24

 

Leia Organa Solo warf einen Blick auf das organisierte Chaos, das sie umgab, und sehnte sich nach mehr Organisation und weniger Chaos. Die Ralroost und eine Hand voll Raumfrachter hatten bei ihrem Eintreffen über Dantooine keine Yuuzhan-Vong-Schiffe entdeckt, die sich bereits im System befanden oder ihnen gefolgt waren. Die Frachter und die Fähren der Ralroost machten sich sofort daran, Flüchtlinge auf dem äquatorialen Kontinent abzusetzen, der durch schmale Landbrücken mit der größeren Landmasse im Norden sowie der Polarregion im Süden verbunden war. So weit das Auge reichte, erstreckte sich lavendelfarbenes Grasland, wenngleich es an vielen Stellen bereits spärlicher wurde.

Die Frachter hatten alle mehr Leute an Bord genommen als Vorräte, die für den langen Flug zum Galaktischen Kern notwendig gewesen wären, und Dantooine war zwar ein geeignetes Ziel für den Sprung, der sie von Dubrillion weggebracht hatte, doch die Wege, die wieder von Dantooine wegführten, waren rar und lagen weit auseinander.

Leia seufzte. Wenn Tarkin damals den Köder geschluckt hätte, wäre diese Welt vernichtet worden, und wir hätten keinen sicheren Hafen gehabt, in den wir uns hätten flüchten können.

Ihr Komlink trillerte. »Organa Solo hier. Sprechen Sie.«

»Hoheit, die letzte Gruppe Flüchtlinge kommt gerade von der Ralroost runter. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für Sie, zum Schiff zurückzukehren, damit wir unseren Flug zum Kern fortsetzen können.« Admiral Kre’fey sprach mit anhaltend leiser und gleichmäßiger Stimme, die nur den Hauch eines Schnarrens verriet. »Ich weiß, dass Sie die Diskussion für beendet halten, aber ich werde mich auf Coruscant vor meinen Herrn und Meistern verantworten müssen.«

»Und Sie meinen, die wollten mich dabeihaben, damit ich ihnen sage, ich hätte sie gewarnt?« Leia schüttelte den Kopf. »Nein danke, Admiral. Ich bleibe mit den anderen hier. Schicken Sie uns Hilfe, dann kommen wir prima zurecht.«

»Und wenn uns die Vong hierher folgen?«

»Die Flüchtlinge in dem Fall im Stich zu lassen wäre noch schlimmer.« Sie erinnerte sich, dass schon einmal eine Flüchtlingsgruppe hierher gebracht und anschließend von den Imperialen ausgelöscht worden war. Kein viel versprechendes Omen. »Gute Reise. Ich bin sicher, Senator A’Kla wird Ihnen eine große Hilfe sein.«

»Das wäre er wohl, wenn er sich hier sehen lassen würde. Er fliegt meine Kommandofähre mit der letzten Gruppe runter. Ich lasse Ihnen zwei Kompanien Infanterie hier und genug Waffen, um eine gewisse Anzahl Flüchtlinge damit auszurüsten.«

»Ich hoffe, wir werden sie nicht brauchen.«

»Ich schätze, die Hoffnung teilen wir.«

»Beeilen Sie sich, Admiral. Möge die Macht mit Ihnen sein.«

»Ich komme bald mit Beistand zurück.«

Leia schaltete das Komlink ab und lächelte, als Gavin Darklighter, gefolgt von Jaina, auf sie zukam. »Guten Tag, Colonel.«

»Hoheit. Ich habe mir die Freiheit genommen, das neueste Mitglied der Renegaten zum Verbindungsoffizier zwischen den drei Staffeln, die wir hier haben, und den Zivilbehörden zu ernennen, die sich, wie ich annehme, in Ihrer Person vereinigen.« Gavin deutete nacheinander nach Norden, Südwesten und Südosten. »Ich habe die Staffeln so verteilt, dass für die Verteidigung unserer Grenzen gesorgt ist. Unsere Waffen sind eigentlich nicht für die Abwehr von Bodentruppen vorgesehen, aber zur Not kriegen wir das hin. Die Renegaten übernehmen den Norden, und zwei Staffeln Missgeburten teilen sich den südlichen Abschnitt.«

Leia nickte und sah sich um. Das Hauptlager war in einer flachen Senke im Herzen eines weitläufigen Tals aufgeschlagen worden. »Das sieht hier nicht besonders wehrhaft aus, was meinen Sie?«

