Kapitel 12

Eine ganze Zeit später kam Kenneth zum Abendessen ins Zelt des Scheichs.

Mit einer über Jahre antrainierten Geschmeidigkeit setzte er sich auf den Teppich und überkreuzte die Beine. Seine englische Kleidung kam ihm in diesem Wüstenzelt deplaziert vor, wenngleich die Vertrautheit der Umgebung alles Fremde überwog: der Wüstenwind, der draußen über den Sand strich, der scharfe Duft, der von den Kochstellen herüberwehte, das leise Lachen der Frauen. Wie hungrig er war, bemerkte er erst, als Elizabeth und Katherine begannen, ein Gericht nach dem anderen auf dem kleinen Podest abzustellen.

Jabari zog eine Braue hoch, als er sah, wie Kenneth auf die Schalen starrte: geröstetes Lamm in Reiswickeln, kleine würzige Pasteten, flaches Brot und Joghurtsauce, Knoblauch. Kenneth konnte jede einzelne Zutat bestimmen. Und nach einem Jahr mit massigen Fleischstücken, die in schweren Sahnesaucen schwammen, kehrte erstmals sein Appetit zurück.

»Wir dachten, du würdest gern ein paar deiner früheren Leibspeisen essen«, bemerkte der Scheich.

Ein paar? Kenneths und des Scheichs Blick begegneten sich, und da war wieder die Zuneigung, die sie über Jahre verbunden hatte. Vor lauter Rührung hatte Kenneth einen Kloß im Hals, denn dieses Mahl und Jabaris Ausdruck verrieten, was er nicht aussprach.

Willkommen zurück! Willkommen zu Hause!

Kenneth verbarg seine Gefühle, als der Scheich ein Stück von dem flachen Brot abbrach, es in die Sauce tunkte und ihm reichte. Den Gast als Ersten zu bedienen war Sitte. Kenneth aß und seufzte genüsslich.

Tarik saß auf dem Schoß seiner Mutter und betrachtete das Essen mit großen Augen. Zwischen Ramses und Katherine saßen zwei Winzlinge von ungefähr einem Jahr, ein Mädchen und ein Junge. Beide hatten ebenholzschwarzes Haar und leuchtend grüne Augen: Fatima und Asad, ihre Zwillinge.

Elizabeth bestrich ein flaches Brotstück mit Joghurtsauce und gab es Tarik. Das Kind beäugte das Brot mit der Ernsthaftigkeit eines Archäologen, der eine Pyramide mustert, dann warf er es seinem Vater ins Gesicht. Weiße Sauce tropfte von Jabaris dunklem Bart.

»Aa!«, rief Tarik fröhlich.

»Ah ja. Mein Sohn, der künftiger Anführer unseres Volkes«, bemerkte Jabari trocken und wischte sich das Gesicht mit einem sauberen Tuch ab.

Tarik prustete laut, und Elizabeth schmunzelte verhalten.

»Lass mich mal! Ich weiß noch, wie dein Vater es bei mir gemacht hat. Er sagte mir immer wieder auf Arabisch, ich solle essen, und das war das erste arabische Wort, das ich lernte.« Kenneth nahm das Kind auf den Schoß. Der Kleine fühlte sich warm und weich an, als er es sich auf seinem Knie bequem machte. Für einen kurzen Moment dachte Kenneth daran, wie gern er ein eigenes Kind hätte, mit großen schokoladenbraunen Augen, genau wie Badras. Er brach ein kleines Stück Brot ab und löffelte damit etwas Reis auf.

»Iss!«, sagte er streng auf Englisch und wiederholte das Wort. Tarik öffnete den Mund, Kenneth steckte ihm das Essen hinein, und der Junge kaute seinen Reis bedächtig. Kenneth grinste zufrieden. »Man muss ihm nur zeigen, wer das Sagen hat«, erklärte er.

Tariks Eltern lächelten einander an, denn sie ahnten wohl schon, was als Nächstes geschehen würde. Ihr Sohn spuckte den Reis aus, und die kleinen Körnchen verteilten sich quer über Kenneths Gesicht.

»Iss!«, plapperte der Kleine nach.

Jabari und Elizabeth waren begeistert. »Tarik hat ein neues englisches Wort gelernt! Danke, Kenneth«, sagte Elizabeth.

»Gern geschehen«, erwiderte er und wischte sich den klebrigen Reis von den Wangen.

