Kapitel 19

In der Nacht suchte sie ihre Vergangenheit im Traum heim. Sie näherte sich wie eine Herde Araber, die den Sand zum Vibrieren brachten, mit dem einzigen Unterschied, dass es hier, in diesem schwarzen Zelt, keine Schönheit gab. Sie war elf Jahre alt, eine neu gekaufte Sklavin von Scheich Fareeq. Badra lag auf einem dünnen Bett aus altem ergrauten Schaffell voller Schmutz und Staub. Dem Fell haftete der Gestank von altem Schweiß und etwas anderem, Unheimlicherem an.

Ihr hagerer kindlicher Körper war in ein dünnes rotes Gewand gehüllt, der Schleier aus demselben Material. Zarte Seidenpantoffeln bedeckten ihre winzigen Füße. Badra liebte die Pantoffeln. Sie waren das Einzige, was ihr von ihren Sachen geblieben war, nachdem ihre Eltern sie verlassen hatten. Beim Abschied im Bordell hatte sie geschluchzt und sich an sie geklammert, wie ein Kind sich an seine abgenutzte Lieblingspuppe klammert.

Schritte näherten sich und hielten vor dem Zelt. Dann explodierte Sonnenlicht in der Dunkelheit, als ihr neuer Gebieter das Fell vom Eingang beiseitezog und hereingestampft kam. Sie zitterte vor Angst.

Sein nach Zwiebeln und Knoblauch stinkender Atem und der beißende Geruch von altem Schweiß schlugen ihr ins Gesicht. Der Scheich zog seine Kleider aus und wickelte den schwarzen Turban auf. Sein Haar war dick, schmierig und von grauen Strähnen durchwirkt.

Dann stand er vor ihr, nackt, der Rumpf wabbelig und haarlos bis auf einen kleinen schwarzen Flecken unter seinem hängenden Bauch. Ein Phallus von der Größe ihrer Faust ragte darunter hervor.

Sie schrak zurück, und ihre Angst wich panischem Entsetzen, als er auf sie zukam. In seinen Augen erkannte sie dasselbe irre Funkeln, das sie bei den Männern gesehen hatte, die sie auf dem Auktionspodest angestarrt hatten. Eine fleischige Faust riss ihr das rote Kleid und den Schleier herunter.

Fareeq blickte auf die Seidenpantoffeln, auf die sie so stolz war, und lachte. »Lass sie an!«, befahl er.

Er drückte sie flach auf den Rücken und presste sie auf das Schaffell. Dann schob er sie weiter nach hinten und quetschte ihre zarten jungen Brüste, die eben erst begannen, weibliche Formen anzunehmen.

»Wie ein Knabe!«, grunzte er angewidert. »Die sollten besser schnell reifen. Du wirst jede Nacht die Schenkel für mich spreizen, bis mein Samen in dir Wurzeln schlägt und mein Sohn in deinem Bauch wächst.«

Mit diesen Worten bestieg er sie, so dass sein ganzes Gewicht sie auf das verschwitzte schmutzige Fell niederzwang. Sie bekam keine Luft mehr und merkte, wie der kleine feste Fleischschlauch, der aus ihm herausragte, gegen die weiche verborgene Stelle zwischen ihren Beinen stieß.

Mit einem Knurren schob er ihn in sie hinein.

Ein Angstschrei entwich ihrer Kehle. Fareeq lachte und stieß noch fester zu. Sofort erfüllte sie ein brennender Schmerz, während er sie innerlich zerriss, indem er immer brutaler in sie eindrang.

Binnen einer Minute war es vorbei. Er streckte sich grunzend auf ihr aus, bevor er sich wieder aus ihr zurückzog und dabei einen roten Blutstreifen auf ihren zitternden Schenkeln hinterließ.

»Geht doch nichts über eine Jungfrau«, raunte er hämisch und wischte sich mit ihrem Kleid ab. »Du wirst meine neue Lieblingsfrau sein, jede Nacht, denn deine Scheide ist noch stramm und genau richtig für mich.« Dann drehte er sich um und schlief ein. Bald darauf dröhnte sein lautes Schnarchen durchs Zelt.

Badra rollte sich ganz zusammen und weinte leise. Jede Nacht? Sie schwor sich, dass er ihr so etwas nicht wieder antun durfte. Morgen Nacht würde sie sich wehren.

