19. Kapitel

In einer Blase weißglühender Pein kauerte ein Lebewesen, das darum rang, sich selbst nicht zu verlieren, das versuchte, sich daran zu erinnern, dass es ein Mensch war, das Kind zweier Jedi, ein junger Mann, der gehofft hatte, eines Tages selbst ein Jedi-Ritter zu werden. Sein Schmerz drohte, ihn all dessen zu berauben, zerrte auf tausend qualvolle Arten an seiner Entschlossenheit – Säure, die die Nerven bloßlegte, Gift, das Eiterblasen schlug, Nadeln, die Gelenke in Brennöfen pochenden Feuers verwandelten. Der einzige Weg, dem Schmerz ein Ende zu bereiten, bestand darin, sich ihm zu ergeben, sich wie einen Metallblock davon schmelzen und zu etwas Stärkerem, Unbeugsamerem und Beständigerem formen zu lassen.

Ben wusste das. Jeder Augenblick brachte neue, erlesene Qualen mit sich, noch grimmiger und erschreckender als die letzten, und der Schmerz würde ihn nie sterben lassen oder zulassen, dass er nichts mehr empfand oder sich in katatonisches Vergessen flüchtete. Das alles wusste er, und dennoch klammerte er sich verzweifelt an das Wissen, dass er Ben Skywalker war, der Sohn von Luke und Mara Jade Skywalker, der Cousin und einstige Schüler von Colonel Jacen Solo, der meine Mutter ermordet hat.

Den letzten Teil wiederholte Ben zweimal. Das war der einzige Weg, sich seinen Hass zu bewahren – und er würde seinen Hass brauchen. Hass würde ihm dabei helfen zu entkommen, und wenn er entkam, würde Hass ihm die Kraft verleihen, Jacen Solo zu töten.

Der Stuhl – sofern man eine pulsierende Masse weißer, mit schwarzen Widerhaken gekrönter Tentakel als Stuhl bezeichnen konnte – verstärkte seinen Griff, und ein Kokon gelber Energie umtanzte Ben. Mit einem lang gezogenen, abgehackten Schreien wich alle Luft aus seiner Lunge. Er fühlte, wie seine Muskeln krampfhaft zuckten, und hörte seine Zähne aufeinander mahlen, ehe alles weiß wurde und er in der Agonie scheinbar endloser Krämpfe versank.

Irgendwann später, als Bens Nerven unempfindlich geworden waren und eine neue Form der Folter erforderlich wurde, verfinsterte sich die Dunkelheit, und er erkannte, dass jemand vor seinem Stuhl stand. Wie genau er das in der unbeleuchteten Zelle zuwege brachte, vermochte er nicht zu sagen. Er konnte nicht das Geringste sehen, und die Macht hatte ihn verlassen, seit die Schmerzen begonnen hatten. Vielleicht hatte er irgendetwas Fauliges gerochen oder einen Stiefel auf vertraute Weise auftreten hören.

Aber Ben wusste, dass er da war. Er hob das Kinn, so weit es seine stacheligen Fesseln zuließen, und sagte: »Hallo, Jacen.«

»Ich habe dich doch gebeten, mich Colonel zu nennen.«

Ben sammelte einen Mundvoll kupfrigen Bluts und spie es in Richtung der Stimme. Er konnte nicht hören, dass es irgendetwas traf.

»Gut.« Jacens Stimme ertönte jetzt woanders, irgendwo unweit von Bens Ohr. »Klammere dich an deinen Hass. Das wird dir helfen durchzuhalten.« Die Stimme kam näher. »Ich konnte nicht hassen, und das hätte mich beinahe vernichtet.«

»Mein Hass wird dich vernichten«, sagte Ben.

»Vielleicht, zu gegebener Zeit«, gab Jacen zu. »Allerdings wird es Jahrzehnte dauern, die Macht zu erlangen, die du brauchst, um mir offen gegenüberzutreten. Und ich hoffe, du begreifst, wie sinnlos der Versuch ist, mich zu überrumpeln. Sicherlich hat deine gegenwärtige Situation dir das schmerzhaft deutlich vor Augen geführt.«

In der Nähe der Stelle, an der sich Jacens Hand befand, ertönte ein leises, zwitscherndes Geräusch, und aus den Tentakeln, die Ben gefangen hielten, sprossen winzige Stacheln, die Gifttröpfchen unter seine Haut injizierten. Sofort begann sein Fleisch anzuschwellen und zu brennen, und als sich die Tentakel noch weiter zusammenzogen, platzte seine Haut auf, und eitriges Sekret sickerte hervor.

Die Dunkelheit verwandelte sich in einen Schleier feuriger Schmerzen, und Jacen fragte: »Willst du schon sterben, Ben? Alles, was du tun musst, ist, darum zu bitten.«

»Noch mehr … Lügen«, keuchte Ben. »Du genießt … das hier.«

»Es genießen?« Jacen klang aufrichtig verletzt. »Du weißt, dass das nicht stimmt. Ich genieße nichts von alldem.«

An der Decke erwachte flackernd ein Leuchtfeld zum Leben. Bens Augen schmerzten, als sie sich an die Helligkeit anzupassen versuchten, und er begann, an der gegenüberliegenden Wand die Formen einer stachelüberzogenen Pritsche auszumachen, und ein tentakelumschlungenes Gestell in der hinteren Ecke. Die Kammer war größer, als er sie sich vorgestellt hatte, mindestens zehn Meter im Durchmesser. Auf einer Seite führte eine große Tür in eine höhlenartige Dunkelheit, bei der es sich nur um einen der geheimen Hangars handeln konnte, die in den Aufbauten der vorderen Geschütztürme der Anakin Solo versteckt lagen.