»Nein, aber die Sensorabtastung hat ergeben, dass wir Wasser aus ziemlich flachen Quellen schöpfen können. Die Leute werden selbst für ihren Schutz sorgen müssen. Aus dem Norden zieht schlechtes Wetter auf, wir werden sie also Gräben ausheben und Brustwehren für die Verteidigung anlegen lassen müssen. Wenn die Vong kommen, wird es gut sein, wenn wir uns gegen sie zur Wehr setzen können.«

»Und wenn sie nicht kommen, werden die Leute murren, weil sie graben müssen.«

»Mutter, diese Leute haben Angst. Wenn wir sie graben lassen, sind sie wenigstens beschäftigt.« Jaina seufzte. »Da wir die Frachter in der Mitte des Lagers stehen haben, ist erst mal für ausreichend Schutz gesorgt. Falls wir starten und ein paar Skips verdampfen müssen, können ihre Geschütze den Leuten Deckung geben.«

Jainas leichtfertiger Gebrauch der Phrase ein paar Skips verdampfen verursachte Leia eine Gänsehaut und ließ sie ihre Tochter in einem anderen Licht betrachten. Es kam ihr fast so vor, als hätte sie eben noch eine Holografie angesehen, die Jaina hübsch, sittsam und jung zeigte und die irgendwer im nächsten Augenblick durch dieses neue Bild ersetzt hatte.

Jaina hatte ein wenig Schmutz im Gesicht, und die Achselhöhlen ihrer Fliegerkombi waren von salzigem Schweiß durchtränkt. Sie hatte das Haar zu einem Zopf gebunden, dem der Glanz frisch gewaschener Haare fehlte. Leia sah, dass ihre Tochter hundemüde war, gleichwohl funkelte eine Energie in ihren Augen, die Leia nur zu gut kannte. Ihr Vater, genauer gesagt ihr Stiefvater, hatte diese Energie in ihren eigenen Augen bemerkt, als sie sich der Rebellion anschloss.

Sie ist viel erwachsener, als irgendeine Mutter gerne zugeben würde. Leia streckte die Hand aus, um ihrer Tochter die Wange zu streicheln, entdeckte jedoch einen Anflug von Argwohn in Jainas Blick. Darauf ließ sie ihre Hand auf Jainas Schulter landen, die sie kurz drückte. »Ein gutes Argument, Jaina.«

Gavin nickte zustimmend. »Kann sein, dass wir die Schiffe ein bisschen verrücken müssen, um möglichst überlappende Schussfelder zu bekommen, aber sie müssten uns unsere Feinde eigentlich ganz gut vom Hals halten.«

»Admiral Kre’fey schickt uns Bodentruppen runter und jede Menge Waffen.« Leia schüttelte langsam den Kopf. »Aber wir werden wahrscheinlich keine Zeit haben, um die Flüchtlinge daran auszubilden.«

Ihre Tochter hob einen Finger. »Es sind sicher Veteranen der Rebellion und sogar ehemalige Imperiale dabei. Die sortieren wir aus, lassen sie bei der Organisation des Lagers helfen und sorgen so für größere Sicherheit.«

»Auch das wird funktionieren.« Leia seufzte. »Bleibt nur noch eine Sorge.«

Gavin runzelte die Stirn. »Und die wäre?«

»Mara und Anakin sollen hier auf Dantooine sein. Aber die vollständige Überprüfung der Kom-Frequenzen hat keinen Hinweis auf irgendwelche Aktivitäten erbracht.«

Der Pilot zuckte die Achseln. »Wenn Mara hier ist, um sich auszuruhen, haben sie ihre Komlinks vielleicht gar nicht an.«

»Daran habe ich auch gedacht.« Leia fröstelte. »In der Macht kann ich sie auch nicht spüren. Wenn sie tot wären, hätte ich das bestimmt gefühlt, aber dass die Verbindung einfach so abgerissen ist… Ich weiß auch nicht, das ist nicht gut, überhaupt nicht gut.«

Jaina bedeckte Leias Hand mit ihrer eigenen. »Mach dir keine Sorgen, Mom. Mara hat ziemlich was drauf, und Anakin ist auch nicht dumm. Ich bin sicher, es geht ihnen gut.«

Leia schaute sie streng an. »Kannst du die beiden in der Macht spüren?«

Ein gequälter Ausdruck huschte über Jainas Gesicht. »Ja, ein bisschen, hin und wieder. Es reicht nicht, um die Richtung zu bestimmen, sonst würde ich längst nach ihnen suchen. Es fühlt sich an wie Anakin, als er noch ein Kind war und Verstecken mit uns spielte. Aber wenn ich ihn spüre, ist er ganz stark.«

Leia seufzte. »Dann wollen wir hoffen, dass er so stark bleibt.« Und gut versteckt, vor allem, wenn die Yuuzhan Vong nach ihm suchen.

