KAPITEL 17

Sie saß schon seit zwei Stunden an Chris’ Bett und plauderte mit ihr, wenn Chris wach war, und wenn sie wegdöste, dachte Alix einfach nach. Es gab so viel, über das sie sich Gedanken machte. Sie hatte kurz überlegt, ob diese verrückte Verfolgungsjagd vielleicht bedeuten könnte, dass Liz doch nichts mit der Explosion in der Casita zu tun hatte. Schließlich war sie schon zwei Tage tot, also musste jemand anderes hinter diesem erneuten Mordversuch stecken. Aber war es nicht zu weit hergeholt, dass zwei Leute ihr nach dem Leben trachteten? Sie musste allerdings immer noch an Liz’ überraschten Ausruf denken: »Was machen Sie denn hier?« Die Explosion war eindeutig Liz’ Machwerk oder zumindest war sie in die Sache verwickelt gewesen.

Wer also steckte hinter diesem neuen Mordversuch? Nicht die beiden Schwachköpfe, so viel stand fest. Aber wer außer Liz sollte ein Interesse daran haben, sie aus dem Weg zu räumen? Derjenige, der Liz umgebracht hatte (wahrscheinlich der große, bärtige Kerl, der sie umgerannt hatte), war auf jeden Fall ein Kandidat, aber aus welchem Grund sollte er sie umbringen wollen? Es hatte etwas mit dem Bild zu tun, davon war sie nach wie vor überzeugt, trotzdem wusste sie nicht, warum? Damit sie es nicht als Fälschung entlarven konnte? Das schien naheliegend, aber rechtfertigte es wirklich einen Mord? Derjenige, der es verschachern wollte, konnte es sich doch einfach wiederholen, sobald die Polizei es freigab, es ein paar Jahre behalten und dann anderswo anbieten – in Idaho, Montana oder Georgia –, irgendwo weitab vom normalen Kunstbetrieb, wo es sich, ohne Verdacht zu erregen, verkaufen ließ. Etwas umständlich, aber weit weniger umständlich oder riskant als Mord. Oder er hätte …

Fast ohne es zu merken, war sie aufgestanden. Vom Fenster im ersten Stock schaute sie geistesabwesend hinunter auf den Parkplatz. Schließlich merkte sie, dass sie auf einen Transporter starrte, der gerade eingeparkt hatte und aus dem jetzt zwei Männer stiegen. Sie musste zweimal hinschauen.

»Chris, bis du wach?«, fragte sie über die Schulter. Nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, fand Alix, war es an der Zeit, sich zu duzen.

»Wach?«, antwortete Chris benommen. »Hmm, ich bin mir nicht sicher. Ich muss erst mal drüber nachdenken. Warum?«

»Weil ich an deiner Stelle ein bisschen Lippenstift auflegen würde, aber nur, wenn du wach bist.«

»Lippenstift? Warum das denn?«

»Weil du Besuch bekommst?«

»Besuch?« Sie kicherte. Ganz untypisch für sie. »Ich plappere alles nach, merkst du das? Tut mir leid, ich bin noch ganz benebelt von dem Zeug, das die mir gegeben haben. Also wer kommt mich denn besuchen?«

»Nun, ich sehe zwei Männer, die gerade aus einem Transporter gestiegen sind …«

»Aus einem …«

»Aus einem Mietwagen. Und sie gehen ins Krankenhaus. Der eine sieht deinem Piloten verteufelt ähnlich.«

»Meinem … meinst du … meinem … meinst du CRAIG? Craig ist HIER?« Mit einem Schlag war sie hellwach. Sie saß kerzengerade im Bett. »Wo ist mein Spiegel?«, fragte sie panisch. »Wo ist mein Kamm, mein Lippenstift, mein … Alix, wo sind meine Sachen? Schnell, gib mir deine Handtasche! Das ist ein Notfall!«

»Würde ich ja gern, aber meine Tasche befindet sich mittlerweile wahrscheinlich dreißig Kilometer weiter flussabwärts.« Das erinnerte sie daran, dass sie unbedingt wegen Führerschein, Kontokarte und dem ganzen Zeug telefonieren musste. Und das zusätzlich zu all dem anderen Stress! Während sie redete, ging sie an den Schrank des Einzelzimmers, wo sie Chris’ Handtasche fand. »Bitte schön«, sagte sie und warf sie aufs Bett.

Chris griff hinein, holte einen kleinen Spiegel raus und betrachtete ihr Gesicht. Sie war entsetzt. »Oh Gott, beide Augen blau? Ich sehe aus wie ein Waschbär! Und meine Nase! Die ist ganz, ganz …«

»Na ja, wegen der blauen Augen kann man nichts machen, aber deine Nase sieht gar nicht so schlimm aus …«

»Nicht so schlimm? Meine Nase sieht aus wie eine … eine Steckrübe!«

»Hmm, eher wie eine Rote Bete«, konnte sich Alix nicht verkneifen. »Die Farbe, weißt du?«

»Alix!«, jammerte Chris.