Jacen trat in Bens Blickfeld; er trug seine übliche GGA-Uniform mit den hohen Stiefeln und dem schwarzen Umhang. Seine Augen waren eingesunken und schwermütig, mit purpurnen Halbmonden darunter und einem glasigen Glanz, der entweder davon zeugte, dass er kurz davor stand zu weinen – oder von wahnsinniger Wut erfüllt war. Er streckte die Hand aus und ergriff einen der Tentakel, die Bens Handgelenke an den Stuhl fesselten.

»Wie kannst du nur glauben, dass ich das hier tun will?« Jacen zog den Tentakel beiseite, ohne auch nur zurückzuzucken, als er sich um seinen Unterarm schlang und seine vor Qualen triefenden Stacheln in sein Fleisch grub. »Ich bin ein Teil hiervon, Ben. Alles, was die Umarmung des Schmerzes dir antut, fühle ich genauso. Wir müssen das hier gemeinsam durchstehen.«

»Schön«, sagte Ben. »Wie wär’s dann, wenn du dich eine Weile hier hinsetzt und mich solange irgendwas in die Luft jagen lässt?«

»Sehr beeindruckend. Ich habe meinen Sinn für Humor eingebüßt, als sie das erste Mal …« Jacen fing sich und lächelte, vermutlich, weil er beinahe gegen eine der Kardinalsregeln der Folter verstoßen und dem Opfer eine Möglichkeit verschafft hatte einzuschätzen, wie viel Zeit mittlerweile verstrichen war. »Aber das ist nicht von Belang, nicht wahr? Worauf es ankommt, ist, dass ich dies hier tue, um dich zu retten.«

»Um mich zu retten?« Ben lachte, und qualvolle Wogen des Schmerzes rollten durch seine Brust. »Genau. Auf dieselbe Weise, wie du Mom gerettet hast.«

Jacen kniff die Lippen zusammen. »Ich weiß nicht, warum du weiterhin darauf beharrst, etwas so Schmerzliches zu glauben«, sagte er. »Aber gut, lass uns einen Moment lang so tun, als hättest du recht. Warum hätte ich das machen sollen?«

»Du kannst ruhig zugeben, dass du sie getötet hast, Jacen. Wenn du dazu fähig warst, kannst du genauso gut auch dazu stehen.«

»Vielleicht, wenn du endlich anfängst, mich Colonel zu nennen«, entgegnete Jacen. »Aber wie immer du das Ganze auch nennst, warum hätte ich so etwas tun sollen?«

»Weil sie wusste, dass du mit Lumiya unter einer Decke steckst«, erwiderte Ben. »Du musstest sie zum Schweigen bringen.«

Jacen schüttelte den Kopf. »Denk nach, Ben. Hätte deine Mutter vermutet, dass ich mit Lumiya gemeinsame Sache mache, hätte sie es dann nicht irgendjemandem erzählt? Dann wäre ein ganzes Team von Jedi-Meistern losgezogen, um mich zu erledigen, nicht bloß deine Mutter.«

Bei dieser Bemerkung legte sich Bens Stirn in Falten. Er wusste, warum seine Mutter Stillschweigen bewahrt hatte: Weil er sich geschämt hatte, seinem Vater von Jacens Tändelei mit Lumiya zu erzählen, da er damit zugegeben hätte, was für ein Nerfkopf er gewesen war; seine Mutter hatte lediglich versucht, sein Geheimnis zu wahren. Aber das wusste Jacen nicht. Jacen war der Ansicht, dass Bens Mutter, wenn sie tatsächlich von Lumiya gewusst hätte, seinem Vater natürlich davon erzählt hätte – ihm, und jedem anderen Jedi-Meister mit einem funktionstüchtigen Komlink. Von daher hätte Jacen nicht angenommen, dass die Sache unter dem Tisch blieb, indem er sie tötete.

»Ich weiß nicht«, sagte Ben. »Vielleicht wolltest du eine Rechnung mit ihr begleichen.«

Jacen runzelte enttäuscht die Stirn. »Da solltest du mich eigentlich besser kennen. Es gibt bloß einen einzigen Grund, warum ich jemals etwas derart … Schwerwiegendes tun würde: zum Wohle der Galaxis.«

In Ben loderten Flammen der Wut empor. »Mom zu töten, war nicht zum Wohl der Galaxis!«

»Und ich habe sie nicht umgebracht«, entgegnete Jacen ruhig. »Abgesehen davon sprechen wir hier ohnehin bloß hypothetisch. Wenn du der Galaxis Frieden bringen könntest, indem du dein eigenes Leben opferst – zum Beispiel, um mich zu eliminieren –, würdest du es tun?«

»Ohne eine Sekunde zu zögern«, gab Ben zurück. »Selbst, wenn das die Galaxis nicht retten würde.«

»Beschränken wir uns doch auf vernünftige Opfer«, sagte Jacen. »Also, wenn du stattdessen jemand anderen töten müsstest – jemanden wie deine Mutter –, um der Galaxis Frieden zu bringen, würdest du es tun?«

»Das ist eine dämliche Frage!«, brüllte Ben. »Meine Mutter zu töten hat niemandem Frieden gebracht! Die Galaxis ist jetzt noch schlimmer dran als vor deinem Mord.«

»Das tut nichts zur Sache«, sagte Jacen. »Und ich habe sie nicht getötet. Ich habe dich gefragt, ob du es tun würdest – ob du das Leben deiner Mutter gegen galaktischen Frieden eintauschen würdest.«

Ben schwieg, aus Angst davor, dass er irgendwie aufhören würde, Jacen für seine Tat zu hassen, wenn er auch nur ansatzweise den Eindruck erweckte zu akzeptieren, dass der Tod seiner Mutter … notwendig gewesen war.

