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Der Raumfrachter Dalliance fiel glatt aus dem Hyperraum und näherte sich in einem weiten Bogen dem Planeten Bimmiel. Corran Horn gefiel die leichte Handhabung des Frachters, der in dieser Hinsicht zwar nicht mit einem X-Flügler zu vergleichen war, aber Corran hatte auf der anderen Seite auch nicht das Gefühl, einen ungelenken Asteroiden zu steuern. »Geschätzte Ankunft in dreißig Minuten.«

Ganner knurrte kaum eine Bestätigung von Corrans Feststellung. Er starrte unentwegt auf ein Trio einander überlappender, holografisch erzeugter Datenfenster. Eines zeigte Bimmiel als eine khakifarbene Kugel mit dünnen blauen Streifen, die strahlenförmig von einem großen Meer in der südlichen Hemisphäre ausgingen. Die Pole waren von Eiskappen bedeckt, deren südliche sich bis in das Meer hinein erstreckte. Der Raum um die Weltkugel war mit klimatischen Anzeigen und anderen Sensordaten ausgefüllt. Ein zweites Fenster zeigte eine Reihe von Darstellungen der auf dem Planeten heimischen Flora und Fauna, während das dritte und letzte Fenster, das Ganner besonders aufmerksam studierte, das Bild eines Kommunikationssatelliten präsentierte, der, wie es Corran schien, seine Antennenphalanx eingebüßt hatte.

»Der Satellit ist beschädigt. Der Pulsar würde die Kommunikation schon unter den günstigsten Umständen erschweren, aber ohne den Satelliten gehen hier überhaupt keine Nachrichten mehr raus.«

Corran nickte. »Haben wir die Kodes, die nötig sind, um den Satelliten abzufragen und seinen Nachrichtenspeicher auf unseren Computer zu laden?«

Der andere Jedi drückte eine Taste an der Kom-Konsole und schüttelte den Kopf. »Entweder passen die Kodes nicht, oder der Satellit kann uns ohne seine Antennen nicht hören. Wir könnten ihn reparieren. Ich könnte ihn mit der Macht in einen unserer Frachthangars bewegen. Dann könnten wir ein Kabel anschließen und einen direkten Kontakt herstellen.«

»Das ist im Moment nicht so wichtig.« Corran warf einen Blick auf seine Navigationsdaten. »Der Satellit wurde in einer geostationären Umlaufbahn über der Basis verankert, richtig?«

»Richtig. Sie sind da unten, genau unter dem Satelliten, auf dem nördlichen Kontinent.«

»Und wie ist das Wetter da unten?«

Ganner zog die Stirn kraus. »Letzte Ausläufer von Sandstürmen. Die Luft ist sicher voller Staub, aber eindeutig atembar, vorausgesetzt, wir benutzen Filter.«

»Und es sieht dort nicht so aus wie auf Belkadan?«

»Es gibt keinen Hinweis auf klimatische Veränderungen außerhalb der Norm. Bimmiel beschreibt eine elliptische Kreisbahn und bewegt sich zurzeit von seiner Sonne weg. Die imperialen Kartografen trafen während der Annäherung hier ein. Wir wissen also nicht, was uns erwartet. Die Imperialen haben nur sehr wenig über das Leben da unten berichtet, aber ich spüre einiges. Wie ist es mit Ihnen?«

»Geht mir genauso, ja.«

»Doch ich bemerke nichts, was auf die Anwesenheit der Yuuzhan Vong dort unten hinweisen würde.« Ganner musterte Corran mit eiskalten Augen durch das Bild des Satelliten hindurch. »Und bevor Sie fragen: Es gibt auch keinen Hinweis, ob die Schäden an dem Satelliten auf den Plasmabeschuss von Korallenskippern zurückzuführen sind oder ob die Antenne bloß von einem Mikrometeoriten getroffen wurde.«

Corran nahm Ganners Belehrung mit Gleichmut auf. »Mir ist klar, dass nicht jedes Problem mit den Yuuzhan Vong in Verbindung gebracht werden kann oder sollte. Wir wissen einfach nicht, ob sie hier sind oder nicht.« Natürlich nicht, schließlich können wir sie in der Macht nicht wahrnehmen. Wir werden erst dann Bescheid wissen, wenn wir sie vor uns sehen. »Es ist unsere Aufgabe, die Akademiker zu finden und herauszuholen.«

