Um vier Uhr morgens liege ich endlich in meinem Bett in der Kantstraße. Doch obwohl ich mich vollkommen zerschlagen fühle, kann ich nicht schlafen.
Hoffentlich hat Phillip kapiert, dass meine Drohung kein Scherz war. Immerhin hat er sich bis Sonntagmittag Bedenkzeit erbeten. Er müsse erst seine Kontoauszüge überprüfen.
Also bitte: Was gibt’s denn da zu bedenken und zu überprüfen? Eine sturmfreie Bude mit Carina dürfte ihm doch wohl dreihundert Euro wert sein, oder? Ich würde für Ben jedenfalls ein Millionenvermögen opfern, wenn ich eines hätte.
Irgendwann muss ich dann aber doch eingeschlafen sein. Schweißgebadet und mit Herzklopfen erwache ich aus einem seltsamen Traum, als es draußen schon taghell ist.
Im Traum musste ich über einen langen Weg aus schneeweißen Glasscherben laufen, um Ben zu retten. Doch ich renne zu schnell, die spitzen Scherben schmerzen entsetzlich, und ich schaffe es nicht. Am Ende verliert Ben durch mein Versagen auch noch den Rest seines Erinnerungsvermögens.
Erleichtert atme ich auf, als ich realisiere, dass es nur ein Albtraum war. Es ist Sonntag, und ich liege völlig unverletzt in meinem Bett und kann sogar ausschlafen.
Noch ist nichts verloren. Ben muss nur möglichst schnell in den Flugsimulator, dann wird alles gut. Der Gedanke ist so tröstlich, dass ich die Decke noch einmal genüsslich hochziehe und mich ins Kissen kuschle – um Sekunden später von einem fiesen Scheppern daran gehindert zu werden, wieder einzuschlafen.
Mist! Ich habe den Wecker auf dem Suppenteller im Regal vergessen. Aber wieso klingelt der überhaupt?
Siedend heiß fällt es mir ein: Heute soll doch die erste Glücksyoga-Stunde stattfinden!
Hecktisch springe ich aus dem Bett, um den Wecker auszustellen. Dabei stoße ich mir das Knie am Fußteil des Rahmens, pralle gegen das Regal und gebe einen schrillen Schmerzensschrei von mir. Kurz darauf folgt das klirrende Geräusch des Tellers mit den Münzen, der herunterfällt und in tausend Stücke zerspringt. In weiße Scherben!
Bin ich hellsichtig? Ist Ben verloren?
Blödsinn! Es war nur ein Traum, und das sind nur Scherben, sage ich mir, sammle die Bruchstücke ein und wickle sie in eine herumliegende Zeitung.
So leise wie möglich schleiche ich mit dem Päckchen in die Wohnküche.
«Meine Güte, Nelly. Was machst du denn für einen Lärm mitten in der Nacht?» Verschlafen steht Britta im Türrahmen und zupft an ihrem kurzen, champagnerfarbenen Satinhemdchen.
Staunend verfolgt sie, wie ich mit dem Zeitungspaket unterm Arm eine Schublade nach der anderen aufziehe. In meinem überdimensionalen, hellgrünen T-Shirt mit dem Smiley-Aufdruck bin ich sicher ein amüsanter Anblick.
«’tschuldigung», murmle ich. «Ich wollte dich nicht wecken.»
Gähnend fährt sich Britta durchs zerzauste Haar und streckt sich ausgiebig. «Ich wusste gar nicht, dass du auch am Sonntag früh aufstehst.»
«Hast du irgendwo eine schöne Schleife?», frage ich, ohne auf ihren Kommentar einzugehen.
Abrupt lässt Britta die Arme sinken. «Wie bitte?»
«Na ja, mir ist ein Teller zerbrochen, und ich würde die Scherben gerne hübsch verpacken und bis zu meinem Polterabend aufbewahren», erkläre ich und halte ihr das Zeitungspäckchen entgegen.
«Du hast echt ’nen Knall, Nelly Nitsche», schmunzelt Britta und zeigt auf eine der Schubladen. «Schau mal da rein.»
Zwischen Teelichtern und Klebeband finde ich tatsächlich ein pinkfarbenes Band mit weißen Punkten. Das dürfte aus dem Zeitungspaket ein außergewöhnliches Kunstwerk machen.
