die meisten anderen Typen, und der Gedanke an den Montagmorgen löst gewöhnlich keine große Begeisternng aus.
Beschränktheit und Engstirnigkeit
Jede positive Qualität hat ihre Schattenseite. Sulfur ist voller Inspiration, nimmt aber die praktischen Realitäten nicht wahr, während Kalium logisch ist, aber zu wenig Vorstellungskraft hat. Bei Calcium wird die positive Eigenschaft der Schlichtheit in vielen Fällen von einem »kleinen Geist« begleitet.
Die Interessen von Calcium drehen sich gewöhnlich um die Befriedigung eigener oder familiärer Bedürfnisse und Wünsche. Dadurch kann eine Art Klan-Mentalität aufkommen, vereinfacht gesagt nach dem Muster: »Du bist in Ordnung, wenn du einer von uns bist.« Da für die Calcium-Frau die Familie im Mittelpunkt steht und ihr Denken sich um praktische Alltagssorgen dreht wie beispielsweise, was sie zum Mittagessen kochen soll, verfehlt sie leicht die größeren Zusammenhänge. Kent hat das in seinen Vorlesungen schonungslos charakterisiert: »Calcium führt zu kleinlichen Ideen, es zwingt den Verstand zur Kleinlichkeit, zu kleinlichen Vorstellungen oder dazu, bei Kleinigkeiten zu verweilen.« (Kent war vermutlich ein Sulfur-Typ und folglich das genaue Gegenteil von Calcium.) Das stimmt in vielen Fällen. Calcium interessiert sich mehr dafür, was es zum Abendessen gibt oder ob der örtliche Fußballverein gewinnt, als für die Sorgen der Allgemeinheit, wie beispielsweise internationale Politik oder mehr abstrakte Themen wie Philosophie und Ethik. Selbst die intelligenteren Calcium-Menschen neigen dazu, sich mehr für lokale als für nationale oder internationale Fragen zu interessieren und mehr für praktische Angelegenheiten als für abstrakte Theorien. Insofern wird Calcium, wenn er/sie umweltbewußt ist, auf der lokalen Ebene arbeiten und dabei helfen, Abfall wiederzuverwerten, sich aber wahrscheinlich kaum für globale ökologische Fragen wie den Schutz der Regenwälder am Amazonas interessieren.
Natürlich beschränken sich nicht alle Calcium-Menschen nur auf persönliche und häusliche Angelegenheiten. Einige haben ein großes Allgemeinwissen und interessieren sich für viele Dinge, vom Alltäglichen bis zur Philosophie. Calcium ist oft ein Sammler, und einige Calcium-Typen sammeln statt Antiquitäten und Spielzeugautos lieber Informationen. Die Art, wie sie das tun, ist bemerkenswert. Anders als Lycopodium und Sulfur, die ein Thema meist gierig und gründlich studieren, neigt Calcium dazu, Informationen »abzugrasen«. Im Laufe der Jahre kann er sich auf diese Weise durch viele Sachbücher arbeiten (die er wahrscheinlich im Wechsel mit Romanen liest) und dabei mühelos eine Menge Wissen aufnehmen. Und weil er sich für die kleinen Details des Lebens genauso interessiert wie für die »großen Zusammenhänge«, kann es sein, daß er über ein riesiges inneres Archiv mit unwichtigen kleinen Fakten verfügt wie beispielsweise dem Fettanteil in einem Kamelhöcker oder dem Namen des Astrologen von Präsident Reagan. Im Gespräch werden diese kleinen Juwelen dann bei passender Gelegenheit vorgezeigt, und seine Freunde werden staunen, über welch ein umfassendes Wissen dieser anscheinend ziemlich schlichte, unkomplizierte Mensch verfügt.
Kalium carbonicum neigt auch dazu, jede Menge Fakten zu sammeln und bei passender Gelegenheit ins Gespräch einzustreuen. Diese beiden Typen haben viele Gemeinsamkeiten, sowohl körperlich als auch geistig. Beide sind sehr bodenständige, praktische und ernsthafte Typen, und beide haben die Tendenz, sich über Kleinigkeiten Sorgen zu machen. Calcium ist jedoch meist entspannter, weniger förmlich und weniger rigide als Kalium. Calcium geht außerdem nicht so pedantisch mit den erlernten Fakten um, wie Lycopodium und Kalium das manchmal tun.
