Kapitel 13
Mit ihrer beinahe vollkommen glatten Oberfläche, die von einem kleinen Krater in der Mitte halbiert wurde, ähnelte die Pyramide Senusrets III. in Dashur eher einem Vulkan als einem ägyptischen Denkmal. So weit das Auge reichte, erstreckte sich rotbrauner Sand, der sich an den Wänden des Bauwerks aus der zwölften Dynastie hinaufzog. Die schwarzen Steine aus sonnengetrocknetem Nilschlamm ragten in den Himmel auf. Kenneth musterte den Riss in der Pyramide, der bei Ausgrabungen früherer Archäologen 1839 entstanden war, die vergeblich nach dem Eingang der Grabkammer gesucht hatten.
Inzwischen wärmte die Sonne ihn angenehm, und er blickte gen Himmel, um die Tageszeit zu bestimmen, wie seine Khamsin-Brüder es ihm beigebracht hatten. Es war nach Mittag. Kenneth sah wieder hinunter und siebte den Sand mit den Fingern. Wie Mehl rann er zwischen ihnen hindurch und wurde vom Wind fortgetragen. Um die Ausgrabungsstätte herum standen cremefarbene Zelte. Zwar wohnte der Ausgrabungsleiter, Jacques de Morgan, im nahe gelegenen Dorf, aber einige seiner Helfer blieben stets in der Nähe der Pyramide. Kenneth stand auf und klopfte sich die Hände ab. Sand stob von seinen Lederstiefeln auf, als er hinunter zum Lager ging.
Die gestohlene Goldkette war im nördlichen Teil der Pyramide gefunden worden, wo es mehrere Kammern gab, welche die Gräber von Senusret und der königlichen Familie bargen. Die Sarkophage waren sämtlichst leer gewesen, die Mumien längst verschwunden. Kenneth vermutete, dass sie aus Sicherheitsgründen in anderen Gräbern bestattet worden waren, was unter den Nachfahren der ägyptischen Könige nicht unüblich gewesen war, fürchteten sie doch, dass ihre sterblichen Überreste durch Grabräuber in ihrer Ruhe gestört werden könnten. Trotzdem hatte man am Fuß des Granitsargs im uralten Staub das faszinierende Schmuckstück gefunden, weshalb de Morgan davon ausging, dass sich unterhalb der Grabkammern noch eine geheime Kammer befand, in der jene kostbaren Artefakte lagerten, die den Toten mitgegeben worden waren, um ihnen das Nachleben zu verschönern.
Kenneth hatte strikte Anweisung ausgegeben, dieser Theorie erst nachzugehen, nachdem er bei der Ausgrabungsstelle eingetroffen war. Er musste dabei sein, wenn man die unterirdische Kammer fand. Falls es mehr Schmuck gab, würde Rashid die Chance ergreifen, ihn zu stehlen. Und dann konnte Kenneth ihn in flagranti ertappen und zu den Khamsins zurückbringen, damit sie über ihn richteten.
Hocherhobenen Hauptes schritt er auf das Lager zu und dachte an die Falle, die er vorbereitet hatte.
Er wusch sich an dem Bassin, das auf einer leeren Kiste in seinem Zelt stand, und ging dann zum Mittagessen. Unter einem weißen Baldachin saßen Victor und Jacques de Morgan an einem Klapptisch, aßen von Porzellantellern und tranken Fruchtsaft aus Kristallkelchen. Kenneth missfiel dieser Protz inmitten der kargen Schlichtheit der Wüstenlandschaft.
Fern am Horizont erschien eine kleine Wolke, und Pferdehufe donnerten im Sand. Der Staub verdichtete sich und wirbelte auf. Kenneth hielt eine Hand über die Augen und blickte genauer hin.
Zwei Khamsin-Krieger kamen auf wunderschönen schlanken Arabern auf das Lager zu. Fachkundig dirigierten sie ihre Pferde ausschließlich mit den Knien statt mit den Zügeln. Kenneth war nicht ganz wohl, als er die beiden Männer erkannte, auch wenn er fast mit ihnen gerechnet hatte:
Jabari und Ramses stiegen ab.
