24
Toppe wachte auf, bevor der Wecker klingelte. Obwohl er es besser wusste, hatte er das Gefühl, nicht eine Minute geschlafen zu haben. Er duschte lange, setzte sich mechanisch an den Frühstückstisch und hätte kaum bemerkt, dass er Kaffee trank und ein Brot aß, wenn seine Tochter nicht gewesen wäre. Astrid und Heinrichs hatten sich nur kurz angesehen und ihn nicht angesprochen, aber Katharina spürte, wenn sie nicht seine volle Aufmerksamkeit hatte, und sie dachte nicht daran, das hinzunehmen.
Sie hampelte in ihrem Hochstuhl herum, schaffte es schließlich, darin aufzustehen und stampfte gefährlich kippelnd mit den Füßen. »Papa! Arm!«
Er sprang auf, bevor sie mitsamt ihrem Stuhl umfiel, und hob sie auf seinen Schoß. Sie patschte mit beiden Händen auf seinen Wangen herum, lachte und drückte ihm einen nassen, marmeladeklebrigen Kuss irgendwo ins Gesicht. »Papa lieb!«
Er presste seine Nase in ihren warmen Nacken und genoss den Geruch. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Astrid vor sich hin schmunzelte.
Als er in sein Büro kam, telefonierte Cox bereits. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu! Ich warte seit gestern Nachmittag auf Ihren Rückruf. Es geht um einen Mordfall.«
Er winkte Toppe einen Gruß zu und drehte sich dann mit seinem Stuhl um, so dass er mit dem Gesicht zur Wand saß. »… und Sie haben die Dreistigkeit, mir etwas von Unordnung im Archiv und keine Zeit zu erzählen! Passen Sie auf, ich werde nicht länger mit Ihnen diskutieren. Binnen 24 Stunden habe ich von Ihnen eine befriedigende Antwort. Ansonsten nehme ich meine richterliche Verfügung und statte Ihnen persönlich einen Besuch ab. Und danach, das können Sie mir ruhig glauben, werden Sie wissen, wie ein unordentliches Archiv aussieht!«
Der Hörer wurde sanft auf die Gabel zurückbefördert und der Stuhl wieder herumgedreht. »Der Verlag«, erklärte Cox. »Ein bisschen schwerfällig, aber, nun ja, Schlafmützen gibt es in jedem Verein.«
Es war letztendlich, nach einigem Überlegen und Aufgabenverteilen, van Appeldorn, der mit Toppe nach Düsseldorf fuhr, um Robert Froriep zu treffen.
Van Appeldorn war ein sicherer, ruhiger Autofahrer und Toppe lehnte sich entspannt zurück und machte die Augen zu.
»Wusstest du, dass Peter mal Rallyefahrer gewesen ist?«, nuschelte er.
»Wusste ich nicht.« Van Appeldorn gluckste. »Aber bei dem wundert mich mittlerweile gar nichts mehr. Da haben wir uns was eingefangen.«
Toppe richtete sich auf und versuchte van Appeldorns nachsichtigen Tonfall irgendwie einzusortieren. »Dir geht es gut«, stellte er schließlich fest und wunderte sich selbst, dass er sich auf so unsicheren Boden wagte.