Ich kannte einmal eine Calcium-Dame von ungefähr 40 Jahren. Sie hatte geheiratet und Kinder bekommen, hatte sich dann scheiden lassen und erlebte nun eine Art zweiter Jugend, in der sie alles nachholte, was sie durch ihre frühe Heirat versäumt hatte. Sie kleidete sich sehr modisch und jugendlich wie ein Teenager, und sie wirkte mehr wie 30 als wie 40. Ihr Gesicht war viereckig mit einem offenen Ausdruck, und sie hatte feine Fältchen um die Augen, die wie Lachfältchen aussahen. Körperlich war sie eher mollig, aber nicht fett, obwohl sie nicht regelmäßig Sport trieb. Aus meiner Sicht war der charakteristischste Persönlichkeitszug bei ihr, daß sie gerne redete. Sie konnte über alles und jeden schwatzen und schwatzen und schwatzen, bis sie Fransen am Mund hatte. Sie stellte meine Geduld oft auf die Probe, indem sie über gute Filme redete (gewöhnlich mit meiner Frau). Wann immer ein neues Thema angeschnitten wurde, hatte sie etwas dazu zu sagen. Ihre Kommentare waren meist ernsthaft und sachlich, aber nicht pedantisch. Besonders gut war sie über alles informiert, was sich in ihrer Region abspielte (politisch oder im Freizeitbereich), aber gewöhnlich konnte sie zu nahezu jedem Thema etwas sagen. Eines Tages suchte sie mich in völliger Panik auf. Ihr Exfreund ließ sie nicht in Ruhe, und sie regte sich darüber so auf, daß sie die ganze Zeit voller Angst und in Tränen aufgelöst war. Als sanfte und großzügige Seele hatte sie den unwillkommenen »Ex« anfangs nicht energisch genug in seine Grenzen gewiesen, aber allmählich sah sie sich gezwungen, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Ich gab ihr Calcium 10M, und schon einen Tag nachdem sie die Arznei genommen hatte, war sie wieder ruhig und dachte nicht mehr zwanghaft darüber nach, wie sie mit der Situation umgehen sollte.
Meine Calcium-Freundin war sicher mehr »mental« (im Gegensatz zu emotional oder praktisch) orientiert als die meisten Calcium-Frauen, aber sie war nicht intellektuell in dem Sinne, daß sie die gesammelten Informationen in größerem Ausmaß analysiert hätte. Mir ist nie eine wirklich analytische Calcium-Frau begegnet, und das stimmt überein mit dem vorherrschenden Eindruck von Calcium als praktischem und bodenständigem Typ, auch dann, wenn die Intelligenz überdurchschnittlich ist. (Im Gegensatz dazu neigen Kalium carbonicum und Lycopodium dazu, Informationen stark zu analysieren, ebenso wie Sulfur, der auch ein großer Faktensammler ist.)
Calcium hat meist ein starkes Interesse an persönlichen Dingen. Auf der positiven Seite wird die Calcium-Frau damit zu einer aufmerksamen Zuhörerin und einer loyalen Freundin. Sie interessiert sich andererseits aber auch für Klatsch und solche Dinge wie die Farbe des Kleides, das die Königin trug, oder Fergies neueste Frisur. (Calcium ist oft fasziniert von Königshäusern, ebenso wie Natrium muriaticum.)
Calcium ist ein empfindsamer Typ (Kent: »überempfindlich«), und wenn seine Gefühle verletzt werden, kann er sehr kleinlich werden. Wenn er sich beleidigt oder zurückgewiesen fühlt, benimmt er sich oft kindisch und sinnt auf plumpe Rache. So kann eine Calcium-Frau beispielsweise ihrem Ehemann die Tür vor der Nase zuschlagen oder bei Bekannten peinliche Details über jemanden ausplaudern, über den sie sich geärgert hat. Dieses Verhalten findet man vor allem bei Calcium-Kindern und -Jugendlichen, besonders bei den Mädchen.