Nach einem Moment sagte Jacen: »Die Sache hat keinen Haken, Ben. Wirklich nicht.«

Dennoch fand Ben es schwer zu antworten. Die Wahrheit war, dass er genau die Art von Tausch gemacht hatte, von dem sein Cousin sprach. Er hatte es schon zweimal getan. Zuerst hatte er versucht, Jacens Vertrauen zu gewinnen, indem er vorschlug, dass Jacen die Solusars und andere Erwachsene auf Ossus umbringen solle, anstatt die gesamte Akademie auszulöschen. Und erst vor kurzem – zumindest dachte er, dass es noch nicht lange her war – hatte er neben Jacen auf der Brücke gestanden und ihm geraten, mit der Anakin Solo die Wookiee-Städte ins Visier zu nehmen. Und warum hatte Ben das getan? Um den Argwohn seines Cousins zu zerstreuen, damit er Jacen umbringen und diesem Krieg so ein Ende bereiten konnte.

Als Ben weiterhin schwieg, hakte Jacen nach. »Du kannst darauf nicht antworten, weil es selbstsüchtig wäre, sich zu weigern, sogar böse. Wie könntest du nicht bereit sein, ein Leben zu opfern, um Milliarden zu retten? Hätte sie die Wahl gehabt, hätte deine Mutter dich angefleht, es zu tun.«

Ben konnte fühlen, wie ihm sein Hass entglitt – und mit ihm seine Identität. Gern hätte er es darauf geschoben, dass Jacen die Macht benutzte, um ihn zu beeinflussen, aber er wusste es besser. Er büßte seine Identität ein, weil er Jacen ähnlicher war, als selbst Jacen klar war. »Du hättest sie nicht töten müssen.«

»Das habe ich auch nicht – aber ich hätte es getan. Das ist der Unterschied zwischen uns. Ich bin bereit, diese Bürde zu tragen.« Jacen hielt inne und streckte die Hand aus, um über einen Muskelknoten an der Seite des Stuhls zu streichen. »Und das ist der Grund, warum das hier notwendig ist – um dir die Kraft zu verleihen, dieselbe Wahl zu treffen.«

Ben erwartete, dass sich die Tentakel wieder fester zusammenziehen oder zumindest irgendeine neue Art Gift absondern würden, das seine Gelenke in nässende Entzündungen und seine nässenden Entzündungen in pulsierende Abszesse verwandelte. Stattdessen zogen die Tentakel ihre Stacheln zurück und entspannten sich so weit, dass er bequem saß. Jacen legte Ben eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft.

»Ich fürchte, jetzt muss ich dir auf eine Weise wehtun, die schlimmer ist, als alles, was die Umarmung dir angetan hat.« Jacen hielt Bens Schulter weiterhin umklammert, um seine Schmerzen mit wohltuender Machtenergie zu lindern. »Vor kurzem unternahmen dein Vater und meine Schwester einen törichten Angriff auf die Anakin Solo. Jaina konnte entkommen, aber der StealthX deines Vaters wurde zerstört.«

Ben runzelte die Stirn; er begriff nicht ganz, was Jacen ihm damit sagen wollte. »Und?«

»Sein Schiff wurde verdampft«, erklärte Jacen. »Es gab keine Möglichkeit auszusteigen.«

»Du denkst, er ist tot?« Ben wusste, dass sich ihm eigentlich der Kopf drehen und sein Herz zerspringen sollte, doch tatsächlich war das Einzige, das er empfand, Unglauben … und Hass. Zumindest den hatte er noch, selbst wenn Jacen die Wahrheit sagte. »Junge, bist du leichtgläubig.«

Jacens Hand drückte fester zu, um glühende Lanzen des Schmerzes durch Bens Brust und seinen Hals zu schicken. »Ich war dabei, Ben. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«

»Du glaubst, du hast ihn abgeschossen?« Ben wusste nicht, was er tun würde, wenn es ihm tatsächlich gelang, Jacen dazu zu bringen, die Kontrolle über seine Wut zu verlieren – bloß, dass er irgendetwas tun musste. »Das ist lächerlich.«

Aber Jacen schluckte den Köder nicht. Er nahm die Hand weg und sagte: »Um ehrlich zu sein, ich war es nicht. Es war ein Unfall – Beschuss durch die eigene Seite. Jaina hat ihn erwischt.«

Das traf Ben bis ins Mark. Es schien unwahrscheinlich, dass Jaina Solo ein derartiges Versehen unterlaufen würde, und sogar noch unwahrscheinlicher, dass ausgerechnet sein Vater ihm zum Opfer fiel. Andererseits kamen solche verrückten Unfälle vor, und seit dem Tod seiner Mutter war sein Vater ziemlich unachtsam gewesen. War es tatsächlich so undenkbar, dass ein trauernder Luke Skywalker einen fatalen Fehler gemacht hatte?

»Nein – das denkst du dir bloß aus.« Bens Widerspruch klang verzweifelt, selbst in seinen eigenen Ohren. Es fühlte sich an, als hätte eine kalte Hand sein Herz gepackt und drückte zu. »Ich hätte gespürt, wenn er gestorben wäre – genau, wie ich es gespürt habe, als du Mom umgebracht hast.«

Jacen schüttelte ernst den Kopf. »Wie das denn, Ben? Hast du irgendetwas durch die Macht gefühlt, seit du hier bist?« Er zog seinen Vibrodolch aus der Scheide und aktivierte ihn, dann warf er ihn ungefähr zwei Meter entfernt auf den Boden. »Dann los. Schnapp dir die Klinge, und befrei dich.«

Ben streckte seine Machtfühler nach dem Vibrodolch aus … und konnte ihn nicht finden. Er konzentrierte sich angestrengt und spürte nichts.