Am nächsten Abend zog Fareeq sich aus, als sie auf dem Fell lag. »Spreiz die Beine für deinen neuen Gebieter!«, befahl er.

Er wollte sie besteigen. Aber sie ballte die Hände zu Fäusten und schlug mit aller Kraft nach ihm. Fareeq heulte auf, und für einen Moment empfand Badra große Zufriedenheit, als sie sah, dass seine Lippe blutete.

»Kein Mann ist mein Gebieter!«, sagte sie und streckte trotzig das Kinn vor.

Schnaufend wich er zurück. Ein bedrohlicher Schatten legte sich über seine Augen. Ehe sie begriff, packte er sie und riss sie hoch. Entsetzliche Furcht überkam sie, als er sie zwischen zwei Zeltstangen drängte und ihren nackten Körper dort festband. Der Zorn verzerrte sein Gesicht zu einer Fratze, als er eine Lederpeitsche aufnahm und sie schnalzen ließ.

»Nein, du Hure? Ich werde dir zeigen, wer dein Gebieter ist!«

Sie schrie auf, als der Riemen tief in ihre Haut schnitt.


Badra stieß einen schluchzenden Schrei aus. Kenneth, dem der Laut bis ins Mark fuhr, schrak hoch und lief zum Bett hinüber. Badras schmale Schultern bebten. Er nahm sie behutsam in die Arme.

»Schhhh, es war nur ein Traum, mein Liebes!«, flüsterte er beruhigend.

Aber sie hörte nicht auf, zu weinen. Sie war so ungeheuer verzweifelt. Mit leiser Stimme begann er, ihr ein Wiegenlied vorzusingen, das Jabari früher Tarik vorgesungen hatte.

Badras Schultern hörten auf zu beben. Dann lief ein Schütteln durch ihren ganzen Körper. Sie blickte zu ihm auf. Ihr Gesicht war tränennass, aber sie lachte.

»Bitte, nein, hör auf!«, kicherte sie. »Jabari hatte recht: Du hast eine Singstimme wie ein furzendes Kamel.«

Er grinste unglücklich, spitzte die Lippen und blies hindurch, so dass ein sehr eindeutiges Geräusch entstand. Eine Mischung aus einem erstickten Schluchzer und einem Lachen drang aus ihrer Kehle. Kenneth zog sie an seine Brust.

Schließlich beruhigte sie sich, und er holte ihr ein Tuch, damit sie sich das Gesicht abtrocknen konnte. Währenddessen strich Kenneth ihr übers Haar. »Erzähl mir davon«, sagte er sanft. »Wenn du sie jemandem erzählst, haben die Träume keine Gewalt mehr über dich«, versicherte er ihr.

Eine ganze Weile zögerte sie, dann drückte sie seine Hand, und langsam, nach und nach, kamen die Worte. Kenneth hörte ihr zu und biss die Zähne vor Wut zusammen. Verflucht sei Fareeq!

Als sie endete, zog er sie wieder an seine Brust und hielt sie einfach nur tröstend fest. Dann gab er ihr einen leichten Kuss auf die Stirn.

»Nie wieder!«, flüsterte er. »Ich verspreche dir, mein kleiner Liebling, nie wieder werde ich zulassen, dass dir ein Mann weh tut.«

Er legte sie behutsam wieder aufs Bett, und tatsächlich schlief sie kurz darauf ein. Ihre langen Wimpern ruhten auf ihren Wangen. Lange Zeit blieb Kenneth neben dem Bett stehen und betrachtete sie – bis es leise an der Tür klopfte.


Badra wachte auf und rieb sich die Augen. Zunächst wusste sie gar nicht, wo sie war. Ein überwältigend süßer Duft erfüllte den Raum. Jetzt halluzinierte sie auch noch! Wenigstens war es eine angenehme Sinnestäuschung, bildete sie sich doch ein, einen Blumengarten zu riechen.

Sie öffnete die Augen und stieß einen stummen Schrei der Verwunderung aus. Überall auf dem Bett lagen Jasminblüten, und im Zimmer standen unzählige Vasen und Schalen mit noch mehr Jasmin. Keine Spur mehr von abgestandenem Parfüm, Rauch oder Sex.

»Guten Morgen.«

Kenneths tiefe Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie setzte sich auf und umklammerte die Decke vor ihrer Brust.

