KAPITEL 45 – UH1H
Er war im Grunde genommen nur ein Haufen Stahl und Elektronik, gestrichen in einem trostlosen olivgrün, aber für die Überlebenden war er das Schönste, das sie seit langem gesehen hatten. Dort, mitten auf der Rollbahn abgestellt, stand er für Hoffnung, für einen Weg hinaus aus dieser Hölle. Während Lucas und Janik den Hangar von Infizierten säuberten, starrte Robert nur den Helikopter an – er hatte Maschinen immer gemocht, und die Art, wie sie funktionierten. Aber diese wundervolle Maschine, diesen Helikopter, hätte er geheiratet, wenn er gekonnt hätte, und geliebt und geehrt für den Rest seiner Tage.
Während der Nacht entwickelten sie einen Plan, wie sie die Infizierten im Umkreis des Helikopters ausschalten würden, so dass Robert dorthin gelangen und ihn in Augenschein nehmen könnte. Der Plan ist zwar nicht besonders raffiniert, aber er sieht aus als könnte er funktionieren, dachte Robert als der UAZ heulend in Richtung des Helikopters davon fuhr.
Im Licht des Morgengrauens hatten die Überlebenden die Lage am Flugplatz erst richtig einschätzen können, und es sah nicht besonders gut aus. Es machte den Eindruck, als hätten die Menschen den Flugplatz als letztes Bollwerk gegen die Infizierten genutzt und wären dabei kläglich gescheitert. Es gab viele Leichen und mehr Infizierte, als sie bisher irgendwo anders gesehen hatten. Es schien, als sei ein großer Teil der Bevölkerung von Chernarus hierher gekommen, um zu flüchten. Stattdessen hatten sie hier den Tod gefunden.
Robert hatte entschieden, dass es nicht klug wäre, wenn sie versuchten das ganze Gelände zu säubern, ein immenses Vorhaben, das Tage dauern würde. Stattdessen wollte er die Infizierten vom Helikopter weglocken, was ihnen die Zeit verschaffen sollte, ihn zu untersuchen und an einen sicheren Ort zu bringen. In der letzten Nacht waren alle von der Aufregung darüber angesteckt worden, bald nach Hause fliegen zu können. Es war Roberts Aufgabe gewesen, sie alle auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Niemand wusste, ob der Helikopter fliegen würde, ober er Benzin hatte und wer ihn fliegen sollte. Heute würden sie die Antwort auf zwei dieser Fragen finden, aber wer ihn fliegen sollte, blieb trotzdem ein Problem.
Alfie fuhr die Rollbahn entlang und hupte, um die Infizierten in seine Richtung, weg vom Helikopter, zu locken. Immer wenn sie aufholten, fuhr er ein Stück weiter und wartete dann wieder, während er hupte, so dass sie wieder losrannten. Robert beobachtete, wie die Infizierten dem Auto nachjagten. Einige blieben zurück, aber ihre Anzahl war gering und so machten sich die anderen auf zum Helikopter.
Janik und Robert übernahmen die Spitze, Janik mit der Armbrust und Robert mit der schallgedämpften M4A1 CCO SD. Vom Hangar aus gab ihnen Lucas Deckung mit einer SVD mit Tarnüberzug, die er im UAZ gefunden hatte. Zur selben Zeit sollten Pablo und Joseph an der rechten und linken Flanke verhindern, dass Infizierte von Rand der Rollbahn ihnen zu nahe kommen würden.
Im UAZ hatten sie Waffen und Vorräte gefunden und sie hatten endlich das Gefühl, im Kampf eine Chance zu haben. Sie verfügten nun über eine Menge Nahrung, Wasser und Munition und, falls sie den Helikopter zum Fliegen bringen würden, eine Möglichkeit zur Flucht.
Ein Infizierter kroch direkt vor der Gruppe durch das hohe Gras. Janik schoss ihm mit der Armbrust durch den Kopf. Als er sich den Bolzen zurückholte und nachlud, deckte ihn Robert. „Danke“, sagte Janik und Robert deutete ein Nicken an. Zwei Infizierte waren nun direkt vor ihnen – Robert zeigte auf den linken und Janik nickte. Robert traf ihn mit zwei Schüssen in die Brust und er fiel zu Boden, während Janik den Rechten in den Kopf schoss. Robert ging zu dem ersten Infizierten und schoss ihm aus nächster Nähe in den Kopf, um sicher zu gehen.
„Ich kann mich immer noch nicht recht daran gewöhnen“, sagte er zu Janik.
„Das musst Du vielleicht auch nicht. Sobald wir den Heli zum Starten kriegen, sind wir hier raus.“
„Weißt du Janik, du bist doch ein intelligenter Mensch, ein realistischer Mensch.“
„Kann schon sein, und weiter?“
„Also, selbst wenn wir den Hubschrauber zum Fliegen kriegen, und das ist ein großes ‚wenn‘. Was dann? Wo sollen wir hinfliegen?“
Janik überlegte: „Ich hab keine Ahnung, aber dieses Problem wäre mir viel lieber als die, die wir bisher gehabt haben.“
„Kann ich nachvollziehen. Dann sehen wir mal, ob wir diese Schönheit in die Luft bekommen“, sagte Robert und schlang das Gewehr über die Schulter. Er kletterte in den Helikopter, während Janik draußen aufpasste, dass kein Infizierter sich näherte.