Gastfreundschaft und Gemütlichkeit
Calcium ist ein wichtiger Bestandteil des Knochenskeletts. Wie die Knochen des Skeletts, so spielt auch der Calcium-Typ eine stabilisierende oder sogar strukturierende Rolle im Körper der Gesellschaft. Calcium-Menschen sind wie das »Amen in der Kirche«, das Salz der Erde, solide, zuverlässig, mit einem gesunden Menschenverstand und einem großzügigen Herzen für jeden, den sie in den größeren Familienkreis aufgenommen haben. Der Fremde mag zwar zunächst etwas mißtrauisch beäugt werden, aber wenn er erst einmal seine guten Absichten bewiesen hat, gewährt man ihm Zutritt in die Austernschale, damit er dort die Gemütlichkeit und Bequemlichkeit genießen kann und auch die Perle der Liebe und Loyalität, die Calcium allen gewährt, denen er vertraut. In diesem Sinne erinnert Calcium an Natrium muriaticum, aber letzterer zögert länger und ist wachsamer, bevor er jemanden hereinläßt, ist anschließend aber auch gefühlsmäßig stärker an seine Vertrauten gebunden.
Wenn man über die alten Zeiten liest und über die Charaktere, die unsere Dörfer und Städte vor zwei- oder dreihundert Jahren bevölkerten, bekommt man den Eindruck, daß Calcium damals der am weitesten verbreitete Typ war, und das mag wohl wirklich so gewesen sein. Der Typ der matronenhaften Frau des Kneipenwirts, deren Gastfreundlichkeit alle und jeden einschließt, die gerne klatscht und nichts gegen einen derben Spaß hat, beinhaltet für mich viel von der Calcium-Essenz. Jeder weiß, daß Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, obwohl sie sich Fremden gegenüber erst einmal argwöhnisch verhalten, äußerst gastfreundlich sind, wenn sie jemanden erst einmal in ihr Haus eingeladen haben. Ich vermute, daß Calcium auf dem Land, wo man noch schlichter leben kann, weiter verbreitet ist, ebenso in Ländern der dritten Welt. Wenn sich eine Gesellschaft stärker industrialisiert und kultivierter wird, breitet sich Natrium muriaticum immer stärker aus und löst Calcium als vorherrschenden Typ ab. (Wir werden darauf im Kapitel über Natrium noch weiter eingehen.)
Sowohl männliche als auch weibliche Calcium-Typen lieben ihr Zuhause und sind sehr fürsorglich, wodurch sich Gäste bald als Teil der Familie fühlen. Anders als Natrium wird Calcium bei Fremden nicht lange förmlich bleiben. Calcium wirkt sehr schlicht und einfach. Man weiß, woran man mit ihnen ist, und wenn sie einmal Vertrauen gefaßt haben, sind sie eher gesprächig und freundschaftlich als heftig und anmaßend. (Ein gutes Beispiel für eine entspannte und erfrischend direkte Calcium-Frau findet man in dem Film L. A. Story in Gestalt der englischen Journalistin, gespielt von Victoria Tennant, die sich in den verrückten Wetteransager verliebt, den Steve Martin spielt.) Calcium sorgt meist gut für andere, ohne sich dabei selbst zu vernachlässigen. Anders als der ebenfalls fürsorgliche Natrium-Typ fühlt sich Calcium liebenswert und glaubt, daß er ein Anrecht auf Glück hat, und er kann genauso leicht annehmen, wie er gibt. In einer Beziehung wird Calcium im allgemeinen den Partner verbal und praktisch stark unterstützen. Calcium kümmert sich auch um die Kleinigkeiten, mit denen man zeigt, daß man an den anderen denkt, wie beispielsweise Geburtstagsgeschenke, hin und wieder eine Tasse Tee oder einen Blumenstrauß. Calcium ist meist nachsichtig gegenüber denen, die er liebt. Ein Calcium-Partner ist im allgemeinen loyal, anhänglich und zuverlässig, ohne seine oder ihre eigene Identität zu verlieren. Hier unterscheidet sich Calcium von Pulsatilla und von einigen Natrium-, Phosphor- und Staphisagria-Partnern, die sich selbst völlig vergessen bei ihren Versuchen, es dem anderen recht zu machen.
