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»Ja, und da war ich nun, mit dem Gefühl zu schweben, und dachte bei mir: So ist es also, wenn man als Jedi stirbt. So hat auch mein Großvater zu existieren aufgehört und sich aufgelöst.« Ein verlegen grinsender Corran Horn rieb sich mit einem Handtuch die Bacta-Rückstände vom Leib. »Doch dann fiel mir auf, dass ich trotz der Taubheit am ganzen Körper noch Schmerzen in der Hand hatte. Und ich bemerkte, dass ich ein bisschen unsanft herumgeschubst wurde, was mir nicht recht zu einem körperlosen Geist zu passen schien. Doch ich konnte die Augen nicht aufmachen, also ließ ich mich einfach wegtragen.«
Luke schüttelte den Kopf. »Und dann haben Sie festgestellt, dass Ganner zurückgekommen war und Sie über die Schlitzerratten hinweg aus dem Schneckenhaus hob.«
Corran nickte. »Ja. Er hatte Trista gegen meinen Befehl dazu gebracht, mit den Lasern der Dalliance die Kuppe des großen Schneckenhauses wegzubrennen. Und Ganner hing an der ausgefahrenen Landerampe und zog mich hoch. Wenn er nicht…«
Corrans Frau Mirax warf ihrem Mann einen Mantel aus dem kleinen Schrank des Krankenzimmers zu. »Wenn er nicht zur Stelle gewesen wäre, hätte er sich vor mir in Sicherheit bringen müssen. Es war auch gut, dass man dich gleich auf der Dalliance in einen Bacta-Tank gesteckt hat, sonst hätte dich das Gift umgebracht.«
»Sicher, aber stell dir nur mal die Überraschung vor, wenn es nicht funktioniert hätte.« Corran rubbelte ein letztes Mal mit dem Handtuch über sein Haar. »Wenn sie mich da reingesteckt hätten und nachher nur zerfetzte Klamotten gefunden hätten.«
Mirax betrachtete ihren Mann mit einer gewölbten Braue. »Und das findest du komisch, wie?«
»Ich hätte mich jedenfalls amüsiert.«
»Die Toten finden anscheinend alles amüsant.«
Luke nickte Mirax zu. »Wir müssen herausfinden, ob das, was Doktor Pace über die Jedi und die angeblich gestohlenen Artefakte behauptet hat, der Wahrheit entspricht. Ich bin froh, dass Sie sich für mich darum kümmern wollen.«
»Gerne, Meister Skywalker.« Mirax legte die Stirn in Falten. »Die Objekte, die ich Ihnen mitgebracht habe, stammen eindeutig aus der Zeit vor dem Imperium. Die momentane gegen die Jedi gerichtete Stimmung hat die Sammlerpreise für derartige Gegenstände gedrückt, wählend der Markt für billiges imperiales Zeug explodiert ist. Über Geschmack lässt sich natürlich nicht streiten, auch nicht über den Sinngehalt, aber wenn den Sammlern nicht das Fell über die Ohren gezogen werden sollte, würden sie sich sicher nicht wie Nerfs aufführen.«
»Lassen Sie mich wissen, was Sie in dieser Hinsicht herausfinden.« Luke bezweifelte nicht, dass einige Jedi übereifrig darauf bedacht waren, bestimmte Dinge an sich zu bringen, die den gegenwärtigen Orden mit dem verbinden konnten, den der Imperator fast ausgerottet hatte. Aber anderen ihre Erinnerungsstücke zu stehlen… »Es mag von Bedeutung sein, dass wir Objekte finden, die unser Wissen über die Jedi vermehren, aber wenn wir das auf Kosten anderer und des Ansehens der Jedi tun, zahlen wir einen zu hohen Preis dafür.«
Corran schlüpfte in den unverwüstlichen grünen Mantel und schloss ihn mit einer schwarzen Kordel um die Taille. »Ich vermute, die Einstellung, die dahinter steckt, besagt, dass wir die Jedi sind und dass uns deshalb diese Dinge gehören, ganz gleich, wer sie gefunden hat. Ich stimme zwar nicht damit überein, aber ich kann es verstehen.«
»Ich verstehe es auch, Corran, und ich bin uneins mit mir. Ich denke, diese Objekte studieren zu können wäre für uns von großem Wert, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir überhaupt die Mittel und Fähigkeiten besitzen, das Beste aus ihnen herauszuholen.« Luke fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Doktor Pace und ihre Studenten besitzen die nötige Erfahrung und das Wissen, um einiges von diesem Material ins rechte Licht zu rücken. Ich meine, wir brauchen die Unterstützung der Wissenschaftler, und das heißt, wir müssen klarstellen, dass die Jedi sie nicht als Grabräuber und Diebe unserer Artefakte betrachten.«