»Ach, Chris, ganz so furchtbar ist es wirklich nicht. Wenn du dir die Haare ein bisschen kämmst, dir die Lippen schminkst …«

Chris war schon dabei, Lippenstift aufzutupfen. »Oh, und dieses schreckliche Nachthemd, das die mir verpasst haben! Wie soll man darin gut aussehen? Kannst du ihn nicht abfangen, damit er nicht hier reinkommt?«

»Chris, wenn er sich so sehr um dich sorgt, dass er hierherkommt, wird er sich wohl kaum davon abhalten lassen, dich zu sehen.«

»Oh Gott, meine Augen«, stöhnte Chris. Sie sah Alix traurig an. »Das geht doch wieder weg, oder?«

»Ganz bestimmt, aber nicht, bevor Craig hier ist.«

»Das ist nicht zum Lachen«, sagte Chris, musste aber selbst lachen. »Ach, was soll ich nur machen, es ist hoffnungslos.« Sie warf den Spiegel hin und ließ sich ins Kissen fallen. »Hoffentlich mag er Waschbären. Kannst du bitte das Bett hochstellen? Und wenn es dir nichts ausmacht, uns ein bisschen allein zu lassen …«

»Aber klar doch, ich gehe sofort«, sagte Alix, nachdem sie mit der Fernbedienung den Kopfteil des Betts hochgestellt hatte, sodass Chris aufrecht saß. »Aber du musst die Sache von der positiven Seite sehen.«

»Und die wäre?«

»Wenn er dich so sieht und immer noch Interesse hat, dann ist es ihm ernst.«

»Oh vielen Dank, das baut mich auf. Moment, hast du nicht gesagt, es sind zwei? Wer ist denn der andere?«

»Noch nie gesehen«, sagte Alix. »Bis später.«

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Aber noch bevor sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, wurde ihr bewusst, dass sie ihn wohl schon einmal gesehen hatte. Er war ihr irgendwie bekannt vorgekommen, so wie ein Schauspieler, den man mal gesehen hat, oder jemand, mit dem man vor langer Zeit mal zu tun hatte. Und dann machte es klick: Es war dieser Hochstapler de Beauvais. Wahrscheinlich hatte sie ihn nicht sofort erkannt, weil sie von oben auf ihn herabgeschaut hatte, und außerdem hatte sie ihn hier nicht erwartet. Was wollte der denn hier im Krankenhaus? Und woher kannte er Craig? Und warum tauchte er überall auf, wo sie war – in Liz’ Galerie, auf der Polizeiwache …

Die beiden Männer eilten den Flur entlang, Craig vorweg. Als er Alix vor der geschlossenen Tür sah, war er sichtlich beunruhigt. »Ist alles in Ordnung? Stimmt irgendwas nicht?«

»Alles in Ordnung, sie hat nur ein paar Beulen, aber sie wird schon wieder.«

»Ähm … kann ich einfach so reingehen?«, fragte er.

»Na klar. Ich habe Sie vom Fenster aus gesehen und ihr gesagt, dass Sie kommen. Sie freut sich.« Sie überlegte kurz, ob sie ihm von den Waschbäraugen erzählen sollte (sogar der Notarzt hatte diesen Ausdruck benutzt), aber dann entschied sie sich, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Er legte seine Hand auf den Türgriff, doch dann drehte er sich um, nahm sie plötzlich in die Arme und drückte sie fest. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie groß er war, mindestens eins achtundachtzig, also ideal für Chris. Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Im Grunde versuchte sie, die beiden zu verkuppeln, und dabei hasste sie es, wenn jemand das bei ihr versuchte.

»Ich habe gehört, Sie haben ihr das Leben gerettet«, murmelte er in ihr Ohr. »Danke.«

»Ich habe doch nur …« Aber er war schon im Zimmer. Sie hörte, wie er sagte: »Hallo Chris, hoffentlich …« Doch dann ging die Tür zu und sie war mit de Beauvais allein, der ein paar Meter entfernt stand und sie mit einem öligen, arroganten, übertrieben selbstbewussten Lächeln bedachte.

»Wollten Sie irgendwas?«, sagte sie schnippisch.

»Ja, erstens möchte ich sagen, wie froh ich bin, dass Ihnen nichts zugestoßen ist. Wie ich gehört habe, haben Sie heute Morgen auf der Straße eine Glanzleistung hingelegt.«

»Danke.« Sie wartete darauf, dass er weiterredete.