Kenneth saß vor dem Sandelholztisch auf dem Boden. Eine silberne Kanne, zwei Porzellantassen und ein Tablett standen dort. Dampf stieg aus der Kanne auf. Badra atmete den würzigen Duft von türkischem Kaffee und frischen Hefebrötchen ein. Kenneth nickte zum Bett. »Ein Geschenk für dich«, sagte er leise.

Badra blickte hinab und sah ein rötliches Bündel. Sie nahm es auf und erkannte, dass es sich um ein Kleid handelte, ein wunderschönes rotes Kleid mit aufgestickten goldenen Sternen. Fasziniert strich sie über die chinesische Seide, verzückt davon, wie herrlich das Material sich anfühlte. »Danke schön!«, hauchte sie.

Sie probierte das Kleid gleich über ihrem gelben Nachthemd an, huschte nach nebenan in die kleine Abseite, und murmelte etwas davon, dass sie ins Damenbad müsste. Für die Sklavinnen war das morgendliche Bad Pflicht.

Als sie wiederkam, bot Kenneth ihr eine Orange an. Badra setzte sich ihm gegenüber an den Tisch, wobei ihr neues Kleid sich in sehr eleganten Falten um sie herum drapierte. »Danke, ich mag keine Orangen.«

»Wie kann irgendjemand keine Orangen mögen? Sie schmecken, als würde man in den Sonnenschein beißen.« Er schob sich die Scheibe in den Mund.

Badra nahm sich stattdessen ein Brötchen und biss mit großem Appetit hinein. »Natürlich magst du Orangen, das liegt an deinem Namen, Khepri, der dich mit der Sonne verbindet. Also, sollte ich jemals das Verlangen verspüren, in den Sonnenschein zu beißen, kann ich ja einfach dich beißen«, erklärte sie mit einem frechen Lächeln. Das schwand allerdings sofort, als ihr klarwurde, was sie da gerade angedeutet hatte. Zu spät!

Kenneth grinste und zwinkerte ihr zu. »Gern, wann immer dir danach ist! Ich beiße auch nicht zurück.«

Sie zögerte einen Moment, doch dann gab sie einer seltsamen spontanen Regung nach. »Schade«, sagte sie und warf den Kopf in den Nacken, dass ihre schwarzen Locken wippten.

Kenneth sah ihr in die Augen. Dann suchte er sich eine zweite Orange aus, schnitt sie auf und streichelte die Schnittfläche sehr sorgsam mit der Zunge. »Ich habe allerdings nichts von Lecken gesagt«, warnte er Badra.

Sie wurde rot vor Empörung, während sie innerlich dahinschmolz. Kenneth beobachtete sie, wandte keine Sekunde den Blick von ihr ab. Unsicher griff sie nach ihrer Kaffeetasse, sah ihn jedoch über den Rand hinweg weiter an.

»Ich heiße Badra nach dem Vollmond, Khepri. Hast du dir den Vollmond je richtig angesehen? Er ist bleich, kalt und distanziert. Ich glaube, meine Eltern wählten diesen Namen nicht ohne Grund.«

»Ja, ich habe den Vollmond gesehen. Ich sah den silbrigen Schimmer, in den er den grauen Sand tauchte, sah, wie sein blasses Licht das ganze Land einnahm. Das Vollmondlicht in Ägypten ist von geradezu fesselnder Schönheit, nicht kalt oder distanziert. Und dennoch ergibt sich der Mond dem nahenden Sonnenaufgang, lässt sich sanft von Khepri, der Sonne, dazu verlocken, in einer alles beherrschenden Umarmung zu versinken.«

Seine Stimme war nurmehr ein Flüstern, und seine blauen Augen drohten sie zu verbrennen. Als sie ihre Tasse wieder abstellte, zitterte ihre Hand leicht.

Warum hatte er sie letzte Nacht nicht genommen, wie sie es erwartet hatte? Das verwirrte sie. Trotz seiner entspannten Haltung sah Kenneth gefährlich aus. Er war mächtig und daran gewöhnt, dass alles so verlief, wie er es wünschte. Dass er sie begehrte, war offensichtlich, und jetzt war sie seine Konkubine. Noch dazu hatte sie ihn bestohlen und ihn über Jahre gezwungen, sein Verlangen zu unterdrücken. Trotzdem hatte er sie nicht berührt, außer dass er ihr Trost gespendet hatte, als sie nach ihrem Alptraum schluchzend an seiner Brust lehnte.