Mirax lachte. »Sieht denn keiner von euch die Ironie, die darin liegt, dass den Yuuzhan Vong am Ende der Mission auf Bimmiel die eigenen Artefakte unter ihren Augen weggestohlen wurden?«
»Ja, das ist mir nicht entgangen, Mirax.« Luke drückte die Fingerspitzen gegeneinander. »Zu dem kleinen Warnhinweis, den sie vor der ExGal-Station zurückgelassen hatten, gehörten ein Schädel und kaputte Maschinenteile, was mich glauben lässt, dass sie in beidem eine Warnung vor dem Tod sehen.«
Corran stieg in das Krankenbett und griff nach ein paar Kissen, die er sich hinter den Rücken steckte. »Ich kann auch diese Technikphobie nicht nachvollziehen. Klar, sie können auf biologischem Weg alle möglichen Dinge herstellen, die die Funktionen unserer Maschinen übernehmen, aber der einzige Unterschied ist doch, dass ihre Maschinen leben.«
»Aber das ist ein sehr bedeutsamer Unterschied, Corran. Vielleicht gab es in ihrer Vergangenheit einmal einen Krieg, in dem auf der einen Seite Droiden und auf der anderen die Yuuzhan Vong kämpften. Vielleicht wurden sie in diesem Krieg beinahe ausgerottet und entwickelten daher einen pathologischen Hass auf alle Maschinen.« Der Jedi zog sich einen Stuhl von dem einzigen Tisch in dem kleinen Zimmer heran und setzte sich. »Wer weiß? In jedem Fall könnten sie, da wir so sehr von Maschinen abhängen, in uns das Böse schlechthin sehen.«
»Wenn das ihre Einstellung ist, hätten sie es bestimmt besonders gerne gesehen, wie Jens den Leichnam des Yuuzhan Vong mit einem Digitalisierer und einem Mikroskopscanner untersuchte.« Corran kniff die Augen zusammen. »Aber das ist meiner Meinung nach nicht mal ihre beunruhigendste Seite. Da haben wir noch die Sache mit den Sklaven. Die Sklaven, die wir gesehen haben, wurden wahrscheinlich irgendwo im galaktischen Rand aufgelesen und gehörten früher mal zur Neuen Republik. Aber ich erinnere mich nicht, diese Reptilien unter ihnen entdeckt zu haben, die sie nach Ihrer Beschreibung auf Dantooine eingesetzt haben.«
»Und dann waren da noch die sechs Yuuzhan Vong, die in das Lager eindrangen und die Flüchtlinge umzubringen versuchten.« Mirax lehnte sich mit dem Rücken gegen das Fenster aus Transparistahl, durch das helles Sonnenlicht fiel. »Ich kapiere nicht, weshalb sie das tun wollten, wo doch ihre übrigen Truppen den Auftrag hatten, das Flüchtlingslager anzugreifen.«
Corran zuckte die Achseln. »Na ja, könnte sein, sie hatten wie Ganner beschlossen, ihre Befehle zu ignorieren, um persönlichen Ruhm zu ernten.«
Luke sah Corran mit einer hochgezogenen Braue an. »Glauben Sie, dass Ganner deshalb zu Ihnen zurückgekommen ist?«
»Das war zum Teil sein Grund, ja.«
»Es gefällt Ihnen ganz und gar nicht, in seiner Schuld zu stehen, wie?«
Corran machte ein saures Gesicht. »Es ist nicht ganz so übel, wie in Boosters Schuld zu stehen, wurmt mich aber schon ein bisschen.«
»Du wirst es überleben.« Mirax nahm ihr langes schwarzes Haar im Nacken zusammen und drehte es zu einem Knoten. »Meint ihr, diese Yuuzhan Vong waren auf persönlichen Ruhm aus, oder ging es doch um etwas anderes?«
»Wenn man bedenkt, wie armselig sie gekämpft haben, waren sie ohne Frage noch sehr unerfahren.« Luke seufzte. »Aber selbst unter diesen Umständen haben sie einen Noghri getötet, was nicht ganz einfach ist. Bei den forensischen Untersuchungen ihrer Leichen wurden nur sehr wenige Narben, Tätowierungen oder Knochenbrüche entdeckt, wie sie der Tote von Bimmiel und ein paar der anderen Exemplare aufwiesen, die wir unterm Messer hatten. Entweder haben sie auf eigene Faust zugeschlagen, oder man gab ihnen, wie ich vermute, den Auftrag zur Infiltration, damit sie sich bewähren konnten.«
