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Luke Skywalker stand am Rand des Wäldchens und ließ die milde Brise von Yavin 4 sanft nach dem Saum des schwarzen Umhangs greifen, der ihn umhüllte. Über der kreisrunden Lichtung des Wäldchens erhob sich eine Reihe grauer Stelen, deren jede als Denkmal für einen gefallenen Jedi oder Schüler diente. Gantoris war der Erste gewesen, dann Nichos Marr, Cray Mingla und Dorsk 81, denen wieder andere gefolgt waren. Der bislang Letzte war Miko Reglia.
Luke fühlte sich zwischen widersprüchlichen Emotionen hin und her gerissen, während er die Gedenksteine betrachtete. Er empfand Stolz angesichts der Opfer, die diese Jedi-Ritter gebracht hatten. Sie waren nicht einmal voll ausgebildet gewesen, hatten trotzdem die Verantwortung angenommen, die ihnen als Jedi auferlegt worden war, und sich bewundernswert geschlagen. Sie waren ein Beispiel für die neuen Schüler und lehrten sie, wie schwierig es sein konnte, ein Jedi zu sein.
Aber er spürte auch ein zehrendes Bedauern. Ich wäre kein Mensch, wenn ich mir nicht die Frage stellen würde, ob ich irgendetwas hätte unternehmen können, um ihren Tod zu verhindern. Die erste Zeit der Jedi-Akademie war schwierig gewesen, weil er noch nicht recht gewusst hatte, wie er die Rolle des Jedi und Lehrers ausfüllen sollte. Die Erfahrungen, die er gemacht hatte, als er während der Wiederkehr des Imperators auf die Dunkle Seite wechselte, hatten ihn für einige Bedürfnisse seiner Schüler mit Blindheit geschlagen. Obwohl er einsah, dass er sich ein wenig zu früh an die Ausbildung eigener Schüler gewagt hatte, wusste er doch, dass es, wenn er dies nicht unternommen hätte, in diesen Tagen noch weniger Jedi geben würde, die sich der Invasion der Yuuzhan Vong entgegenstellen könnten.
»Wir werden auf keinen Fall einen dieser Gedenksteine für Mara aufstellen.«
Luke hob den Kopf und spürte, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl. Er drehte sich nach dem dunkelhaarigen Jedi in der grünen Robe um, der hinter ihm stand. »Das war es nicht, woran ich gerade dachte, Corran.«
Corran Horn zuckte die Achseln. »Vielleicht nicht in diesem Moment, aber irgendwo wird sich der Gedanke sicher eingeschlichen haben. Mir kommt er jedenfalls, wenn ich diesen Ort anschaue, jedes Mal in den Sinn, seitdem ich weiß… aber sie wird hier nicht durch einen Stein verewigt werden.«
Luke wölbte eine Braue und sah ihn an. »Das könnte man auf zweierlei Weise auffassen. Eine legt nahe, dass die Krankheit sie nicht umbringen, die andere, dass es keinen Jedi mehr geben wird, der hier einen Stein für sie aufstellen könnte.«
Der grünäugige Jedi nickte, dann kratzte er sich den Bart, der einst braun gewesen und jetzt von weißen Strähnen durchzogen war. »Ich setze auf die erste Möglichkeit, obwohl ich weiß, dass es eine Menge Leute in der Neuen Republik gibt, die der zweiten keine Träne nachweinen würden.«
»Leider wahr.« Luke seufzte und sah wieder zu den Gedenksteinen. »Sie waren alle noch so jung.«
»Ah, Luke, verglichen mit uns ist jeder jung.« Corran lächelte vergnügt. »Gemessen an Ihrer Lebenserfahrung müssten Sie ungefähr tausend Jahre alt sein.«
»Seit ich mit Mara verheiratet bin, hat sich dieser Prozess hoffentlich verlangsamt.«
»Schon, aber die Jahre, die sie Ihrer Lebensspanne hinzugefügt hat, ehe Sie beide endlich zusammenkamen, zählen noch immer.« Corran wies mit dem Daumen über die Schulter. »Aber bevor wir hier noch älter werden, wollen Sie sicher erfahren, dass alle gekommen sind. Die letzte Fähre ist vor ungefähr zehn Minuten mit Kyp Durron an Bord gelandet. Er hatte wie immer seinen großen Auftritt.«