Kopfschüttelnd sieht mir Britta zu. «Trinkst du Kaffee zum Frühstück?» Sie begibt sich zu der chromglänzenden Kaffeemaschine.
«Glaubst du nicht, dass ein Glas heißes Wasser vor den Yogaübungen besser für den Stoffwechsel wäre als Koffein?», frage ich ein wenig provozierend.
«Ach ja, unsere Yogaübungen …», stöhnt sie und streckt sich nochmal. «Leider wird heute nichts aus meinem Training. Ich muss in einer Stunde aus dem Haus. Ich fahre zu einer Drehbuchbesprechung nach Hamburg.»
«Schade», erwidere ich bedauernd. «Wann kommst du denn zurück?»
Sie zuckt mit den Schultern. «Weiß noch nicht genau. Es kann ein paar Tage dauern. Du wirst wohl allein trainieren müssen.»
Statt Sonnengruß gibt es also ein kurzes, gemeinsames Frühstück, bei dem sich Britta allerdings vorrangig mit ihrem BlackBerry beschäftigt. Als sie ihre Mailbox abhört, sieht sie mich plötzlich erschrocken an.
«Was war denn gestern los?», fragt sie besorgt. «Deine Nachrichten klingen ja alarmierend.»
«Ach, das hat sich erledigt», schwindle ich aus Angst, Britta könne die Idee mit dem Flugsimulator gefährden.
Doch ihre Antennen wittern mal wieder meine hochtrabenden Pläne. «Tatsächlich? Das klingt aber nicht so. Hängt es vielleicht wieder mit diesem Ben zusammen?»
«Nein, ähm … Ich dachte nur, ich hätte meinen Schlüssel verloren», erkläre ich und gebe mir Mühe, möglichst unschuldig zu lächeln. «Aber ich habe ihn wiedergefunden.»
Skeptisch betrachtet sie mich. «Na, dann ist es ja gut», sagt sie schließlich. «Apropos Schlüssel, vielleicht sollten wir irgendwo einen Ersatzschlüssel deponieren, falls das nochmal passiert und ich gerade verreist bin.»
«Gute Idee», stimme ich aufatmend zu.
Bevor sich Britta ins Bad verzieht, erteilt sie mir noch Einweisungen für ihren Anrufbeantworter. «Wenn du den bitte jeden Abend abhören und mir Bescheid geben könntest, falls etwas Wichtiges sein sollte. Meine Mutter vielleicht. Die ruft nämlich nie auf dem Handy an, weiß der Geier, warum nicht.»
«Meine tut das auch nicht. Scheint ein echter Generationskonflikt zu sein», erwidere ich amüsiert.
Dann drückt sie mir noch den Briefkastenschlüssel in die Hand. «Bis jetzt hat die Nachbarin immer nach der Post geschaut und auch mal die Blumen gegossen. Aber ich hatte jedes Mal den Eindruck, dass sie dabei rumschnüffelt. Noch ein Grund, warum ich froh bin, die Wohnung mit dir zu teilen. Du kennst bereits alle meine Geheimnisse.» Britta grinst mir verschmitzt zu und verschwindet kurz darauf im Bad.
Jetzt muss ich mich aber sputen, damit keine meiner Schülerinnen warten muss.
Leicht abgehetzt erreiche ich das Studio zwar rechtzeitig, aber wegen der Sommerhitze bin ich völlig verschwitzt.
Ich will gerade aufschließen, da klingelt mein Handy. Es ist Phillip.
«Guten Morgen», flöte ich fröhlich. «Gut geschlafen?»
«Spar dir das Getue», dringt es ungehalten an mein Ohr.
«Na gut, dann lass hören», erwidere ich, bemüht um einen neutraleren Ton.
«Also, ich bin bereit, den Simulator zu bezah–»
«Echt?», unterbreche ich ihn begeistert.
«Ja, echt! Und ich nehme deinen durchgeknallten Typen –»
«Danke, Phillip, tausend Dank», falle ich ihm erneut ins Wort. «Das vergesse ich dir nie. Wo treffen wir uns?»
«Moment», fährt er ungnädig dazwischen. «Ich habe gesagt, der Typ darf mit. Von dir war nicht die Rede.»