Nachdenklich wandte sie den Blick von ihm ab und ihrem Essen zu. Als sie wieder aufsah, schaute er sie nicht mehr so neugierig an. Ein charmantes Lächeln umspielte seine Lippen, und er zeigte auf einen Stapel Bücher auf dem Wandtisch, den sie erst jetzt bemerkte. »Ich dachte, du würdest gern ein wenig lesen, also ließ ich die herbringen.«

Begeistert ging sie zu dem größeren Tisch hinüber und fegte sich dabei mit den Händen die Krümel vom Kleid. Sie nahm den ersten Band auf. Ihr Geist hungerte nach den Worten zwischen den Ledereinbänden mit derselben Sehnsucht, wie ihr Körper sich nach Essen gesehnt hatte.

»Ich dachte, wenn du gefrühstückt hast, könnten wir mit dem Unterricht beginnen.«

Sie drehte sich um und stellte fest, dass er vollkommen lautlos hinter ihr hergekommen war – wie sein Totem, die Kobra. Er mochte der Duke of Caldwell sein, aber er war außerdem immer noch ein Khamsin.

»Nicht im Lesen«, sagte Kenneth, nahm ihr das Buch ab und legte es auf den Tisch. »Im Kämpfen.«

Sie starrte ihn verwirrt und verängstigt zugleich an, und er ergriff ihre Hände. »Ich zeige dir, wie du dich gegen Männer verteidigst, die dir weh tun wollen, mein Liebling.«

»Das kann ich nicht. Ich bin kein Krieger.«

»Nein, aber ich kann dir ein paar sehr wertvolle Tricks beibringen – Tricks, die dir nützen, falls ein Mann dich angreift, Badra.«

Sie sah ihn fasziniert an. »Und was für Tricks sind das?«

»Rashid und ich sind nicht ständig in deiner Nähe, um dich zu beschützen, das ist offensichtlich. Und du sollst, wenn du allein auf dich gestellt bist, imstande sein, dich selbst zu verteidigen. Es wird schon ein gutes Gefühl für dich sein, zu wissen, dass du es kannst.«

»Na gut, Khepri. Dann bring es mir bei!«


»Hier ist ein Mann am verletzlichsten.«

Sie stand ihm in einer weichen weiten Hose und ihrer kurzen roten Jacke mit den langen Ärmeln gegenüber. Kenneth nahm ihre Hand und führte sie zwischen seine Beine.

»Mit einem Tritt hierher fügst du einem Mann beachtliche Schmerzen zu – und beachtlichen Schaden.«

Ihre Hand auf seinen Genitalien erregte ihn weit mehr, als seine nüchternen Worte erahnen ließen. Seine Hände lagen auf ihren und diese wiederum umfingen seine Weichteile.

Er ließ sie die Hand wieder wegziehen und musterte Badra prüfend. »Am besten wäre ein Tritt mit dem Knie, aber du bist ziemlich klein.«

»Ich bin nicht klein!«

»Schon gut, mir gefällt das«, sagte er grinsend. »Aber nimm lieber das ganze Bein.«

Ein wenig beleidigt zielte sie. Als ihr Bein nach vorn schwang, wich er zur Seite aus. »Noch mal!«, forderte er sie auf.

Sie wiederholte den Tritt mehrere Male, doch er wich immer wieder in unterschiedliche Richtungen aus. Badra wurde zusehends frustrierter.

»Zu langsam. Noch mal! Tritt kräftiger zu!«

Schweiß lief ihr über die Schläfen, als sie ihn berechnend ansah. Er war viel größer, muskulös und schnell. Sie kam sich vor wie ein Vogel, der versuchte, einen Elefanten zu treten.

Ein hübscher Vogel … musste auf den Überraschungsangriff setzen. Sie schwang keck die Hüften und lächelte ihm verführerisch zu. Dann legte sie beide Hände an seine Brust und benetzte sich die Lippen. Im selben Moment trat sie mit aller Kraft nach oben.

Er fing ihr Bein ab, doch es war knapp.

Kenneth lächelte – diesmal anerkennend. »Sehr gut! Schlag zu, wenn er am wenigsten damit rechnet.«

Bei seinem Lob errötete sie vor Freude und strahlte ihn an.

Er zeigte ihr noch ein paar andere Tricks und alle Körperstellen, die besonders empfindlich waren und sich entsprechend am besten für einen Angriff eigneten, der den Gegner für einige Zeit außer Gefecht setzen sollte. Ganz sanft drückte er mit dem Daumen auf die kleine Vertiefung an ihrem Hals. »Wenn du mit dem Handballen kurz und kräftig hierherschlägst, bekommt er keine Luft mehr. Mit einem solchen Hieb kann man einen Mann töten«, erklärte er.