Ein Calcium-Elternteil wird genauso unterstützend und nachsichtig sein wie ein Calcium-Partner, aber auf eine entspannte Weise. Das Familienleben ist für Calcium eine ganz natürliche Sache, und Kinder werden im allgemeinen umsorgt, ohne verwöhnt zu werden, und sie dürfen das Nest ohne großes Aufsehen verlassen. Die Calcium-Mutter wird sich wahrscheinlich um ihre Kinder sorgen, wenn sie das Haus verlassen haben, aber sie wird ihnen nicht im Weg stehen. Es ist so, als habe sie immer noch eine »natürliche Psyche«, die instinktiv weiß, was für ihre Familie am besten ist, ohne daß sie darüber nachdenken müßte. Genauso wie Vögel es akzeptieren, wenn ihre Jungen flügge werden, und sie dabei sogar ermutigen, erfüllen Calcium-Eltern ihre natürliche Aufgabe und machen dann den Weg frei, wenn ihre Kinder alt genug sind, um für sich selbst zu sorgen.
Haushalte, in denen einer oder beide Elternteile Calcium sind, strotzen meist vor Leben. Die Kinder haben oft viel Freiheit, und sowohl Eltern als auch Kinder mögen Haustiere. Viele Calcium-Haushalte sind regelrechte Tierheime und sind erfüllt vom pulsierenden Leben eines halben Dutzends von Haustieren und einer Brut ungebärdiger Kinder. In solch einem Chaos fühlt sich die Calcium-Mutter in ihrem Element, und der Calcium-Vater, obwohl er bisweilen Zuflucht bei seinen Kumpels in der Kneipe sucht, fühlt sich in solch einem warmen häuslichen Chaos viel wohler, als er sich in einer ruhigen, sauberen und kontrollierten Atmosphäre fühlen würde.
Die Familie ist für Calcium sehr wichtig. Große Familientreffen sind typisch, und wenn die alternde Mutter zu gebrechlich wird, um für sich selbst zu sorgen, wird Calcium sie wahrscheinlich zu sich nehmen. Wenn Calcium-Menschen nicht zu Hause sind, bekommen sie Heimweh (vor allem die Kinder). Calcium-Kinder werden es eher als die meisten anderen tolerieren oder sogar genießen, auch noch als fast Erwachsene mit der Familie in Urlaub zu fahren, während ihre Altersgenossen ungeduldig versuchen, von ihren Eltern wegzukommen. Sie werden auch eher noch bei den Eltern wohnen, wenn sie schon die Schule beendet haben und zur Arbeit gehen. Das hängt zum Teil damit zusammen, daß sie das Vertraute und die Bequemlichkeit zu schätzen wissen, hat aber auch damit zu tun, daß ein oder beide Elternteile wahrscheinlich ebenfalls Calcium und deshalb eine angenehme Gesellschaft sind. Wenn er nicht gerade unter Streß steht, ist Calcium im allgemeinen gelassen und stellt nicht allzu viele emotionale Anforderungen an seine Angehörigen. Sie können kommen und gehen, wie es ihnen gefällt, und da er nicht nur wenig fordert, sondern auch warmherzig und nachsichtig ist, werden sie seine Gesellschaft wahrscheinlich genießen. Calcium-Kinder bleiben oft zu Hause, bis sie mit einem Partner zusammenziehen oder heiraten (häufig einen Sandkastenfreund).
Sentimentalität und Empfindsamkeit
Wasser gilt als Symbol des Gefühls, und vor allem das Meer wird oft mit unserem Unterbewußtsein, das voller Emotionen aus der Vergangenheit ist, in Verbindung gebracht. So ist es durchaus passend, daß Mittel, die aus dem Meer stammen (Calcium, Natrium muriaticum und Sepia), mit emotionalen Persönlichkeiten korrespondieren. Calcium ist etwas weniger emotional als Natrium und Sepia, weil er in seiner Sinnlichkeit wurzelt und so bodenständig und pragmatisch ist. Gleichwohl ist Calcium immer noch emotional im Sinne von weich, fürsorglich und sentimental (Kent: »Milde«). Man kann Calcium leicht mit Pulsatilla verwechseln, weil beide von Natur aus sanft und fürsorglich sind und sich auch äußerlich so ähnlich sehen (blond und fleischig). Der grundsätzliche Unterschied besteht in der Bodenständigkeit von Calcium, die das permanente Auf und Ab der Emotionen verhindert, denen Pulsatilla so ausgeliefert ist, und die Calcium stabiler und weniger abhängig von anderen sein läßt. (Graphites liegt irgendwo zwischen den beiden.)