»Und zweitens muss ich etwas gestehen.«

»Ich weiß, Sie sind ein Hochstapler.«

Er sah sie ganz ruhig an und ließ sich nichts anmerken. »Aber wie kommen Sie denn auf die Idee?«

»Wegen des aufgesetzten Bostoner Oberschichtakzents«, sagte sie, aber das war gelogen. Der Akzent wirkte tatsächlich aufgesetzt, das stimmte, aber sie hätte ihn ihm abgenommen, wenn sie nicht aus dem Nebenzimmer seine Unterhaltung mit Mendoza mitangehört hätte, wo er ganz normal gesprochen hatte. »Das nimmt Ihnen doch keiner ab. So spricht doch heute kein Mensch mehr. Nicht mehr seit …« Seit Paynton Whipple-Pruitt, hätte sie hinzufügen können. »Seit … ich weiß auch nicht, seit wann.«

Er sah sie noch eine Weile an – ziemlich streng, wie sie fand –, doch dann veränderte sich sein Gesicht wie von Zauberhand. Seine Züge entspannten sich und er lächelte sie an. Ein einnehmendes Lächeln, musste sie zugeben, offen und direkt und kein bisschen gekünstelt. Seine ganze Körperhaltung war aufrechter und um seine unglaublich blauen Augen zeigten sich reizende Lachfalten. Er war ein richtig charmantes Schlitzohr, verdammt, und das machte sie nervös. Sie wusste nicht, was für ein Spiel er spielte, aber sie wollte sich auf gar keinen Fall mit ihm einlassen. Es gab in ihrem Leben schon einen charmanten alten Schurken. Einen charmanten jungen Schurken konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen.

»Ja, aber Sie müssen bedenken, wir verdeckten Ermittler versuchen gar nicht, vollkommen authentisch zu sein«, sagte er. »Wir dürfen nur nicht auffliegen. Wir verhalten uns so, wie man es von uns erwartet.«

Er hatte den aufgesetzten Akzent abgelegt, aber seine Offenbarung war für sie so überraschend gekommen, dass es ihr kaum aufgefallen war. Wir verdeckten Ermittler …? Sie starrte ihn nur an. Zu mehr war sie nicht in der Lage und sie musste sich zusammenreißen, damit ihr die Kinnlade nicht runterfiel. »Soll das heißen, Sie sind bei der Polizei

Ohne zu antworten, nahm er eine lederne Ausweishülle aus seiner Gesäßtasche, öffnete sie und hielt sie ihr vor die Nase. Er klappte die Hülle nicht sofort wieder zu, wie sie es im Fernsehen machen, sondern sie hielt lange genug hoch, dass sie alles genau lesen konnte. Im unteren Fach steckte ein goldenes Abzeichen mit einem Adler, das ganz echt aussah, jedoch genauso gut aus einer Cornflakes-Packung stammen konnte. Aber der Ausweis im oberen Fach kam ihr echt vor: Darauf stand in fetter, blauer Schrift »Department of Investigation FBI Special Agent«, außerdem waren dort das Siegel der Behörde und ein kleines, aber deutliches Foto von de Beauvais zu sehen, nur dass die Unterschrift »Theodore Ellesworth« lautete.

Daraufhin brach sie, für sie selbst ebenso überraschend wie für ihn, in schallendes Gelächter aus. Ob es an der Anspannung der vergangenen Tage lag oder an der Absurdität der ganzen Situation, wusste sie nicht, aber sie konnte gar nicht mehr aufhören. Sie hatte seit Monaten, vielleicht seit Jahren nicht mehr so gelacht. Beauvais – oder vielmehr Ellesworth – sah ihr schweigend zu.

Als sie sich die Tränen weggewischt hatte und wieder sprechen konnte, sah sie ihn an. »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst. FBI? Theodore Ellesworth?«

Er klappte die Hülle zu und steckte sie wieder in die Tasche. »So heiße ich leider nun mal. Und ich bin tatsächlich beim FBI. Ehrlich.« Lächelnd hielt er drei Finger zum großen Pfadfinderehrenwort hoch.

Ihre Einstellung ihm gegenüber war zu diesem Zeitpunkt mehr als wirr, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass er diesmal nicht log. »Okay, ich glaube Ihnen, aber was ist denn hier überhaupt los? Warum steht Special Agent Theodore Ellesworth in einem Krankenhausflur in Española und unterhält sich mit mir, statt sich seiner wichtigen FBI-Arbeit zu widmen?«

»Das ist eine ziemlich lange Geschichte. Aber unten ist eine Cafeteria, sollen wir da einen Kaffee trinken?«

Alix zögerte, aber nur eine Sekunde. »In Ordnung, Mr Ellesworth, gehen Sie vor.«

»Nennen Sie mich einfach Ted«, sagte er und ging den Flur entlang.

