15

 

Während er in der Kanzel seines X-Flüglers, der durch den Hyperraum raste, gefangen war, hatte Gavin Darklighter nichts anderes zu tun, als stillzusitzen und geduldig zu warten. Solange er zurückdenken konnte, hatte er nie gerne darauf gewartet, dass sein Sternjäger in den Realraum zurückfiel. Und dieses Unbehagen hatte noch zugenommen, seit er zum Kommandanten der Renegaten-Staffel befördert worden war. Bevor ich das Kommando übernahm, musste ich mich nur um mich selbst sorgen. Jetzt gibt es viel mehr, um das ich mich kümmern muss.

Unbewusst drehte er den Ring am Ringfinger seiner rechten Hand, obwohl sowohl der Ring als auch die Finger, die ihn bewegten, in dicken Fliegerhandschuhen steckten. Der Ring trug das Wappen der Renegaten – das Wappen, das er selbst bei seinem Eintritt in die Staffel entworfen hatte – und prangte auf beiden Seiten mit dem aus vier Punkten bestehenden Rangabzeichen eines Colonels.

Tycho Celchu und Wedge Antilles hatten ihm den Ring beim Antritt seines Kommandos überreicht. Sie hatten sich nach dem Friedensabkommen mit den Imperialen Restwelten für den Ruhestand entschieden und großen Stolz an den Tag gelegt, als sie Gavin in einer Position in der Renegaten-Staffel willkommen hießen, die vor ihm nur sie beide und Luke Skywalker bekleidet hatten. Die Männer hatten den Ring extra für ihn anfertigen lassen und ihn Gavin während einer speziellen Kommandantenfeier geschenkt.

Gavin lächelte, als er sich an das ruhige, geschmackvolle Abendessen in einem der besseren Restaurants von Coruscant erinnerte. Alle drei hatten sie sich wie Gentlemen benommen und sich ganz und gar nicht so aufgeführt, wie man es allerorten von Sternjägerpiloten erwartete. Die stille Würde, mit der Tycho und Wedge sich an ihn wandten und verschiedene Dinge mit ihm besprachen, verriet ihm, dass sie ihn als ihresgleichen akzeptierten und volles Vertrauen in seine Fähigkeiten als zukünftiger Führer der Staffel setzten.

Wedge hatte ihn über den Rand eines Schwenkers mit corellianischem Brandy hinweg angesehen. »Biggs war von Anfang an bei uns, und du warst auch schon dabei, als wir die Renegaten-Staffel neu formiert haben. In vielerlei Hinsicht symbolisieren die Darklighters mit all ihren Triumphen und Opfern die Renegaten-Staffel mehr als irgendetwas, das Tycho oder ich getan haben. Es ist ganz sicher richtig, dir die Verantwortung zu übertragen.«

Wedges Stolz und das Vertrauen, das er in ihn setzte, hatten Gavin über zahlreiche Anfangsschwierigkeiten hinweggeholfen. Mit dem Frieden war für viele Piloten die Zeit des Ruhestands gekommen. Außer Wedge und Tycho hatten sich auch Corran Horn, Wes Janson und Hobbie Klivian für den Abschied aus dem aktiven Dienst entschieden. Der Frieden hatte außerdem einen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht, der die Piloten mit lukrativen Löhnen zum interstellaren Güterverkehr lockte. Doch noch immer wetteiferten zahlreiche junge Nachwuchsflieger um die offenen Stellen bei den Renegaten, und die Bewerber auszusieben war mit Sicherheit eine überaus anspruchsvolle Aufgabe.

Aber wenn ich bedenke, womit Wedge es zu tun hatte, als er die Staffel bei meinem Eintritt neu organisierte. Zu seinem großen Glück verfügte Gavin über einen fähigen Kommandostab, der ihm zur Hand gehen konnte. Major Inyri Forge war beinahe ebenso lang bei den Renegaten wie er selbst, und Major Alinn Varth stammte aus einer Familie von Militärs und hatte fast ihr gesamtes Leben als Pilotin verbracht. Da jede von ihnen den Befehl über eine der Formationen innehatte, hatten sich die neuen Piloten in kürzester Zeit in einen überlegenen Kampfverband verwandelt. Gavin war sich zwar nicht sicher, ob seine Renegaten die alten Renegaten in einer Mann-gegen-Mann-Simulation geschlagen hätten, aber er hegte keinen Zweifel daran, dass sie ihnen für ihr Geld etwas geboten hätten.

