Kapitel 20
Gott, wie sollte er es ihr sagen? Kenneth wappnete sich und schlug das Buch wieder auf. »Ich kann nicht lesen«, sagte er.
Sie blinzelte verwirrt. »Aber du hast immerzu gelesen, als du noch bei uns lebtest. Ich habe dich ständig mit einem Buch gesehen …«
»Arabisch, Badra. Ich kann kein Englisch lesen. Das habe ich nie gelernt.«
Sie öffnete den Mund. »Du …«
»Kannst du dir vorstellen, wie es ist, alles Vertraute hinter sich zu lassen und in ein Land zu kommen, das man nicht kennt? Die ersten Tage kostete es mich eine ungeheure Kraft, nicht gleich wieder umzukehren.« Er lachte bitter. »Ich bin in England geboren und kannte das Land überhaupt nicht. Ich konnte nicht einmal«, er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, »ein englisches Buch lesen.«
Er wandte das Gesicht ab. »Als ich nach England kam, sagte ich niemandem, dass ich nicht lesen kann. Ich schämte mich zu sehr. Du bist die Einzige, der ich es je erzählt habe.«
Schweigend wartete er ihre Reaktion ab. Badras ungläubiger Ausdruck wich einem Lächeln. Behutsam nahm sie ihm das Buch aus der Hand und rutschte zu ihm, bis ihre Schenkel sich berührten.
»Jetzt kennen wir unsere Geheimnisse, Khepri. Englisch zu lesen ist schwer, aber ich kann es dir beibringen. Willst du es von mir lernen?«
Khepri war ungemein erleichtert, denn sie hatte ihn nicht verhöhnt. Nun gut, damit hatte er auch nicht gerechnet, aber … Er nickte.
Sie schlug die erste Seite auf, griff nach seinem Finger und legte ihn unter die Buchstaben. »Erstes Kapitel. Ich werde geboren …«
Fast den ganzen Nachmittag brachte seine große Liebe ihm bei, zu lesen. Badra erklärte ihm nur die Buchstaben, die Worte hingegen musste er sich selbst Laut für Laut erobern. Kenneth bemühte sich sehr, den Zeichen einen Sinn abzuringen, und Badra bewies eine Engelsgeduld und nahm ihm die Scham, die ihn normalerweise plagte. Als er schließlich einen vollständigen Satz bewältigte, schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln.
»Danke«, sagte er, und ihm fiel ein Stein vom Herzen.
Badra lehrte ihn. Bald wäre es an ihm, im Gegenzug ihr etwas beizubringen. Eine köstliche Vorfreude erfüllte ihn, als er ein anderes Buch holte. Er strich ihr sanft über die Wange.
»Lies mir noch mal vor, Badra!«
Sie wollte nach dem Dickens greifen, doch er fasste ihre Hand. »Aus diesem Buch.«
Erschrocken betrachtete sie die Ausgabe des Kamasutras, die er ihr in den Schoß legte. Er hatte das Buch aus England mit hergebracht, weil er hoffte, es könnte ihm helfen, eine Phantasie zu verwirklichen, die ihm schon lange durch den Kopf schwirrte: Badra las ihm vor, was er mit ihr tun wollte.
Beim Blättern der Seiten errötete sie.
»Möchtest du wirklich deine Träume wahrmachen, Badra? Möchtest du erfahren, wie sich echte Leidenschaft anfühlt?«
Ihr heimlicher Wunsch. Sie fürchtete sich davor und sehnte sich zugleich danach.
Seine tiefe Stimme umhüllte sie wie warmer Honig. Kenneths Daumen glitt an ihrem Kinn entlang. »Lies mir vor!«
Sie senkte die Augen und begann zu lesen. Währenddessen spürte sie die Hitze seines Körpers, die nicht minder intensiv war als die seines Namensgebers, des Sonnengottes. Gleichzeitig fühlte sie seinen Schenkel an ihrem ebenso deutlich wie seine Hand, die leicht auf ihrem Knie lag. Als sie die Seite zu Ende gelesen hatte, drückte Kenneth sanft ihre Hand.
»Wir haben keine Betelnüsse«, sagte er leise, »aber wir haben Datteln.«
Kenneth nahm eine aus der Obstschale. Dann öffnete er den Mund, steckte die entkernte Dattel hinein und schloss die Lippen für einen kurzen Moment, ehe er die Dattel wieder zur Hälfte herausgleiten ließ und sie gegen Badras geschlossenen Mund drückte. Sie fühlte sich warm und feucht an, und er streichelte ihre Lippen mit der Frucht. Badra erbebte innerlich, öffnete aber nicht den Mund. Er beharrte – ganz sanft, aber entschlossen –, übte leichten Druck auf ihre Lippen aus, während er eine Hand unten an ihren Rücken legte. Sein Duft war verlockend: Sandelholz und Männlichkeit.