 

Der Donnerschlag am Himmel war gerade so weit verhallt, dass Anakin das sausende Schwirren der Yuuzhan-Vong-Waffe hören konnte, die auf ihn zukam. Er nahm die rechte Schulter zurück und riss den Kopf nach links. Er spürte, wie die faustgroße Scheibe an ihm vorbeischoss und fast noch seine Wange streifte. Dann blieb sie mit einem dumpfen Schlag in einem Baumstamm stecken.

Nicht dieses Mal. Anakin stürmte pfeilschnell los und schmetterte das stumpfe Ende seines Lichtschwerts gegen den Körper des Käfers. Die dünnen Flügel zerbrachen, und der Käferleib zersprang in zwei Hälften. Eine dunkle Flüssigkeit sickerte aus den Rändern und begann im Regen zu dampfen.

Anakin unterdrückte ein Schaudern, wandte sich ab und setzte seinen Weg über den beschwerlichen Bergpfad fort, bei dem es sich eigentlich nur um das Bett eines schmalen Gebirgsbachs handelte. Der Bach hatte das Erdreich ausgewaschen und feuchte Steine und Wurzeln hinterlassen, die sich zwischen seinen Füßen verfingen. Er streckte die Hand aus, packte einen dicken Wurzelstrang und zog sich daran hoch. Dann fand er Mara, die mit heftig pumpender Brust in der schlammigen Rinne lag.

Er zog ohne ein Wort ein Stück Vinchawurzel aus der Tasche, biss die Hälfte ab und schob ihr den Rest in den Mund. »Komm schon, Mara, sie sind direkt hinter uns.«

»Sie sind immer direkt hinter uns, außer sie sind genau vor uns.« Sie versuchte aufzustehen, strauchelte und zog Anakin mit sich zu Boden.

Da segelten zwei weitere Rasiermesserkäfer vorüber und bohrten sich in die Erde. Anakin zerquetschte einen, dann zerrte er Mara auf die Beine. »Lauf, lauf.«

Sie kam die nächsten drei Meter nur auf allen vieren voran, ließ sich eine Sekunde auf einem Stein nieder und stürmte endlich weiter. Als Anakin den Scheitelpunkt des Bergkamms erreichte, sah er sie vor sich zu Fuß um eine Linkskurve des schmalen Pfades biegen. Er zog sich zum nächsten Absatz hinauf und wollte ihr gerade folgen, als hinter ihm etwas wuchtig durch das Bachbett getrampelt kam.

Anakin fuhr herum und zündete während der Drehung seine Purpurklinge. Er parierte den Hieb eines Amphistabs und duckte sich halb darunter weg. Dann stieß er nach dem Bauch des Yuuzhan-Vong-Kriegers, doch obwohl die Berührung der Klinge Rauch und Wasserdampf aufsteigen ließ, hielt die Rüstung diesmal stand. Der Krieger sprang zurück und schlug erneut mit dem Amphistab nach Anakin. Die Waffe traf den linken Unterarm mit einem stechenden Hieb und zerfetzte den Ärmel an dieser Seite und die Haut darunter noch mehr.

Anakin schmiegte den Arm an die Brust, und der Yuuzhan Vong lachte. Der Amphistab versteifte sich, der Krieger reckte sich zu seiner vollen Größe und überragte in seiner ganzen Pracht und Schrecklichkeit das Ende des Bergpfads. Er senkte den Blick auf Anakin und sagte etwas, das vor Selbstsicherheit triefte.

Die Augen des jungen Jedi verengten sich, und der große Felsblock, auf dem der Yuuzhan Vong stand, geriet unter den Füßen des Kriegers ins Rollen. Der wollte sich auf seinen Amphistab stützen, doch der schlammige Untergrund gab nach und ließ den Krieger nach vorne stürzen. Er landete mit Wucht auf Brust und Nase, und Schlamm spritzte in alle Richtungen. Als er den Kopf hob, erwischte Anakin ihn mit einem Fußtritt, der ihn in die Finsternis schickte.