»Was ist los?«, keuchte er. »Ich kann nichts … fühlen.«

»Natürlich nicht«, entgegnete Jacen. »Wie lange hätte der Stuhl dich halten können, wenn ich dir die Macht gelassen hätte?«

»Das kannst du tun? Du kannst mich von der Macht trennen?«

Jacen deutete auf Bens hilflose Gestalt. »Offensichtlich schon.«

»Und jetzt kann ich niemanden um Hilfe bitten«, sagte Ben, der langsam begriff, wie Jacen ihn austricksen wollte. »Wenn du mir also erzählst, dass mein Vater tot ist, kann ich ihn nicht in der Macht finden. Ich muss mich auf dein Wort verlassen.«

»Darum geht es nicht«, sagte Jacen. »Aber ich verstehe, wie du darauf kommst.«

Jacen legte Ben wieder die Hand auf die Schulter, und die Macht strömte wie eine entsetzliche, schmerzhafte Sturzflut in ihn zurück. Er spürte ein Dutzend Dinge auf einmal – seine Tante Leia, die in der Macht nach ihm suchte, erfüllt von Kummer und Entsetzen und Mitgefühl; seine Cousine Jaina, unten auf Kashyyyk, voller Trauer und Schuldgefühl und – jetzt, wo sie ihn an Bord der Anakin Solo gewahrte – Verwirrung; Saba Sebatyne und die anderen Meister, erleichtert über seine plötzliche Rückkehr in die Macht. Und sie alle waren erstaunt, ja, bestürzt und beunruhigt, weil er sich an Bord von Jacens Schiff befand.

Aber am meisten spürte Ben seinen Vater – eine kleine, unmerkliche Präsenz ein oder zwei Decks über ihm. Er schlich durch die Aufbauten unter einem der Langstreckenturbolasergeschütze, und er schien so überrascht darüber, wo Ben aufgetaucht war, wie jeder andere. Abgesehen davon strahlte er aber auch eine gewisse Zuversicht aus, das Versprechen, dass er bald da sein würde, um seinem Sohn zu helfen.

Zuerst verstand Ben nicht, warum Leia und Jaina und alle anderen trotzdem so traurig wirkten – dann wurde ihm klar, was vorging: Sie konnten die Präsenz seines Vaters nicht wahrnehmen. Ben war der Einzige, dem sein Vater erlaubte, ihn durch die Macht zu spüren. Nicht einmal Jacen besaß dieses Maß an Kontrolle.

»Hübscher Trick.«

Ben wurde erst bewusst, dass er laut gesprochen hatte, als Jacen die Stirn runzelte.

»Das ist kein Trick, Ben. Selbst ich bin nicht so gut, dass ich anderen Machtnutzern Gefühle aufzwingen kann«, sagte Jacen. »Du spürst dasselbe wie ich. Alle wissen, was passiert ist.«

»Und deshalb glaubst du, dass Dad tot ist?«, fragte Ben vorsichtig. »Bloß, weil alle das denken?«

»Ich weiß es, weil ich es gefühlt habe, als er starb«, sagte Jacen. »Ich bin froh, dass ich dir diese besondere Qual ersparen konnte. Sie hätte nichts dazu beigetragen, dich stärker zu machen.«

»Ja, besten Dank«, sagte Ben rundheraus. Jetzt, wo er wusste, worauf er achten musste, konnte er spüren, wie sehr sein Vater seine Präsenz nach außen hin verschloss. Selbst Ben fühlte sich mit ihm nur halb verbunden, als würde er die Hand eines Geists halten oder dergleichen. »Wie lange ist das alles schon her?«

Jacen lächelte. »Du weißt, dass ich dir das nicht sagen werde.«

Ben hob bestätigend den Kopf. »Einen Versuch war es wert.« Er versuchte dahinterzukommen, warum sich sein Vater an Bord der Anakin Solo geschlichen hatte – dabei musste es um mehr gehen, als bloß darum, die Langstreckenturbolaser außer Gefecht zu setzen. Zusammen mit Jaina hätte er alle vier in einem einzigen Überflug zerstören können, und sie hätten immer noch zwei Schattenbomben übrig gehabt. »Es muss ungefähr einen Tag her sein. Alle sind noch immer geschockt, aber sie haben bereits angefangen, sich Sorgen um mich zu machen.«

»Wie es scheint, sind ihre Bedenken unberechtigt. Deine Gedanken sind bemerkenswert klar.« Jacen warf einen Blick auf den Stuhl, ehe er hinzufügte: »In Anbetracht der Umstände natürlich.«

Das Feixen in Jacens Stimme weckte in Ben den sehnlichen Wunsch, ihn jetzt und auf der Stelle zu töten, und endlich wurde ihm klar, dass sich sein Vater wahrscheinlich an Bord geschlichen hatte, um genau das zu tun. Das schien nicht richtig zu sein. Das war allein Bens Aufgabe. Er hatte seine Mutter zum Tode verurteilt, indem er nur ihr von Lumiya erzählt hatte. Hätte er sich offen zu seinem Fehler bekannt – hätte er den Mut gehabt, seinem Vater und den übrigen Meistern des Rates zu sagen, was er gesehen hatte –, dann hätte seine Mutter niemals versucht, Jacen allein unschädlich zu machen. Die Meister hätten es nicht zugelassen, und dann wäre sie jetzt noch am Leben, Jacen wäre tot, und in der Galaxis würde vermutlich Frieden herrschen.

»Es ist in Ordnung, wenn du mich hasst«, sagte Jacen, der offensichtlich spürte, dass Bens Gedanken abschweiften. »Aber du darfst dich nicht davon beherrschen lassen. Du musst dafür sorgen, dass dein Hass dir dient.«

Ben stieß ein Lachen aus und schaffte es, verbittert zu klingen, wenn nicht gar ungekünstelt. »Ich hasse dich nicht, Jacen. Ich bemitleide dich.«

Jacen runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass ich derjenige von uns bin, den man bemitleiden müsste, Ben.«

»Oh doch«, sagte Ben. »Dad lebt noch. Er kommt, um dich zu töten.«

Jacens Stirnrunzeln verschwand. »Du hältst dich nicht so gut, wie ich dachte.« Er tätschelte Bens Arm. »Hör auf, dagegen anzukämpfen, und die Halluzinationen gehen vorüber.«

Mit einem Mal ließ ein Grollen die Kabine erzittern, und mehrere Decks weiter oben erklang das gedämpfte Kreischen sich verbiegenden Metalls. Draußen im Hangar erwachte plärrend eine Alarmsirene zum Leben; dann ertönte irgendwo über ihnen eine Abfolge dumpfer Tschuks, als mehrere Schotttüren nach unten krachten.