Aber wird das reichen?

In Gavins Magengrube bildete sich ein kalter Klumpen. Admiral Kre’fey war auf der Basis von Captain Xhaxins Informationen mit der Ralroost zu den Rendezvouskoordinaten geflogen, bei denen die Leute des Piraten nach dessen eigener Aussage in einen Hinterhalt geraten waren. Sie hatten an der Stelle einen Sondendroiden gestartet, doch die Daten, die der Droide sendete, entpuppten sich als nicht aussagekräftig. Gavin wies anschließend darauf hin, und Kre’fey stimmte ihm zu, dass der Droide weder über die richtige Programmierung noch über eine geeignete Datenbank verfügte, um das Gebiet auf die Anwesenheit von Yuuzhan Vong hin analysieren zu können. »Solange es da draußen nichts Großes oder Ungewöhnliches gibt, wird die Sonde nichts erkennen, das sie an uns weiterleiten könnte.«

Dieser Umstand hatte ihnen keine andere Wahl gelassen, als einen T-65R-X-Flügler zur Aufklärung der Lage auszusetzen. Während der Jäger in allen Bereichen, die auch der Sondendroide abgedeckt hatte, Daten sammeln würde, konnte der lebende Pilot seine Maschine an jeden Ort lenken, an dem ihm etwas verdächtig erschien. Die Renegaten begleiteten den Sternjäger, um ihm Deckung zu geben, und hatten die meiste Zeit an Bord der Ralroost mit simulierten Kampfübungen gegen die Korallenskipper verbracht.

Als es so weit war, erfüllte der Einsatz Gavin mit widersprüchlichen Gefühlen. Die Rückkehr an einen Ort, an dem bereits vor Wochen eine Hand voll Piraten und fliehende Imperiale in einen Hinterhalt geraten waren, war vermutlich eine eher nutzlose Veranstaltung. Es gab keinen vernünftigen Grund für die Yuuzhan Vong, sich noch weiter in diesem Gebiet aufzuhalten, da es hier keinerlei Ressourcen oder Planeten und damit nichts gab, das sie hätten untersuchen, erobern oder hinter dem sie sich hätten verstecken können. All das hatte gegen diesen Einsatz gesprochen. Der Umstand, dass von den Koordinaten im Weltraum, die der Eingreiftruppe als Ausgangspunkt ihrer Reise dienten, eine Reihe bewohnter Planeten sowohl der Neuen Republik als auch der Imperialen Restwelten erreicht werden konnten – auf denen die Renegaten bei der Evakuierung der Bewohner von weit größerem Nutzen sein würden –, setzte die Mission in seinen Augen in ein noch schlechteres Licht. Warum sollten wir einen Punkt weit vom Schuss anfliegen, wenn wir woanders gebraucht werden, um rasch auf Schwierigkeiten zu reagieren?

Ein schwaches Argument für diesen Einsatz mochte man in der mageren Aussicht sehen, dass ein paar Leute den Angriff irgendwie überlebt hatten und noch immer in ihren treibenden Raumschiffwracks gefangen waren. Da war die Vorstellung schon vielversprechender, dass sie die Neue Republik dank der Daten, die sie bei den Wracks sammeln würden, in die Lage versetzen konnten, sich ein Bild von der Feuerkraft der Yuuzhan Vong zu machen. Die wenigen Informationen, die sie bisher besaßen, flößten Gavin ein gewisses Unbehagen ein, doch die Strategien, die sie entwickelt hatten, um die Verteidigung der Yuuzhan Vong zu umgehen, hatten sich im Simulator gut bewährt.

Catch gab einen Pfiff von sich und begann die letzten zehn Sekunden bis zum Rücksturz zu zählen. Gavin legte die rechte Hand auf den Steuerknüppel und die linke auf den Hebel der Energiezufuhr. Er sah zu, wie der Tunnel aus weißem Licht, der sich vor der Nase seines Sternjägers dehnte, mit einem Mal Risse bekam und schließlich zu einem schwarzen, mit Sternen gespickten Feld zerfiel.