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Die Cafeteria war so wie jede andere Krankenhaus-Cafeteria auf der Welt: Die helle, freundliche Einrichtung konnte die Aura von Sorge und Trübsinn nicht verdrängen, die von den Leuten dort ausging. Auch dass sie in einem fensterlosen Keller untergebracht war, war der Atmosphäre nicht zuträglich. Nur an einem Tisch mit Krankenschwestern herrschte gute Stimmung. An den anderen Tischen saßen Leute einzeln oder zu zweit, in sich gekehrt und schweigsam. Ted und Alix setzten sich an einen Tisch an der Wand, weit weg von den anderen Leuten.

»Also …«, sagte Ted, als er sich mit seinem Kaffee hinsetzte. »Wo soll ich anfangen?«

»Fangen wir doch mit Roland de Beauvais, dem formidablen Kunstbetrüger, an. Was hatte der in Santa Fe zu schaffen?«

»In Ordnung. Ich bin einer Kette von Betrugsfällen auf der Spur: Fälschungen, die an ausländische Käufer verschachert werden, hauptsächlich nach Asien. In fünf Fällen sind wir uns ganz sicher und in vier weiteren so ziemlich. Die Galerie Blue Coyote war einer der Hauptverkaufskanäle, deshalb wussten wir, dass Liz eine zentrale Rolle spielte, ob wissentlich oder nicht.«

»Und? War sie an der Sache beteiligt?«

»Ja, sie steckte bis über beide Ohren mit drin.«

»Hmm.« Alix dachte darüber nach. »Ich frage mich nur, warum?«

»Warum was?«

»Warum hat sie sich auf so was eingelassen? Ich meine, sie hatte Geld wie Heu …«

»Wie kommen Sie denn darauf? Liz war pleite.«

»Sind Sie da sicher? Ich dachte …«

»Ja, sie hatte keinen Cent mehr. Sie hatte sich mit der Galerie total übernommen und ein paar katastrophale Investitionen gemacht. Sie hatte jede Menge Kredite und stand seit Jahren immer knapp vor der Zahlungsunfähigkeit. Seit Kurzem hatte sie auch noch Riesenschulden bei einem Kredithai aus Phoenix.« Er schüttelte mit dem Kopf. »Ziemlich dumm von ihr.«

»Verstehe«, sagte Alix nachdenklich. »Kein Wunder, dass sie angefangen hat zu trinken.«

»Und der Alkoholkonsum hat sicher ihr Urteilsvermögen getrübt. Wie Mendoza sagt: Wie wäre sie sonst auf die hirnrissige Idee gekommen, Sie umzubringen? Als hätte das irgendwas an ihren Problemen geändert.«

Jetzt war Alix allerdings überrascht. »Moment mal. Lieutenant Mendoza glaubt, dass sie hinter der Explosion steckte? Aber er hat mich praktisch ausgelacht, als ich davon angefangen habe.«

»Das war mal. Jetzt sieht er die Sache anders.« Er erzählte ihr von Liz’ Anruf in der Hacienda Encantada. »Wahrscheinlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass Chris ihre eigene Sachverständige mitbringt …«

»Ja, wahrscheinlich hat sie erst kurz zuvor davon erfahren. Noch ein paar Tage vorher wusste ich es ja selbst noch nicht.«

»Sie hatte also nicht viel Zeit. Sie konnte sich ausrechnen, dass Sie das Bild als Fälschung entlarven, deshalb musste sie Sie loswerden, bevor Sie das Geschäft ruinieren konnten. Und deshalb der Mordversuch. Keine sehr kluge Entscheidung, aber zu dem Zeitpunkt konnte sie wahrscheinlich sowieso nicht mehr klar denken.«

»Nein. Nun gut, das erklärt, warum Liz mich vorgestern umbringen wollte. Aber wer hat versucht, mich heute Morgen umzubringen? Und warum?«

»Woher wissen Sie, dass sie es nicht auf Chris abgesehen hatten?«

»Glauben Sie das etwa?«

»Nein, es ging schon um Sie. Aber warum, daran arbeiten wir noch.« Dann verstummte er.

»Ich habe mir selbst so meine Gedanken darüber gemacht«, sagte Alix. »Und ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen.«

»Vielleicht haben alle, die in die Sache verwickelt sind, ein Alkoholproblem«, sagte er mit einem schwachen Lächeln.

»Aber trotzdem … Die hatten also Angst, dass ich merke, dass das Bild eine Fälschung ist. Na und? Warum haben sie’s nicht einfach vom Markt genommen, abgewartet und dann versucht, es anderswo an den Mann zu bringen? Oder falls es sie nervös gemacht hat, hätten sie es einfach verbrennen können, keinen Gedanken mehr dran verschwenden und sich dem nächsten Schwindel widmen. So würde ich das machen. Ich würde nicht rumlaufen und Leute umbringen.«

»Freut mich zu hören.« Er witzelte zwar, aber sie konnte sehen, dass er sie ernst nahm.