Die meisten kleinen Kinder sind bis zu einem gewissen Grad sentimental, aber das Calcium-Kind legt diese Eigenschaft nur langsam ab, wenn überhaupt. So wird es wahrscheinlich seine Kuscheltiere länger als die meisten hätscheln (das heißt sein Leben lang). Die Calcium-Frau ist sentimental im Hinblick auf irgendwelche Jahrestage, und sie genießt es, Grußkarten mit intimen Botschaften zu verschicken und zu bekommen. Auch bewahrt sie gerne Dinge auf, die sie an gute alte Zeiten oder an abwesende Freunde erinnern. Die meisten Calcium-Frauen haben wohlgehütete Fotoalben. (Diese Art von Sentimentalität findet man auch bei Pulsatilla, Natrium muriaticum und manchmal bei Phosphor.)
Calcium hat ein weiches Herz und erträgt es nicht, von Grausamkeiten zu hören (Kent: »überempfindlich – wenn er von Grausamkeiten hört«), obwohl er nicht zu jener Art moralischer Mißbilligung neigt, die Causticum bei Ungerechtigkeiten empfindet, und auch nicht zu denen gehört, die bei Demonstrationen für soziale Rechte alles kurz und klein schlagen. Er zuckt einfach zusammen, wenn er daran denkt, daß eine andere Kreatur leidet, vor allem als Folge von Grausamkeit, denn er spürt bis zu einem gewissen Grad selbst den Schmerz auf dieselbe mitfühlende Art wie Phosphor. Ich denke, daß Calcium irgendwo in der Mitte zwischen Phosphor und Natrium liegt. Alle drei sind empfindsame, emotionale Typen. Phosphor ist extrem offen für die Gefühle anderer und geht genauso offen mit den eigenen Gefühlen um. Natrium verschließt sich, um sich selbst vor Verletzungen zu schützen und nicht allzuviel von den Schmerzen anderer zu spüren. Calcium mit seiner relativ gesunden Ausgeglichenheit liegt irgendwo zwischen Offenheit und Selbstschutz. Zufriedene Calcium-Menschen können manchmal mit Phosphor verwechselt werden, weil sie schlicht und natürlich sind und das Leben ohne allzuviel Selbstbeobachtung und ohne große Ansprüche genießen. Wenn sie jedoch verletzt werden, kann man sie mit Natrium verwechseln, weil sie sich dann in ihre Austernschale zurückziehen und mit der Person, die ihnen zu nahe getreten ist, nichts mehr zu tun haben wollen. In solchen Situationen können sie verärgert und sogar verbittert sein (Kent: »leicht beleidigt«). Wenn sie beleidigt werden, besteht der hauptsächliche Unterschied zwischen Calcium und Natrium darin, daß erstere sehr viel schneller darüber hinwegkommen als letztere. Das liegt teilweise daran, daß Natrium dazu neigt, Ärger und Frustration bis zur Unerträglichkeit aufzustauen, während Calcium sich früher wehrt und dadurch einen ernsthaften Mißbrauch vermeidet.
Wenn Calcium sich aufregt, reagiert er leicht irrational (Kent: »unfähig, nach Erregung scharf zu denken«). Auch das gilt wieder für die meisten emotionalen Typen, wobei Aurum am stärksten kontrolliert ist und Ignatia am wenigsten. Calcium liegt irgendwo dazwischen. Die Calcium-Frau kann in Tränen ausbrechen, wenn ihr Mann den Hochzeitstag vergessen hat, und in ihrer Traurigkeit läßt sie vielleicht aus Versehen das Essen anbrennen, oder sie geht in ihrem Ärger den ganzen Abend aus, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, aber sie kommt in der Regel schnell wieder zur Vernunft. Sie ist zwar die meiste Zeit empfindlich, aber irrational reagiert sie nur, wenn sie aufgeregt ist.