Tarik krabbelte von Kenneths Schoß und watschelte zu den Zwillingen hinüber, die auf trockenen Brotstücken kauten. Vor Fatima blieb er stehen und riss ihr das Brot aus der Hand. Mit derselben Geschmeidigkeit wie sein Vater hockte er sich auf den Teppich und begann, das Brot zu essen. Elizabeth runzelte die Stirn, aber Jabari hob die Hand.

»Warte«, sagte er leise, »ich will sehen, was sie tun.«

Alle Erwachsenen beobachteten die Kinder. Fatima sah Tarik mit großen Augen an und brabbelte ihrem Bruder etwas Unverständliches zu. Im nächsten Moment schnellte ihre winzige Faust vor, packte eine dicke Strähne von Tariks hellem Haar und riss kräftig daran.

Tarik ließ das Brot fallen, heulte und hielt sich den Kopf, doch das kleine Mädchen gab sein Haar nicht wieder frei. Unterdessen hob Asad das Brotstück auf, gluckste, schlug Tarik damit und reichte es seiner Schwester. Tarik sah so hilflos und erschrocken aus, dass Kenneth lachen musste, bis ihm die Tränen über die Wangen kullerten.

»Ein formidables Kriegerpärchen hast du da, Ramses!«

Dieser lächelte voller Stolz. »Ja, sie schlagen ganz nach der Mutter.«

Nachdem dieses Schauspiel vorbei war, stellten die Erwachsenen Kenneth Fragen über Fragen, erkundigten sich nach seinem neuen Leben, und er beantwortete sie so diplomatisch wie möglich, während er sich im Innern nach dem zurücksehnte, was sie einst gemeinsam gehabt hatten.

Zu seiner Verwunderung sah er, wie Jabari und Ramses das Essen wegräumten. Der stolze Scheich und sein Wächter trugen sogar die Teller zu dem großen Bassin. Katherine lächelte Elizabeth mitfühlend zu.

»Wäscht er auch ab?«, fragte Kenneth staunend.

Elizabeth antwortete: »An den Abenden, an denen ich Tarik ins Bett bringe, ja. Jabari meint, das Abwaschen strapaziert die Ohren weit weniger, denn Teller schreien nicht.«

Eine Weile später zogen die Frauen sich mit den Kindern in die Zelte zurück. Kenneth, Ramses und Jabari saßen zusammen und betrachteten den sternenbedeckten Nachthimmel.

Kenneth blickte zu den beiden Männern, die für ihn seine Brüder waren. Sie standen ihm näher als irgendein anderer Mensch auf der Welt. Zusammen hatten sie gekämpft, Blut vergossen und sich als Krieger in der Schlacht und der Hitze des Todes vereint. Könnte er doch nur alles noch einmal mit ihnen durchleben! Die Verpflichtungen, die mit seinem neuen Status einhergingen, fielen von ihm ab wie eine alte Haut. Hier konnte er endlich entspannen.

Jabari legte die Hände auf seine Knie, die Innenflächen nach oben gewandt. Ramses tauschte einen Blick mit ihm.

»Khepri?«

Er nickte langsam. »Ja?«

»Möchtest du eine wahrhafte Bindung zu uns eingehen, Khepri? Als unser Bruder? Würdest du eine zeremoniell besiegelte Blutsbruderschaft wollen?«

Der formelle Ton des Scheichs ließ keinen Zweifel daran, wie ernst diese Frage war. Kenneth zögerte nicht, sondern nickte bedächtig.

»Dann soll es geschehen.«


Mit bloßen Oberkörpern und nur in ihren blauen weiten Hosen saßen die drei im Sand des Khamsin-Zeremonienplatzes. Das Feuer in der Mitte warf unheimliche Schatten auf ihre Gesichter, die mit Aschestreifen überzogen waren – eine rituelle Bemalung, die Krieger am Abend vor einer Schlacht anlegten.

Kenneth streckte die Schultern durch und starrte ins Feuer, während Jabari den Zeremoniendolch nahm und ihn reinigte. Dann hob der Scheich die Waffe an die kräftigen Muskeln in Kenneths linkem Arm.

»Bist du dir sicher?«, fragte er.