»Ganz einfach.«

»Es sei denn, wir machen es kompliziert.« Corran warf einen Blick aus dem vorderen Sichtfenster. »Ich werde das Schiff nach unten bringen und so nahe bei ihrem Lager zu landen versuchen, wie die Vernunft es zulässt.«

Der Frachter, ein umgebauter corellianischer YT-1210, war wie eine flache Scheibe geformt, die Corran in die Lage versetzte, den Raumer ohne großen Widerstand in die Atmosphäre von Bimmiel zu lenken. Die Masse des Frachters sorgte dafür, dass die Sturmausläufer ihn nicht allzu sehr durchschüttelten. Corran hatte den Trägheitskompensator auf neunzig Prozent heruntergefahren, um ein besseres Gefühl für den Flug der Dalliance zu bekommen. Der Sturm schaffte es, den Frachter ein wenig rucken und absacken zu lassen, aber Corran machte sich deshalb keine Sorgen.

Und der Umstand, dass Ganner angesichts der Turbulenzen ein wenig grau im Gesicht wurde, arbeitete ebenfalls für ihn. Die Reise von Yavin 4 hatte einige Tage gedauert, und seine Beziehung zu Ganner war umso kameradschaftlicher geworden, je mehr die Bisse der Garnants auf der Haut des größeren Mannes verheilt waren. Gleichwohl lag es für Corran auf der Hand, dass Ganner nicht von dem ablassen würde, was er als die einzig richtige Methode zur Schaffung eines machtvollen Jedi-Bildes ansah, und Corran würde sich auf der anderen Seite nicht darauf einlassen, Furcht als ein Mittel einzusetzen, das die Zusammenarbeit mit anderen erzwingen sollte.

Als sie sich dem Moment der Schubumkehr und der anschließenden Landung näherten, straffte sich Ganner bereits wieder. Er hatte seine schwarzblaue Kleidung angelegt, sein Lichtschwert poliert und besondere Mühe darauf verwendet, sein Haar zu kämmen und den Bart zu stutzen. Corran musste zugeben, dass jeder Millimeter des Mannes der Traum eines Rekrutierungsoffiziers war und dass er in körperlicher Hinsicht überaus eindrucksvoll wirkte. Er ist übertrieben selbstsicher, anmaßend und aggressiv, aber er sieht aus wie der Inbegriff eines Jedi.

Corran legte einen Schalter um und fuhr die Landestützen des Frachters aus. Er warf einen Blick auf die Höhenanzeige und schaltete die Repulsoren zu, um das Raumschiff sanft nach unten zu bringen. Etwa vier Meter über der Planetenoberfläche erfolgte ein heftiger Stoß. Anschließend setzte die Dalliance den Abstieg fort und sank ein, bis der Rumpf gegen den Untergrund stieß.

Der vom Wind gepeitschte Sand fegte einen hellbraunen Vorhang vor das Sichtfenster. Dann glitt der Sand nach unten weg und gab kurz die Aussicht auf einen fernen Horizont frei, ehe die nächste Schicht den Transparistahl bedeckte. In der Nähe ragten bedrohliche dunkle Schatten auf, doch der Flugsand ließ Corran nicht erkennen, worum es sich dabei handelte.

»Wir sind anscheinend in den Sand eingesunken, also können wir nicht über die Landerampe raus.« Corran deutete mit einem Finger auf die Decke. »Nehmen wir die obere Luke.«

Ganner nickte und reichte Corran eine Schutzbrille und eine Atemmaske mit eingebautem Komlink. »Die Sensoren zeigen im Westen etwas an. Ungefähr hundert Meter von hier. Wahrscheinlich das Lager.«

»Keine Lebenszeichen?«

»Doch, es gibt Lebenszeichen, aber keine menschlichen.« Ganner schloss einen Moment die Augen und nickte dann. »Ziemlich kleine Lebensformen. Nichts, was uns Kopfzerbrechen bereiten könnte.«

»Danke.« Corran verdrehte die Augen, während er an Ganner vorbei in den Niedergang trat, von dem aus er in die Röhre zur oberen Luke gelangte. Er stieg die Leiter hinauf, löste die Riegel und stieß die runde Luke auf.