Luke schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe keinen Zweifel, dass er einen großen Auftritt hatte, aber Ihr wie immer hat er nicht verdient.«
Corran hob die Hände. »Vielleicht, aber seine Ankunft hat einige der jüngeren Jedi und Anwärter in helle Aufregung versetzt.«
»Ihren Sohn auch?«
Der Corellianer zögerte, dann verneigte er sich leicht. »Valin hat bestimmt zu denen gehört, die schwer beeindruckt waren, aber ich mache mir größere Sorgen um den Kader junger Jedi, die in Miko eine Art Märtyrer sehen. Zu viele von ihnen scheinen seinen Platz einnehmen zu wollen. Ganner Rhysode und Wurth Skidder haben sich genau wie eine große Zahl anderer junger, glänzender Jedi sofort um Kyp geschart. Ich denke, wenn Jacen, Jaina und Anakin sich nicht zurückgehalten hätten, wäre Kyp zur Begrüßung gleich von allen bestürmt worden.«
Der Jedi-Meister ließ seine Besorgnis in einem langen beruhigenden Atemzug entweichen. »Ich kenne Ihre Befürchtungen, und Sie sind nicht der Einzige, der sie vorbringt. Auch Kam und Tionne machen sich Sorgen um die Akademie. Es war gut, die Kinder hier in einer Gruppe zu unterrichten. Und dass wir die älteren Schüler darauf vorbereitet haben, ihre Erfahrungen mit anderen Jedi-Rittern zu teilen, hat ihre Möglichkeiten immens erweitert. Das bedeutet natürlich auch, dass einige der Jedi-Ritter, die von Kyps unbesonnener Auffassung hinsichtlich der Pflichten eines Jedi angetan sind, am Ende unsere älteren Anwärter unterweisen werden.«
»Ich habe nichts gegen die Methoden einzuwenden, Meister Skywalker, und ich erkenne die Risiken, die ihnen innewohnen.« Corran seufzte. »Was mir aber Sorgen bereitet, ist, dass Kyp sich des politischen Unwetters, das seine Aktionen heraufbeschwören, durchaus bewusst ist, sich aber keinen Deut darum schert. Wir haben das doch längst erörtert, wir alle, aber das Problem hat sich erst mit Skidders Eingreifen bei Rhommamool wirklich zugespitzt.«
»Ich weiß. Und vor allem aus diesem Grund habe ich Sie alle hierher gerufen.« Luke bemerkte ein selbstgefälliges Grinsen, das an Corrans Mundwinkeln zupfte. »Und ich weiß auch, dass die Abberufung hierher jeden Einzelnen wissen lässt, wer die Verantwortung trägt. Ich bin vielleicht nicht auf Corellia aufgewachsen, wo diese Dinge jedermann im Blut liegen, aber ich bin mir dieser Wirkung bewusst.«
»Gut. Dann wissen Sie auch, dass Kyp als Letzter hier eingetroffen ist, weil er sich damit als Ihr hartnäckigster Widersacher ausweisen wollte.«
»Ja, das ist mir nicht entgangen.« Luke wandte sich von dem kleinen Waldstück ab und deutete auf den Großen Tempel. »Wollen wir?«
Corran nickte und marschierte los. Luke holte nach ein paar Schritten auf. Er betrachtete Corran einen Moment lang und lächelte dann. Als Corran zum ersten Mal an die Akademie gekommen war, hatte er sich zum Jedi ausbilden lassen wollen, um seine Frau Mirax Terrik befreien zu können. Er hatte sich eigensinnig und arrogant aufgeführt – ganz so, wie Luke es von einem Sternjägerpiloten und Gesetzeshüter erwartet hatte. Und von einem Corellianer. Doch während er allmählich lernte, was es bedeutete, ein Jedi zu sein, war er reifer geworden und hatte sich verändert. Obwohl es erst sechs Jahre her war, dass Corran sich nach dem Friedensschluss mit dem Imperium dazu durchgerungen hatte, seinen Abschied von den Renegaten zu nehmen und ein ganzer Jedi zu werden, hatte er die Philosophie des Ordens und deren Anforderungen voll in sein Leben integriert.