Kenneth drehte sich zu ihm und sah ihm in die Augen. Er hielt sich kerzengerade und stolz. »Nie war ich mir einer Sache in meinem Leben sicherer. Ich will dein Blutsbruder sein.«

»Sehr gut.«

Wieder legten sie die Hände auf die Knie, und der Scheich sprach mit tiefer, feierlicher Stimme: »Blut zu Blut, Bruder zu Bruder, das Ankh, Symbol des Lebens, bindet uns ein Leben lang. Möge Mut durch unsere Adern fließen. Stark seien unsere Herzen und stark sei das Band zwischen uns. Noch wenn wir schwach und gebrochen dem Tode nahe sind, wird unser Blut weiter in den Adern des jeweils anderen fließen. Unsere Bruderschaft wird auf ewig stark sein.«

Kenneth biss die Zähne zusammen, als die Klinge in sein Fleisch schnitt. Er stählte sich gegen den Schmerz, indem er so gleichmäßig atmete, wie Ramses es ihm als Junge beigebracht hatte, und sich ganz auf seine Mitte konzentrierte. Als es vorbei war, wischte der Scheich ihm den Arm mit einem sauberen Tuch ab, bevor er das Messer, an dem Kenneths Blut haftete, an Ramses weiterreichte.

Ramses grinste fröhlich und nahm der Situation damit etwas von dem feierlichen Ernst. »Ah, das hat’s noch nicht gegeben! Mein Scheich, der mir einen Dolch reicht und mir befiehlt, sein Blut zu vergießen. Vielleicht reicht ja auch eine Tätowierung – ein hübsches Symbol oder die Lieblingsblume deiner Frau?«

»Oder wir tätowieren dir eine Karte von Ägypten auf, damit du immer nach Hause findest, wenn du dich verirrt hast«, schlug Kenneth lachend vor.

Jabari murrte. »Ramses, nun mach schon, bevor ich dir ein dauerhaftes Grinsen ins Gesicht schnitze!« Der Khamsin-Scheich starrte grimmig ins Feuer, als sein Wächter den Schnitt vollführte. Dann wischte Ramses ihm den Arm ab und reichte ihm den blutigen Dolch.

Der Scheich sah ihn nachdenklich an. Kenneth begriff, was los war, und begann zu lachen. Dann stieß Ramses einen tiefen Seufzer aus. »Muss ich noch einmal ran?« Er streckte die Arme aus, beide stark wie Baumstämme: Auf einem war ein Falke tätowiert, auf dem anderen die Symbole, die ihn als verheirateten Mann auswiesen. »Allmählich habe ich keinen Platz mehr«, beklagte er sich.

Der Scheich zog eine Braue hoch. »Ich kann immer noch auf einen anderen Körperteil ausweichen«, bot er mit einem süffisanten Grinsen an.

Ramses verfluchte ihn lachend, und auch Kenneth lachte, froh über die wiederhergestellte Freundschaft. Endlich fühlte er sich wieder richtig daheim.

Jabari entschied sich für die Stelle unterhalb der Falkentätowierung. Er machte einen Schnitt und hielt den Dolch gen Himmel.

»Möge dieser Dolch, der unser Blut vergoss, uns als Blutsbrüder verbinden, wie das heilige Ankh auf unseren Armen uns ewig daran erinnern wird, dass wir Brüder auf Lebenszeit sind.«

»Brüder auf Lebenszeit!«, wiederholte Kenneth inbrünstig.

»Brüder auf Lebenszeit!«, stimmte Ramses ein.

Der Scheich säuberte den Dolch und legte ihn vorsichtig wieder in die Zedernholzschachtel zurück. Glücklich sah Kenneth hinauf in den Himmel. Zum ersten Mal seit seinem Fortgang hatte er wieder das Gefühl, dass alles richtig war und seine Ordnung hatte.

Ramses knuffte ihn leicht und wies auf den Kreis auf Jabaris glatter muskulöser Brust. Die Almha, jene Tätowierung, die der Scheich an dem Abend bekommen hatte, bevor sie gegen die Al-Hajid in die Schlacht zogen, um sich ihre heilige goldene Scheibe zurückzuholen.

»Erinnerst du dich, von wann sie ist?«, fragte Ramses.