»Und dann ist da noch Liz«, fuhr sie angespornt fort. »Wenn sie hinter allem steckte oder zumindest beteiligt war, warum wurde dann sie ermordet? Nach allem, was sonst noch passiert ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass es einfach nur Pech war und sie jemanden überrascht hat, der das Bild stehlen wollte. Und warum überhaupt stehlen? Es ist doch eine Fälschung … Puh, mir brummt schon der Schädel.«

»Es ist schon verwirrend, aber in einem Punkt haben Sie absolut recht: Es hat alles etwas mit dieser Fälschung zu tun. Oder damit, dass Sie das Bild als Fälschung erkannt hätten.«

»Mit dieser Fälschung? Glauben Sie jetzt etwa auch, dass es eine Fälschung ist? Mann, in nur einem Tag hat sich aber eine Menge getan.«

»Nun, Mendoza sagt, Sie hätten ihn gestern angerufen und kaum noch einen Zweifel.«

»Und darauf verlassen Sie sich? Gestern in der Asservatenkammer haben Sie mir aber nicht getraut.«

»Nein, nein, nein«, sagte er und lächelte wieder. Ein neckisches Lächeln. »Der verachtenswerte Roland de Beauvais traute Ihnen nicht. Special Agent Ellesworth vertraut Ihnen bedingungslos. So sehr sogar, dass er Sie bei seinem Streben nach Recht und Gerechtigkeit zurate ziehen möchte.« Der schelmische Ausdruck schwand aus seinem Gesicht. »Ich meine es ernst, Alix. Sie könnten mir bei diesem Fall eine große Hilfe sein. Es würde allerdings zwei Tage in Anspruch nehmen.«

Pass jetzt bloß auf, warnte eine innere Stimme, aber sie wusste bereits, dass sie es tun würde, gleichgültig, worum es sich handelte. Nicht nur ihm ging es um Recht und Gerechtigkeit. Alix war nur ganz knapp zwei Mordanschlägen entgangen und außerdem war ihre Traumkarriere schon vorbei, bevor sie richtig angefangen hatte. Wenn sie also Ted und Mendoza irgendwie helfen konnte – egal wie –, die Verantwortlichen dingfest zu machen, dann war sie dabei.

Und dann war da natürlich noch eine Kleinigkeit im Spiel, nämlich Ted selbst. Wenn sie sein Angebot nicht annahm, würde sie ihn wahrscheinlich nie wiedersehen, und das wollte sie nicht riskieren. Ihr wurde plötzlich peinlich bewusst, dass sie diesen offenen, lächelnden Ted Ellesworth ebenso attraktiv fand, wie sie Rollie de Beauvais abstoßend gefunden hatte. Und das wollte einiges heißen. Sie konnte es sich selbst nicht erklären. Noch vor einer Stunde hatte sie ihn verachtet, fand ihn total widerlich und jetzt fühlte sie … Sie wusste gar nicht, was sie fühlte.

»Wie kann ich denn helfen?«, fragte sie in angestrengt unbeteiligtem Tonfall.

»Ich weiß, Sie waren zu dieser Konferenz in Taos unterwegs. Wollen Sie da immer noch hin?«

»Ich weiß nicht. Das hängt von Chris ab, aber wenn wir fahren, dann sicher nicht heute. Sie wollen sie über Nacht hierbehalten.«

»Das wird wohl nichts. Craig ist fest entschlossen, sie noch heute Abend nach Seattle zurückzufliegen. Er wird sich bestimmt durchsetzen.«

»Nach Seattle? Warum?«

»Er scheint zu glauben, dass sich die medizinische Versorgung in New Mexico auf Rasseln und Blutegel beschränkt. Er will sie zurück in die Zivilisation bringen. Er hat ihr schon ein Zimmer in der Klinik der University of Washington besorgt.«

»Ach so.« Sie dachte einen Moment nach. »Dann fliege ich wohl mit zurück.«

»Nur wenn Sie wollen, Sie müssen nicht.« Ted nahm ganz langsam einen Schluck Kaffee, er machte eine regelrechte Zeremonie daraus. Alix hatte den Eindruck, dass er seine Worte mit Bedacht wählte. »Ich fahre heute Nachmittag direkt von hier aus nach Taos. Ich nehme an der Konferenz teil, als Roland de Beauvais natürlich. Liz hat diese Konferenz ins Leben gerufen und da werden jede Menge Leute sein, die sie kannten. Dort bekomme ich hoffentlich ein paar Anhaltspunkte in dieser Betrugssache. Und wenn ich außerdem noch etwas über den Mord herausfinde, freut sich Mendoza auch.«

