17. KAPITEL

Cutter borgte sich den Wagen zwei Straßen vom Telegrafenamt entfernt mit vorgehaltener Waffe. Ein Mann, seiner Kleidung und den Schneeketten nach zu urteilen gerade auf dem Weg zur Skipiste, saß an einer Ampel hinter dem Lenkrad und klopfte mit den Fingern den Takt eines Liedes aus dem Radio mit. Cutter trat an die Beifahrertür und drückte ihm die Pistole gegen die Wange.

„Ich bin ein Federal Agent“, sagte er. „Das hier ist ein Notfall. Ich beschlagnahme hiermit Ihr Fahrzeug. Heben Sie die Hände, und steigen Sie aus.“

Der Mann riss die Augen auf und streckte eine Hand nach dem Türgriff aus. „W… was immer Sie sagen“, stotterte er.

„Steigen Sie aus. Sofort.“

Der Mann glitt vom Sitz und stolperte aus dem Fahrzeug. Cutter setzte sich hinters Lenkrad, drückte das Gaspedal durch und ließ ihn einfach auf der Straße stehen. Am Stadtrand hatte er bereits sechzig Meilen pro Stunde drauf und raste wie ein Verrückter durch Tiefschnee und über vereiste Stellen. Das Auto rutschte ein paar Mal gefährlich nah an den Straßengraben, aber dennoch verlangsamte Cutter sein Tempo nicht.

Während er auf Madrids Rückruf gewartet hatte, war ihm ein Sportartikelladen aufgefallen. Dort hatte er sich mit allem Nötigen eingedeckt: Drahtschere, Taschenlampe, Jagdmesser und sogar ein billiges Navigationsgerät. Er hatte die Koordinaten eingegeben und eine Route zum Anwesen des Jaguars festgelegt. Es würde nicht einfach sein, dorthin zu gelangen, aber wenn er diese Geschwindigkeit beibehielte, würde er in einer guten halben Stunde da sein.

„Halte durch, Mattie“, flüsterte er, während er mit halsbrecherischer Geschwindigkeit um eine Kurve raste.

Es war schon so viel Zeit vergangen, seitdem Mattie entführt worden war. Die Angst um sie jagte ihn, egal, wie schnell er fuhr. Er hatte mit das Schlimmste durchgemacht, was ein Mensch durchmachen konnte. Aber der Gedanke, dass Mattie das gleiche Schicksal ereilen könnte, ließ ihn fast die Beherrschung verlieren.

Er schaffte die halbstündige Fahrt in zwanzig Minuten. Zwei Mal hatte er unterwegs die Koordinaten überprüft, aus Angst, das Anwesen zu verpassen. Er lenkte den SUV gerade auf eine schmale Schotterstraße, als er in der Ferne Licht durch eine Baumreihe hindurchscheinen sah.

Das Haus war zwischen zwei Felswänden und in den Berg hinein gebaut worden und wirkte wie eine Festung. Aus der Luft wurde es von den hohen Klippen geschützt, und die schmale Zufahrt machte ein unbemerktes Anschleichen auf dem Landweg nahezu unmöglich. Der perfekte Ort für ein terroristisches Ausbildungslager.

Er schaltete die Scheinwerfer aus und lenkte den allradgetriebenen Wagen die schmale Straße hinunter. Selbst mit den Schneeketten drehten die Räder in dem tiefen Schnee durch. Aus Angst, der Wagen könnte gesehen werden, fuhr Cutter ihn nach einer halben Meile in einen kleinen Waldweg und setzte seinen Weg zu Fuß fort. Trotz der Dunkelheit lief er schnell, weil er wusste, dass er Mattie erreichen musste, bevor der Jaguar mit seinem grausamen Werk begann.

Das gesamte Gelände war mit NATO-Draht gesichert. Auch wenn er sie wegen des Schneefalls nicht sehen konnte, wusste Cutter, dass es Flutlichtscheinwerfer, Bewegungsmelder und natürlich bewaffnete Wachen gab. Der Jaguar war nicht der mächtigste Terrorist der Welt geworden, weil er für seine laxen Sicherheitsvorkehrungen bekannt war.