Mit jedem Mal, dass er die Frucht sachte gegen ihren Mund drückte, mit jedem behutsamen Drängen wurde offensichtlicher, worauf dieser symbolische Akt anspielte. Kenneth neigte den Kopf, murmelte beruhigende Worte und raunte ihr leise auf Arabisch zu. Ihre Zunge wollte die Süße der Dattel und den feuchten Saft schmecken. Schließlich streckte Badra sie heraus, um sie zu kosten. Kaum dass sie die Lippen ein winziges bisschen öffnete, nutzte Kenneth die Gelegenheit und schob ihr die Frucht in den Mund.
Erschrocken nahm sie die Dattel an, kaute sie langsam, bis der verführerische Geschmack ihre gesamte Mundhöhle füllte. Sie schluckte und sah Kenneth mit großen Augen an.
»Genau so isst man Datteln, mein Liebling«, sagte er leise, bevor er ihre Lippen mit seinen bedeckte. Sein Kuss war eindringlich und berauschend. Er zog sie näher zu sich und kostete ihren Mund ebenso genüsslich, wie sie eben die Dattel gekostet hatte. Dann löste er den Kuss, hob den Kopf und umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen. Seine Stimme lullte sie buchstäblich ein, so verführerisch und vielversprechend klang sie.
»Lass mich versinken, Badra! Lass mich untergehen und in den Vollmond sinken! Wie Khepri, der Gott des Sonnenaufgangs, möchte ich in dir, dem Mond, versinken. Lass die Sonne und den Mond sich in Leidenschaft vereinen, auf dass alles andere um uns herum verblasst! Ich verspreche dir, dass ich da sein werde, um dich aufzufangen, und ich werde nie, niemals deine Füße den Boden berühren lassen. Komm und tanz in meinem Licht, wie ich in deinem tanzen werde! Lass mich dich in den Armen halten und nie wieder loslassen!«
»Khepri«, sagte sie mit erstickter Stimme, »ich will ja. Aber … ich habe Angst.«
»Ich weiß«, beruhigte er sie. »Doch Ängste besiegt man am besten, indem man sich ihnen stellt. Wovor hast du am meisten Angst?«
Er hielt ihre Hände, nur ganz leicht, und sie nahm all ihren Mut zusammen. »Davor, gefesselt zu werden, wie ich es in Fareeqs Zelt war, und die Peitsche zu sehen. Hilflos zu sein«, flüsterte sie.
»Vertraust du mir?«
Als sie nickte, streichelte er ihr sanft über die Wange. »Dann komm zu mir, meine Liebe!«, sagte er. Seine leisen Worte klangen rauh und verführerisch. Sie hatten beinahe etwas Hypnotisierendes. Ja, seine Sinnlichkeit berauschte sie. Das war Khepri – kein englischer Herzog, sondern ihr ägyptischer Krieger, geübt in den orientalischen Künsten der Männer, Frauen in ihre Betten zu locken und sie mit ihrer Maskulinität und ihrer Leidenschaft zu verführen.
Badra zitterte ängstlich und sehnte sich gleichzeitig danach, von ihm verführt zu werden.
»Hab keine Angst vor mir, Kleines!«, sagte er freundlich. »Ich werde dir nicht weh tun.« Dann wurde seine Stimme tiefer und ernster. »Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendetwas je wieder weh tut.«
Sie schluckte, als ihr Puls sich beschleunigte. Jeder ihrer Herzschläge schien in ihren Ohren zu hallen. Er zog sie von der Fensterbank hoch und begann, sie zu entkleiden. Dabei streiften seine Fingerspitzen sie nur ganz zart. Als sie vollkommen nackt vor ihm stand, betrachtete er sie von oben bis unten.
Bewunderung und Verlangen leuchteten in seinen Augen. Kenneth beugte den Kopf, hob ihr Haar und knabberte und leckte sanft an ihrem Ohrläppchen. Ein Schauer reinster Wonne lief ihr über den Rücken.
»Vertrau mir!«, flüsterte er zärtlich. »Vertraust du mir? Um das zu tun, musst du mir voll und ganz vertrauen.«
Wieder strich er ihr über die Wange. »Schenkst du mir dein vollkommenes Vertrauen, Badra? Du weißt, dass ich dir nie weh tun würde, oder?«
Sie konnte nichts sagen, sondern nickte nur stumm.