So seltsam es schien, aber während Corran seine Überheblichkeit ablegte, hatten sich Kyp und andere auf gefährliche Weise von ihrem Stolz in die Irre führen lassen. Doch Luke wusste nur zu gut, wie so etwas geschehen konnte. Für jemanden, der stark in der Macht war, stellte sich die Beschaffenheit des Lebens und der Wirklichkeit wesentlich klarer dar. Möglichkeiten, die andere gar nicht wahrnahmen oder ausloten konnten, lagen in schmerzlicher Deutlichkeit vor ihnen. Während Luke und andere Jedi-Ritter, wann immer sie ein Problem lösten, darauf achteten, ihre Handlungsweise und ihre Beweggründe darzulegen, zogen Kyp und seine Anhänger in dem Bewusstsein, die beste Lösung für jedes anstehende Problem parat zu haben, lieber einfach los und handelten.
Luke hegte gar keinen Zweifel daran, dass die Jedi in den meisten Situationen wahrhaftig stets die beste Lösung fanden, doch mitunter mochten die Folgen dieser Lösung für andere nur schwer verständlich sein. Schließlich mussten andere mit den Folgen leben und nicht die Jedi, die sie herbeiführten, daher waren Ressentiments gegen eigenmächtig handelnde Jedi kaum zu vermeiden.
Der Jedi-Meister streckte die linke Hand aus und legte sie Corran auf die Schulter. »Bevor wir uns der Versammlung stellen, möchte ich Ihnen noch dafür danken, dass Sie eingesprungen sind und hier aushelfen, seit Mara krank geworden ist.«
»Ist mir ein Vergnügen. Ich werde Valin und Jysella sehen. Sie hat mehr Zeit hier an der Akademie zugebracht als mit ihrer Mutter und mir. Ich möchte die Bindungen aufrechterhalten.«
Luke drückte Corrans Schulter. »In der alten Zeit wurden alle potenziellen Jedi ihren Familien schon als Kinder weggenommen und ausgebildet. Ich kann mir allerdings nicht denken, dass das damals einfacher war. Es gibt noch so viel, das wir nicht wissen…«
»Sicher, aber wir dürfen dem Gedanken keinen Raum geben, dass das, was Sie hier geschaffen haben, falsch ist oder schlecht oder dass der alte Rat nicht damit einverstanden wäre. Immerhin haben Obi-Wan und Yoda Sie damals aufgenommen. Einen älteren Jedi auszubilden ist nicht unmöglich, nur schwieriger.« Corran warf seinem Meister einen Seitenblick zu. »Und trotz unserer früheren Differenzen über die richtige Ausbildung glaube ich doch, dass Sie hier großartige Arbeit geleistet haben. Wir haben hundert Jedi, die die Galaxis durchstreifen, und jedes Jahr kommen neue hinzu. Das ist schon eine Leistung.«
»Das wird sich erst erweisen, wenn man uns weitermachen lässt.« Luke folgte Corran in den Turbolift. »Leias Bericht über die Stimmung auf Coruscant war nicht sehr erfreulich. Ich war selbst erst vor kurzem dort, und der Senat war wegen Rhommamool ausgesprochen verärgert. Jetzt ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, die Gründung eines neuen Jedi-Rats vorzuschlagen.«
»Die Karten sind ausgeteilt. Wir müssen das Spiel beginnen und hoffen, dass sich das Blatt nicht gegen uns wendet.« Die Tür des Turbolifts ging auf, und Corran trat zurück, um Luke den Vortritt zu lassen. »Ihre Schüler erwarten Sie, Meister.«
Luke machte einen großen Schritt aus der Liftkabine und fühlte, wie ihm das Herz in der Brust schwoll. Die Jedi hatten in der Versammlungshalle des Großen Tempels in langen Reihen Aufstellung genommen. Sie waren weder so zahlreich noch so bunt gemischt wie die Kämpfer der Rebellen, die sich nach der Vernichtung des Todessterns auf ähnliche Weise hier versammelt hatten, trotzdem spürte Luke wieder die gleichen Schwindel erregenden Emotionen, die ihn damals überkommen hatten. Der bloße Anblick der Jedi, eine gute Mischung aus Menschen und Nichtmenschen, Männern und Frauen, ließ die Jahre von ihm abfallen und erinnerte ihn an die heroischen Anstrengungen, die notwendig gewesen waren, um das Imperium zum Rückzug zu zwingen.