Kenneth hatte geahnt, dass der Khamsin-Anführer ihm eine solch schwerwiegende Sache wie Grabraub nicht allein überlassen würde. Immerhin stand die Stammesehre auf dem Spiel, die Jabari mit mindestens derselben Entschlossenheit verteidigte wie Ramses. Und für Letzteren waren Grabräuber die verachtenswertesten Kreaturen überhaupt.
Seufzend ging Kenneth auf seine beiden Freunde zu.
Jabari sah ihn ernst an. »Es ist so, wie du bereits voraussagtest, Khepri. Badra sagte uns, de Morgan hätte sie angeheuert, Zeichnungen von der Ausgrabung zu fertigen. Rashid wird bald mit ihr eintreffen.«
Das hörte sich gar nicht gut an. Jacques de Morgan hatte sie herbestellt? Warum sollte der französische Archäologe das tun? Er nickte in Richtung des Tisches. »Ich mache euch bekannt.«
Als sie sich dem Baldachin näherten, schnappte Kenneth die Worte »Wenn die Halskette gestohlen wurde …« auf. Sein Cousin blickte erschrocken auf und verstummte.
Nachdem sich alle vorgestellt hatten, sah Victor zu de Morgan und sagte: »Ich muss mir ein paar Sachen ansehen. Wir treffen uns an der Ausgrabungsstelle.«
Kenneth blickte seinem Cousin nach. Was hatte er mit de Morgan besprochen, das sie offensichtlich nicht hören sollten?
Der französische Archäologe betrachtete Jabari und Ramses fasziniert. »Mon Dieu, diese Waffen, die Sie tragen!«
Nicht ohne einen Anflug von Stolz fasste Jabari nach dem Elfenbeingriff seines Krummsäbels. Das Schwert war ein Symbol der Stammesführer und wurde seit Urzeiten von einer Generation zur nächsten weitergereicht.
»Aber Pistolen und Gewehre sind so weit überlegen«, fuhr de Morgan fort und tupfte sich den Schnauzbart mit einer Serviette. »Ich schätze, das liegt an der Kultur. Ägypter sind doch sehr schlicht im Vergleich zu zivilisierten Gesellschaften wie der französischen.«
Kenneths Magen krampfte sich zusammen, während Jabari wütend die Zähne zusammenbiss. Der Scheich bedachte de Morgan mit einem vernichtenden Blick und wandte sich ab. Die breiten Schultern durchgestreckt, schritt er davon.
Allein mit de Morgan und einem schäumenden Ramses, empfand Kenneth den Zusammenprall seiner zweier Welten als besonders unangenehm.
Ramses sah ihn fragend an. Wer bist du?, schien sein Blick zu sagen. Der Duke of Caldwell oder Khepri? Bist du immer noch unser Bruder?
Ein Bruder nähme eine derartige Beleidigung nicht stillschweigend hin.
De Morgan, der überhaupt nicht mitbekam, wie angespannt die Stimmung war, stand auf und trat unter dem Baldachin hervor, um sich die Krümel vom edlen Leinenanzug zu bürsten. Kenneths Blick fiel auf eine Schale mit glänzend polierten importierten Früchten auf dem Tisch: Orangen und Bananen. Da hatte er eine Idee. Er nahm eine Banane, warf sie Ramses zu und sagte leise auf Arabisch: »Setz dich hin, warte auf mein Stichwort und schäl sie dann mit deinem Dolch!«
Der Wächter sah ihn interessiert an. De Morgan kehrte zurück und setzte sich wieder, da lehnte Kenneth einen Ellbogen auf den Tisch.
»Sie behaupten, die Ägypter seien schlicht, Monsieur de Morgan. Nun, als ich bei den Khamsin lebte, stellte ich fest, dass ihre Krieger mutige Kämpfer sind, furchtlos und unempfindlich gegen Schmerz. Außerdem dienen ihre Waffen manch … praktischen Zwecken.« Er legte eine Pause ein, um die Wirkung seiner Worte zu erhöhen.
Auf sein stummes Kommando hin zog Ramses seinen scharfen Dolch hervor und hielt ihn, die Klinge bewundernd und mit unverkennbarem Vergnügen, in die Höhe.
