Heute war die Auktion nicht nach ihrem Geschmack: allgemeine Haushaltsgegenstände.
Sie verzog das Gesicht, um ihrem Abscheu Ausdruck zu geben. Auf den Stühlen würden wahrscheinlich ganze Bataillone von Gebrauchtmöbelhändlern hocken, die darauf spekulierten, genügend Gegenstände zu ergattern, um einen riesigen Lastwagen voll von dem Zeug nach Nordamerika zu verschiffen.
Honey spazierte hinein, einerseits, um sich ihre Vermutung bestätigen zu lassen, und andererseits, um dem Auktionshelfer »guten Tag« zu sagen.
Alistair mit dem roten Bart war groß und breit und nahm auf seinem Stammplatz hinter der Theke, wo man die ersteigerten Gegenstände bezahlte, einigen Raum ein.
»Nicht Ihr Tag heute, Mädchen.« Seine laute Stimme passte zum Rest, übertönte beinahe die Litanei des Auktionators.
»Nein. Wann gibt es die nächsten Sammlerstücke für mich?«
Aus dem roten Gestrüpp seines Bartes schoben sich gespitzte Lippen hervor.
»Wir haben bald eine Auktion von interessanten Sachen, wenn auch vielleicht für Sie nicht unbedingt was dabei ist. Keine heißen Höschen oder spitzenbesetzten Strumpfbänder. Auch keine bombastischen Büstenhalter.« Er grinste. Damit bezog er sich auf einen Zuckerhut-BH, den sie vor einiger Zeit erworben hatte. »Hat eher was mit Seefahrt zu tun«, fügte er mit einem genüsslichen Lippenschmatzen und weit entrücktem Blick hinzu. »Das ist nur was für die mit dem großen Geld. Dem wirklich großen Geld, was man so hört.«
»Ehrlich?« Honeys Augenbrauen schossen interessiert in die Höhe. Wenn Alistair so sprach, tat er das mit Absicht.
|54|»Ein paar Dinge jedenfalls. Einige blauweiße chinesische Keramiksachen, die irgendwann im siebzehnten Jahrhundert mit einem holländischen Schiff untergegangen sind. Die könnten ein ordentliches Sümmchen einbringen. Und dann ist da noch das wirklich wertvolle Zeug, das weltberühmte.«
»Was für Zeug?«, flüsterte Honey aufgeregt und machte Stielaugen. Obwohl sie selbst nichts ersteigern wollte, hatte ihre Neugier mindestens den Wert sieben auf der nach oben offenen Richterskala erreicht.
Langsam breitete sich ein Lächeln über Alistairs Gesicht aus, das seinen Bart zu verdoppeln schien. Er tippte sich nach Verschwörerart mit dem Zeigefinger an den Nasenflügel. »Noch nichts bestätigt. Das ist ein Geheimnis, liebes Mädchen. Ich kenne es, und Sie können es nur raten.«
»Spielverderber!«
Sie stolzierte fort, blieb aber in der Tür noch einmal stehen.
»Sind Sie sicher …?«
Alistair schüttelte den Kopf und schmatzte leise. »Kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, Mädchen. Das würde mich wahrscheinlich meinen Job kosten. Und Sie würde das nur zu sehr aufregen.«
»Schade«, erwiderte Honey. »Ich könnte gerade ein bisschen Aufregung in meinem Leben brauchen.«
Der Mittagsverkehr war dicht. Der Motorradfahrer hakte die Zehen unter das Kupplungspedal und schaltete herunter. Jetzt war er schon zum dritten Mal um den Queen Square gefahren. Er hatte gesehen, wie Mrs. Honey Driver in das bekannte Auktionshaus Bonhams in der King Street hineingegangen war. Wenn er nicht aufpasste, würde er sie verfehlen, wenn sie wieder herauskam, je nachdem, welche Richtung sie einschlug. Alles, was Räder hatte, musste von Bonhams aus wieder zum Queen Square kommen. Fußgänger hatten jedoch die Möglichkeit, die Abkürzung über die Quiet Street oder sogar durch Jolly’s, das einzige Kaufhaus der Stadt, zu nehmen.
Mit verkrampftem Kiefer fuhr er langsam auf die Ampel an der |55|Kreuzung vor der Abzweigung in die King Street zu. Als er über diese Ampel hinweg war und seine Beute noch immer nicht gesichtet hatte, beschleunigte er, fuhr noch einmal um den Platz, bis er wieder vor dem Eingang in die King Street stand. Das machte er vier Mal. Vier Mal, und immer noch nichts von ihr zu sehen! Beim fünften Mal sah er sie auf sich zukommen. Er verlangsamte das Motorrad, schleifte mit einem Fuß auf der Straße.
Er konnte nicht ausmachen, ob sie ihn bemerkt hatte. Er hatte es sich anders überlegt, wollte jetzt noch nichts unternehmen. Sein Magen krampfte sich sowieso zu einem Knoten zusammen, wenn er daran dachte, was er vorhatte – was er tun musste.