Calcium steht in Kents Repertorium unter der Rubik »möchte magnetisiert werden«. Der Grund dafür ist die Passivität von Calcium, und wie viele der leicht emotionalen Typen lassen sich Calcium-Menschen gerne bezaubern, besonders von einem Vertreter des anderen Geschlechts. Calcium-Mädchen verlieben sich häufig und hängen dann ihrem Herzblatt an den Lippen. Ihre Empfänglichkeit für den Zauber anderer Menschen kann manchmal zu gebrochenen Herzen führen, aber auch dann sorgt die sinnliche Seite von Calcium dafür, daß sie den Kopf nicht allzu lange hängen lassen und wieder in den Alltag zurückfinden.
Die furchtsame Auster
Calcium vermeidet Ängste meist dadurch, daß er bei der Familie bleibt. Zu den charakteristischsten Folgen dieses Verhaltens gehört eine gewisse Unterforderung. Calcium fürchtet oft die Herausforderungen, die sich aus dem Erfolg ergeben, vor allem akademisch und beruflich (Kent: »auf dem Höhepunkt des Erfolgs gibt er sein Geschäft auf«). Es kommt oft vor, daß eine Calcium-Frau einen Kursus oder eine Ausbildung beginnt und dann kurz vor dem Ende aufgibt, obwohl sie durchaus in der Lage wäre, die Sache mit durchschnittlichem oder sogar überdurchschnittlichem Erfolg zu beenden. Sie wird meist nicht erklären können, warum sie aufgegeben hat, oder sie wird ihre Entscheidung rationalisieren. Dann sagt sie vielleicht, sie habe ihren Kunstkurs aufgegeben, weil man ihr einen guten Job angeboten habe, obwohl dieser Job sie eigentlich nicht weiterbringt und ihren Fähigkeiten nicht entspricht. Vielleicht gibt sie ihre Arbeit oder ihr Studium auch auf, wenn sie eine neue Beziehung beginnt, und rechtfertigt ihre Entscheidung, indem sie sagt, sie wolle jetzt mehr Zeit für ihren Partner haben. Tatsächlich hat sie jedoch Angst, daß sie den wachsenden Ansprüchen an ihre Zeit und ihre Fähigkeiten, die mit einer Karriere verbunden wären, nicht gerecht würde. Es fehlt ihr weder an Intelligenz noch an Fähigkeiten; sie hat nur Angst, sie zu nutzen.
Calcium gehört zu den Typen, die sich grundlos Sorgen um die Zukunft machen (Kent: »Angst, daß etwas Trauriges oder Schreckliches eintreten wird«), Das trifft wie üblich mehr auf Frauen zu, aber auch Calcium-Männer haben die Tendenz, das Schlimmste zu befürchten, besonders wenn sie etwas Neues beginnen. Auf ähnliche Weise machen sich Calcium-Eltern Sorgen, daß ihre Kinder einen Unfall haben könnten, und regen sich schon auf, wenn der Nachwuchs ein bißchen später nach Hause kommt. Im allgemeinen sorgt sich Calcium eher um Kleinigkeiten und zukünftige Katastrophen, die eher unwahrscheinlich sind.
Wenn Calcium eine neue Aufgabe übernimmt, kann die Angst, damit nicht fertig zu werden, allgemeine Befürchtungen und allerlei irrationale Ängste auslösen. (Kent führt Calcium unter 14 verschiedenen Angst-Rubriken und 16 Furcht-Rubriken in Fett- oder Kursivdruck auf.) Der ängstliche Calcium-Mensch weiß Ermutigung zu schätzen und wird dann meist nach kurzer Zeit wieder optimistischer in die Zukunft sehen. Calcium leidet gewöhnlich nicht unter Panikattacken oder länger dauernden Angstzuständen, die den nervöseren Typen wie Argentum und Lycopodium zu schaffen machen.
