HEISSE SCHOKOLADE MIT KATZE
Nach unserer langen nächtlichen Unterhaltung stand ich am nächsten Morgen ziemlich neben mir. Nach allen möglichen Fragen über den Mond und die Seele war Valdemar auch noch einmal auf die Bahnsteigmenschen zu sprechen gekommen.
»Wer weiß, womöglich waren sie es, die das Feuer vor meiner Tür gelegt haben. Vielleicht verzeihen sie mir nicht, dass ich entdeckt habe, wie sie da unten sitzen, ohne jemals einzusteigen«, hatte er gesagt.
Das hatte ich ihm sogleich auszureden versucht, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass irgendjemand ein Attentat auf einen armen Teufel wie ihn verüben würde. Ich erklärte ihm, dass der Brand viele ganz alltägliche Ursachen gehabt haben könnte: Irgendjemand, womöglich er selbst, hatte eine brennende Kippe vor seine Tür geworfen, die dann den Fußabtreter in Brand gesetzt hatte.
Das klang logisch und es hatte gewirkt, zumindest als Placebo, damit wir ruhig schlafen gehen konnten.
Valdemar stapfte mit seinen Sachen in Titus’ Wohnung hinauf, und wir verabredeten, uns am nächsten Tag bei Einbruch der Dunkelheit wiederzutreffen. In der Zwischenzeit würde ich mich mit meiner eigenen Müdigkeit und der Faulheit meiner Studenten herumärgern müssen, von denen ein Großteil nicht mehr zum Seminar erschien, weil die Prüfungen kurz bevorstanden.
Das Café an der Kreuzung gehörte der Vergangenheit an, also nutzte ich meine Mittagspause, um in der Tierarztpraxis vorbeizuschauen. In Mishimas Katzenpass stand der Vermerk, dass sie noch eine zweite Impfung benötigte. Da stand ich also und fragte Meritxell, wann ich Mishima bringen könnte.
»Heute Nachmittag habe ich einen Hausbesuch ganz bei dir in der Nähe«, sagte sie. »Wenn du willst, komme ich bei dir vorbei, dann musst du sie nicht hin- und hertransportieren. Ich berechne es dir wie einen Praxistermin, in Ordnung?«
Offensichtlich war ich ihr sympathisch. Ich musste lächeln. Zu Hause würde ich schon einmal die lang ersehnte heiße Schokolade mit Biskuit vorbereiten. Allerdings durfte ich mir meine Freude nicht anmerken lassen, denn die Tierärztin war eine scheue Person, und zunächst sollte alles nach einem normalen Termin aussehen.
»Okay«, willigte ich ein, »aber sag mir nicht, wann genau du kommst. Ich werde sogar versuchen, überhaupt zu vergessen, dass wir verabredet sind, damit Mishima sich nicht wieder versteckt.«
»Gute Taktik«, sagte sie und zwinkerte mir zu, bevor sie durch die Tür des Behandlungszimmers verschwand.