Nein, er würde sich so gut schützen, wie es nur möglich war.

Cutter näherte sich dem Gebäude von Norden aus. Mit der Drahtschere schnitt er ein Loch in den Zaun und krabbelte auf dem Bauch hindurch. Auf der anderen Seite sprang er sofort auf die Beine und schaute sich um. Er war zwanzig Meter vom Hauptgebäude entfernt. Von da, wo er stand, konnte er einen Wachturm erkennen. Die Kegel von Doppelscheinwerfern glitten von jeder Ecke des Gebäudes in Zehnsekundenintervallen über den Boden.

Im Schutze des fallenden Schnees rannte er zur Nordwand und drückte sich flach gegen die Mauer. Ohne Zweifel wären die Eingänge alle fest verschlossen. Die Fenster saßen sehr weit oben und waren garantiert durch eine Alarmanlage gesichert.

Das Geräusch einer sich öffnenden Tür erschreckte ihn. Ungefähr fünf Meter entfernt trat ein Mann in blauem Parka aus dem Haus. Cutter drückte sich noch enger an die Wand und beobachtete, wie der Mann ein Päckchen Zigaretten herausholte und sich eine anzündete.

Ich habe gerade eine Schwachstelle in deinem Sicherheitssystem gefunden, Mistkerl.

Er wartete, bis der Mann aufgeraucht hatte und eine Ziffernkombination in das Keypad neben der Tür eintippte. Sobald die Tür sich öffnete, schlug Cutter ihn mit einem gezielten Hieb mit der Drahtschere nieder. Dann nahm er ihm das Sturmgewehr und die Uniform ab und schleppte ihn hinter einen Stapel Paletten, wo ihn erst einmal niemand entdecken würde. Er fesselte und knebelte ihn und zog sich schnell die Uniform an.

Cutter spürte die Sekunden verrinnen, als er das Gebäude betrat. Er konnte nicht aufhören, an Mattie zu denken. Wie verängstigt und allein sie sich fühlen musste. In diesem Moment hätte er sein Leben gegeben, um ihres zu retten. Aber zuerst musste er sie finden.

Halte durch, rief er ihr in Gedanken zu. Ich bin auf dem Weg zu dir.

Er huschte einen dunklen gefliesten Flur hinunter, der einen weiteren Flur kreuzte. In der Ferne hörte er schwere Schritte. Ab und zu fiel eine Stahltür zu. Selbst mitten in der Nacht war das Böse in diesen Mauern hellwach.

So schnell es ging lief Cutter in Richtung des Hauptteils des Gebäudes. Er hatte gerade die Hälfte des Flures hinter sich gelassen, als ein Schrei die Luft zerriss.

Das Geräusch ließ ihn abrupt stehen bleiben. Es war ein Schrei so voller Entsetzen, dass es Cutter beinahe das Herz zerriss.

Oh Gott, der Jaguar foltert sie!

Cutter schloss die Augen gegen die Bilder, die an seinen Augäpfeln zerrten. Er durfte jetzt nicht daran denken, was sie für ihn persönlich bedeutete, denn dann wäre er nicht mehr in der Lage, vernünftig zu handeln. Er lehnte sich gegen die Wand und kämpfte gegen die dunklen Gefühle an, die sich in ihm aufbauten. Doch Wut und Angst waren so mächtig, dass er einen Moment lang nichts anderes tun konnte, als einfach dazustehen und zu zittern.

Dann ertönte ein zweiter herzzerreißender Schrei, und er versuchte herauszufinden, aus welcher Richtung er gekommen war. Eine Stahltür zu seiner Rechten war nur angelehnt. Cutter zog sie ein wenig auf und schaute in ein düsteres Treppenhaus.

Von unten hörte er Stimmen. Schwere Schritte auf Beton. Das Geräusch von Stahl auf Stahl. Er hatte das innere Heiligtum des Jaguars gefunden.

Alle Vorsicht vergessend, betrat Cutter die Dunkelheit und begann seinen Abstieg an einen Ort, den er nur als Hölle auf Erden bezeichnen konnte.