Stumpfsinn und Halsstarrigkeit
Wie Barium entwickelt sich auch das Calcium-Kind meist nur langsam, aber anders als Barium holt es gewöhnlich sehr schnell auf. Vielleicht bekommt das Calcium-Kind erst spät Zähne, oder es beginnt einige Monate später als das Durchschnittskind zu krabbeln und zu laufen. Beim Sprechen- und Lesenlernen mag es zunächst langsam sein, und diese ursprüngliche Langsamkeit kann spätere Ängste vor Überforderung auslösen. Doch die Ähnlichkeit mit Barium bezieht sich nicht nur auf die langsame Entwicklung. Wie Barium sind manche Calcium-Kinder stumpfsinnig, wenig unternehmungslustig und apathisch (Kent: »Dumpfheit – Schwerfälligkeit«). Sie können in einen Trott verfallen, in dem sie sich nur noch für das Fernsehen interessieren oder sich nur noch mit einem bestimmten Spielzeug beschäftigen, und sie werden allen Versuchen widerstehen, sie für ein Gespräch oder andere Aktivitäten zu gewinnen. Einige Calcium-Kinder sind immer so, während andere nur gelegentlich stumpfsinnige Phasen haben. Natürlich kann es sein, daß ein dumpfes Kind von den Eltern nicht genügend Anregungen bekommt oder daß es sich in sich selbst zurückzieht, um sich vor einer unglücklichen häuslichen Atmosphäre zu schützen. Das kann bei jedem beliebigen Konstitutionstyp vorkommen, aber Calcium verfällt schneller in Stumpfsinn und Apathie als die meisten anderen und reagiert so auf eine Vielzahl von negativen Einflüssen (ähnlich wie die Auster, die sich in ihrer Schale versteckt). Calcium wird nicht so leicht aggressiv wie Tuberculinum, aber reagiert ziemlich dumpf und halsstarrig wie Barium. Eine wichtiger Unterschied zwischen einem stumpfsinnigen Calcium-Kind und einem stumpfsinnigen Barium-Kind besteht darin, daß Barium-Kinder weit schüchterner sind als Calcium-Kinder.
Der Calcium-Erwachsene vermeidet im allgemeinen die Art von Stumpfsinn, in die das Kind manchmal verfällt, kann aber gleichwohl dumpf, phantasielos, träge und routinemäßig werden. Bei Calcium ist es oft mehr die körperliche Lethargie als die geistige Apathie, die das Leben einschränkt, aber das eine kann leicht zum anderen führen. Der Stumpfsinn erinnert an die apathische Sepia, ist aber selten so schwerwiegend und meist auch nicht von Verzweiflung begleitet. Calcium ist emotional relativ stabil, und es muß eine Menge Unglück zusammenkommen, bevor ihre Trübsal zur echten Depression wird. Wenn Calcium sich jämmerlich fühlt, wird er eher leise weinen als laut heulen, er wird sich eher selbst bemitleiden und sich Gutes tun als sich todunglücklich zu fühlen (Kent: »wimmernd, bedrückt und melancholisch«). Selten, wenn überhaupt, erlebt er den tiefen emotionalen Schmerz, unter dem mehr introvertierte Typen wie Aurum, Natrium und Ignatia leiden können.
Wie Silicea fehlt es Calcium an Festigkeit, sowohl körperlich als auch geistig. Selbst die intelligentesten Calcium-Menschen haben manchmal Schwierigkeiten, langwierige geistige Arbeiten zu Ende zu bringen, und ihre Aufmerksamkeit reicht vielleicht nicht, um sich längere Zeit auf etwas zu konzentrieren. Dabei werden sie nicht etwa leicht abgelenkt wie Phosphor, sondern ihr Geist wird einfach müde (Kent: »unfähig, längere Zeit zu arbeiten; geistig und körperlich schnell ermüdet«). Viele Calcium-Studenten werden von Kopfschmerzen geplagt, die das Ergebnis ihrer angestrengten Bemühungen um Konzentration sind. Um mit dieser Einschränkung zurechtzukommen, bestimmen sie oft beim Studium oder beim Schreiben ihr Tempo selbst, indem sie häufig ein bißchen arbeiten statt viel auf einmal (Silicea macht das genauso).
Wie Sulfur und Silicea kann auch Calcium sehr störrisch sein. Das ist nicht überraschend angesichts seiner Neigung, Veränderungen zu vermeiden. Weil das Vertraute Sicherheit vermittelt, hängt man daran. Das Calcium-Kind kann gewöhnlich sehr gut nein sagen und stemmt dabei die Hinterfüße in den Boden wie ein Esel, den man zu etwas zwingen will. Wenn man das Verhalten von Calcium ändern will, dann ist es erfolgversprechender, ihm das Gegenteil von dem zu sagen, was er tun soll. Versucht man beispielsweise, Calcium zur Eile anzutreiben, dann hat das wahrscheinlich den entgegengesetzten Effekt. Er ist von Natur aus langsam, und wird noch langsamer werden, wenn man ihn unter Druck setzt.