»Klingt einleuchtend. Aber welche Rolle soll ich dabei spielen?«

»Nun …« Er zögerte. »Ich kenne mich selbst ganz gut mit Kunst aus, aber natürlich nicht so gut wie Sie. Vielleicht bin ich überfordert und vergeige die Sache. Aber wenn ich einen richtigen Experten dabeihätte, jemanden, dem ich vertrauen kann, das wäre eine unschätzbare Hilfe.«

Sie zog die Augenbrauen hoch. »Und dieser Experte bin ich?«

Er nickte. »Sie könnten mitfahren. Sie sind ja schon für die Tagungen angemeldet und haben auch schon ein Zimmer im Luhan House reserviert …«

»Woher wissen Sie das denn?«

Er grinste. »Ma’am, ich bin beim FBI. Wir wissen so was. Auf jeden Fall werden alle wichtigen Leute im Luhan House übernachten, deshalb habe ich auch versucht, dort unterzukommen. Dort wird bestimmt auch über Liz geredet und das hätte ich zu gern gehört. Aber es ist ausgebucht. Ich übernachte in der Casa Benavides, ganz in der Nähe.«

»Also ich soll für Sie die Ohren spitzen?«

»Ja, darauf läuft’s hinaus«, sagte er überraschend ehrlich. Sie hätte erwartet, dass er irgendwie herumdrucksen würde.

»Oh.« Eigentlich hatte sie auf eine Aufgabe gehofft, bei der ihr Fachwissen zum Einsatz kam, stattdessen sollte sie sich den Klatsch und Tratsch der Leute anhören, aber immerhin …

Er fasste ihre Nachdenklichkeit als Besorgnis auf. »Also, wenn Sie Angst um Ihre Sicherheit haben, da kann ich Sie beruhigen. Mendoza hat gestern die Medien darüber informiert, dass es sich bei dem O’Keeffe-Bild um eine Fälschung handelt. Er hat ihnen auch weitere Einzelheiten erzählt. Die waren natürlich begeistert. Das war eine Riesenstory. Alle haben sie gebracht, die Fünf-Uhr-Nachrichten gestern, die Zeitung heute Morgen. ›Drei-Millionen-Dollar-Bild im Mordfall der prominenten Galeristin eine Fälschung!‹ Jetzt ist es also allgemein bekannt und keiner hat mehr einen Grund, Ihnen den Tod zu wünschen. Deswegen brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen.«

Darüber hatte sie sich in dem Moment zwar gar keine Gedanken gemacht, es war aber trotzdem beruhigend zu wissen. »Ich muss zuerst mit Chris reden«, sagte sie.

»Natürlich, Sie können ja nicht einfach wegfahren, ohne sich zu verabschieden.«

»Ja, das auch, aber …« Jetzt war es an ihr zu zögern. »Aber Chris hat bisher für alles bezahlt und allein kann ich es mir nicht leisten, im Luhan House zu übernachten. Ich muss sie um einen Vorschuss bitten.«

»Einen Vorschuss?« Obwohl er sich so gut verstellen konnte, war ihm seine Überraschung anzumerken, aber er fasste sich schnell wieder. »Ach so, das hätte ich vielleicht erwähnen sollen«, sagte er gelassen. »Selbstverständlich übernimmt das FBI sämtliche Spesen.«

Seine Reaktion machte sie etwas stutzig. Was hatte ihn denn so schockiert? Es dauerte einen Moment, bis es ihr dämmerte: Aber ja, er hatte sie für reich gehalten. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, war es gar nicht so abwegig. Sie wirkte einfach reich, dessen war sie sich bewusst. Das lag an dieser Kombination aus gutem Aussehen, anerzogener Körperhaltung und ihrer zwar sehr dürftigen, aber sorgfältig zusammengestellten Garderobe von Le Frock. Außerdem dachte er wahrscheinlich, dass sie durch den Reibach aus Geoffs kriminellen Machenschaften ausgesorgt hatte.

Wenn er nur wüsste.

»Dann gibt’s kein Problem«, sagte sie einfach. »Klar, ich komme mit.«

Er lächelte. »Großartig.« Er trank seinen Kaffee aus und machte Anstalten aufzustehen. »Also, Sie wollen sicher mit Chris reden und ich …«

»Nein, warten Sie, Ted. Ich war seit dem Unfall die ganze Zeit eingesperrt. Wir haben doch Zeit, etwas frische Luft zu schnappen und uns die Beine zu vertreten, bevor wir losfahren, oder nicht?«

»Klar, es sind nur rund achtzig Kilometer.«

»Gut, gehen wir ein bisschen spazieren. Ich hätte da eine Frage.«

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Rund ums Krankenhaus gab’s zwar reichlich frische Luft, aber keinen Ort, um sich die Beine zu vertreten, außer dem riesigen Parkplatz. Doch die Sonne schien, es wehte eine frische Brise und es tat gut, draußen zu sein, deshalb beschlossen sie, den Weg entlangzulaufen, der um den Parkplatz herumführte.

