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Gavin Darklighter weigerte sich beharrlich, den zahlreichen Schmerzen nachzugeben, die seinen Körper plagten. Normalerweise hätte er sie als bloße Erschöpfung abgetan, aber er hatte auf der Reise von Dantooine nach Agamar und auf dem Weiterflug nach Coruscant genug Ruhe gefunden. Genau genommen fühlte er sich so ausgeruht wie zu keinem anderen Zeitpunkt seiner Laufbahn bei den Renegaten; gleichwohl war ihm bewusst, dass er sich auf einen der schlimmsten Kämpfe eingelassen hatte, denen er und die Staffel sich jemals gestellt hatten.
Und alles, was er auf dem Weg nach Coruscant erfahren hatte, überzeugte ihn davon, dass die Renegaten und die Neue Republik es sich unmöglich leisten konnten, diese Schlacht zu verlieren.
Gavin, Leia Organa Solo, Admiral Traest Kre’fey und Senator A’Kla waren zu einem Treffen mit dem Beraterstab des Staatschefs Borsk Fey’lya geladen, um diesem von ihren Entdeckungen zu berichten. Der selbstgefällige Ausdruck auf Fey’lyas Gesicht und das überlegene Gehabe, das seine Bundesgenossen an den Tag legten, ließen in Gavins Augen keinen Zweifel daran, dass die Berater entweder keine Ahnung von den Ereignissen im Rand hatten – was schlechterdings undenkbar war – oder sie sich auf keinen Fall von den Intrigen und Plänen, die ihnen im Kopf herumspukten, abbringen lassen wollten.
Gavin fürchtete insgeheim, dass Letzteres zutraf, und sah im Untergang der Neuen Republik die logische Folge dieser Einstellung.
Die Ratskammer besaß eine massive Wand aus Transparistahl, die eine berauschende Aussicht auf das nächtliche Coruscant bot. Überall blinkten farbige Lichter, Luftgleiter sausten lautlos durch die Nacht, und die seltsamen Muster der Beleuchtung in den zahlreichen Gebäuden schienen samt und sonders dazu angetan, jeden Besucher abzulenken, der sich den Fragen des Beraterstabs stellen musste. Die Stühle, die den Gästen angeboten worden waren, standen so, dass der Effekt in höchstem Maße verstärkt wurde. Gavin ertappte sich dabei, dass er der Wirkung erlag, brachte aber trotzdem die Energie auf, die erforderlich war, um sich wieder auf die Führer der Neuen Republik zu konzentrieren.
Der Caamasi-Senator stand in der Mitte des Halbkreises, den der Ratstisch beschrieb, und breitete die Arme aus. »Sie kennen jetzt die wesentlichen Punkte dessen, was ich dem Senat zu berichten habe. Es gibt nicht den geringsten Zweifel, dass die Yuuzhan Vong mit Eroberungsplänen in diese Galaxis gekommen sind. Die Übergriffe auf Dubrillion und Dantooine erfolgten nicht nur ohne jedes Erbarmen, sondern dienten offenbar auch dem Sammeln von Erfahrungen.«
Niuk Niuv, der Senator von Sullust, ließ ein kurzes gutturales Gackern hören. »Wenn das stimmt, wurde ihnen auf Dantooine eine Lektion erteilt, oder? Sie haben einen Kreuzer zurückgeschlagen und konnten entkommen, richtig?«
Elegos nickte langsam. »Ja, das konnten wir. Aber anscheinend ignorieren Sie die Beweise von Belkadan, die uns zeigen, dass sie nach ihrem Erscheinen dort mit dem Bau von Fabrikationsanlagen für Kriegsmaterial begonnen haben. Sie ignorieren ihr Vorgehen auf Bimmiel, von dem wir überhaupt nur wissen, weil die dortigen Studenten nach Agamar ausgeflogen werden konnten und mit uns dort ankamen.«
Der Quarren Pwoe ringelte und entspannte seine Mundtentakel. »Drei Systeme, vier, wenn wir Sernpidal mitzählen, und fünf, wenn auch noch Helska 4 dazugerechnet wird, wo die ersten Eindringlinge vernichtet wurden. Aber die beiden letzten haben für sie keinen Wert mehr.«