Zu ihrem Entsetzen holte er die Halskette und legte sie ihr um. Ihr Atem stockte. Es war die verfluchte Kette, die sie zur Sklavin machte, ohnmächtig und wehrlos.
Dann nahm er ihre Hand und führte sie zu den hohen Marmorsäulen. Zwei große Eisenringe ragten aus den Steinen, glänzend und bedrohlich. Badra lief es eiskalt den Rücken hinunter.
Er hielt ihr Leben in seinen Händen. Nie zuvor hatte sie sich ohnmächtiger gefühlt, nicht einmal als Fareeq sie geschlagen hatte, denn damals hatte sie sich an ihre Seele, ihr ba geklammert, auch noch als die Peitsche ihr tief ins Fleisch geschnitten hatte.
Ihr Hass hatte sie überleben lassen. Aber Kenneth, ihr früherer Beschützer, besaß die Macht, ihr schlimmere Wunden zuzufügen, als es Fareeq jemals vermocht hatte.
Er nahm ihre Hände und küsste die Innenflächen. Dann wand er ein Seidenband um jedes Handgelenk. Ihre alten Ängste wurden wach, als er die Bänder an den unheimlichen Eisenringen vertäute, so dass ihre Arme ausgebreitet waren. Die Fesseln waren locker genug, dass sie nicht an ihr zogen, aber die Knoten waren fest.
Sie konnte nicht entkommen.
Ihre Knöchel band er auf dieselbe Weise fest. Jetzt war sie ihm ausgeliefert, wehrloses Opfer seines Vergnügens, nackt zwischen zwei Säulen gefesselt. Es war beinahe die gleiche Position wie die, in der Fareeq sie gefesselt hatte, um sie auszupeitschen. Sie konnte nichts dagegen tun, dass heftige Schauer ihren Körper durchschüttelten. Badra versuchte angestrengt, ihre Angst zu verdrängen.
Vor ihr stand Kenneth: groß, muskulös und mächtig. An der gegenüberliegenden Wand hing eine Lederpeitsche. Mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze ging er hin und nahm die Peitsche herunter.
Ein scharfer Knall hallte durch die Luft, als er die Peitsche gekonnt schnalzen ließ.
Badra riss an ihren Fesseln, doch es war vergebens. Bitte! Ihr Mund formte das Wort, nur kam kein Laut heraus. Kenneth näherte sich ihr, die Peitsche in den Händen, sein Gesicht ernst und erbarmungslos.
Sie bekam eine Gänsehaut, und ihr Körper verkrampfte sich in der Erwartung entsetzlicher Schmerzen. Die Zeit kroch dahin, Minute für furchtbare Minute. Sie schloss die Augen, denn sie könnte es nicht ertragen, den Mann, der sie zu lieben behauptete und der einst geschworen hatte, sein Leben für sie zu geben, eine Peitsche gegen sie erheben zu sehen.
»Vertrau mir, Badra!«
Kenneth war ein Ehrenmann. Konnte sie ihm vertrauen, sie nicht zu verletzen, obwohl sie ihm so schrecklich weh getan hatte?
Badra biss sich auf die bebende Unterlippe und klammerte sich an die winzige Hoffnung, dass Liebe stärker war als Angst. Dann öffnete sie die Augen und sah ihn entschlossen an.
»Ich vertraue dir.«
Etwas fiel zu Boden. Erst begriff sie nicht, dann sah sie die Peitsche zu Kenneths Füßen – wie eine tote aufgerollte Schlange. Im nächsten Moment küsste er sie auf die Lippen, sanfter als Seide, wie lindernder Honig auf einer schmerzenden Wunde.
Er trat zurück, betrachtete sie, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck tiefster Zärtlichkeit an. Mit seinen starken Händen, die seinen Feinden gegenüber zu äußerster Brutalität fähig waren, nahm er ihren Kopf, als handelte es sich um die zarteste Fayence aus einer Pyramide.
»Mein Liebling«, sagte er mit belegter Stimme, »lass mich dir das Khamsin-Geheimnis der hundert Küsse enthüllen!«
Er verschwand hinter ihrem Rücken. Als Nächstes fühlte sie seine sanften Lippen auf ihrer Haut, deren federleichte Berührung sie aufs Wunderbarste wärmte. Auf jeden Kuss folgte ein winziges zartes Flattern seiner samtigen Zunge.