Sie erschauderte angesichts dessen, was ausgebildete Krieger alles wussten. Aber es stärkte auch ihr Selbstvertrauen, genau wie Kenneth gesagt hatte.

Dann machten sie eine Pause, um etwas zu essen, und tranken große Gläser kalten gezuckerten Tees. Badra beobachtete Kenneths Hals, an dem der Adamsapfel beim Schlucken auf und ab hüpfte. »Du bringst mir diese Sachen nicht nur bei, damit ich mich gegen einen beliebigen Angreifer wehren kann. Du bereitest meine Flucht vor, stimmt’s?«

»Ja«, antwortete er ruhig. »Wenn wir dich hier herausbringen, Badra, und ich sollte nicht in der Nähe sein, um dich zu beschützen, will ich, dass du dir deinen Weg in die Freiheit selbst erkämpfen kannst. Mach alles, was nötig ist, um zu fliehen!«

Sie stellte ihr Glas ab. Seine Entschlossenheit war ihr unheimlich. »Was meinst du mit ›wenn du nicht in meiner Nähe sein solltest‹?«

»Ich könnte tot sein oder zumindest außerstande, dir zu helfen«, sagte er schlicht.

Er sprach es so ruhig aus, dass Badra voller Entsetzen die Augen weit aufriss und kaum noch Luft bekam. »Khepri, du könntest nicht …«

»Doch, ich könnte. Ich sagte dir doch, dass ich nie wieder zulassen werde, dass ein Mann dir weh tut, solange noch Blut in meinen Adern fließt. Aber …«

Ihr Mund wurde unangenehm trocken, und sie nippte an ihrem Tee. »Du bist nicht mehr mein Falkenwächter. Warum riskierst du trotzdem dein Leben für mich, Khepri?«

Er sah ihr in die Augen. »Weil mich etwas weit Mächtigeres als ein Eid an dich bindet. Ich liebe dich, Badra. Und ich würde für dich sterben.«

Mit zitternder Hand stellte sie ihr Glas ab. Seine Liebeserklärung war von einer beeindruckenden Ehrlichkeit und zugleich eine weitere Demonstration dessen, was sie an Kenneth bewunderte: seine Bereitschaft, sein Leben für ihre Freiheit zu opfern, und seine unerschütterliche Entschlossenheit. Hier vor ihr saß ein Mann, der eine Frau beschützen wollte, und das nicht wegen eines Eides, den er einst geleistet hatte, sondern aus Liebe.

Kenneth nahm noch ein Stück Orange, aß es und wischte sich dann den Mund mit einem der feuchten Tücher, die zu jedem Mahl gereicht wurden. Dann stand er auf. Sein sanfter Ausdruck war der versteinerten Miene des Kriegers gewichen, der zu allem bereit war. »Nun, wollen wir mit dem Unterricht fortfahren?«


Am Nachmittag verließ er das Zimmer, damit Badra sich ein wenig ausruhen konnte, und ging das Gebäude erkunden. Badra konnte nicht schlafen, deshalb setzte sie sich mit dem Dickens-Buch auf die Fensterbank. Schon bald war sie ganz in eine andere Welt eingetaucht. Als Kenneth zurückkehrte, setzte er sich zu ihr.

Sein Lächeln wärmte Badra angenehm. »Lies mir vor!«, bat er sie.

Sie räusperte sich und begann. Kenneth lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Nach einigen Seiten verstummte sie.

»Ich bin müde. Hier, lies du weiter.« Sie reichte ihm das Buch.

Erschrocken riss er die Augen auf und starrte mit einem seltsam leeren Blick auf die Seiten.

»Khepri? Ich dachte, du magst die Geschichte.«

»Ich mag es, deine Stimme zu hören, das ist alles.«

Sie begriff nicht, warum er plötzlich so mürrisch war. »Willst du lieber aus einem anderen Buch vorlesen?«

Seufzend rieb er sich die Schläfen. Als er sie wieder ansah, lag ein gequälter Ausdruck auf seinem Gesicht, der Badra verwunderte.

»Badra, wir wollen keine Geheimnisse mehr voreinander haben. Es ist Zeit, dass du etwas von mir erfährst.«

Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe
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