»Für uns auch nicht.« Der Caamasi ließ die ausgestreckte Hand langsam an seiner Seite hinabgleiten. »Außerdem ignorieren Sie die Opfer, die wir erbringen mussten, um die Leute zu retten, die wir gerettet haben. Die Renegaten-Staffel hat zwei Drittel der Piloten verloren, über die sie noch vor zwei Monaten verfügen konnte. Mehr als fünfzig weitere Piloten und Soldaten haben ihr Leben verloren. Die Yuuzhan Vong haben zahllose Bewohner von Dubrillion umgebracht, und die Flüchtlinge auf Dantooine wurden auch noch mal um fünfzig Prozent dezimiert.«
Borsk Fey’lya schüttelte den Kopf und glättete das cremefarbene Fell im Nacken. »Wir ignorieren nichts. Wir wissen die Opfer, die unter Colonel Darklighters Kommando erbracht wurden, durchaus zu schätzen. Wir haben die Einheit wegen ihres Einsatzes auf Dubrillion und Dantooine für eine besondere Belobigung vorgesehen.«
Gavin warf Admiral Kre’fey einen Seitenblick zu und sah das kaum wahrnehmbare Nicken, das ihm als Signal diente. Er hob langsam den Kopf, während er abwesend den Ring an seinem Finger drehte, und blickte Fey’lya gerade in die Augen. Vor fast zwei Jahrzehnten hast du meine bothanische Geliebte Asyr Sei’lar in den Wahnsinn getrieben, und dieser Wahnsinn hat sie am Ende umgebracht. Du hast noch eine alte Schuld bei mir offen, und die wirst du jetzt voll und ganz zurückzahlen.
»Wenn Sie unsere Bemühungen zu schätzen wissen, Staatschef Fey’lya, muss ich mich fragen, weshalb Sie so große Anstrengungen unternehmen, mich und das gesamte übrige Militär der Neuen Republik zu täuschen.«
Fey’lya blinzelte, und sein Nackenfell sträubte sich. »Ich will Ihnen diese Anwandlung von Insubordination nachsehen, Colonel. Sie sind ohne Frage überarbeitet.«
Gavin erhob sich langsam zu seiner vollen Größe. Er ballte die Hände zu Fäusten und ließ die Armmuskeln die Nähte seiner Jacke spannen. Er wollte jeden wissen lassen, dass er über große Körperkraft verfügte und nicht nur jemand war, der es sich auf seinem Pilotensitz bequem machte und einen Feuerknopf drückte. Ich will sie wissen lassen, dass ich jemand bin, der sie niemals sein könnten.
Er sprach ungeachtet der Wut und des Abscheus, die in ihm hochkochten, mit gleichmäßiger Stimme. »Staatschef Fey’lya, wir alle hier kennen die Wahrheit. Der einzige Grund, aus dem sich die Corusca-Feuer auf Agamar aufhielt, war der, dass Captain Rimsen von Agamar stammt und er sich von dem vorgesehenen Kurs seines Patrouillenflugs entfernt hatte. Er hegte nämlich den Verdacht, dass sein Kurs mutwillig geändert worden war, damit er nicht nach Dubrillion fliegen und an Belkadan vorbeikommen würde. Als er über Kom mit seiner Familie auf Agamar sprach, erfuhr er von Leias Besuch. Er kehrte darauf nach Hause zurück, um die Lage zu überprüfen, und konnte daher mit Admiral Kre’fey aufbrechen, um uns zu retten. Wenn er nicht dort gewesen wäre, würde jetzt keiner von uns vor Ihnen sitzen.«
»Sie sind offenbar einem Missverständnis aufgesessen…«
Gavin schnitt ihm mit einer scharfen Handbewegung das Wort ab. »Ich bin noch nicht fertig.«
»Ihre Karriere allerdings ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit am Ende.« Fey’lya legte die Ohren an. »Treten Sie mit sofortiger Wirkung zurück?«
Admiral Kre’fey schoss eine kurze Bemerkung in bothanischer Sprache auf ihn ab, die Fey’lyas Kopf herumfahren ließ, als hätte er einen Schlag erhalten. Der Staatschef kratzte an der Tischplatte und knurrte eine Entgegnung.