Jacen hatte sogleich das Komlink zur Hand und verlangte von seinem Adjutanten Orlopp eine Erklärung dafür, was vorging. Ben schnappte einen Fetzen dessen auf, was der Jenet erwiderte, irgendetwas über Kühlspulen und das katastrophale Versagen des Langstreckenturbolasers Nummer zwei.

»Stellen Sie das Sperrfeuer ein, und untersuchen Sie die Kühlspulen der anderen Geschütze«, befahl Jacen über sein Komlink. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«

Ben wartete, bis Jacen die Verbindung unterbrochen hatte, ehe er fragte: »Denkst du immer noch, ich habe Halluzinationen?«

Jacen schaute zur Decke empor, und Ben konnte spüren, wie er seine Machtfühler ausstreckte, um gezielt nach Luke zu suchen – oder irgendeinem anderen Saboteur. Schließlich schüttelte er den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gefangenen zu.

»Ich fürchte, ja«, sagte er. »Ich nehme keinerlei Jedi-Präsenz wahr, und wenn ich das nicht tue, dann tust du es erst recht nicht – zumindest keine reale.«

»Das liegt daran, dass er nicht will, dass du ihn fühlst«, sagte Ben. Er spürte, dass sein Vater jetzt ganz in der Nähe war, auf demselben Deck, und er kam rasch näher. »Aber er ist hier.«

»Und ich nehme an, du wirst mir dabei helfen, ihn zu finden, wenn ich dich losmache?«, spottete Jacen. »Netter Versuch.«

Ben erhaschte einen flüchtigen Blick auf eine dunkle Gestalt, die im Türrahmen auftauchte. »Ich glaube nicht, dass du irgendwelche Hilfe brauchen wirst, um ihn zu finden, Jacen. Dad steht direkt hinter dir.«

Das musste ein Traum sein: Ben, der dort in diesem seltsam verwachsenen Dornbusch kauerte, von dornenübersäten Ranken umschlungen, während sich seine Haut in blauroten Fladen abschälte und ein vor Qual halb wahnsinniger Glanz in seinen Augen stand. Luke musste sich das einbilden. Nicht einmal Jacen würde seinen eigenen Cousin der Umarmung des Schmerzes aussetzen.

»Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen, Ben.« Jacen lachte, ohne sich von Ben abzuwenden, und warf in gespieltem Entsetzen die Hände in die Luft. »›Pass auf! Hinter dir!‹ Der Trick war schon alt, als die Sterne noch jung waren.«

Ben zuckte die Schultern. »Es ist deine Beerdigung.«

»Möglicherweise, wenn ich einfältig genug wäre zuzulassen, dass du dir das holst.«

Jacen wies auf den Vibrodolch, der zwei Meter vor Ben auf dem Boden lag. Luke wusste nicht, was es mit dem Dolch auf sich hatte – ob Ben Jacen damit angegriffen hatte oder Jacen ihn dazu benutzt hatte, Ben zu malträtieren –, aber allmählich begriff er, dass die grausige Szene real war. Er stand tatsächlich auf der Schwelle einer geheimen Kammer voller Yuuzhan-Vong-Foltergeräte und wurde Zeuge, wie sein durchgedrehter Neffe seinen gefangenen Sohn verspottete.

Luke gab Jacen keine Chance, sich zu ergeben. Er stürzte sich einfach auf ihn.

Bens Kinnlade klappte herunter, und Jacen wirbelte sofort herum. Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog er sein Lichtschwert vom Gürtel und aktivierte es, um die smaragdgrüne Klinge in die Höhe zu reißen, in dem Bemühen, sein Herz und seinen Kopf zu schützen.

Luke indes griff tief an und schlug nach Jacens Nieren, um seinen Gegner auf die schmerzhafteste aller Arten außer Gefecht zu setzen. Jacens Augen weiteten sich. Sein Lichtschwert zuckte im selben Moment nach unten, als Lukes auf Fleisch traf.

Die Spitze sank mehrere Zentimeter ein, um ein gequältes Zischen nach sich zu ziehen, als sie eine Niere berührte; dann traf Jacens Klinge auf Lukes und stieß sie beiseite. Selbst diese kleine Verletzung hätte die meisten Menschen vor Qual gelähmt. Jacen jedoch ließen Schmerzen aufblühen; er labte sich daran, um dadurch stärker und schneller zu werden. Er landete einen Halbkreistritt, der Lukes Rippen knirschen ließ.

Luke taumelte rückwärts; seine Brust füllte sich mit Feuer. Jacen hatte die kaum verheilte Narbe getroffen, die er aus seinem ersten Kampf mit Lumiya davongetragen hatte, und jetzt war sein Atem ein kurzes, schmerzerfülltes Keuchen.

Na gut, dachte Luke. Dass das hier eine schmerzhafte Angelegenheit wird, war klar.

Jacen ließ seinem Tritt einen hoch angesetzten Schwerthieb folgen. Luke blockte und wirbelte nach innen, um Jacen den Ellbogen so hart gegen die Schläfe zu donnern, dass er auf die Knie sank. Er riss sein eigenes Knie hoch unter Jacens Kinn, hörte Zähne knirschen – und genoss es. Er parierte einen kraftlosen, seitlich geführten Schlag nach seinem Oberschenkel, dann zog er seine Klinge diagonal nach oben, dorthin, wo eigentlich die Brust seines Neffen hätte sein sollen.