Die Sturheit von Calcium äußert sich manchmal als Vorurteil gegenüber bestimmten Menschen, ganzen Teilen der Gesellschaft oder ungewöhnlichen Vorstellungen. Je mehr Calcium Veränderungen fürchtet, desto wahrscheinlicher wird er sich von Menschen oder Ideen bedroht fühlen, die fremd wirken, und desto eher wird er sich in den sicheren Hafen seiner Vorurteile flüchten. Der bewußtere Calcium-Typ mag frei von Vorurteilen erscheinen, aber wenn man genauer hinsieht, findet man sie doch auf einer subtilen Ebene, beispielsweise als Mißtrauen gegenüber Menschen, die unter dem Sternzeichen der Zwillinge geboren sind, oder als Vermutung, daß sich arme Leute nicht waschen (Kent: »Abneigung gegen bestimmte Personen«).
Wie Pulsatilla zeigt sich auch Calcium häufig in der frühen Kindheit. Besonders Babys sind konstitutionell oft Calcium, bevor sie mit etwa 18 Monaten in ein Pulsatilla-Stadium kommen und dann mit etwa fünf Jahren den Konstitutionstyp ausprägen, zu dem sie auch als Erwachsene gehören. Die Kindheit ist natürlicherweise eine Zeit der Assimilation, wenn die hauptsächlichen Aktivitäten aus Essen und Schlafen bestehen, und deshalb gibt es eine entsprechende Resonanz mit der Wellenlänge des relativ passiven Calcium. Calcium-Babys sind gewöhnlich sehr friedlich und leicht zu versorgen, abgesehen davon, daß sie nachts oft aufwachen und schreien. Sie sind fügsame Babys, die gerne andere Leute um sich haben, aber auch still für sich alleine spielen können, solange die Mutter in der Nähe ist. Während des Tages schlafen sie oft viel, und ihre Tendenz, nachts aufzuwachen, hat möglicherweise damit zu tun, daß sie Angst vor der Dunkelheit und vor dem Alleinsein haben, beides Ängste, die sich später auch bei älteren Calcium-Kindern zeigen können.
Körperliche Erscheinung
Körperlich hat Calcium meistens ein ganz charakteristisches Aussehen: Der Körper ist fleischig mit einer Tendenz zum Fettansatz, wobei auch die nicht übergewichtigen Calcium-Typen eine leichte Fettschicht haben. Bei den Europäern ist das Haar gewöhnlich hellbraun oder blond, und die Haut ist blaß und wirkt »milchig«. Die Hautfarbe hat man auch als »kreidig« beschrieben, als ob eine dünne Schicht Kalk darüberläge. Das hat zum Teil damit zu tun, daß die Haut durch die darunterliegende Fettschicht leicht angeschwollen ist, hängt aber auch mit dem zarten Flaum zusammen, den man oft auf der Haut findet. Wie Pulsatilla hat Calcium häufig einen »Pfirsich-und-Sahne«-Teint, also blaß mit rosigen Wangen. (Im Gegensatz dazu sind Silicea, Syphilinum und Lachesis gewöhnlich blaß ohne die rosigen Wangen, also »Sahne ohne Pfirsich«.) Das Gesicht wirkt meist rundlich und weich, während die mehr kopforientierten Typen ein breites, eckiges Gesicht mit einem großen Mund haben. (Das fleischige Gesicht von Calcium spiegelt seine weiche, emotionale Seite, während die Eckigkeit Ausdruck seiner bodenständigen, pragmatischen Natur ist. Im Gegensatz dazu hat der bodenständige Kalium ein eckiges Gesicht, das überhaupt nicht fleischig ist, weil er in keiner Weise emotional ist.) Die Lippen sind im allgemeinen voll und spiegeln die sinnliche Natur. Wie bei Barium sind auch bei Calcium die Arme und Beine, Finger und Zehen etwas kürzer und dicker als durchschnittlich oder wirken eckig und kräftig.
Die Schauspielerin Victoria Tennant ist ein gutes Beispiel für Calcium, sowohl im Hinblick auf ihre äußere Erscheinung als auch bezüglich der Filmrollen, die sie gewöhnlich spielt.