Aber van Appeldorn nickte nur. »Da kannst du Gift drauf nehmen. So gut, dass ich manchmal schon Angst kriege.« Er schaute kurz zu Toppe herüber und heftete seine Augen dann wieder auf die Fahrbahn. »Du müsstest das eigentlich kennen. Du hast das doch schließlich auch schon mitgemacht.«
»Große Liebe?«
»Ganz große Liebe und. ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.«
»Ich auch nicht, aber ich weiß, was du meinst. Hee, wie fährst du denn?«
»Ich dachte, über die Kniebrücke.«
»Quatsch, das ist doch ein Riesenumweg.«
»Zu spät! Ich vergesse immer, dass du ja hier zu Hause bist. Besser, du wärst gefahren.«
»Wenn’s nicht unbedingt sein muss. Über die Kniebrücke ist schon in Ordnung. Da kriege ich eine kleine kostenlose Stadtrundfahrt. Vielleicht keimen ja mal wieder Heimatgefühle, obwohl mir Großstädte mittlerweile so fremd geworden sind, dass ich es manchmal kaum glauben kann.«
Van Appeldorn sah auf die Tankanzeige. »Wir haben fast keinen Sprit mehr.«
»In Lohhausen ist eine Tankstelle, gleich an der B 8, ich sag dir Bescheid.«
»Was versprichst du dir eigentlich von dem Gespräch mit Froriep?«
Toppe gähnte. »Was versprichst du dir davon?«
»Mehr Information über Opitz. Dem ging es erst schlecht, als Froriep weg war. Aber sie haben immer Kontakt gehabt. Opitz hat ihn besucht, der Brief. sie haben sich anscheinend geschrieben. Vermutlich hat Froriep seinen Pflegesohn besser gekannt als jeder andere, mit dem wir es bisher zu tun hatten.«
»Mehr hab ich im Moment auch nicht im Kopf. Stopp! Da vorne links ist die Tankstelle.«
Auch Toppe stieg aus und streckte sich, und dann passierte es: Die Erde fing an zu beben, ein Lärm schwoll an, so ungeheuer, so unerträglich, dass van Appeldorn sich flach auf den Boden fallen ließ. Toppe hielt sich lediglich an der Tanksäule fest. »Lohhausen«, brüllte er dem panischen van Appeldorn zu und zeigte nach oben. An der Maschine wurden gerade die Räder eingefahren. »Wir stehen unter der Ausflugschneise.«
Das Altersheim in Kalkum, nicht in Kaiserswerth, wie sie geglaubt hatten, überraschte sie beide: kleine Bungalows mit je vier Wohneinheiten, bestehend aus zwei Zimmern und einem geräumigen Bad, mitten in einem weiten, alten Parkgelände gelegen, durch das ein romantisch murmelnder Bach floss. Ein gut zu erreichendes Hauptgebäude mit Küchen- und Versorgungstrakt im Kellergeschoss, Essraum, Fernsehzimmer, Bibliothek, Gymnastikhalle, etlichen anderen Räumen für unterschiedlichste Aktivitäten, einem Zimmer mit Kartentischen, einem Studio, in dem Märchenkassetten für Kinder besprochen wurden.
Die Heimleiterin erwartete sie schon, hielt sich aber nicht mit unnötigem Geplänkel auf. »Darf ich Sie mit Frau Senger bekannt machen? Sie betreut die Wohneinheit, in der Herr Froriep lebt.«
»Sie haben pro Wohneinheit eine Betreuung?« Toppe staunte noch mehr.
»Ja, selbstverständlich.«
»Ich will nicht indiskret sein«, meinte van Appeldorn, »aber wie viel kostet ein Platz bei Ihnen?«
»Zwischen 7.800 und 12.000 im Monat, je nach Pflegebedürftigkeit.«
Gisela Senger war das, was man vor fünfzig Jahren ein ›patentes Mädel‹ genannt hätte, eine unkomplizierte Frau mit rotblondem Pferdehaar und extrem großen Füßen.
»Herr Froriep?« Sie klang nicht glücklich. »Ich bringe Sie zu ihm, aber.« Dabei winkte sie ihnen, ihr zu folgen.
»Aber?«, hakte Toppe nach.
»Er hat einen sehr schlechten Tag.« Ihre helle Haut war mit Sommersprossen übersät. »Herr Froriep ist 98 Jahre alt, aber das wissen Sie wahrscheinlich. In den letzten Monaten hat er ziemlich abgebaut. Kommen Sie einfach mit. Ich habe ihm schon gesagt, dass Sie ihn besuchen wollen.«
Robert Froriep saß in einem Ohrensessel an einem Fenster, das zu einer kleinen, mit Blumenkübeln geschmückten Terrasse hinausging, und wusste anscheinend nicht einmal mehr, wer er selbst war. Ein Bündel Mensch. Seine trüben Augen geisterten irgendwo im Nichts herum. Ein zitternder Greis, von dem man sich auch mit dem besten Willen nicht mehr vorstellen konnte, dass er einmal jung gewesen war.