»Renegaten, Bericht.«

Die Piloten meldeten sich einer nach dem anderen und bildeten die üblichen drei Formationen. Der Aufklärungsjäger, der die Bezeichnung Snoop erhalten hatte, stieg etwas höher als die übrige Staffel und setzte die beiden baugleichen Sensorkapseln im Heck des Sternjägers aus. Der T-65R-X-Flügler besaß keine Waffen, da der gesamte zur Verfügung stehende Platz in der Maschine von Sensoren beansprucht wurde. Im Gefecht konnte der Pilot die Kapseln jedoch abwerfen und sich auf ein ausgesprochen schnelles und wendiges Schiff verlassen, das ihn aus dem Gefahrengebiet tragen würde.

»Kapseln sind gestartet. Sensoren sind ab jetzt aktiv.«

»Verstanden, Snoop.«

Der Rest der Renegaten-Staffel schwärmte ohne ein weiteres Wort aus, wobei die Formation Eins hinter und unter den Aufklärer zurückfiel. Die von Inyri kommandierte zweite Formation stieg an Steuerbord auf, während Major Varths Formation Drei die Führung übernahm und an Backbord nach unten ging. Die Renegaten reduzierten die Kommunikation auf ein Minimum, damit die Bordcomputer des Aufklärers ihren Funkverkehr nicht filtern mussten. Solange es keinen Notfall gibt, sollte dieser Einsatz in aller Stille vonstatten gehen.

Gavin sah nach vorne und erhöhte die Reichweite seiner Sensoren, weil er nach den Überresten des Hinterhalts Ausschau halten wollte. Da es in diesem Gebiet keine größere Masse – Sterne oder Planeten – gab, die die Trümmer anziehen würde, rechnete er damit, eine Menge Wracks zu Gesicht zu bekommen. Er empfing in einer Entfernung von beinahe zehn Kilometern Sensorechos, aber nichts, das die Zielcomputer seines Sternjägers als Raumschiff identifiziert hätten.

Catch ließ sich mit einem tiefen Jammern vernehmen, und auf Gavins Sekundärmonitor erschienen in dichter Folge neue Ziele. Ein halbes Dutzend, das sich gleichsam wie Wassertropfen aus einer zerbrochenen Tasse über den Bildschirm verteilte und aus Richtung der Echos näherte, die von den in einen Hinterhalt geratenen Raumschiffen noch übrig waren. Gavin fröstelte, als er an Insekten denken musste, die einen Leichnam verließen.

»Aufgepasst, Renegaten, wir haben Feindberührung bei 354 Strich 20. S-Flächen in Angriffsposition.« Gavin überprüfte seine Sensoren. »Snoop, kommen Sie zurück und kreisen Sie hier. Sammeln Sie alle Daten über den Kampf, die Sie kriegen können, und setzen Sie sich in den Hyperraum ab, wenn wir sie nicht davon abhalten können, Sie anzugreifen.«

»Zu Befehl, Staffelführer.«

Die neue Sensordatenbank an Bord der X-Flügler erlaubte es ihnen zwar, die Korallenskipper anzuvisieren, leicht war dies jedoch immer noch nicht. Da jedes der Schiffe unter anderen Umweltbedingungen gezüchtet worden war, besaßen sie auch allesamt unterschiedliche besondere Merkmale. Die chemische Zusammensetzung des Rumpfs war nicht bei allen Schiffen gleich, und auch die Form war nicht immer genau dieselbe. Die Computer mussten eine große Bandbreite von Variablen berechnen, und Gavin konnte daher niemals sicher sein, ob seine Zielerfassung sich nicht irrtümlich auf irgendeinen Felsbrocken fokussieren und diesen als Ziel ausmachen würde.