»Wie gesagt, die Krieger sind furchtlose, skrupellose Kämpfer, von frühester Kindheit an ausgebildet. Am Ende der Ausbildung erwartete uns alle ein Ritual, das uns in den Status wahrer Männer erhebt.« Kenneth unterdrückte ein Grinsen. »Die Beschneidung«, erklärte er dem Franzosen betont ruhig, »ein schmerzhafter Prozess, aber er garantiert eine gewisse, äh, Standhaftigkeit unter den Kriegern.«
Ramses begann, die Banane sehr langsam und vorsichtig mit seinem Dolch zu schälen.
»Dieser Vorgang erfordert eine scharfe Klinge, und der Krieger muss vollkommen stillhalten. Ein Ausrutscher, und …«
Ramses stieß einen leisen englischen Fluch aus, als der Dolch abrutschte und eine tiefe Kerbe in die Banane schnitt. De Morgan wurde kreidebleich, ja, Kenneth wollte schwören, dass sogar sein Schnurrbart eine Nuance heller wurde.
»Khamsin-Krieger lernen, die Schmerzen zu ertragen«, ergänzte Kenneth. »Und die Damen behaupten, einige Liebesakte wären dadurch umso befriedigender – weit befriedigender.«
Augenzwinkernd biss Ramses in die geschälte Banane und kaute sie genüsslich. Der Franzose indessen sah aus, als wäre ihm furchtbar übel.
Als Ramses eine weitere Frucht aus der Schale nahm und sie de Morgan reichte, schüttelte dieser nur den Kopf und wischte sich die Stirn mit seinem Taschentuch. Dann murmelte er entschuldigend, er müsse nach seinen Arbeitern sehen. Wie von der Tarantel gestochen, sprang er auf und rannte davon. Kenneth fiel vor Lachen beinahe von seinem Stuhl. Ramses, ebenfalls lauthals lachend, reichte Kenneth die Banane.
»Möchtest du? Frauen lieben diese Früchte«, sagte er kichernd.
»Aber nur geschält«, konterte Kenneth, und wieder prusteten sie los.
In ihrem üblichen dunkelblauen Kaftan, der weiten Hose und dem blauen Schal um den Kopf, suchte Badra das Lager nach ihrem Kontaktmann ab – dem Arbeiter, der, wie Masud ihr gesagt hatte, die erste Halskette gestohlen hatte. Rashid, Jabari und Ramses waren damit beschäftigt, ihre Zelte aufzubauen.
Die Anwesenheit des Scheichs und seines Wächters behagte ihr gar nicht. Jabari hatte ihr erzählt, Kenneth hätte sich mit ihm versöhnt und er beschlossen, die Ausgrabungsstelle zu besuchen und bei den Arbeiten zuzusehen. Aber dabei hatte er so ernst und forschend dreingeblickt, dass Badra nervös wurde.
Wollte sie vor ihnen den Diebstahl begehen, musste sie es besonders klug anstellen.
Ein großer hagerer Ägypter in einem knöchellangen Thob mit breiten blauen Streifen und einem weißen Turban, der leicht schräg auf seinem Kopf saß, sah zu ihr und nickte kurz. Badra nickte ängstlich zurück. Das also war ihr Kontaktmann unter den Arbeitern. Sie musste auf der Hut sein, sonst schlugen ihre sorgfältig ausgearbeiteten Pläne fehl.
Schlimmer noch: Die ägyptische Halskette könnte zu der Schlinge werden, an der Kenneth sie aufknüpfte.
Badra wischte sich die feuchten Hände an ihrem Kaftan ab und versuchte, sich zu beruhigen. Zitternd holte sie Luft und drehte sich abrupt um – worauf sie beinahe mit dem einen Mann zusammenstieß, dem sie noch nie etwas vormachen konnte: Kenneth.
Er streckte beide Hände aus, um sie abzufangen. Als er vor ihr stand und zu ihr hinabblickte, legte sein Schatten sich über sie. Unsicher starrte Badra auf seine Brust, die von einem weißen Hemd bedeckt war, bevor sie den Kopf hob und ihn ansah.
»Hallo, Badra«, sagte er leise.