Admiral Kre’fey kam geschmeidig auf die Beine. »Oh, ich darf es durchaus wagen, mein lieber Neffe, so mit dir zu reden, weil du deine Kompetenzen in dieser Sache weit überschritten hast. Hattest du etwa erwartet, dass wir nichts von Bimmiel erfahren würden? Hast du erwartet, wir würden nicht erfahren, dass die Yuuzhan Vong auf Garqi gesichtet wurden? Von wie vielen Welten, die die Yuuzhan Vong bereits überfallen haben, hast du noch geglaubt, dass sie uns verborgen bleiben würden?«
Der Sullustaner war bestürzt. »Wie konnten Sie davon…?«
Der Admiral schüttelte langsam den Kopf. »Es gibt eine Million Wege, so etwas herauszubekommen. Die auf diesen Welten vorkommenden Waren erzielen plötzlich höhere Preise an den Warenterminbörsen; die Kommunikationsgesellschaften, die diese Welten bedienen, melden Ausfälle und sinkende Gewinne in den entsprechenden Sektoren; die Anzahl der Rekruten von dort, die in unser Militär eintreten, geht rapide in den Keller… Es mag Ihnen, zweifellos um eine Panik zu vermeiden, gelungen sein, verschiedene Nachrichtenkanäle zu blockieren, aber Sie haben nicht daran gedacht, dass Informationen, die nicht durchkommen, ebenso wertvoll sind wie jene, die durchkommen.«
Die Mitglieder des Beraterstabs machten einen schockierten Eindruck. Sie tuschelten miteinander und wandten sich dann Borsk Fey’lya zu. Der Bothan schnaubte verächtlich, als würde ihm das, was er soeben vernommen hatte, völlig belanglos erscheinen. »Selbst wenn diese Welten der Yuuzhan-Vong-Invasion zum Opfer gefallen sind, und Sie haben keinen Beweis, dass dem so ist, bleibt es immer noch unsere Angelegenheit, den Yuuzhan Vong den Krieg zu erklären.«
Gavin schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn unser Leben auf dem Spiel steht.«
»Noch mal, Colonel Darklighter, lesen Sie hier aus Ihrem Rücktrittsgesuch vor?« Fey’lya grinste ihn höhnisch an. »Ihre Renegaten haben die Neue Republik schon einmal im Stich gelassen, und wir sind trotzdem mit heiler Haut davongekommen.«
Gavin kniff die Augen zusammen. »Vielleicht quittiere ich wirklich den Dienst, Staatschef Fey’lya.«
Traest Kre’fey trat vor und stellte sich zwischen Gavin und Elegos. »Hüte dich, dieses Rücktrittsgesuch anzunehmen, Neffe, denn wenn er geht, gehe ich auch. Und mit mir das gesamte Militär der Neuen Republik.«
»Du sprichst von Meuterei.«
»Ich spreche von der einzig sinnvollen Handlungsweise. Du und die anderen hier, ihr seid alle Politiker. Es geht euch vor allem um den Erhalt eurer Macht. Und warum? Damit ihr einigen Leuten das Leben erträglicher machen könnt. Ein lobenswertes Ziel, aber sobald eine echte Krise kommt, erweisen sich all eure Mühen als vergeblich. Ein Erdbeben erschüttert einen Kontinent und tötet Tausende, ihr nehmt sofort die Schuld auf euch, obwohl ihr nicht mal was dafür könnt. Weshalb? Weil die von euch erlassenen Gesetze über die Wartung der Gebäude ungenügend waren, weil ihr zu spät die nötigen Rettungsmaßnahmen eingeleitet habt, weil die Hilfsgüter nicht reichten oder weil eure Zahlungen an die Unversicherten niedriger ausfielen, als die sich das gedacht hatten. Es gibt Hunderte, Tausende von Gründen, warum ihr die Schuld auf euch nehmt, und mit jeder neuen Schuld büßt ihr immer mehr Macht ein.«
Kre’fey klopfte sich auf die Brust. »Ich habe das Mandat, für die Sicherheit der Leute zu sorgen, und die Yuuzhan Vong sind eine unmittelbare Gefahr für ihre Sicherheit. Seien wir nachsichtig und gehen wir mal davon aus, dass ihr Prinzessin Leia einfach nicht geglaubt habt, als sie euch von dem Problem mit den Yuuzhan Vong berichtet hat. Nehmen wir weiter an, ihr habt gedacht, sie wären wirklich schon am Ende. Dann könnte man eure ausbleibende Reaktion vielleicht noch als Naivität deuten. Aber wenn ihr jetzt nicht reagiert, nenne ich das kriminell.