Jacen rutschte jedoch bereits hastig nach hinten, eine Hand hinter sich ausgestreckt, und zog sich mit der Macht auf ein tentakelumschlungenes Gestell in der hinteren Ecke der Folterkammer zu. Luke sprang ihm nach und ließ sein Lichtschwert in einem niedrigen Bogen durch die Luft sausen.

Jacen verharrte und schwang seine freie Hand herum. Luke war gewappnet; darauf hatte er gewartet, seit der Kampf begonnen hatte. Noch während er in der Luft war, hob er seine eigene Hand, die Handfläche nach außen, und ließ die Macht aus dem Arm nach draußen schießen, um einen Schutzschild zu bilden.

Der Machtblitz blieb aus. Stattdessen wurde Luke unvorbereitet von etwas Schwerem und Stacheligem getroffen, und sein Körper explodierte vor Schmerz, als er gegen eine Durastahlwand krachte. Er stellte fest, dass er sich nicht rühren konnte, eingeklemmt von einer Dornenpritsche, die Jacen quer durch die Kammer geschleudert hatte. Er spürte das heiße Stechen, als die Stacheln ihr Gift in ihn pumpten. Sein Hörvermögen ließ nach, sein Kopf drehte sich, und er sah Jacen, der ihn hämisch angrinste, eine Hand noch immer erhoben, um Luke festzunageln, und die Situation auskostete.

Böser Fehler.

Luke riss sein Lichtschwert hoch und zerschnitt die Dornenpritsche, als er lossprang. Jacen rappelte sich hastig auf und schaffte es kaum rechtzeitig, seine Waffen in Abwehrposition zu bringen, um einen wilden Abwärtshieb abzublocken. Luke verpasste ihm einen wuchtigen Tritt in den Magen, der Jacen einen Meter vom Boden hob, ehe er nach dem Hals seines Widersachers schlug …

… doch Jacen duckte sich darunter weg. Er tauchte unter Lukes Abwehr hindurch, hielt seine Waffe mit einer Hand und verpasste Luke mit der anderen einen machtverstärkten Faustschlag in die Rippen, auf dieselbe Stelle, wo Luke zuvor sein Tritt getroffen hatte. Lukes Brust schien vor Schmerz zu zerspringen, und mit einem Mal atmete er nicht mehr, sondern krächzte.

Luke hieb von Neuem mit seinem Lichtschwert zu; er hielt das Heft mit beiden Händen und legte seine ganze Kraft in den Angriff, um die Abwehr seines Neffen so weit nach unten zu schlagen, dass Jacens smaragdgrüne Klinge in seine eigene Schulter drang. Jacen trat nach Lukes Beinen und erwischte ihn seitlich am Knie. Irgendetwas knackte, und Luke spürte, wie er zu Boden ging; instinktiv schwang er sein Lichtschwert waagerecht.

Jacen schrie, und der Gestank verbrannter Knochen und angesengten Haars schwängerte die Luft. In dem Wissen, dass Jacen trotz seiner Verletzung zuschlagen würde, rollte sich Luke über sein pochendes Knie ab und sprang hastig wieder auf die Füße; sein Lichtschwert schwang herum.

In einem Sprühregen gleißender Funken traf seine Klinge auf Jacens. Luke löste eine Hand vom Heft der Waffe und stieß mit den Fingern nach Jacens Augen.

Jacen drehte den Kopf, aber Lukes kleiner Finger kratzte über irgendetwas Weiches und Rundes. Jacen brüllte und taumelte kopfschüttelnd davon. Luke täuschte einen Angriff auf die »blinde« Seite seines Neffen an, um ihm dann eine Machtwelle zu verpassen, als Jacen herumwirbelte, um sein verletztes Auge zu schützen.

Jacen flog durch die Luft, und es erforderte lediglich einen kleinen Stoß, um ihn gegen das tentakelumschlungene Gestell in der hinteren Ecke zu befördern. Er landete mit einem solchen Getöse, dass Luke fürchtete, das Gestell sei gebrochen, doch die dünnen Ranken umschlangen Jacen rasch mit einem Netz aus pulsierendem Grün.

Luke eilte vor; sein verletztes Knie drohte jedes Mal nachzugeben, wenn er es belastete. Die schlanken Ranken des Gestells zogen sich um Jacen zusammen, schnitten in sein Fleisch und sonderten ein gelbliches Reizgift ab, das die Haut Blasen werfen und aufplatzen ließ. Jacen schlug mit seinem Lichtschwert ungestüm hoch und runter, um mit jedem Hieb zwei oder drei Ranken auf einmal zu durchtrennen. Wenn Luke das hier zu Ende bringen wollte – was im Hinblick darauf, wie angeschlagen er selbst war, eine gute Idee zu sein schien –, blieben ihm bloß wenige Sekunden.

Luke trat bis auf zwei Meter an Jacen heran, ohne ein Wort zu sagen. Was hätte das gebracht? Jacen würde sich nicht ergeben, und falls doch, hätte Luke ihm das ohnehin nicht abgekauft. Es war besser, rasch anzugreifen, solange er noch im Vorteil war. Er hob sein Lichtschwert, um zuzuschlagen.

»Warte!«, rief Ben hinter ihm. »Lass mich es tun!«

Erstaunt und entsetzt belastete Luke sein verletztes Knie ein wenig zu sehr – und spürte, wie es einknickte. Rasch rollte er sich aus der Reichweite von Jacens Lichtschwert und ließ seinen Blick durch die Kammer schweifen. Ben war noch immer in der Umarmung des Schmerzes festgeschnallt, aber er hatte den Vibrodolch vom Boden in seine Hand schnellen lassen und kämpfte darum, sich von den umherpeitschenden Tentakeln des Stuhls loszuschneiden.