Er küsste ihre Narben, stellte sie verwundert fest, drückte seine Lippen auf ihre Vergangenheit, als könnte er Kuss für Kuss die Schmerzen lindern, die sie erlitten hatte. Es war wie Balsam auf ihrer Seele. Nach und nach füllten seine Liebkosungen sie vollständig aus. Bald gab es nichts anderes mehr – auch keine Angst. Badra spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie kniff sie zu und begann zu zählen, und neue Furcht überkam sie.
Das Geheimnis der hundert Küsse.
Das war die Khamsin-Krieger-Tradition, von der sie die Frauen in den dunklen Zelten flüstern gehört hatte: Küsse, mit denen die Leidenschaft einer Frau erregt werden sollte. Und sie gipfelten in Liebkosungen der empfindsamsten Stellen, die ihre Empfängerin in höchste Ekstase versetzten.
Kenneths Küsse badeten sie in einem warmen Meer des Akzeptierens, des Vergessens und der Versicherung seiner Liebe. Einhundert Küsse, die den brennenden Schmerz der Peitsche aus ihren Gedanken vertrieben. Jede einzelne Wunde, die Fareeq ihr beigebracht hatte, heilte Kenneth mit seiner Zärtlichkeit.
Er trat um sie herum und sah sie an. Für einen kurzen Moment blickte er ihr in die Augen, dann begann er aufs Neue, sie zu küssen. Seine Lippen fanden ihren Busen, liebkosten die Knospe, und Badra wand sich in ihren Fesseln. Kenneth fiel auf die Knie, umfasste ihre Taille und presste den Mund auf ihre erhitzte Haut. Er küsste ihren Bauch, tauchte die Zunge in ihren Nabel und ließ sie dort ganz leicht flattern. Darauf fühlte Badra, wie sich etwas Heißes zwischen ihren Schenkeln ergoss.
Und dann, mit kräftigen Händen, die töten konnten und zugleich so sanft waren, spreizte er ihre weichen Schamlippen und drückte seinen Mund auf die feminine Stelle dazwischen.
Mit jedem Kuss explodierte ein ungekanntes Wohlgefühl in ihrem Innern. Er umschloss einen Teil dort unten mit seinen Lippen, sog sanft daran und neckte ihn mit der Zunge. Badra zog an ihren Fesseln, während sie eine unglaubliche Hitze durchfuhr – Hitze, die von seinem Mund kam und ihr ein Gefühl bescherte, das sie nie zuvor empfunden hatte. Es war wie eine Spannung, die sich immer weiter aufbaute und sie nach etwas verlangen ließ, das ganz nahe und doch außer Reichweite war.
Dann hörte er auf.
Bebend und um Atem ringend sah sie ihn an. Eine unermessliche Enttäuschung breitete sich in ihr aus, als sie leicht zusammensackte, ihr Körper vor Verlangen pochend.
Kenneth stand auf, band sie los und trug sie zum Bett. Sie fühlte die weiche Matratze unter sich und seinen festen warmen Mund auf sich.
Als er seine Hose auszog, erblickte sie seine riesige Erektion. Ängstlich wich sie zurück. Er hielt inne, bevor er sich mit einem Ausdruck tiefen Bedauerns einen schwarzen Bademantel überzog. Dann drehte er sich um, ging zur Tür und legte eine Hand auf die Klinke. »Ich gehe ins Bad. Bleib du hier und ruh dich ein wenig aus.«
Er sprach milde und verständnisvoll. Badra indessen war enttäuscht, maßlos enttäuscht sogar. Sie sah ihm nach. Wollte er sie nicht? War er einfach nur freundlich?
Sie setzte sich auf, nahm die Halskette Amenemhats II. mit ihrem teuflischen Anhänger ab und legte sie auf den Tisch, wo sie mit einem lauten Klirren landete. Zu lange war sie vor jedweder Leidenschaft zurückgeschreckt. Das musste ein Ende haben! Es war an der Zeit, dass sie etwas dagegen unternahm.
Kenneth holte tief Luft, als er zum türkischen Bad ging. Seine gesamte Selbstbeherrschung hatte er aufbringen müssen, um nicht zu beenden, was er angefangen hatte. Er schmeckte ihre Süße noch in seinem Mund. Als er ihre Erregung gespürt hatte, wollte er erst weitermachen, bis sie den Höhepunkt erreichte, aber in letzter Sekunde hatte er aufgehört. Er wollte sie in den Armen halten, wenn sie zum ersten Mal sexuelle Befriedigung erlebte. Die Angst in ihrem Blick hatte ihm verraten, dass sie noch nicht so weit war.