Mattie hatte gedacht, auf das vorbereitet zu sein, was passieren würde. Aber als die Männer sie auf die Liege schnallten, wusste sie, dass der menschliche Verstand sich niemals auf das Grauen einer Folterung vorbereiten konnte.

Sie lag auf der kalten harten Trage und hörte, wie der Jaguar seine Werkzeuge zusammensuchte. Sie wehrte sich gegen die Fesseln, aber die Nylonbänder gaben keinen Deut nach. Panik erfasste sie. Doch es gab keinen Ausweg. Keine Hoffnung. Das Beste, was sie sich wünschen konnte, war ein schnelles Ende.

Sie schwor sich, nicht zu schreien und nicht zu betteln. Aber die Erkenntnis, dass ihr Leben unter den Händen eines grausamen Menschen wie dem Jaguar enden würde, ließ sie schluchzen. Es gab noch so vieles, was sie noch nicht getan hatte. Sie würde niemals heiraten. Nie ein Kind bekommen.

Sie würde nie die Chance bekommen, Cutter zu sagen, dass sie sich in ihn verliebt hatte.

Die Liebe zu finden und dann nie die Gelegenheit zu haben, die Worte auszusprechen, brachen ihr das Herz.

„Ich denke, wir sind bereit anzufangen.“

Jeder Nerv in ihrem Körper spannte sich beim Klang der Stimme des Jaguars an. Mattie hob den Kopf. Er stand ein paar Schritte neben ihr, ein Tablett in den Händen.

„Es gibt immer noch die Möglichkeit, es auf die leichte Art zu tun.“ Er kam zu ihr und legte eine Hand an ihre Wange. „Es wäre wirklich eine Schande, dieses hübsche Gesicht zu zerstören.“ Sein Finger glitt über ihre Kehle und blieb in dem Tal zwischen ihren Brüsten liegen. „Sie sind wirklich ganz bezaubernd.“

Angeekelt schüttelte Mattie sich.

„Ich war einmal verheiratet, wissen Sie? Ihr Name war Monique, und sie war genauso schön wie Sie. Hat Cutter Ihnen schon von ihr erzählt?“

Mattie wusste nicht, was sie sagen sollte. Cutter hatte ihr von Monique erzählt, aber das zuzugeben würde seinen Sadismus nur noch mehr befeuern, also sagte sie nichts.

„Ist auch egal.“ Er winkte ab. „Ich habe sie sehr geliebt. Ich musste sie töten, wissen Sie? Sie hat mit Sean Cutter geschlafen, und ich teile meine Frauen mit niemandem.“

Mattie hörte ihren eigenen angestrengten Atem von den Wänden des engen Raumes widerhallen. Sie konnte nicht aufhören zu zittern.

Cutter, wo bist du?

„Ich möchte, dass Sie mir von der nächsten Phase des EDNA-Projekts erzählen.“

„Was wollen Sie wissen?“

„Sich dumm zu stellen steht Ihnen nicht“, sagte er gehässig. „Und Sie werden dadurch auch keine Zeit schinden.“ Um das zu beweisen, berührte er ihr Bein mit einem Stromkabel.

Der Funke klang wie ein Schuss. Der Schmerz zerrte einen Schrei aus ihrer Kehle. Ihr Körper zuckte brutal zusammen. Ihr Blick verschwamm. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn, obwohl es in dem Raum kühl war. Oh guter Gott, lass nicht zu, dass er …!

„Nur ein kleiner Test“, sagte er. „Sie sehen, ich kann Ihnen entweder Vergnügen oder Schmerzen bereiten. Die Wahl liegt ganz bei Ihnen.“

„Sagen Sie mir, was Sie wissen wollen“, sagte Mattie mit zitternder Stimme.

„Ich will alles über die nächste Phase wissen“, sagte er und nahm das Stromkabel erneut in die Hand.

Mattie schluckte die Tränen hinunter. Sie wusste, selbst wenn sie ihm erzählte, was er wissen wollte, würde er sie nicht gehen lassen. Nicht am Leben lassen. Das Einzige, was sie tun konnte, war, zu versuchen, mit einer überzeugenden Lüge aufzuwarten, damit dieser elende Mistkerl die Technologie, die sie erfunden hatte, nicht gegen die freie Welt richten konnte.