Er marschierte über den roten Teppich, der die Halle der Länge nach teilte, und stieg langsam die Stufen zu dem Podest an ihrem Ende hinauf. Er nickte Kam Solusar und Tionne zu, dem Verwalter-Ehepaar der Akademie, dann wandte er sich um und erhaschte einen Blick auf Corran, der soeben an seinen Platz in der Reihe hinter seinem Sohn glitt. Die jüngeren Anwärter waren dem Podest am nächsten positioniert worden, während die Jedi-Ritter und ihre Schüler sich in frei gewählten Gruppierungen über den hinteren Teil der Halle verteilt hatten.
Wenn alle auf der linken Seite sich mit Kyp zusammengetan haben, dann ist die Spaltung deutlicher, als ich dachte. Auf der linken Seite der Halle standen mehr als zwei Drittel der erwachsenen Jedi und die Hälfte der Nichtmenschen. Auf der rechten Seite entdeckte Luke außer Corran auch noch Streen sowie einige andere, die sich standhaft gegen Kyps Haltung gewehrt hatten. Der Jedi-Meister spürte keinen Hass zwischen den beiden Parteien, aber die Spannungen im Innern der Versammlungshalle wuchsen beständig.
Er bemerkte, dass Jacen ganz allein und abseits von allen in der letzten Reihe stand. Wenngleich der Junge auf Kyps Seite getreten war, nahm Luke keine innere Verbindung zwischen seinem Neffen und Kyps Gruppe wahr. Anakin hingegen stand drei Plätze neben Streen und offenbarte eine unterdrückte, aber tief in ihm lodernde entschlossene Treue zu Luke.
Luke zwang sich dazu, den jüngeren Schülern aufmunternd zuzulächeln. »Ich bin erfreut, Sie alle hier zu sehen. Ihre heiteren, strahlenden Gesichter sind erleuchtet von der Macht. Sie alle arbeiten hart, und eines Tages werden die Jüngeren unter Ihnen an der Seite von uns Jedi-Rittern stehen. Ich freue mich auf diesen Tag und weiß, dass es Ihnen genauso geht.«
»Dann können wir uns da draußen mit den Schurken anlegen«, ließ sich ein junger Twi’lek vernehmen.
Der ebenso unschuldige wie enthusiastische Einwurf brachte ein Lächeln auf viele Gesichter, auch auf Lukes. »Ja, so wird es sein. Doch jetzt möchte ich Tionne bitten, die Jüngeren vorläufig zu ihren Studien zurückzuführen. Ich muss mit den anderen einige Fragen erörtern, mit denen Sie sich im Augenblick noch nicht befassen müssen. Vielen Dank, dass Sie uns alle hier willkommen geheißen haben. Möge die Macht mit Ihnen sein.«
Die Kinder marschierten in gleichmäßigen Reihen nach draußen, wobei die Älteren die Jüngeren über die Treppen ins Freie dirigierten. Die Reihen der Erwachsenen ordneten sich neu, als alle nach vorne zu dem Podest aufschlossen, die Spaltung in eine linke und rechte Partei blieb dabei jedoch unangetastet. Kyp arbeitete sich bis ganz nach vorne durch und stellte sich vor Corran und Streen auf. Plötzlich lag die Erwartung einer Konfrontation in der Luft.
Luke streckte mit der Fläche nach unten eine Hand aus. »Wir stehen vor zwei ernsten Problemen, deren jedes die Jedi vernichten könnte. Beide gemeinsam werden es mit größter Wahrscheinlichkeit schaffen, es sei denn, wir legen alle Differenzen bei und arbeiten Hand in Hand. Kyp, vielleicht möchten Sie uns an Ihrem Wissen über die Yuuzhan Vong teilhaben lassen.«
Diese Bitte traf den dunkelhaarigen Jedi offensichtlich unvorbereitet. Kyp war als ein hoch aufgeschossener Junge von sechzehn Jahren an die Akademie gekommen und war mit zweiunddreißig zu einem kräftigen, schlanken Mann mit scharf geschnittenen Zügen und zornigen Augen herangewachsen. Er war einer der ersten Jedi-Ritter, die den Yuuzhan Vong begegnet waren, und dass er ihren Fängen entkommen war, sprach Bände über seine Fähigkeiten als Pilot und seine Begabung für die Macht.