Der junge Jedi löschte seine Klinge und stürzte hinter seiner Tante her. Er versuchte sie in der Macht zu finden, doch sie hatte sich mit dieser so wirkungsvoll gegen ihre Krankheit abgeschirmt, dass er sie kaum zu entdecken vermochte. Ihm war klar, dass sie ihn ebenso vage wahrnehmen würde, da er seine eigene Kraft für den Fall, dass die Yuuzhan Vong die Macht irgendwie nutzten, um ihn aufzuspüren, gebündelt und seine Präsenz in der Macht auf ein Minimum reduziert hatte. Seit drei Tagen rannten sie jetzt schon durch das Gebirge und wurden nahezu vom ersten Moment ihrer Flucht an verfolgt. Sie waren, noch ehe sie zu ihrem Raumschiff gelangten, auf die Spuren der Yuuzhan Vong gestoßen und wussten daher, dass die Jadeschwert entdeckt und, wenn es denn stimmte, dass die Yuuzhan Vong alles Technische inbrünstig hassten, längst in einen Schrotthaufen verwandelt worden war.

Während der Flucht war es ihnen übel ergangen. Der Regen war so unerwartet und mit solcher Macht über sie gekommen, dass Anakin sich ernsthaft fragte, ob die Yuuzhan Vong das Wetter irgendwie manipulieren konnten oder ob andererseits sein Verfolgungswahn von Minute zu Minute zunahm. Die Yuuzhan Vong, die ihnen auf den Fersen waren, schienen großen Spaß daran zu haben, sie aufzuspüren und zu jagen. Immer wieder schossen Rasiermesserkäfer aus den Schatten und fügten ihnen kleine Bisse und Schnitte zu. Anakins Arme brannten vor Müdigkeit und Schmerz. Seine Kleidung, die von all dem Regen und Schlamm schwer wie Blei geworden war, schien mehr aus Löchern denn aus Stoff zu bestehen. Ich habe fast nur noch meine nackte Haut und mein Lichtschwert.

Hinter der Biegung wurde das Bachbett breiter. Schlanke Felsen, die den Rand säumten wie Zähne, führten ihn zu einem überschatteten Weg. Hohe Bäume verdeckten den nächtlichen Himmel – genau genommen verstellten sie ihm nur die Sicht auf die Blitze schleudernden Gewitterwolken. Mara sackte gegen eine der Felsnadeln, schenkte ihm ein kurzes Lächeln und zupfte sich eine rote Haarsträhne von der Backe. Obwohl sie so ramponiert und zerlumpt war wie er, dazu krank und ausgepumpt, gelang es ihr immer noch, ein trotziges Funkeln in ihre Augen zu legen.

Plötzlich hob sie den Kopf und richtete den Blick auf etwas hinter ihm. Er wirbelte herum. Kaum ein Dutzend Meter entfernt, auf der Lichtung hinter ihm, sah er drei Yuuzhan-Vong-Krieger. Zwei wichen nach rechts und links aus, während der dritte genau auf ihn zuhielt. Sie näherten sich langsam, vorsichtig, und er fragte sich nach dem Grund. Jeder von denen könnte mich in der Mitte durchbrechen.

Doch etwas in dem Argwohn, mit dem sie sich bewegten, ließ ihn den Grund schlagartig begreifen. Sie sind nur wegen mir hier. Ich habe bei meinem ersten Kampf zwei von ihnen erschlagen. Alle einzelnen Krieger, die sich mir in den Weg gestellt haben, habe ich besiegt. Ich habe zwar keinen mehr von ihnen getötet, aber vielleicht habe ich ihnen Schande gemacht.

Anakin traute sich nicht, einen Blick über die Schulter zu werfen. »Mara, die sind hinter mir her. Ich schätze, das ist so eine Art Ehrensache für sie.«

»Kann sein, dass sie hinter dir her sind, Anakin, aber sie werden mit uns beiden fertig werden müssen.« Er hörte hinter seinem Rücken ihr Lichtschwert fauchen; die Klinge warf blaue Glanzlichter auf die Yuuzhan Vong und ihre feuchten Rüstungen. »Zünde deine Klinge. Ich nehme die linke Seite.«

»Nein, Mara, lauf weg.« Er fühlte, wie eine Eiseskälte über ihn kam, als sich seine Hände über dem Griff seines Lichtschwerts berührten. Er wusste ohne jeden Zweifel, dass er einen Kampf gegen drei Yuuzhan Vong auf keinen Fall überleben würde. Bei seiner ersten Begegnung mit ihnen und auch noch danach hatte ihm stets die Macht zur Seite gestanden. Behüte mich nur noch dieses Mal, damit Mara fliehen kann. Nur noch dieses eine Mal.