Sofort fiel ein brauner Vorhang aus Sand über ihn. Corran wandte unwillkürlich das Gesicht ab; ein Kilo Dreck rieselte über den Rücken seiner Hemdbluse und wurde erst auf Hüfthöhe von seinem Gürtel aufgehalten. Da die Atemmaske nur den Sand in der Atmosphäre filterte, konnte er den trockenen Geruch, der in der Luft lag, auch jetzt noch riechen. Was ihn indes überraschte, war die Kühle des Windes. Die Entfernung von der Sonne hat diese Welt abgekühlt, daher wird es hier nirgendwo so heiß sein wie auf Tatooine, bloß dreckig. So viel zu Ganners Garderobe.

Corran blickte nach unten, um zu sehen, was der Sand mit Ganner angestellt hatte, doch er konnte nur rings um seine Füße einen wachsenden Sandhaufen erkennen, so als stünde er in einem sich rasant füllenden Erdloch. Er griff mit der Macht hinaus und entdeckte den Schutzschild, den der andere mithilfe der Macht um sich aufgebaut hatte, um den Sand in der Zugangsröhre zu bannen. Oh, wie reizend.

Corran kletterte die Leiter hinauf und sah zu, wie der Sandhaufen hinter ihm immer größer wurde und von den Flanken der Machtkuppel rieselte, die die Röhre versiegelte. Ganner dehnte die Kuppel weiter aus, während er nach oben kam, ohne indes Corran mit in ihren Schutz einzubeziehen. Als er auftauchte, schrumpfte die Blase und hüllte den Mann ein wie ein Mantel. Während Corran im Stillen noch Ganners Beherrschung der Macht bewunderte, fand er, dass es beinahe ebenso verwerflich war, sie als Schirm über sich zu entfalten, wie das, was Valin Ganner mithilfe der Garnants angetan hatte.

Corran trat an den Rand des Frachters und blickte auf die Sanddünen hinab, die auf der Backbordseite des Rumpfs immer höher wurden. Dahinter sah er, kaum erkennbar, einen farbigen Schimmer, eine kleine rötliche Pyramide, die, wie er annahm, das Lager der Universität markierte. Er kauerte sich hin und ließ eine Hand voll Sand durch die Finger rinnen. Ganner stand über ihm. »So tief ist es gar nicht.«

»Nach Ihnen.« Corran zog seine Hemdbluse aus dem Gürtel und schüttelte den Sand aus. »Zeigen Sie mir, wie es weitergeht.«

Der jüngere Jedi sprang vom Schiffsrumpf und versank auf der Stelle bis zur Taille im Sand. Er ballte einen Augenblick die Fäuste, dann sprang er in die Höhe, erhob sich gelassen über die Sandlinie und wandte sich wieder dem Rumpf des Frachters zu. Stiefel und Hose waren mit Staub bedeckt.

»Ist ein bisschen tiefer, als er aussieht, wie?«

Ganner schnaubte. »Sollen wir die Düsenschlitten auspacken?«

»Nein. Der Staub ist für die Luftfilter der Motoren zu fein, die Maschinen würden uns einfach verrecken.«

»Und wie kommen wir dann da rüber?«

»Wir gehen zu Fuß.«

»Aber…«

Corran sprang nun seinerseits von der Oberfläche des Raumfrachters und landete in der Hocke. Er versank bis zu den Knöcheln und Handgelenken zwischen zwei kleinen Sanddünen. Er rappelte sich auf und trat den Fußweg zum Universitätslager an.

»Wie haben Sie… Sie besitzen nicht genug Stärke in der Macht, um…«

Corran drehte sich zu Ganner um und bedeutete ihm zu folgen. »Bewegen Sie sich durch die Täler zwischen den Dünen. Die leichteren Partikel fliegen herum, die schwereren setzen sich ab und bilden einen festeren Untergrund. Es geht zwar nur langsam voran, aber es geht.«

Er hörte, wie Ganner hinter ihm in die Hocke ging, doch dann ließ ein Windstoß eine Staubwolke aufsteigen, die den jüngeren Mann einhüllte. Corran erweiterte seine Sinne und konnte Ganner ohne Schwierigkeiten orten. Überall um sie her fand er weitere Lebenszeichen von kleinen Insekten, aber auch komplexeren Wesen. Faustgroße Säugetiere waren die häufigsten Lebewesen, doch an den Rändern seines Bewusstseins lauerte etwas Größeres.