Was bedeutet, dass wir nah heran müssen. Gavin versetzte der Energiezufuhr einen Stoß und sah, wie sein Flügelmann Captain Kral Nevil an seiner Backbordtragfläche auftauchte. Anschließend senkten sie beide die Nasen ihrer Maschinen und flogen auf die Korallenskipper zu. Gavin legte sein Fadenkreuz über einen der Korallenskipper, die auf ihn zukamen, doch der Computer verweigerte ihm die Zielerfassung für einen seiner Protonentorpedos, ehe sie nicht auf mindestens einen Kilometer herangekommen sein würden. Die Anzeige wechselte, begleitet von Catchs Kreischen, in der nächsten Sekunde von Rot zu Grün. Gavin drückte den Auslöser, zog den Jäger hoch und kehrte den Schub um.

Der Protonentorpedo schoss auf einer himmelblauen Flamme auf das Ziel zu, und der Korallenskipper unternahm keinen Versuch, ihm auszuweichen. Stattdessen schrumpfte der Torpedo ungefähr zehn Meter vor dem Ziel von einem Lichtpunkt zu etwas, das nur mehr die Größe eines fernen Sterns besaß, und die Supernova aus grellem Licht, die Gavin zu sehen erwartet hatte, blieb aus.

Ein kurzer Blick auf den Sekundärmonitor zeigte ihm eine Schwerkraftanomalie, die ihm bestätigte, dass der Korallenskipper offenbar irgendwie ein kleines Schwarzes Loch erschaffen hatte, mit dessen Hilfe das Geschoss verschlungen worden war. Die Energie der folgenden Explosion konnte dieser Anomalie unmöglich entkommen, daher trug der Korallenskipper keinerlei Schäden davon. Die Fähigkeit, Schwarze Löcher zu generieren, war nicht das Gleiche, wie Schutzschilde zu besitzen, konnte unter Umständen jedoch noch wirksamer sein.

»Die Sache mit den Schwarzen Löchern scheint zu stimmen, Staffelführer. Sollen wir die Karten auf den Tisch legen?«

»Ja, Zwei. Renegaten, Start des neuen Gefechtsprogramms. Jetzt!« Gavin legte einen Schalter an seiner Gefechtskonsole um. »Catch, Energie zuweisen.«

Der Droide zwitscherte pflichtbewusst, während Gavin nach rechts ausscherte und zu einem zweiten Anflug auf die Korallenskipper ansetzte. Er wechselte zu Laserfeuer und schaltete die vier Geschütze zusammen, sodass sie alle auf einmal schießen würden. Als er sich einer der felsartigen Kapseln näherte, löste er einen einzelnen Feuerstoß aus und schoss eine rotgoldene Energieentladung auf den feindlichen Jäger ab. Doch sofort dehnte sich ein neues Schwarzes Loch aus und verschluckte das Laserfeuer.

Gavin drückte lächelnd den Hilfsauslöser an seinem Steuerknüppel mit dem Mittelfinger herunter, und die Laser des X-Flüglers feuerten in rasender Folge – viel schneller, als sie es im Einzelfeuermodus vermocht hätten. Jede Entladung brannte mit purpurroter Intensität, war jedoch kürzer und besaß entschieden weniger Durchschlagskraft als die Laserblitze seines ersten Feuerstoßes. Solange er den Hilfsauslöser im Vierlingsmodus gedrückt hielt, würden die Laser weiter einen Hagel von Schüssen abgeben, der zwar wenig Schaden anrichten, aber so gut wie gar nicht von den schlagkräftigeren Laserblitzen zu unterscheiden sein würde.

Gavins Ziel brachte sofort ein Schwarzes Loch in Stellung, um das Streufeuer aufzufangen, und erzeugte im nächsten Moment ein zweites, um den Feuersturm zu absorbieren, den Nevil auf ihn niederprasseln ließ. Der Korallenskipper versuchte einige Ausweichmanöver, wandte sich nach backbord und stieg entgegen dem Winkel ihres Angriffs auf. Er flog indes nicht so anmutig wie die Korallenskipper in den Simulationen. Gavin ließ seinen Jäger an dem Gegner vorbeischießen, zog den Steuerknüppel zurück und beschrieb einen Looping, ehe er ebenfalls nach backbord ausscherte und das fremde Schiff verfolgte.