«Aber ich muss unbedingt mit», wende ich verzweifelt ein. «Ich bin doch seine Therapeutin. Mama würde ihre Patienten doch auch nie allein auf so einen … einen Trip schicken.»
Ich höre meinen Bruder unwillig schnaufen. «Interessiert mich nicht. Ein Zuschauer im Cockpit reicht. Entweder du akzeptierst das, oder die Sache läuft nicht.»
«Schon gut», beruhige ich ihn. Mit Phillip möchte ich aber nicht in einem echten Flugzeug fliegen, wenn der schon vor einem Simulator so großen Bammel hat. «Wann und wo soll Ben dich denn treffen?»
«Heute Mittag um zwei», antwortet Phillip und nennt eine Adresse in Schönefeld. Dort ist der Flugsimulator in einer Halle untergebracht. «Und bis dahin regelst du das mit Mama, verstanden?»
Puh! Solange ich denken kann, stand ich noch nie so unter Druck. Ganz ehrlich, noch nie.
Mein krauses Gehirn verknotet sich regelrecht zu einem Stressknäuel. Wie kann ich Ben glaubhaft erklären, dass ich ihn nicht zu dieser Flugstunde begleiten kann? Wie kann ich Mama in der Klinik halten? Und wie soll ich mich jetzt auch noch auf die Glücksyoga-Stunde konzentrieren?
«Nelly, was hast du denn?» Desiree steht plötzlich neben mir. «Du siehst ziemlich angespannt aus.»
Meine Lieblingsschülerin sieht mich besorgt an.
«Alles gut», erkläre ich und schließe die Tür auf. «Mir ist nur eben eingefallen, dass ich dringend meine Mutter anrufen muss … Aber erst mal freue ich mich wahnsinnig, dich zu sehen.»
«Ich hab dir doch versprochen, dass ich zurückkomme», erklärt Desiree, als wir das Studio betreten. «Bei dir fühle ich mich einfach viel entspannter als in dem High-Tech-Tempel in der Turmstraße, wo das Trendvolk trainiert. Dort komme ich mir immer gleich doppelt so alt vor.»
«Guter Witz», lache ich. «Übrigens hast du heute eine Freistunde. Ich möchte mich noch für die Vermittlung einer Nachmieterin revanchieren. Dank dir konnte ich nämlich ganz schnell aus meiner Wohnung raus.»
«Die Paulsen hat die Wohnung also übernommen?»
«Das hat sie, und ich musste nicht mal renovieren», berichte ich strahlend.
«Ach, das freut mich, Nelly. Dann bist du wenigstens eine Sorge los.» Mit diesen Worten verzieht sie sich Richtung Umkleideraum.
Nach ihr betreten auch noch weitere Schülerinnen das Studio. Dennoch nutze ich die Zeit bis zur ersten Stunde, um Ben anzurufen.
Noch während ich nach meinem Handy krame, klingelt es erneut. Ben ist mir zuvorgekommen.
«Hallo, Ben», melde ich mich und spüre, wie sofort mein Pulsschlag hochschnellt.
«Ella, wie schön, deine Stimme zu hören», begrüßt er mich überschwänglich. «Ich hatte schon Angst, dich nicht zu erreichen. Schließlich ist heute Sonntag.»
Seine tiefe Stimme jagt mir ein angenehmes Kribbeln über den Rücken.
«Ich wollte … ähm … Ich wollte dich auch gerade anrufen», stottere ich verlegen.
«Soll ich wieder auflegen, damit du mich anrufen kannst?»
«Lieber nicht», erkläre ich lachend, «vielleicht vergesse ich es dann.»
«Oh, das kenne ich.» Und nach einer Pause fügt er hinzu: «Also, wie geht es jetzt weiter?»
«Nun, ich habe mir überlegt, ob wir deiner Flugangst vielleicht in einem Flugsimulator begegnen können.»
«Du meinst so ein Ding, in dem Piloten ausgebildet werden?», fragt Ben überrascht.
«Ja, genau so eines», antworte ich und erkläre ihm die Situation: «Mein Bruder macht nämlich zurzeit eine Pilotenausbildung und hat mir von seinen Übungsstunden im Simulator erzählt. Na ja, und dabei kam mir dann der Gedanke, dass du vielleicht –»
«Ella, das klingt total verrückt», unterbricht er mich.