Außerdem musste sie zu ihm kommen. Er würde ihr Verlangen entfachen, bis das zarte Glühen in ihr stark genug war, um zu einem Feuer der Sinnlichkeit aufzulodern. Am besten ließ er sie in Ruhe darüber nachdenken, was geschehen war – wie sie gefesselt und hilflos gewesen war und doch nichts als Freude empfunden hatte. Die Vorfreude war fast so süß wie die Erfüllung. Er wusste, dass in ihr die Dämonen der Vergangenheit mit neu entdeckter Leidenschaft kämpften. Und er wusste auch, dass sie schließlich warm und willig in seinen Armen liegen würde.
Heißer Wasserdampf schlug ihm entgegen, als er das Männerbad betrat. Kenneth runzelte die Stirn. Kaltes Wasser wäre ihm lieber gewesen. Er sah auf seinen zuckenden Penis hinab. Sehr kaltes Wasser!
Der Raum war langgestreckt, das Becken rechteckig. Grüne und weiße Mosaikfliesen mit einem islamischen Muster zierten den Fußboden. Zwei Frauen, grazil und exotisch, begrüßten ihn. Er war der einzige Besucher und stieg direkt in den Pool. Sobald er im Wasser war, das ihm bis zur Hüfte reichte, kam die kleinere der beiden Frauen mit einem großen Badeschwamm in der Hand zu ihm. Sie benetzte seine Schultern und Arme und begann, ihn zu waschen.
Kenneth schloss die Augen, genoss die sanften Hände, die seine Schultern einseiften, und wünschte sich, es wären Badras.
Ein leiser Aufschrei der Empörung hallte durch den Raum.
Kenneth öffnete ein Auge und wollte vor Freude jubeln. Begleitet von dem Eunuchen, den er bezahlte, damit er sie bewachte, stand Badra am Rand des Beckens. Sie schmollte und sah sehr verärgert aus.
Kenneth verbarg seine Begeisterung und lächelte. »Hallo.«
»Was machst du da?«
»Ich nehme ein Bad.«
»Mit ihr?«
»Nicht mit ihr«, korrigierte er und sah zu der Dienerin auf. »Sie wäscht mich lediglich.«
Ein eisiges Funkeln blitzte in Badras Augen auf. Dann sagte sie so ruhig und frostig, wie er sie noch nie gehört hatte: »Lasst uns allein!« Dabei sah sie sowohl die beiden Frauen als auch den Eunuchen an.
Alle blickten fragend zu Kenneth, der nickte. Als sie davonhuschten, kniff Badra die Augen zusammen.
Kenneth setzte sich in die Ecke des Beckens, die Arme am Rand aufgestützt und die Beine ausgestreckt. »Nun, Badra? Ich bin noch nicht fertig gebadet. Und da du meine Dienerin fortgeschickt hast …«
Kenneth forderte sie heraus, und dabei sah er sie unverhohlen musternd an. Badra schluckte so heftig, dass ihre Halsmuskeln sich beinahe verkrampften, als er ihr den Schwamm hinhielt.
Badra wusste, dass Kenneth mehr als nur das Bad meinte. Wenn sie zustimmte, konnte sie nicht mehr zurück. Aber sie hatte schon viel zu lange Angst gehabt – Angst, die sie von der Liebe abhielt. Damit musste Schluss sein!
Sie sank auf die Knie und nahm den Schwamm, wobei ihre Finger seine streiften. Mit zögernden, ruckartigen Strichen begann sie, ihn zu waschen. Der Schwamm glitt über Kenneths Haut und seifte ihn ein. Schaumlauge floss über seinen Körper. Kenneth schloss die Augen und stöhnte tief.
Badra wurde ein wenig kühner, und ihre Striche wurden fester. Sie rieb seine breiten Schultern, die kräftigen Muskeln seines Rückens, dann seine dicken Bizepse mit den Tätowierungen von der Kobra – und die neue, das Ankh, Symbol des Lebens. Schaum verfing sich in dem dunklen Haar auf seiner breiten Brust. Nachdem sie seinen Oberkörper vollständig eingeseift hatte, hielt sie abrupt inne. Kenneth sah ihr in die Augen.
»Alles von mir, mein Liebling – wasch alles!«, sagte er.
Ihr war, als stünde sie vor einer riesigen Schwelle. Es lag bei ihr, sie zu überschreiten oder stehen zu bleiben. Hatte sie den Mut, weiterzumachen? Möchtest du wissen, was Leidenschaft ist, mein Liebling?