Er hängte sich an den Gegner und löste abermals einen langen Streufeuerstoß aus. Der Korallenskipper erzeugte direkt hinter seinem Heck ein Schwarzes Loch, doch Gavin bemerkte, dass es dieses Mal näher bei dem Schiff entstand und ein kleineres Zentrum besaß. Ein Teil des Streufeuers, das weit an der Nase des Raumers vorbeigezogen wäre, neigte sich unter der Anziehungskraft des Schwarzen Lochs, ohne jedoch ganz in dessen Einzugsbereich zu geraten. Die Schüsse schlugen in den Bug des Korallenskippers ein und brannten winzige Krater in die Hülle.

Der Korallenskipper driftete nach backbord und setzte zu einer Wende an, als immer neue Blitze einschlugen. Gavin wandte sich ebenfalls nach backbord, drosselte die Energiezufuhr und passte seine Geschwindigkeit der des Korallenskippers an. Er ließ sein Fadenkreuz über dessen Heck einrasten, drückte den Hauptauslöser und schickte dem Gegner aus nächster Nähe die ganze Energie seiner Vierlingslaser hinterher.

Die vier Laserblitze trafen sich auf der Höhe des Korallenskippers, und nur einer wurde von dem schrumpfenden Schwarzen Loch verschluckt. Die übrigen drei bohrten sich in die Kanzelkonstruktion. Sie verwandelten die kristalline Haube in geschmolzenen Stein, der sich durch das Fleisch des Piloten brannte. Die Energie ließ nicht nach, und die Entladungen überhitzten die mineralische Außenhaut des Korallenskippers und erzeugten einen Geysir aus verdampftem Gestein, der aus der Kanzel schoss und den zerstörten Jäger tiefer ins All beförderte.

Gavin scherte nach steuerbord aus und entfernte sich von dem sterbenden Schiff. Im nächsten Moment spürte er, wie eine Erschütterung durch seinen Sternjäger lief. Eine weitere Schwerkraftanomalie hatte ihn erfasst und an seinen Schutzschilden gerüttelt. So rauben sie anderen Schiffen also die Schilde. Er drückte einen Knopf an den Kontrollen der Lebenserhaltungssysteme. »Fahr das System auf hundert Prozent hoch, und dehne es auf dreizehn Meter aus, Catch.«

Der Droide befolgte den Befehl, und die Erschütterung, die den X-Flügler erfasst hatte, ließ auf der Stelle nach. Gavin grinste breit. Um die übermäßige Beanspruchung der Piloten und Jäger durch die Schwerkraft und die Masseträgheit abzustellen, wurde jeder X-Flügler mit einem Trägheitskompensator ausgestattet. Dadurch konnten diese Sternjäger sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen und äußerst belastende Flugmanöver durchfuhren, ohne dass es zu strukturellen Schäden an den Maschinen oder zu Verletzungen bei den Piloten kam. Indem er den von diesem Kraftfeld abgedeckten Bereich auf dreizehn Meter erweiterte und damit über die Schilde hinaus ausdehnte, behandelte der Trägheitskompensator die von den Yuuzhan Vong generierten Schwerkraftanomalien wie alles andere, das den Jäger belasten mochte.

Wenn jedoch genügend fremde Schiffe den Jäger attackierten, würden sie schließlich einen größeren Energieausstoß provozieren, als die Maschinen hergaben, das Kraftfeld zusammenbrechen lassen und den Raumer in Stücke reißen. Gavin erhöhte die Energiezufuhr ein wenig, brach nach backbord aus und setzte sich von dem Korallenskipper ab, der ihn anzuvisieren versucht hatte. Plötzlich blitzte ein helles Licht auf, und der Korallenskipper verschwand von seinem rückwärtigen Bildschirm.

»Wer war das?«

Nevil antwortete. »Sich an Ihren Jäger zu hängen und ihn zum Ausweichen zu zwingen muss ihn irgendwie erschöpft oder verwirrt haben. Ich habe einen Protonentorpedo ins Ziel gebracht. Der Skip ist jetzt Korallenstaub.«

»Gut. Zu mir.« Gavin wendete seinen X-Flügler und steuerte das Zentrum des Gefechts an. Ein Blick auf den Sekundärmonitor zeigte ihm zwei Renegaten, die nicht auf seinen Ruf auf der Kom-Frequenz reagieren konnten. Ein blinkendes orangefarbenes Licht bestätigte ihm, dass wenigstens einer der Piloten sein Schiff verlassen hatte. An anderer Stelle sah er einen Korallenskipper, der sich dicht an einen X-Flügler gehängt hatte und dessen dünner werdenden Achterschild mit Plasmafeuer eindeckte.