Luke schüttelte den Kopf. »Das denke ich nicht, Ben.«

»Aber das musst du!«, beharrte Ben. »Ich verdiene es!«

»Du verdienst es?« Luke stand wieder auf, noch weit wütender auf Jacen, als er es bloß einen Moment zuvor gewesen war. »Jemanden zu töten?«

»Du verstehst das nicht«, insistierte Ben. »Es war meine Schuld. Wenn ich es nicht tue …«

»Ich sagte nein«, unterbrach Luke ihn. Wie konnte Ben nur glauben, dass er das Recht besaß, jemanden umzubringen? »Du bist gerade sehr durcheinander, Ben. Wir reden später darüber.«

Ohne seinem Sohn Gelegenheit zu weiteren Widerworten zu geben, wandte sich Luke wieder Jacen zu, der sich mittlerweile fast befreit hatte. Bloß ein Bein war noch gefangen, obgleich sich die Ranken nach wie vor an einem halben Dutzend Stellen darumschlangen. Luke humpelte vor und umrundete Jacen, um zu seiner gefesselten Seite zu gelangen.

Jacen hörte auf, die Ranken zu durchtrennen, und ließ eine Hand zur Decke emporschnellen.

»Dad, pass auf …«

Luke warf sich bereits zu Boden. Das Leuchtfeld sauste mit einem gewaltigen Krachen nach unten, und die Kammer versank augenblicklich in Dunkelheit. Er rollte sich in die entgegengesetzte Richtung, war jedoch nicht schnell genug. Die Lampe donnerte gegen seinen Kopf und seine Schultern, rammte sein Gesicht gegen das Deck. Er hörte etwas in der Nase knirschen und würgte sofort von seinem eigenen, dickflüssigen Blut.

Jacens Lichtschwert surrte zweimal, um die Ecke der Folterkammer mit flackerndem grünem Schein zu erfüllen. Luke schleuderte die Lampe mit einem Machtstoß von seinem Rücken und kam humpelnd wieder hoch.

Jacen katapultierte sich mit einem hohen Machtsalto über Luke hinweg. Sie lieferten sich ein kurzes Duell, als er vorübersegelte, und dann war Luke allein in der Ecke, während der grüne Balken des Lichtschwerts seines Neffen auf die Tür zueilte.

Jacen ergriff die Flucht.

Luke spie einen Mundvoll Blut aus und setzte seinem Neffen mit einem Machtsprung nach, während der gleichzeitig die Hand ausstreckte, um ihn nach hinten zu stoßen. Sie trafen in einem gleißenden Funkengestöber aufeinander, ihre Klingen prallten schneller aufeinander, als man mit bloßem Auge verfolgen konnte, und erfüllten die dunkle Kammer mit blitzenden Farbbögen. Hiebe kamen aus dem Nichts. Luke bekam einen weiteren Tritt gegen sein Knie und musste auf die Macht zurückgreifen, um die Balance zu halten. Er hämmerte mit dem Ellbogen los und spürte, wie ein Knochen in Jacens Gesicht zertrümmert wurde.

Jacen wankte stöhnend rückwärts; der grüne Schein seines Lichtschwerts erhellte flüchtig Bens Antlitz, während der Junge darum kämpfte, sich loszuschneiden. Luke drängte nach vorn, steuerte auf den Folterstuhl zu, um Jacen von Ben fernzuhalten. Jacen bahnte sich dennoch den Weg zum Stuhl, um sich direkt zwischen Luke und das Folterinstrument zu stellen, ehe er sich zurückzog und hinter den grünen Schlieren verschwand, die sein Lichtschwert durch die Dunkelheit zog.

Luke setzte ihm mit einem Machtsprung nach in dem Wissen, dass dieser Jacen – der Jacen, den er dabei überrascht hatte, wie er seinen Sohn folterte – nicht zögern würde, Ben als Geisel zu nehmen … oder ihn zu töten. Luke landete einen halben Meter vor Jacens Lichtschwert und hieb schnell auf die Abwehr seines Neffen ein – zu schnell. Als er im Schein seiner eigenen Klinge kein Gesicht erhaschte, wusste Luke, dass etwas nicht stimmte, und hielt inne.

Was natürlich genau das war, worauf Jacen gewartet hatte.

Luke hatte kaum dazu angesetzt, sich umzudrehen, als eine dünne Rankenschlinge über seinen Kopf glitt und sich um seinen Hals zusammenzog, um Gift abzugeben und tief in sein Fleisch zu schneiden. Die Wunde schwoll an und brannte, als würde sie in Flammen stehen. Luke riss sein Lichtschwert um sich herum, versuchte, Jacen von seinem Rücken fernzuhalten, aber Jacen wirbelte bereits beiseite, zog seine Garrotte zu und brachte Lukes Körper zwischen sich und seine tödliche Klinge.

»Du hättest mich gehen lassen sollen, als du die Chance dazu hattest«, knurrte Jacen. »Jetzt bist du erledigt.«

Luke rammte Jacen einen Ellbogen in die Rippen, doch es war, als hätte er eine Permabetonwand getroffen. Anstatt den Kampf fortzusetzen, ging er zu einer Drehung über und nutzte die Macht, um sie beide gegen die nächste Mauer zu schleudern.

Jacen traf als Erster auf; sein Schädel krachte hart gegen den Durastahl. Die Garrotte lockerte sich ein wenig. Luke ließ sein Lichtschwert fallen und stemmte eine Hand gegen die andere, sodass er die Kraft beider Arme einsetzen konnte, Jacen den Ellbogen unters Kinn zu hämmern.

Die Garrotte erschlaffte vollends. Luke ließ der Attacke einen Hieb mit dem Handballen folgen, der dasselbe Ziel traf, und machte sich den Aufprall zunutze, um sich von seinem Widersacher abzustoßen und sich etwas Bewegungsfreiheit zu verschaffen.

Dann stieß Jacen einen markerschütternden Schrei aus und taumelte davon, eine schwarze Silhouette, die in der Dunkelheit der Folterkammer verschwand.