Hält er mich jetzt für vollkommen bescheuert? Oder kann er der Idee etwas abgewinnen?
«Am Boden bleiben und dennoch fliegen», füge ich erklärend hinzu. «Das könnte funktionieren und dir helfen, deine Angst in den Griff zu kriegen. Vielleicht kommt sogar ein Teil deiner Erinnerung zurück. Ich meine ja immer noch, dass es da eine Verbindung gibt.»
Nach einem längeren Schweigen räuspert sich Ben. «Tja, einen Versuch wäre es wert. Wann soll’s denn losgehen?»
«Um zwei Uhr müsstest du bereits in Schönefeld sein. Ich weiß, das kommt jetzt sehr überraschend, aber –»
«Wunderbar», unterbricht er mich, «ich liebe spontane Aktionen. Soll ich dich abholen?», fragt Ben.
«Mmm, ich kann leider nicht mitkommen.» Mir bricht der Schweiß aus. «Bei mir hat es einen … ähm … einen Notfall gegeben», improvisiere ich. «Eine Patientin hat einen Nervenzusammenbruch erlitten.»
«Verstehe», sagt Ben. Die Enttäuschung in seiner Stimme ist deutlich zu hören. «Aber so ist das wohl, wenn man eine geniale Therapeutin hat.»
Puh, er scheint mir zu glauben. Ich werde noch zu einer Meisterin in Sachen Notlüge!
Total zerstreut, gelingt es mir nur mit äußerster Anstrengung, mich auf die Glücksyoga-Stunde zu konzentrieren. Immer wieder schweifen meine Gedanken ab zu Ben. Meine Anweisungen erteile ich daher etwas fahrig.
«Wir beginnen im aufrechten Stand … verweilen einige intensive Atemzüge … wechseln danach zur Heldin …» Mit den Übungen Katze, Kobra, Hund und Kamel versuche ich meine Gedanken und meine Bewegungen zu harmonisieren. «Weiter geht es mit dem Adler, der unserm Geist Flügel verleihen soll …»
Als wir uns nach fünfzig Minuten in der Rückenlage entspannen, hängt mein Geist vollkommen flügellahm durch. Also, wenn nach dieser ersten Sonntagsstunde nicht alle fünf Schülerinnen kündigen, kann ich keine so schlechte Lehrerin sein!
Nach dem Yogagruß und einem philosophischen Gedanken wünsche ich meinen Schülerinnen noch einen schönen Sonntag und bleibe allein im Trainingsraum zurück. Ich brauche dringend eine Runde Kopfstand – und noch dringender einen zündenden Einfall, wie ich Mama ans Klinikbett fesseln kann.
Ob ich ihr zu einem Gesichtslifting raten sollte? Oder vielleicht den Chefarzt bestechen könnte? Oder –
Tante Tessa!
Abrupt lasse ich mich auf den Boden purzeln. Eigentlich ein absolutes No-Go im Yoga, aber es zeugt von meiner Verwirrung.
Eilig begebe ich mich an meinen Spind, krame in meinem Rucksack nach dem Handy und rufe Tessa an.
«Tokay», meldet sie sich nach endlosen Minuten.
«Hallo, Tessa?» Ich schnaufe absichtlich schwer. «Hier ist Nelly … Ich …»
«Geht’s dir nicht gut?», erkundigt sie sich besorgt. «Du klingst so komisch.»
«Mir fehlt nichts», antworte ich und lege eine Kunstpause ein. «Aber ich sorge mich um Mama.»
«Ella? Wieso? Was ist mit ihr?»
«Ach, ich war gestern in der Klinik und …», seufze ich und hole tief Luft, als müsste ich eine Schreckensnachricht überbringen. «Mamas Benehmen war … Na ja, wie soll ich sagen, irgendwie sehr sonderbar.»
«Was meinst du mit sonderbar?» In Tessas Stimme schwingt Besorgnis mit.
«Nun ja», beginne ich zögerlich und erinnere mich daran, was Mama über die Spezialisierung der Klinik berichtet hat. «Sie will sich in einer Rundum-Operation die Lider straffen, die Nase begradigen und das Fett absaugen lassen.»