Würde ich also das Militär der Neuen Republik abziehen und, sagen wir, in den Unbekannten Regionen stationieren, um dort mein eigenes kleines Imperium aus der Taufe zu heben? Aber ja. Und ich würde daraus eine sichere Zuflucht für all jene machen, die aus dem Gebiet der Neuen Republik fliehen werden, sobald diese den Yuuzhan Vong in die Hände fällt.«
Pwoes Nasenlöcher bebten. »Sollten Sie, wenn Sie so denken, nicht besser eine Revolte anzetteln, um uns zu stürzen, Admiral?«
»Nein, weil ich kein Politiker bin. Ich kann nicht gleichzeitig einen Krieg führen und mich um die Verwaltung von Welten kümmern.« Er schüttelte den Kopf. »Das heißt aber nicht, dass ich keinen anderen beim Sturz einer unfähigen Regierung unterstützen würde.«
Kre’fey drehte sich nach links und wies mit einer Handbewegung auf Leia.
Sie beugte sich vor und ließ ein verwegenes Grinsen in ihrem Gesicht entstehen.
Fey’lya erhob sich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Geht es Ihnen darum, Leia? Verabscheuen Sie den Verlust der Macht so sehr, dass Sie Admiral Kre’fey dazu überredet haben, Ihnen bei einem Aufstand gegen die Regierung zu helfen? Wollen Sie, dass die Jedi die Alleinherrschaft über die Neue Republik an sich reißen? Und werden Ihre Kinder Sie dann dereinst beerben?«
Leia bedachte ihn mit einem kurzen, höflichen Lachen, dann stand sie mit einer geschmeidigen Anmut von ihrem Platz auf, die Gavin an die eines Teppari erinnerte. »Ist es das, was Sie wollen, Staatschef Fey’lya? Wollen Sie, dass man Sie demütigt? Wollen Sie, dass man sich an Sie als an den Mann erinnert, der die Neue Republik so weit ruiniert hat, dass ich sie wieder einmal retten musste?«
Ihre Stimme war so leise, dass sogar Gavin sich anstrengen musste, um sie zu verstehen. Als ihre Worte Fey’lya zu Ohren kamen, änderte sich sein Gesichtsausdruck und wechselte von Triumph zu tiefer Enttäuschung und schließlich zu Resignation. Er beugte sich vor und stützte sich auf seine Arme.