»Wie Sie wünschen, Meister.« Kyps tiefe Stimme füllte die Versammlungshalle. »Meine Rächer und ich gerieten in einen Hinterhalt dieser Yuuzhan Vong. Sie benutzen lebende Raumschiffe, die aus etwas gemacht sind, das an Korallen erinnert. Diese Schiffe können die Schilde von X-Flüglern kollabieren oder Laserblitze einfach in einem kleinen Schwarzen Loch verschwinden lassen. Wir können sie umbringen, aber das ist nicht leicht. Sie haben meine Rächer ausgelöscht und Miko gefangen genommen und später getötet. Ich selbst bin nur mit knapper Not heil davongekommen.«
»Was war die wichtigste Beobachtung, die Sie bei Ihrer Begegnung mit den Yuuzhan Vong gemacht haben?«
Der jüngere Mann zog die Stirn kraus. »Ich verstehe die Frage nicht.«
»Sie sagten, die Yuuzhan Vong hätten Ihnen eine Falle gestellt. Wie kann es sein, dass ein Jedi-Ritter in einen Hinterhalt gerät?«
»Sie waren wie Steine in ihren Jägern – wie Splitter von Asteroiden genau genommen…« Kyps Stimme verebbte, und sein Gesicht verschloss sich. »Ich habe auf ihrer Seite keine feindliche Absicht registriert. Ich konnte sie nicht einmal in der Macht spüren.«
Auf sein Eingeständnis erhob sich in der Halle ein allgemeines Gemurmel. Luke unternahm nichts und ließ, bevor er sprach, die allgemeine Überraschung und Besorgnis an die Stelle des Gefühls einer bevorstehenden Konfrontation treten. »Genauso ist es. Ich hatte selbst eine Begegnung mit den Yuuzhan Vong, und auch ich habe sie nicht in der Macht spüren können. Sie scheinen nicht mit ihr in Verbindung zu stehen oder sich irgendwie gegen sie zu wappnen.«
Der alte Bespin-Schürfer Streen runzelte die Stirn. »Wenn sie nicht mit der Macht verbunden sind, wie können sie dann leben?«
»Das ist eine exzellente Frage, Streen, die ich Ihnen jedoch nicht beantworten kann. Ich weiß es einfach nicht.« Luke verschränkte die Arme vor der Brust. »Die Neue Republik ist der Auffassung, dass die Gefahr durch die Yuuzhan Vong gebannt wurde, ich glaube jedoch, dass sie aus einer anderen Galaxis gekommen sind, und deshalb war alles, mit dem wir es bisher zu tun hatten, nur ein bitterer Vorgeschmack. Sie werden weiter in unsere Galaxis eindringen.«
Kyp schnaubte. »Wieder einmal verschließt sich die Neue Republik einer Bedrohung und überlässt es uns, damit fertig zu werden.«
Corran kniff die Augen zusammen. »Aber dies ist möglicherweise eine Bedrohung, mit der wir ohne die Hilfe der Neuen Republik nicht fertig werden können. Wenn wir sagen, wir können das Problem lösen, und die Senatoren haben Recht und es gibt gar kein Problem, dann stehen wir wie Narren da. Wenn das Problem aber tatsächlich existiert und wir versagen, könnte das den Untergang des Ordens besiegeln.«
»Wir werden nicht versagen.« Kyp sah sich um und sah zahlreiche Köpfe seinem Einwurf zustimmend nicken. »Mit der Macht auf unserer Seite und unseren Lichtschwertern als Werkzeug werden wir die Yuuzhan Vong schon vernichten.«
Jacen Solo trat vor und kam über den Teppich nach vorne. »Hören Sie sich nur mal selbst zu, Kyp, und denken Sie über Ihre Worte nach. Die Yuuzhan Vong sind gegen die speziellen Sinne gefeit, von denen wir abhängen. Sie besitzen Panzerhüllen und Waffen, gegen die ein Lichtschwert nicht so ohne weiteres etwas ausrichten kann, und sie sind gut ausgebildete Krieger. Was aber noch wichtiger ist: Wenn Meister Skywalkers Überlegungen richtig sind, dann werden sie in Scharen über uns herfallen, die ausreichen, um eine ganze Galaxis zu erobern. Selbst wenn jeder von uns gegen tausend von ihnen antritt, werden wir nicht genug sein.«
Kyp hob ruckartig den Kopf. »Was also schlägst du vor, Jacen?«