»Also«, sagte Ted, nachdem sie ein paar Minuten schweigend nebeneinanderher gelaufen waren, »was wollten Sie mich denn fragen?«

Alix wünschte fast, er hätte es vergessen. Trotzdem, sie musste es einfach wissen. Sie holte tief Luft, atmete langsam aus – es war fast ein Seufzen – und dann begann sie: »Ich nehme an, Sie sind beim Kunstdezernat des FBI oder wie das heißt.«

»Stimmt, ich bin beim Art Crime Team, kurz Art Squad.«

»Wie lange sind Sie schon dabei?«

»Ach, so circa neun Jahre.«

»Die ganze Zeit bei der Art Squad?«

»Alix, ich weiß, warum Sie fragen, und die Antwort lautet ja, ich weiß, wer Ihr Vater ist. Ich habe damals noch nicht offiziell zu diesem Dezernat gehört, ich war aber an den Ermittlungen beteiligt.«

Sie wäre beinah stehen geblieben, lief dann aber weiter. »Sie haben mitgeholfen, ihn zu überführen?«

Sie sah ihn nicht an, aber sie konnte hören, wie er seufzte. Er wollte das Thema genauso wenig vertiefen wie sie.

»Irgendwie ja, aber ich habe nur zugearbeitet. Ich habe für zwei Anklagepunkte Informationen gesammelt. An einem der Verhandlungstage war ich auch im Gericht dabei – als Zeuge, aber ich wurde nicht aufgerufen, also habe ich zugeschaut.«

»Verstehe. Also … dann frage ich mich, was Sie … na ja, von mir halten. Ich meine, meine Rolle in dieser Sache.«

»Das hat doch gar nichts miteinander zu tun …«, begann er etwas steif, aber dann setzte sich seine angeborene Ehrlichkeit durch. »Okay, ich gebe es zu. Als ich gehört habe, dass Sie was mit Liz zu tun haben, da habe ich mich gefragt … nein, ich habe angenommen, dass Sie an dem Schwindel beteiligt sind.«

Alix nickte. Wer hätte das nicht angenommen?

»Und dann, als ich gehört habe, dass Ihr Vater so vieles für Sie arrangiert hat, unter anderem – oder eher ganz besonders – diesen Auftrag für Chris LeMay, da dachte ich, Sie beide hätten ganz sicher was …«

Es dauerte eine Weile, bis seine Worte zu ihr durchdrangen, doch dann legte sie plötzlich eine Hand auf seinen Arm und hielt ihn an. »Wie bitte?« Sie war fassungslos und brachte kaum ein Wort raus. »Was soll das heißen? Er hat mir diesen Job besorgt?«

Er sah sie verwundert an. »Wie? Sie wussten nichts davon?«

»Er hat mir diesen Job besorgt?«, fragte sie noch einmal. Sie konnte ihren Puls in den Ohren pochen hören.

Ted zögerte. »Hören Sie, Alix, vielleicht sollte ich lieber …«

»Ted, bitte!«

»Also gut.« Mit einem Schulterzucken erzählte er ihr alles ganz offen, beinahe brutal. Als Geoff erfahren hatte, dass Alix versuchte, in Seattle Fuß zu fassen, hatte er ein paar alte Freunde aus der Kunstszene angerufen und sie gebeten …

Alix verschluckte sich fast an ihrem gequälten Lachen. »Und das soll ich glauben?« Aber eine Bemerkung, die Geoff bei ihrem letzten Gespräch gemacht hatte, hallte in ihrem Kopf nach. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass ich dich da hineinmanövriert habe, hatte er gesagt und anschließend hatte er unverständliches Zeug gefaselt. Gott, es stimmte also!

»Alix, glauben Sie mir, das ist die Wahrheit. Er hat seine alten Freunde gebeten, Ihnen Arbeit zu beschaffen oder Sie wenigstens zu empfehlen, und einer von denen ist Kurator am Museum in Seattle. Ich habe seinen Namen vergessen. Für Renaissance zuständig, glaube ich.«

»Christopher Norgren«, sagte Alix matt. Den Namen hatte sie irgendwo gespeichert. Chris hatte gesagt, Norgren habe ihr von Alix’ Ausbildung bei Santullo erzählt.

»Verdammt!«, sagte sie plötzlich und drehte sich genervt einmal um sich selbst. »Verdammt noch mal!« Sie war so … was? Wütend auf Geoff, weil er sich heimlich in ihr Leben eingemischt hatte? Oder auf Ted, weil er ihr die unerfreuliche Nachricht übermittelt hatte? War sie enttäuscht, weil selbst dieser bescheidene Erfolg gar nicht ihr eigener Verdienst war? Oder schämte sie sich vielleicht …?