Er hielt weiter energisch auf das Lager zu und erreichte es nach einem Fußmarsch von mehreren Minuten mit relativer Leichtigkeit. Eine Gruppe schroffer Felsnasen bildete den westlichen Rand des Lagers; die hohen grauen Sockel stießen durch den Sand wie die Finger eines Ertrinkenden. An ihrem Fuß hingen Stofffetzen, die einmal zu Zelten gehört hatten. Solche Fetzen – rot, blau und grün – flatterten auch an Zeltstangen, die fast ganz unter den Sandverwehungen begraben waren.

Corran griff in die Macht hinaus und suchte nach Leben unter der sandigen Decke. Wieder stieß er auf Insekten und die kleinen Säuger, von denen sich eine große Zahl in einer Felsspalte zusammendrängte. Andere bewegten sich durch den Sand, glitten in eines der Zelte und kamen wieder zum Vorschein. Die Regelmäßigkeit ihrer Bewegungen ließ Corran vermuten, dass sie durch einen Tunnel krochen und irgendein Vorratslager plünderten.

Er sah Ganner an. »Abgesehen von Ihnen spüre ich hier nichts wirklich Großes.«

»Das kann ich bestätigen. Diese kleinen Wesen sind Shwpis. Das Team der Imperialen hat sie so ziemlich überall gefunden. Ihr Bericht sagt, es handele sich um Pflanzenfresser, und deutet an, dass sie die reichlich vorhandene Vegetation abweiden.«

»Dann haben sie ihre Weiden aber besonders gründlich abgegrast.« Corran sah sich um und kletterte auf einen der Sockel. »Im Nordwesten gibt es eine wesentlich größere Felsformation, vielleicht einen halben Kilometer von hier. Die Öffnungen darin könnten in Höhlen führen. Fliegen oder gehen wir?«

Ganner zog die Stirn kraus. »Selbst ich wäre überfordert, wenn ich uns beide dorthin befördern müsste.«

»Nicht mit der Macht, mit dem Schiff.«

»Oh.« Ganner zuckte die Achseln. »Dann würde ich sagen, wir gehen. Ich habe fürs Erste genug von diesem Raumschiff.«

»Ich auch.« Corran wandte sich nach Nordwesten. Da der Wind aus dem Westen kam, konnte er eine Weile geradeaus durch eines der Täler zwischen den Dünen laufen, dann musste er einen Dünenkamm überqueren und durch das nächste Tal marschieren. Es war leichter, als durch einen Ozean zu waten, da die Wellen aus Sand sich nicht gegen ihn warfen, aber der Sand drang überall ein und war entschieden aggressiver als Wasser. Die Anstrengung ließ ihn schwitzen, und die trockene, kühle Luft entzog ihm viel Feuchtigkeit.

Während er sich einen Weg zu den Felsen bahnte, verließ er sich, was die Erkundung der Umgebung anging, ganz auf die Macht. Er nahm nicht sehr viele Shwpis wahr, und jene, die er entdeckte, schienen vor Schreck wie gelähmt. Sie hockten zitternd in ihren tiefen Erdlöchern, und noch immer regten und versammelten sich am Rand seiner Wahrnehmung größere Lebensformen.

Corran ging unentwegt weiter und sank etwa hundert Meter vor ihrem Ziel auf ein Knie. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte sich die verschmierte Handfläche anschließend an der Hose ab. »Wenigstens ist es hier nicht so heiß wie auf Tatooine.«

Ganner kam jetzt über die niedrige Düne und ging neben ihm in die Knie. »Wohl wahr, das würde unser Elend vervollständigen.«

»Ich hätte trotzdem daran denken sollen, Wasser mitzunehmen.« Corran runzelte die Stirn, dann fuhr sein Kopf in die Höhe, als etwas an seinem Bewusstsein zupfte. Da draußen bewegt sich etwas. Er warf Ganner einen Blick zu. »Spüren Sie es auch?«

»Ja, es kommt entlang dieser Düne auf uns zu. Und zwar schnell.« Ganner deutete genau nach Norden. »Der Sand da drüben gerät ein bisschen ins Rutschen.«

Corran drehte sich um und tastete nach seinem Lichtschwert. Der Sand bewegte sich, wenn auch nur ein wenig, und rutschte vom Kamm der Dünen nach unten. Er spürte eine Lebensform, die sich mit hoher Geschwindigkeit durch die leichtere, lockere Sandschicht direkt unter der Oberfläche bewegte. Sie leuchtete hell in der Macht, und während sie näher kam, erstrahlte sie beinah blendend. Corran wich unwillkürlich einen halben Schritt zurück und dämpfte seine Machtsinne.