»Snoop, Meldung.«

»Alles klar hier, Staffelführer. Ich bin so weit, ich habe alles aufgezeichnet. Auch das Schiff, das Elf und Zwölf erwischt hat.«

»Welches war das?«

Ein Strom von Daten von dem T65-R ließ das Profil eines bestimmten Korallenskippers auf seinem Zielmonitor erscheinen. Das Schiff unterschied sich nicht sehr von den anderen, doch als er sich ihm näherte, sagte ihm die Art, wie es sich bewegte und manövrierte, dass ein wirklich versierter Pilot an seinem Steuerknüppel saß.

»Folgen Sie mir, Zwei?«

Ein Doppelklick, der ihn über den Kom-Kanal erreichte, bestätigte ihm, dass Nevil seine Rolle verstanden hatte. Gavin stieg über die S-Fläche an Backbord auf und zog den Steuerknüppel zurück, um sich mit seinem X-Flügler auf den mörderischen Korallenskipper zu stürzen. Er berechnete einen Kurs, der ihn dicht hinter den Gegner bringen würde, und führte immer neue Korrekturen durch, die die Entfernung zwischen den Maschinen verkürzten, ohne ihn allzu nahe an das fremde Schiff zu tragen.

Der Korallenskipper wollte sich offenbar an einen der übrigen X-Flügler hängen. Gavin identifizierte das Schiff als das von Lieutenant Ligg Panat, einer Krish, die sich dem Geschwader erst vor kurzem angeschlossen hatte. Die Krish waren für ihre Neigung zum Glücksspiel bekannt, und der Flugstil der Frau ließ Gavin denken, dass sie den Yuuzhan Vong in ihrem Gefolge ein wenig zu leicht nahm. Sie warf ihr Schiff so wild hin und her, dass es kaum zu treffen war, trotzdem gelang es ihr nicht, sich endgültig in Sicherheit zu bringen.

»Sieben, hier Staffelführer. Kehren Sie auf mein Zeichen den Schub um und brechen Sie nach backbord aus.«

»Staffelführer, ich komme klar…«

»Das ist ein Befehl, Sieben. Auf mein Zeichen. Jetzt!«

Ligg kehrte den Schub um und scherte nach links aus. Sie ließ es so aussehen, als hätte sie ihr Schiff lediglich ein wenig aus der Schusslinie des Yuuzhan-Vong-Piloten befördert. Der Korallenskipper schoss an ihr vorbei, wandte sich dann nach rechts und stieg auf. Die Nase des Yuuzhan-Vong-Raumers schwenkte herum, und der Korallenskipper machte sich zu einem Frontalangriff auf Gavins Sternjäger bereit.

Gavin überlief eine Gänsehaut. Was hat er davon? Wenn er seine Schwarzen Löcher einsetzt, um sich zu schützen, kann er meine Schilde nicht mehr kollabieren lassen, und sein Plasmafeuer kommt nicht bis zu mir durch. Und wenn er meine Schilde kollabieren lässt, kann ich ihm einen Torpedo in den Schlund rammen. Das ergibt doch keinen Sinn.

Als ihm klar wurde, dass es eine Dummheit wäre, sich auf ein Vorhaben des Gegners einzulassen, das er nicht einschätzen konnte, schoss Gavin einen Hagel aus Streufeuer auf das herankommende Ziel ab. Die Wolke roter Energienadeln sauste los, kam, wie er es erwartet hatte, vom Kurs ab und versank in dem Schwarzen Loch, das der Korallenskipper zu seinem Schutz erschaffen hatte. Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass die Anomalie sie bereits in so großer Entfernung abfangen würde.

Gavin trieb seinen Jäger in eine scharfe Kurve nach steuerbord und gab volle Energie auf die Triebwerke. Funken sprühten aus der Konsole des Trägheitskompensators, als der X-Flügler über den Rand des Schwarzen Lochs schrammte. Catch schrie gellend, und Gavin zog den Steuerknüppel an die Brust. Der X-Flügler schüttelte sich, und die Triebwerke heulten auf, doch seine Geschwindigkeit ließ allmählich immer mehr nach. Dieses Ding wird mich verschlingen!