»Herr Froriep«, rief Frau Senger und griff nach seiner Hand, aber da kam keinerlei Reaktion.
Toppe schnupperte. »Duftsäulen«, bemerkte Gisela Senger. »Wir haben sie in jedem Zimmer. Sie wissen sicher, dass alte Menschen, na ja.«
Toppe entdeckte die beiden schlanken, weißen Zylinder, die zwischen den Grünpflanzen kaum auffielen.
»Vanille«, meinte Frau Senger. »Herr Froriep liebt Vanille und Rosen. Das wechselt wöchentlich.«
Toppe ging neben Froriep in die Knie. »Herr Froriep …«
Van Appeldorn zog die Pflegerin beiseite. »Sein Sohn, Jakob Opitz, hat er seinen Vater hier besucht?«
»Ich arbeite seit sechseinhalb Jahren hier, aber den Sohn habe ich noch nie gesehen. Manchmal spricht Herr Froriep von ihm. Es hat sich immer so angehört, als wäre der Junge schon tot. Wissen Sie, wenn jemand achtundneunzig ist, hat er meistens kaum noch Angehörige.«
Toppe kam hinzu. »Seit wann ist Froriep in diesem Heim?«
»Genau kann ich Ihnen das nicht sagen, aber schon viele Jahre. Da müssten Sie in der Verwaltung nachfragen.« Sie rieb sich die Unterarme. »Wollen Sie mir nicht erklären, was eigentlich los ist? Warum kommt die Polizei zu diesem Mann? Verstehen Sie, er ist wunderbar, wenn er einen guten Tag hat.«
»Er hat also noch gute Tage?«, fragte Toppe und ließ den Greis nicht aus den Augen.
»Ja«, antwortete sie, »an manchen Tagen ist er glasklar. Das wird seltener, aber wenn, dann ist es, ich weiß nicht, wie ich das erklären soll …«
Wie alt war sie? Ende zwanzig?
»Versuchst du es noch einmal?«, fragte Toppe, bevor er Gisela Senger mit hinausnahm, um ihr zu erklären, worum es ging.
Van Appeldorn hockte sich neben den alten Mann und fasste nach dessen Händen. »Herr Froriep?«
Sie fuhren nach Kleve zurück mit einem mulmigen Gefühl im Bauch und Gisela Sengers Versprechen, sofort anzurufen, wenn Froriep einen seiner klaren Tage hatte.
Im Präsidium platzten sie mitten in das Telefonat, das Peter Cox gerade mit dem Verlag führte. Er legte die Hand über die Muschel. »Der Offizier auf dem Foto im Buch heißt Konstantin von Bahlow.«
Dann konnte er nur noch den Hörer fallen lassen, sich Hut und Mantel schnappen, den Flur entlangsprinten, die Treppen hinunter und quer über den Parkplatz. Er schaffte es gerade noch, die Beifahrertür aufzureißen und ins Auto zu springen, bevor Toppe losfuhr.
»Mann! Meine besten Jahre habe ich anscheinend hinter mir«, schnaufte er. »Was soll das werden?«
»Konstantin – so heißt auch von Bahlows ältester Sohn«, murmelte Toppe.
»Stimmt, das ist der, der den Betrieb übernommen hat«, antwortete Cox, musste aber feststellen, dass Toppe anscheinend mit sich selbst sprach.
Auf von Bahlows Hof war alles still und die tiefe Dämmerung zauberte unwirklich scharfe Schatten.
Sie mussten zweimal klingeln, bis sich endlich etwas rührte. Es war wieder die Schwiegertochter, die ihnen schließlich, im Bademantel und mit nassem Haar, öffnete.
»Sie sind es! Mein Schwiegervater hat sich schon hingelegt.«
»Dann wecken Sie ihn bitte, es ist wichtig.« Toppe klang freundlich wie immer, nur sehr bestimmt.