Dann brach das Ding aus der Düne hervor. Ein weißgrauer Schemen, mehr nicht, schoss an Corran vorbei und tauchte in die benachbarte Düne ein. Ein mächtiger flacher Schwanz peitschte vor und zurück und verschwand im Sand. Die Bestie jagte nach Süden davon, und die beiden Männer sahen zu, wie sich der Sand hinter ihr wellte.

Erst als Ganner sich umdrehte und ihn ansah, spürte Corran das Stechen im linken Oberschenkel. Seine staubige Hose war sauber aufgeschlitzt, die bleiche Haut darunter blutverschmiert. Die Wunde war nicht tief und tat auch nicht sehr weh, aber wenn er nicht rechtzeitig zurückgewichen wäre, hätte ihm die Bestie einen großen Fleischbatzen aus dem Schenkel gerissen.

Ganners Augen weiteten sich, und er deutete auf Corrans Bein. »Ist es schlimm?«

»Nein, hätte es aber werden können.« Corran wandte sich ab und zeigte nach Süden. »Es kommt zurück.«

»Ja, zwei, und ein drittes macht sich im Norden auf den Weg.« Ganner zog das Lichtschwert aus dem Gürtel und zündete eine schwefelgelbe Klinge. »Wir können sie aufhalten.«

»Ja, vielleicht diese drei, aber es gibt da draußen noch mehr von denen.« Corran spürte, wie die Shwpis sich tiefer eingruben, und verwarf die Idee, er und Ganner könnten es ihnen gleichtun. Und das hieß, dass sie nur eines tun konnten. »Rennen Sie zu den Felsen. Schnell!«

Die Ungeheuer – das war so ungefähr die passendste Bezeichnung, die Corran für jenen grauweißen Schemen einfallen wollte, der ihn soeben aufgeschlitzt hatte – näherten sich schnell und richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf die beiden Jedi, die in Richtung der Felsen davonstürzten. Corran warf sich über eine Düne und rollte sich auf der anderen Seite über die Schulter ab. Er sah, wie die Wellenbewegungen in einer geraden Linie auf ihn zukamen, also ging er blitzschnell in die Hocke.

Das Ungeheuer brach aus der Düne hervor und schoss direkt in seine Richtung. Er aktivierte sein Lichtschwert und riss es abwehrend in einem Bogen nach oben. Die knisternde Silberklinge traf das Wesen hinter dem Maul und unmittelbar vor der Schulter, also dort, wo normalerweise der Hals gesessen hätte. Graues Fell ging in beißendem Rauch auf, und schwarzes Blut spritzte über den Sand. Der Kopf des Wesens schnappte nach Corran und biss wild um sich, bis ihn das Leben endgültig verlassen hatte. Der Körper steckte noch halb in einer Düne, und der Schwanz schlug mit nachlassender Kraft.

Das Wesen besaß ein lang gestrecktes Maul an der Spitze eines keilförmigen Kopfes, der ganz mit Schuppen aus Chitin oder Keratin bedeckt war, die an Fingernägel erinnerten, jedoch dicker und durch die Bewegungen im Sand glatt poliert waren; kurze, aber kräftige Gliedmaßen verzweigten sich zu langen Krallen, die ohne Zweifel bestens zum Graben geeignet waren; das graue Fell des Wesens war kaum mehr als ein dünner Flaum, abgesehen von einem Kranz am Hinterkopf, und der abgeflachte lange Schwanz, dessen Schlängeln den biegsamen Leib offenbar bei der Fortbewegung durch den Sand unterstützte, war von Keratinschuppen übersät.