Corran ballte die linke Hand zur Faust. »Es gibt noch etwas, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich es verstehe. Die Gestelle, an die sie die beiden Studenten gefesselt hatten, und das, in dem, wie Sie sagen, Jacen festgehalten wurde, waren so beschaffen, dass sie Schmerzen zufügen konnten. Nicht zu viel, nicht zu wenig, aber spürbar. Und wir haben beide Yuuzhan Vong beobachtet, die auf ziemlich erbarmungslose Weise und in meinem Fall zu ihrem Vergnügen Sklaven erschlagen haben. Die Narben, Tätowierungen und gebrochenen Knochen… vielleicht lässt mich ja der Umstand, dass ich gerade meine letzte Anwendung im Bacta-Tank hinter mir habe, die Dinge ein wenig düster betrachten, aber Quälerei und Unterhaltung passen für mich nicht zusammen.«
»Das Töten von Sklaven kommt den Yuuzhan Vong möglicherweise gar nicht wie eine Art Unterhaltung vor, sondern nur wie etwas, an dem einige von ihnen besonderen Gefallen finden.« Luke breitete die Arme aus. »Wir alle wissen, dass es Jedi gibt, die den Gebrauch der Macht mehr schätzen als andere. Was die Knochenbrüche und all das angeht – Sie haben doch einen Freund, der ein Gand-Finder ist. Sie wissen, was er durchgemacht hat, um unter seinen Leuten in diesen Rang aufzusteigen. Vielleicht gelten die Verletzungen, Tätowierungen und Narben bei den Yuuzhan Vong als Rangabzeichen.«
Mirax hob eine Hand. »Da ich meinen Lebensunterhalt mit dem Handel kulturell bedeutender Gegenstände verdiene, fällt mir auf, dass die meisten dieser Zeichen an der Oberfläche bleiben. Die Narben und Tätowierungen ergeben durchaus einen Sinn, aber was ist mit den Knochenbrüchen? Vor allem, wenn sie die Symmetrie des Körpers zerstören? Das scheint mir irgendwie nicht zusammenzupassen.«
Luke zuckte die Achseln. »Es muss uns auch gar nicht passend vorkommen, sondern nur den Yuuzhan Vong. Der Schmerz, die Narben und die übrigen Dinge dienen in ihrer Kultur möglicherweise einem höheren Zweck. Die Tatsache, dass sie diese lebenden Gestelle besitzen, die anderen so genau bemessen Schmerz zufügen, weist jedenfalls darauf hin. Ich weiß nicht, ob Sie das auf Bimmiel auch bemerkt haben, aber das Gestell auf Belkadan, in dem Jacen gefangen war, hätte ohne weiteres auch allen Yuuzhan-Vong-Kriegern Platz geboten, die ich bisher gesehen habe.«
»Jetzt, wo Sie es sagen.«
Der Jedi-Meister fuhr fort. »Ich glaube, es ist sehr wichtig, festzuhalten, dass es sich, bei ihren Überfällen auf Dubrillion und Dantooine offenbar um Aktionen gehandelt hat, mit denen sie uns auf die Probe stellen und ihre Soldaten ausbilden wollten. Sie sind ohne Zweifel intelligent und scheinen einem bestimmten Trieb zu folgen. Leia hat mir erzählt, dass nach Landos Einschätzung der ersten und zweiten Welle der Yuuzhan Vong die zweite entschieden besser ausgebildet und geschickter war. Das könnte darauf schließen lassen, dass sie aus ihren ersten Angriffen gelernt haben, aber auch ein Hinweis darauf sein, was uns bei einem dritten Ansturm bevorstehen könnte.«
Corran seufzte. »Mir hat die zweite Welle schon nicht gefallen. Die Vorstellung einer dritten oder nur einer Fortsetzung der zweiten erfüllt mich ganz und gar nicht mit Vorfreude.«
»Mir gefällt das auch nicht, aber der Gedanke, die Yuuzhan Vong könnten nach dieser Runde einfach wieder verschwinden, ist ebenso dumm wie der Glaube des Senats, sie würden nach dem ersten Überfall nicht zurückkommen.«
»Ich weiß, Luke, ich weiß.« Corran schlang die Arme um den Oberkörper. »Und ich werde zur Stelle sein und Ihnen helfen, wo immer es erforderlich ist. Übrigens schön zu wissen, dass wir dieses Mal die Unterstützung der Neuen Republik haben werden.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Corran.« Luke stieß langsam die Luft aus. »Ich hoffe zum Wohle der Galaxis, dass damit genug getan ist.«