Sein rauhes Wispern hallte ihr durch den Kopf. Ich kann das tun, ermutigte sie sich im Stillen. Denn in seinem Blick erkannte sie keine brutale Lust, nur unendliche Geduld und zärtliche Liebe.
Zitternd holte sie Atem, bevor sie den Schwamm ins Wasser tauchte und sich damit seinem harten langen Glied näherte. Er schloss die Augen und erschauderte, als sie darüberstrich. Unter ihrer bebenden Hand spannte sich seine Männlichkeit. Ein hilfloses Stöhnen entwand sich seiner Kehle.
Plötzlich wurde Badra bewusst, was sie da mit ihm tat, mit ihrem Khepri, ihrem Krieger, der sein Leben ihrem Schutz verschworen hatte. Seine Muskeln spannten sich an und zuckten, als würde er einen Kampf ausfechten. Und auf einmal erkannte sie, dass sie Macht über ihn hatte.
Er schlug die Augen auf. »Genug!«, flüsterte er heiser und nahm ihr den Schwamm ab. »Jetzt bist du dran.«
Wassertropfen flogen in alle Richtungen, als er aufstand und sie in seine Arme hob. Dann legte er sie behutsam ins Wasser, worauf Badra erschrocken aufschrie. Ihr türkisfarbenes Kleid klebte an ihrer Haut, und sie starrte Kenneth verwundert an. »Ich bin ganz nass«, hauchte sie.
»Ach ja?«, fragte er mit tiefer sanfter Stimme. »Dann sollten wir dir lieber dein hübsches Kleid ausziehen.«
Langsam öffnete er die winzigen Perlknöpfe einen nach dem anderen und schob den Stoff beiseite, bis er über ihre Schultern hinunterglitt. Badra hielt die Luft an, als er ihren Hals küsste und gleichzeitig mit einem kurzen Ruck das Kleid ganz hinunterzog, so dass sie nackt vor ihm stand.
Er nahm sie in die Arme und vertiefte den Kuss. Sein Mund fühlte sich wie heißer Honig an, köstlich und süß. Er regnete Küsse auf ihr Kinn und ihren Hals herab bis hinunter zu der kleinen Vertiefung. Sie hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen. Neue und beängstigende Empfindungen übermannten sie.
Kenneth hob den Kopf und sah sie an. Die Sinnlichkeit färbte das Blau seiner Augen eine Nuance dunkler. »Badra, willst du das hier? Willst du mich? Wenn du ja sagst …«
Ob sie jenes Feuer auflodern lassen wollte, das er mit seinen heißen Küssen und zärtlichen Liebkosungen entzündet hatte? Badra nickte langsam.
»Keine Reue?«, fragte er.
»Nein«, flüsterte sie. Eine winzige Furcht, wie das Pochen eines Miniaturherzens, regte sich in ihr. »Was … wirst du mit mir machen, Khepri?«
Er legte seine Hand unter ihr Kinn und streichelte es. »Ich werde dich lieben, Badra. Ich werde dich lieben, bis du vor Wonne und Verzückung schreist«, antwortete er leise.
Dann senkten seine Lippen sich auf ihre und lockten sie auseinander, so dass er mit der Zunge tief in sie eintauchen konnte.
Seine Hände umfingen ihre Brüste, und die Daumen malten langsame regelmäßige Kreise um die Spitzen. Eine süße quälende Spannung baute sich in ihr auf. Küssend bewegte er sich hinunter bis zu ihren Brüsten und bedeckte eine der Spitzen mit seinem Mund. Seine Zunge rieb sie abwechselnd fest und sachte. Wimmernd vergrub Badra die Hände in seinem Haar.
»Khepri! Es könnte jemand kommen«, hauchte sie atemlos.
Er legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihr auf. »Das will ich doch hoffen«, entgegnete er rauh. »Du!«
Aber er führte sie aus dem Pool und nahm zwei große weiße Leinenhandtücher von einem Tisch. Eines wickelte er sich um die Hüfte, mit dem anderen begann er, sie abzutrocknen. Er streichelte sie mit dem weichen Stoff, tauchte damit in die Vertiefungen ihres Körpers und die verborgenen Stellen ein, bis ihre Hüften bei jedem zarten Strich nach vorn stießen.
Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte seine Lippen, als er sie in seinen schwarzen Bademantel hüllte. Sie verließen das Bad. Vor Unruhe und Vorfreude tanzten Schmetterlinge in Badras Bauch. In ihrem Zimmer angekommen, zog er ihr den Bademantel wieder aus und löste das Handtuch von seinen Hüften. Wasser glänzte auf seinen kräftigen Muskeln. Silberne Tropfen blinkten in dem dunklen Haar über seiner gewaltigen Erektion. Sanft hob er Badra hoch und legte sie aufs Bett. Er sah sie voller Zärtlichkeit an.
»Bist du sicher, mein Liebes?«, fragte er.
»Ja«, antwortete sie und berührte sein Gesicht. »Ich liebe dich. Ich will das hier. Ich will dich!«
Sein Kuss war zart, seine Lippen warm und weich. Er neckte und liebkoste sie, übte sanften Druck aus, bis sie ihren Mund öffnete und seine Zunge eindringen ließ.
Kenneth begann mit kleinen vertraulichen Stößen, leckte die Innenseiten ihrer Lippen. Sein Duft nach Sandelholzseife und männlicher Kraft umhüllte sie. Badra stöhnte, als das Feuer in ihr immer höher loderte und das Verlangen nach seinen Berührungen immer größer wurde. Ihre Muskeln zuckten unter seinen Fingern. Sie glitten tiefer und berührten sie zwischen den Beinen, wo sie sie langsam zu streicheln begannen. Schockiert und verzückt zugleich reckte Badra sich ihm entgegen.
Dann tauchte er mit einem Finger tief in sie hinein. Sofort verkrampfte Badra sich, klemmte die Beine zusammen, doch sie konnte nichts gegen seine intime Berührung ausrichten. Vielmehr schien ihr Schoß ihn geradezu zu umfassen, als er sie weiterstreichelte. Er hielt sie fest in einem Arm und drang noch tiefer in sie. Gleichzeitig neckte sein Daumen sie zwischen den Schamlippen.
»Sieh mich an, mein Liebling!«, forderte er sie sanft auf. »Ich bin es, dein Khepri. Schau mir in die Augen und sieh, wer dir diese Wonnen bereitet!«
Sie wimmerte leise und tat, was er sagte. Als würde die Intensität seiner Berührung noch gesteigert, wuchs ihre Erregung und sie beugte ihm sehnsüchtig ihre Hüften entgegen. Er sah ihr in die Augen. »Sehr schön – genau so, entspann dich, ja, so!«
Die Spannung in ihrem Innern breitete sich weiter und weiter aus, während seine Finger sich schneller bewegten und sie sich seiner Hand noch entschlossener entgegenhob. Sie packte seine Schultern. »Khepri«, wimmerte sie, »ich kann nicht, ah – oh, das ist, oh, Khepri!«
»Lass los!«, flüsterte er. »Lass los, mein Liebling!«
Ihr Körper erbebte, und sie schrie auf, als sie in einem Hochgefühl explodierte. Ihre Hüften wiegten sich im Rhythmus seiner Liebkosungen, und er fing ihren Wonneschrei mit seinem Mund auf.
Sie atmete in kleinen Stößen und kehrte nur langsam wieder auf die Erde zurück. Ihre Haut glänzte von Schweiß. Sie hielt sich an ihm fest, als fürchtete sie, zu ertrinken.
Vor Triumph strahlten seine blauen Augen wie leuchtende Saphire. Mit der Geschmeidigkeit seines Kobra-Totems rollte Kenneth sie auf den Rücken und bedeckte sie mit seinem Körper. Warme große Hände schoben sich zwischen ihre geschlossenen Schenkel.
»Breite deine Beine für mich aus, Liebes!«, murmelte er und sah sie an. »Vertrau mir! Ich werde dir nicht weh tun.«
Vertrau ihm! Er wird dir nicht weh tun. Badra gehorchte einem uralten Instinkt, spreizte die Beine und öffnete sich ihm wie eine erblühende Blume. Sein Gewicht drückte sie auf das Bett, und sie fand es wunderbar.
Dann fühlte sie sein hartes dickes Glied an ihrer weichen Weiblichkeit. Sie biss die Zähne zusammen, als sie den Druck des eindringenden Penis spürte. Automatisch wollte sie zurückweichen, aber er hielt ihre Hüften fest.
»Ich kann nicht!«, stöhnte sie.