Er war ernst, und seine blauen Augen schienen sie geradezu festzuhalten. Dichte Locken dunkelbraunen Haars fielen ihm in die Stirn. Trotz der Hitze zeigte sein frisches Hemd kaum eine Spur von Schweiß. Die obersten Knöpfe waren offen und gaben einen kleinen dreieckigen Ausschnitt seines Brusthaars frei. Wie verzaubert betrachtete Badra es und erinnerte sich daran, wie er sich an sie geschmiegt hatte, wie er ihre Brust liebkost und sie mit einem pulsierenden, schmerzlichen Verlangen erfüllt hatte, dem nachzugeben ihr der Mut fehlte. Und sie dachte an seine Bibliothek in England, an seinen kraftvollen Körper, der ihren bedeckt hatte, als sie ihn wegstieß und anschrie, er solle aufhören …
»Warum bist du hier?«, fragte er.
Sie lächelte ihn an, obwohl ihre Lippen bebten. »Jacques de Morgan lud mich ein, Zeichnungen von der Ausgrabung zu machen. Was ist mit dir? Überwachst du hier alles?«
»Nein, er führt die Aufsicht. Ich bin kein Archäologe.«
Die Spannung zwischen ihnen war so drückend wie die Hitze, die aus dem Wüstensand aufstieg. Badra schluckte. »Kenneth, was in England passiert ist …« Sie wurde tiefrot. Wie sollte sie mit ihm darüber reden? Scham und Schuldgefühle regten sich in ihr. Er hingegen sah sie vollkommen ruhig an – ja, unverhohlen taxierend und gänzlich gefühllos. Ihre Stimme wurde zu einem erstickten Flüstern. »Ich hoffe, wir können das beide vergessen und weitermachen wie vorher.«
»Ich kann es nicht. Was ist passiert, Badra? Warum hast du es dir in letzter Sekunde anders überlegt?«
Sein Gesicht verriet nichts von dem, was in ihm vorgehen mochte, als wäre er immer noch ein Khamsin-Krieger – oder ein englischer Herzog mit der kühlen Reserviertheit seiner Erziehung und Kultur. Sie konnte ihm nicht von ihrer brutalen Vergangenheit erzählen, von den Ängsten und der Scham, die sie jedes Mal empfand, wenn er sie berührte.
»Was meinst du?« Ihre Stimme klang zu laut, zu trotzig. Sie versuchte, überrascht zu tun, obwohl sie sich sicher war, dass er ihr wildes Herzklopfen bemerkte. Wie eine riesige Kalksteinsäule in einem der alten Tempel, stark, massiv und bedrohlich, ragte er vor ihr auf.
»Hattest du Angst vor mir, Badra?«, fragte er sanft.
Für einen kurzen Moment wollte sie alles gestehen und sich dem Mann anvertrauen, der einen Eid geschworen hatte, sie zu beschützen. Sie wollte ihm von ihren Ängsten und von Jasmine erzählen. Aber sie konnte nicht. Sie musste alles tun, um ihr Kind zu retten. Masud hatte sie gewarnt: Falls sie dem Herzog etwas sagte, würde Jasmine verkauft und für immer verschwinden.
Nein, sie musste Kenneth auf Distanz halten. Sollte er herausfinden, dass sie hier war, um die Kette zu finden … Badra nahm all ihren Mut zusammen, um auszusprechen, was ihn ganz gewiss verletzte.
»Entsinnst du dich an den Abend in der Wüste, als du mich geküsst hast?«
Er blickte sie zärtlich an. »Den werde ich nie vergessen.«
»Ich habe dir damals genauso etwas vorgemacht wie in deiner Bibliothek, weil ich wissen wollte, ob du mich immer noch so begehrst wie früher, Kenneth. Und du tatest es. Nachdem ich mich selbst davon überzeugt hatte, habe ich es mir anders überlegt.«
Schlagartig wurde sein Blick kalt wie Eis, und alle Zärtlichkeit wich aus seinen Zügen. »Gib es zu, Badra: Du wolltest mich ebenfalls!«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich gebe zu, dass ich sehr gut schauspielern kann.«
»War es gespielt, Badra?«, fragte er leise.