Sie hielt ihnen die Tür auf. »Das Wetter macht ihm zu schaffen, diese Feuchtigkeit. Lassen Sie mich vorgehen. Ich hoffe, er schläft noch nicht.«
In von Bahlows Schlafzimmer war nur die Nachttischlampe eingeschaltet. Der Geruch von Rheumasalbe hing in der Luft, so scharf, dass es in der Nase brannte.
»Vater?«
Toppe blieb hinter der Frau stehen. Die Hündin, die am Fußende des Bettes gedöst hatte, hob den Kopf, entdeckte hinter der vertrauten Person die Fremden und sprang mit einem Riesensatz knurrend auf sie zu, die Lefzen hochgezogen. Auch Antonia von Bahlow wich einen Schritt zurück. Da ertönte ein Pfiff und das Tier ließ sich flach auf den Bauch fallen und robbte langsam mit eingezogenem Schwanz zu seinem Herrn zurück.
»Was wollen Sie?« Mühsam richtete von Bahlow sich im Bett auf. Er trug ein gestreiftes, langärmeliges Nachthemd. »Antonia, mach das Licht an! Ich hoffe für Sie, meine Herren, dass Sie einen sehr guten Grund haben, mich zu stören.«
Toppe blinzelte kurz, als die Deckenleuchte anging, drehte sich zur Schwiegertochter: »Danke, wir kommen allein zurecht«, und schloss die Tür. Dann ging er zum Bett, schlug das Buch auf und legte es von Bahlow auf die Decke. Die Hündin war unters Bett gekrochen und winselte.
Von Bahlows Gesicht zeigte keinerlei Regung, nur seine Stimme war verändert. »Wo haben Sie das her?«
Toppe zuckte die Achseln, Cox’ Schuhe knarrten.
»Wo haben Sie das her?«, brüllte von Bahlow.
»Sie erkennen den Offizier?« Toppe beugte sich vor.
»Natürlich erkenne ich ihn. Das ist mein Bruder, mein Bruder Konstantin.«
»Ihr Bruder Konstantin«, meinte Toppe gedehnt. »Ein Offizier, der Menschen mit einem Genickschuss hingerichtet hat …«
»Halten Sie Ihren dummen Mund!« Von Bahlow lief blaurot an. »Mein Bruder ist für dieses Land gefallen.«
»Wann und wo?«
»Das hat man nicht herausgefunden. Er ist vermisst.«
»War er jünger oder älter als Sie?«
»Jünger.«
»Haben Sie noch mehr Geschwister?«
»Nein.«
»Und Sie? Waren Sie auch im Krieg?«
»Nein.« Der alte Mann brachte sich ungelenk in eine aufrechtere Position. »Ich hatte unser Gut zu verwalten, ein kriegswichtiger Betrieb, Kartoffeln, Weizen, Roggen. Deshalb war ich freigestellt.«
»Wo genau war Ihr Gut?«
»Bei Prenzlau in der Uckermark. Wo haben Sie dieses schmierige Machwerk her?«
Toppe setzte sich auf die Bettkante am Fußende und verschränkte die Arme. »Aus dem Nachlass von Jakob Opitz.«
Mit einem lauten Knall schloss von Bahlow das Buch.
»Nicht so schnell, Herr von Bahlow!« Toppe zog es wieder zu sich heran. »Hatte Ihr Bruder ein Muttermal?«
»Das sehen Sie doch!«
»Und Sie, haben Sie auch eins?«
»Dummes Zeug!« Er klang müde, aber das dauerte nur einen Moment. »Wer hat das dahingeschmiert?« Seine Augen waren wachsam.
Toppe lächelte. »Opitz?«
Cox’ Schuhe knarrten wieder, diesmal lauter. »Warum hat Opitz dieses Mal markiert?«, fragte er.
Von Bahlow sah ihn nicht mal an. Er schob nur das Buch weg.
Toppe nahm es an sich und stand auf.
»Hat Opitz Ihnen das Foto jemals gezeigt?«, begann Cox noch einmal, aber er wurde sofort still.
Toppe beugte sich zu dem alten Mann herab. »Würden Sie bitte Ihren rechten Ärmel hochschieben?«
»Ich denke nicht daran!«
»Dann werde ich das für Sie tun.« Die Hündin winselte wieder und von Bahlow öffnete den Mund.