„I-in der finalen Phase von EDNA“, fing sie an, „waren wir dabei, an der Miniaturisierung zu arbeiten.“

„Ausgezeichnet. Sie sind eine sehr intelligente Frau, Ms Logan.“ Der Jaguar legte das Kabel beiseite. „Sehen Sie jetzt, wie es funktioniert? Sie sprechen mit mir, und der Schmerz hört auf. Sean Cutter hatte das nicht verstanden.“

Heiße Tränen brannten in ihren Augen, aber sie blinzelte sie weg. Sie fragte sich, wo Cutter war. War er verrückt vor Sorge und versuchte in diesem Moment, sie zu finden? Es tut mir so leid …

„Machen Sie mich los“, rief sie.

Ein grausames Lächeln verzerrte seinen Mund. „Ich werde Sie losbinden, sobald Sie mir gesagt haben, was ich wissen will.“

„Oder vielleicht sind Sie auch ein verlogener Mistkerl und haben vor, mich umzubringen, auch wenn ich Ihnen alles sage, was ich weiß.“

Etwas zutiefst Furcht einflößendes blitzte in der Tiefe seiner Augen auf. „Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht.“ Er öffnete eine Schublade, holte ein kleines Aufnahmegerät heraus und schaltete es an. „Erzählen Sie mir von der Miniaturisierung von EDNA, oder ich habe keine andere Wahl, als Ihnen wehzutun. Das nächste Mal werde ich nicht aufhören, sobald Sie schreien.“

Hilflos auf der Liege festgebunden und vor Angst unkontrolliert zitternd, fing Mattie an zu sprechen. Mit brüchiger Stimme erzählte sie ihm von einer früheren Phase des EDNA-Projekts. Was der Jaguar nicht wusste: Diese Phase war später während der Testläufe durchgefallen. Die Theorie war gut gewesen, aber im Test hatten sich fatale Fehler herausgestellt.

Der Jaguar nahm jedes Wort auf. Mattie betete die ganze Zeit, dass Daniel Savage nicht schon über diesen gescheiterten Projektteil gesprochen hatte. Sie wusste, irgendwann würde der Jaguar hinter ihre Lügen kommen. Aber wenn sie Glück hatte, würden diese Lügen ihr jetzt erst einmal ein wenig Zeit verschaffen.

Diese Hoffnung starb abrupt, als die Tür zu dem Raum aufschwang. Matties Blick glitt zu der Öffnung. Ein Schauer überlief sie, als ein Mann in paramilitärischer Uniform hereinkam.

„Ich hab gerade mit Savage gesprochen.“ Er zeigte vorwurfsvoll auf Mattie. „Sie lügt.“

Der Jaguar drehte sich zu ihr, in seinen Augen sah sie Wut und sadistische Vorfreude aufblitzen. „Ah, Ms Logan, Sie enttäuschen mich.“

„Ich lüge nicht“, schluchzte sie.

„Sie hätten wissen müssen, dass ich ein so unausgereiftes Ablenkungsmanöver durchschaue.“ Er nahm das Stromkabel erneut in die Hand und runzelte die Stirn. „Sie lassen mir keine Wahl, als es auf die harte Tour zu machen“, sagte er und kam auf sie zu.

Cutter erledigte die Wache mit dem Messer. Die Leiche zog er in eine Abstellkammer und verschloss die Tür. Die Schreie hatten aufgehört, aber sie hatten ihn bis ins Mark erschüttert. Tief in den Eingeweiden des Anwesens vom Jaguar erkannte er, dass dieser Ort viel mehr war als das Herzstück eines Terroristencamps. Es gab hier ausgefeilte Laboratorien, in denen, wie er vermutete, Wissenschaftler aus aller Welt daran arbeiteten, Massenvernichtungswaffen herzustellen. Es gab unterirdische Schießstände. Doch das Schlimmste, was Cutter sah, waren die Folterkammern. Er roch die Angst. Ein Geruch, der Erinnerungen in ihm wachrief, bei denen er nicht zu lange verweilen durfte.