Ihr brach der Schweiß aus. Wie konnte sie diesen Mann betrügen, der ihr bis auf den Grund ihrer Seele zu sehen schien? »Nenn es, wie du willst. Ich jedenfalls betrachte es als das, was es war: ein Fehler – und zwar einer, den ich nicht wiederholen werde.«
»Manchmal erweisen sich Fehler, die wir begehen, als die besten Lektionen, die uns das Leben zu erteilen vermag. Und manche von uns müssen ihre Fehler wieder und wieder machen.«
Sie erschrak, als Kenneth ihre zitternde Hand ergriff und die Innenfläche küsste. Seine Lippen waren warm und fest.
»Ich würde dir mit Freuden helfen, deine Lektion zu lernen, Badra«, sagte er, wobei seine tiefe Stimme sie wie Samt einhüllte.
Sie schluckte. »Ich versichere dir, dass ich keinen Bedarf an irgendwelchen Lektionen von dir habe.«
»Das werden wir ja sehen«, murmelte er. Sie rannte weg, fühlte aber deutlich, wie er ihr nachsah.
Es war nicht gespielt. Das konnte es nicht sein. Kenneth kannte die Reaktionen einer Frau, die Anzeichen von Erregung. In seiner Bibliothek hatte Badra sie sämtlichst gezeigt. Warum war sie im letzten Moment zurückgeschreckt? Wollte sie ihn necken, wie sie es getan hatte, als er noch ihr Falkenwächter war?
»Das war ein schrecklicher Fehler. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich die Gefühle nicht erwidern kann, die du für mich hast, Kenneth.«
Kenneth ballte die Hände, so dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, und zwang sich, ruhig zu atmen. Sie verärgerte ihn, machte ihn wütend, quälte ihn, und dennoch begehrte er sie mit einem unvorstellbaren, erbarmungslosen Verlangen. Er würde so gut wie alles für sie tun.
Eine vertraute Stimme erklang an seiner Seite: »Eine Freundin von Euch, Euer Gnaden?«
»Nicht direkt.« Kenneth drehte sich zu Zaid um, froh, ihn zu sehen. Er hatte seinen Sekretär explizit angewiesen, ihn in Dashur zu treffen und ihm an der Ausgrabungsstelle Bericht zu erstatten. Als er Zaids Vollbart sah, rümpfte er schmunzelnd die Nase.
»Ein neuer Stil, Zaid? Versuchst du, dich den Einheimischen anzupassen?«
Für einen Sekundenbruchteil blitzten Zaids dunkle Augen überrascht auf, bevor sie wieder den üblichen neutralen Ausdruck annahmen. »Die Damen finden es hübsch«, antwortete er leise.
Kenneth lachte. »Ja, das bezweifle ich nicht.« Dann räusperte er sich. »Ich habe einige Papiere, die du dir ansehen solltest. Sie sind von meinem Cousin, der meine Unterschrift darunter braucht, und liegen noch im Shepherd’s Hotel. Außerdem musst du einiges an Korrespondenz für mich erledigen und das Geschäft meines Cousins in Kairo überprüfen. Ich will alles darüber wissen – was er verkauft und ob er Gewinn macht.«
»Soll ich sofort nach Kairo zurück?«
»Wenn du willst, kannst du heute noch hierbleiben. Die Ausgrabung verspricht recht spannend zu werden. Also darfst du gern zusehen.«
Zaid überlegte. »Nein, es ist besser, wenn ich gleich wieder zum Hotel zurückkehre und mich an die Arbeit mache – natürlich nur, wenn Ihr damit einverstanden seid.«
»Ja, gut«, stimmte Kenneth ihm zu und sah dabei zu Victor hinüber, der weiter weg von ihnen stand. »Denk daran, dass ich alle Auslagen übernehme, und berichte mir, sobald du die Informationen hast, die ich brauche.«
Mit diesen Worten ließ er seinen Sekretär stehen, in Gedanken ganz bei jemandem, der ihn fast ebenso sehr beschäftigte wie Badra: sein Cousin. Verheimlichte Victor ihm etwas? Und wenn ja, was?