»Weiß Chris, dass mein Vater dahintersteckte?«, presste sie durch ihre Lippen.

»Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«

Fassungslos schüttelte Alix den Kopf und dachte darüber nach, was er gesagt hatte. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder sprechen konnte. »Sie haben gesagt, er hätte ›so vieles für mich arrangiert‹. Was denn noch?«

»Alix, vielleicht sollte nicht gerade ich …«

»Sagen Sie schon, verdammt!«

Er zuckte wieder mit den Schultern und gab widerwillig nach. Die Ausbildung in Italien war kein Glücksfall gewesen, wie sie geglaubt hatte. Ihr Vater hatte seinen alten Freund Santullo angerufen und ihn überredet, sie einen Monat auf Probe zu nehmen. Glücklicherweise war er mit ihr zufrieden, aber ohne ihren Vater hätte sich diese Chance nie ergeben. Und was den Job als Hüterin der Eigentumswohnung in Seattle anging …

Sie hielt abwehrend die Hand hoch. »Es reicht.« Ihr schwirrte der Kopf. Die kleinen Rädchen in ihrem Hirn fingen an zu holpern. All die Jahre hatte sie gedacht, sie hätte heimlich Geoff wieder auf die Beine geholfen – mit den sechzigtausend Dollar, die eigentlich für ihr Studium vorgesehen waren. Und jetzt musste sie erfahren, dass er ihr die ganze Zeit geholfen hatte. Er hatte für sie seine Beziehungen spielen lassen und bei alten Bekannten Gefallen eingefordert. Das war einfach zu viel. Sie musste das Ganze erst einmal verarbeiten.

»Ted, wieso wissen Sie eigentlich so viel über mich?«

»Na ja, unser Operations Specialist hat einiges über Sie rausgefunden. Ich hatte sie darum gebeten.«

»Sie haben sie darum gebeten …? Also jetzt raus mit der Sprache: Stehe ich unter Verdacht oder nicht?«

»Hören Sie, Alix …«

»Und diese Geschichte, die Sie mir da aufgetischt haben, von wegen, ich sollte mit nach Taos kommen, weil ich eine ›unschätzbare Hilfe‹ für Sie wäre, ist das Ihr Ernst oder wollen Sie mich nur im Auge behalten, in der Hoffnung, mich auf frischer Tat zu ertappen …?«

»Aber natürlich nicht! Alix, halten Sie mich wirklich für so falsch …«

Da musste sie einfach lachen. »Oh Entschuldigung, was sagten Sie noch, Mr de Beauvais?«

Er stöhnte entnervt. »Das FBI ist nicht darauf aus, Sie bei irgendwas zu ertappen«, sagte er steif. »Ich versichere Ihnen, das FBI ist nur an Ihnen als Expertin interessiert …«

»Als Expertin? Ach, bekomme ich etwa Geld für meine Beratertätigkeit?«

»Wenn Sie wollen«, sagte er und sah sie mit seinen eisig blauen Augen ganz fest an. »Sicher können wir ein für Ihre Qualifikationen angemessenes Honorar zahlen.«

»Ach, scheren Sie sich zum Teufel, ich will Ihr blödes Geld gar nicht.« Sie ärgerte sich über sich selbst, denn sie war den Tränen nahe.

»Dann wollen Sie also doch nicht mitmachen?«

»Vorsichtig, Ellesworth, Ihre überlegene de-Beauvais-Fassade bröckelt.«

Er wurde noch ein wenig steifer. »In Ordnung, Ms London, warum vergessen wir das Ganze nicht einfach? Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich kümmere mich um einen Wagen für Sie …«

»Ach, verflixt noch mal«, sagte sie empört, »wer hat denn gesagt, dass ich nicht mitmachen will? Ich habe nur gesagt, ich will Ihr Geld nicht.«

Er sah sie unsicher an. »Also …?«

»Ich muss mich zuerst von Chris verabschieden und ihr sagen, was los ist. Am besten fahren wir anschließend direkt los, wenn wir noch heute Nachmittag in Taos ankommen wollen. Ich treffe Sie in zwanzig Minuten an Ihrem Wagen.«

Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging quer über den Parkplatz zurück zum Krankenhaus. Aus seinem Gesichtsausdruck wurde sie einfach nicht schlau. Er wirkte sauer und verwirrt, mehr konnte sie in seinem Gesicht nicht lesen. Wahrscheinlich machte sie selbst auch so ein Gesicht. Obwohl beide sichtlich verärgert waren, lag unverkennbar noch eine ganz andere Spannung in der Luft, eine prickelnde Anziehungskraft, die sie schon lange nicht mehr verspürt hatte. Aber gleichzeitig konnte dieser Typ sie total auf die Palme bringen. Und das beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit.

Auf jeden Fall kam da in den nächsten zwei Tagen in Taos sicher noch einiges auf sie zu.