DER LEERE RUCKSACK
Ich erwachte im Sessel und brauchte einen Augen blick, um mich zu erinnern, wo ich war, als hätte ich eine Absence erlitten. Das erste Morgenlicht spiegelte sich in zwei leeren und einer dritten halb leeren Weinflasche.
Mein Schädel dröhnte, und beim Anblick meines Wohnzimmer dämmerte es mir, dass ich wohl über unseren Gesprächen eingeschlafen sein musste. Valdemar musste in seine Wohnung hochgewankt sein, jedenfalls war er nicht mehr da, hatte aber seinen Rucksack vergessen, der immer noch auf dem Boden stand.
Bevor ich meinen Körper auf Vordermann brachte, hatte ich das Bedürfnis, die Spuren unserer nächtlichen Sitzung zu beseitigen. Schnell räumte ich die Flaschen und den Aschenbecher voller Kippen weg. Als ich den Rucksack anhob, stellte ich überrascht fest, dass er ganz leicht war. Neugierig öffnete ich den Reißverschluss. Der Rucksack war leer.
Normalerweise trug Valdemar darin ja immer sein Manuskript mit sich herum. Ich hatte ihn den Rucksack die ganze Nacht nicht aufmachen sehen. Wie konnte er also leer sein? Es war natürlich möglich, dass er ihn bereits leer mit nach unten gebracht hatte. Aber wozu eine leere Tasche?
Ich wankte unter die Dusche und dachte, dass es fast unmöglich war, die Handlungen zweier Betrunkener nachzuvollziehen, vor allem, wenn sie die ganze Nacht herumphilosophieren, was einem doppelten Rausch gleichkommt. Auch Worte können den Geist benebeln.
Zwei Paracetamol und eine kalte Dusche später ließ mein Kopfweh allmählich nach. Ein herzhaftes Frühstück aus Toast und Käse schien mir die beste Methode gegen den Kater.
Es war etwa zehn, als ich noch etwas benommen auf die Straße trat. Ich hatte noch zwei Stunden, um mich zu regenerieren, bevor ich Gabriela treffen würde, die den Vormittag frei hatte. Hätte ich bloß gestern daran gedacht, bevor ich mich mit Rotwein vergiftet habe!, dachte ich, während ich gierig die frische Luft einsog.