Während ich diese Behauptung mit wackliger Stimme vortrage, verdränge ich mein schlechtes Gewissen. Letztlich schicke ich Mama ja nicht ins Verderben, sondern verschaffe ihr nur ein paar Tage Extraurlaub.
Am anderen Ende der Leitung ist plötzlich ein dumpfes Geräusch zu vernehmen. Anscheinend hat Tessa sich vor Schreck auf einen Stuhl plumpsen lassen.
«Tessa, bist du noch dran?»
«Das ist doch hoffentlich nur ein Scherz?», keucht sie.
«Leider nein», antworte ich und sprudele weiter: «Anschließend will sie gleich wieder nach Hause, ohne die Heilung abzuwarten. Aber ich weiß nicht, ob Phillip und ich das alleine schaffen. Ich meine, ihre Nerven scheinen noch sehr …»
«Schon gut, Kind», beruhigt mich Tessa mütterlich. «Jetzt erzähl mir mal genau, wie Ella auf eine dermaßen absurde Idee verfallen ist.»
Mist, jetzt muss ich diese Lügenstory auch noch ausweiten!
«Keine Ahnung», jammere ich. «Sie hat nur gesagt, wie wunderbar praktisch diese Klinik sei und was man da alles in einem Aufwasch machen lassen könne.»
«Nase begradigen …», murmelt Tessa irritiert. «So ein Schwachsinn. Ellas Nase ist ja wohl die perfekteste Nase, die ich kenne. Was ist nur in sie gefahren? Offensichtlich hat deine Mutter den Dildo-Fall doch noch nicht verdaut.»
Ob das endlich die Gelegenheit ist, zu erfahren, was es mit diesen ominösen Dildos auf sich hat? «Was meinst du damit?»
«Wenn ich dir das erzähle, Kindchen, muss es aber unter uns bleiben, verstanden?», beginnt Tessa.
«Selbstverständlich», beeile ich mich zu beteuern und kann mich gerade noch zurückhalten, um nicht zu sagen: Therapeuten-Ehre.
«Also, eine Patientin von Ella wurde von ihrem Ehemann, einem konservativen bayerischen Politiker, der sich in der Öffentlichkeit als treuer Familienmensch verkauft, jahrelang betrogen. Die Gattin kam dahinter, war verständlicherweise zutiefst verletzt und wollte Rache. Sie schickte ihm per Kurier eine Kiste Dildos ins Büro und verständigte die Presse, um ihn als sexsüchtig zu outen und damit seine politische Karriere zu ruinieren. Der Mann behauptete daraufhin, seine Frau sei wahnsinnig geworden, und wollte sie in eine Nervenheilanstalt einweisen. Deine Mutter versuchte vergeblich, die beiden in einer Paartherapie auszusöhnen. Kurz darauf unternahm die arme Frau einen Selbstmordversuch.»
«Wow, was für eine schreckliche Geschichte», werfe ich ein. «Es muss furchtbar gewesen sein.»
«Ella war natürlich schockiert, als sie davon erfuhr. Und irgendwie ließ sie diesen Fall zu nah an sich ran», fügt Tessa noch hinzu. «Was dabei rauskam, hast du ja erlebt. Aber mach dir keine Sorgen, Nelly, ich kümmere mich um sie. Ella kann definitiv noch nicht entlassen werden. Ich werde gleich zu ihr rausfahren und die Sache in die Hand nehmen.»
«Danke, Tessa, das vergesse ich dir nie!» Erleichtert atme ich auf. «Soll ich dich begleiten? Mama wird bestimmt alles abstreiten.»
«Nein, nein», wehrt Tessa ab. «Dazu muss ich mit den Ärzten reden, und das erledige ich besser allein. Genieße du mal deinen freien Sonntag mit … mit deinem Patienten.» Sie kichert.
«Danke, aber versprich mir, mich über Mamas Zustand auf dem Laufenden zu halten.»
Nach diesem Telefonat sende ich sofort eine SMS an meinen Bruder:
mama bleibt in klinik! nelly
Wenn Phillip die Nachricht liest, wird er sich hoffentlich so aufmerksam um Ben kümmern, wie er es mir zugesagt hat.