Kenneth nickte ernst, und seine Gedanken schweiften weit in die Vergangenheit zurück, zu jenem Abend, als die Krieger gesungen hatten und um das Feuer getanzt waren, während dem Scheich die Tätowierung eingeritzt worden war. Gefangen in längst vergangenen Bildern, stützte Kenneth das Kinn auf die Faust und blickte hinaus in die Wüste. Schließlich stand der Scheich auf. Gemeinsam gingen sie zum Lager zurück, wobei Kenneth sich fragte, wo er wohl die Nacht verbringen sollte.

Zu seinem Schrecken blieb Jabari vor Badras Zelt stehen und lächelte ein wenig unglücklich. »Sie kommt erst morgen Abend zurück, und Rashids Unterkunft ist weit weniger komfortabel. Da es spät ist, dachte ich, dir macht es vielleicht nichts aus. Falls du aber nicht hier schlafen möchtest …«

»Kannst du auch in unser Zelt kommen«, ergänzte Ramses.

»Nein, das geht schon«, sagte Kenneth achselzuckend. »Es ist ja nur für eine Nacht. Ich werde morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen.«

Er wünschte ihnen eine gute Nacht, zog seine Stiefel aus und trat in das schwarze Zelt. Auf einem Sandelholztischchen flackerte eine Öllampe. Kenneth ging direkt zur Schlafkammer, die durch einen Vorhang vom Hauptraum abgetrennt war, und blieb stehen.

Badras Schlafkammer. Er nahm ihren Duft von frischem Jasmin wahr. Eine silberne Haarbürste lag auf einem Holztisch vor einem ovalen Spiegel. Auf dem großen bequemen Bett, das mit frischen Laken bezogen war, türmten sich Seidenkissen.

Sie hatte es stets gemocht, mit vielen Kissen um sich herum zu schlafen.

Von alten Erinnerungen verzaubert, schloss er die Augen und dachte an den Tag zurück, an dem er Badra zum ersten Mal vor den Al-Hajid gerettet hatte. Damals hatte er sein Blut für sie vergossen und sein Herz an sie verloren.

Er rollte die Seitentücher ein Stück herauf, um die sanfte Brise hereinzulassen, wusch sich, schüttete das schmutzige Wasser in den Behälter, wo es zur Bewässerung des Gemüsegartens gesammelt wurde, und sank auf Badras weiches Bett. Dort fiel er in einen tiefen Schlaf, wie er ihn in England nie genossen hatte. Der Duke of Caldwell, ehemaliger Khamsin-Krieger, träumte von Jasmin und einem scheuen verlockenden Lächeln.


Endlich zu Hause.

Badra hatte sie mit halsbrecherischem Tempo zurück zum Lager getrieben, weil sie so schnell nach Dashur wollte wie nur irgend möglich. Das Mondlicht schien silbern auf den Sand, als sie und Rashid leise zwischen den Zelten hindurchschritten.

Sie ging in ihres und zog sich direkt in die Schlafkammer zurück. Lächelnd stellte sie fest, dass jemand so freundlich gewesen war, die Seitenwände teils hochzurollen, so dass der Mond hineinschien und die Luft angenehm erfrischt wurde. Im Dunkeln entkleidete und wusch sie sich, bevor sie ihr Baumwollnachthemd überstreifte, das sie in England gekauft hatte. Verträumt strich sie über den weichen Stoff, der für sie eine Verbindung zu Kenneth und seinem Heimatland herstellte – ihr einziges Zugeständnis an den unsinnigen Traum, seine Frau zu sein. Dann hätte sie dieses Nachthemd in ihrem Ehebett getragen und genüsslich beobachtet, wie Kenneths Gesicht vor Freude glühte, während er es ihr behutsam auszog, es zu ihren Füßen fallen ließ und sie mit einem sehnsüchtigen Verlangen in die Arme nahm. Er würde sie mit seinem Gewicht auf die Laken drücken und sein zärtliches Begehren einer wahnsinnigen Lust weichen, ehe er ihr grob die Beine spreizte und sich gewaltsam in sie drängte.

Badra erschauderte. Sie ging zu ihrem Bett, hob die Decke und legte sich hin. Ein leiser Seufzer entfuhr ihren Lippen. Wäre es wirklich so abstoßend, wenn sie sich Kenneth körperlich hingäbe? Was wäre passiert, hätte sie ihn nicht in letzter Minute von sich gestoßen? Wenn sie doch nur nicht solche entsetzliche Angst hätte!