Er ließ seine Klinge zum Leben erwachen. Der Energiestab glühte in purpurner Intensität. Er hielt ihn vor sich ausgestreckt, den Griff dicht am Leib, und richtete die Spitze gegen den Boden. Er setzte den rechten Fuß vor, beugte das Knie und stemmte den linken Fuß in die Erde. Er konnte alle drei Krieger sehen und nickte ihnen einem nach dem anderen zu. Dann senkte er vor der Gestalt in der Mitte abermals das Kinn, hob die Klinge voller Ungeduld um ein oder zwei Zentimeter an und forderte den Yuuzhan Vong damit auf, näher zu kommen.

Der mittlere Krieger wirbelte seinen Amphistab über dem Kopf. Die Konturen seiner Rüstung und die Länge des Amphistabs leuchteten unter den Blitzen grellweiß auf. Der Yuuzhan Vong stürmte heran, Anakin täuschte ihn und trat eine Ladung feuchten Sand in seine Richtung. Der Krieger wich darauf einen Schritt zurück, und seine Begleiter johlten.

Mit einem Mal wusste Anakin genau, was er zu tun hatte. Er kannte jeden Schritt, der ihn Maras Rettung näher bringen würde, im Voraus, und ohne einen bewussten Gedanken darauf zu verwenden, ließ er seinen Körper die Choreografie durchlaufen, die ihm die Macht eingab.

Er drehte sich auf dem rechten Fuß und sprang auf den Yuuzhan Vong zu seiner Rechten zu. Der Krieger fuhr zurück und prallte gegen eine der Felsnadeln. Während er strauchelte und zu Boden ging, wich Anakin nach links aus und machte einen Schritt auf den Krieger in der Mitte zu. Da er dem linken Yuuzhan Vong dank seiner ersten Bewegung den Rücken zukehrte, war dieser natürlich direkt auf ihn losgegangen. Anakin wechselte den Griff seiner Hand am Lichtschwert, stieß es an der rechten Hüfte vorbei nach hinten und spießte den angreifenden Krieger auf.

Die Rüstung des Yuuzhan Vong hielt und verhinderte, dass sein Körper aufgerissen wurde, doch die Macht des Hiebs ließ ihn nach hinten kippen. Anakin nutzte den Aufprall der Laserklinge teilweise, um sich abzustoßen. Er machte einen Salto, wirbelte nach rechts und führte das Lichtschwert in Hüfthöhe so herum, dass es die Oberschenkel des mittleren Yuuzhan Vong traf. Die Rüstung knisterte und brach, hinderte das Lichtschwert jedoch, Haut und Muskeln zu durchtrennen. Stattdessen schlug er dem Yuuzhan Vong die Beine unter dem Körper weg und schickte ihn auf den Boden der Lichtung.

Anakin holte mit dem Fuß aus und traf den stürzenden Krieger an der Schläfe. Der Kopf zuckte nach rechts, trotzdem wuchtete sich der Yuuzhan Vong wieder auf die Beine. Anakin sprang nach links und trat den Amphistab des Kriegers weg, doch die Waffe bäumte sich auf und ging auf ihn los. Dann fuhren die Beine des Yuuzhan Vong wie Sensenblätter zwischen Anakins Knöchel und ließen ihn auf den Rücken fallen.

Anakin schlug nach den Beinen des Kriegers, doch der sprang über den Hieb hinweg und landete mit einem Fuß hart auf Anakins rechtem Handgelenk. Schmerz durchzuckte den Arm des Jungen, und er war sich sicher, dass er etwas knacken gehört hatte. Die Hand wurde taub, und das Lichtschwert löste sich aus seinem Griff.

Der Yuuzhan Vong stand wie ein Turm über ihm. Der Amphistab glitt an seinem Bein nach oben und dann am rechten Arm entlang. Dann verhärtete er sich, und der Krieger hob ihn hoch über den Kopf. Er murmelte einige ernst und dankbar klingende Worte und holte zu einem Schlag aus, der Anakin vom Scheitel bis zum Nabel gespalten hätte.

Wenn er angekommen wäre.