»Wie also wollen Sie diese Partie spielen?«
Leia lächelte vorsichtig. »Als Erstes treten Sie den Oberbefehl über alle militärischen Operationen ab. Es wird keine politische Feinabstimmung des Krieges geben. Was das Militär wünscht, wird es bekommen.«
»Selbstverständlich.«
»Zweitens werden Sie die Hilfsgüter und die Ausrüstung koordinieren, die erforderlich sein werden, um mit den ankommenden Flüchtlingen fertig zu werden. Agamar ist bereits überlastet, und wenn die Yuuzhan Vong weiter vordringen, werden die Leute in Richtung der Kernwelten fliehen.«
Fey’lya warf Pwoe einen Blick zu. »Darum können Sie sich kümmern.«
»Und schließlich werden Sie zulassen, dass Senator A’Kla dem gesamten Senat Bericht erstattet und dass die Medien alles von Anfang an übertragen können.«
Fey’lya stieß ein scharfes, bellendes Lachen aus. »Damit er mir die ganze Schuld aufhalsen kann? Niemals.«
Kre’fey sah Gavin an. »Hättest du in meinem Imperium gerne eine eigene Welt für jedes deiner Kinder, oder darf es gleich ein ganzes Sternsystem sein, über das sie dann herrschen können?«
Fey’lyas violette Augen schlugen Funken. »Aber wir werden den Text Ihres Berichts gemeinsam aufsetzen, ja?«
Elegos nickte. »Das erscheint mir annehmbar.«
»Gut.« Leia trat vor und reichte Fey’lya die Hand. »Ich hatte ganz vergessen, wie angenehm die Zusammenarbeit mit Ihnen ist.«
»Seien Sie versichert, ich nicht.«
Fey’lya schüttelte Leia die Hand, doch ihre zurückhaltende Miene verriet, dass ihr durch den Kopf ging, was Gavin in diesem Augenblick nur fühlen mochte: Es war keineswegs garantiert, dass Fey’lyas Willfährigkeit auch in Zukunft anhalten würde. Fürs Erste haben wir, was wir brauchen, aber das wird nicht so bleiben. Sobald er einen Vorteil für sich sieht, wird er ihn nutzen.
Leia verneigte sich vor dem Beraterstab. »Danke für Ihre Kooperation. Sie ist zu unser aller Wohl, und das ist es doch schließlich, wonach wir alle streben, nicht wahr?«
»Gewiss, Leia.« Borsk Fey’lya grinste wie ein Raubtier in die Runde. »Wir werden die Neue Republik über alle kleinlichen persönlichen Belange stellen. Zu unser aller Wohl.«
Gavin wünschte sich eigentlich nichts mehr, als nach Hause zu seiner Frau zu kommen, aber er wusste, dass er niemandem eine angenehme Gesellschaft sein würde. Zu viele Leute waren gestorben, und wenn ihm der Sinn nach Trauerarbeit stand, erinnerte dies seine Schwester meistens daran, dass ihr Mann im Kampf gegen die Yevethaner gefallen war. Sie war damals mit ihren Kindern zu Gavin gezogen, um wieder zu sich zu kommen, und wohnte noch immer bei ihm. Von Zeit zu Zeit glaubte sie, Gavin mit ihren Kindern zur Last zu fallen, und das war etwas, womit er sich im Augenblick beim besten Willen nicht abgeben konnte.
Er machte sich also auf den Rückweg zum Hauptquartier der Renegaten-Staffel und stiefelte dort durch dunkle Korridore. Er hatte nichts dagegen, dass das Gebäude verwaist war, schließlich war es noch früh am Morgen. Admiral Kre’fey stimmte mit ihm darin überein, dass bis zum Mittag des nächsten Tages kein Alarm gegeben werden sollte, damit die Soldaten, die schon bald an die Front verlegt wurden, noch einen faulen Morgen genießen konnten, ehe sie ihr Leben der blutigen Tretmühle des Krieges verschreiben mussten.
Der einzige Lichtblick in dem Debakel ihres vollständigen Rückzugs von Dubrillion war, dass Jaina Solo sich der Staffel angeschlossen hatte. Gavin hatte sich bei Leia erkundigt, ob ihre Tochter auch weiterhin bei der Einheit bleiben durfte, und hatte ein vorsichtig geäußertes Einverständnis geerntet. Als er die Freude über diese Entscheidung in Jainas Zügen sah, war ihm der Verdacht gekommen, dass Leia nur deshalb einverstanden war, weil sie sich im Fall eines Nein nicht mit Jaina herumschlagen wollte. Jaina war auf der Stelle in die Unterkünfte der Staffel umgezogen und teilte sich ein Zimmer mit Anni Capstan, ihrem weiblichen Flügelmann. Sie fand sich auf Anhieb zurecht, als hätte sie schon immer hierher gehört.