»Du kannst«, widersprach er ihr leise. »Nimm alles von mir, mein Liebling!«
Kenneths Erektion füllte sie aus, als er weiter in sie eindrang. Sie fühlte sich, als würde sie über alle Maßen gedehnt. Während er ihr beruhigende Worte zuflüsterte, hielt er sie fest und schob sich immer tiefer in sie hinein. Badra schlang die Arme um ihn und spürte, wie angespannt die Muskeln auf seinem Rücken waren. Sie sehnte sich danach, dass er sie nahm, er und nur er allein. Der erste Mann, der seit ihrer Gefangenschaft bei Fareeq ihren Körper einnahm, wurde zu ihrem Anker, ihrem Fels in der Brandung.
Die Reibung seines Körpers verursachte eine köstliche Spannung in ihren Lenden, und sie wuchs, als er über sie glitt, besänftigende Worte murmelnd, die sie zwar nicht richtig verstand, die sie aber rührten, weil sie so ungemein zärtlich klangen.
Er stieß fester zu, und sie erstarrte, so unerwartet war dieser ungeheure, doch köstliche Druck zwischen ihren Beinen.
»Komm, mein Liebling, hab keine Angst! Entspann dich, ja, so, das ist gut, das ist sehr gut!«, lockte er sie.
Unaufhörlich stieß er langsam tiefer und tiefer. Ein stummer Schrei entwand sich Badras Kehle, als er schließlich vollständig in ihr war. Dann begann er, zu stoßen, atmete flach und heftig. Er glitt auf ihr auf und ab, sein Glied pulsierte tief in ihr. Instinktiv bewegte sie sich ebenfalls und hob die Hüften seinen Stößen entgegen. Er flüsterte leise Worte der Liebe, die sie aufforderten, eins mit ihm zu werden. Keine Tränen mehr. Kein Schrecken mehr. Nur das Gefühl vollkommener Verbundenheit, inniger Einigkeit und einem wachsenden Verlangen, ganz und gar ineinander aufzugehen. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie jemandem so tief vertraut. Jetzt aber tat sie es, machte sich freiwillig zur Gefangenen seiner zärtlichen Hände und ergab sich ihrer gemeinsamen Leidenschaft.
An der Art, wie seine Rückenmuskeln sich unter ihren Händen spannten, erkannte sie, wie sehr er sich unter Kontrolle hielt. Sie drückte ihn fester und beugte die Hüften leicht, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen.
Sogleich begann er, mit aller Kraft in sie hineinzustoßen, als hätte sie ihn all seiner Selbstbeherrschung beraubt. Schweiß rann über sein Gesicht, befeuchtete sein Haar, während er sie Stoß für Stoß sein machte. Bald stöhnte er laut auf, zog ihre Schenkel an seine Hüften und rammte seinen mächtigen Körper fester und fester gegen ihren.
Schließlich stieß er ein letztes Mal zu und stöhnte noch tiefer. Er erbebte und zuckte, und ihr Name entfuhr seinen Lippen wie ein Gebet. Sie fühlte, wie sein heißer Samen sich in ihren Schoß ergoss.
Langsam rollte er sich von ihr. Es dauerte eine Weile, bis Badras Herzschlag sich wieder normalisierte. Kenneth nahm sie in seine Arme und küsste sie auf die Stirn. »Geht es dir gut?«
Sie schmiegte sich an ihn. »Ich fühle mich, als wäre ich gestorben, hinter die Sterne und die Sonne geflogen und im Paradies gelandet. Ist das hier das Paradies?«
»Ja, ist es, mein Liebling«, sagte er leise und strich ihr übers Haar. »Ich könnte mir jedenfalls keinen paradiesischeren Ort vorstellen.«
Er betrachtete sie zärtlich, während sie sich an ihn kuschelte, und hielt sie fest, als fürchtete er, sie könnte gleich dem blassen Mondschein verschwinden. Kurze Zeit später fielen ihm die Augen zu. Badra drehte sich auf die andere Seite, worauf Kenneth sich von hinten an sie schmiegte und mit einem Arm umfasste.
So schliefen sie beide wunderbar befriedigt ein. Stunden später fühlte Kenneth einen kühlen Lufthauch an seinen nackten Schultern. Noch im Schlaf wurde er unruhig und fröstelte, als ihn eine dunkle, tödliche Vorahnung überkam. Er schrak hoch und blickte sich im Zimmer um. Fahles Mondlicht fiel durch die Fensterläden und warf ein geometrisches Muster auf die Bettdecke. Sonst war nichts zu sehen.
Langsam legte er sich wieder auf das weiche Kissen und zog Badra in seine Arme. An Schlaf war jedoch nicht mehr zu denken. Den Rest der Nacht wurde er das unheimliche Gefühl nicht los, dass jemand am Bett gestanden und sie beobachtet hatte, während sie schliefen.