Luke wich benommen zurück und ließ sein Lichtschwert in die Hand schnellen, doch die Überraschung in Jacens Schrei verriet ihm, dass dies nicht bloß ein weiterer Trick war.

»Alles okay, Dad«, sagte Ben neben ihm. »Ich bin’s bloß.«

Ben nahm den Glühstab von Lukes Gürtel und aktivierte ihn. Jacen kroch durch die Folterkammer; der Griff eines Vibrodolchs ragte zwischen seinen Schulterblättern hervor. Sein Gesicht war entzündet und deformiert, seine zerfetzten Kleider rauchten, durch seine Kopfhaut war eine handgroße Fläche versengten Schädelknochens zu erkennen, und dennoch streckte er eine Hand nach seinem Lichtschwert aus.

Luke schaltete sein eigenes Lichtschwert wieder ein und deutete dann auf die Tür. »Erzwo ist im Hangar und macht ein Skiff startklar«, sagte er. »Geh und hilf ihm dabei, während ich das hier zu Ende bringe.«

»Auf keinen Fall.« Ben streckte seine freie Hand aus und ließ Jacens noch immer aktiviertes Lichtschwert in seinen Griff schnellen. »Der gehört mir

Bens Worte erschütterten Luke bis ins Mark – erschütterten und ängstigten ihn. Er konnte den Hass hören, der in seinem Sohn brannte, fühlte die Dunkelheit, die in seiner Machtaura waberte.

»Ich sagte nein.« Luke humpelte hinter seinem Sohn her und packte ihn an der Schulter. »Du darfst dich deinem Zorn nicht hingeben, Ben. Das habe ich bei Lumiya getan, und es hat mich bloß geschwächt. Aber wenn du dich jetzt von deinem Hass hinreißen lässt, bist du an die Dunkle Seite verloren. Ich kann sie bereits in dir spüren.«

»Die Dunkle Seite kümmert mich nicht.« Ben hielt noch immer Jacens Lichtschwert in der Hand und schwenkte die Klinge nachlässig im Zorn umher. »Jacen hat Mom umgebracht, und es war meine …«

»Denkst du das wirklich?«, unterbrach Luke ihn. Die Verwirrtheit seines Sohnes schmerzte ihn, aber zumindest verstand er endlich den Hass und die Wut, die in ihm brodelten, seinen Durst nach Rache. »Jacen hat Mara nicht umgebracht. Es war Alema – zumindest sieht es ganz danach aus.«

Ben runzelte die Stirn. »Alema?«

»Jaina und Zekk haben Hinweise gefunden, dass sie in der Nähe des Tatorts war.« Luke schob Ben auf die Tür zu. »Ich erkläre dir alles auf dem Rückweg nach Kashyyyk. Wir müssen hier verschwinden, bevor die übrigen Turbolaser in die Luft fliegen.«

Ben ließ zu, dass sein Vater ihn über die Schwelle in den Hangar drängte. »Die übrigen Turbolaser, Dad? Wie viele hast du denn sabotiert?«

»Vier«, sagte Luke. »Bloß die Langstreckengeschütze.«

»Dann habe ich Neuigkeiten für dich«, sagte Ben. »Sie sind bereits explodiert – als du mit Jacen gekämpft hast.«

Luke blickte zur Decke empor, nicht übermäßig überrascht darüber, dass ihm die Detonationen entgangen waren. »Dann sollten wir uns besser beeilen.« Er schlug auf ein Kontrollfeld an der Wand, und ein schweres Schott krachte nach unten, um Jacen in seiner Folterkammer einzusperren. »In Kürze wird der Sicherheitsdienst überall in diesem Teil des Schiffs nach Saboteuren suchen.«

»Was du nicht sagst.« Doch anstatt sich in Bewegung zu setzen und den Hangar zu durchqueren, leuchtete Ben mit dem Glühstab zurück in Richtung Folterkammer, als könne er Jacen irgendwie hinter der Durastahltür sehen, wo er seine Verteidigung gegen einen Angriff plante, der nicht erfolgen würde – zumindest nicht heute. »Dass sie am Tatort war, heißt nicht, dass Alema Mom ermordet hat, weißt du. Jacen war ebenfalls in der Nähe.«

»Das wissen wir alle.« Luke versuchte nicht, Ben mit sich fortzuziehen; diese Entscheidung musste Ben allein treffen. »Aber wenn ich mir nicht sicher sein kann, dass es Alema war, kannst du dir dann sicher sein, dass Jacen es getan hat?«

Ben atmete verbittert aus, und Luke war erleichtert zu spüren, wie sich der Hass in der Aura seines Sohnes zu Ungewissheit abschwächte.

Luke streckte seine Hand aus. »Gib mir das Lichtschwert, Ben. Dies ist nicht der richtige Moment, die Sache mit Jacen zu Ende zu bringen – und nicht auf diese Weise.«

Ben deaktivierte das Lichtschwert, händigte es ihm jedoch nicht aus. »Also lassen wir Jacen einfach so davonkommen?«, fragte er. »Damit, dass er Kashyyyk niedergebrannt und mich gefoltert hat, und mit allem anderen?«

»Natürlich nicht«, sagte Luke. »Aber wir werden ihn uns erst vornehmen, wenn die richtige Zeit dafür ist – die richtige Zeit für uns

Ben dachte einen Augenblick nach, ehe er fragte: »Versprichst du es?«

Luke nickte. »Wir müssen diesem Irrsinn ein Ende bereiten«, sagte er. »Und das werden wir auch – wenn unser Urteilsvermögen nicht von Schmerz und Wut getrübt ist.«

Ben stieß ein tiefes Seufzen aus, ehe er seinem Vater das Lichtschwert reichte. »In diesem Fall sollten wir wirklich schleunigst von hier verschwinden.« Er begann, durch den Hangar zu laufen. »Jacen hat immer noch sein Komlink.«