Und so, wie sie fliegt, besteht kaum ein Zweifel daran, dass sie lange bei uns bleiben wird.
Gavin war überrascht, als er auf einen Soldaten mit einem Blastergewehr stieß, der vor der Tür seines Büros Wache hielt. Der Soldat war kaum mehr als ein Kind. Kaum älter als ich, als ich zur Staffel kam. »Gibt es hier ein Problem, Gefreiter?«
Der Junge schluckte unbehaglich. »Sir, ich habe versucht, sie aufzuhalten, Sir, aber sie meinten, es wäre schon in Ordnung, wenn sie in Ihr Büro eindringen. Sie sagten, Sie hätten bestimmt nichts dagegen.«
Gavin blinzelte verblüfft. »Haben sie das? Haben sie denn auch gesagt, wer sie sind?«
Der Soldat schüttelte den Kopf. »Nur zwei alte Kerle, Sir.«
»Und Sie haben sie da reingelassen? Warum haben Sie sie nicht aufgehalten?«
Der Soldat fuhr zusammen. »Ich habe es ja versucht, aber sie haben mir einfach meinen Blaster abgenommen.« Er drehte seine Waffe herum, um Gavin zu demonstrieren, dass sie kein Energiemagazin mehr besaß.
Der Colonel nickte. »Und Ihr Komlink?«
»Haben sie mir auch weggenommen. Sie haben gesagt, ich soll hier auf sie warten, sonst würde ich mich des Verlassens meines Postens schuldig machen, Sir.«
»Ja, tun Sie das, warten Sie hier.« Gavin schob den Jungen aus dem Weg und öffnete die Tür zu seinem Büro. Ihm war klar, dass er eine große Dummheit beging, wenn er einfach so eintrat, doch er tat die Möglichkeit, dass es sich um Attentäter handeln mochte, als Unsinn ab. Die Yuuzhan Vong schienen so nicht vorzugehen. Außerdem wäre es leichter, jetzt draufzugehen, als einen Krieg zu führen.
Die beiden Besucher blickten ihm von den Sesseln, in denen sie Platz genommen hatten, entgegen. Auf dem Tisch vor ihnen standen drei Gläser, deren zwei aus der Karaffe mit corellianischem Whiskey gefüllt worden waren, die Gavin in der untersten Schublade seines Schreibtischs versteckte. Die beiden Männer lächelten, und Gavin brach in Gelächter aus.
Der Soldat warf einen Blick in den Raum. »Sind Sie in Ordnung, Sir?«
»Ja, Gefreiter, wegtreten.«
»Hier«, sagte einer der beiden Besucher und warf dem Soldaten das Magazin und das Komlink zu, die sie ihm abgenommen hatten.
Gavin schloss die Tür hinter dem jungen Soldaten, dann schüttelte er den Kopf. »Er hat euch als zwei alte Kerle beschrieben.«
»Keine Achtung mehr unter den jungen Leuten, was, Tycho?«
»Keine Spur, Wedge, nicht die geringste. Vermutlich ein Fehler der Kommandoebene.«
Gavin goss sich ein Glas Whiskey ein. »Was macht ihr zwei denn hier?«
»Verschiedene Quellen haben uns zugetragen, dass du in den Krieg ziehen willst.« Wedge Antilles hob sein Glas. »Wir sind zu betagt, um noch zu fliegen, aber nicht, um dir zu helfen. Du brauchst uns, hier sind wir.«
»Ihr solltet euch dieses Angebot noch mal durch den Kopf gehen lassen. Das wird ganz und gar kein gemütlicher Spaziergang.«
Tycho Celchu schüttelte den Kopf. »Das ist der Krieg nie, Gavin. Hoffen wir nur, dass wir diesen zusammen schneller beenden können.«