Gavin kehrte den Schub seines Sternjägers um und zog die Nase herum, bis sie genau auf das Schwarze Loch deutete. Die kreischenden Triebwerke kämpften gegen die Anziehung des Schwarzen Lochs an, gaben ihm jedoch Zentimeter um Zentimeter nach. Er schaltete die Waffenkontrolle auf die Protonentorpedos um und leerte das gesamte sechs Torpedos umfassende Magazin in das Schwarze Loch. Einer nach dem anderen verschwanden die Torpedos in der Schwerkraftanomalie, und irgendwie gelang es dem Schwarzen Loch, die gewaltige Energiemenge aufzunehmen, die ihre Explosion freisetzte.

Doch Gavin bemerkte, dass der Sog des Schwarzen Lochs sich deutlich abschwächte.

Er stieß die Energiezufuhr nach vorne, und der Jäger, der von dem Schwarzen Loch angezogen und von den Triebwerken vorangetrieben wurde, wurde immer schneller. Dann zog er den Steuerknüppel zurück und nutzte die Geschwindigkeit, die er erreicht hatte, um am Rand des Schwarzen Lochs vorbeizuschießen.

Immer mehr Funken flogen durch die Kanzel, und die Schilde brachen zusammen. Die Sensorschirme flackerten einen Moment lang und stabilisierten sich dann wieder, aber den Korallenskipper konnte er nirgends entdecken. »Catch, wo steckt er?«

Nevils Stimme drang aus den Lautsprechern in seinem Helm. »Danke für das Ablenkungsmanöver, Staffelführer. Sieben und ich haben uns angeschlichen und ihn erwischt.«

»Danke, Zwei. Staffelführer an alle: Bericht.«

»Hier Fünf, Staffelführer. Acht hat ein Triebwerk verloren und muss abgeholt werden. Davon abgesehen sind wir in Ordnung.«

»Gut, Fünf. Neun, was ist mit Formation Drei?«

Alinn Varths Stimme ließ heftige Gefühle erkennen. »Ich habe zwei Maschinen verloren, Staffelführer. Das Schiff, das Sie beinah abgeschossen hätte, hat, als Elf sich ihm näherte, ein großes Schwarzes Loch hinter seinem Heck generiert. Dinger flog direkt hinein. Er hat wohl gar nicht mitbekommen, was ihn erwischt hat. Zwölf wurde einfach in Stücke gerissen. Tik ist ausgestiegen. Lebenszeichen negativ.«

»Fliegen Sie dicht an ihm vorbei und sehen Sie nach. Wir lassen ihn von der Ralroost an Bord nehmen.« Gavin warf abermals einen Blick auf die Sensoren. »Snoop, können Sie noch andere Skips in der Gegend entdecken?«

»Negativ, Staffelführer, aber diese Wracks könnten voll von ihnen sein.«

»Ich habe verstanden, Snoop. Holen Sie Ihre Sensorkapseln ein und fliegen Sie zum Admiral zurück. Übergeben Sie ihm die Daten und sagen Sie ihm, dass er jemanden hierher schicken soll.«

»Zu Befehl, Staffelführer. Möge die Macht mit Ihnen sein.«

»Danke, Snoop.« Gavin sah zu, wie der X-Flügler seine Sensorkapseln an Bord nahm, beschleunigte und in einem grellen Blitz am Himmel verschwand. »Der Rest hört genau zu. Halten Sie die Augen offen und die Sensoren in Betrieb. Wir wissen nicht, weshalb wir hier draußen nur auf ein halbes Dutzend Skips gestoßen sind; vielleicht verstecken sich hier noch mehr von denen. Ich will keine Überraschung erleben. Für unsere erste Begegnung mit ihnen haben wir uns ganz gut geschlagen, und ich will nicht, dass Admiral Kre’fey hier auftaucht und entdeckt, dass es uns doch noch irgendwie gelungen ist, einen Sieg in eine Niederlage zu verwandeln.«