Doch da mischte sich das Zischen von Luke Skywalkers Lichtschwert in den Kampf ein, und die grüne Laserklinge erwischte den herabsausenden Amphistab, ehe er treffen konnte. Die Klinge fuhr durch den Stab, verdampfte Wasser, glitt nach oben und bohrte sich in die Armbeuge des Yuuzhan Vong. Der Krieger schrie auf, drehte sich und fiel um.

Auf der Linken sprang Jacen Solo von einer der Felsnadeln und landete auf dem zu Boden gegangenen Krieger. Jacens Füße trafen ihn im Rücken und stampften ihn mit dem Gesicht voran in den Boden. Der Jedi schmetterte das hintere Ende seines Lichtschwerts gegen die Schädelbasis des Kriegers und stürmte sofort weiter, um es mit dem letzten Yuuzhan Vong aufzunehmen. Er übersprang einen tief angesetzten Hieb und trat dem Krieger seitlich in den Leib. Der Yuuzhan Vong fiel hinterrücks gegen eine Felsnadel und rutschte in einer Lücke zwischen zwei Felsen zu Boden.

Jacen half seinem Bruder auf, während Luke zu Mara lief. Anakin griff in die Macht hinaus, um sein erloschenes Lichtschwert an sich zu ziehen, dann bückte er sich und hob es mit der linken Hand vom Boden auf. »Jacen, wie habt ihr uns gefunden?«

Jacen zuckte die Achseln und wies mit einem Nicken auf Luke. »Er wusste, wann und wo wir euch finden würden. Er hatte eine Vision, die ihn nach Dantooine führte. Es ist uns zwar nicht gelungen, die Yuuzhan Vong in der Macht aufzuspüren, aber eine Menge der wilden Tiere in diesem Wald sind vor ihnen geflohen, also sind wir einfach dahin gegangen, wo kein Leben mehr war.«

»He, darauf wäre ich nie gekommen.«

Jacen strich über das triefnasse Haar seines Bruders. »Ja, du bist ja auch noch ein Kind.«

»Mach es ihm nicht so schwer, Jacen.« Mara stützte sich schwer auf ihren Mann, und Anakin sah, dass Luke sie am liebsten auf den Arm genommen hätte, doch das hätte ihr gewiss nicht gefallen. »Schließlich hat er mich bis hierher gebracht. Wenn er nicht auf mich aufgepasst hätte, wäre ich jetzt tot.«

Luke nickte seinem jüngsten Neffen ernst zu. »Ich kann dir gar nicht genug danken.«

»Klar kannst du. Bringe uns einfach zurück nach Coruscant.«

»Geht nicht, aber wir werden dich zu deiner Mutter bringen.«

Anakin blickte an seinen schlammigen, blutverschmierten Kleidern hinunter. »Zu Mom? Und ich dachte, hier wollte sich jemand bei mir bedanken.«

»So ist es, du wirst deinen Dank erhalten.« Luke deutete nach Norden. »Unser Schiff steht nicht weit von hier.«

Mara drückte Luke einen Kuss auf die Wange. »Wenigstens werden wir Dantooine verlassen.«

»Das werden wir eigentlich nicht.«

Mara legte die Stirn in Falten. »Aber ihr seid doch mit einem Raumschiff gekommen, das den ganzen Weg von Belkadan bis hierher geschafft hat.«

»Du hast Recht, sind wir.« Luke nickte bedachtsam. »Es ist nur so, dass wir Dantooine noch nicht verlassen können, weil Leia mit einigen Flüchtlingen von Dubrillion auf dem Kontinent im Südosten gelandet ist. Als wir in das System eintraten, haben wir ein großes Kriegsschiff der Yuuzhan Vong gesehen, das Truppentransporter auf den Planeten brachte. Und wie es aussieht, fanden die Truppen diesen Kontinent ebenso gastlich wie Leia.«

Anakin zuckte zusammen. »Also vom Feuergefecht in die Karbonidgefrierkammer.«

»So in etwa.«

Der jüngste Solo seufzte. »Wenn du schon eine Vision hattest, die dich hierher geführt hat, wie wäre es dann mit einer, die dir zeigt, wie sich die Dinge da unten im Südosten entwickeln?«

»Wie Yoda schon sagte: Die Zukunft ist ständig in Bewegung. Diese Vision könnte sich also als falsch erweisen.« Lukes Gesicht verwandelte sich in eine stählerne Maske. »Aber das spielt keine Rolle, denn meine Vision nahm ohnehin kein glückliches Ende.«