Bevor sein Neffe darauf antworten konnte, hob Luke eine Hand, um die Diskussion zu unterbrechen. »Unsere Situation ist folgende: Wir haben es mit einem Gegner zu tun, der dazu in der Lage ist, uns in unbekannter Zahl, an einem unbekannten Ort und aus einem unbekannten Grund an unserer schwächsten Stelle anzugreifen, und mit einer galaktischen Regierung, die beschlossen hat, nichts dagegen zu unternehmen. Zudem traut uns diese Regierung nicht über den Weg. Ich denke, ganz gleich, was bei alledem herauskommt, werden wir eine Menge Tadel auf uns ziehen.«
»Ein weiterer Grund, warum wir uns um die Meinung der Regierung nicht kümmern sollten.« Wurth Skidder schob die Daumen hinter den Gürtel. »Die Regierung hat eindeutig kein Interesse am Wohl der Galaxis.«
»Aber wir schon, wie?« Streen fixierte den jüngeren Jedi mit einem strengen Blick. »Das ist es doch, was du sagen willst, oder?«
»Was er sagen will, Streen, ist, dass jedes Mal, wenn der Jedi-Orden geschwächt wurde, eine Katastrophe für die Galaxis die Folge war.« Kyp deutete auf Luke. »Wenn man uns schon für unsere Handlungsweise tadeln wird, dann will ich lieber dafür getadelt werden, dass ich dieses Problem entschlossen anpacke, und nicht dafür, dass ich ängstlich die weitere Entwicklung abwarte.«
Luke schloss einen Moment lang die Augen und betrachtete die Gefahr, die in Kyps Bemerkung lag, von allen Seiten. Die Jedi-Ritter waren immer als die Verteidiger des Friedens angesehen worden, Kyp jedoch stachelte sie zu offensiven Aktionen und zu unbesonnenen Präventivschlägen auf. Er hatte seine Staffel Ein Dutzend und zwei Rächer genannt und nicht etwa Verteidiger oder dergleichen. Und jetzt sprach er davon, das Problem anzupacken.
Das mag für manche nur Wortklauberei sein, aber die Worte, die er verwendet, um seine Vorstellungen auszudrücken und sie anderen mitzuteilen, zeigen mir, wie sehr er schon auf der Kippe steht.
Diese Nähe zum Abgrund überraschte Luke keineswegs, da er diese Entwicklung bei Kyp bereits seit Jahren kommen sah. Er war noch ein Schüler gewesen, als er unter den Einfluss eines verstorbenen Sith-Lords geriet. Er stahl eine Superwaffe, zerstörte den Planeten Carida und tötete Milliarden. Danach hatte er unermüdlich daran gearbeitet, seine Untaten zu sühnen, doch seine Unternehmungen waren im Lauf der Zeit immer verwickelter und durchsichtiger geworden, damit immer mehr Leute erkannten, dass er Wiedergutmachung leistete. Die Invasion muss ihm wie ein großer Kreuzzug vorkommen, der ihm die Anerkennung selbst seiner strengsten Kritiker einbringen wird.
Luke öffnete die Augen und machte einen Schritt auf die Jedi zu, die sich vor ihm versammelt hatten. »Es ist noch nicht an der Zeit, von einem Angriff auf die Yuuzhan Vong zu sprechen. Jacen hat Recht, wir können nicht allein gegen sie antreten. Es ist jetzt unsere Aufgabe, uns auf das Schlimmste vorzubereiten und so viel über die Yuuzhan Vong in Erfahrung zu bringen, wie wir können. Wir müssen uns verlässliche und nützliche Daten beschaffen, mit denen die Neue Republik ihre Verteidigung oder eine Offensive planen kann. Unsere Rolle ist die von Wächtern, und unsere besonderen Fähigkeiten erlauben uns, diese Bedrohung auszukundschaften. Wenn wir erst mal Informationen über die Yuuzhan Vong haben, können wir darüber nachdenken, was wir unternehmen wollen.«
Er ließ den Blick über die vor ihm aufgereihten Jedi schweifen: männliche, weibliche, menschliche und nichtmenschliche. »In den kommenden Wochen werde ich Ihnen allen bestimmte Aufgaben zuweisen. Ich werde Sie Gefahren aussetzen, deren Charakter ich mir nicht einmal annähernd vorzustellen vermag. Ich hoffe, dass Sie alle unverletzt zurückkehren, aber ich weiß, das wird nicht geschehen. Während die Außenwelt sich über uns uneins sein mag, können wir es uns nicht leisten, uns untereinander uneins zu sein. Wenn wir nicht zusammenhalten, werden wir in alle Winde zerstreut, und mit uns wird auch die Galaxis untergehen.«