»Ich warne Sie«, sagte Toppe leise. Dann öffnete er sanft den Knopf am Bündchen des Nachthemdes.
Am Handgelenk wurde eine Narbe sichtbar, wulstig, beinahe kreisrund.
Von Bahlow schlug Toppe hart auf die Finger. »Lassen Sie mich sofort los! Fassen Sie mich nicht an!«
»Woher stammt diese Narbe, Herr von Bahlow?«
»Ich habe mich verbrannt. Ein paar alte Säcke im Treibhaus. Hatten Feuer gefangen. Zwanzig Jahre her, wenn nicht länger.«
»Wer hat die Wunde versorgt?«
Von Bahlow lachte ein trockenes Altmännerlachen. »Versorgt! Als ob ich dafür einen Arzt brauche!« Er drehte sein Handgelenk hin und her.
»Sie haben das also selbst genäht?« Wieder berührte Toppe den Mann, fuhr mit dem Finger über die Stichmale.
»Genäht! Da ist nichts genäht worden!« Von Bahlow riss die Hand zurück. »Und jetzt reicht es mir! Ich darf Sie bitten.«
»Nein«, fiel Toppe ihm ins Wort. »Ich darf Sie bitten! Sie werden sich in der nächsten Zeit zu unserer Verfügung halten und das Dorf nicht verlassen.«
Der Alte lachte wieder. »Dieses Dorf, Herr Hauptkommissar, verlasse ich nur noch mit den Füßen nach vorn.«
Auch auf dem Rückweg sprach Toppe kaum.
»Verdammt«, rief Cox unvermittelt. »Wir haben ihn gar nicht mit den tausend Mark konfrontiert, die er für seine Erfindung gekriegt hat. Wir hätten ihn doch festnageln müssen, ihn fragen, wie er denn nun tatsächlich an sein Vermögen gekommen ist.«
»Nein«, antwortete Toppe entschieden. »Noch haben wir keine Munition. Wir müssen abwarten, was Ackermann findet. Außerdem brauchen wir doch auch noch was für unseren nächsten Besuch.«
Im Präsidium hatte man längst Feierabend gemacht, nur Ackermann saß mit hochgelegten Beinen in ihrem Büro herum und puhlte in seinen Ohren. »Ich könnt einfach nich’ Schluss machen, als ich gehört hab, wat Sache is’. Also wat?«
Toppe erzählte es ihm.
»Genäht worden? So sah dat aus? Tja, wat meinen Sie, Chef? Dat Ding is’ doch wohl vorrangig, oder? Wat hat der Kaiser gesagt? Vor zwanzig Jahren? Dat ich nich’ lach! Un’ wenn, auch vor zwanzig Jahren hat man so wat noch nich’ ambulant gemacht. Also müsst’ man einfach ma’ die Krankenhäuser inne Umgebung abklappern. Zwanzig Jahre! Wenn Se mich fragen, dann muss dat doch so um 63 rum gewesen sein, oder hab ich da inne Berichte wat falsch gelesen? Ich mein, dat war doch die Zeit, wo der Kaiser von Nierswalde angefangen hat, dem Opitz an ’t Bein zu pissen, oder? Un’ irgend ’n Grund muss er dafür ja gehabt haben. Dat tät passen. Chef, wenn Sie nix dagegen haben, konkret, mein ich, dann mach ich mich gleich morgen früh auffe Socken. Finanzkacke hin, Finanzkacke her, un’ die Vandalen können uns auch ma’ die Kont kösse, einstweilen. Oder wie sagt man dat auf Deutsch? Die können uns einmal am Abend besuchen.«
Er rieb sich strahlend die Hände, stopfte sein Tabakpäckchen und seine Mascotte-Blättchen in die Taschen und sah Toppe an. »Also wat? Ja?«
»Ja.« Toppe nickte.
Ackermann tippte sich grüßend an die Stirn und ging hinaus. »So ’n alter Sack wie ich brauch seinen Schönheitsschlaf.«
Cox schaute ihm nach. »Ich glaube, der ist gar nicht so schlecht.«