Sie glaubte, den Duft von Sandelholz und Seife einzuatmen – Kenneths Duft. War sie schon so sehr in ihn verliebt, dass ihr Verstand verrückt spielte? Plötzlich hörte sie das ruhige tiefe Atmen neben sich, und gleich darauf schmiegte sich ein fester männlicher Körper an ihren. Muskeln und Sehnen passten sich an ihre weichen Kurven an. Sie erstarrte vor Schreck, öffnete den Mund zu einem Schrei, der Rashid und eine Horde Krieger herbeirief, als sie eine schläfrige Stimme vernahm.

»Mmmm, Badra.«

Kenneth?

Sie lag regungslos da, während ihre Furcht größter Verwunderung wich. Unterdessen rückte er noch näher an sie heran. Eine warme Hand glitt über ihre Rippen und hinauf zu ihrer Brust. Er nahm die Brustknospe zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte sie sanft. Es löste ein merkwürdiges Kribbeln tief unten in ihrem Bauch aus. Dann vergrub er das Gesicht in ihrem Haar, so dass sein Atem über ihren Nacken strich.

Sie wimmerte leise vor Wonne, was er mit einem sanften Stöhnen beantwortete. Er schlief, daran bestand kein Zweifel, und er träumte von ihr.

Auch als er sich dichter an sie presste und seine harte Erregung nur noch durch das Nachthemd von ihrem Po getrennt war, rührte sie sich nicht. Wieder tauchten furchtbare Bilder von Fareeq in ihrem Kopf auf, aber diesmal vertrieb sie die Erinnerungen mit aller Kraft.

Die federleichten Liebkosungen gingen weiter und entflammten Badras Blut. Sie befand sich in einer Zwickmühle. Falls sie ihn erschreckte und er aufwachte, könnte er andere wecken. Sie wollte jedoch um keinen Preis eine Szene machen.

Zudem erfüllten seine Berührungen sie mit den köstlichsten Empfindungen und riefen ein pulsierendes Verlangen in ihr hervor. Sie wartete, lauschte seinem schläfrigen Murmeln und erduldete seine Zärtlichkeiten nicht unwillig.

Dann drehte er sich unvermittelt zur anderen Seite. Badra stieg leise aus dem Bett und betrachtete ihn im schwachen Mondschein. Das silberne Licht betonte sein kantiges Profil. Seine sinnlichen Lippen waren leicht geöffnet. Die Decke reichte ihm nur bis zur Hüfte und gab den Blick auf seine nackte Brust frei, die von dunklem Haar bedeckt war. Die Kobratätowierung hob sich dunkelblau vom Bizeps seines rechten Arms ab.

Er träumte davon, sie in den Armen zu halten, während sie sich nicht einmal ausmalen mochte, was es sie kosten würde, in seine zärtliche Umarmung zu sinken. Mit einem geradezu schmerzhaften Bedauern schlich sie sich aus der Schlafkammer, um in einer Ecke des vorderen Zeltraums zu schlafen.


Noch bevor die ersten grauen Strahlen das Zelt erreichten, wachte Kenneth auf. Die Luft um ihn herum war von Jasminduft erfüllt. Er inhalierte diesen besonderen Wohlgeruch, der sogar an seinen Händen zu haften schien. War das ein Traum? Hatte er Badra in seinen Armen gehalten? Hatten seine zärtlichen Liebkosungen ihren süßen Lippen leise Wonneseufzer entlockt?

Nachdem er sich angezogen hatte, blickte er sich nachdenklich in der Schlafkammer um. Dann zündete er eine Öllampe an und ging leise durch den Vorhang, der den Schlafbereich von der Hauptkammer trennte. Als er den Stoff beiseitehob, wusste er bereits, was er dort vorfinden würde.

Badra lag auf dem Boden, ganz zusammengerollt und fest schlafend. Es war also kein Traum gewesen.

Eine halbe Ewigkeit stand er stumm vor ihr und betrachtete sie – die zarte Wölbung ihrer Wangen, die vollen Lippen, den schmalen Hals und die runden Hüften. Sie war so unendlich schön. Dann drehte er sich um und kehrte in die Schlafkammer zurück, um seine Sachen zu holen. Die Sonne begann gerade, sich am Horizont zu erheben, und versprach einen wolkenlosen strahlend blauen ägyptischen Himmel.

Kenneth sattelte sein Kamel und verließ das Khamsin-Lager so geräuschlos wie eine Kobra.

Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe
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