Doch ebenso beeindruckend wie das äußere Erscheinungsbild des Wesens war der scheußliche Gestank, den es absonderte. Es roch für Corran wie die Ausdünstungen von verfaulendem Rontofleisch, vermischt mit denen des schalsten Bieres und der strengsten Zigarren, die er jemals probiert hatte. Er würgte den Wunsch, sich zu übergeben, hinunter und hatte nicht einmal viel gegen die Galle einzuwenden, die den Pesthauch des seltsamen Lebewesens aus seinen Nasenlöchern brannte.

Corran sprang über den zuckenden Körper und rannte, so schnell er konnte, durch das Tal zwischen den Dünen. Er spürte, dass zwei der Wesen mit ihm mithielten. Die kriegen mich, es sei denn…

Er kam schlitternd zum Stehen und wagte einen Ausfall auf eine der Dünen. Im Sprung drehte er den Griff seines Lichtschwerts und aktivierte die Zweiphasenfunktion. Die Klinge verdoppelte darauf ihre Länge, wechselte von Silber zu Purpur und schlug Funken, als er sie tief in den Sand stieß, um eines der Ungeheuer aufzuspießen. Der Sand bäumte sich förmlich auf, als das Wesen um sich schlug und sein Leben aushauchte.

Ganz die alte Jedi-Schule.

Der corellianische Jedi warf sich flach auf den Boden, als das zweite Wesen aus der Düne zu seiner Rechten brach und sich auf ihn warf. Der Angriff fetzte einen Streifen Stoff aus seiner Hemdbluse, ohne indes die Haut darunter zu ritzen. Der Schwung trug das Wesen zu der Düne, unter der sein Artgenosse starb, und die zweite Bestie stürzte sich sofort auf ihr verwundetes Ebenbild. Das Maul schnappte mit Wucht zu, zermalmte Knochen und verursachte feuchte, knackende Geräusche, die Corran veranlassten, auf der Stelle aufzuspringen und zu rennen, ohne sich noch einmal umzusehen.

Er überquerte eine weitere Düne und noch eine, während Ganner ein wenig südlich mit ihm Schritt hielt und mit bewundernswerten Sprüngen über die Dünen setzte. Einige der Wesen schienen ihnen noch immer auf den Fersen zu sein, doch eine wachsende Zahl gab auf und warf sich lieber auf die sich wälzenden blutigen Knäuel, die bald Aas sein würden, dessen man sich annehmen und das man verschlingen konnte. Die Bestien sprangen von Dünenkamm zu Dünenkamm, wie Fische, die aus den Wellen hüpfen, und stießen dabei winselnde kleine Schreie aus, die sie wie wild gewordene R2-Einheiten klingen ließen.

Da erschienen zwei Männer auf der Felsformation, der sich die beiden Jedi rennend näherten. Sie trugen Blasterkarabiner und feuerten Schüsse ab, die links und rechts der geraden Linie zu den Höhlen einschlugen. Immer mehr Bestien wichen den Schüssen aus und sorgten so dafür, dass Corran und Ganner schneller vorankamen.

Mit heftig pumpender Brust erreichten sie die Felsen. Corran deaktivierte sein Lichtschwert und beugte sich vor, um wieder zu Atem zu kommen. Dann warf er einem ihrer Retter einen Seitenblick zu. »Danke für die Hilfe.«

Der junge Mann nickte und hob die Mündung des Karabiners, als eine ältere Frau aus dem Eingang einer der Höhlen trat. Die stämmige Frau trug ihr dunkelgraues Haar in einem straffen Knoten, und der strenge Blick ihrer kobaltblauen Augen verriet, dass sie ihren Mitarbeitern keine Dummheit durchgehen ließ. Einen kurzen Augenblick erinnerte sie Corran an seinen Schwiegervater Booster Terrik, doch dann setzte sie eine finstere Miene auf, und ihm wurde klar, dass er nicht mal annähernd so gut mit ihr auskommen würde wie mit ihm.

Die Frau stemmte die Fäuste in die Hüften und schüttelte den Kopf. »Jedi. Ich hätte es wissen müssen.«

Ganner starrte sie böse an. »Was soll das heißen?«

Sie reckte das Kinn und wies auf die Dünen. »Nur Narren oder Jedi würden ein von Schlitzerratten verseuchtes Gebiet durchqueren. Ihr habt Lichtschwerter, das macht euch zu Jedi.« Ihre Augen wurden schmal. »Das heißt natürlich noch lange nicht, dass ihr nicht auch Narren seid.«