Er erreichte eine Stelle, an der ein weiterer Gang abzweigte. Als er Stimmen hörte, blieb er stehen und schaute vorsichtig um die Ecke. Zwei Männer mit automatischen Gewehren standen vor einer Stahltür und rauchten eine Zigarette. Einen der Männer erkannte er, es war der persönliche Leibwächter des Jaguars, der diesem niemals von der Seite wich. Cutter wusste, dass er Mattie gefunden hatte.

Schwer atmend drückte er sich mit dem Rücken an die Wand. Er huschte an dem Gang vorbei und ging weiter. Auf keinen Fall könnte er es allein mit zwei bewaffneten Männern aufnehmen. Er brauchte Verstärkung. Denn selbst wenn es ihm gelingen sollte, die beiden Männer auszuschalten, würde der Aufruhr den Jaguar alarmieren und ihm die Möglichkeit geben, Mattie noch mehr Schmerzen zuzufügen …

Verzweifelt ging Cutter immer weiter. Er ging durch zwei dicke Stahltüren und betrat einen Seitenflügel. Im Vorbeigehen schaute er durch das kleine Fenster in einer weiteren Stahltür. Er sah Gitter und Beton … und blieb abrupt stehen. Gefangene. Er schaute sich schnell um, dann schlüpfte er durch die Tür. Die Wache am Schreibtisch schaute auf, als Cutter eintrat.

„Was zum …?“

Cutter schlug dem Mann mit der Drahtschere gegen die Schläfe. Mit dem letzten Stück Seil band er ihm dann Hände und Füße zusammen. Er nahm ihm das Schlüsselbund ab, richtete sich auf und schaute zu den Zellen.

Ein Dutzend Männer oder mehr schaute ihn an. Ihre Augen waren eingesunken und ausdruckslos. Viele von ihnen waren verletzt. Alle sahen halb verhungert aus. „Ich bin Amerikaner“, sagte Cutter. „Ich werde Sie befreien. In wenigen Minuten wird Hilfe eintreffen. Verstehen Sie mich?“

Einer der Männer trat vor. Er streckte die Hände aus und fiel auf die Knie. „Gott sei Dank“, sagte er mit deutschem Akzent.

„Wer sind Sie?“, fragte Cutter.

„Ich bin ein Wissenschaftler von der Universität in Frankfurt“, erwiderte der Mann. „Ich bin vor zwei Monaten von Terroristen entführt worden.“

„Erpressung?“, hakte Cutter nach.

„Sie zwingen mich, ihnen beim Bau von Massenvernichtungswaffen zu helfen“, sagte der Mann angewidert.

„Gibt es außer Ihnen allen hier noch weitere Gefangene?“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Wir sind die Einzigen, die übrig geblieben sind.“

Cutter machte sich daran, die Zellen aufzuschließen. „Ich bin hier, um eine junge Frau zu retten“, sagte er. „Eine Wissenschaftlerin. Sie schwebt in großer Gefahr. Ich brauche Ihre Hilfe, um ihr Leben zu retten.“

Die Männer verließen die Zellen und schlurften näher an ihn heran. „Sie haben gerade unsere Leben gerettet, Mann“, sagte ein Mann mit australischem Akzent. „Sagen Sie uns, was wir tun sollen, und wir tun es.“

Cutter nahm das Gewehr der Wache und reichte es dem Australier. Ihre Blicke trafen sich in schweigendem Einverständnis.

„Ich brauche ein Ablenkungsmanöver“, sagte Cutter.

Ein enthusiastisches Murmeln ging durch die Männer. Er nahm an, bei den meisten handelte es sich um Wissenschaftler oder Ingenieure. Familienväter, deren wissenschaftlicher Hintergrund oder Arbeit sie in Gefahr gebracht hatten. Obwohl sie aus verschiedenen Ländern kamen und unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Religionen angehörten – und obwohl sie nach Wochen der Entbehrung und Folter geschwächt waren –, zögerte keiner von ihnen auch nur eine Sekunde.

Cutter beugte sich vor und senkte die Stimme. „Okay, ich möchte, dass Sie Folgendes tun.“